Illness name: ploetzlicher herztod
Description:
Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Ein
plötzlicher Herztod
reißt einen Menschen vollkommen unerwartet aus dem Leben. Allerdings ließe er sich oft vermeiden, da er sich meist durch Warnzeichen ankündigt. Bei einem plötzlichen Herztod entscheidet sich innerhalb weniger Minuten die Frage über Leben und Tod. Lesen Sie hier mehr über den plötzlichen Herztod
.
Ein plötzlicher Herztod (Sekundentod) zählt nach Angaben von Experten zu den häufigsten Todesursachen. Schätzungen zufolge entfallen in Europa (und Nordamerika) 50 bis 100 Fälle von 1000 Sterbefällen auf den plötzlichen Herztod.
In der absoluten Mehrzahl der Fälle lässt sich dieser plötzliche Herzstillstand auf eine schwere Herzerkrankung zurückführen. In vielen Fällen macht sich diese Herzerkrankung bereits im Vorfeld bemerkbar. Ein plötzlicher Herztod ließe sich somit in zahlreichen Fällen durch eine rechtzeitige Abklärung und Diagnose verhindern.
Medizinisch ist es ein unerwartetes Herz-Kreislauf-Versagen, das unbehandelt innerhalb von Sekunden bis spätestens 24 Stunden nach den ersten Symptomen zu einem natürlichen Tod führt.
Allerdings betrifft ein plötzlicher Herztod sehr selten auch vollkommen gesunde und junge Menschen ohne wesentliche Beschwerden. Manchmal stellt man dann im Nachhinein eine genetische Erkrankung fest, welche schwere Herzrhythmusstörungen begünstigt. Es lässt sich aber nicht in jedem Fall eine eindeutige Ursache finden.
Wissenschaftler kennen mittlerweile jedoch bestimmte Auslöser, durch die sich ein plötzlicher Herztod provozieren lässt. Dazu zählen unter anderem intensive körperliche Anstrengung und emotional belastende Ereignisse.
Ein plötzlicher Herztod zeigt sich zunächst durch eine plötzliche Bewusstlosigkeit des Betroffenen. Innerhalb kurzer Zeit setzt zudem die Spontanatmung aus. Die Bewusstlosigkeit entsteht durch einen Kreislaufstillstand (plötzlicher Herzstillstand): Das
Herz
pumpt nicht mehr ausreichend
Blut
in das
Gehirn
und die anderen Organe.
Durch den dadurch bedingten Sauerstoffmangel (
Hypoxie
) fällt die Gehirnfunktion aus. Ohne Sauerstoff sterben die Gehirnzellen bereits nach wenigen Minuten ab. Beim Betroffenen ist kein Puls mehr tastbar und seine Pupillen weiten sich. Wird dieser Zustand nicht innerhalb weniger Minuten behoben, tritt nach kurzer Zeit der Tod (plötzlicher Herztod) ein.
Oftmals ereignet sich ein plötzlicher Herztod ohne jede Vorwarnung. Laut der "Oregon Sudden Unexpected Death Study" gehen einem Sekundentod jedoch in mehr als der Hälfte der Fälle Warnsignale voraus. Dazu gehören Symptome, die eventuell auf eine mögliche Schädigung des Herzens hindeuten.
In der weit überwiegenden Anzahl der Fälle lässt sich ein plötzlicher Herztod auf eine bereits seit längerer Zeit bestehende Herzerkrankung zurückführen. Typische Symptome von Herzerkrankungen, durch die ein plötzlicher Herztod begünstigt wird, sind beispielsweise:
Diese Symptome müssen nicht zwingend auf einen drohenden plötzlichen Herztod hinweisen. Insbesondere Herzrhythmusstörungen treten auch bei vollkommen gesunden Menschen auf und sind in vielen Fällen ungefährlich.
Wer bei sich jedoch solche Symptome bemerkt, sollte die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Damit lässt sich im Ernstfall oft ein plötzlicher Herztod verhindern.
Ein plötzlicher Herztod hat viele mögliche Ursachen. Gemeinsam haben diese Ursachen jedoch, dass sie meist zu einer schwerwiegenden Herzrhythmusstörung und damit zum Kreislaufstillstand führen. Am häufigsten ist ein plötzlicher Herztod auf eine Herzrhythmusstörung zurückzuführen, die Mediziner als Kammerflimmern bezeichnen.
Bei einem Kammerflimmern verläuft die elektrische Erregung des Herzens vollkommen unkoordiniert und chaotisch. Durch die asynchrone elektrische Aktivität zieht sich der Herzmuskel nicht mehr normkonform zusammen, sondern zuckt hochfrequent, aber ohne nennenswerte Pumpleistung.
Ohne ausreichende Pumpfunktion des Herzens werden die Organe nicht mehr durchblutet und somit nicht mehr mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt. Im Gehirn entsteht durch den Sauerstoffmangel (Hypoxie) bereits nach wenigen Sekunden ein Funktionsausfall, durch den der Betroffene bewusstlos wird. Ohne die Gehirnfunktion setzt nach etwa einer Minute die Spontanatmung aus, was den Sauerstoffmangel zusätzlich verschärft.
In der absoluten Mehrheit der Fälle lässt sich ein plötzlicher Herztod auf eine schwerwiegende Herzerkrankung zurückführen:
Forscher vermuten, dass zusätzlich zu diesen prädisponierenden Erkrankungen ein
konkreter Auslöser
erforderlich ist, damit es zum plötzlichen Herztod kommt. So rechnen Wissenschaftler bei einer zugrundeliegenden Erkrankung des Herzens folgende Situationen und Substanzen zu potentiellen Auslösern für einen plötzlichen Herztod:
Grundsätzlich ist ein plötzlicher Herztod in allen Situationen möglich, tritt etwa im Schlaf auf, ist bereits bei Fußballern auf dem Platz vorgekommen oder trifft Menschen beispielsweise "aus heiterem Himmel" mitten auf ihrem Weg durch die Fußgängerzone.
Ein plötzlicher Herztod ist in der akuten Notfallsituation nur durch eine sofortige und korrekte Diagnose der zugrundeliegenden Herzrhythmusstörung abwendbar.
Dies gelingt einem anwesenden (Not-)Arzt mit einem Elektrokardiogramm (EKG), welches etwa ein akutes Kammerflimmern anzeigt.
In Erster Hilfe beziehungsweise der Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgebildete Laien erkennen die Notsituation am Fehlen der Atmung sowie des Pulses. Reagiert der Bewusstlose beispielsweise auch nicht auf einen Schmerzreiz (etwa mit der Faust über das Brustbein reiben) sollte man mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen (siehe unten). Auch ein AED, ein automatisierter externer Defibrillator, der für Laien an vielen Stellen im öffentlichen Raum zu finden ist, diagnostiziert ein Kammerflimmern.
Allerdings lassen sich Erkrankungen, die einen plötzlichen Herztod begünstigen, oft bereits diagnostizieren, bevor es zu einem solchen lebensbedrohlichen Ereignis kommt.
Insbesondere wenn jemand bereits Beschwerden hat, die auf eine Herzerkrankung hinweisen, und ihm somit potenziell ein plötzlicher Herztod droht, sollte dringend eine ärztliche Abklärung erfolgen. Damit lassen sich schwerwiegende Herzerkrankungen diagnostizieren und behandeln, bevor es zum Ernstfall kommt.
Der erste Ansprechpartner für Symptome, die möglicherweise auf eine Herzerkrankung hinweisen, ist ein Facharzt für Allgemeinmedizin oder ein Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie (Kardiologe).
Vor den eigentlichen Untersuchungen versucht der Arzt bereits durch gezielte Fragen (Erhebung der Krankengeschichte =
Anamnese
) herauszufinden, ob eine Herzkrankheit in Betracht kommt und welche Untersuchungen für die Diagnose notwendig sind. Beispielsweise stellt Ihnen der Arzt folgende Fragen:
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung verschafft sich der Arzt einen ersten Eindruck von Ihrer Herzfunktion, indem er Ihren Puls tastet und mit seinem Stethoskop Ihr Herz abhört (
Auskultation
). Er stellt dadurch fest, ob das Herz regelmäßig und mit der richtigen Geschwindigkeit (Herzfrequenz) schlägt, sowie ob möglicherweise krankhafte Herzgeräusche durch strukturelle Herzprobleme (wie kranke
Herzklappen
) auffallen.
Außerdem lassen sich bei der körperlichen Untersuchung Wassereinlagerungen (Ödeme) entdecken. Vor allem Ödeme an den Füßen und Beinen sind mögliche Anzeichen einer Herzschwäche.
Auch das Abhören der
Lunge
gehört zur Routineuntersuchung, da Herzprobleme häufig die Lunge in Mitleidenschaft ziehen. Beispielsweise sammelt sich oft bei einer Herzschwäche Wasser in der Lunge an (
Lungenödem
). Wichtig ist zudem eine Messung des Blutdrucks.
Je nach Ergebnis der Anamnese und körperlichen Untersuchung wird der behandelnde Arzt noch andere Untersuchungen zur weiteren Abklärung veranlassen. Fast immer erstellt der Arzt ein Elektrokardiogramm (EKG). Damit lässt sich eine Vielzahl krankhafter Veränderungen des Herzens erfassen, die einen plötzlichen Herztod begünstigen.
Da ein normales EKG nur wenige Herzschläge aufzeichnet, ist in manchen Fällen eine Aufzeichnung über 24 Stunden notwendig (Langzeit-EKG). Dies ist insbesondere bei der Frage nach nur gelegentlich auftretenden Herzrhythmusstörungen sinnvoll.
Sehr häufig veranlasst der Arzt außerdem eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (UKG,
Echokardiografie
). Damit lassen sich vor allem strukturelle Herzerkrankungen wie eine verdickte Herzwand, ein vergrößertes Herz oder Schäden an den Herzklappen erkennen. Sinnvoll ist zudem eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (
Röntgen-Thorax
), um eventuelle krankhafte Veränderungen von Herz und Lunge gut zu beurteilen.
Bei Verdacht auf eine Arterienverkalkung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK) ist meist eine aufwändigere Diagnostik notwendig: Dazu gehört zunächst ein sogenanntes
Belastungs-EKG
auf einem Fahrrad-Ergometer. Während der Patient auf dem Fahrrad in die Pedale tritt, wird ein EKG aufgezeichnet. Viele krankhafte Veränderungen zeigen sich im EKG nämlich erst unter körperlicher Anstrengung.
Ergeben sich Hinweise auf eine koronare Herzkrankheit, sind gegebenenfalls weitere Untersuchungen angezeigt, zum Beispiel die
Herzkatheteruntersuchung
(= Koronarangiografie), eine Stress-Echokardiografie oder weitere Bildgebung wie etwa eine Myokardszintigrafie (nuklearmedizinische Untersuchung des Herzmuskels). Ein plötzlicher Herztod wird mit Abstand am häufigsten durch eine koronare Herzkrankheit (KHK) verursacht.
Trotz der vielen möglichen Ursachen ist letztlich stets eine schwerwiegende Herzrhythmusstörung der unmittelbare Auslöser des plötzlichen Herztodes. Meist handelt es sich dabei um ein sogenanntes Kammerflimmern, seltener um langsame (bradykarde) Herzrhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herzstillstand (Asystolie).
Ein drohender plötzlicher Herztod ist ein absoluter Notfall, der eine sofortige korrekte Diagnostik und unmittelbare Gegenmaßnahmen erfordert. Ansonsten verstirbt der betroffene Mensch innerhalb weniger Minuten. Ersthilfe erhöht die Überlebenschancen erheblich.
Für den Ersthelfer empfiehlt sich folgendes Vorgehen, wenn eine Person plötzlich bewusstlos zusammenbricht und ein plötzlicher Herztod droht:
Für einen herbeigerufenen Notarzt besteht in der Notfallsituation das primäre Ziel, die akute Lebensgefahr abzuwenden und den Patienten stabilisiert in eine entsprechende Klinik zu transportieren. Dort lässt sich die Ursache des Herz-Kreislaufstillstandes später genauer abklären. Der Notarzt verfährt grundsätzlich ebenfalls nach oben genanntem Schema.
Zunächst erfolgt mit einem EKG am Einsatzort die Analyse des Herzrhythmus während fortlaufender Herz-Lungen-Wiederbelebung. Reicht die Defibrillation nicht aus oder liegt eine nicht defibrillierbare Herzrhythmusstörung (Asystolie, pulslose elektrische Aktivität) vor, versucht der Notarzt in der Regel zusätzlich, mit Medikamenten wie beispielsweise
Adrenalin
wieder einen normalen Herzrhythmus herzustellen.
Ein plötzlicher Herztod lässt sich oftmals durch die sofortige Intervention geschulter Helfer verhindern.
Bei einem drohenden plötzlichen Herztod werden der Krankheitsverlauf und die Prognose entscheidend davon beeinflusst, wie rasch nach dem Auftreten eines Herz-Kreislaufstillstandes geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden. Durch den Kreislaufstillstand tritt ohne Behandlung innerhalb weniger Minuten der Tod durch eine irreversible Schädigung des Gehirns ein. Verstreicht zu viel Zeit zwischen dem Kreislaufstillstand und einer erfolgreichen Reanimation, bleiben in der Regel schwere Gehirnschäden zurück, durch die der Betroffene unter Umständen zu einem Pflegefall wird.
Ein plötzlicher Herztod lässt sich vor allem durch zwei Maßnahmen in vielen Fällen verhindern:
Erstens dürfen Symptome, die auf eine potenzielle Herzerkrankung hinweisen, nicht ignoriert werden. Durch einfache Untersuchungen lassen sich bedrohliche Herzerkrankungen, die häufig verantwortlich für einen plötzlichen Herztod sind, frühzeitig diagnostizieren und behandeln.
Im akuten Fall steigen die Chancen, dass Betroffene einen plötzlichen Herztod überleben, wenn ein Defibrillator schnell zur
Hand
ist und zusammen mit einer korrekten Herz-Lungen-Wiederbelebung möglichst unverzüglich eingesetzt wird. Beides lernt man in Erste-Hilfe-Kursen, die regelmäßig zu wiederholen sind (laut Experten mindestens alle zwei bis drei Jahre). Nur dann ist es möglich, im Ernstfall jemandem effektiv zu helfen, dem ein
plötzlicher Herztod
droht.
Für Freunde und Angehörige von Menschen, die an einem plötzlichen Herztod versterben, ist das Ereignis in der Regel schockierend — da es aber mögliche familiäre Ursachen (genetische Erkrankungen) gibt, sollte man nach dem plötzlichen Herztod eines Angehörigen aus unbekannter Ursache vorsorglich eine Untersuchung sämtlicher Familienmitglieder auf eine solche Krankheit hin in Erwägung ziehen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Plötzlicher Herztod
Kurzübersicht
Was ist ein plötzlicher Herztod?
Welche Symptome oder Anzeichen treten auf?
Welche Ursachen hat ein plötzlicher Herztod?
Untersuchungen und Diagnose
Arzt-Patienten-Gespräch
Körperliche Untersuchung
Weiterführende Untersuchungen
Behandlung
Das macht der Notarzt
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen