Illness name: rheumatoide arthritis

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Rheumatoide Arthritis

Von Mareike Müller , Ärztin
und Sabrina Kempe , Medizinredakteurin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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Sabrina Kempe

Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.

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Die Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis, primär chronische Polyarthritis) ist eine entzündliche Gelenkserkrankung, die schubweise verläuft. Jeder kann davon betroffen sein. Die Patienten leiden vor allem an den Fingern und Händen unter geschwollenen, schmerzenden und deformierten Gelenken. Mit konsequenter medikamentöser Therapie lassen sich Komplikationen der Erkrankung in vielen Fällen verhindern. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Rheumatoide Arthritis.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. M08 M05 M06

Kurzübersicht

  • Was ist Rheumatoide Arthritis (RA)? Eine nicht ansteckende, chronische und schubförmig verlaufende Entzündung im ganzen Körper.
  • Symptome : anfangs unspezifisch (z.B. Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Schweregefühl der Muskeln), gefolgt von Schwellungen und reißenden Schmerzen zuerst in kleinen Gelenken (Hände, Füße), später auch in größeren (z.B. Knie), Morgensteifigkeit, eingeschränkte Beweglichkeit
  • Ursachen : RA ist eine Autoimmunerkrankung – das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an. Die Ursache ist unklar; diskutiert werden erbliche Faktoren sowie Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Infektionen.
  • Behandlung : Medikamente, invasive Therapie (z.B. künstliches Gelenk), Physiotherapie (wie Massagen, Thermotherapie , Elektrotherapie ), Ergotherapie und Rehabilitation, gesunde Ernährung, ggf. Psychotherapie
  • Prognose : RA ist nicht heilbar. Mit der richtigen, lebenslangen Therapie lässt sich aber ein Ruhe der Erkrankung (Remission) erzielen. Unbehandelt werden dagegen zunehmend Knorpel, Knochen und Bindegewebe zerstört.
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Rheumatoide Arthritis: Definition

Der Begriff "Rheumatoide Arthritis" bedeutet übersetzt "Gelenkentzündung, die zum rheumatischen Formenkreis gehört". Früher wurde die Erkrankung auch als (primär) chronische Polyarthritis (poly = viele, Arthritis = Gelenkentzündung) bezeichnet.

Die Rheumatoide Arthritis ist aber eine systemische (also den ganzen Körper betreffende) Entzündung. Sie ist lang andauernd (chronisch) und verläuft bei vielen Patienten in Schüben. Rheumatische Symptome zeigen sich vor allem an den kleinen Gelenken der Hände und Füße.

Rheumatoide Arthritis: Wer ist betroffen?

Die Rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung der Welt. In Deutschland sind rund 550.000 Menschen davon betroffen. Rund zwei Drittel der Patienten sind weiblich. Obwohl die Rheumatoide Arthritis in jedem Alter auftreten kann, sind die meisten Patienten beim Ausbruch der Erkrankung zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Die Variante "Juvenile idiopathische Arthritis" (siehe unten) tritt bei etwa 0,1 Prozent der unter 18-Jährigen auf, also bei ungefähr 13.000 Kindern und Jugendlichen. Damit ist diese Form der Rheumatoiden Arthritis eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Minderjährigen.

Zehn Prozent aller RA-Patienten haben einen Verwandten ersten Grades (also zum Beispiel einen Elternteil), der ebenfalls Rheumatoide Arthritis hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass von eineiigen Zwillingen beide erkranken, liegt bei etwa 15 bis 20 Prozent.

Rheumatoide Arthritis: Besondere Formen

Es gibt einige besondere Formen von Rheumatoider Arthritis:

Caplan-Syndrom: Rheumatoide Arthritis in Kombination mit einer Quarzstaublunge ( Silikose ). Mediziner sprechen hier auch von Silikoarthritis. Das Caplan-Syndrom tritt typischerweise bei Arbeitern im Steinkohlebergbau auf.

Felty-Syndrom: Das Felty-Syndrom ist eine schwere Verlaufsform der Rheumatoiden Arthritis, die vorwiegend Männer betrifft. Neben der Gelenkentzündung ist die Milz geschwollen und die Zahl der weißen Blutkörperchen ( Leukozyten ) und Blutplättchen ( Thrombozyten ) vermindert.

Alters-Rheumatoide-Arthritis (late onset rheumatid arthritis, LORA): Die Alters-Rheumatoide-Arthritis ist eine häufige Erkrankung. Sie bricht erst nach dem 60. Lebensjahr aus und betrifft oft nur ein oder wenige große Gelenke. Zusätzlich bestehen oft Allgemeinsymptome wie Fieber, Leistungsknick, Gewichtsverlust und Muskelschwund.

Juvenile idiopathische Arthritis: Auch Juvenile Rheumatoide Arthritis genannt. Der Zusatz "juvenil" zeigt, dass diese Form der Rheumatoiden Arthritis junge Menschen (Kinder, Jugendliche) betrifft. Die Ursache der Erkrankung ist meist unklar. Man geht davon aus, dass bei den Betroffenen eine – teilweise unerkannte – bakterielle Infektion das Abwehrsystem stark aktiviert. Als Folge wird körpereigenes Gewebe zerstört (Autoimmunreaktion).

Systemische Arthritis: Sie ist eine Unterform der Juvenilen idiopathischen Arthritis. Neben Gelenkschmerzen treten hier Fieberschübe auf. Oft entwickeln sich zusätzlich ein fleckiger Hautausschlag und Lymphknotenschwellungen. Die Krankheit befällt darüber hinaus auch andere Organsysteme wie Leber oder Milz. Beim Erwachsenen tritt diese seltene Erkrankung ebenfalls auf, wobei sie dann als Morbus Still bezeichnet wird.

