Illness name: lungenemphysem
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Bei einem
Lungenemphysem
sind die Lungenbläschen teilweise überdehnt und zerstört. Dadurch kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Typische Symptome eines Lungenemphysems sind somit Kurzatmigkeit, Atemnot und verminderte Leistungsfähigkeit. Rauchen ist die Hauptursache der Lungenüberblähung. Welche anderen Ursachen es gibt, was die Folgen eines Lungenemphysems sind und wie die Behandlung und Prognose aussehen, lesen Sie hier!
Bei einem Lungenemphysem werden immer mehr Lungenbläschen (Alveolen) krankhaft überbläht und zerstört. Mediziner sprechen deshalb auch von einer
Lungenüberblähung
oder
Blählunge
.
Die Lungenbläschen sind die kleinsten Struktureinheiten der
Lunge
und von einem dichten Netz feinster
Blutgefäße
(
Kapillaren
) umgeben. Hier findet der Gasaustausch statt: Mit jedem Atemzug fließt Luft durch die Luftröhre bis in die Lungenbläschen. Dort gelangt der Sauerstoff aus der Luft durch die dünnen Wände der Lungenbläschen ins
Blut
. Gleichzeitig wird Kohlenstoffdioxid (CO
2
) aus dem Blut an die Luft in den Lungenbläschen abgegeben. Diese verbrauchte Luft wird dann ausgeatmet.
Bei einem Lungenemphysem funktioniert der Gasaustausch nicht mehr richtig: Bei den Betroffenen
verlieren die Wände der Lungenbläschen an Elastizität
. Durch die bei jedem Atemzug einströmende Luft werden die Alveolen
überdehnt
. Schließlich können sie sogar
platzen
. Benachbarte zerstörte Alveolen vereinen sich dann
zu größeren Blasen
, die beim Ausatmen zusammenfallen. Durch die Überblähung der Lungenbläschen werden die kleinsten
Bronchien
(Bronchiolen) eingeengt und fallen ebenfalls leicht zusammen.
Alles zusammen
erschwert das Ausatmen
: Die Patienten können die eingeatmete Luft nicht mehr vollständig ausatmen. Ein Teil davon bleibt also in den noch vorhandenen Bläschen und größeren Blasen, so dass beim Einatmen weniger Platz für neue, sauerstoffreiche Luft ist. Als Resultat wird der Körper
zunehmend schlechter mit Sauerstoff
versorgt.
Pathologisch-anatomisch lassen sich verschiedene Lungenemphysem-Arten unterscheiden. Die beiden wichtigsten sind:
Neben diesen beiden Hauptformen gibt es noch
einige weitere Formen
, die weniger bedeutend sind, wie bullöses Lungenemphysem und paraseptales Lungenemphysem.
Keine Lungenemphyseme im engeren Sinne sind das kompensatorische Lungenemphysem und das senile Emphysem:
Das
kompensatorische Lungenemphysem
kann zum Beispiel entstehen, wenn ein Teil der Lunge operativ entfernt werden muss - die Restlunge kann sich dann übermäßig ausdehnen, ohne dass Lungenbläschen zerstört werden. Im Vergleich zu den oben genannten Lungenemphysem-Arten bereitet diese Lungenüberblähung meist weniger Beschwerden.
Das
senile (atrophische) Lungenemphysem
oder Altersemphysem ist gar keine Krankheit: Bei älteren Menschen schrumpft das Lungengewebe und die Alveolargänge erweitern sich (= Gänge, die aus den kleinsten Atemwegen, den Bronchiolen, hervorgehen und deren Wände komplett aus Lungenbläschen bestehen). Diese natürlichen Alterserscheinungen haben wenig Auswirkungen und beeinflussen die Lebensqualität der Betroffenen kaum.
Lungenemphysem-Symptome entwickeln sich langsam und schleichend. Art und Schweregrad der Beschwerden richten sich vor allem nach dem Krankheitsstadium.
Ein Lungenemphysem im Anfangsstadium macht sich bevorzugt durch
Atemnot
bei körperlicher Anstrengung (Anstrengungsdyspnoe) bemerkbar. Wenn die Betroffenen also beispielsweise schnell zur Bushaltestelle laufen oder körperlich anstrengende Arbeiten verrichten, kommen sie ungewöhnlich rasch außer Puste. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich zunehmend auch in Ruhe Atemnot einstellen (Ruhedyspnoe).
Als weitere Symptome eines Lungenemphysems können sich
chronischer Husten
- oft mit Auswurf (Sputum) - und eine
verminderte Leistungsfähigkeit
entwickeln. Viele Betroffene werden schon bei leichter Anstrengung schnell müde.
Lungenemphysem-Patienten sind
anfälliger für Atemwegsinfekte
. Der Grund dafür ist die zunehmende Zerstörung des Flimmerepithels, das einen großen Teil der Atemwege auskleidet. Die feinen "Härchen" auf der Oberfläche der Epithelzellen bewegen sich wellenförmig und transportieren so winzige Fremdstoffpartikel aus der Lunge heraus (mukoziliäre Clearance). Tabakrauch -die Hauptursache von Lungenemphysem - zerstört das Flimmerepithel jedoch langfristig, was den Reinigungsmechanismus stört. Das begünstigt Infektionen.
Durch die zunehmende Lungenüberblähung kann sich mit der Zeit die Form des Brustkorbs hin zu einem "
Fassthorax
" verändern: Bei einem Lungenemphysem wird die Brustmuskulatur beim Atmen stärker beansprucht und verbleibt auf Dauer in der Einatmungsstellung. Die Rippen verlaufen dann horizontal, statt schräg nach unten abzufallen, und der Brustkorb erscheint "fassförmig". Die beiden Hautgruben oberhalb der Schlüsselbeine verschwinden - sie wirken bei vielen Betroffenen ebenfalls überbläht.
Bei vielen Lungenemphysem-Patienten deuten
blau verfärbte Lippen und Finger
auf den Sauerstoffmangel im Blut (Zyanose) hin. Er entsteht infolge des gestörten Gasaustausches in der Lunge.
Außerdem kann ein Lungenemphysem eine
Rechtsherzinsuffizienz
verursachen. Durch die überblähte Lunge steigt der Widerstand in den Lungengefäßen. Das rechte
Herz
muss also mehr Kraft aufbringen, um das sauerstoffarme Blut dorthin zu befördern. Das überlastet die rechte Herzhälfte mit der Zeit: Sie erschöpft sich und kann das Blut nicht mehr so kräftig weiterpumpen. Folglich staut sich das Blut aus der rechten Herzhälfte in den Körperkreislauf zurück. Dieser Blutstau zeigt sich unter anderem an prall gefüllten Halsvenen. Weitere Anzeichen sind Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme).
Ein Lungenemphysem in fortgeschrittenen Stadien kann zudem zu einer sogenannten
Kachexie
führen. Darunter versteht man eine massive Abmagerung mit Verlust von Muskelmasse und Speicherfett.
Wie hoch bei einem Lungenemphysem die Lebenserwartung ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Entscheidend ist unter anderem, wie weit die Überblähung der Lunge bereits fortgeschritten ist und wie konsequent man sie behandelt! Haben sich zum Beispiel schon Komplikationen wie eine Rechtsherzschwäche entwickelt oder raucht ein Patient trotz der Lungenschädigung weiter, verschlechtert dies deutlich die Prognose.
Einen Einfluss hat auch die Ursache der Lungenüberblähung. Beispielsweise kann man mit einem senilen Lungenemphysem durchaus alt werden: Die "normale" altersbedingte Blählunge wirkt sich kaum auf die Lebenserwartung aus. Dagegen ist bei einem krankhaften Lungenemphysem etwa durch Rauchen oder einem Gendefekt (
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
) die Prognose oftmals schlechter.
Die konsequente Therapie ist auch wichtig angesichts der Komplikationen, die ein fortschreitendes Lungenemphysem mit sich bringen kann: Pneumothorax (als schwerwiegende, akute Komplikation) und Rechtsherzschwäche.
Pneumothorax
: Normalerweise herrscht Unterdruck in dem Spalt zwischen Lunge und Rippenfell (Pleuraspalt). Platzt allerdings ein Emphysem-geschädigtes Lungenbläschen, kann Luft in den Spalt eindringen und den Unterdruck aufheben - mit gravierenden Folgen: Die Lunge kollabiert auf der betroffenen Seite. Dieser Teil wird dann nicht mehr belüftet und kann deshalb auch nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen. Ein spontaner Pneumothorax macht sich meist durch einen plötzlichen, stechenden Schmerz und Atemnot bemerkbar.
Rechtsherzschwäche
: Wie oben beschrieben, kann sich bei einem Lungenemphysem durch eine Überlastung der rechten Herzhälfte mit der Zeit eine Rechtsherzschwäche entwickeln - mit Folgen wie gestauten Halsvenen, Wasseransammlungen in den Beinen sowie Leberzirrhose.
Bei einem Lungenemphysem werden nach und nach Wände zwischen den Lungenbläschen zerstört. Aus mehreren einzelnen Alveolen entstehen größere Blasen. Meist spielen bestimmte Eiweißstoffe eine entscheidende Rolle:
Bei jedem Einatmen gelangen mit der Luft auch Krankheitserreger und andere schädliche Stoffe in die Lunge. Das Immunsystem ist normalerweise dagegen gewappnet: Abwehrzellen in den Lungenbläschen setzen regelmäßig eiweißabbauende Proteine frei, sogenannte
Proteasen
. Sie können eingedrungene Keime und Fremdstoffe unschädlich machen.
Allerdings unterscheiden Proteasen nicht zwischen fremdem und eigenem Gewebe. Sie können deshalb auch das empfindliche Lungengewebe angreifen und abbauen (genauer: die elastischen Fasern in den Wänden der Lungenbläschen). Damit das nicht passiert, wird normalerweise auch eine angemessene Menge an schützenden Proteinen ausgeschüttet, die sogenannten
Protease-Inhibitoren
. Deren wichtigster Vertreter ist
Alpha-1-Antitrypsin
.
Das Gleichgewicht zwischen Proteasen und Protease-Inhibitoren kann beispielsweise durch
Rauchen
,
andere eingeatmete Schadstoffe
,
Erkrankungen mit chronischen Entzündungsprozessen
sowie einen
Alpha-1-Antitrypsinmangel
gestört werden. Die Folge: Das Lungengewebe wird abgebaut und ein Lungenemphysem entsteht. Auch
Narbengewebe
in der Lunge kann den Krankheitsprozess anstoßen.
Rauchen ist die weitaus häufigste Ursache eines Lungenemphysems. Der eingeatmete Rauch löst chronische Entzündungsreaktionen in den Atemwegen aus. Zellen des Immunsystems werden angeregt, Proteasen auszuschütten. Gleichzeitig werden die schützenden Protease-Inhibitoren (wie Alpha-1-Antitrypsin) gehemmt. Diese können dann den Angriff der Proteasen auf die Lungenbläschen nicht verhindern - ein Lungenemphysem entsteht.
Neben Zigarettenrauch lösen in seltenen Fällen auch andere Gase und Feinstaub über Entzündungsprozesse ein Lungenemphysem auslösen. Meist haben Betroffene die "inhalativen Noxen" berufsbedingt über einen längeren Zeitraum eingeatmet. Dazu gehören:
Auch die allgemeine Luftverschmutzung in Großstädten kann ein Lungenemphysem begünstigen. Das gilt besonders für Menschen, die bereits unter einer anderen Lungenerkrankung leiden.
Das Lungenemphysem tritt typischerweise im Rahmen einer
chronischen Bronchitis
oder einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (
COPD
) auf. Ein chronischer Reiz wie Rauchen entzündet hier die Schleimhaut der Atemwege fortlaufend. Die Folgen: Becherzellen produzieren mehr Schleim, Gewebe wird instabil und geht zugrunde.
