Illness name: yersiniose
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Eine Yersiniose ist eine Infektion mit Bakterien der Gattung Yersinia. Die Ansteckung erfolgt meist über den Verzehr roher tierischer Lebensmittel, seltener über den Kontakt zu lebenden Tieren. In der Regel äußert sich die Yersiniose als Magen-Darm-Erkrankung mit Erbrechen, Durchfall und Fieber. Lesen Sie hier, wie es zu einer Yersiniose kommt, wie sich die Infektion zeigt und wie sie behandelt wird!
Eine Yersiniose ist eine Infektion mit Yersinia-Bakterien, die in der Regel eine Magen-Darm-Erkrankung auslöst. Es handelt sich bei der Yersinien-Infektion um eine Zoonose: Gemeint ist damit eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragbar ist. Neben Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter-Bakterien zählen Yersinien zu den häufigsten durch Lebensmittel übertragenen Durchfallerregern.
Meist stecken sich Menschen über verunreinigte rohe Lebensmittel tierischer Herkunft an. Vor allem rohes Schweinefleisch, seltener auch andere tierische Produkte wie Rohmilch, sind unter Umständen mit dem Krankheitserreger verunreinigt.
Meistens kommt es durch die Infektion mit Yersinien zu einer Magen-Darm-Erkrankung mit Durchfall. Bei Menschen mit einem schwächeren Immunsystem (z.B. aufgrund einer Grunderkrankung, Säuglinge und Kleinkinder, betagte Personen) kommen auch schwerwiegendere Verläufe der Krankheit vor. Dabei befallen die Bakterien weitere Organe, etwa die Leber oder das Herz.
Die Yersiniose ist auf der ganzen Welt verbreitet. In Deutschland erkranken etwa drei von 100.000 Menschen jährlich an der Infektion. Hierzulande und in anderen Ländern Europas verursacht die Art Yersinia enterocolitica mehr als 90 Prozent der Yersiniose-Fälle. Seltener und eher in Osteuropa und Russland sind Infektionen mit der Bakterienart Yersinia pseudotuberculosis.
Kinder, die jünger als fünf Jahre alt sind, erkranken häufiger an einer Yersiniose als ältere Kinder oder Erwachsene. Daneben betrifft die Infektion häufiger Menschen, die eine geschwächte Abwehr aufweisen. Zu den empfindlichen Personengruppen zählen Schwangere, Ältere oder Personen, die aufgrund einer anderen Erkrankung oder durch bestimmte Medikamente (z.B. Kortison, Immunsuppressiva) ein schwächeres Immunsystem haben.
Am häufigsten stecken sich Menschen über tierische Lebensmittel an, die mit Yersinien verunreinigt sind. Vor allem Schweine beherbergen den Erreger oft. Daher ist rohes oder ungenügend erhitztes Schweinefleisch (z.B. Mett, „Hackepeter“) eine wichtige Infektionsquelle. Auch mangelnde Küchenhygiene (z.B. kontaminierte Hände, Schneidbretter oder Messer) begünstigt eine Yersinien-Infektion.
Daneben sind Yersiniose-Fälle bekannt, die durch verunreinigte, nicht-pasteurisierte Milch (Rohmilch) verursacht wurden. In Ländern, in denen Obst und Gemüse mit tierischen Exkrementen (z.B. durch die Düngung) in Kontakt kommen, besteht ebenso die Gefahr, sich mit Yersinien anzustecken. Dazu kommt es allerdings nur, wenn diese Lebensmittel roh verzehrt werden.
Daneben ist verschmutztes Trinkwasser eine Ansteckungsquelle mit dem Durchfallerreger.
Selten stecken sich Menschen durch direkten Kontakt zu Wild- und Haustieren an, die mit Yersinien infiziert sind. Wer an einer Yersiniose erkrankt ist, scheidet den Erreger aus und steckt andere potenziell damit an. Dieser Infektionsweg kommt jedoch kaum vor, sofern die gängigen Hygieneregeln (wie etwa
Händewaschen
nach dem Toilettengang) beherzigt werden.
Die Behandlung der Yersiniose richtet sich vor allem nach dem Schweregrad der Erkrankung. In der Regel reicht es aus, die Symptome zu behandeln. Da eine Yersinien-Infektion meistens mit Durchfall einhergeht, verlieren Betroffene oft viel Flüssigkeit und Mineralstoffe (
Elektrolyte
). Vor allem Säuglinge und Kleinkinder laufen dadurch rasch Gefahr, auszutrocknen.
Patienten, die viel Flüssigkeit verlieren, erhalten zur Therapie daher Infusionen. Über einen Venentropf erhält der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte zurück. Oft reichen diese Maßnahmen zur Behandlung aus, und die Erkrankung klingt nach ein bis drei Wochen von alleine ab.
Bei Betroffenen, die sehr schwer erkrankt sind, an Komplikationen leiden (z.B. Sepsis, Beteiligung anderer Organe) oder bei denen sich die Erkrankung nicht von selbst bessert, verabreicht der Arzt Antibiotika, zum Beispiel mit den Wirkstoffen
Ciprofloxacin
, Cotrimoxazol oder Ceftriaxon.
Bei einem unkomplizierten Erkrankungsverlauf gehören einfache Maßnahmen wie Bettruhe und viel trinken (Wasser, ungesüßten Kräutertee) zur Therapie.
Die Symptome einer Yersiniose äußern sich meistens in akuten Beschwerden des Magen-Darm-Trakts. Die Zeit von der Ansteckung mit den Erregern bis zum Erscheinen der ersten Symptome beträgt zwischen einem und elf Tagen (sogenannte Inkubationszeit). Im Durchschnitt treten die Beschwerden jedoch nach etwa fünf Tagen auf und bestehen zwischen ein bis zwei, seltener auch bis zu drei Wochen.
Typisch für eine Yersinien-Infektion sind starke, krampfartige Bauchschmerzen, Fieber und Durchfall (wässrig, manchmal auch blutig) sowie Erbrechen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen entzünden sich unter Umständen die Darmlymphknoten. Dann leiden sie eher unter unspezifischen Bauchschmerzen.
Manche Kinder klagen über Schmerzen im rechten Unterbauch, die sich zunächst nicht von den Symptomen einer Blinddarmentzündung unterscheiden lassen. Zu diesen Beschwerden kommt es, weil sich ein bestimmter Teil des Dünndarms, der sich in der Nähe des Blinddarms befindet, entzündet.
Erwachsene mit einer Yersiniose weisen mitunter Symptome auf, die einem grippalen Infekt ähneln, zum Beispiel Halsschmerzen, Fieber und
Muskelschmerzen
.
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind Komplikationen möglich, etwa, wenn die Yersinien andere Organe befallen. Dann besteht zum Beispiel das Risiko einer Eiteransammlung in der Leber (Leberabszess), einer Entzündung der Herzinnenhaut (
Endokarditis
) oder einer Blutvergiftung (Sepsis).
Nach einer Yersinien-Infektion kommt es in manchen Fällen zu Folgeerkrankungen. Dazu zählt die sogenannte reaktive Arthritis, eine besondere Form der Gelenkentzündung. Sie entsteht als eine Art „Fehlreaktion“ des Immunsystems auf den Erreger. Einige Wochen nach der Yersiniose treten bei Betroffenen meist an einem, manchmal an mehreren Gelenken Schmerzen auf.
Eine andere Folgeerkrankung, die alleine oder parallel zur reaktiven Arthritis vorkommt, ist die sogenannte Knotenrose (Erythema nodosum). Es handelt sich dabei um eine Hauterkrankung, die sich durch rote, knotige Entzündungen im Bereich der Unterschenkel äußert.
Ärzte beobachten zudem, dass es im Anschluss an eine Yersiniose bei manchen Menschen zu einem Reizdarmsyndrom kommt.
Ursache der Yersiniose sind bestimmte Stäbchenbakterien der Gattung Yersinia. Es gibt viele verschiedene Yersinien-Spezies, von denen jedoch nur zwei, nämlich Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis, die Yersiniose des Menschen verursachen. Yersinia enterocolitica kommt bei Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen und bei Hunden vor – als Ansteckungsquelle spielen jedoch Schweine die wichtigste Rolle.
Infizierte Tiere erkranken selbst nicht. Die Erreger befinden sich in den Rachenmandeln sowie in den Lymphknoten und im
Darm
infizierter Schweine und können von dort während des Schlachtprozesses auf das Fleisch des Tieres übertragen werden.
Die Spezies Yersinia pseudotuberculosis ist hingegen eher in Wildtieren wie Vögeln und Kleinnagern zu finden. Zu einer Ansteckung über den Kontakt zu Wildtieren kommt es jedoch nur selten.
Ob ein Tier mit Yersinien infiziert ist oder nicht, lässt sich äußerlich nicht erkennen, da es keinerlei Krankheitssymptome zeigt. Daher besteht das Risiko, dass die Erreger bei mangelhafter Schlachthygiene auf das Fleisch der Tiere übertragen werden. Das Risiko betrifft insbesondere die Schlachtung von Schweinen, da sie Yersinien besonders häufig in sich tragen.
Sind die Bakterien während der Schlachtung auf das Fleisch gelangt, bleiben sie dort aktiv. Auch bei relativ niedriger Kühltemperatur von vier Grad Celsius können sich Yersinien vermehren. Wird kontaminiertes Fleisch roh oder unzureichend gegart verzehrt, ist das Risiko hoch, an einer Yersiniose zu erkranken. Die Bakterien lassen sich außerdem durch falsche Küchenhygiene auf andere Lebensmittel „verschleppen“.
Typische Fehler bei der Fleischzubereitung können sein:
Das Risiko, an einer Yersiniose zu erkranken, hängt auch davon ab, wie viele Erreger ein Mensch aufgenommen hat und wie stark seine Abwehrkräfte sind.
Säuglinge und Kleinkinder haben aufgrund ihres noch unreifen Immunsystems ein höheres Risiko, an einer Yersiniose zu erkranken.
Für bestimmte Personengruppen, deren Abwehr eingeschränkt ist, besteht außerdem eine größere Gefahr für einen schwerwiegenderen Verlauf der Yersiniose. Dazu zählen:
Es gibt verschiedene Durchfallerreger, die ähnliche Symptome wie die einer Yersiniose hervorrufen. Daher lässt sich eine Yersinien-Infektion nicht alleine aufgrund der Beschwerden feststellen. Ärzte stellen die Diagnose, indem sie die Bakterien im Labor nachweisen. Dazu benötigen sie zum Beispiel eine Stuhl- oder Blutprobe des Erkrankten. Seltener entnimmt der Arzt auch eine Gewebeprobe (
Biopsie
) aus den Darmlymphknoten.
Die gewonnenen Proben werden im Labor durch verschiedene Verfahren auf den Erreger hin untersucht.
Stellt der Arzt eine Yersiniose fest, muss er die Erkrankung an das Gesundheitsamt melden (Meldepflicht). Personen, die im Bereich der Lebensmittelherstellung oder Gastronomie tätig sind, dürfen bis zum Verschwinden der Symptome nicht arbeiten. Auch in den ersten vier Wochen nach dem Abklingen der Beschwerden gilt es, besondere Hygienevorkehrungen zu beachten.
Sie können sich im Allgemeinen gut vor einer Yersinien-Infektion schützen, indem Sie folgende Hygienemaßnahmen in Küche und Haushalt beherzigen:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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Yersiniose
Kurzübersicht
Was ist eine Yersiniose?
Häufigkeit
Wie bekommt man eine Yersiniose?
Wie wird man eine Yersiniose wieder los?
Wie erkenne ich eine Yersiniose?
Symptome
Folgeerkrankungen
Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren
Diagnostik
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen