Illness name: luxation
Description:
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Bei einer Luxation (Verrenkung) springt ruckartig ein Knochen aus dem Gelenk. Auslöser ist meist ein Sturz oder extreme Krafteinwirkung. Im Bereich des luxierten Gelenks treten starke Schmerzen und ein Bluterguss auf. Zudem lässt sich der ausgerenkte Körperteil nicht mehr richtig bewegen. Meist ist es dem Arzt möglich, das Gelenk manuell einzurenken. Vor der ärztlichen Behandlung steht aber die Erste Hilfe an. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Formen der Luxation, ihre Behandlung und Ursachen.
"Luxation" ist die medizinische Bezeichnung für eine Verrenkung. Dabei springt der Gelenkkopf – der Knochen, der normalerweise in der Gelenkspfanne liegt – aus jener heraus. Die beiden Gelenkkomponenten verlieren also den Kontakt zueinander.
Das kommt hauptsächlich bei Gelenken vor, die aufgrund ihrer Position am Körper oder ihrer Anatomie eher für Verletzungen anfällig sind, wie Schulter,
Ellenbogen
oder (künstliche) Hüfte.
Eine Luxation ist beispielsweise auch an folgenden Stellen möglich:
Im Allgemeinen passiert es besonders leicht bei sehr beweglichen Gelenken: Normalerweise stabilisieren ansetzende Muskeln und Bänder ein Gelenk. Wenn diese Strukturen aber beispielsweise geschädigt oder überdehnt sind, genügt oft schon eine unachtsame, ruckartige Bewegung oder ein Sturz – und eine Luxation entsteht.
Eine Luxation ist sehr schmerzhaft. Und je öfter ein Knochen aus der Gelenkspfanne springt, desto leichter passiert es wieder, da die umliegenden Strukturen "ausleiern".
Kinder vor dem siebten Lebensjahr erleiden nur selten eine Luxation. Ihre Knochen sind nämlich noch flexibler und weichen bei Gewalteinwirkung besser aus.
Es gibt verschiedene Arten von Verrenkungen – je nachdem, welches Gelenk ausgekugelt ist und ob die Gelenkflächen vollständig oder teilweise verrutscht sind. Einige Beispiele:
Das
Schultergelenk
ist das beweglichste Gelenk des Menschen. Es ist am häufigsten von allen Gelenken von einer Luxation betroffen. Wie Sie bei einer Gelenkluxation der Schulter Erste Hilfe leisten, lesen Sie im Beitrag
Schulterluxation
.
Ein ausgerenkter Ellenbogen ist mit etwa 20 Prozent die zweithäufigste Form von Gelenkluxation. Sie entsteht durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm. Häufig wird eine solche
Ellenbogenluxation
von weiteren Verletzungen begleitet wie
Bänderriss
, Knochenbruch oder Nervenverletzungen. Mehr darüber lesen Sie im Beitrag
Ellenbogenluxation
.
Auch die Kniescheibe (
Patella
) springt manchmal aus ihrem Gleitlager. Am häufigsten passiert dies jugendlichen Frauen, etwa beim Sport. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einer solchen Verletzung empfohlen werden und wie die Behandlung durch den Arzt aussieht, erfahren Sie im Beitrag
Patellaluxation
.
Wenn beim Sport der Volleyball oder Basketball heftig gegen einen ausgestreckten Finger prallt, rutscht leicht ein Fingergelenk aus seiner normalen Position. Mit einem ausgekugelten Finger gehen Sie bitte unbedingt zum Arzt! Warum und wie Sie bei einer solchen Verletzung richtig Erste Hilfe leisten, lesen Sie im Beitrag
Fingerluxation
.
Bei einer Luxation sind die gelenkbildenden Knochenenden vollständig verschoben. Kommt es dagegen nur zu einem teilweisen Auseinanderdriften der Gelenkflächen, wie beispielsweise bei Wirbelkörpern, liegt eine
Subluxation
vor. Tritt diese Sonderform im Ellenbogen-Gelenk auf, wird sie Chassaignac-Lähmung (Radiusköpfchen-Subluxation) genannt. Sie kommt fast ausschließlich bei Kindern vor und entsteht, wenn man ein Kind ruckartig am Arm zieht. Mehr darüber lesen Sie im Beitrag
Subluxation
.
Versuchen Sie niemals, ein ausgekugeltes Gelenk eigenhändig einzurenken! Es besteht die Gefahr, dass dabei Nerven,
Blutgefäße
oder Bänder eingeklemmt werden oder abreißen! Überlassen Sie das Einrenken deshalb immer einem Arzt.
Eine Luxation ist ein medizinischer Notfall und wird in der Regel im Krankenhaus behandelt. Wenn sich also jemand ein Gelenk ausgekugelt hat, ist immer ein Arztbesuch ratsam. Als Ersthelfer sollten Sie den Patienten umgehend zu einem Arzt beziehungsweise ins Krankenhaus bringen oder den Rettungswagen rufen. Zusätzlich sind folgende Maßnahmen ratsam:
Bei einer Luxation ohne Begleitverletzungen renkt der Arzt das ausgekugelte Gelenk meist manuell wieder ein (reponieren). Das ist mitunter sehr schmerzhaft. Deshalb bekommt der Patient vorher in der Regel ein starkes Schmerzmittel oder eine Kurznarkose. Das hat auch den Vorteil, dass dann die Muskelspannung nachlässt. So lässt sich der Knochen leichter wieder in die Gelenkpfanne einsetzen.
Nach der Reposition wird das Gelenk meist geröntgt, um seine korrekte Stellung zu kontrollieren. Danach stellt der Arzt es mithilfe spezieller Verbände oder Gipsschienen für einige Zeit ruhig.
In manchen Fällen von Luxation gelingt das manuelle Einrenken nicht oder es treten Begleitverletzungen (zum Beispiel Verletzungen von Nerven, Gefäßen oder Muskeln oder ein Knochenbruch) auf. Dann ist ein operativer Eingriff nötig. Auch bei jüngeren, sportlich aktiven Menschen wird eine Verrenkung häufig operiert, um das Risiko für erneute Luxationen zu senken. Bei dem Eingriff strafft der Operateur den überdehnten Kapsel- oder Bandapparat und gibt dem Gelenk so wieder mehr Stabilität.
Eine traumatische Luxation durch äußere Krafteinwirkung ist meist sehr schmerzhaft. Daher nimmt der Patient sofort eine Schonhaltung ein. So presst er beispielsweise bei einer ausgekugelten Schulter den betroffenen Arm instinktiv an den Rumpf.
Typisch für eine Luxation ist auch, dass sich der betroffene Körperteil plötzlich nur noch wenig oder gar nicht mehr bewegen lässt (wie der Finger bei einer
Fingerluxation
oder der Arm bei einer
Schulterluxation
).
Wurden beim Ausrenken Nerven verletzt, sind in deren Versorgungsgebiet Missempfindungen wahrscheinlich. Das zeigt sich bei einer Schulterluxation zum Beispiel durch ein Kribbeln oder ein pelziges Gefühl in den Fingern.
Sind die Bänder und Muskeln bereits überdehnt und kommt es wiederholt zur Verrenkung, ist diese sogenannte habituelle Luxation häufig weniger schmerzhaft als eine traumatische.
Der Arzt gibt dem Patienten zuerst Schmerzmittel, damit die anschließende körperliche Untersuchung erträglicher wird. Bei dieser Untersuchung schaut sich der Mediziner das betroffene Gelenk selbst und dessen Position genau an. Zudem prüft er, wie es etwa um die Durchblutung, die Beweglichkeit und die Reizwahrnehmung des betroffenen Körperteils bestellt ist.
Wenn etwa bei einem luxierten Schulter- oder Ellenbogengelenk die
Hand
blass oder gar bläulich erscheint, ist vermutlich ein Gefäß verletzt. Wenn der Patient den Arm oder die Finger nicht mehr richtig bewegt oder an den entsprechenden Stellen ein Kribbeln spürt, dann sind höchstwahrscheinlich die Nerven verletzt.
Im nächsten Schritt wird das ausgekugelte Gelenk geröntgt. So stellt der Arzt fest, ob es wirklich vollständig luxiert ist und ob dabei auch Knochen verletzt wurden. Gelegentlich ist eine Luxation schon im Ultraschallbild erkennbar (vor allem bei Kindern).
Es gibt aber auch Luxationen, die sich nur bei einer Computertomografie (CT) oder
Kernspintomografie
(Magnetresonanztomografie, MRT) zeigen. Diese aufwendigeren Verfahren lassen auch Begleitverletzungen des Weichteilgewebes wie etwa Bänderrisse erkennen.
In seltenen Fällen ist bei einer Luxation eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) nötig.
Je nachdem, wie die Verrenkung zustande kommt, unterscheiden Mediziner folgende Luxationen:
Davon sprechen Experten, wenn ein Gelenk infolge direkter oder indirekter Krafteinwirkung luxiert (zum Beispiel bei einem Unfall oder Sturz).
Die habituelle Luxation beruht auf einer angeborenen oder erworbenen Gelenkinstabilität (etwa aufgrund sehr lockerer Bänder). Es genügt dann oft schon eine minimale Beanspruchung, und das betroffene Gelenk ist ausgekugelt. Eine Verrenkung ganz ohne Krafteinwirkung nennt man auch
spontane Luxation
.
Sie entsteht etwa infolge einer chronischen Gelenkschädigung oder einer Gelenkentzündung mit Kapselüberdehnung. Auch bei einer Gelenkzerstörung sowie infolge von Muskellähmungen kommt es mitunter zu einer pathologischen Luxation.
Manche Kinder kommen bereits mit einem ausgerenkten Gelenk zur Welt oder neigen von Geburt an zum wiederholten Auskugeln eines Gelenks. Ursache ist in beiden Fällen eine Fehlbildung (Dysplasie) des betroffenen Gelenks. So springt zum Beispiel bei einer Hüftgelenksdysplasie der Oberschenkelknochen immer wieder aus der Hüftgelenkpfanne.
Ältere Menschen neigen eher zu Verrenkungen als junge. Denn mit dem Alter verschleißen Sehnen, Bänder und Knochen, was Gelenke instabiler macht. Prinzipiell renken sich zudem junge Männer öfter Gelenke aus als Frauen, da sie tendenziell häufiger riskante Sportarten betreiben.
Eine mögliche Komplikation bei der Luxation ist, dass beim Ausrenken einer der am Gelenk beteiligten Knochen vollständig durchbricht oder ein kleines Knochenstück absplittert. Dann sprechen Mediziner von einer
Luxationsfraktur
(Verrenkungsbruch). Dieses Risiko besteht zum Beispiel bei Stürzen mit hoher Krafteinwirkung auf das Gelenk.
Meist heilen einmalige Luxationen nach einer entsprechenden Therapie vollständig aus. Kommt es jedoch zu einem erneuten Ausrenken, wird das entsprechende Gelenk mitunter immer instabiler. Infolgedessen sind anhaltende Beschwerden möglich.
Generell hängen der Verlauf und die Heilungsdauer von möglichen Begleitverletzungen, der Therapie, dem Alter und der Mithilfe (etwa durch aktiven Muskelaufbau) der Betroffenen ab.
Ein stabiles Gelenk renkt nicht so leicht aus. Regelmäßige Koordinationsübungen sowie Kräftigungsübungen für jene Muskeln, die ein Gelenk stabilisieren, unterstützen den Aufbau des Halteapparats. Beim Sport dient eine entsprechende Schutzausrüstung dazu, einer traumatischen Luxation (oder anderen Sportverletzungen) vorzubeugen.
Wenn jemand häufiger eine Luxation erleidet (zum Beispiel aufgrund einer Bindegewebsschwäche), ist es unter Umständen ratsam, auf bestimmte Tätigkeiten oder Sportarten zu verzichten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Luxation
Kurzübersicht
Was ist eine Luxation?
Welche Arten von Luxationen gibt es?
Schultergelenk-Luxation
Ellenbogen-Luxation
Patellaluxation
Fingerluxation
Subluxation
Was tun bei einer Luxation?
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Ärztliche Behandlung
Was sind die Symptome einer Luxation?
Wie erfolgt die Diagnose?
Was sind die Ursachen einer Luxation?
Traumatische Luxation
Habituelle Luxation
Pathologische Luxation
Angeborene Luxation
Wie ist die Prognose einer Luxation?
Gibt es vorbeugende Maßnahmen?
Autoren- & Quelleninformationen