Dadurch fällt Lungengewebe vor allem beim Ausatmen schneller zusammen. Zugleich verstopft der Schleim die Atemwegsäste. Betroffene können nur noch erschwert ausatmen. Die Luft bleibt zum Teil in der Lunge gefangen („air trapping“). In Summe werden die Lungenbläschen weiter und ein Emphysem entsteht.
Eine seltene Lungenemphysem-Ursache ist der genetisch bedingte Mangel an Alpha-1-Antitrypsin, dem Hauptvertreter der Protease-Inhibitoren. Die Betroffenen sind dadurch anfälliger für ein Lungenemphysem als die Normalbevölkerung. Wie hoch das Erkrankungsrisiko im Einzelfall ist, hängt von der Ausprägung der Erbkrankheit ab - und davon, ob noch weitere Risikofaktoren vorliegen. Beispielsweise entwickelt sich ein Lungenemphysem besonders leicht bei jenen Menschen mit angeborenem Alpha-1-Antitrypsinmangel, die zusätzlich rauchen.
Ein angeborener Alpha-1-Antitrypsinmangel kann neben einem Lungenemphysem noch weitere Folgen haben. Dazu zählt eine zunehmende Zerstörung von Leberzellen (Leberzirrhose).
Nach einer überstandenen
Lungenentzündung
oder
Tuberkulose
sowie nach einer Lungenoperation (etwa Entfernung eines Lungenflügels) entsteht oft Narbengewebe in der Lunge. Dieses ist instabiler als normales Lungengewebe und wird deshalb leichter überbläht. So entsteht ein sogenanntes Narbenemphysem.
Ein Lungenemphysem ist nicht heilbar. Das bedeutet, dass die krankhaften Veränderungen des Lungengewebes unumkehrbar (irreversibel) sind. Mit der richtigen Therapie aber schreitet die Erkrankung deutlich langsamer fort.
Die wichtigste Maßnahme ist der Rauchstopp: Unabhängig von der Ursache und dem Stadium der Erkrankung sollten Betroffene sofort mit dem Qualmen aufhören. Manche schaffen diesen Rauchstopp ganz allein. Viele brauchen dabei aber Hilfe. Schließlich gilt die
Nikotinsucht
als eine der stärksten Abhängigkeiten überhaupt.
Zögern Sie also nicht, sich Unterstützung beim Rauchstopp zu suchen. Das kann etwa eine
Verhaltenstherapie
oder eine Selbsthilfegruppe sein. Auch Nikotinersatzmittel wie Nikotinpflaster, -kaugummis oder -sprays sowie Akupunktur oder
Hypnose
können bei der Entwöhnung helfen. Nützliche Informationen erhalten Sie in unserem Beitrag „Rauchen aufhören: So werden Sie Nichtraucher!“.
Vermeiden Sie auch das Passivrauchen! Halten Sie sich also beispielsweise nicht in Räumen auf, in denen geraucht wird.
Neben Tabakrauch sollten Lungenemphysem-Patienten auch andere inhalative Noxen möglichst meiden, um die krankhaften Prozesse in der Lunge nicht noch anzutreiben.
Lungenemphysem-Patienten sind anfälliger für Infekte der Atemwege. Deshalb empfehlen Ärzte ihnen die
Pneumokokken-Impfung
und die
Grippe-Impfung
. Der Impfschutz der Pneumokokken-Impfung hält etwa fünf Jahr lang an und sollte dann erneuert werden. Gegen
Grippe
(Influenza) müssen Sie sich jedes Jahr neu impfen lassen: Grippeviren verändern sich permanent, sodass der Impfstoff jährlich angepasst werden muss.
Bei Menschen mit einem Lungenemphysem sollten Atemwegsinfekte frühzeitig behandelt werden. Fieber und Husten mit gelb-grünlichem Auswurf weisen auf eine bakterielle Infektion hin. Dann ist unbedingt eine Behandlung mit Antibiotika ratsam - sie kann einen schweren Krankheitsverlauf verhindern. Selten ist eine antibiotische Langzeitbehandlung nötig, die der Hausarzt dann engmaschig überwachen muss.
Bei Bedarf erhalten Lungenemphysem-Patienten Medikamente, die die Symptome lindern:
Wird das Lungenemphysem durch einen angeborenen Alpha-1-Antitrypsinmangel verursacht, kann man in manchen Fällen das fehlende Eiweiß medikamentös ersetzen. Solche
Alpha-1-Antitrypsin-Substitute
werden regelmäßig als
Infusion
verabreicht.
Bei einer
Atemtherapie
erlernen die Patienten spezielle Techniken, die das Ausatmen erleichtern. Hilfreich für die richtige Atemtechnik sind außerdem starke Bauchmuskeln. Deshalb beinhaltet die Therapie zusätzlich gezieltes
Bauchmuskeltraining
.
Ratsam ist auch ein individuell angepasstes Ausdauertraining, um Atemmuskulatur und Herz-Kreislauf-System fit zu halten beziehungsweise zu machen. Patienten können zum Beispiel regelmäßig Spaziergänge machen, Rad fahren (in der Ebene) und gemeinsam mit einer Lungensportgruppe (Sportgruppe speziell für Lungenkranke) trainieren.
Inhalieren
mit einer Kochsalzlösung
erleichtert das Abhusten von Schleim in den Atemwegen. Unterstützend sollten Patienten
viel trinken
. Dann löst sich der Schleim in den Atemwegen leichter. Was "viel" bedeutet, sollten Patienten am besten mit ihrem Arzt besprechen. Er weiß, welche Trinkmenge im Einzelfall am ratsamsten ist - und ob diese vielleicht aus medizinischen Gründen (wie Nierenproblemen) eingeschränkt werden sollte.
Manchmal ist auch eine
individuelle Anpassung der Ernährung
sinnvoll - etwa um ein bestehendes Über- oder
Untergewicht
abzubauen.
Patienten mit einem schweren Lungenemphysem erhalten oft eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff: Sie atmen täglich über eine gewisse Zeit reinen Sauerstoff über eine Maske oder einen Sauerstoffschlauch an der
Nase
. Das kann die Prognose verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen steigern.
Doch ist bei einer
Sauerstofftherapie
manchmal
besondere Vorsicht geboten
: Hat sich der Körper bereits an einen erhöhten Kohlenstoffdioxid (C0
2
)-Spiegel im Blut gewöhnt, entfällt der stärkste Atemantrieb - eben der steigende C0
2
-Gehalt. Dann verbleibt der Sauerstoffmangel als einziger Atemantrieb.
Wird nun unkontrolliert Sauerstoff zugeführt, entfällt auch dieser letzte Atemantrieb. Die Patienten hören auf, ausreichend zu atmen. Sie können folglich die „verbrauchte Luft“, das Kohlenstoffdioxid (C0
2
), nicht mehr richtig abatmen und trüben zunehmend ein (C0
2
-Narkose). Deshalb entscheidet der Arzt sehr sorgfältig, ob und wie viel Sauerstoff im Einzelfall sinnvoll ist.
Während einer Sauerstofftherapie sollten Sie auf keinen Fall rauchen, denn Sauerstoff ist hochexplosiv. Schon ein wenig Glut oder ein kleiner Funke reicht aus, um das Gas zu entzünden!
Bei einem schweren Lungenemphysem kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein. Im Rahmen einer
Lungenvolumenreduktion (LVR)
beseitigen Ärzte besonders geschädigtes Lungengewebe oder schalten es gezielt aus. In der Folge wird das verbleibende Lungengewebe wieder besser belüftet.
Es gibt verschiedene Verfahren zur Lungenvolumenreduktion. Manchmal wird der Eingriff nicht chirurgisch durchgeführt, sondern im Rahmen einer
Bronchoskopie
.
Bei Patienten mit einem Lungenemphysem im Endstadium bleibt als letzte Therapieoption oft nur noch eine
Lungentransplantation
.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Lungenemphysem ist der
Facharzt für Lungenheilkunde (Pneumologe)
. Er wird sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre
Krankengeschichte
zu erheben (Anamnese). Mögliche Fragen bei diesem Gespräch sind:
An die Anamnese schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Der Arzt erkennt typische Veränderungen, die auf ein Lungenemphysem hinweisen. Dazu zählt etwa der sogenannte
Fassthorax
: Ein fassförmig veränderter Brustkorb spricht für eine dauerhafte Lungenüberblähung.
Viele Lungenemphysem-Patienten machen auch instinktiv eine
Lippenbremse
beim Ausatmen: Sie atmen durch die locker aufeinandergelegten Lippen aus. Diese Atemtechnik erleichtert das Ausatmen, denn sie erhöht den Luftdruck in den Atemwegen und hält die dadurch offen.
Bläulich verfärbte Lippen
und Finger
sind ebenfalls ernstzunehmende Anzeichen eines Lungenemphysems. Das Gleiche gilt für die sogenannten
Trommelschlegelfinger
und Uhrglasnägel
. Dabei sind die Finger an den Endgliedern wie Trommelschlegel aufgetrieben, während die Fingernägel stark abgerundet sind.
Wichtige Anzeichen sind auch
geschwollene Beine
und
prall gefüllte Halsvenen
. Sie deuten darauf hin, dass die rechte Herzhälfte verstärkt belastet wird. Der Grund dafür kann unter anderem ein Lungenemphysem sein.
Beim Abhören der Lunge mit dem Stethoskop (
Auskultation
) sind bei einem Lungenemphysem oftmals
trockene Rasselgeräusche
(ein Brummen oder Pfeifen) zu hören. Beim Abklopfen des Brustkorbs (Perkussion) klingt es
laut und hohl
. Der Grund ist die erhöhte Luftmenge in der überblähten Lunge. Dagegen sind die
Herztöne oft nur sehr leise
mit dem Stethoskop hörbar.
Mittels
Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
(
Röntgen-Thorax
) lässt sich beurteilen, wie weit fortgeschritten das Lungenemphysem ist. Auf dem Röntgenbild zeigt sich die überschüssige, in den Lungenbläschen "gefangene" Luft in Form dunkler Flecken. Zudem sind die normalerweise gut sichtbaren Gefäße oft nur schlecht zu erkennen (Gefäßrarefizierung).
Noch detaillierter kann man ein Lungenemphysem mittels CT (
Computertomografie
) darstellen.
Wie es um die Lunge steht und wie der Gasaustausch funktioniert, kann der Arzt mithilfe eines
Lungenfunktionstests
und einer
Blutgasanalyse
erkennen. Diese Diagnoseverfahren zeigen, ob der Sauerstoffgehalt im Blut verringert ist und ob außerdem der CO2-Spiegel erhöht ist.
Vermutet der Arzt einen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin (AAT) hinter dem Lungenemphysem, wird der
AAT-Spiegel im Blut gemessen
. Erhärtet sich dadurch der Verdacht, kann eine
Genanalyse
Gewissheit bringen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Lungenemphysem
Kurzüberblick
Was ist ein Lungenemphysem?
Gestörter Gasaustausch
Formen von Lungenemphysem
Lungenüberblähung ohne Zerstörung der Alveolen
Wie äußert sich ein Lungenemphysem?
Lungenemphysem: Wie ist die Lebenserwartung?
Lungenemphysem: Komplikationen
Lungenemphysem: Was sind die möglichen Ursachen?
Rauchen
Andere eingeatmete Schadstoffe
Erkrankungen mit chronischen Entzündungsprozessen
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
Narbengewebe
Lungenemphysem: Behandlung
Nicht rauchen!
Andere eingeatmete Schadstoffe beseitigen
Impfen lassen
Infekte frühzeitig behandeln
Medikamente
Physiotherapie, körperliche Aktivität, Ernährung
Sauerstoff-Langzeittherapie
Operation
Lungenemphysem: Untersuchungen und Diagnose
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen
Autoren- & Quelleninformationen