Illness name: koronare herzkrankheit
Description:
Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Die Koronare Herzkrankheit (KHK)
ist die häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern. Durch Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung") kommt es zu einer Einengung der Herzkranzgefäße (Koronararterien). Die Koronare Herzerkrankung wird auch als ischämische Herzkrankheit bezeichnet, da eine Engstelle in einem Herzkranzgefäß zu Sauerstoffmangel (Ischämie) in Teilen des Herzens führen kann. Durch die Koronare Herzerkrankung kann ein Herzinfarkt entstehen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Koronare Herzkrankheit.
Die Koronare Herzerkrankung (KHK) ist eine schwerwiegende Erkrankung des Herzens, bei der es zu
Durchblutungsstörungen
des Herzmuskels kommt. Grund dafür sind verengte
Herzkranzgefäße
. Diese Schlagadern nennt man auch "Koronararterien" oder "Koronarien". Sie umgeben den Herzmuskel kranzförmig und versorgen ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Die Ursache für eine Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die
Arteriosklerose
(Gefäßverkalkung) der Herzkranzgefäße: Blutfette, Blutgerinnsel (Thromben) und Bindegewebe lagern sich in den Innenwänden der Gefäße ein. Dies verringert den inneren Gefäßdurchmesser, sodass der Blutfluss behindert wird.
Ein typisches Symptom für die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist ein Engegefühl in der
Brust
(
Angina pectoris
), welches unter körperlicher Anstrengung zunimmt, da es zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffverbrauch kommt (Koronarinsuffizienz). Ein
Herzinfarkt
oder der plötzliche Herztod können durch die Koronare Herzerkrankung ausgelöst werden. Die Koronare Herzerkrankung (KHK) gehört zu den wichtigsten Volkskrankheiten und führt seit Jahren auch in Deutschland die Todesursachenstatistik an. Die Koronare Herzkrankheit (KHK) betrifft eher Männer, die im Durchschnitt auch früher erkranken als Frauen.
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist definiert als Zustand, bei dem es durch die Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung") zu einer Mangeldurchblutung und damit zu einem Missverhältnis von Sauerstoffangebot und Sauerstoffverbrauch (Koronarinsuffizienz) in Teilen des Herzmuskels kommt.
Je nach Ausmaß der arteriosklerotischen Veränderungen lässt sich die Koronare Herzkrankheit in folgende Schweregrade einteilen:
Zu den Hauptästen zählen dabei auch ihre abgehenden Äste, also das gesamte Stromgebiet, in dem sie den Herzmuskel versorgen.
Die Symptome hängen davon ab, wie stark die Herzkranzgefäße durch die Koronare Herzkrankheit verengt sind und an welcher Stelle sich der Engpass befindet. Leichte Verengungen verursachen häufig keine Symptome. Bei einer starken Verengung der Gefäße verursacht die Koronare Herzkrankheit jedoch typische Beschwerden:
Eine Koronare Herzkrankheit macht sich typischerweise durch Brustschmerzen, ein Engegefühl in der Brust oder einen Brennen hinter dem Brustbein bemerkbar. Ärzte bezeichnen diesen Zustand als Angina pectoris. Die Koronare-Herzkrankheit-Symptome treten vor allem bei erhöhtem Sauerstoffbedarf des Herzens, also bei körperlicher oder seelischer Belastung auf. Die Schmerzen bei einer Angina pectoris strahlen häufig in den linken Arm, teilweise aber auch bis in Nacken, Hals, Rücken, Kiefer,
Zähne
oder in den Oberbauch aus. ("Gefühl wie ein Ring um die Brust"). Verantwortlich für die Schmerzen ist ein Sauerstoffmangel in der Herzmuskulatur, wenn die Herzkranzgefäße im Rahmen einer KHK verengt sind. Wenn die Schmerzen durch die Gabe des gefäßerweiternden Medikaments Nitroglycerin abnehmen, ist dies ein deutlicher Hinweis auf das Vorliegen einer Angina pectoris. Ist ein Herzkranzgefäß um 70 Prozent seiner normalen Weite verengt (Stenose), treten Angina-pectoris-Beschwerden meist auch in Ruhe auf. Sogenannte Herzstiche (kurze Stiche im Brustkorb) sind kein spezifischer Hinweis für eine Koronare Herzkrankheit.
Die Koronare Herzerkrankung löst nicht selten auch
Herzrhythmusstörungen
aus. Durch den Sauerstoffmangel im Herzmuskel werden auch die elektrischen Impulse (Erregungsleitung) im Herzen beeinträchtigt. Herzrhythmusstörungen durch die Koronare Herzkrankheit können durch ein
EKG
(Elektrokardiogramm) bestätigt und auf ihr Gefahrenpotenzial hin beurteilt werden. Denn viele Menschen haben harmlose Herzrhythmusstörungen und leiden nicht an einer KHK.
Manche Menschen mit einer KHK, vor allem Diabetiker, haben keinerlei oder kaum auffällige Beschwerden. Man spricht in diesem Fall von einer stummen Ischämie (Mangeldurchblutung). Meist sind bei den Betroffenen die Nerven am Herzen und im gesamten Körper durch eine Zuckerkrankheit (
Diabetes mellitus
) so geschädigt, dass sie die Schmerzsignale durch die Koronare Herzkrankheit nicht mehr richtig weiterleiten (
Diabetische Neuropathie
). Der Herzmuskel wird also geschädigt, ohne dass der Diabetiker dies bemerkt. Auch bei Menschen, die älter als 75 Jahre sind, können die Koronare-Herzkrankheit-Symptome untypisch sein. Sie können sich etwa in Übelkeit und
Schwindel
äußern, ohne typische
Schmerzen in der Brust
oder im linken Arm.
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) entsteht im Laufe der Jahre durch das Zusammenspiel verschiedener Ursachen und Risikofaktoren. Zahlreiche wissenschaftliche Studien beweisen, dass die Koronare Herzkrankheit einen Zusammenhang mit den hier genannten Risikofaktoren hat. Viele davon lassen sich durch einen entsprechenden Lebensstil vermeiden. Dadurch lässt sich das Risiko für die Entstehung einer KHK drastisch senken.
Bei Menschen mit einer Koronaren Herzerkrankung ist die Durchblutung des Herzmuskels gestört. Die Ursache dafür ist eine Verengung der Herzkranzgefäße durch Fett- oder Kalkablagerungen (Arteriosklerose beziehungsweise Koronarsklerose). Diese Ablagerungen befinden sich in der Gefäßwand der Herzkranzgefäße und bilden sogenannte
Plaques
, welche den Gefäßdurchmesser an einer oder mehreren Stellen einengen. Dadurch fließt zu wenig
Blut
durch die Herzkranzgefäße und es entsteht ein Sauerstoffmangel im Herzmuskel (ischämische Herzkrankheit). Es entsteht ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot (Koronarinsuffizienz). Dies macht sich besonders bei Belastung bemerkbar. Ist der Durchmesser der Herzkranzgefäße um die Hälfte vermindert, treten in der Regel auch Durchblutungsstörungen auf.
Beeinflussbare Risikofaktoren für die Koronare Herzkrankheit:
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren für die Koronare Herzkrankheit:
Eine Koronare Herzerkrankung (KHK) wird von einem
Facharzt für Kardiologie
diagnostiziert und behandelt. Auch der
Hausarzt
ist ein Ansprechpartner bei Anzeichen für eine ischämische Herzkrankheit. Das Anamnesegespräch (Krankengeschichte) ist von sehr großer Bedeutung für die Diagnosestellung und die Verlaufsbeobachtung. Die körperliche Untersuchung kann Risikofaktoren für eine Koronare Herzkrankheit (KHK) identifizieren und eine grobe Einschätzung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit geben. Die Koronare Herzkrankheit wird durch verschiedene apparative Untersuchungen erhärtet.
Vor der eigentlichen Untersuchung stellt der Arzt einige Fragen, um mehr über die Art und Dauer der aktuellen Beschwerden zu erfahren. Auch eventuelle Vorerkrankungen oder Begleitsymptome sind für den Arzt relevant. Beschreiben Sie die Art, Dauer und Stärke der Beschwerden und vor allem, in welchen Situationen sie auftreten. Der Arzt wird verschiedenen Fragen stellen, zum Beispiel:
Nach dem Anamnesegespräch untersucht Sie der Arzt. Besonders wichtig ist das Abhören des Herzens und der
Lunge
mit dem Stethoskop (
Auskultation
). Durch die körperliche Untersuchung gewinnt der Arzt einen generellen Eindruck Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Manche Ärzte werden auch vorsichtig auf ihren Brustkorb drücken um zu prüfen, ob nicht ein Problem des Bewegungsapparates (zum Beispiel eine Wirbelsäulenerkrankung oder muskuläre Verspannungen) die Ursache für Brustschmerzen bei Ihnen ist.
Ob eine Koronare Herzerkrankung vorliegt, kann vor allem durch gezielte Messungen und eine bildliche Darstellung des Herzens und seiner Gefäße eindeutig beantwortet werden. Zu den weiteren Untersuchungen gehören:
Ein erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie) ist ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit. Nach aktuellen europäischen Leitlinien ist der Blutdruck zu hoch, wenn er in Ruhe systolisch über 140 mmHg und diastolisch über 90 mmHg liegt (über: "140 zu 90") – dann sollte eine medikamentöse Behandlung zur Senkung des Blutdrucks erfolgen.
Oft führen Ärzte auch eine Langzeit-Blutdruckmessung durch. Patienten bekommen hierfür ein Blutdruckmessgerät durch das Praxisteam angelegt und gehen damit nach Hause. Dort misst das Gerät in regelmäßigen Abschnitten den Blutdruck. Eine Hypertonie liegt vor, wenn der durchschnittliche Wert aus allen Messungen über 130 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch liegt.
Zum einen werden bei einer
Blutuntersuchung
die Blutfettwerte (Cholesterine,
Triglyceride
) bestimmt. Zum anderen kann der Arzt bei akuten Brustschmerzen durch bestimmte Blutwerte (Marker: CK, CK-MB, Troponine) überprüfen, ob der Herzmuskel geschädigt wurde. Weitere Parameter wie Nieren- und Zuckerwerte spielen hinsichtlich möglicher Begleiterkrankungen eine entscheidende Rolle.
Eine Basisuntersuchung ist das Ruhe-EKG. Dabei werden die elektrischen Erregungen des Herzens über Elektroden auf der
Haut
abgeleitet. Die Koronare Herzkrankheit (KHK) kann manchmal typische Veränderungen im EKG aufweisen.
Das EKG kann aber auch normal sein, obwohl eine Koronare Herzkrankheit vorliegt!
Bei dieser Variante des EKGs werden die elektrischen Potenziale des Herzens nicht in Ruhe, sondern während körperlicher Anstrengung meist auf einem Fahrradergometer aufgezeichnet. Dies ist sinnvoll, da sich einige im EKG erkennbare krankhafte Veränderungen erst bei Anstrengung zeigen.
Mit der Echokardiographie kann man die Herzgröße, die Bewegung des Herzmuskels und die Pumpfunktion sowie eventuelle Herzklappenprobleme darstellen. Die Untersuchung kann sowohl bei körperlicher Ruhe (
Ruhe-Echokardiographie
), als auch bei körperlicher Anstrengung (
Belastungs-Echokardiographie
) erfolgen. Ist zum Beispiel aufgrund einer stark ausgeprägten Koronaren Herzerkrankung keine richtige Belastung des Patienten auf dem Fahrradergometer möglich, kann der
Herzschlag
auch durch die Gabe eines Medikaments beschleunigt werden.
Bei der Myokard-Szintigraphie wird eine schwach radioaktive Markersubstanz in die Vene injiziert. Diese Substanz sammelt sich vor allem im gesunden Herzmuskelgewebe an. Die radioaktive Strahlung kann dann wie bei einem Foto aufgenommen werden. Diese Untersuchung kann ebenfalls unter Belastung durchgeführt werden und ist damit eine Alternative zur Belastungs-Echokardiographie. Reichert sich dann die radioaktive Substanz in manchen Herzmuskelabschnitten nicht richtig an, spricht das für eine Sauerstoffunterversorgung und damit für eine Koronare Herzerkrankung.
Für die Koronare Herzkrankheit (KHK) stellt die Koronarangiographie ("Herzkatheter") eine der wichtigsten Untersuchungen für die Diagnose und Behandlung dar. Ein dünner Schlauch (Katheter) wird über einen Zugang in der Leiste oder dem Arm durch eine große
Arterie
bis zum Herzen vorgeschoben. Wenn die Katheterspitze an der richtigen Position liegt, wird daraus ein Röntgenkontrastmittel freigesetzt und im gleichen Moment ein Röntgenbild angefertigt. In dieser Untersuchung sieht man die einzelnen Herzkranzgefäße und mögliche Engstellen sehr genau. Außerdem können Ärzte die Pumpleistung des Herzens beurteilen. Therapeutisch kann bei einer Engstelle (Stenose) beispielsweise auch gleich ein
Stent
(Röhrchen aus Metall) zum Offenhalten beziehungsweise Aufweiten der Engstelle eingesetzt werden.
In manchen Fällen sind spezielle bildgebende Verfahren nötig, um die Ausprägung einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) festzustellen. Dazu zählen:
Die MRT kann auch unter "Stress" durchgeführt werden. Wie bei den genannten Belastungstests bekommt der Patient hierzu ein Medikament sowie Kontrastmittel verabreicht.
Bei Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom folgen sofort ein EKG und spezielle Blutuntersuchungen (kardiales
Troponin
). Ein
akutes Koronarsyndrom
ist ein Sammelbegriff für verschiedene Phasen von akuten Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, die unmittelbar lebensbedrohlich sein können. Dazu zählen der Herzinfarkt mit und ohne ST-Hebungen (STEMI bzw. Non-STEMI/NSTEMI) im EKG sowie die sogenannte instabile Angina pectoris. Sprechen EKG und/oder Blutwerte für einen Herzinfarkt, wird eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt.
Bei einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) ist das Hauptziel der Therapie, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und ein Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Außerdem sollen Komplikationen wie der Herzinfarkt verhindert werden. Eine Heilung der KHK ist nicht möglich. In der Regel lassen sich jedoch die Symptome, zum Beispiel die Angina pectoris, wirkungsvoll behandeln und Folgeerscheinungen wie der Herzinfarkt, erfolgreich vermeiden. Dadurch haben viele Patienten eine ähnliche Lebensqualität wie Gesunde.
Die Koronare Herzkrankheit löst unter Umständen auch psychische Erkrankungen wie beispielsweise eine
Depression
aus. Psychischer Stress wiederum wirkt negativ auf die Koronare Herzkrankheit. Daher werden bei einer Koronaren Herzerkrankung auch eventuelle psychische Probleme bei der Behandlung beachtet. Die Therapie der Koronaren Herzerkrankung umfasst neben der gezielten Beseitigung von Risikofaktoren vor allem auch eine medikamentöse und oftmals operative Vorgehensweise.
Eine regelmäßige
körperliche Aktivität
ist für Patienten mit Koronarer Herzkrankheit sinnvoll, da dadurch unter anderem der Blutdruck gesenkt werden kann und der Blutzucker- und Blutfettstoffwechsel positiv beeinflusst wird. Intensität und Dauer des Trainings sollten Sie in Rücksprache mit Ihrem Arzt festlegen und regelmäßig anpassen. Das Rauchen ist ein bedeutender Risikofaktor für die Koronare Herzkrankheit und sollte dringend beendet werden, um ein Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern (
Rauchstopp
). Die richtige Ernährung, z.B. mediterrane Kost, verbessert den Stoffwechsel. Stark übergewichtigen Patienten wird geraten, dass sie
Gewicht reduzieren
.
Die Koronare Herzkrankheit kann durch eine Reihe von Medikamenten behandelt werden, die nicht nur die Beschwerden (zum Beispiel Angina pectoris) lindern, sondern auch Komplikationen vermeiden und die Lebenserwartung erhöhen.
Medikamente, durch welche die Prognose der Koronaren Herzerkrankung verbessert und Herzinfarkte vermieden werden sollen:
Medikamente, welche die Symptome der Koronaren Herzerkrankung lindern:
Nitrate dürfen auf keinen Fall mit Mitteln gegen
Impotenz
(Phosphodiesterase-5-Hemmern, z.B.
Sildenafil
) eingenommen werden! Das kann zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall führen!
Weitere Medikamente:
Ist die Koronare Herzkrankheit durch Medikamente nicht ausreichend kontrollierbar, kommt zusätzlich eine Aufdehnung der Herzkranzgefäße (
PTCA
/PCI) oder eine Bypass-Operation infrage:
Bei der
Bypass-Operation
wird die Engstelle am Herzkranzgefäß überbrückt. Dazu entnimmt man zunächst ein gesundes Gefäß aus Brustkorb oder Unterschenkel und näht dieses hinter der Engstelle (Stenose) auf das Herzkranzgefäß. Die Bypass-Operation kommt vor allem in Betracht, wenn die drei Hauptstämme der Herzkranzgefäße stark verengt sind (Dreigefäßerkrankung). Die Operation ist zwar aufwendig, verbessert die Lebensqualität und die Prognose der meisten Menschen aber erheblich.
Bei der
PTCA
(Perkutane transluminale koronare
Angioplastie
) dehnt man im Rahmen einer Herzkatheterbehandlung die Engstelle mit einem aufblasbaren Ballon etwas auf. Anschließend können Ärzte, wenn nötig, einen flexiblen Metallzylinder (Stent) in die Engstelle im Herzkranzgefäß einlegen, um sie offen zu halten (PCI=Perkutane Koronar Intervention).
Die Koronare Herzkrankheit kann auch dann mit einer Bypass-Operation oder einer PCI behandelt werden, wenn mehrere Herzkranzgefäße betroffen sind oder sich die Verengung am Anfang eines großen Gefäßes befindet. Die Entscheidung für eine Bypass-Operation oder eine Aufdehnung wird immer individuell getroffen. Neben dem Befund hängt sie auch von Begleiterkrankungen und dem Lebensalter ab.
Bei Patienten mit koronaren Herzkrankheit (KHK) kann Sport den Krankheitsverlauf und die Prognosepositiv beeinflussen. Durch regelmäßiges Training steigert der Patient seine Fitness und ist unter körperlicher Belastung länger symptomfrei. Das wiederum erhöht die Lebensqualität deutlich.
Sport setzt also genau an den Risikofaktoren an, die eine koronare Herzkrankheit verursachen. Doch regelmäßiges Training hat auch einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Ausdauersport kann den Krankheitsfortschritt bei KHK verlangsamen, zum Teil stoppen und in Einzelfällen sogar zurückbilden.
Bevor ein Patient mit KHK das Training aufnimmt, muss er sich in einem stabilen klinischen Zustand befinden. Körperliches Training bei einer Herzerkrankung sollte nie ohne vorherige Rücksprache mit dem Arzt stattfinden. Die Teilnahme an einem langfristigen Nachsorgeporogramm (z.B. ambulante Herzsportgruppe) wird Patienten mit KHK empfohlen.
Hatte der KHK-Patient einen Herzinfarkt (STEMI und NSTEMI), empfehlen wissenschaftliche Studien einen frühen Trainingsbeginn – bereits sieben Tage nach dem Infarkt. Diese frühe Mobilisation unterstützt den Heilungsprozess.
Nach einer unkomplizierten Operation zur Erweiterung der Herzkranzgefäße (perkutane transluminale coronare Angioplastie, PTCA) kann der Patient bereits am vierten Tag nach dem Eingriff ein individuelles Sportprogramm aufnehmen. Allerdings sollte das unter ärztlicher, bzw. therapeutischer Aufsicht stattfinden.
Bei einer Bypass-Operation kann der Betroffene bereits 24 bis 48 Stunden nach dem Eingriff mit einer Frühmobilisation beginnen. Allerdings ist in den ersten Wochen mit Einschränkungen durch den Eingriff zu rechnen. Das Training sollte mit sanften Übungen starten.
Für mindestens sechs Wochen sind Stütz-, Zug- und Druckbelastungen zu vermeiden. Auch Druck auf den Brustkorb ist in den ersten Wochen nach dem Eingriff nicht angeraten. Es sollten keine Ruckartigen Bewegungen erfolgen. Wurde der Eingriff minimalinvasiv durchgeführt, kann diese Zeitspanne kürzer ausfallen.
Besprechen Sie den Trainingsbeginn bei einer Herzerkrankung immer vorab mit Ihrem behandelnden Arzt.
Der Herzsport umfasst verschiedene Disziplinen. Je nach Gesundheitszustand und nach individuellem Fitnesszustand bekommt jeder Patient einen Trainingsplan. Dieser umfasst in der Regel die folgenden Bausteine
Im Fokus des Herzsports steht vor allem Ausdauertraining. Denn die kardiopulmonale Ausdauer ist der wichtigste Schutzfaktor bei KHK. Laut der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen sollten Herzpatienten vier- bis fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten moderates Ausdauertraining durchführen.
Bei KHK-Patienten reichen zu Beginn des Trainings bereits zehn Minuten schnelles Gehen täglich bei ca. 5 km/h aus, um das Sterberisiko um bis zu 33 Prozent zu senken. Falls das Tempo zu hoch ist, können die Betroffenen alternativ auch 15 bis 20 Minuten langsam (ca. 3 bis 4 km/h) spazieren gehen.
Geeigneter Ausdauersport bei KHK ist zum Beispiel:
Wichtig ist, dass Herzpatienten zu Beginn kurze Belastungsphasen von fünf bis maximal zehn Minuten wählen. Die Belastungsdauer wird dann im Trainingsverlauf langsam gesteigert. Denn die größten Effekte zeigen sich bei Patienten, die sich am meisten anstrengen. Mit jeder Verdopplung des Aktivitätspensums verringert sich das Sterberisiko innerhalb von vier Wochen um weitere zehn Prozent.
Für Herzpatienten ist es wichtig, die richtige Belastungsintensität zu finden. Als Faustregel gilt: Wenn Sie schwitzen und schneller atmen, sich mit Ihrem Trainingspartner aber noch problemlos unterhalten können, ist die Trainingsintensität gut. Achten Sie auch darauf die Intensität möglichst gleich zu halten. Verzichten Sie also beim Joggen zum Beispiel auf den schnellen Sprint am Ende der Einheit.
Achte Sie darauf, dass sie die Pulsgrenzen, die zum Beispiel in einem
Belastungs-EKG
ermittelt werden können, nicht überschreiten. Ein Pulsmessegrät kann Ihnen beim Sport dabei helfen den richtigen Rahmen einzuhalten und optimal zu trainieren.
Die angestrebte Trainingszone für KHK-Patienten liegt bei 40 bis 85% VO2max. VO2max bezeichnet die maximale Sauerstoffmenge, die vom Körper während maximaler Ausbelastung aufgenommen werden kann. Die Herzfrequenz sollte während des Ausdauertrainings bei 60 bis 90 Prozent liegen.
Kräftigungsübungen dienen dazu die Muskulatur zu fördern und aufzubauen. Muskelmasse verbraucht im Ruhezustand mehr Energie als Fett und hilft im Kampf gegen überflüssige Pfunde. Bei gewissenhafter Durchführung unter professioneller Anleitung stellen Kraftübungen kein überdurchschnittliches Risiko für Herzpatienten dar. Um Blutdruckspitzen zu vermeiden gilt es bei Anstrengung eine Pressatmung zu vermeiden. Außerdem sollte der Sportler darauf achten zwischen den Wiederholungen die Muskulatur möglichst vollständig zu entspannen.
Sanfte Übungen für Herzpatienten zum Muskelaufbau im Oberkörper sind zum Beispiel:
Die Beine trainieren Sie mit diesen Übungen besonders schonend:
In Herzsportgruppen wird häufig auch ein leichtes Zirkeltraining durchgeführt. Dabei absolvieren die Teilnehmer zum Beispiel acht verschiedene Stationen. Je nach gewählten Übungen fördert das Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination gleichzeitig. Auf eine Minute Belastung folgen 45 Sekunden Pause. Danach rotieren die Sportler zur nächsten Station. Je nach individueller Fitness gibt es einen oder zwei Durchgänge.
Alle Disziplinen tragen dazu bei, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die Alltagsherausforderungen besser zu meistern.
Die Prognose der Koronaren Herzerkrankung (KHK) hängt unter anderem davon ab, wie viele Engstellen in den Herzkranzgefäßen bestehen, wo diese lokalisiert sind und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Wichtig für die Prognose ist außerdem, ob weitere Erkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, chronische Leber- oder Lungenerkrankungen, arterielle Durchblutungsstörungen in anderen Organen (
Gehirn
,
Niere
, Beine), Herzmuskelschwäche oder bösartige Tumore vorliegen. Prognostisch ungünstig ist, wenn in der Vergangenheit bereits ein Herzinfarkt überlebt wurde. Auch Vereinsamung, Depression und ein Rückzug vom aktiven Sozialleben wirken sich negativ auf die Prognose der KHK aus.
In den meisten Fällen gelingt es, die Koronare Herzkrankheit mit Medikamenten und – wenn nötig – durch eine Beseitigung der Engstelle in den Griff zu bekommen. Bei einer gut behandelten Koronaren Herzerkrankung können viele Betroffene ein ähnlich beschwerdefreies Leben führen wie Gesunde. Die Langzeitprognose für die Koronare Herzkrankheit hängt auch entscheidend davon ab, ob es dem Betroffenen gelingt, seinen
Lebensstil nachhaltig zu ändern
. Das bedeutet: Nikotinverzicht, viel Bewegung, Vermeidung von starkem Übergewicht und eine gesunde Ernährung. Ebenfalls wichtig sind die kontinuierliche Einnahme der verschriebenen Medikamente sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt.
Wird die Koronare Herzkrankheit (KHK) erst spät entdeckt oder ungenügend behandelt, kann sich unter Umständen eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) als Folgeerkrankung entwickeln. In diesem Fall verschlechtert sich die Prognose. Bei einer unbehandelten KHK steigt zudem das Risiko eines Herzinfarkts.
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die Grundlage für die Entstehung eines akuten Herzinfarktes. Bei der KHK sind ein oder mehrere Herzkranzgefäße durch die sogenannte Plaquebildung in der Gefäßwand eingeengt. Reißt eine solche Plaque plötzlich auf (Plaqueruptur), wird die
Blutgerinnung
lokal in Gang gesetzt und Blutplättchen (Thrombozyten) lagern sich an die Plaque an. Es kommt dadurch in relativ kurzer Zeit zu einem Verschluss (Thrombosierung) des Herzkranzgefäßes. Jene Anteile, die vorher durch das nun verschlossene Herzkranzgefäß mit Blut versorgt wurden, erleiden einen Sauerstoffmangel (akute Koronarinsuffizienz) und werden dadurch geschädigt.
Bei einem akuten Herzinfarkt kommen meist weitere Symptome wie Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit und Todesangst hinzu.
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt ist die wichtigste Maßnahme
, so schnell wie möglich ein
Krankenhaus mit Herzkatheterlabor
aufzusuchen. Durch einen Herzkatheter kann die Durchblutung im verschlossenen Herzkranzgefäß oft rechtzeitig wiederhergestellt und damit größerer Schaden abgewendet werden. Eine bestehende
Koronare Herzkrankheit
ist der wichtigste Risikofaktor für das Entstehen eines Herzinfarkts und sollte daher immer behandelt werden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Koronare Herzkrankheit
Koronare Herzkrankheit (KHK): Beschreibung
Koronare Herzkrankheit: Definition
Koronare Herzkrankheit: Einteilung:
Koronare Herzkrankheit: Symptome
Brustschmerzen
Herzrhythmusstörungen
Diabetiker und ältere Menschen nicht selten symptomlos
Koronare Herzkrankheit: Ursachen und Risikofaktoren
Sauerstoffmangel im Herzen (Ischämische Herzkrankheit)
Risikofaktor
Erklärung
Ungesunde Ernährung
und Übergewicht
Übergewichtige Menschen weisen meistens erhöhte Blutfette auf: Zu viel Cholesterin und andere Blutfette sind schädlich, weil sich dadurch überschüssige Cholesterinpartikel in den Gefäßwänden der Schlagadern ablagern und dort zu Entzündungen und Verkalkungen führen. Die Gefäße werden dadurch starrer und enger.
Hinzu kommt, dass im Bauchfett Entzündungsbotenstoffe gebildet werden, die direkt schädigend an den Gefäßwänden wirken und eine Koronare Herzkrankheit mitverursachen
Bewegungsmangel
Ausreichende Bewegung senkt den Blutdruck, verbessert die
Cholesterinwerte
und erhöht die Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen. Bei Bewegungsmangel fehlen diese schützenden Effekte und eine Koronare Herzkrankheit kann nach Jahren die Folge sein.
Rauchen
Stoffe aus dem Tabakrauch (Zigaretten, Zigarren, Pfeifen) fördern unter anderem die Bildung instabiler Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) verkürzt jede Zigarette das Leben um etwa 30 Minuten.
Erhöhter Blutdruck
Bluthochdruck
(Hypertonie) schädigt direkt die Gefäßwände.
Erhöhter Cholesterinspiegel
Hohe LDL-Cholesterin-Werte und niedrige HDL-Cholesterin-Werte fördern die Plaquebildung.
Diabetes mellitus
Ein schlecht eingestellter Diabetes (Zuckerkrankheit) führt zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten, die wiederum die Gefäße schädigen und eine Koronare Herzkrankheit begünstigen.
Risikofaktor
Erklärung
Männliches Geschlecht
Frauen haben vor der Menopause (Wechseljahre) ein niedrigeres Risiko für eine Koronare Herzkrankheit (KHK). Denn sie scheinen nach aktueller Meinung durch die weiblichen Geschlechtshormone (vor allem Östrogen) besser geschützt. Männer haben ein höheres Risiko für eine Koronare Herzkrankheit.
Genetische Veranlagung
In einigen Familien kommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehäuft vor, weshalb Gene mit großer Wahrscheinlichkeit auch für die Koronare Herzkrankheit eine Rolle spielen.
Alter
Die Erkrankungshäufigkeit von Männern steigt ab dem 45., die von Frauen ab dem 50. Lebensjahr. Je älter ein Mensch ist, desto wahrscheinlicher liegt eine Koronare Herzkrankheit vor.
Koronare Herzkrankheit: Untersuchungen und Diagnose
Krankengeschichte (Anamnese):
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen:
Blutdruckmessung
Blutuntersuchung:
Ruhe-Elektrokardiogramm (Ruhe-EKG)
Belastungs-Elektrokardiogramm (Belastungs-EKG)
Herzultraschall (Echokardiographie)
Myokard-Szintigraphie
Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie)
Weitere bildgebende Verfahren
Diagnostik bei Verdacht auf einen Herzinfarkt
Koronare Herzkrankheit: Behandlung
Reduktion von Risikofaktoren
Medikamente
Herzkatheter und Bypass-Operation
Sport als Therapie bei KHK
Trainingseinstieg bei KHK
Trainingsplan bei KHK
Moderates Ausdauertraining
Kraftübungen
Leichtes Zirkeltraining
Koronare Herzkrankheit: Krankheitsverlauf und Prognose
Komplikation der Koronaren Herzkrankheit: Der akute Herzinfarkt
Autoren- & Quelleninformationen