Illness name: rachenentzuendung
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Bei der
Rachenentzündung
(Pharyngitis) ist die Schleimhaut im Rachen entzündet. Die akute Pharyngitis ist meist eine Begleiterscheinung von Erkältungen. Dagegen ist die chronische Rachenentzündung zum Beispiel die Folge von übermäßigem Rauchen oder einer Strahlentherapie. Lesen Sie mehr zum Thema: Welche Ursachen und Symptome finden sich bei einer Rachenentzündung? Was tun gegen die Beschwerden? Wie schnell heilt die Pharyngitis aus?
Der Begriff Rachenentzündung (Pharyngitis) steht eigentlich für eine Rachenschleimhautentzündung: Es ist hier also die Schleimhaut entzündet, die den
Rachen
auskleidet. Mediziner unterscheiden hier zwei Krankheitsformen – die akute und die chronische Rachenentzündung:
Die Symptome von akuter und chronischer Pharyngitis ähneln sich zum Teil, es gibt aber auch Unterschiede:
Eine akute Pharyngitis kündigt sich meist mit einem Kratzen und Brennen im Hals an. Dies entwickelt sich weiter zu Halsschmerzen, die oft bis in die Ohren ausstrahlen. Die Betroffenen haben auch Schmerzen beim Schlucken. Das trockene und raue Gefühl im Rachen veranlasst die Patienten, sich öfters zu räuspern oder zu hüsteln. Die Rachenschleimhaut ist gerötet und – bei zusätzlichem
Schnupfen
– verschleimt.
Wird die Rachenentzündung durch die typischen Erreger von akuten Atemwegserkrankungen verursacht, kommen oft noch weitere Beschwerden dazu. Schnupfen und andere Erkältungssymptome wie
Heiserkeit
oder
Husten
sowie eventuell auch erhöhte Körpertemperatur sind dann typisch.
Manchmal siedeln sich auf der viral entzündeten Rachenschleimhaut zusätzlich
Bakterien
an (bakterielle Superinfektion). Dies erkennt man meist daran, dass sich hohes Fieber und
Kopfschmerzen
zu den übrigen Pharyngitis-Symptomen gesellen.
Außerdem ist dann die Schleimhaut im Hals hochrot gefärbt, die Mandeln sind geschwollen und tragen weißlich-gelbe Beläge (
Mandelentzündung
, Angina tonsillaris). Hat der Patient keine Mandeln mehr, sind stattdessen oft die Seitenstränge hochrot verfärbt und geschwollen (
Seitenstrangangina
, Angina lateralis). Diese Seitenstränge sind Lymphbahnen, die von der oberen hinteren Rachenwand beidseits nach unten verlaufen.
Wenn die Entzündung länger als drei Monate andauert, spricht man von einer chronischen Pharyngitis. Die Symptome entwickeln sich langsam über Wochen. Der Hals fühlt sich trocken an, weshalb die Betroffenen häufiger schlucken oder sich räuspern. Auch ein Kloßgefühl im Hals kann auftreten. Schluckbeschwerden (beim Leerschlucken), Durstgefühl und Reizhusten sind ebenfalls Symptome bei chronischer Pharyngitis.
Die weiteren Symptome hängen davon ab, um welche Form von chronischer Rachenentzündung es sich handelt:
Akute und chronische Rachenentzündung haben ganz unterschiedliche Ursachen:
Die akute Pharyngitis beruht auf einer
Infektion
. Meist entwickelt sie sich im Allgemeinen im Rahmen einer Erkältung bzw. eines grippalen Infekts. Das bedeutet: Auslöser der Rachenentzündung sind in der Regel
Viren
, die für die typischen Atemwegserkrankungen verantwortlich sind. Dazu gehören Adenoviren, Rhinoviren, Influenza-Viren und Parainfluenza-Viren.
Gelegentlich führen auch die viralen Auslöser von systemischen Erkrankungen (Erkrankungen des ganzen Körpers) zusätzlich zu einer akuten Pharyngitis. Dazu zählen Zytomegalieviren, Epstein-Barr-Viren (Erreger des
Pfeifferschen Drüsenfiebers
),
Masern
- und
Röteln
-Viren. Nur selten sind andere Viren schuld an einer akuten Rachenentzündung, so zum Beispiel das Herpes-simplex-Virus.