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Rheumatoide Arthritis: Symptome

Die Rheumatoide Arthritis beginnt mit unspezifischen Symptomen wie

  • Abgeschlagenheit
  • leichtem Fieber
  • Schweregefühl der Muskulatur
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Depression

Viele Patienten denken dann zunächst an einen grippalen Infekt oder eine Sportverletzung. Erst im weiteren Verlauf zeigen sich typische Rheumatoide Arthritis-Symptome. Dazu gehören Schwellungen und ziehende, reißende (rheumatische) Schmerzen der kleinen Gelenke an den Fingern und Füßen. In der Regel sind beide Hände beziehungsweise Füße gleichzeitig betroffen ( symmetrischer Befall ). Vor allem ein kräftiger Händedruck löst bei den Patienten starke Schmerzen aus (Gaenslen-Zeichen).

Zudem fühlen sich die Gelenke morgens steif an. Diese Morgensteifigkeit dauert mehr als eine halbe Stunde an und ist mit Bewegungseinschränkungen und Kraftlosigkeit verbunden. So fällt es Betroffenen zum Beispiel plötzlich schwer, eine Kaffeetasse zu halten.

Rheumatoide Arthritis an der Hand kann außerdem zu Durchblutungsstörungen einzelner Finger führen.

Später können zur Körpermitte hin gelegene größere Gelenke ebenfalls betroffen sein , zum Beispiel Ellenbogen , Schulter- und Kniegelenk oder die obere Halswirbelsäule . An den Fingerendgelenken (distale Interphalangealgelenke, DIPs) sowie an der Brust- und Lendenwirbelsäule macht sich die Rheumatoide Arthritis dagegen normalerweise nicht bemerkbar.

Gehen Sie bei Gelenkschwellungen und -schmerzen so früh wie möglich zum Arzt! Wird Rheumatoide Arthritis in den ersten sechs Monaten erkannt und gleich behandelt, können die Gelenke am ehesten vor Zerstörung bewahrt werden.

Weitere Rheumatoide Arthritis -Symptome

Die Rheumatoide Arthritis kann neben den Gelenken auch andere Strukturen angreifen. Auf diese Weise können entstehen:

  • Karpaltunnelsyndrom : Einengung des mittleren Armnervs (Nervus medianus) am Handgelenk durch verdickte, entzündete Sehnenscheiden
  • Sulcus-ulnaris-Syndrom: Irritation des Ellennervs (Nervus ulnaris) am Ellenbogen
  • Baker-Zyste: Flüssigkeitsansammlung in der Kniekehle, die das Beugen beeinträchtigen kann
  • Rheumaknoten: knotige Strukturen, die sich im Unterhautfettgewebe entlang der Sehnen oder an Druckstellen bilden
  • Sicca-Syndrom (sekundäres Sjögren-Syndrom ): Funktionsstörung der Speichel- und Tränendrüsen

Rheumatoide Arthritis: Organmanifestationen

Die Rheumatoide Arthritis kann auch die inneren Organe befallen. Mögliche Folgen sind:

  • Herzklappenveränderungen
  • Lungenfellentzündung (Pleuritis)
  • bindegewebiger Umbau der Leber (Leberfibrose)
  • Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
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Rheumatoide Arthritis: Ursachen und Risikofaktoren

Die genaue Ursache für Rheumatoide Arthritis ist bis heute nicht bekannt. Es gibt aber verschiedene Theorien zur Krankheitsentstehung.

Zum einen scheinen genetische Faktoren einen Einfluss zu haben. Dafür spricht, dass die Rheumatoide Arthritis gehäuft in Familien vorkommt.

Zusätzlich haben viele Patienten Gemeinsamkeiten in den sogenannten HLA-Genen. HLA steht für "Human Leukocyte Antigen". Die HLA-Eiweiße markieren Zellen als körpereigen oder körperfremd. So weiß das Immunsystem, welche Zellen (körperfremde) angegriffen werden sollen und welche nicht (körpereigene). Bestimmte Veränderungen in den HLA-Genen können jedoch dazu führen, dass diese Unterscheidung nicht mehr klappt und das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift (Autoimmunreaktion). Auf diese Weise kann die Rheumatoide Arthritis entstehen, vermuten Experten.

Untersuchungen haben gezeigt, dass rund 70 Prozent der Rheumatoide Arthritis-Patienten das HLA-Gen DR4/DRB1 in sich tragen. In der gesunden Bevölkerung haben nur etwa 25 Prozent der Menschen diese Genvariante.

Eine weitere mögliche Ursache für die Rheumatoide Arthritis sind Umwelteinflüsse im Sinne von Infektionen sowie Allergien . Möglicherweise sind Krankheitserreger wie zum Beispiel Herpes- oder Rötelnviren Auslöser der Erkrankung. Auch Rauchen und Übergewicht können – wenn weitere Risikofaktoren vorhanden sind – zum Ausbruch der Krankheit beitragen.

Rheumatoide Arthritis: Schrittweise Gelenkzerstörung

Gelenke sind von einer Gelenkkapsel umgeben. Die innere Schicht der Gelenkkapsel ist mit der Gelenkschleimhaut (auch Gelenkinnenhaut oder Synovialis genannt) überzogen. Diese Gelenkschleimhaut produziert die Synovialflüssigkeit, um das Gelenk zu schmieren.

Das Immunsystem von Menschen mit Rheumatoider Arthritis bildet Antikörper gegen die eigene Gelenkschleimhaut ( Autoantikörper ). Sie entzündet sich daraufhin chronisch und verdickt sich. Nun werden weitere entzündungsfördernde Stoffe freigesetzt. Diese Mediatoren (zum Beispiel TNF-α oder Interleukin-1) führen zu einem erneuten Aufflammen der Entzündung. Sie sorgen dafür, dass weitere Immunzellen einwandern und durch eine Vermehrung von Bindegewebszellen ein sogenannter Pannus entsteht. Er überwuchert und zerstört den Gelenksknorpel und kann auch in den darunter liegenden Knochen hineinwachsen.

Neben der Entzündung der Gelenkschleimhaut entwickelt sich so schrittweise auch eine Gelenksentzündung (Arthritis), eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) und eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis). Letztlich kommt es zu Fehlstellungen sowie sogenannten Ankylosen (Versteifungen der Gelenke).

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Rheumatoide Arthritis: Behandlung

Für die Rheumatoide Arthritis-Therapie gilt das Motto "hit hard and early", auf Deutsch also "hart und früh zuschlagen". Auf diese Weise kann man in vielen Fällen die Entzündung nachhaltig unterdrücken und so die drohende Gelenkzerstörung verhindern oder zumindest lange hinauszögern. Mit der Behandlung sollte bereits in den ersten drei Monaten nach Ausbruch der ersten Symptome begonnen werden. Dann ist sie am effektivsten.

Es gibt verschiedene Medikamente , mit denen die Rheumatoide Arthritis behandelt wird. Zusätzlich bieten sich noch unterstützende Maßnahmen wie Krankengymnastik, Wärmetherapie, Entspannungstherapie oder alternative Heilmethoden an. Unumstritten ist aber die Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie.

Sorgfältige Therapieplanung

Die Rheumatoide Arthritis verläuft bei jedem Patienten individuell. Deshalb wird Ihr Arzt, die Therapie auf Ihre Bedürfnisse so gut es geht abstimmen. Dies gelingt aber nur, wenn Sie und Ihr Arzt offen miteinander sprechen und sie gemeinsam die Therapieentscheidungen treffen. Folgende Fragen könnten für Sie wichtig sein und sollten Sie deshalb mit Ihrem Rheumatologen besprechen:

  • Welches Ergebnis ist durch die Behandlung zu erwarten?
  • Welche Nebenwirkungen und Komplikationen können auftreten?
  • Wie lange wird die Behandlung voraussichtlich dauern?
  • Darf ich während der Behandlung meinen normalen Lebensgewohnheiten nachgehen?
  • Vertragen sich die Medikamente mit meinen bereits einzunehmenden Medikamenten (etwa gegen Bluthochdruck etc.)?

Wenn Sie im Gespräch mit Ihrem Arzt etwas nicht verstanden haben, dann fragen Sie nach. Auch ein paar Tage Bedenkzeit oder eine Zweitmeinung können sinnvoll sein, falls Sie unsicher sind. Die Rheumatoide-Arthritis-Therapie ist eine umfassende und langfristige Maßnahme, die optimal geplant werden sollte.

Sechs Wochen nach Behandlungsbeginn sollen in einem ersten Kontrolltermin die Verträglichkeit und die Richtigkeit der Dosierung Ihrer Medikamente überprüft werden. Weitere drei Monate später sollte sich die Krankheitsaktivität bereits um die Hälfte verbessert haben. Nach sechs Monaten sollte dank der Medikamente eine nahezu vollständige Entzündungs- und Beschwerdefreiheit (Remission) erreicht sein. Falls das bei Ihnen nicht der Fall ist, sollte Ihr Rheumatologe die Therapie anpassen.

Rheumatoide Arthritis: Therapie mit Medikamenten

Es gibt verschiedene Arzneimittel gegen Rheumatoide Arthritis. Man unterscheidet dabei sogenannte Basistherapeutika ("disease modifying antirheumatic drugs", DMARD), Glukokortikoide und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR):

  • DMARD sind krankheitsmodifizierende Medikamente – sie modulieren die überschießende Immunreaktion und können so den Krankheitsverlauf verlangsamen oder sogar aufhalten. Die Symptome gehen dann zurück, und die Gelenke werden möglichst vor weiterer Zerstörung bewahrt.
  • Glukokortikoide ("Kortison") sind entzündungshemmende Hormone und werden auch natürlicherweise in der Nebennierenrinde gebildet. Bei Rheumatoider Arthritis als Medikament verabreicht sind sie besonders wirksam und können gegen krankheitsbedingte Gelenkschäden helfen.
  • NSAR (z.B. Diclofenac , Ibuprofen , Naproxen , Indometacin ) lindern Schmerzen im akuten Schub und sind teilweise auch entzündungshemmend.

Therapiestart

Zu Beginn der Erkrankung wird der wichtigste Vertreter der konventionellen synthetischen DMARD (csDMARD) gegeben: Methotrexat (MTX). Dieser Wirkstoff ist bisher am intensivsten untersucht worden.

Bei manchen Patienten darf Methotrexat nicht gegeben werden – aufgrund von Begleiterkrankungen, Medikamentenwechselwirkungen oder Unverträglichkeit. Dann kann die Therapie der Rheumatoiden Arthritis auch mit den Wirkstoffen Leflunomid oder Sulfasalazin begonnen werden. Diese Substanzen gehören ebenfalls zu den csDMARDs und sind ähnlich wirksam wie MTX.

Da es mehrere Wochen dauert, bis die csDMARDs ihre Wirkung voll entfalten, verschreibt Ihnen der Arzt zu Beginn der Therapie zusätzlich entzündungshemmende Glukokortikoide (Kortison). In besonders schwer betroffene Gelenke kann Ihr Arzt die Glukokortikoide auch direkt injizieren.

Aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen eignen sich Glukokortikoide aber nicht als langfristige Basistherapie. Ihr Rheumatologe senkt deshalb die Startdosis (10 bis 30 mg Prednisolon pro Tag) innerhalb von acht Wochen deutlich. Nach drei bis sechs Monaten kann man idealerweise ganz auf Glukokortikoide verzichten.

Tipp: Nehmen Sie Kortisontabletten in den frühen Morgenstunden ein. Zu dieser Zeit bildet der Körper selbst ebenfalls das entzündungshemmende Hormon. Sie folgen mit der morgendlichen Einnahme also dem natürlichen Produktionsrhythmus Ihres Körpers.

Anfangs können Sie Schmerzen und Morgensteifigkeit mit NSAR unterdrücken. Aber auch diese Medikamente sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht für die langfristige Einnahme geeignet. Wenn Sie gut auf die DMARD-Behandlung ansprechen, können Sie deshalb die NSAR absetzen.

