Illness name: eileiterschwangerschaft
Description:
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Bei einer
Eileiterschwangerschaft
nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern im Eileiter ein. Wächst der Embryo, reißt der Eileiter manchmal ein. Dadurch kommt es in manchen Fällen zu lebensbedrohlichen Blutungen in der Bauchhöhle. Lesen Sie hier, welche Symptome eine Eileiterschwangerschaft verursacht und woran Ärzte diese erkennen.
Die Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) ist die häufigste Form der sogenannten Extrauterinschwangerschaft (
Extrauteringravidität
, EUG). EUG sind Schwangerschaften, bei denen sich die befruchtete Eizelle außerhalb der
Gebärmutter
(extrauterin) einnistet. Ärzte bezeichnen dies auch als
ektope Einnistung
oder ektope Schwangerschaft.
Im Fall der Eileiterschwangerschaft setzt sich die Eizelle im Eileiter fest. Bei anderen Formen von Extrauteringravidität nistet sich die Eizelle in den Eierstöcken (Ovarialgravidität), im
Gebärmutterhals
(zervikale Schwangerschaft) oder in der Bauchhöhle (
Bauchhöhlenschwangerschaft
) ein. Die Bauchhöhlenschwangerschaft ist ebenfalls sehr selten. Ärzte entdecken diese meist im Rahmen der Vorsorge-Ultraschalluntersuchungen.
Mehr zum Thema erfahren Sie im Beitrag
Bauchhöhlenschwangerschaft
.
Extrauterinschwangerschaften lassen sich nicht ausgetragen. Eine Verpflanzung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter ist aktuell medizinisch noch nicht möglich.
Die Extrauteringravidität ist selten und macht ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften aus.
Je nachdem, wo im Eileiter sich die Eizelle einnistet, unterscheiden Mediziner drei Formen von Tubargravidität:
Eine Eileiterschwangerschaft lässt sich nicht austragen. Ohne Behandlung ist es möglich, dass der wachsende Embryo den Eileiter aufreißt, was zu einer lebensgefährlichen Blutung in der Bauchhöhle führt.
Eine Eileiterschwangerschaft verläuft zunächst wie eine normale Schwangerschaft:
Der
Schwangerschaftstest
zeigt keinen Unterschied zwischen einer normalen und einer Eileiterschwangerschaft an, ist jedoch auch bei der Eileiterschwangerschaft positiv. Denn die
Plazenta
(Mutterkuchen) bildet bei einer Eileiterschwangerschaft genau wie bei einer normalen Schwangerschaft das Schwangerschaftshormon Beta-HCG (humanes Choriongonadotropin), auf das der Test positiv reagiert.
Die Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft zeigen sich typischerweise erst
zwischen der sechsten und neunten Schwangerschaftswoche
. Frühere Anzeichen sind eher untypisch. Zu den Anzeichen zählen:
Die Symptome einer Eileiterschwangerschaft zeigen sich von Frau zu Frau auf unterschiedliche Weise. Sie treten manchmal plötzlich und intensiv auf oder nehmen in manchen Fällen langsam zu. In der Frühphase gibt die Betroffene unter Umständen auch gar keine Beschwerden an.
Die genannten Symptome sind nicht spezifisch für eine Eileiterschwangerschaft. Ähnliche Beschwerden treten mitunter bei einer Nierenbeckenentzündung, Blinddarmentzündung, Eierstockentzündung oder Eileiterentzündung auf. Nur einem Arzt ist es möglich, die genaue Ursache der Symptome festzustellen.
Bei etwa drei von zehn Frauen mit Eileiterschwangerschaft treten Komplikationen auf: Durch den heranwachsenden Embryo reißt der Eileiter. Durch den Riss kommt es zur Verletzung von wichtigen Blutgefäßen (meist die Arteria uterina oder die Arteria ovarica). Die Folgen sind
schwere innere Blutungen
.
Warnzeichen dafür sind plötzlich einsetzende, sehr starke, einseitige Unterleibsschmerzen, die mitunter bis in Oberbauch, Rücken und Schulter ausstrahlen. Durch den Blutverlust kommt es dann zu einem Schwindelgefühl, Ohnmacht oder einem Kreislaufschock.
Bei Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft ist es zwingend erforderlich, umgehend einen Arzt aufzusuchen. Denn kommt es zum Eileiterriss, besteht Lebensgefahr. Treten akute Symptome auf, ist eine umgehende notärztliche Versorgung notwendig.
Liegt bei einem positiven Schwangerschaftstest der Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft vor, erhebt der Frauenarzt (Gynäkologe) zuerst im Gespräch mit der Patientin deren
Krankengeschichte
(Anamnese): Er lässt sich die Beschwerden genau schildern und erkundigt sich nach eventuellen Risikofaktoren wie unter anderem frühere Eileiterschwangerschaften, Eileiterentzündungen oder Fehlgeburten.
Maßgeblich für den Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft sind für den Gynäkologen dabei das Vorliegen von drei Aspekten:
Danach folgt eine
vaginale Tastuntersuchung
: Das innere und äußere Abtasten ist Teil der normalen
gynäkologischen Untersuchung
. Der Arzt gewinnt daraus wichtige Hinweise auf die Ursache der Beschwerden.
Liegt eine Eileiterschwangerschaft vor, ist die Gebärmutter kleiner, als sie es aufgrund der aktuellen Schwangerschaftswoche eigentlich sein müsste. Eventuell bemerkt der Mediziner bei der Tastuntersuchung zudem, dass ein Eileiter einseitig vergrößert ist.
Das Abtasten des Eileiters, in dem sich der Embryo eingenistet hat, ist unter Umständen etwas schmerzhaft.
Wo genau sich eine befruchtete Eizelle eingenistet hat, lässt sich in der Regel mittels einer
Ultraschalluntersuchung
feststellen. Dieser erfolgt über die Scheide (
transvaginale Sonografie
) oder von außen über die Unterbauchdecke. Dadurch lässt sich meist erkennen, ob eine normale Schwangerschaft vorliegt (also mit Einnistung in der Gebärmutterhöhle). Ist keine Eizelle in der Gebärmutter erkennbar, gibt es unterschiedliche Gründe dafür:
Um die dritte Möglichkeit zu prüfen, wendet der Gynäkologe manchmal eine besondere Variante der Ultraschalluntersuchung an, die
Farbdopplersonografie
. Dadurch ist es möglich, besonders gut durchblutetes Gewebe leichter sichtbar zu machen – beispielsweise den Bereich der Schleimhaut, in dem sich die Eizelle eingenistet hat (etwa im Eileiter).
Über eine Blutuntersuchung lässt sich zudem über längere Zeit mehrmals die Menge des Schwangerschaftshormons Beta-HCG (humanes Choriongonadotropin) im Blut der Schwangeren bestimmen.
Bei normalen Schwangerschaften verdoppelt sich der Blutspiegel des Beta-HCG innerhalb eines Tages. Hat sich die Eizelle dagegen fehlerhaft eingenistet (wie bei einer Eileiterschwangerschaft), steigt der HCG-Spiegel nur langsam an, stagniert oder sinkt sogar wieder.
In manchen Fällen zeigen sich jedoch auch bei Eileiterschwangerschaften ähnlich hohe Beta-HCG-Werte, weshalb anhand der Blutuntersuchung alleine die Eileiterschwangerschaft nicht auszuschließen ist.
Normalerweise wandert die befruchtete Eizelle durch den Eileiter in die Gebärmutter und nistet sich dort ein. Ist aber der Eileiter nicht oder nur eingeschränkt durchlässig, bleibt das Ei darin auf seinem Weg in den Uterus stecken und wächst fest. Es gibt verschiedene Ursachen, weshalb die Durchgängigkeit eines Eileiters beeinträchtigt ist. Dazu zählen unter anderem:
Außerdem gibt es folgende
Risikofaktoren
, die das Entstehen einer Eileiterschwangerschaft begünstigen:
Die Zahl der Eileiterschwangerschaften hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Experten diskutieren verschiedene Gründe dafür, darunter vermehrte Eileiterentzündungen infolge von sexuell übertragbaren Erkrankungen, häufigere Kinderwunschbehandlungen, die Verwendung von Spiralen als Verhütungsmittel sowie das Rauchen.
Je nachdem, wie weit die Eileiterschwangerschaft fortgeschritten ist, gibt es unterschiedliche Behandlungsansätze.
Wenn eine Eileiterschwangerschaft mit Unterleibsschmerzen, beginnender Blutung in der Bauchhöhle oder abnormalem HCG-Wert verbunden ist, ist in der Regel eine
Bauchspiegelung
(
Laparoskopie
) erforderlich. Damit lässt sich die Extrauteringravidität zugleich erkennen und behandeln.
Bei dem Eingriff führt der Arzt über drei kleine Einschnitte in der Bauchdecke ein sogenanntes Endoskop in die Bauchhöhle ein. Das ist ein dünner, beweglicher Schlauch mit einer Lichtquelle und einer kleinen Kamera an der Spitze. Über das Endoskop führt der Arzt feinste medizinische Instrumente ein, um den Embryo aus dem Eileiter zu entfernen.
In manchen Fällen von Eileiterschwangerschaft ist eine offene Operation (
Laparotomie
) nötig: Der Chirurg öffnet dabei die Bauchdecke mit einem größeren Schnitt, um den Embryo im Eileiter zu entfernen.
Die offene Operation ist zum Beispiel notwendig, wenn eine Bauchspiegelung aus bestimmten Gründen nicht möglich ist, die Frau ausgedehnte Verwachsungen oder einen instabilen Kreislauf hat. Auch in Fällen, in denen die Eileiterschwangerschaft bereits zu einem Eileiterriss geführt hat, ist in der Regel eine offene Operation notwendig. Nur so lässt sich die schwere Blutung möglichst rasch stoppen.
Ist die Blutung sehr stark oder der Eileiter stark geschädigt, ist manchmal eine komplette Entfernung erforderlich. Sofern es irgendwie möglich ist, bemühen sich Ärzte immer darum, den Eileiter zu erhalten.
Bei einer sehr frühen Eileiterschwangerschaft ist in Einzelfällen und unter bestimmten Voraussetzungen eine medikamentöse Behandlung möglich. Meist erhalten Schwangere dann den Wirkstoff
Methotrexat
.
Der behandelnde Arzt spritzt das Zellgift unter Ultraschallkontrolle in die Fruchthöhle, wodurch der Embryo abstirbt. In den Tagen danach kontrolliert der Arzt regelmäßig, ob der Beta-HCG-Spiegel im Blut der Schwangeren sinkt. Dieses Absinken zeigt an, dass die Schwangerschaft tatsächlich beendet ist.
Voraussetzungen für diese Therapie sind unter anderem:
Viele Eileiterschwangerschaften enden innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate von selbst. Hier platzt die Eizelle, da der Eileiter dem wachsenden Embryo zu wenig Platz bietet und keine ausreichende Versorgung gewährleistet. Plazenta und Fruchtsack lösen sich dann von der Wand des Eileiters. Sie gehen zusammen mit dem Embryo auf natürlichem Wege ab.
Treten also keine Beschwerden auf und ist zugleich der Spiegel des Schwangerschaftshormons Beta-HCG im Blut außergewöhnlich niedrig, warten Ärzte unter Umständen mit einer Behandlung eventuell
einige Tage
ab. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die betroffene Frau sorgfältig überwacht wird.
Sinkt die Konzentration des Schwangerschaftshormons in dieser Zeit weiter und wächst der Embryo nicht mehr, ist die Schwangerschaft mit großer Wahrscheinlichkeit beendet. Wächst der Embryo jedoch weiter, kommt es innerhalb kürzester Zeit zum Riss des Eileiters. Dies führt unter Umständen zu einer gefährlichen Blutung. Für diesen Notfall ist zwingend sicherzustellen, dass die Schwangere rasch eine Operation erhält.
Oft verläuft eine Eileiterschwangerschaft unbemerkt und endet von selbst – es kommt zur Abstoßung der falsch eingenisteten Eizelle mitsamt der Plazenta. Geschieht das nicht, ist möglichst frühzeitig ein Abbruch der Eileiterschwangerschaft mittels einer Operation oder Medikamente einzuleiten.
Zwar ist die medikamentöse Behandlung meist schonender für die Betroffene als eine Operation, sie ist jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Lässt sich eine Bauchspiegelung oder offene Operation nicht vermeiden, ist es Ärzten in den meisten Fällen zumindest möglich, den Eileiter zu erhalten. Die Durchgängigkeit des Eileiters ist nach dem Eingriff meist hoch. Das Gleiche gilt für die medikamentöse Behandlung.
Nach einer ersten operativ behandelten Eileiterschwangerschaft liegt die Wahrscheinlichkeit einer zweiten solchen Extrauteringravidität zwischen zehn und 25 Prozent. Grundsätzlich ist es möglich, dass es durch eine Eileiterschwangerschaft zu einer lebensbedrohlichen inneren Blutung kommt. Allerdings liegt die Sterblichkeit heutzutage dank frühzeitiger Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei 0,1 Prozent.
Die Chancen auf eine normale Schwangerschaft nach einer Eileiterschwangerschaft liegen zwischen 50 und 80 Prozent.
Wie stark das Kinderkriegen eingeschränkt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So spielt es zum Beispiel eine Rolle, wie stark der Eileiter durch die Eileiterschwangerschaft beschädigt ist, ob die Ärzte diesen entfernen mussten und wie gut der zweite Eileiter funktioniert. Eine Rolle spielt auch, ob die Frau schon mehr als eine Extrauteringravidität hatte.
Grundsätzlich lässt sich einer Eileiterschwangerschaft nicht vorbeugen. Allgemein gilt, dass eine gesunde Lebensweise und ein Rauchverzicht die Gesundheit fördern. Wenn Sie einen positiven Schwangerschaftstest haben, ist es grundsätzlich ratsam, sich zeitnah bei einem Frauenarzt vorzustellen. Insbesondere, wenn Sie die typischen Symptome einer Eileiterschwangerschaft aufweisen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Eileiterschwangerschaft
Kurzübersicht
Was ist eine Eileiterschwangerschaft?
Formen von Eileiterschwangerschaft
Was sind die Symptome einer Eileiterschwangerschaft?
Weitere Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft
Komplikationen der Eileiterschwangerschaft
Wie kann man eine Eileiterschwangerschaft testen?
Gynäkologische Untersuchung
Ultraschall
Blutuntersuchung
Wie kommt es zu einer Eileiterschwangerschaft?
Wie wird eine Eileiterschwangerschaft behandelt?
Bauchspiegelung
Offene Operation
Medikamente
Abwarten und beobachten
Wie verläuft eine Eileiterschwangerschaft?
Kann man nach einer Eileiterschwangerschaft ein Kind bekommen?
Lässt sich eine Eileiterschwangerschaft verhindern?
Autoren- & Quelleninformationen