Die Virusinfektion bei einer akuten Pharyngitis kann das Immunsystem so schwächen, dass sich auf der entzündeten Schleimhaut auch noch Bakterien ansiedeln (vor allem beta-hämolysierende Streptokokken). Mediziner sprechen hier von einer bakteriellen Superinfektion. Eine rein bakterielle Rachenentzündung ist dagegen sehr selten.
Da sie durch Krankheitserreger verursacht wird, ist die akute Rachenentzündung ansteckend.
Die chronische Pharyngitis wird im Gegensatz zur akuten Rachenentzündung nicht durch Viren oder Bakterien verursacht und ist daher auch nicht infektiös. Schuld an der chronischen Entzündung im Rachen ist hier vielmehr eine
anhaltende Schleimhautreizung
. Diese kann ganz unterschiedliche Gründe haben:
Ein chronisch entzündeter Rachen kann sich auch im Zusammenhang mit chronischen Entzündungen benachbarter Organe und Gewebe entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel chronischer Schnupfen (Nasenschleimhautentzündung), chronische Angina (Mandelentzündung) und chronische Bronchitis.
Den Anfang bildet ein ausführliches
Arzt-Patient-Gespräch
: Der Arzt fragt Sie nach Ihren genauen Beschwerden, also zum Beispiel, wie lange Sie schon Halsschmerzen haben und ob noch weitere Beschwerden bestehen. Bei einer chronischen Rachenentzündung wird er nach möglichen Auslösern wie Tabak- oder Alkoholmissbrauch oder chemischer Belastung fragen.
Wichtige Informationen liefert dem Arzt die
Spiegeluntersuchung des Halses
: Dabei begutachtet er die Rachenschleimhaut mithilfe einer kleinen Taschenlampe, einer Stirnlampe oder eines Stirnspiegels. Zusätzlich drückt er die Zunge des Patienten mit einem Mundspatel nach unten, um besser sehen zu können.
Entdeckt der Arzt weißliche Beläge an der Rachenwand (Verdacht auf bakterielle Superinfektion), kann er einen
Abstrich
entnehmen, um einen Streptokokken-Schnelltest durchzuführen.
Bei
Ohrenschmerzen
wird der Arzt auch eine
Ohrenuntersuchung
durchführen. Vielleicht handelt es sich nur um ausstrahlende Schmerzen der Rachenentzündung, vielleicht aber auch um eine Mittelohrentzündung.
Bei längerer Pharyngitis-Dauer kann der Arzt anhand der Spiegeluntersuchung die Art der Erkrankung feststellen – chronische Rachenentzündung mit Gewebeschwund (atrophische Form) oder mit Gewebeschwellung (hypertrophische Form). Falls als Ursache der chronischen Rachenentzündung eine behinderte Nasenatmung vermutet wird, untersucht er außerdem die
Nase
.
Wie man eine Rachenentzündung behandelt, hängt davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Entzündung handelt und ob sich zusätzlich Bakterien angesiedelt haben.
Eine akute Rachenentzündung (akute Pharyngitis) wird in aller Regel von Viren ausgelöst. Sie lässt sich also nur symptomatisch behandeln. Dazu verschreibt Ihnen der Arzt zum Beispiel schmerzlindernde und fiebersenkende Präparate (mit Wirkstoffen wie
Ibuprofen
oder
Paracetamol
). Wohltuend bei Halsschmerzen sind zudem Lutschtabletten, Sprays oder Gurgellösungen mit lokal betäubenden Wirkstoffen.
Außerdem verordnet der Arzt bei einer Rachenentzündung Antibiotika, wenn sich zusätzlich Bakterien im Rachen eingenistet oder den Infekt verursacht haben. Meist handelt es sich bei den Keimen um Streptokokken, weshalb der Arzt im Allgemeinen
Penicillin
verschreibt – ein Antibiotikum, das gut gegen diese Bakterien wirkt.