Weiterführende Therapie

Lässt sich zwölf Wochen nach Behandlungsbeginn noch kein Effekt feststellen, dann müssen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt über eine neue Behandlungsstrategie entscheiden. Verläuft Ihre Rheumatoide Arthritis leicht und sind die Aussichten günstig, die Krankheit zu beherrschen, werden weitere konventionelle DMARDs zusammen mit MTX eingesetzt – entweder die Dreierkombination mit Sulfasalazin und Hydroxychloroquin (Antimalariamittel) oder die Zweierkombination mit Leflunomid.

Konnte die (angepasste) medikamentöse Therapie auch nach einem halben Jahr die Rheumatoide Arthritis noch nicht erfolgreich eindämmen, erhalten Sie biologische DMARD – auch Biologica (Biologicals) genannt – oder zielgerichtete synthetische DMARDs ("targeted synthetic Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug", abgekürzt tsDMARD). Diese werden möglichst mit MTX kombiniert. Solche Medikamente bekommen Sie auch dann, wenn Ihre Erkrankung einen schwereren Verlauf nimmt und nach drei Monaten noch keine ausreichende Besserung eingetreten bzw. nach einem halben Jahr das Behandlungsziel noch nicht erreicht ist.

>>>Biologika sind biotechnologisch hergestellte Eiweiße, die in immunologische Vorgänge des Körpers eingreifen. Sie fangen entzündungsfördernde Botenstoffe im Blut ab. Zu ihnen zählen:

  • TNF-α-Hemmer (Adalimumab, Etanercept, Infliximab , Certolizumab, Golimumab)
  • T-Zell-Aktivierungshemmer (Abatacept)
  • Interleukin-6-Rezeptor-Antikörper (Tocilizumab, Sarilumab)
  • B-Zell-Antikörper ( Rituximab )
  • Interleukin-1-Konkurrent (Anakinra)

Ist der Patentschutz für eines dieser Original-Biologika abgelaufen, können auch ähnliche biotechnologische hergestellte Arzneimittel (sogenannte Biosimilars ) gegeben werden. Diese lassen sich laut der medizinischen Leitlinie zur Rheumatoiden Arthritis in gleicher Weise wie die Original-Biologika einsetzen.

>>>Zielgerichtete synthetische DMARDs sind die neueste Untergruppe der Basismedikamente bei Rheumatoider Arthritis. Im Gegensatz zu Biologika werden sie nicht biotechnologisch, sondern wie die konventionellen DMARDs synthetisch hergestellt.

Die Wirkstoffe hemmen innerhalb der Zellen gezielt ein bestimmtes Molekül und unterbrechen dadurch einen entzündungsfördernden Signalweg, der für die Entstehung von Rheumatoider Arthritis mitverantwortlich ist. Bisher sind zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis von dieser Wirkstoffgruppe die Janus-Kinase(JAK)-Hemmer Baricitinib, Tofacitinib und Upadacitinib zugelassen.

Welche Wirkstoffe am besten helfen, ist von Patient zu Patient verschieden. Hat man die passenden Medikamente gefunden, wird ihre Dosis nach Abklingen eines Krankheitsschubs schrittweise gesenkt. Ziel ist es, die sogenannte Erhaltungsdosis zu ermitteln - jene Dosis, die hoch genug ist, die Rheumatische Arthritis in Schach zu halten, aber gleichzeitig so niedrig, dass die Nebenwirkungen noch vertretbar sind.

Therapiekontrolle

Ab der Diagnose sollte Ihre Rheumatoide Arthritis alle drei Monate hinsichtlich Krankheitsaktivität und Verlauf von Ihrem Rheumatologen begutachtet und dokumentiert werden. Dafür nutzt der Arzt verschiedene Scoringsysteme wie zum Beispiel:

  • Disease Activity Score von 28 Gelenken (DAS28)
  • Clinical Disease Activity Index (CDAI)
  • Simplified Disease Activity Index (SDAI)

Mithilfe dieser Systeme lässt sich anhand der Zahl der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke, Ihres Befindens und ggf. Ihrer Entzündungswerte beurteilen, wie gut Sie auf die Therapie ansprechen oder ob diese vielleicht angepasst werden sollte.

Rheumatoide Arthritis: Nebenwirkungen der Medikamente

Alle genannten Wirkstoffe können Nebenwirkungen haben. Diese richten sich nach der Dosis und sind zudem von Patient zu Patient verschieden – manche Menschen leiden stärker unter ihnen als andere. In folgender Tabelle finden Sie MS-Medikamente mit der Art ihrer Anwendung (meist oral, also etwa als Tablette) sowie den wichtigsten Nebenwirkungen

Wirkstoff

Art der Anwendung

Wichtige Nebenwirkungen

Methotrexat (MTX)

oral

Blutbildveränderungen, Nieren- und Leberschäden, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen , Hautausschlag

TNF-alpha-Hemmer

Infusion oder Spritze unter die Haut

Infektionen, Schmerzen am Verabreichungsort, Infusionsreaktionen, Bauchschmerzen , Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, verminderte Anzahl an Leukozyten, erhöhte Blutfettwerte

Interleukin-6-Hemmer (Tocilizumab, Sarilumab)

intravenös (Infusion, Spritze) oder Spritze unter die Haut

Infektionen der oberen Atemwege (mit Husten , verstopfter Nase , Hals- und Kopfschmerzen), Infusionsreaktionen (mit Fieber, Schüttelfrost , Abgeschlagenheit)

B-Zell-Antikörper (Rituximab)

Infusion (kombiniert mit MTX)

Infektionen, allergische Reaktionen, Blutdruckveränderungen, Übelkeit, Ausschlag, Juckreiz , Fieber, laufende oder verstopfte Nasen und Niesen, Zittern, beschleunigter Herzschlag und Müdigkeit, Kopfschmerzen, Laborwertveränderungen, Infusionsreaktionen (mit Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit)

Interleukin-1-Konkurrent (Anakinra)

Spritze unter die Haut

Kopfschmerzen, Reaktionen an der Einstichstelle, erhöhter Cholesterinspiegel

JAK-Hemmer

oral

Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Durchfall

NSAR

oral

Magen-Darm-Beschwerden (wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magen-Darm-Blutung), Nierenfunktionsstörung, Wassereinlagerung in den Beinen, zentralnervöse Störungen (wie Hör- oder Sehstörungen , Ohrensausen, Schwindel , Kopfschmerzen, Müdigkeit)

Glukokortikoide

meist oral

u.a. Osteoporose , erhöhtes Infektionsrisiko, Bluthochdruck, psychische oder neurologische Störungen, Wachstumsstörungen bei Kindern

Während der Schwangerschaft darf eine Rheumatoide Arthritis nur mit Ciclosporin , Azathioprin und Sulfsalazin behandelt werden, um das ungeborene Kind nicht zu gefährden. Außerdem sollten MTX und Leflunomid bereits Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden.

Rheumatoide Arthritis: Invasive Therapie

Die Rheumatische Arthritis kann auch mit einer invasiven Therapie behandelt werden, also mit Maßnahmen, die mit einem Eingriff in den Körper verbunden sind. Dazu gehören:

  • Gelenkpunktion : Bei einem Erguss im betroffenen Gelenk kann dieses punktiert werden, um die Flüssigkeit abzulassen und so die Beschwerden zu lindern.
  • Radiosynoviorthese (RSO) : Hierbei werden radioaktive Substanzen in stark entzündete Gelenke eingebracht. Auf diese Weise kann nach einigen Monaten in einzelnen Gelenken Schmerzfreiheit erzielt werden.
  • Synovektomie : Bei dieser Operation wird die Gelenkschleimhaut (Synovialis) entfernt, die entscheidend zum Beschwerdebild der Rheumatoiden Arthritis beiträgt.
  • Gelenkersatz : Wurde ein Gelenk durch die Rheumatoide Arthritis zerstört, kann es unter Umständen durch eine Prothese ersetzt werden.

Bei allen invasiven Methoden muss auf das strengste Einhalten der hygienischen Vorschriften geachtet werden, da sich Gelenke leicht infizieren können.

Rheumatoide Arthritis: Physiotherapie

Eine Rheumatoide Arthritis sollte nicht nur medikamentös, sondern zusätzlich auch mittels Physiotherapie behandelt werden. Diese kann:

  • die Beweglichkeit der Gelenke verbessern
  • die Muskeln kräftigen oder entspannen
  • Fehlstellungen vorbeugen
  • Schmerzen lindern

Zur Physiotherapie zählen verschiedene Methoden und Techniken:

Spezielle Handgriffe der Manualtherapie ( manuellen Therapie ) können Gelenkblockaden lösen und die Beweglichkeit wieder herstellen. Massagen helfen gegen Muskelverspannungen.

Bei Rheumatoider Arthritis eignet sich unterstützend auch eine Thermotherapie :

  • Kälteanwendungen helfen in Phasen der akuten Entzündung, den Schmerz zu lindern und die Entzündung zu hemmen.
  • Wärmeanwendungen können in Phasen der Remission (vorübergehendes Nachlassen der Beschwerden) sinnvoll sein, um den Stoffwechsel anzuregen und die Durchblutung zu fördern. Das kann Verspannungen lösen.

Wenn Sie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben (wie Bluthochdruck, Herzschwäche), sollten Sie auf die Thermotherapie verzichten.

Gleichströme und Wechselströme im Rahmen der Elektrotherapie eignen sich ebenfalls zur unterstützenden Behandlung der Rheumatoiden Arthritis. Sie haben in verschiedenen Frequenzen unterschiedliche Wirkungen:

  • Eine Niederfrequenztherapie hat schmerzlindernde und durchblutungsfördernde Eigenschaften.
  • Die Mittelfrequenztherapie stärkt die Muskeln.
  • Die Hochfrequenztherapie ist eine Wärmebehandlung mit Tiefenwirkung.

Wenn Sie einen Herzschrittmacher und/oder Metall-Implantate (wie einen Gelenkersatz) haben, sind Strombehandlungen bei Ihnen gar nicht oder nur mit Einschränkungen erlaubt.

Rheumatoide Arthritis: Ergotherapie und Rehabilitation

Nimmt die Rheumatoide Arthritis einen schweren Verlauf, müssen Sie Ihre Lebensführung an die Erkrankung anpassen. Im Rahmen der Ergotherapie und Rehabilitation können Sie Aktivitäten des alltäglichen Lebens (in Haushalt, Beruf und Freizeit) trainieren, um Ihre Selbständigkeit zu erhalten (Ergotherapie) oder wiederherzustellen (Rehabilitation). Trainiert werden können zum Beispiel das möglichst belastungsarme Öffnen von Getränkeflaschen, das Hantieren mit Besteck, Aufstehen und Anziehen.

Rheumatoide Arthritis: Alternativmedizin

Auch die Alternativmedizin wie Homöopathie oder Traditionelle chinesische Medizin (TCM) werden von Patienten gern zusätzlich zur medikamentösen Behandlung genutzt. Beliebt ist zudem die Naturheilkunde: Es gibt mehrere Pflanzen, die Beschwerden der Rheumatoiden Arthritis lindern können. Dazu zählen unter anderem:

  • Brennnessel (entzündungshemmend, schmerzlindernd)
  • Weidenrinde (schmerzlindernd, fiebersenkend)
  • Teufelskralle (entzündungshemmend, schmerzlindernd)
  • Weihrauch (entzündungshemmend)

Sprechen Sie alternative Therapien immer mit Ihrem Rheumatologen ab. Diese Methoden können die medikamentöse Behandlung der Rheumatoiden Arthritis nur ergänzen und unterstützen, aber nicht ersetzen.

Rheumatoide Arthritis: Psychologische Unterstützung

Psychologische Unterstützung kann Schmerz, Stress und Behinderungen im Alltag vermindern sowie Ihre Lebensqualität verbessern. Dafür kann Ihnen Ihr Psychotherapeut zu Entspannungstechniken empfehlen wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training. Um besser mit den Beschwerden umgehen zu können, vermittelt er Ihnen bei Bedarf auch Schmerz-, Krankheits- und Stressbewältigungsprogramme.

Rheumatoide Arthritis: Hilfsmittel

Um im Alltag besser mit der Erkrankung zurecht zu kommen, gibt es verschiedene Hilfsmittel, deren Kosten bei Rheumatoider Arthritis oft von der Krankenkasse übernommen werden:

Orthopädische Schuhe und Einlagen : Mittelfuß-, Ballen- oder Zehenrollen geben Halt und sorgen dafür, dass sich der Druck besser verteilt. Fersenkeile stützen den verkürzten Fuß hinten ab. Schuh-Sonderanfertigungen passen sich an die veränderte Fußform an. Weiche Einlagen oder Gehsohlen dämpfen angenehm.

Schienen mit und ohne Gelenk : Abstützende Schienen oder Bandagen erhalten die Beweglichkeit des Gelenks und nehmen übermäßigen Druck weg. Es gibt außerdem bewegliche Schienen, die über Scharniere Bewegungsrichtung und -ausmaß der Gelenke absichern. Erhältlich sind auch immobilisierende Schienen, die ein Gelenk über Nacht oder bei akuten Schmerzen ruhigstellen.

Gehhilfen : Je nach Grad der Gehbehinderung hilft ein einfacher Gehstock mit oder ohne Spezialgriff, eine Unterarmgehstütze oder die Achselkrücke. Beim Gehen geben sie die nötige Sicherheit. Bei besonders ausgeprägter Gehbehinderung kann auch ein sogenannter Rollator hilfreich sein. Das ist ein Gehwagen mit Bremsen, Sitzbrett und kleinem Stauraum, der längere Wege oder einen selbständigen Einkauf ermöglicht.

Spezielle Hilfsmittel : Toilettensitzerhöhung, Haltegriffe, Duschrollstuhl und Badewannenlift erleichtern auch bei starken Einschränkungen der Beweglichkeit die gründliche Körperhygiene ohne fremde Hilfe - eine wichtige Voraussetzung für eine gute Lebensqualität.

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Rheumatoide Arthritis: Was können Sie selbst tun?

Bei Rheumatoider Arthritis müssen Sie sich nicht nur auf andere verlassen, wenn es um Ihr Wohlbefinden und die Krankheitsbewältigung geht. Sie können auch selbst aktiv werden:

Patientenschulung

In einer Patientenschulung lernen Sie Ihre Erkrankung besser kennen. Außerdem erfahren Sie, wie sich die Krankheit, die dazugehörigen Schmerzen und der entstehenden Stress besser bewältigen lassen. Je besser Sie informiert sind, desto besser können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt über die Behandlung entscheiden. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat solche Patientenschulungen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rheuma-Liga entwickelt.

Selbsthilfegruppen

Gemeinsam lässt sich die Rheumatoide Arthritis leichter bewältigen. Deshalb sollten Sie sich nach Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe für Rheumakranke anschließen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr wertvoll und hilfreich sein! Informationen finden Sie zum Beispiel unter: www.rheuma-liga.de.

Sport und Rauchverzicht

Schmerzende Gelenke verleiden oft die Lust auf Bewegung bei Rheumatoider Arthritis. Sport sollten Sie trotzdem regelmäßig machen: Ausdauersport hilft Ihnen, sich besser zu fühlen und Ihren Körper fit zu halten. So können Sie schmerzhaften Muskelverspannungen vorbeugen.

Außerdem sollten Sie nicht (mehr) rauchen. Der Verzicht auf Nikotin kann den Verlauf der Rheumatoiden Arthritis positiv beeinflussen.

Ernährung

Auch die Ernährung ist ein wichtiges Thema bei Rheumatoider Arthritis. Sie sollte ihren Schwerpunkt nicht auf tierischen, sondern auf pflanzlichen Lebensmitteln haben. Der Grund: Fleisch, Wurst, Eier & Co. enthalten Arachidonsäure - eine Fettsäure, die der Körper als Baustein für Schmerz- und Entzündungsstoffe (Prostaglandine) verwendet.

In pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Nüssen findet sich keine Arachidonsäure – dafür aber reichlich Vitamine, Mineralstoffe und andere Substanzen, die dem kranken Körper gut tun.

Mehr darüber und warum Fisch trotz seiner tierischen Herkunft wichtig für Menschen mit Rheumatoider Arthritis ist, erfahren Sie im Beitrag " Ernährung bei Rheuma ".

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Rheumatoide Arthritis: Untersuchungen und Diagnose

Die meisten Rheumatoide Arthritis-Patienten suchen zuerst ihren Hausarzt auf. Die unspezifischen Symptome zu Beginn der Erkrankung werden oft als harmloser grippaler Infekt fehlgedeutet. Wenn Rheumatoide Arthritis in Ihrer Familie bekanntermaßen schon vorkommt, wird Ihr Hausarzt Sie an einen Rheumatologen überweisen. Dieser kann mit viel Erfahrung und großem Fachwissen die richtige Diagnose stellen und die notwendige Therapie einleiten.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Um eine Rheumatoide Arthritis zu diagnostizieren, befragt der Arzt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte ( Anamnese ). Mögliche Fragen sind:

  • Leidet in Ihrer Familie jemand an Rheuma?
  • Wann sind die Beschwerden am schlimmsten?
  • Welche Gelenke sind betroffen?
  • Haben Sie neben Gelenkschmerzen noch weitere Symptome bemerkt?

Auf das Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt schaut sich zum Beispiel Ihre Finger- und Handgelenke genau an und prüft deren Beweglichkeit.

Blutuntersuchung

Wichtig für die Diagnosefindung ist auch eine Blutuntersuchung . Wie bei anderen Entzündungen im Körper zeigen sich auch bei Rheumatoider Arthritis auffällige Veränderungen von Blutwerten:

  • erhöhtes CRP (C-reaktives-Protein)
  • stark beschleunigte BSG ( Blutsenkungsgeschwindigkeit )
  • erniedrigtes Hb ( Hämoglobin = roter Blutfarbstoff)
  • erhöhtes Coeruloplasmin
  • erhöhte α2- und γ-Bande in der Elektrophorese

Außerdem entwickeln Rheuma-Patienten oft eine Blutarmut (Anämie).

Laborwerte, die auf eine Rheumatoide Arthritis (RA) hindeuten können, sind der Rheumafaktor , Anti-CCP-Antikörper und weitere Autoantikörper:

  • Rheumafaktor : Der Begriff bezeichnet Antikörper gegen sogenannte Fc-Fragmente von Antikörpern der Klasse IgG. Sie lassen sich bei den meisten RA-Patienten nachweisen. Dann liegt eine sogenannte seropositive Rheumatoide Arthritis vor. Fehlt der Rheumafaktor trotz vorhandener RA, handelt es sich um eine seronegative Rheumatoide Arthritis.
  • Anti-CCP-Antikörper : Sie richten sich gegen cyclisches citrulliniertes Peptid: Citrullin ist eine Eiweißbaustein (Aminosäure), der in größerer Menge im Gerinnungsstoff Fibrin vorkommt, im restlichen Körper aber nur selten. Fibrin wird nicht nur bei der Blutgerinnung , sondern auch bei Entzündungen in Gelenken freigesetzt. Wo Citrullin-Antikörper andocken, muss also auch eine Entzündung sein, so die Theorie. Anti-CCP-Antikörper sind oft schon früh und bei vielen Patienten mit Rheumatoider Arthritis im Blut nachweisbar.
  • Weitere Autoantikörper wie zum Beispiel ANA (antinukleäre Antikörper) sind bei wenigen RA-Patienten nachweisbar.

Rheumatoide Arthritis: Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren helfen bei der Diagnosefindung und der Ermittlung des Krankheitsstadiums.

Röntgenaufnahmen von Händen und Füßen lassen vor allem im fortgeschrittenen Stadium Veränderungen der Gelenke, die sich durch die Rheumatoide Arthritis ergeben, gut erkennen, zum Beispiel:

  • Verschmälerungen des Gelenkspaltes
  • Knorpelschwund
  • Verknöcherungen
  • Gelenkauskugelungen (Dislokationen)

Andere bildgebende Verfahren , die helfen können, eine Rheumatoide Arthritis zu diagnostizieren, sind:

  • Ultraschall (Sonografie): Darstellung von Gelenkergüssen und Verdickungen der Sehnen
  • Szintigrafie (nuklearmedizinische Untersuchung): Darstellung eines vermehrten Stoffwechsels im entzündeten Gebiet
  • Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT): Darstellung früher Veränderungen zu Erkrankungsbeginn

Rheumatoide Arthritis: Abgrenzung zu ähnlichen Erkrankungen

Es gibt viele Krankheiten, die mit Gelenksbeschwerden einhergehen. Daher ist es bei der Diagnosefindung wichtig, eine Rheumatoide Arthritis gegen diese Erkrankungen abzugrenzen. Es zählen dazu unter anderem:

  • Morbus Bechterew
  • Psoriasis-Arthritis
  • Polymyalgia rheumatica
  • Sjögren-Syndrom
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
  • Rheumatisches Fieber (postinfektiös)
  • Gicht
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Rheumatoide Arthritis: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Rheumatoide Arthritis verläuft schubweise. Das bedeutet, stark entzündliche, schmerzhafte Zustände wechseln sich mit symptomlosen Phasen ab. Zu Beginn der Erkrankung gibt es häufig mehr Schübe. Insgesamt verläuft die Rheumatoide Arthritis in Stadien , eingeteilt nach den vorherrschenden Symptomen:

  • Stadium 1: Schubweises Auftreten von Gelenkschwellungen und -schmerzen, Morgensteifigkeit und allgemeine Krankheitszeichen.
  • Stadium 2: Fortschreitende Abnahme der Gelenkbeweglichkeit, Muskel- und Knochenschwund, Mitbeteiligung des Bindegewebes (Kapseln, Sehnenscheiden, Schleimbeutel).
  • Stadium 3: Beginnende Zerstörung von Gelenkknorpel und Knochen. Allmähliche Schädigung des Bindegewebes (Lockerung der Bänder und Gelenkkapsel), dadurch Instabilität und Fehlstellung der Gelenke. Zunehmend eingeschränkte Beweglichkeit. Ausbreitung der Krankheit auf andere Regionen (Halswirbelsäule, große Gelenke, Kiefergelenke).
  • Stadium 4: Beginnende Gelenkversteifung, grobe Verformungen; weitgehende Invalidität und Unbeweglichkeit. Die Patienten sind im Alltag auf fremde Hilfe angewiesen.

Der genaue Verlauf der Erkrankung kann von Patient zu Patient verschieden sein.

Rheumatoide Arthritis: Prognose

Rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar , und es lässt sich kaum vorhersagen, wie sie im Einzelfall verlaufen wird. Allerdings lässt sich anhand verschiedener Faktoren eine grobe Prognose abschätzen:

  • Wenn der Rheumafaktor im Blut vorliegt, die CCP-Antikörper besonders hoch sind und der Patient Raucher ist, kann man von einem schweren Verlauf ausgehen.
  • Schwere Verläufe zeigen sich auch bei jungen Patienten, bei denen mehr als 20 Gelenke betroffen sind. Weil sich bei ihnen die Rheumatoide Arthritis oft auch außerhalb der Gelenke (extraartikulär) manifestiert, ist ihre Lebenserwartung im Vergleich zur gesunden Bevölkerung verringert.

Außerdem gilt: Während einer Schwangerschaft bessern sich die Symptome der Rheumatoiden Arthritis oft.

In jedem Fall ist es wichtig, eine Rheumatoide Arthritis möglichst frühzeitig und richtig zu behandeln. Dann lässt sich ein Ruhen der Erkrankung (Remission) erzielen. Dafür ist es notwendig, dass die Patienten ihre Medikamente ihr Leben lang einnehmen und sich kontinuierlich von ihrem Rheumatologen betreuen lassen – auch in Phasen, in denen die Krankheit ruht. So kann ein erneutes Aufflammen der Rheumatoiden Arthritis frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Folgen bei unzureichender oder fehlender Behandlung

Wird die Rheumatoide Arthritis nicht ausreichend und richtig behandelt, werden zunehmend Knorpel, Knochen und Bindegewebe zerstört. Daraus resultieren typische Deformitäten der Finger und Füße:

  • Ulnardeviation der Finger (die Finger weisen in Richtung des kleinen Fingers)
  • Knopflochdeformität (Beugefehlstellung im Fingermittelgelenk, Überstreckung im Fingerend- und -grundgelenk)
  • Schwanenhalsdeformität (Beugefehlstellung im Fingerend- und -grundgelenk, Überstreckung im Fingermittelgelenk)
  • 90/90-Deformität des Daumens (Beugefehlstellung im Grundgelenk, Überstreckung im Endgelenk)
  • Hallux valgus , Hammerzehen oder zu den Seiten weisende Zehenglieder

Außerdem erkranken viele Patienten im Verlauf zusätzlich an Knochenschwund (Osteoporose). Dann sollten Betroffene auf eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D achten: Kalzium steckt zum Beispiel in Milchprodukten, Broccoli oder Lauch, Vitamin D vor allem in Fisch. Außerdem kann der Körper kann Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht auch selbst herstellen. Gegebenenfalls verordent der Arzt Betroffenen auch ein Präparat mit Kalzium und/oder Vitamin D.

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Rheumatoide Arthritis & COVID-19

Die medikamentöse Behandlung der Rheumatoiden Arthritis unterdrückt Entzündungen und deshalb auch das überschießende Immunsystem, das den eigenen Körper angreift. Nun ist unklar, ob dadurch auch das Risiko steigt, schwerer an der neuen Infektionskrankheit COVID-19 zu erkranken. Deshalb sind zurzeit Forscher dabei, international Fälle von Rheumapatienten mit COVID-19 in Registern zusammenzutragen und die Verläufe zu beobachten und zu vergleichen.

Bisherige Ergebnisse sind beruhigend, denn die meisten Patienten erholen sich von COVID-19, auch unter der Rheuma-Medikation. So wurden im Register "EULAR and Global Rheumatology Alliance COVID-19" bereits 600 COVID-19-Erkrankungen von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen aus 40 Ländern vom 24. März 2020 bis 20. April 2020 analysiert: Die Einnahme von konventionellen DMARDs, Biologika, nichtsteroidalen Antirheumatika und TNF-alpha-Hemmern erhöhte die Wahrscheinlichkeit nicht, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Nur eine Behandlung mit einer mäßigen bis hohen Kortisondosis (mit mehr als 10 mg Prednison pro Tag) war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Klinikaufenthalt verbunden.

Das sind allerdings nur vorläufige Erkenntnisse. Weitere Forschungsergebnisse und Studien sind erforderlich, um das Risiko besser einschätzen zu können. Auch in Deutschland wird ein Covid19-Register geführt (erste Daten unter: https://www.covid19-rheuma.de ).

Sie können die Forscher unterstützen: Melden Sie sich, wenn Sie als Rheumapatient an COVID-19 leiden oder wenn Sie unabhängig von einer COVID-19-Erkrankung an einer Patientenumfrage zur Situation von Rheumapatienten teilnehmen möchten unter https://www.covid19-rheuma.de/patienten-information .

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Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Katharina Larisch
Autoren:
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Sabrina Kempe

Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.

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ICD-Codes:
M08 M05 M06
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: "Rheuma in Zahlen – Betroffene Menschen in Deutschland", unter: https//dgrh.de (Abruf: 02.07.2020)
  • Europäische Arzneimittelbehörde, Produktinformation, unter: www.ema.europa.eu (Abrufdatum: 02.02.2022)
  • Gianfrancesco M. et al.: „Epidemiology – Characteristics associated with hospitalisation for COVID-19 in people with rheumatic disease: data from the COVID-19 Global Rheumatology Alliance physician-reported registry“. Annals of the Rheumatic Diseases. BMJ Journals, 2020 (doi:10.1136/ annrheumdis-2020-217871)
  • Herold, G. et al.: Innere Medizin, Eigenverlag, 2014
  • Österreichische Ärztekammer: Rheumatoide Arthritis, unter: www.aerztekammer.at (Abruf: 23.11.2021)
  • Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation: Was ist Rheuma?, unter: www.rheumatologie.at (Abruf: 23.11.2021)
  • Pieper, W.: Innere Medizin, Springer Verlag, 1. Auflage, 2007
  • Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de (Abruf: 02.07.2020)
  • Rheumaliga Schweiz: Juvenile idiopathische Arthritis (JIA), unter: www.rheumaliga.ch (Abruf: 23.11.2021)
  • Rheumaliga Schweiz: Rheumatoide Arthritis, unter: www.rheumaliga.ch (Abruf: 23.11.2021)
  • S2e-Leitline "Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten" (Stand: 01.04.2018)
  • S2k-Leitlinie "Therapie der Juvenilen Idiopathischen Arthritis" (Stand: 30.11.2019)
  • S3-Leitlinie "Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis" (Stand: 18.12.2019)
  • Swissmedic, Public Summary SwissPAR vom 19.05.2020, unter: www.swissmedic.ch (Abrufdatum: 02.02.2022)