Illness name: prostatitis

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Prostatitis

Von Sophie Matzik , Studentin der Humanmedizin
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Die Prostatitis ist eine Entzündung der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata). Sie ist eine relativ häufige Erkrankung mit Schmerzen bei der Blasenentleerung und der Ejakulation. Es gibt eine akute und eine chronische Prostatitis – Therapie und Prognose richten sich nach Form und Ursache. Lesen Sie hier mehr über Prostatitis.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. N41

Kurzübersicht

  • Symptome: Schmerzen bei Wasserlassen, Ejakulation und Stuhlgang, generell in der Leistengegend, Druckgefühl im Damm, eventuell Blut in Urin und Ejakulat, häufiger Harndrang, wenig Harnabgabe
  • Behandlung: Je nach Ursache, bei bakterieller Ursache Antibiotikagabe, schmerzstillende Medikamente, Beckenbodentraining, Prostatamassage, versuchsweise Therapien bei unklarer Ursache mit verschiedenen Wirkstoffen, Hausmittel wie Roggenkur, Kürbiskerne oder Wärmekissen
  • Ursachen und Risikofaktoren: Bakterielle Prostatitis insbesondere durch Escherichia-coli-Bakterien, unter anderem sexuell übertragbare Erreger; genaue Ursache nicht eindeutig geklärt; Harnröhrenverengung , Diabetes, Harnkatheter, Immunsuppression als Risikofaktor; psychische Ursachen
  • Diagnose: Krankengeschichte, rektale Tastuntersuchung, Laboruntersuchung von Urin, Prostatasekret oder Ejakulat, Ultraschall , Harnflussmessung, PSA-Wert-Bestimmung im Blut
  • Prognose: Gute Prognose bei rechtzeitiger Behandlung einer akuten bakteriellen Prostatitis; Behandlung bei chronischer Form oft langwierig und schwierig, besonders bei abakterieller Form; hohe Rückfallrate
  • Vorbeugen: Während oder nach Erkrankung Unterkühlung, nasse Kleidung, blasenreizende Getränke wie Kaffee oder Schwarztee vermeiden, rechtzeitiger Arztbesuch bei ersten Symptomen
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Was ist eine Prostatitis?

Bei der Prostatitis (Prostataentzündung) handelt es sich um eine Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata) des Mannes. Die Prostata befindet sich unmittelbar unter der Harnblase und ist etwa so groß wie eine Kastanie. Sie umschließt den ersten Abschnitt der Harnröhre und reicht bis hinauf zum sogenannten Beckenboden , der aus Muskulatur aufgebaut ist.

Die Prostata produziert ein Sekret, das unter anderem aus dem PSA (prostataspezifisches Antigen) und dem sogenannten Spermin besteht. Das PSA macht das Ejakulat dünnflüssiger. Das Spermin ist wichtig für die Beweglichkeit der Spermien.

Eine Prostatitis geht vor allem mit starken Schmerzen im Damm- und Analbereich einher. Außerdem treten bei der Prostataentzündung Symptome wie häufiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen (Miktion) und Schmerzen während der Ejakulation auf.

Die Prostata ist relativ oft von Entzündungen betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, eine Prostataentzündung zu bekommen, steigt im Alter. Allgemein erkrankt im Schnitt rund jeder zehnte Mann einmal im Leben an einer Prostatitis. Studien zufolge entfallen die meisten Krankheitsfälle auf Männer zwischen 40 und 50 Jahren.

Prostatitis-Syndrom

In der Medizin hat sich mittlerweile ein erweitertes Verständnis des Begriffs Prostatitis etabliert. Unter dem sogenannten Prostatitis-Syndrom fasst man verschiedene Beschwerden im Beckenbereich des Mannes zusammen, die meist eine unbekannte Ursache haben.