Will man eine chronische Rachenentzündung loswerden, muss man als erstes den auslösenden Reiz (Tabak, Alkohol, Chemikalien etc.) beseitigen oder zumindest weitestgehend meiden.
Ist die Reizursache beseitigt, heilt die Entzündung oft innerhalb weniger Wochen von allein ab. Dieser Heilungsprozess lässt sich unterstützen, etwa mit:
Wenn eine Strahlenbehandlung am Kopf oder Hals die Speicheldrüsen geschädigt und damit die Speichelproduktion vermindert hat, kann man den Rachen mit künstlichem
Speichel
einsprühen. Das hilft gegen trockenheitsbedingte chronische Rachenentzündung.
Eine Operation ist manchmal notwendig, wenn eine behinderte Nasenatmung die Ursache der chronischen Pharyngitis ist. Der Chirurg kann zum Beispiel eine gekrümmte Nasenscheidewand begradigen oder die Öffnungen der Nasennebenhöhlen vergrößern.
Auch bei einer sogenannten Pharyngitis lateralis hilft ein operativer Eingriff: Das wuchernde, überschüssige (hypertrophische) Gewebe der Seitenstränge wird entweder verätzt oder mit einem Laser beseitigt.
Tritt die chronische Rachenentzündung in Verbindung mit einer chronischen Mandelentzündung auf, werden oft die Mandeln operativ entfernt.
Um die Beschwerden schnell wieder loszuwerden, wenden viele Patienten mit akuter Rachenentzündung Hausmittel an.
Viele Patienten empfinden warmen Tee bei einer Rachenentzündung als sehr angenehm. Die folgenden Heilpflanzen sind wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften besonders gut als Hausmittel gegen Rachenentzündung geeignet:
Bei trockenem Reizhusten sind die folgenden Heilpflanzentees empfehlenswert:
Bei beginnendem Fieber greifen Sie am besten zu Heilpflanzentees, die die Schweißproduktion ankurbeln:
Mehr über die Wirkung und die richtige Zubereitung der Tees lesen Sie in den jeweiligen Heilpflanzen-Artikeln.
Sie können den Heilungsprozess zusätzlich unterstützen, indem Sie den Dampf des frisch aufgekochten Tees (zum Beispiel Kamille) inhalieren. Das befeuchtet die Schleimhäute und wirkt je nach Tee der Entzündung entgegen.
Abgekühlte Heilpflanzentees können Sie auch zum
Gurgeln
verwenden. Nehmen Sie einen Schluck und spülen Sie damit Ihren
Mund
und Rachenraum.
Alternativ können Sie sich auch eine spezielle
Gurgellösung
herstellen: Dazu eine der folgenden Zutaten in einem Glas mit lauwarmem Wasser auflösen:
Gut umrühren und mit der Lösung mehrmals täglich gurgeln.
Weitere Hausmittel gegen Rachenentzündung sind kalte Wickel am Hals. Das lindert den Schmerz und wirkt abschwellend auf die beanspruchten Schleimhäute.
Prießnitz-Halswickel
: Ein Tuch in kaltes Wasser (10 bis 18 Grad) legen, auswringen und um den Hals legen. Die
Wirbelsäule
dabei aussparen. Mit einem trockenen Tuch abdecken und 30 Minuten bis mehrere Stunden wirken lassen. Nach dem Abnehmen des Wickels den Hals vor Kälte schützen.
Kalte Quarkauflage
: Ein- bis zweimal täglich 250 bis 500 Gramm Quark (Zimmertemperatur) auf ein bis zwei Mullkompressen streichen und am Hals anlegen. Mit dem überstehenden Mull und einem Baumwolltuch abdecken und fixieren. Die Auflage 20 Minuten bis mehrere Stunden wirken lassen. Danach ruhen.
Heilerdeauflage
: Die gewünschte Menge an
Heilerde
mit etwas kaltem Wasser zu einem streichfähigen Brei verrühren und ca. 0,5 bis 2 cm dick direkt auf den Hals auftragen. Mit einem Tuch abdecken und einem weiteren Tuch fixieren. Die Auflage ein bis zwei Stunden wirken lassen, bis die Heilerde trocken ist. Anschließend die
Haut
reinigen, abtrocknen und einölen. Ein- bis zweimal täglich anwenden.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Folgende Tipps helfen bei einer Rachenentzündung, die Schleimhäute zu schonen:
Reizende Stoffe meiden
: Schleimhaut-reizende Faktoren wie Nikotin, Alkohol und scharfe Gewürze sollte man bei einer Rachenentzündung meiden – besonders bei einer chronischen Pharyngitis.
Schleimhaut feucht halten
: Wenn Sie an einer trockenen Rachenentzündung (Pharyngitis sicca) leiden, sollten Sie Ihre Rachenschleimhaut möglichst feucht halten. Das bedeutet zum Beispiel: Viel trinken. Gut geeignet sind warme Honigmilch und lauwarmer schwarzer Johannisbeersaft. Meiden Sie außerdem überheizte Räume im Winter und lüften Sie regelmäßig. Auch ein Wasserverdunster kann helfen.
Knoblauch essen:
Die Knolle wirkt leicht entzündungshemmend. Wenn Sie an einer chronischen Rachenentzündung leiden, können Sie gerne häufiger mit Knoblauch kochen oder würzen.
Eine akute Rachenentzündung ist im Allgemeinen harmlos und heilt von allein innerhalb weniger Tage aus. Unterstützend wirken Bettruhe, Hausmittel und bei Bedarf Schmerzmittel aus der Apotheke.
Sind Bakterien mit im Spiel, entwickelt sich meist eine eitrige Rachenentzündung, die unbedingt ärztlich behandelt werden sollte. Sonst drohen ernste Komplikationen wie etwa eine chronische Mandelentzündung (chronische Tonsillitis). Diese wiederum kann der Ausgangspunkt für schwere Folgeerkrankungen wie
rheumatisches Fieber
, Nieren-, Herz- oder Gelenkentzündungen sein. In ungünstigen Fällen tragen die betroffenen Organe bleibende Schäden, wie zum Beispiel
Herzklappenfehler
, davon.
Als weitere Komplikation einer bakteriellen Infektion in der Rachenregion kann sich die lokale Entzündung in das umliegende Bindegewebe ausbreiten und dort zu einer abgekapselten Eiteransammlung (Abszess) führen – etwa in der Nähe der Mandeln (Peritonsillarabszess). Ein solcher Abszess muss mit Antibiotika behandelt und eventuell auch punktiert und entleert werden. Das soll verhindern, dass sich die Entzündung in andere Körperregionen ausbreitet, etwa in den Brustraum und bis zum
Herz
(Lebensgefahr!).
Manchmal breitet sich eine akute Rachenentzündung auf den
Kehlkopf
oder die Stimmbänder aus (Kehlkopfentzündung = Laryngitis). Der Patient wird dann heiser oder hat gar keine Stimme mehr. Die wichtigsten Tipps bei einer Kehlkopfentzündung lauten: Nicht reden oder flüstern, dafür viel trinken (warme Getränke!).
Die Dauer der chronischen
Rachenentzündung
hängt davon ab, ob und wie schnell man die auslösenden Reize (Tabak, Alkohol, chemische Belastung etc.) beseitigen kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Rachenentzündung
Rachenentzündung: Beschreibung
Rachenentzündung: Symptome
Akute Rachenentzündung: Symptome
Bakterielle Superinfektion
Chronische Rachenentzündung: Symptome
Rachenentzündung: Ursachen und Risikofaktoren
Akute Rachenentzündung: Ursachen
Chronische Rachenentzündung
Rachenentzündung: Untersuchungen und Diagnose
Rachenentzündung: Behandlung
Akute Rachenentzündung: Therapie
Chronische Rachenentzündung: Therapie
Rachenentzündung: Hausmittel
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Tipps für den Alltag
Rachenentzündung: Krankheitsverlauf und Prognose
Komplikationen einer akuten Rachenentzündung
Chronische Rachenentzündung
Autoren- & Quelleninformationen