Illness name: fsme
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
ist eine Hirnhaut- beziehungsweise Gehirnentzündung, ausgelöst durch das FSME-Virus. Dieses wird durch Zeckenstiche übertragen. Meist heilt FSME folgenlos aus. Es gibt aber auch Patienten, die lang anhaltende Beschwerden (wie Lähmungen) davontragen oder an FSME versterben. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Was ist FSME? Wo liegen die FSME-Gebiete? Welche Symptome verursacht FSME? Wie wird FSME diagnostiziert und behandelt?
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine akute Entzündung der Hirnhäute und oftmals auch zusätzlich des Gehirns und des Rückenmarks. Sie wird vom FSME-Virus ausgelöst. In Deutschland übertragen fast immer Zecken FSME. Daher wird die Erkrankung auch
Zeckenenzephalitis
genannt. Selten erfolgt die Übertragung durch virusinfizierte Rohmilch von Ziegen, Schafen und – extrem selten – Kühen.
Eine FSME-Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Nicht jeder
Zeckenstich
(umgangssprachlich: Zeckenbiss) führt zu einer FSME-Infektion und nicht jede Infektion zur Erkrankung: In den Risikogebieten Deutschlands tragen im Schnitt nur
etwa 0,1 bis 5 Prozent der Zecken
das FSME-Virus in sich. Kleinräumig kann die Durchseuchung aber sehr stark schwanken – in manchen Gegenden tragen bis zu 30 Prozent aller Zecken den FSME-Erreger in sich.
Wenn infizierte Zecken Menschen stechen und dabei das Virus übertragen, entwickelt nur
ungefähr ein Drittel
der Betroffenen tatsächlich eine klinisch erkennbare Frühsommer-Meningoenzephalitis (mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber etc.).
Bei den meisten Infizierten zeigen sich dagegen keinerlei Symptome.
Allerdings sollte man bedenken, dass die Erkrankung
schwerwiegend verlaufen und sogar tödlich enden kann
: Der Heilungsprozess kann sich über Monate hinziehen. Manchmal bleiben dauerhafte neurologische Einschränkungen (wie Konzentrationsprobleme) zurück. Bei etwa einem von Hundert Patienten führt der FSME-Befall des Nervensystems zum Tod.
Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 583 FSME-Erkrankungen registriert. Die Fallzahlen sind von Jahr zu Jahr aber recht unterschiedlich. So gab es beispielsweise im Jahr 2012 weniger als 200 FSME-Erkrankungen, 2006 mehr als 540 und 2017 mehr als 480.
Hauptsächlich infizieren sich Menschen bei Freizeitaktivitäten in der Natur mit FSME, beispielsweise beim Zelten oder Wandern. Die meisten Erkrankungen beobachtet man im Frühjahr und Sommer.
Kinder bekommen häufiger Zeckenstiche als Erwachsene und sind deshalb generell gefährdeter, an FSME zu erkranken. Bei ihnen verläuft die Infektion in der Regel aber mild und heilt ohne bleibende Schäden aus.
Die FSME darf nicht verwechselt werden mit einer anderen durch Zecken übertragenen Erkrankung: der Lyme-Borreliose. Dabei handelt es sich um eine durch
Bakterien
(Borrelien) ausgelöste Erkrankung. Sie kommt bundesweit vor und ist viel häufiger als FSME: Bis zu 30 Prozent der Zecken in Deutschland tragen den Borreliose-Erreger in sich (die Durchseuchung kann kleinräumig aber sehr stark schwanken). Bei rechtzeitiger Diagnose ist die
Borreliose
gut heilbar.
Wurden bei einem Zeckenstich FSME-Viren übertragen, dauert es einige Zeit, bis die ersten Symptome auftreten: Der Erreger muss sich erst im Körper ausbreiten und das
Gehirn
erreichen. Im Schnitt vergehen zwischen der Ansteckung (Zeckenstich) und dem Ausbruch der Erkrankung etwa
ein bis zwei Wochen
. Diese Zeitspanne wird
FSME-Inkubationszeit
genannt. In Einzelfällen dauert es auch bis zu 28 Tage, bis die Frühsommer-Meningoenzephalitis ausbricht.
Die FSME verläuft bei den meisten Patienten in zwei Phasen:
Die ersten Anzeichen von FSME sind
grippeähnliche Symptome
wie ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Gelegentlich treten auch
Bauchschmerzen
auf. Die Beschwerden werden oft als
Erkältung
oder
Grippe
abgetan. Nach etwa einer Woche klingen die Beschwerden ab, und das Fieber sinkt wieder.
Bei einem kleinen Teil der Patienten kommt es nach wenigen Tagen zu einem
erneuten Fieberanstieg
. Er markiert den Beginn der zweiten Krankheitsphase. Diese äußert sich wie folgt:
Bei 70 bis 95 Prozent aller FSME-Infizierten zeigen sich keinerlei Symptome (asymptomatische Infektion) oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus.
Die genauen FSME-Symptome im zweiten Stadium hängen von der Ausbreitung der Entzündung ab :
Bei einer reinen Hirnhautentzündung (Meningitis) unterscheiden sich die Symptome der FSME nicht wesentlich von denen anderer viraler Hirnhautentzündungen. Allerdings sind sie oft stärker ausgeprägt: Die Patienten beklagen ein
stark eingeschränktes Allgemeinbefinden
sowie
Fieber,
Müdigkeit
und Kopfschmerzen
. Diagnostisch relevant sind besonders die
Nackenstarre
und die damit auftretende
Lichtscheu
. Es handelt sich dabei um typische Anzeichen einer Hirnhautentzündung. Auch kann die FSME Symptome wie
Schwindel, Erbrechen und Übelkeit
hervorrufen.
Ist zusätzlich zu den Hirnhäuten auch das Gehirn von der Entzündung betroffen (Meningoenzephalitis), zeigen sich weitere FSME-Symptome: Im Vordergrund stehen eine
Störung der Bewegungskoordination
(Ataxie),
Bewusstseinsstörungen
sowie
Lähmungen der Arme, Beine und
Hirnnerven
. Letzteres kann zum Beispiel Hör-, Schluck- oder Sprachstörungen verursachen. Darüber hinaus kann die Entzündung des Gehirns auch
Krampfanfälle
hervorrufen.
Die schwersten FSME-Symptome können bei der Meningoenzephalomyelitis auftreten, also bei der gleichzeitigen Entzündung von Hirnhäuten, Gehirn und Rückenmark. Das Rückenmark stellt die Verbindung zwischen Gehirn und dem Rest des Körpers dar. Kommt es hier zu einer Entzündung, können die Folgen daher oft am ganzen Körper beobachtet werden:
In der Regel treten
schlaffe Lähmungen in den Armen und Beinen
auf. Meist kommt es auch zu
Schluck- und Sprechstörungen
sowie
Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur
. Zu den gefüchtetsten FSME-Symptomen bei diesem Krankheitsverlauf gehört die
Atemlähmung
. Sie kann zum Tod führen!
Bei Kindern und Jugendlichen verläuft eine FSME meist nur mit unspezifischen Beschwerden, die denen eines grippalen Infekts ähneln. Schwere FSME-Symptome sind seltener als bei Erwachsenen. Die Erkrankung heilt bei den jungen Patienten meist ohne Folgeschäden aus.
In den meisten Fällen heilt eine FSME ohne Folgen aus. Manche Patienten leiden aber noch Wochen oder Monate an Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Krampfanfällen oder Lähmungen. Oft sind diese Beschwerden nur vorübergehend. Sie können aber auch dauerhaft bestehen bleiben.
Schwere Krankheitsverläufe und bleibende Schäden einer FSME kommen besonders bei älteren Erwachsenen vor. Bei Kindern werden sie so gut wie nie beobachtet.
Selten werden bei einem Zeckenstich gleichzeitig FSME-Viren und Borreliose-Bakterien übertragen. Eine solche Doppelinfektion verläuft meist schwerwiegend. Die Betroffenen können bleibende neurologische Schäden davontragen.
Es gibt einen Impfstoff gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dabei handelt es sich um einen Totimpfstoff: Er besteht aus inaktivierten Erregern, die keine Erkrankung mehr auslösen können. Dennoch regen sie das Immunsystem an, spezifische Antikörper gegen FSME-Viren zu bilden. Diese beugen dann längerfristig einer "echten" FSME-Infektion vor.
Um diesen Impfschutz (Grundimmunisierung) aufzubauen, sind
drei Impfungen
nötig: Je nach Impfstoff und Alter werden bestimmte Zeitabstände für die Verabreichung der drei Impfdosen empfohlen. Drei Jahre nach der abgeschlossenen Grundimmunisierung sollte man die
FSME-Impfung
mit einer einmaligen Dosis
auffrischen lassen
. Die weiteren Auffrischimpfungen sollten normalerweise im Fünf-Jahres-Abstand erfolgen. Ab 50 oder 60 Jahren (je nach Impfstoff) wird die Auffrischung dann im Drei-Jahres-Abstand empfohlen.
Experten empfehlen die FSME-Impfung zum einen
allen Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben
(siehe unten), sowie
bestimmten Berufsgruppen
(Förster, Jäger etc.). Zum anderen ist die Impfung sinnvoll für
Reisende in
FSME-Gebiete
, wenn die Möglichkeit einer FSME-Ansteckung besteht (etwa bei geplanten Wandertouren).
Mehr über die Wirkung und Nebenwirkungen der Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis erfahren Sie im Beitrag
FSME-Impfung
.
In Deutschland kommt FSME
vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, dem südlichen Hessen, dem südöstlichen Thüringen wie auch Sachsen
vor. Doch auch in Mittelhessen, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen-Anhalt finden sich lokal begrenzte FSME-Risikogebiete.
Auch in vielen anderen Ländern besteht die Möglichkeit einer FSME-Übertragung, so zum Beispiel in Österreich, Schweiz, Tschechien, Ungarn, Kroatien, Polen, Schweden und Finnland. Dagegen kommt es in Italien, Frankreich, Dänemark und Norwegen nur selten zu einer Ansteckung.
Mehr über die Verbreitung der FSME-Viren im In- und Ausland erfahren Sie im Beitrag
FSME-Gebiete
.
Die Ursache der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Infektion mit dem FSME-Virus. Es gehört zu den sogenannten Flaviviren wie zum Beispiel auch die Erreger von
Dengue-Fieber
, Japanischer Enzephalitis und
Gelbfieber
. Im Gegensatz zu diesen Tropenkrankheiten ist FSME in Deutschland heimisch.
FSME-Viren gibt es in drei Subtypen: Bei uns ist der zentraleuropäische Subtyp verbreitet. Im Baltikum, an den Küsten Finnlands und in Asien kommen der sibirische und der fernöstliche Subtyp vor. Alle lösen ähnliche Krankheitsbilder aus.
FSME wird
hauptsächlich durch Zeckenstiche
auf den Menschen übertragen. Zecken sind Parasiten, die sich vom
Blut
eines Wirtsorganismus ernähren. Sie leben vor allem in Wald- und Wiesengebieten bis auf eine Meereshöhe von ungefähr 1.500 Metern. Dabei bevorzugen sie warme und feuchte Stellen. Besonders gerne halten sich Zecken in hohem Gras und Unterholz auf: Erwachsene Zecken tummeln sich meist in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimetern über dem Boden; selten finden sie sich in bis zu 1,5 Metern Höhe.
Die Zecken können sich den FSME-Erreger "einfangen", wenn sie an infizierten Wildtieren (vor allem kleinen Nagetieren wie Mäusen) Blut saugen. Die Tiere tragen den Erreger in sich, ohne an FSME zu erkranken. Sticht nun eine infizierte Zecke bei der nächsten Blutmahlzeit einen Menschen, kann sie mit ihrem
Speichel
den FSME-Virus in die menschliche Blutbahn einbringen.
Ganz selten erfolgt die FSME-Übertragung durch
virusverseuchte Rohmilch
von Ziegen und Schafen (seltener Kühen) sowie daraus hergestellten Rohmilchprodukten. Dieser Übertragungsweg stellt besonders in Osteuropa ein Ansteckungsrisiko dar, in Deutschland gilt er als Rarität.
Eine direkte Übertragung von FSME von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Deshalb sind Infizierte beziehungsweise Erkrankte nicht ansteckend!
Ein erhöhtes Risiko für FSME haben alle Menschen, die
in einem FSME-Risikogebiet viel im Freien unterwegs
sind - etwa in der Freizeit (z.B. beim Wandern) oder beruflich (Jäger, Förster, Waldarbeiter etc.). Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion allerdings gering, da – wie oben erwähnt – nur ein kleiner Teil der Zecken in Risikogebieten den FSME-Erreger in sich trägt.
Wie schwerwiegend eine Infektion im Einzelfall verläuft, lässt sich nicht vorhersagen. In den meisten Fällen ruft eine FSME-Infektion keine oder nur milde Symptome hervor. Selten kommt es zu schweren Verläufen. Die Betroffenen sind fast ausschließlich Erwachsene. Das Alter spielt hierbei eine wichtige Rolle:
Je älter ein Patient ist, desto häufiger nimmt die FSME einen schweren Verlauf und desto öfter hinterlässt sie bleibende Schäden.
Zunächst wird der Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen, um dessen Krankengeschichte zu erheben (
Anamnese
): Dabei lässt er sich die auftretenden Beschwerden genau schildern. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach Aufenthalten in einem FSME-Risikogebiet und möglichen Zeckenstichen in den vorhergehenden Wochen. Allerdings haben viele Patienten den Zeckenstich bereits vergessen oder gar nicht bemerkt.
Der Speichel einer Zecke enthält nämlich unter anderem betäubende Substanzen, sodass viele Menschen den Zeckenstich nicht spüren. Für den Arzt bedeutet das: Auch wenn sich der Patient an keinen Zeckenstich erinnern kann, schließt das eine FSME noch lange nicht aus.
Nach dem Anamnesegespräch stehen
Blutuntersuchungen
an: Bei einer FSME sind verschiedene Entzündungsparameter erhöht (Anzahl der
Leukozyten
, Blutsenkungsgeschwindigkeit,
CRP
). Außerdem wird nach spezifischen Antikörpern gegen FSME-Viren im Blut gesucht. Normalerweise sind bei einer Infektion etwa zwei bis vier Wochen nach dem Zeckenstich spezifische IgM (
Immunglobulin M
) nachweisbar. Etwa ein bis zwei Wochen später finden sich auch spezifische IgG-Antikörper (
Immunglobulin
G) im Blut des Patienten.
Die Diagnose FSME steht fest, wenn sowohl spezifische IgM als auch IgG im Blut nachweisbar sind, der Patient die entsprechenden Krankheitssymptome zeigt und nicht gegen FSME geimpft ist.
In seltenen Fällen werden bei einer FSME-Infektion keine spezifischen IgM gebildet, etwa bei geschwächtem oder medikamentös unterdrücktem Immunsystem. Die Diagnose stützt sich dann auf andere Parameter: Der signifikante Anstieg an spezifischen IgG-Antikörpern liefert schon einen deutlichen Hinweis auf die Infektion.
Zudem kann der Arzt eine Probe der
Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit
(
Liquor
) entnehmen (Liquorpunktion). Sie wird im Labor auf spezifische Antikörper und Spuren des Erbguts der FSME-Viren hin untersucht. Das Virenerbgut ist allerdings nur während der ersten Krankheitsphase im Liquor nachweisbar. Später kann nur noch die Antwort des Immunsystems auf die Erreger – in Form spzifischer Antikörper – gemessen werden.
In manchen Fällen wird der Arzt zusätzlich detaillierte Bilder des Gehirns mittels
Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT)
anfertigen. Das ist vor allem hilfreich, um eine Gehirnentzündung durch FSME-Viren von einer Gehirnentzündung durch
Herpes
simplex-Viren abzugrenzen.
FSME ist meldepflichtig. Wenn also bei einem Patienten eine akute FSME durch direkten Virusnachweis (Erbgut) oder indirekten Virusnachweis (spezifische Antikörper) festgestellt wird, muss der Arzt dies dem zuständigen Gesundheitsamt melden (mit dem Namen des Patienten).
Es gibt Firmen, die eingesendete Zecken auf FSME-Viren (oder andere Krankheitserreger) untersuchen. Die Idee dahinter: Wer eine saugende Zecke am eigenen Körper entdeckt, kann sie entfernen und zur Analyse einsenden. Falls sich Krankheitssymptome entwickeln, soll das Testergebnis den Arzt bei der Diagnose unterstützen. Das macht aber aus drei Gründen
wenig Sinn
:
Es gibt keine ursächliche (kausale) FSME-Behandlung, also keine Therapie, die gezielt gegen das FSME-Virus im Körper vorgeht. Man kann nur den Körper in seinem Kampf gegen den Erreger unterstützen. Dabei geht es darum, die FSME-Symptome zu lindern und Langzeitschäden möglichst vorzubeugen.
So sollten FSME-Patienten
Bettruhe
einhalten. Löst die FSME Krampfanfälle aus, verschreibt der Arzt
krampflösende Mittel
. Gegen heftige Kopfschmerzen helfen
Schmerzmittel
wie
Ibuprofen
,
Diclofenac
,
Paracetamol
oder
Metamizol
. Diese Mittel wirken gleichzeitig
fiebersenkend
. Allerdings wird eine
generelle Fiebersenkung nicht empfohlen
. Die deutlich erhöhte Temperatur hilft dem Körper nämlich, die FSME-Erreger zu bekämpfen.
Bei sehr hartnäckigen Kopfschmerzen erhalten FSME-Patienten manchmal Opiate. Das sind stark wirksame Schmerzmittel, die aber abhängig machen können. Sie werden deshalb nur, wenn unbedingt notwendig, und sehr kontrolliert eingesetzt.
Bei neurologischen Störungen wie Bewegungs- oder Sprechstörungen kann eine
Krankengymnastik, Ergotherapie oder Logopädie
sinnvoll sein.
Bei einer schweren FSME (etwa mit Bewusstseinsstörungen oder Atemlähmung) müssen Patienten auf der
Intensivstation
behandelt werden.
In den meisten Fällen verläuft eine FSME ohne Komplikationen und heilt vollständig aus. Das gilt besonders, wenn die Infektion eine reine Hirnhautentzündung (
Meningitis
) verursacht.
Ist zusätzlich das Gehirn entzündet (
Meningoenzephalitis
), leiden viele Betroffene noch über Wochen an Beschwerden wie Kopfschmerzen, vermehrte Müdigkeit, verminderte Belastbarkeit und emotionale Labilität. Außerdem können Gedächtnis-, Konzentrations- und Koordinationsstörungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Lähmungen bestehen. Oft heilen diese Beschwerden vollständig aus, wenn auch teilweise erst nach Monaten oder wenigen Jahren. Bei ein bis zwei von zehn FSME-Patienten hinterlässt die Meningoenzephalitis allerdings bleibende Schäden.
Etwa drei Jahre nach einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung infolge FSME ist nicht mehr damit zu rechnen, dass sich bestehende Beschwerden noch wesentlich bessern.
Die schlechteste Prognose hat eine FSME, die Gehirn, Hirnhäute und Rückenmark gleichermaßen betrifft (
Meningoenzephalomyelitis
): In einer Untersuchung wurden 57 Patienten über zehn Jahre nach der Erkrankung nachbeobachtet. Nur bei 20 Prozent heilte die Frühsommer-Meningoenzephalitis vollständig aus. Etwa 50 Prozent der Patienten trugen bleibende neurologische Ausfälle davon. Rund 30 Prozent starben an den Folgen der Erkrankung.
Insgesamt liegt das
Sterberisiko
bei einer Frühsommer-Meningoenzephalitis bei ungefähr einem Prozent.
Experten gehen davon aus, dass Menschen nach einer überstandenen FSME immun gegen den Erreger sind, also nicht ein zweites Mal an FSME erkranken können. Allerdings weiß man nicht, ob dieser Immunschutz lebenslang anhält. Wer weiterhin einem FSME-Ansteckungsrisiko ausgesetzt ist, sollte den Immunschutz deshalb jeweils nach drei bis fünf Jahre mit einer FSME-Impfung auffrischen lassen.
Ein wirksamer Schutz gegen FSME ist die oben erwähnte FSME-Impfung. Man kann aber noch mehr tun, um einer Infektion vorzubeugen – und zwar indem man Zeckenstiche möglichst vermeidet. Dazu sollten Sie folgende Ratschläge beherzigen:
Wenn Sie eine saugende Zecke auf der Haut entdecken, sollten Sie sie möglichst schnell entfernen. Verwenden Sie dazu eine
Pinzette
oder ein
spezielles Instrument zur Zeckenentfernung
. Haben Sie weder das eine noch das andere zur
Hand
, sollten Sie den Blutsauger trotzdem schnellstens entfernen, beispielsweise mit den
Fingernägeln
.
Fassen Sie die Zecke im Kopfbereich und
möglichst nah über der Haut
und ziehen Sie sie
vorsichtig und gerade
heraus. Vermeiden Sie, das Tier zu drehen oder zu quetschen! Sonst kann sie ihren Speichel mit den Krankheitserregern in die Wunde abgeben. Aus dem gleichen Grund sollten Sie saugende Zecken
nie mit Öl oder Klebstoff übergießen
!
Nach dem Entfernen der Zecke sollten Sie die kleine Wunde sorgfältig
desinfizieren
.
Achten Sie in den folgenden Tagen und Wochen auf mögliche Anzeichen einer
FSME
(oder Borreliose). Wenn sich solche zeigen, sollte Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
FSME
Kurzübersicht
FSME: Beschreibung
FSME: Selten, aber gefährlich
FSME: Häufigkeit
Nicht verwechseln mit Borreliose
FSME: Symptome
Zweiphasiger Krankheitsverlauf
FSME-Symptome bei isolierter Meningitis
FSME-Symptome bei Meningoenzephalitis
FSME-Symptome bei Meningoenzephalomyelitis
FSME-Symptome bei Kindern
Folgeschäden einer FSME
Doppelinfektion: FSME plus Borreliose
Impfung gegen FSME
FSME-Gebiete
FSME: Ursachen und Risikofaktoren
FSME: Ansteckungswege
FSME-Risikofaktoren
FSME: Untersuchungen und Diagnose
Untersuchung toter Zecken?
FSME: Behandlung
FSME: Krankheitsverlauf und Prognose
Lebenslange Immunität?
FSME: Vorbeugung
Zecken richtig entfernen
Autoren- & Quelleninformationen