Illness name: windpocken
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Windpocken (Varizellen) ist die Bezeichnung für eine hochansteckende Viruserkrankung, die einen juckenden Hautausschlag mit Bläschen hervorruft. Meist erkranken Kinder, seltener sind Erwachsene betroffen. Bei Schwangeren, chronisch Kranken oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden Windpocken mitunter gefährlich. Lesen Sie hier alles über typische Symptome, Krankheitsverlauf und Behandlung!
Windpocken (Schafblattern, Schafplattern, Wasserpocken) sind eine Infektionserkrankung, die von
Viren
ausgelöst wird. Der Erreger heißt Varizella-Virus. Die Viren sind hochansteckend, weshalb die Erkrankung meist bei ungeimpften Kindern im Kindergarten- oder Schulalter auftritt. In dieser Altersgruppe verlaufen Windpocken in der Regel gutartig und heilen nach sieben bis zehn Tagen von selbst ab.
Erkranken Erwachsene an Windpocken, haben sie ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Das gilt insbesondere für Immungeschwächte, chronisch Kranke und Schwangere. Infiziert sich das Kind im Mutterleib oder rund um die
Geburt
, erkrankt es unter Umständen schwer.
Windpocken-Viren sind weltweit verbreitet. Sie zählen zu den häufigsten Infektionserkrankungen, die durch eine Impfung vermeidbar sind. Die meisten Kinder kommen bereits im Schulalter mit Varizella-Viren in Kontakt. Da Windpocken sehr ansteckend sind, infiziert sich nahezu jeder im Laufe seines Lebens mit dem Erreger: Bei über 95 Prozent aller Erwachsenen sind im
Blut
Antikörper gegen das Virus nachweisbar. Etwa 20 Prozent aller Menschen, die Windpocken hatten, erkranken später an
Gürtelrose
.
Warum ist eine Windpocken-Impfung wichtig?
Die Ansteckung mit Windpocken erfolgt in mehr als 90 Prozent der Fälle über die Luft. Man kann sich also nicht schützen. Nur eine Impfung hilft, wenn natürlich nicht zu 100 Prozent. Windpocken sind auch keine „harmlose Kinderkrankheit“. Oft bleiben gerade bei Kindern unschöne Narben durchs Kratzen zurück oder es kommt zu einer Superinfektion mit Bakterien. Und ich wünsche es auch keinem Erwachsenen, an Windpocken zu erkranken!
Was kann ohne Impfung passieren?
Komplikationen sind Gott sei Dank relativ selten. Am häufigsten dabei sind bakterielle Superinfektionen meist durch Staphylokokken, kleinhirnbedingte Koordinationsstörungen (Ataxie) oder die sogenannte Sepsis, also eine bakterielle körperweite Infektion. Schlimmstenfalls kann eine Windpockenerkrankung ohne Impfung aber auch tödlich enden, laut einer Schweizer Studie passiert das in einem von 100.000 Fällen.
Das bedeutet also: Impfung für alle?
Ja. Dringend empfehle ich eine Impfung aber für jedes Kind und für jeden Jugendlichen. Zudem für jede Frau im gebärfähigen Alter, die nicht immun ist. Gerade in der Schwangerschaft kann eine Windpockenerkrankung zu schwerwiegenden Folgen für die Schwangere und das ungeborene Kind führen. Im Zweifelsfall können Patienten über eine sogenannte Titer-Bestimmung beim Hausarzt abklären lassen, ob sie immun sind.
Gründungsdirektor am Institut für Allgemeinmedizin der LMU München und Mitglied der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen. Als Impfexperte bildet er Hausärzte beim Impfen weiter.
Vor Einführung der allgemeinen Impfempfehlung im Jahr 2004 gab es in Deutschland etwa 750.00 Windpocken-Erkrankungen pro Jahr. Danach ging die Erkrankungshäufigkeit um 85 Prozent zurück, besonders deutlich bei Kindern unter zehn Jahren.
Windpocken sind meldepflichtig. Ärzte müssen die Namen von allen Patienten ans Gesundheitsamt weitergeben, bei denen der Verdacht auf Windpocken besteht oder die Erkrankung tatsächlich ausgebrochen ist. Auch der Tod durch Windpocken muss gemeldet werden.
Windpocken haben ein charakteristisches Aussehen, für den behandelnden Arzt ist die Erkrankung daher meist eine „Blickdiagnose“.
Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung mit dem Virus entwickeln Betroffene zunächst allgemeine Symptome wie Krankheitsgefühl, leichtes Fieber und Abgeschlagenheit. Der typische Hautausschlag kommt erst später, ab dem dritten bis fünften Krankheitstag, hinzu.
Im Anfangsstadium bilden sich zunächst
kleine rote Flecken
im Gesicht und am Rumpf, die sich innerhalb weniger Stunden zu
Bläschen
entwickeln. Die Bläschen sind mit klarer Flüssigkeit gefüllt und jucken stark. Zeitgleich steigt das Fieber bei manchen Patienten auf bis zu 39 Grad. In anderen Fällen verläuft die Erkrankung auch ohne Fieber.
Im weiteren Verlauf breitet sich der Ausschlag auf Arme, Beine, die Kopfhaut, die
Mundschleimhaut
und die Genitalien aus. Über drei bis fünf Tage bilden sich immer neue Bläschen. Ein bis zwei Tage nach Erscheinen trocknen sie wieder ein und verkrusten. So entsteht ein Hautbild mit Bläschen in verschiedenen Entwicklungsstadien, das man auch
Sternenhimmel
nennt.
Die Anzahl der Bläschen variiert von Patient zu Patient. Meist liegt sie zwischen 250 und 500. Grundsätzlich gilt: Kleine Kinder zeigen in der Regel weniger Bläschen als Erwachsene. Im Anfangsstadium ähneln Windpocken manchmal
Mückenstichen
. Bei genauem Hinsehen lassen sie sich aber gut unterscheiden: Windpocken gehen immer vom Gesicht und vom Rumpf aus und bilden Bläschen, die stetig zunehmen. Außerdem sind die Bläschen im Gegensatz zu Mückenstichen stets mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt.
Die Varizellen-Erreger verbleiben nach der Abheilung der Windpocken im Körper, und zwar in einem inaktiven Zustand. Sie können noch Jahre später aber wieder "erwachen". Dann entwickelt sich eine Gürtelrose (Zoster). Diese kann also nur bei Menschen auftreten, die irgendwann einmal die Windpocken hatten.
Windpocken treten in der Regel im frühen Kindesalter auf. Typischerweise stecken sich Kindergartenkinder und Schulkinder bis zum 10. Lebensjahr an. Es aber auch möglich, dass Jugendliche und sogar Erwachsene sich erstmals mit dem Varizella-Virus infizieren.
Grundsätzlich gilt: Infektionen bei Erwachsenen haben ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf. Das gilt insbesondere für Schwangere, chronisch Kranke und immungeschwächte Personen.
Die Inkubationszeit bei Windpocken beträgt im Durchschnitt 14 bis 16 Tage. Es kann in Ausnahmefällen aber auch acht bis 21 Tage dauern, bis nach einer Ansteckung die ersten Symptome auftreten.
Die Krankheit bricht aber nur aus, wenn man noch nie Windpocken hatte. Nach einer durchlebten Infektion ist man lebenslang immun. Es ist also nicht möglich, zweimal im Leben an Windpocken zu erkranken. Eine Erkrankung trotz
Windpocken-Impfung
ist sehr unwahrscheinlich, aber möglich. Sie verläuft dann dank der Impfung in der Regel nur milde.
Bei Kindern nehmen die Windpocken in der Regel einen gutartigen Verlauf. Sie bilden meist weniger Bläschen als Erwachsene. Sobald die Bläschen abgeheilt sind, sind sie nicht mehr ansteckend. Die Erkrankung heilt nach wenigen Tagen komplikationslos ab und hinterlässt üblicherweise keine Narben.
Durch starkes Kratzen können sich die Bläschen jedoch entzünden. Wird die
Haut
dann mit Bakterien besiedelt, können Narben zurückbleiben.
Die Symptome sind bei Erwachsenen prinzipiell die gleichen wie bei Kindern. Es zählen dazu
allgemeine Krankheitsanzeichen
wie Unwohlsein, Fieber oder Gelenkschmerzen sowie der charakteristische
Ausschlag
mit juckenden, flüssigkeitsgefüllten Bläschen. Der Hautausschlag unterscheidet sich meist nur darin, dass sich bei älteren Patienten
meist mehr Bläschen
bilden als bei kleinen Kindern. Ein weiterer Unterschied zu den „kindlichen“ Windpocken: Erwachsene Patienten beklagen meist ein
stärkeres Krankheitsgefühl
.
In der Regel dauern Windpocken bei Erwachsenen etwas länger als bei Kindern. Die Infektion heilt meist innerhalb von zwei Wochen aus.
Die größte Gefahr bei einer Varizellen-Infektion im Erwachsenenalter ist das
erhöhte Risiko für komplizierte Verläufe
. Zudem können Schwangere mit Windpocken ihr Ungeborenes anstecken.
Bakterielle Superinfektion:
Bakterien wie „Streptococcus pyogenes“ oder „Staphylococcus aureus“ sind Keime, die bei vielen Menschen auf der Haut vorkommen, ohne Probleme zu verursachen. Dringen sie über die geschädigte Haut in tiefere Schichten oder ins Körperinnere ein, sprechen Ärzte von einer bakteriellen Superinfektion. Die eingedrungenen Bakterien lassen sich unter Umständen nur schwer bekämpfen.
Lungenentzündung
:
20 Prozent aller Erwachsenen, die an Windpocken erkranken, entwickeln innerhalb von drei bis fünf Tagen nach Krankheitsausbruch eine Lungenentzündung. Ärzte sprechen von einer Varizellenpneumonie. Das ist eine durch die Windpocken-Infektion bedingte Lungenentzündung. Sie kann sehr schwer und sogar tödlich verlaufen. Schwangere Frauen sind besonders gefährdet, an einer solchen Lungenentzündung zu erkranken.
Schädigung des Nervensystems:
In sehr seltenen Fällen (0,1% aller Windpocken-Erkrankungen) befallen die Varizella-Viren das Nervensystem. Dazu zählen zum Beispiel Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und Krampfleiden. Auch eine Gehirnentzündung (
Enzephalitis
) oder eine Hirnhautentzündung (
Meningitis
) kann sich entwickeln. Sehr selten entsteht das
Guillain-Barré-Syndrom
oder das
Reye-Syndrom
.
Sehr seltene Komplikationen:
In Einzelfällen wurden Herzmuskelentzündungen, Hornhautschäden, Nierenentzündungen, Gelenkentzündungen oder Leberentzündungen beschrieben.
Fetales Varizellensyndrom:
Erkrankt eine schwangere Frau im ersten oder zweiten Schwangerschaftsdrittel an Windpocken, kann dies schwerwiegende Folgen für das Ungeborene haben. Mögliche Auswirkungen auf das Kind sind Hautveränderungen, Augenschäden oder Fehlbildungen des Skeletts.
Neonatale Windpocken:
Erkrankt die Mutter innerhalb von fünf Tagen vor der Geburt oder bis zu 48 Stunden nach der Geburt kann das Kind schwer an Windpocken erkranken.
Gürtelrose:
An Gürtelrose (
Herpes
Zoster) erkranken nur jene Personen, die zuvor in ihrem Leben Windpocken hatten. Varizella-Viren werden nach überstandener Windpockenerkrankung nicht aus dem Körper eliminiert, sondern ziehen sich ins Nervengewebe zurück. Ist das Immunsystem geschwächt, werden sie wieder aktiviert und lösen die Gürtelrose aus.
Mehr über die Auswirkungen einer Varizellen-Infektion in der Schwangerschaft lesen Sie in unserem Beitrag "
Windpocken und Gürtelrose in der Schwangerschaft
".
Varizella-Viren sind weit verbreitet und sehr ansteckend. Nahezu jeder infiziert sich im Laufe seines Lebens mit Windpockenviren.
In den meisten Fällen erfolgt die Ansteckung über eine sogenannte
Tröpfcheninfektion
. Dabei gelangen winzige, virushaltige Speicheltröpfchen (
Aerosole
) von Infizierten beim Ausatmen, Sprechen, Niesen oder
Husten
in die Umgebung und werden dann von Gesunden eingeatmet. Daher rührt auch ihr Name: Windpocken werden sprichwörtlich „mit dem Wind“ übertragen. Da sie hochinfektiös sind, reicht es schon aus, sich mit einem Infizierten länger als fünf Minuten im selben Raum aufzuhalten: Von 100 empfänglichen (also nicht geimpften und noch nicht erkrankten) Personen stecken sich mit großer Wahrscheinlichkeit rund 90 an.
In selteneren Fällen erfolgt die Übertragung durch direkten oder indirekten
Kontakt
. Mediziner sprechen von einer „
Schmierinfektion
“. Neben dem
Speichel
ist auch der Inhalt der Windpocken-Bläschen hochinfektiös. Kratzt der Erkrankte die Bläschen auf und berührt anschließend einen Gegenstand oder eine andere Person, haften die Viren daran. Kommt ein Gesunder damit in Kontakt und berührt (unbewusst) seine Mund- oder Nasenschleimhaut, steckt er sich an. Die Viren gelangen in das Innere des Körpers und lösen die Erkrankung aus.
Ein Erkrankter ist bereits ein bis zwei Tage bevor der typische Hautausschlag sichtbar wird infektiös! Die Ansteckungsgefahr endet erst, wenn alle Bläschen verkrustet sind. Das ist in der Regel fünf bis sieben Tage nach dem Auftauchen der ersten Bläschen der Fall.
Sehr selten werden Varizellen von einer
Schwangeren
auf das ungeborene Kind über den Mutterkuchen (
Plazenta
) übertragen. Eine solche Windpocken-Infektion im Mutterleib führt in einigen Fällen zum sogenannten fetalen Varizellensyndrom. Ebenfalls möglich ist eine Windpocken-Infektion bei Neugeborenen, wenn die Mutter selbst kurz vor oder nach der Geburt an Varizellen erkrankt ist.
Eine Ansteckungsquelle stellen auch Gürtelrose-Patienten dar:
Gürtelrose
ist die Zweiterkrankung, die Varizellen-Viren mitunter auslösen – auch noch Jahre nach der durchlebten Windpocken-Infektion. Gürtelrose-Patienten sind in der Lage, die Erreger ab dem Auftreten des Hautausschlags bis zum vollständigen Verkrusten der Bläschen (meist fünf bis sieben Tage nach Beginn des Ausschlags) an Gesunde weiterzugeben. Wenn diese nicht gegen Varizellen geimpft sind und noch keine Windpocken hatten, erkranken sie in der Folge – an Windpocken, nicht an Gürtelrose. Allerdings sind Gürtelrose-Patienten weniger ansteckend als Windpocken-Patienten.
Ursache für Windpocken ist eine Infektion mit dem Varizella-Virus. Dabei handelt es sich um hochansteckende Herpesviren, die ausschließlich beim Menschen vorkommen.
Das Ansteckungsrisiko für Ungeimpfte ist in Gemeinschaftseinrichtungen am größten. Da Varizellen-Viren sehr ansteckend sind, breiten sich die Erreger schnell aus. Das gilt insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen, wo Kinder üblicherweise einen engen Kontakt pflegen.
Unter den Erwachsenen haben Schwangere und immungeschwächte Personen, die nicht geimpft sind oder noch keine Windpocken hatten, ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.
Gleiches gilt für die Folgeerkrankung Gürtelrose (Herpes Zoster). Auch sie verläuft bei Risikopersonen mitunter schwerer als bei ansonsten Gesunden.
Wie der Arzt Windpocken behandelt, hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab.
Bei Kindern verlaufen die Windpocken in der Regel harmlos und heilen komplikationslos ab. In diesen Fällen behandelt der Arzt nur die Symptome, insbesondere den
Juckreiz
. So lässt sich verhindern, dass sich die Bläschen entzünden und Narben hinterlassen.
Juckreizlindernde Mittel zur lokalen Anwendung:
Um den Juckreiz zu lindern verschreibt der Arzt Salben, Lotionen, Gele oder Puder mit Wirkstoffen wie
Zink
, Polidocanol oder Gerbstoffen.
Fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente:
Treten Fieber oder Schmerzen auf verschreibt der Arzt entsprechende Medikamente. Beispiele dafür sind Mittel mit den Wirkstoffen
Paracetamol
oder
Ibuprofen
.
Auch
Acetylsalicylsäure
(ASS) hilft gegen Fieber und Schmerzen, darf aber nicht bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden (oder höchstens auf ausdrückliche Anweisung des Arztes). Das Medikament kann bei ihnen nämlich das seltene, aber lebensgefährliche Reye-Syndrom auslösen!
Haut kühlen:
Wärme und Schweiß verstärken den Juckreiz. Daher ist es ratsam, sich in kühler Umgebungstemperatur aufzuhalten. Alternativ können Sie feuchte Kompressen auflegen.
Atmungsaktive Kleidung tragen:
Zudem ist es wichtig, Kleidung aus Baumwolle oder Seide zu tragen. Diese Materialien verhindern einen Wärmestau unter der Kleidung und lassen die Haut „atmen“. Das verringert den Juckreiz.
Tägliches Baden oder Duschen:
Bakterien können die geschädigte Haut zusätzlich schädigen und zu Infektionen und Narbenbildung führen. Tägliches Baden oder Duschen befreit die Haut von potenziellen Erregern und verhindert so Komplikationen.
Kratzen verhindern:
Windpocken gehen mit einem starken Juckreiz einher. Um zu verhindern, dass vor allem kleine Kinder die Bläschen aufkratzen, ist es ratsam, die Fingernägel zu kürzen. Bei Säuglingen helfen zudem Baumwollhandschuhe.
Personen mit geschwächtem Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. In diesen Fällen verordnet der Arzt zusätzlich zur symptomatischen Behandlung spezielle Medikamente. Mittel der Wahl sind sogenannte
„Virostatika“
. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die das Virus daran hindern, sich weiter zu vermehren. Dadurch lindern sie die Symptome und verkürzen die Krankheitsdauer. Sie werden in der Regel in Form von Tabletten eingenommen.
Die Wirkung ist am besten, wenn Virostatika (wie beispielsweise
Aciclovir
oder Famciclovir) innerhalb von 24 Stunden nach Beginn des Hautausschlags gegeben werden.
Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Windpocken ist – abhängig vom Alter des Patienten – der Kinderarzt oder der Hausarzt, bei schwangeren Frauen der Frauenarzt.
Windpocken sind hochansteckend! Informieren Sie daher Ihren Arzt vorab telefonisch über den Hautausschlag. Sie bekommen einen individuellen Termin, um andere Patienten in der Arztpraxis vor einer Ansteckung zu schützen!
Der Arzt erkundigt sich zunächst nach der Krankengeschichte (
Anamnese
), den aktuellen Beschwerden und seit wann diese bestehen. Dann folgt die
körperliche Untersuchung
. Der charakteristische Hautausschlag lässt den Arzt meist auf den ersten Blick eine Windpocken-Infektion erkennen.
Spezielle Untersuchungen sind nur in besonderen Fällen notwendig. Dazu zählt etwa eine mögliche Infektion bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, weil die Erkrankung bei ihnen oft untypisch verläuft. Auch bei Menschen mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems oder einer Lungenentzündung sowie bei Schwangeren und Neugeborenen werden weitere Untersuchungen empfohlen. Sie dienen dazu, die Windpocken direkt oder indirekt nachzuweisen. Das ist wichtig, da die genannte Personengruppe oftmals eine andere Behandlung benötigt als Menschen mit „leichten“ Windpocken.
Um das Virus beziehungsweise Bestandteile davon nachzuweisen, gibt es verschiedene Methoden:
Beim direkten Nachweis sucht der Arzt nach dem Erbgut der Viren in der Bläschenflüssigkeit, der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (
Liquor
), dem Lungensekret oder dem Blut des Patienten.
Um Windpocken bei Ungeborenen direkt nachzuweisen, untersucht der Arzt eine Probe der Plazenta (
Chorionzottenbiopsie
), des Fruchtwassers (
Fruchtwasseruntersuchung
) oder des kindlichen Blutes (
Nabelschnurpunktion
) auf Varizellen-Erbgut.
Um festzustellen, ob der Betroffene bereits Kontakt mit Varizella-Viren hatte, untersucht der Arzt das Blut (oder Gehirnflüssigkeit) auf Antikörper. Dabei handelt es sich um Abwehrstoffe, die das Immunsystem gegen den Erreger gebildet hat. Die Höhe des Antikörpertiters gibt dabei den Wert der gefundenen Abwehrstoffe an. Die Untersuchung eignet sich, um festzustellen, ob jemand die Windpocken hatte oder die Impfung dagegen wirksam war.
Der wichtigste Schutz vor einer Windpocken-Infektion ist die Impfung. Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) soll die erste Dosis im Alter von elf Monaten, die zweite Dosis mit 15 Monaten verabreicht werden. Sie erfolgt entweder zeitgleich mit der ersten Masern-Mumps-Röteln-Impfung oder frühestens vier Wochen danach. Besucht das Kind eine Gemeinschaftseinrichtung (wie eine KITA) ist es auch möglich, es bereits ab dem Alter von neun Monaten zu impfen.
Bei ungeimpften oder nicht vollständig geimpften Kindern und Jugendlichen, die noch nicht an Windpocken erkrankt waren, empfiehlt die STIKO, die Impfung möglichst bald nachzuholen.
Auch Erwachsene, die noch keinen Kontakt mit Varizellen hatten, sollten sich impfen lassen. Die Empfehlung gilt insbesondere für Frauen mit Kinderwunsch, immungeschwächte oder chronisch Kranke. Auch Personen im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen wie beispielsweise einer KiTa (Kindertagesstätte) wird die Impfung empfohlen.
Für alle anderen ungeschützten Erwachsenen gilt die Empfehlung, den Kontakt zu erkrankten Personen möglichst zu vermeiden.
Kam es trotzdem zu einem Kontakt und (möglicherweise) zu einer Ansteckung, ist mitunter nachträglich eine sogenannte
postexpositionelle
Windpocken-Impfung sinnvoll. Sie verhindert entweder einen Krankheitsausbruch oder verkürzt zumindest den Verlauf. Dazu wird den Ungeschützten die "normale", also aktive Impfung oder eine Dosis fertiger Antikörper gegen Varizellen (passive Impfung) verabreicht:
Mehr über die Immunisierung gegen Varizellen erfahren Sie in unserem Beitrag
Windpocken-Impfung
.
Windpocken-Partys sind
gefährlich
, da die Erkrankung in einigen Fällen mit Risiken und Komplikationen verbunden ist. Das eigene Kind absichtlich mit der Krankheit zu infizieren, gilt nach § 223 des Strafgesetzbuches als
Körperverletzung
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Windpocken
Kurzübersicht
Was sind Windpocken?
Häufigkeit
Windpocken – „Jeder sollte sich impfen lassen!“
Drei Fragen an
Facharzt für Allgemeinmedizin
Facharzt für Allgemeinmedizin
Meldepflicht
Wie sehen Windpocken aus?
Typisches Aussehen der Windpocken
In welchem Alter bekommt man Windpocken?
Alter
Verlauf
Windpocken bei Erwachsenen
Komplikationen
Wie läuft die Ansteckung/Inkubation?
Ansteckung über Tröpfcheninfektion
Ansteckung über Schmierinfektion
Ansteckung des ungeborenen Kindes in der Schwangerschaft
Ansteckung über Gürtelrose-Patienten
Ursache und Risikofaktoren
Ursache
Risikofaktoren
Behandlung
Behandlung bei leichtem Verlauf
Tipps zur Linderung der Symptome
Behandlung bei schwerem Verlauf
Untersuchung und Diagnose
Anamnese und körperliche Untersuchung
Weiterführende Untersuchungen
Direkter Virusnachweis
Indirekter Nachweis
Windpocken-Impfung
Windpocken-Partys
Autoren- & Quelleninformationen