Illness name: botulismus
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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Botulismus
ist eine seltene Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum hervorgerufen wird. Schwerstes Symptom sind Lähmungserscheinungen, die unbehandelt oft zum Tod führen. Die Keime vermehren sich vor allem in eiweißreicher Umgebung unter Luftabschluss, beispielsweise in Konserven oder verpackten Wurstwaren. Erfahren Sie, wie man Botulismus erkennt, vermeidet und behandelt.
Botulismus ist eine lebensbedrohliche
Vergiftung
. Hervorgerufen wird sie durch das hochgiftige Botulinumtoxin – ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum. Die Bakterien vermehren sich vor allem in eiweißreicher Umgebung unter Luftabschluss, beispielsweise in Konserven. Der Name Botulismus leitet sich vom lateinischen Wort für Wurst ab, nämlich „botulus“. Umgangssprachlich nennt man Botulismus auch Fleischvergiftung. Veraltet wird Botulismus auch als "Allantiasis" bezeichnet.
Botulinumtoxin zählt zu den stärksten in der Natur vorkommenden Giften und bewirkt schwere Nervenstörungen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Die meisten Menschen kennen es jedoch unter dem Namen
Botox
aus der Schönheitsindustrie, wo seine nervenlähmenden Eigenschaften gezielt eingesetzt werden, um Falten zu glätten.
Sporen sind eine widerstandsfähigere Form des Bakteriums und überleben auch unter ungünstigen Bedingungen. Die Sporen von Clostridium botulinum kommen unter anderem in Land- und Meeresböden vor. Insbesondere Gebiete der Ostsee sind mit den Erregern kontaminiert.
Die meisten Fälle von Botulismus gehen auf den Verzehr verdorbener Lebensmittel zurück. Die Menschen infizieren sich über unzureichend sterilisierte und luftdicht verpackte Lebensmittel wie zum Beispiel Konserven, Weckgläser oder luftdicht verpacktes Geräuchertes, Wurst und fischhaltige Lebensmittel.
Selten vermehren sich die Bakterien in Wunden (Wundbotulismus) oder im
Darm
von Babys (Säuglingsbotulismus), deren
Darmflora
noch nicht vollständig ausgebildet ist. In letzterem Fall nehmen die Kinder die Bakterien meist mit Honig auf. Kinder unter einem Jahr sollten daher grundsätzlich keinen Honig erhalten.
Wundbotulismus kommt nahezu ausschließlich bei Personen vor, die Drogen parenteral (mittels Spritze) konsumieren. Im Jahr 2018 war diese Form im Vereinigten Königreich und Irland sogar die häufigste Form des Botulismus.
Als chronischen Botulismus bezeichnet man eine bisher nicht bestätigte schleichende Erkrankung, die vor allem in der Rinderhaltung auftritt. Die Tiere leiden unter Verdauungsstörungen, Lähmungen und magern ab. Viele Tiere sterben. Der Verdacht vieler Landwirte und Tierärzte: Die Tiere haben sich schleichend mit Botulinumtoxin vergiftet. Ein möglicher Ursprung wären beispielsweise Gärreste von Biogasanlagen, die in die Futtermittel gelangen. Die darin enthaltenen Keime würden sich anschließend, der Theorie zufolge, im Darm der Wiederkäuer ansiedeln und vermehren.
Manche befürchteten, dass eine Erkrankungsgefahr für die Landwirte selber bestünde. Auch die Möglichkeit, dass Milchprodukte der erkrankten Tiere ein Risiko darstellen, wurde in Betracht gezogen. Offiziell anerkannt sind das Krankheitsbild und die zugrunde liegende Hypothese jedoch nicht, da trotz umfassender Forschungsprojekte keine Belege für eine solche Erkrankung (insbesondere beim Menschen) gefunden wurden.
In Mitteleuropa und den USA ist Botulismus heute relativ selten. In Deutschland gibt es pro Jahr etwa zehn bis 20 Fälle von Botulismus. In Österreich wurden seit dem Jahr 2000 insgesamt nur 23 Fälle gemeldet und in der Schweiz werden pro Jahr nur ein bis zwei Fälle von Nahrungsmittelbotulismus registriert.
Ursache sind heute überwiegend selbst eingemachte Lebensmittel. Die tatsächliche Zahl liegt möglicherweise höher – Botulismus ist zwar meldepflichtig, aber nicht alle Fälle werden auch als solche erkannt.
Die Symptome einer Botulismusinfektion sind sehr charakteristisch. Die Vergiftung beginnt meist mit
Übelkeit und Erbrechen
, auch Bauchkrämpfe und Durchfall sind möglich. Da das Gift die Funktion der Nervenzellen schädigt, kommt es anschließend nach und nach zu Lähmungserscheinungen des Körpers. Betroffen sind zunächst vor allem die Muskeln im Kopf- und Halsbereich (Schluck- und Sprechstörungen).
Später greifen die Lähmungen mitunter auf den ganzen Körper über, das heißt auch auf die Atemmuskulatur sowie Arme und Beine. Dabei handelt es sich um eine schlaffe Lähmung, die Muskeln verkrampfen also nicht. Außerdem treten bei Botulismus folgende Erscheinungen auf:
Die
Symptome bei Säuglingen
sind ein wenig unspezifischer und beinhalten allgemeine Muskelschwäche, Atemschwierigkeiten (Dyspnoe), Verstopfung, schlaffe Lähmungen, Schluckstörungen (
Dysphagie
) und Trinkschwäche sowie Gedeihstörungen.
Botulismus entsteht meist durch den Verzehr von verdorbenen, vakuumverpackten Nahrungsmitteln. Nahrungsmittelbotulismus lässt sich daher mit folgenden Maßnahmen vermeiden:
Eine der Hauptursachen sind selbst eingemachte Lebensmittel. Daher sollten beim Selbsteinkochen von Konserven oder Einweckgut bestimmte Dinge beachtet werden. Mit einem Dampfkochtopf lassen sich Lebensmittel theoretisch auf über 120 °C erhitzen, um auch die widerstandsfähigen Sporen abzutöten. Ist dies jedoch nicht möglich, sollten Fleisch und Gemüse immer zwei Mal abgekocht werden.
Innerhalb von ein bis zwei Tagen sollte das Einweckgut zwei Mal auf 100 °C erhitzt und dazwischen bei Raumtemperatur gelagert werden. So werden beim ersten Erhitzen alle Bakterien zerstört und beim zweiten Erhitzen eventuell vorhandene Sporen, die in der Zwischenzeit bei Raumtemperatur ausgekeimt sind.
Die Ursache von Botulismus sind die Botulinum-Nervengifte (Botulinum-Neurotoxine), die das Bakterium Clostridium botulinum produziert. Das Gift hemmt die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Die Folge sind Lähmungserscheinungen.
Eine Infektion beim Menschen ist fast immer auf eine
Lebensmittelvergiftung
zurückzuführen. In Fleisch- oder Fischkonserven, die unter unhygienischen Bedingungen hergestellt werden, gedeihen die Botulismus-Clostridien besonders gut. Aber auch in Öl eingelegtes Gemüse bietet die Möglichkeit für Bakterien, sich zu vermehren. Sie sind äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Frost und Austrocknen.
Das Botulismus-Gift selbst lässt sich durch 15-minütiges Kochen bei 100 °C unschädlich machen (inaktivieren). Hitzebeständig sind allerdings die Sporen der Bakterien, die sich nach dem Öffnen der Konserve erneut vermehren und in einem späteren Stadium auch wieder fähig sind, Gift zu bilden.
Säuglinge nehmen die Bakterien oft durch den Verzehr von Honig auf. Die Bakterien siedeln sich teilweise im Darm an, und das Gift wird dort später aufgenommen und gelangt über das
Blut
in die Nervenzellen (Säuglingsbotulismus).
Eine Botulismus-Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Die Diagnose Botulismus stützt sich auf die typischen Symptome sowie die Angaben des Patienten beziehungsweise seiner Angehörigen. Wichtig sind dabei Informationen, ob eingemachte, konservierte Produkte verzehrt wurden und ob in der Familie oder im näheren Umfeld ähnliche Symptome aufgetreten sind.
Bei Verdacht auf Botulismus untersucht der Arzt mögliche Nahrungsreste, den Stuhl, den Mageninhalt (Erbrochenes) oder einen Wundabstrich auf Botulismus-Gift (Botulinumtoxin). Dank verbesserter Labordiagnostik ist es mittlerweile möglich, die Toxine in diesen Proben innerhalb weniger Stunden nachzuweisen. Da eine möglichst schnelle Behandlung essenziell ist, beginnt der Arzt bei hinreichendem Verdacht sofort mit der Therapie – noch bevor das Testergebnis vorliegt. Denn Maßnahmen, etwa die Verabreichung eines Gegengifts, helfen nur in einem sehr begrenzten Zeitraum.
Bei Verdacht auf Wundbotulismus züchtet der Arzt die Erreger aus Wundkulturen (Probenmaterial aus der Wunde) an.
Die durch das Botulismus-Gift ausgelöste Übertragungsstörung von Nervenimpulsen lässt sich mit elektrophysiologischen Methoden feststellen.
Bereits bei Verdacht auf Botulismus müssen Patienten umgehend intensivmedizinisch betreut werden. Die Therapie besteht vor allem aus der Verabreichung eines Gegengifts (Antitoxin, Botulismus-Antiserum). Es neutralisiert frei im Blut zirkulierendes Gift, nicht aber solches, das bereits an Nervenstrukturen gebunden ist.
Da schon rund 24 Stunden nach Aufnahme des Botulismus-Gifts ein Großteil des Toxins im Körper gebunden ist, muss das Antitoxin so früh wie möglich verabreicht werden, sonst ist es unwirksam. Um schwere allergische Reaktionen gegen das Gegengift zu vermeiden, testet der Arzt die Wirkung zunächst durch eine kleine Antitoxin-Injektion in die
Haut
.
Liegt die Nahrungsmittelvergiftung noch nicht lange (wenige Stunden) zurück, versucht der Arzt unter Umständen, das Botulismus-Gift über eine Sonde (endoskopisch) aus dem Magen-Darm-Trakt zu entfernen, damit es nicht vom Körper aufgenommen wird.
Ist die Atemmuskulatur durch Botulismus gelähmt, muss der Patient künstlich beatmet werden.
Bei Wundbotulismus wird die Wunde chirurgisch gesäubert. Anschließend erhält der Patient Antibiotika, um zusätzliche Wundinfektionen zu vermeiden. Gegen Botulismus sind sie allerdings wirkungslos.
Die Inkubationszeit beim Nahrungsmittelbotulismus – also die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome – beträgt nach Aufnahme des Giftes in der Regel zwischen 18 und 36 Stunden. Je kürzer die Inkubationszeit ist, umso schwerwiegender ist die Vergiftung und dementsprechend höher ist dann auch die Sterblichkeitsrate. In einigen Fällen verlängert sich die Inkubationszeit auf bis zu acht Tage, in manchen Fällen kommt es jedoch bereits nach acht Stunden zu Symptomen.
Beim Wundbotulismus liegt die Inkubationszeit bei vier bis 14 Tagen, da sich hier zunächst die Bakterien vermehren und dann erst das Toxin produziert wird.
Beim Säuglingsbotulismus dauert es häufig ebenfalls Tage, bis die ersten Vergiftungssymptome auftreten: Verstopfung, Muskelschwäche,
Appetitlosigkeit
, Erbrechen und Apathie. Dann machen sich Lähmungen der
Hirnnerven
(herabhängende Augenlider, Augenmuskellähmungen, Schluckstörungen, Lähmung der
Gesichtsmuskeln
) sowie ein Verlust der Reflexe bemerkbar.
Beim Botulismus handelt es sich um eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung, die infolge von Atemlähmung und Herzstillstand häufig zum Tod führt. Wird
Botulismus
jedoch rechtzeitig behandelt, ist die Prognose relativ gut: Unter intensivmedizinischer Therapie liegt die Sterblichkeit beim Nahrungsmittelbotulismus unter zehn Prozent – unbehandelt bei bis zu 70 Prozent. Trotz Behandlung halten die Symptome der Vergiftung häufig bis zu zwölf Wochen, in schweren Fällen sogar mehrere Monate, an.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Botulismus
Kurzbeschreibung
Was ist Botulismus?
Hauptquelle: Verunreinigtes Essen
Wund- und Säuglingsbotulismus
"Chronischer Botulismus"
Häufigkeit von Botulismus
Wie erkennt man Botulismus?
Vorbeugen
Ursachen und Risikofaktoren
Untersuchungen und Diagnose
Behandlung
Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen