Illness name: trommelfellperforation

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Trommelfellperforation

Von Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

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Von einer Trommelfellperforation spricht man, wenn das Trommelfell einen Riss oder ein Loch aufweist. Häufigste Ursache ist eine Mittelohrentzündung, manchmal auch äußere Gewalt. Eine Trommelfellperforation führt zu einem gewissen Hörverlust und heilt oft von selbst, größere Schäden werden aber meist operiert. Lesen Sie hier mehr zur Trommelfellperforation.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. H72

Kurzübersicht

  • Behandlung: Oft heilt eine Trommelfellperforation von alleine innerhalb weniger Tage, größere Verletzungen werden operiert
  • Symptome: Bei Riss durch Mittelohrentzündung unter anderem Ausfluss , Nachlassen der Schmerzen, bei Verletzung stechender Schmerz, Hörverlust, Blutausfluss aus dem Ohr möglich
  • Ursachen und Risikofaktoren: Riss infolge von Entzündung des Mittelohrs, direkte Verletzung durch Gegenstände oder indirekte Verletzung durch plötzliche Druckveränderung
  • Diagnose: Sicht-Untersuchung mit einem Otoskop, Hörtest
  • Prognose: In der Regel gute Prognose bei kleinen Verletzungen, nach Operation bei größeren Verletzungen ist die Prognose abhängig von der Schwere der Verletzung
  • Vorbeugung: Unter anderem abschwellende Medikamente bei Mittelohrentzündung, guter Druckausgleich beim Tauchen, Fliegen oder Bergsteigen
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Was ist eine Trommelfellperforation?

Das Trommelfell ist eine durchgehende Membran und trennt den Gehörgang vom Mittelohr ab. Es ist die Barriere zwischen dem äußeren Ohr ( Ohrmuschel und Gehörgang) und dem nicht sichtbaren Teil des Ohrs, wo der Schall verarbeitet wird. Schallwellen versetzen das Trommelfell in Schwingungen, die es auf die Gehörknöchelchen im Mittelohr überträgt.

Das verstärkt die Schallwellen und leitet sie an das Innenohr weiter, wo sie in Nervenimpulse umgesetzt werden. Das Hirn verarbeitet schließlich diese Signale und wir empfinden sie als Geräusche und Töne.

Ist das Trommelfell geplatzt, beziehungsweise gerissen (also perforiert), beeinträchtigt das die Umwandlung und Weitergabe der Schallwellen. Betroffene hören auf dem entsprechenden Ohr mit der Trommelfellperforation (Trommelfellruptur) in der Folge schlechter. Eine Trommelfellverletzung entsteht meist nur auf einer Seite, ist aber – je nach Ursache – auch beidseits möglich.

Man unterscheidet dabei direkte und indirekte Verletzungen. Direkte sind solche, bei denen das Trommelfell etwa durch Gegenstände wie Wattestäbchen, Nadeln oder umherfliegende Splitter verletzt wird. Bei indirekten entsteht die Verletzung in der Regel durch plötzliche Änderung des Drucks, etwa bei Explosionen, raschem Steigen oder Sinken im Flugzeug oder beim (zu raschen) Tauchen ohne Druckausgleich.

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Wie kann es behandelt werden?

Die Behandlung richtet sich nach Ursache und Ort des Lochs oder Risses im Trommelfell. Operationen sind nur bei langwierigen oder großen Verletzungen nötig. Häufig verheilt die Trommelfellruptur innerhalb von wenigen Tagen von selbst.

Das Trommelfell hat eine hohe Selbstheilungstendenz. Auch bei mehrfachen Trommelfellrissen heilt es häufig ohne medizinische Hilfe. Besonders wenn das Loch nicht am Rand, sondern mittig im Trommelfell liegt, verheilt die Perforation meist folgenlos. Die Heilungsdauer für leichtere Trommelfellschädigungen liegt häufig bei nur wenigen Tagen.

Ist wegen eines Unfalls oder Sturzes das Trommelfell zerrissen oder ist der Trommelfellrand verletzt, heilt das Trommelfell meist nicht so gut. Bei Randverletzungen ist es zudem möglich, dass die Haut aus dem Gehörgang ins Mittelohr einwächst und so die Gehörknöchelchen stört. Dies führt zu weiteren Infektionen und verhindert, dass eine Entzündung ausheilt.

Es besteht das Risiko, dass die Entzündung auf das Gleichgewichtsorgan oder die Hirnhäute übergreift. In einem solchen Fall ist eine Operation unabdingbar. Bei direkten Verletzungen ist es möglich, dass etwa die Gehörknöchelchen oder andere Strukturen im Innenohr verletzt sind.

Bei einer Operation schient der Behandelnde das Trommelfell mit Papier oder Silikon und entfernt etwaige Verwachsungen. Mit Knorpel- oder Muskelhaut lässt sich ein körpereigenes, künstliches Trommelfell einsetzen. Bei all diesen Eingriffen wird durch den sehr kleinen Gehörgang gearbeitet. Solche Eingriffe sind technisch aufwendig und setzen viel Übung und Fingerspitzengefühl voraus.

Bei Kindern, die häufig unter akuten Mittelohrentzündungen leiden, versucht man mithilfe von abschwellenden Nasentropfen das Mittelohr besser zu belüften. Damit lässt sich häufig eine Trommelfellperforation vermeiden. Schwere Mittelohrentzündungen werden mit Antibiotika behandelt. Antibiotika sind allerdings nicht bei jeder Mittelohrentzündung nötig.

Da ein geplatztes Trommelfell eine Eintrittspforte für Keime ins Ohr darstellt, sollte man bei einem Loch im Ohr Wassersport meiden. Reisen mit dem Flugzeug steht dagegen nichts im Wege – der Druckausgleich beim Start und bei der Landung funktioniert auch mit einem verletzten Trommelfell.

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Welche Symptome treten auf?

Ein Riss im Trommelfell ist nicht unbedingt schlimm. Eine Mittelohrentzündung heilt zum Beispiel oft schneller, wenn erst einmal das Trommelfell geplatzt ist. Symptome sind dann aus dem Ohr fließender Eiter und ein Hörverlust, Schmerzen dagegen kaum oder gar nicht. Tatsächlich lassen eher die Schmerzen nach, die zuvor durch den erhöhten Druck im Mittelohr entstanden sind. Das Loch im Trommelfell ist meist klein und verursacht nur eine leichte Hörminderung, weil das Trommelfell noch ausreichend als Schallverstärker wirkt.

Ist ein Schlag aufs Ohr oder eine andere Gewalteinwirkung die Ursache für einen Trommelfellriss, ist der Hörverlust häufig stärker. Auch Schmerzen sind dann oft die Folge – in der Regel ein kurzer heftiger stechender Schmerz. Je nach Größe der Verletzung tritt sogar Blut aus dem Ohr aus. Bei hohen Druckwellen platzt manchmal nicht nur das Trommelfell, auch die Gehörknöchelchen werden aus ihrer Verankerung gerissen (Luxation).

Bei solch großen Schäden am Trommelfell und den Gehörknöchelchen heilt der Schaden nicht von selbst, und es ist mit einer lebenslangen, starken Verminderung des Gehörs zu rechnen. Eine Operation ist dann die einzige Möglichkeit, um den Hörsinn nicht für immer zu verlieren.

Trommelfellperforation: Komplikationen

Das Trommelfell stellt eine natürliche Barriere für Krankheitserreger dar. Besteht eine Trommelfellperforation, gelangen Erreger leichter in das Mittelohr und lösen so eventuell Infektionen aus oder erschweren die Heilung bestehender Entzündungen.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Trommelfellperforation geschieht meist im Rahmen einer Entzündung oder einer Gewalteinwirkung auf das Ohr. Daneben gibt es einige Risikofaktoren, die ein Loch im Trommelfell begünstigen.

Trommelfellperforation bei Mittelohrentzündung

Eine Trommelfellperforation tritt häufig im Zusammenhang mit einer Mittelohrentzündung auf. Durch den Entzündungsprozess verliert das Trommelfell an Stabilität, außerdem steht es wegen der Druckerhöhung im Mittelohr unter Spannung und wird schlechter durchblutet. Mittelohrentzündungen treten akut oder chronisch auf.

Bei einer akuten Mittelohrentzündung bildet sich innerhalb weniger Tage Eiter im Mittelohr. Normalerweise fließen Eiter und Sekrete über die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) in den Rachenraum ab.  Wenn diese Verbindung verlegt ist, etwa wegen einer Schwellung der Schleimhäute, nimmt der Druck im Mittelohr stetig zu und bewirkt in manchen Fällen eine Trommelfellperforation. Über das Loch im Trommelfell fließt der Eiter dann ab.

Meist kommt es jedoch nicht soweit. Akute Mittelohrentzündungen klingen in der Regel bereits nach wenigen Tagen wieder ab, ohne dass Medikamente eingenommen werden müssen oder Eiter aus dem Ohr austritt.

Eine akute Mittelohrentzündung wird in seltenen Fällen auch chronisch. Der Entzündungsprozess hält dann einige Wochen oder sogar länger an und bewirkt fast immer ein Loch im Trommelfell.

Fließt der Erguss im Mittelohr nicht ausreichend ab, besteht die Möglichkeit, ein künstliches Trommelfell-Loch (Paukenröhrchen) ins Trommelfell einzusetzen. Durch die verbesserte Belüftung heilt die Entzündung schneller aus und weitere Komplikationen lassen sich verhindern. Nach einigen Monaten verschließt sich das Trommelfell von selbst und das kleine Plastikröhrchen fällt heraus. Eine Trommelfellperforation schützt damit unter Umständen das Ohr vor einer schwereren Entzündung oder einer Zerstörung der Gehörknöchelchen.

Trommelfellperforation durch Trauma

Bei schweren Unfällen oder Stürzen mit Schädelbasisbruch kommt es in einigen Fällen, je nach Frakturlinie, zusätzlich zu einer Trommelfellperforation. Auch Explosionen oder sehr laute beziehungsweise starke Schall- und Druckwellen bewirken häufig einen Trommelfellriss (Explosionstrauma). Abzugrenzen ist das Explosionstrauma von einem Knalltrauma, bei dem es zwar zu einem akuten Hörverlust kommt, jedoch das Trommelfell nicht beschädigt wird.

Einige Menschen versuchen, mit Wattestäbchen den Gehörgang zu reinigen. Da durch die Manipulation im Ohr das Risiko einer Trommelfellperforation besteht, raten Ärzte allgemein von der Säuberung des Gehörgangs mit Wattestäbchen ab. Hinzu kommt, dass das Ohrenschmalz häufig nur tiefer in den Gehörgang vorgeschoben wird oder durch kleine Verletzungen Entzündungen des Gehörgangs begünstigt werden.

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Untersuchungen und Diagnose

Das Trommelfell betrachtet der HNO-Arzt mithilfe eines Otoskops, einer kleinen Lampe mit Plastikaufsatz, die er in den Gehörgang einführt. Ist das Trommelfell gerissen oder durch eine Entzündung gereizt, lässt sich das somit meist erkennen.

Außerdem wird der Arzt oft mithilfe eines kleinen Ballons die Druckverhältnisse im Gehörgang ändern und so das Trommelfell bei seiner Bewegung beobachten. Dies ist zum Beispiel bei einer chronischen Entzündung oder als Kontrolle bei der Heilung einer Trommelfellperforation wichtig.

Auch wenn die Untersuchung von vielen Menschen als unangenehm empfunden wird, ist der direkte Blick ins Ohr mit dem Otoskop die einfachste und schnellste Möglichkeit, um ein Loch im Ohr oder eine Mittelohrentzündung festzustellen.

Auch ein Hörtest liefert in der Regel Hinweise auf eine Schädigung des Trommelfells oder der Gehörknöchelchen. Neben einem Computer-Test gibt es dafür klassische Testverfahren, bei denen eine Stimmgabel auf den Kopf aufgesetzt oder direkt vor die Ohrmuschel gehalten wird.

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Krankheitsverlauf und Prognose

Der Krankheitsverlauf und die Prognose bei Trommelfellperforationen sind in der Regel gut. Aufgrund der hohen Selbstheilungstendenz muss hierbei nicht einmal medizinisch eingegriffen werden. Das Hörvermögen nimmt meist keinen nachhaltigen Schaden.

Bei Unfällen oder Schlagverletzungen mit Trommelfellperforation sieht der Verlauf häufig anders aus. Je nachdem wie schlimm das Trommelfell verletzt ist, muss der HNO-Arzt das Trommelfell operieren. Insbesondere, wenn auch die Gehörknöchelchen geschädigt sind, ist eine langfristige Hörminderung auf dem betroffenen Ohr möglich und oft nicht vermeidbar.

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Vorbeugen

Bei häufigen oder chronischen Mittelohrentzündungen versucht man einem Riss des Trommelfells etwa mit abschwellenden Nasentropfen vorzubeugen. Diese schwellen zusätzlich die Schleimhaut der Eustachischen Röhre ab.

Um einer Verletzung durch die Druckveränderung beim Tauchen, Fliegen oder Bergsteigen vorzubeugen, ist ein allmählicher und guter Druckausgleich wichtig.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Theda Happ
Autor:
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

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ICD-Codes:
H72
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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  • Kruse, W., Schettler, G.: Allgemeinmedizin. De Gruyter, 1995.
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