Darunter fallen etwa diese Krankheitsbilder:

  • Akute bakterielle Prostatitis
  • Chronische bakterielle Prostatitis
  • Entzündliches und nicht-entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom ("Abakterielle chronische Prostatitis")
  • Asymptomatische Prostatitis

Akute und chronische bakterielle Prostatitis

Verursacher einer akuten Prostatitis sind Bakterien (akute bakterielle Prostatitis). Die Bakterien gelangen entweder über das Blut zur Prostata oder breiten sich von einer bakteriellen Infektion der Blase oder der Harnröhre ausgehend auf die Prostata aus. Eine akute Prostatitis ist meist eine schwere Allgemeinerkrankung mit starken Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber und Schüttelfrost . Etwa zehn Prozent der Prostataentzündungen gehen auf Bakterien zurück.

Aus einer akuten entwickelt sich in einigen Fällen eine chronische Prostatitis : Besteht eine Prostataentzündung über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten und lassen sich wiederholt Keime im Urin, dem sogenannten Prostataexprimat (durch Massage der Prostata gewonnene Flüssigkeit) oder im Ejakulat nachweisen, handelt es sich um eine chronische bakterielle Prostatitis.

Sie verläuft weniger intensiv und schnell (fulminant) als die akute Prostatitis. Zwar löst auch eine chronische Prostataentzündung Schmerzen beim Wasserlassen und gegebenenfalls ein Druckgefühl im Dammbereich aus, die Beschwerden sind aber in der Regel nicht so stark ausgeprägt wie bei der akuten Prostatitis.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom (abakterielle Prostatitis)

In den meisten Fällen einer Prostataentzündung lassen sich keine Bakterien in Urin, Prostataexprimat oder Ejakulat als Ursache der Erkrankung nachweisen. Der Auslöser für die Prostatitis bleibt unklar. Mediziner nennen dies ein chronisches Beckenschmerzsyndrom (abakterielle chronische Prostatitis).

Häufig lassen sich in solchen Fällen allerdings weiße Blutzellen ( Leukozyten ) als Ausdruck der Entzündung in der Prostata nachweisen (entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom). Davon abzugrenzen ist eine weitere Form der Erkrankung, bei der weder Bakterien noch Leukozyten nachweisbar sind (nicht-entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom). Insgesamt ist das chronische Beckenschmerzsyndrom (abakterielle Prostatitis) die häufigste Form der Prostatitis.

Asymptomatische Prostatitis

In seltenen Fällen tritt eine asymptomatische Prostatitis auf. Bei dieser Form der Prostataentzündung liegen zwar Entzündungsanzeichen vor, es treten allerdings keine Schmerzen oder andere Symptome auf. Eine asymptomatische Prostatitis wird meist zufällig entdeckt, zum Beispiel im Rahmen einer Unfruchtbarkeits-Untersuchung.

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Welche Symptome treten auf?

Eine Prostataentzündung löst verschiedenste Symptome aus. Während die Beschwerden bei einer akuten Prostatitis oft sehr massiv und mit starkem Krankheitsgefühl einhergehen, sind sie bei einer chronischen Prostatitis meist etwas milder. Nicht bei jedem betroffenen Mann müssen notwendigerweise alle aufgeführten Beschwerden auftreten, ebenso variiert die Stärke der Symptome von Mann zu Mann.

Akute Prostatitis

Die akute Prostatitis ist häufig ein akutes Krankheitsbild, bei dem die Betroffenen unter Fieber und Schüttelfrost leiden. Die Entzündung der Prostata, welche die Harnröhre umgibt, führt außerdem zu typischen Beschwerden beim Wasserlassen. So tritt beim Urinieren ein brennender Schmerz auf (Algurie), und der Harnstrahl ist wegen der Schwellung der Prostata deutlich abgeschwächt (Dysurie).

Weil die Betroffenen deswegen nur kleine Mengen Harn ausscheiden, haben sie einen ständigen Harndrang und müssen häufig zur Toilette (Pollakisurie). Weitere Prostatitis-Symptome sind Schmerzen im Bereich der Blase, im Damm- und Rückenbereich. Schmerzen treten außerdem oft während oder nach der Ejakulation auf.

Blut im Urin oder Schmerzen beim Stuhlgang sind weitere mögliche Symptome.

Chronische Prostatitis und Chronisches Beckenschmerzensyndrom

Prostatitis mit chronischem Verlauf verursacht im Allgemeinen weniger stark ausgeprägte Beschwerden als eine akute Prostataentzündung. Symptome wie Fieber und Schüttelfrost fehlen meist gänzlich. Typisch sind bei einer chronischen Prostataentzündung Symptome wie ein Druckgefühl im Dammbereich oder Unterbauch, eine Braunfärbung des Ejakulats durch Blut im Sperma oder Blut im Urin (Hämaturie).

Auch Libido- und Potenzstörungen sind bei der chronischen Form häufige Symptome, häufig bedingt durch Schmerzen bei oder nach der Ejakulation. Die Symptome einer chronisch bakteriellen und einer chronisch abakteriellen Prostatitis (chronisches Beckenschmerzsyndrom) unterscheiden sich nicht.

Komplikationen der Prostataentzündung

Bei der Prostatitis kommt es in manchen Fällen neben den akuten Symptomen zu Komplikationen, die den Krankheitsverlauf erschweren und die Heilungsdauer verlängern. Die häufigste Komplikation ist ein Prostataabszess (vor allem bei der akuten bakteriellen Prostatitis). Ein Prostataabszess ist eine eitrige Abkapselung der Entzündung, die meist durch einen Schnitt eröffnet und entleert werden muss.

Als weitere Komplikation der Prostataentzündung ist es möglich, dass die Entzündung auf in der Nähe befindliche Strukturen wie den Nebenhoden oder den Hoden übergreift (Epididymitis, Orchitis). Es gibt zudem durch einige Studien Hinweise, dass eine chronische Prostatitis mit der Entstehung von Prostatakrebs im Zusammenhang steht.

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Wie behandelt man eine Prostatitis?

Wie bei anderen Erkrankung richten sich auch bei der Prostatitis Therapie und Dauer der Behandlung nach der auslösenden Ursache.

Medikamentöse Therapie

Eine akute bakterielle Prostatitis behandelt der Arzt mit Antibiotika. In leichten Fällen reicht eine Antibiotika-Gabe über etwa zehn Tage aus. Bei einer chronischen Prostatitis muss die Einnahme der Medikamente über einen längeren Zeitraum erfolgen (etwa vier bis sechs Monate). Je nach Erreger kommen als Wirkstoffe Ofloxacin , Ciprofloxacin , Azithromycin , Erythromycin oder Doxyzyklin infrage.

Auch wenn die Beschwerden bereits nachlassen, sollten die Antibiotika in jedem Fall weiter wie vom Arzt verordnet eingenommen werden. So beugt man einem Rückfall vor und die Wahrscheinlichkeit für eine Wiedererkrankung (Rezidiv) sinkt.

Auch eine asymptomatische Prostatitis behandelt der Arzt mit Antibiotika.

Liegt eine chronische abakterielle Prostatitis (chronisches Beckenschmerzsyndrom) vor, so ist eine Antibiotika-Therapie in der Regel wirkungslos. Beim entzündlichen chronischen Beckenschmerzsyndrom lohnt sich trotz des fehlenden Nachweises eines Krankheitserregers ein Versuch mit Antibiotika, da sich manchmal eine Verbesserung erzielen lässt. Beim nicht-entzündlichen chronischen Beckenschmerzsyndrom empfehlen Mediziner eine Antibiotika-Therapie dagegen nicht.

Weitere Therapieansätze der chronisch abakteriellen Prostatitis sind sogenannte 5α-Reduktasehemmer wie Finasterid oder Dutasterid, Pentosanpolysulfat und pflanzliche Arzneimittel (Phytotherapeutika) wie Quercetin oder Pollenextrakt.

Lässt sich auch damit keine Besserung erzielen, so ergänzt man die medikamentöse Therapie um eine physikalische Therapie . Hier werden Bewegungstherapie , Beckenbodengymnastik oder eine regelmäßige Prostatamassage empfohlen. Außerdem lässt sich mit einer Mikrowellen-Wärmetherapie das Gewebe zu einer vermehrten Durchblutung anregenwodurch sich die Schmerzen reduzieren.

Symptomatische Therapie

Eine Therapie der Symptome, also besonders gegen die Schmerzen, hilft oft zusätzlich, akute Beschwerden einer Prostataentzündung zu lindern. Gegen starke Schmerzen verordnen Ärzte so regelmäßig schmerzstillende Medikamente. Auch Wärmekissen und Wärmflaschen auf dem Rücken oder Unterbauch helfen dabei, die Muskulatur zu entspannen. Das lindert oft die Schmerzen der Prostataentzündung.

Welche Hausmittel helfen bei Prostatitis?

Neben dem bewährten Hausmittel der Wärmekissen oder Wärmflaschen zur Schmerzlinderung gibt es Hausmittel wie eine Roggenkur oder das Essen weichschaliger Kürbiskerne. Sie sollen durch ihre Inhaltsstoffe helfen, insbesondere die Beschwerden einer Prostatitis zu lindern.

Weitere Möglichkeiten sind ein regelmäßiges Beckenbodentraining, der Verzicht auf einen spitzen Fahrradsattel sowie auf Bier, Alkohol, Fleisch, Fett und Zucker.

Hausmittel haben allerdings ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Behandlung von Komplikationen

Entsteht im Rahmen der Erkrankung eine massive Behinderung des Harnabflusses, kommen Mediziner oft zu dem Schluss, dass das Entfernen der Prostata ( Prostataektomie ) durch eine Operation sinnvoll ist. Bleibt dauerhaft Restharn in der Blase, gibt es ein großes Risiko für eine Infektion in den ableitenden Harnwegen.

Wenn sich durch die Entzündung Eiter in der Prostata abkapselt ( Abszess ), muss dieser durch einen Schnitt entleert werden. Der Zugangsweg ist dabei meist der Enddarm.

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Ursachen und Risikofaktoren

Verschiedene Ursachen kommen für eine Prostatitis infrage. Nach der Ursache der Prostatitis richten sich die Behandlung und die Prognose der Entzündung.

Bakterielle Prostatitis

In etwa zehn Prozent der Fälle ist eine Infektion der Prostata mit Bakterien die Ursache (bakterielle Prostatitis). Die Bakterien gelangen entweder über das Blut (hämatogen) oder von benachbarten Organen wie der Harnblase oder Harnröhre (aufsteigend, "aszendierend") in die Prostata und lösen dort die Entzündungsreaktion aus.

Das Escherichia-coli-Bakterium (E. coli), das vor allem im menschlichen Darm vorkommt, ist der häufigste Auslöser einer Prostataentzündung. Außerdem verursachen Klebsiellen, Enterokokken oder Mykobakterien eine Prostatitis.

Auch sexuell-übertragbare bakterielle Erreger wie Chlamydien, Trichomonaden oder Gonokokken (bei Tripper , "Gonorrhö") sind mögliche Verursacher. In diesen Fällen ist es möglich, Sexualpartner mit den Erregern anzustecken. Auf Geschlechtsverkehr sollte man bei einer akuten bakteriellen Prostatitis vorsichtshalber daher verzichten.

Bei der chronischen Prostatitis entziehen sich die Bakterien in der Prostata auf bisher nicht sicher geklärte Weise der Abwehr durch das menschliche Immunsystem. Dadurch ist es den Keimen möglich, die Prostata dauerhaft zu besiedeln. Antibiotika wirken außerdem im Prostatagewebe relativ schlecht, was das Überleben der Bakterien in der Prostata unter Umständen begünstigt.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom

Die genauen Ursachen für das chronische Beckenschmerzsyndrom sind bis heute nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler haben verschiedene Theorien dazu aufgestellt, die aber noch nicht eindeutig bewiesen sind.

In einigen Fällen ließ sich Erbgut bisher unbekannter Mikroorganismen im Becken nachweisen. Somit sind eventuell Mikroorganismen, die bislang noch nicht im Labor kultivierbar und daher nicht nachweisbar sind, Ursache des Beckenschmerzsyndroms.

Eine andere mögliche Ursache des chronischen Beckenschmerzsyndroms sind Blasenentleerungsstörungen . Durch die Abflussstörung vergrößert sich das Volumen der Blase, die dadurch auf die Prostata drückt. Dieser Druck schädigt nach einiger Zeit das Prostatagewebe, sodass eine Entzündung entsteht.

Als weitere mögliche Ursache nimmt man an, dass sich eine Entzündung des Blasengewebes in manchen Fällen auf die Prostata ausbreitet.

Vorstellbar ist außerdem, dass eine Nervenreizung in der Umgebung der Prostata zu Schmerzen führt, die fälschlicherweise auf die Prostata zurückgeführt werden.

Schließlich ist es denkbar, dass ein überaktives oder fehlgeleitetes Immunsystem ein chronisches Beckenschmerzsyndrom verursacht. Dann läge eine Autoimmunerkrankung zugrunde.

In vielen Fällen lässt sich die Ursache eines chronischen Beckenschmerzes jedoch nicht eindeutig nachweisen. Mediziner sprechen dann von einer "idiopathischen Prostatitis".

Anatomische Ursachen

In seltenen Fällen verursacht eine Verengung der ableitenden Harnwege eine Prostatitis. Sind die Harnwege verengt, so staut sich der Urin zurück und ruft in einigen Fällen, wenn er in die Prostata eindringt, ebenfalls eine Entzündung hervor. Eine solche Verengung entsteht etwa durch Tumore oder durch sogenannte Prostatasteine.

Mediziner vermuten außerdem, dass eine Funktionsstörung der Beckenbodenmuskulatur die Entstehung einer Prostatitis begünstigt.

Psychische Ursachen

Auch psychische Ursachen diskutieren Forscher als Ursache einer Prostatitis. Insbesondere beim nicht-entzündlichen chronischen Beckenschmerzsyndrom ist ein psychischer Auslöser möglich. Die genauen Mechanismen sind noch unbekannt.

Risikofaktoren für eine Prostatitis

Einige Männer sind besonders gefährdet, eine Prostataentzündung zu entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel Personen mit einer Störung des Immunsystems oder einem unterdrückten Immunsystem (zum Beispiel durch eine medikamentöse, immunsuppressive Therapie).

Auch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus begünstigen eine Prostatitis: Der erhöhte Blutzuckerspiegel bei Diabetes-Patienten zieht häufig einen erhöhten Zuckerspiegel im Urin nach sich. Möglicherweise bietet der reichliche Zucker im Urin den Bakterien gute Wachstumsbedingungen, sodass leichter Harnwegsinfekte entstehen. Außerdem ist das Immunsystem bei Diabetes mellitus geschwächt.

Ein weiterer Risikofaktor für eine Prostatitis ist ein Blasenkatheter . Bereits das Einführen des Blasenkatheters durch die Harnröhre in die Blase führt eventuell zu kleinen Einrissen in der Harnröhre und zu Verletzungen der Prostata. Außerdem ist es möglich, dass sich wie auf jedem anderen Fremdkörper auch auf einem Blasenkatheter Bakterien ansiedeln und einen sogenannten Biofilm bilden. So stiegen Bakterien unter Umständen entlang der Harnröhre zur Blase auf und führe dabei auch zu einer Prostataentzündung.

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Untersuchungen und Diagnose

Bei Problemen mit der Prostata ist der Hausarzt oder ein Urologe der richtige Ansprechpartner. Der Hausarzt erfragt die Krankengeschichte ( Anamnese ), bei Verdacht auf eine Prostatitis wird er Sie an einen Urologen überweisen. Dieser führt eine körperliche Untersuchung durch. Das ist bei Verdacht auf eine Prostatitis meist die sogenannte digital-rektale-Untersuchung .

Diese Untersuchung liefert noch keinen eindeutigen Beweis für eine Prostataentzündung, sondern erhärtet nur den Verdacht. Um eine bakterielle Prostatitis nachzuweisen, erfolgt oft eine Laboruntersuchung. Ist keine konkrete Ursache nachweisbar, so wird bei begründetem Verdacht auf eine Prostatitis dennoch entsprechend therapiert.

Anamnese

Typische Fragen bei der Erfassung der Krankengeschichte (Anamnese) sind etwa:

  • Haben Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
  • Wo genau spüren Sie die Schmerzen?
  • Haben Sie Schmerzen im Rücken?
  • Haben Sie Veränderungen bei der Ejakulation bemerkt?

Digital-rektale Untersuchung

Da die Prostata direkt an den Mastdarm grenzt, lässt sie sich über den Enddarm mit dem Finger ertasten. Diese digital-rektale Untersuchung erfolgt ambulant und ohne Betäubung, sie ist im Normalfall schmerzlos (von der Schmerzempfindlichkeit einer entzündeten Prostata abgesehen). Der Patient wird gebeten, sich seitlich und mit angewinkelten Beinen hinzulegen.

Mithilfe von Gleitgel führt der Arzt dann einen Finger langsam in den After ein und tastet die Prostata und angrenzende Organe ab (Palpation). Er prüft dabei die Größe und Schmerzempfindlichkeit der Prostata: Eine entzündete Vorsteherdrüse ist stark vergrößert und sehr schmerzempfindlich.

Laboruntersuchung

Um mögliche Erreger nachzuweisen, testen die Mediziner in den meisten Fällen den Urin. Die Standardmethode ist dabei die sogenannte Viergläserprobe . Dabei testet man den Ersturin, den Mittelstrahlurin, ein Prostataexprimat und den Urin nach einer Massage der Prostata.

Als Prostataexprimat bezeichnen Mediziner das Sekret der Prostata. Dieses erhält der Arzt durch leichten Druck auf die Prostata, beispielsweise während der Palpation. Auch das Ejakulat lässt sich auf Krankheitserreger und Entzündungszeichen untersuchen.

Weitere Untersuchungen

Mithilfe einer rektalen Ultraschalluntersuchung (Sonografie) lässt sich ermitteln, wo genau die Entzündung lokalisiert ist und wie weit sie sich ausgebreitet hat. Ein wichtiges Ziel der Untersuchung ist, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen (Differentialdiagnosen) auszuschließen.

Um auszuschließen, dass eine bestehende Harnabflussstörung durch eine Verengung der Harnröhre bedingt ist, führt man eine Harnabflussmessung (Uroflowmetrie) durch. Dazu uriniert der Patient in einen speziellen Trichter, der die Harnmenge pro Zeiteinheit misst. Ein normaler Harnfluss liegt zwischen 15 und 50 Milliliter pro Sekunde, bei einem Harnfluss von zehn Milliliter pro Sekunde oder weniger liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Hindernis in der Harnröhre vor.

PSA-Messung

Ein erhöhter PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen) im Blut gilt im Allgemeinen als ein Indikator für Prostatakrebs. Allerdings sind oft auch bei einer Prostatitis PSA-Werte im Blut stark erhöht.

Bei einem beträchtlich erhöhten Messwert entnimmt der Arzt in der Regel eine Gewebeprobe ( Biopsie ) und lässt diese in einem Labor untersuchen, um Prostatakrebs sicher auszuschließen.

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Krankheitsverlauf und Prognose

Die Prognose der Prostatitis hängt von der Ursache der Entzündung und davon, wie schnell die richtige Therapie beginnt, ab.

Bei einer akuten bakteriellen Prostatitis, die man möglichst rasch mit einer Antibiotika-Therapie behandelt, ist die Prognose in der Regel gut. Die Einnahme von Antibiotika tötet die Erreger ab, was den Übergang in eine chronische Prostatitis meist verhindert.

Wissenschaftler vermuten, dass bei Schmerzen während der Ejakulation die Gefahr für eine chronische Prostatitis erhöht ist. Solche Schmerzen sind ein Anzeichen für eine Veränderung der Lagebeziehungen der Strukturen im Beckenraum, zum Beispiel für eine Einquetschung der Prostata durch die Harnblase. Bleibt diese Kompression über einen längeren Zeitraum bestehen, entwickelt sich eine chronische Prostatitis etwas wahrscheinlicher.

Etwa 60 Prozent aller Patienten mit akuter Prostatitis zeigen nach sechs Monaten keine Symptome mehr, bei etwa 20 Prozent entwickelt sich eine chronische Prostataentzündung. Behandlung und Prognose sind hier schwieriger. In vielen Fällen treten intervallartige Krankheitsschübe auf, die Betroffene oft über viele Jahre lang begleiten.

Eine chronische Prostatitis erfordert von den Betroffenen also meist enorme Geduld. Der sehr oft langwierige Verlauf bedeutet häufig eine große psychische Belastung. Betroffene Patienten sollten gegebenenfalls professionelle Hilfe (zum Beispiel psychotherapeutische Unterstützung ) in Anspruch nehmen, da die psychische Verfassung einen enormen Einfluss auf die Prognose bei Prostatitis hat.

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Rückfall vorbeugen

Die Rückfallrate bei der Prostatitis ist insgesamt sehr hoch. Etwa 23 Prozent aller Betroffenen machen nach einmaliger Erkrankung eine zweite Erkrankungsepisode durch, 14 Prozent erleiden drei und 20 Prozent sogar vier oder mehr Krankheitsfälle.

Um das Risiko für einen Rückfall zu senken, sollten Sie während und nach einer Prostatitis vermeiden, nasse Kleidung zu tragen, sich zu unterkühlen (beispielsweise beim Sport) oder blasenreizende Getränke wie Schwarztee oder Kaffee zu trinken.

Das verringert das Risiko für eine Blasenentzündung und damit für eine Prostatitis.

Eine durch Bakterien hervorgerufene Prostatitis lässt sich mit diesen Methoden aber nicht verhindern.

Ein rechtzeitiger Arztbesuch bei den ersten Anzeichen einer akuten Prostatitis und frühzeitige Therapie verhindern oft den Übergang zur langwierigen chronischen Form.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Anheuser, P. & Steffens, J.: Risiken und Komplikationen in der Urologie: systematisch – praxisnah – präventiv. Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2012
  • Eichenauer, R. et al.: Klinikleitfaden Urologie: Untersuchung-Diagnostik-Therapie-Notfall. Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage, 2003
  • Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI): Infektionsprävention in Heimen. Bundesgesundheitsblatt 09 (Stand 2005)
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2020
  • Prostatitis und männliches Beckenschmerzsyndrom: Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(11): 175–83.
  • Robert Koch-Institut (RKI):Prostataerkrankungen Heft 36. (Stand 2007)
  • S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie et al.: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten (Stand 2017), unter: www.awmf.org
  • S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Brennen beim Wasserlassen (Stand 2018), unter: www.degam.de
  • Schmelz, H. U. et al.: Facharztwissen Urologie: Differenzierte Diagnostik und Therapie. Springer Verlag, 3. Auflage, 2014