Illness name: vitiligo
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Vitiligo
(Weißfleckenkrankheit) ist eine ungefährliche Hauterkrankung, die primär junge Menschen betrifft. Es handelt sich um eine Pigmentstörung, die zu bleibenden weißen Flecken auf der Haut führt. Heilen lässt sich die Vitiligo bisher nicht. Die richtige Therapie verhindert jedoch, dass sie weiter fortschreitet. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zur Vitiligo.
Vitiligo (
Weißfleckenkrankheit
) ist eine
ungefährliche, nicht ansteckende Hauterkrankung.
Sie beruht auf einer
Pigmentstörung
. Charakteristisch für die Erkrankung sind weiße Hautflecken entweder am ganzen Körper oder begrenzt auf Gesicht, Hände und Füße. Sie entstehen meist schubweise.
In Europa leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung an der Weißfleckenkrankheit. Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind dabei nicht zu beobachten. Auffallend ist, dass die Erkrankung überwiegend vor dem 20. Lebensjahr in Erscheinung tritt.
Außerdem ist eine
familiäre Häufung
feststellbar: Bei 30 Prozent der Patienten leidet ein weiteres Familienmitglied an Vitiligo. Zudem entwickeln Vitiligo-Betroffene häufiger noch andere Autoimmunerkrankungen wie eine autoimmun-bedingte
Schilddrüsenentzündung
(
Hashimoto-Thyreoiditis
),
Neurodermitis
oder
Diabetes mellitus
Typ 1.
Vitiligo betrifft vor allem junge Menschen. Je nachdem, wann sich die Weißfleckenkrankheit erstmals zeigt, unterscheidet man zwei verschiedene Typen:
Die Weißfleckenkrankheit lässt sich auch nach der Ausbreitung der weißen Flecken einteilen:
Bei der
lokalen Vitiligo
treten nur vereinzelt weiße Flecken auf.
Bei der
generalisierten Vitiligo
sind mehrere Körperpartien meist großflächig betroffen:
Zu den Unterformen der generalisierten Vitiligo gehört die
Vitiligo vulgaris
, die häufigste Form der Weißfleckenkrankheit. Dabei bilden sich an verschiedenen Stellen großflächig weiße Flecken. Meist sind dabei die jeweiligen Körperseiten parallel betroffen (
nicht-segmentale Vitiligo
).
Beschränken sich die weißen Flecken hingegen auf eine Seite, spricht man von einer
segmentalen Vitiligo
. Die
Vitiligo acrofacialis
ist auf Gesicht, Hände und Füße begrenzt. Bei der
Vitiligo generalis
schließlich sind mehr als 80 Prozent der Körperhaut pigmentlos.
Selten weitet sich die Weißfleckenkrankheit auf Schleimhäute und Kopfhaare aus.
Typisch für die Weißfleckenkrankheit ist die
Weißfärbung (Depigmentierung)
der
Haut
: An mehr oder weniger zahlreichen Stellen entstehen im Anfangsstadium Flecken, die nur schwach oder gar nicht pigmentiert (eben weiß) sind. Sie sind einige Millimeter bis Zentimeter groß, rund oder oval. Ihre Ränder verlaufen unregelmäßig, heben sich aber scharf von der umgebenden Haut ab. Die weißen Flecken gehen in einigen Fällen ineinander über und bilden dann sogenannte
Herde
.
Die weißen Hautflecken sind prinzipiell an allen Körperstellen möglich, vom
Gesicht
über
Finger- und Handgelenke
,
Ellenbogen
,
Unterarme
und
Knie
bis hin zu den
Genitalien.
Dort ist es möglich, dass der gesamte Intimbereich einschließlich
Penis
beziehungsweise Scheide betroffen ist. Seltener sind die
Schleimhäute
betroffen, ebenso wie
Augen
und
Innenohr
.
Bei manchen Patienten verlieren auch die
Haare
, die auf den Pigmentflecken wachsen, ihre Farbe. Das Entstehen eines neuen Flecks wird bei einigen Patienten von
Juckreiz
begleitet.
Die Krankheit an sich gilt derzeit nicht als heilbar. Mit einer Behandlung lassen sich aber der Fortschritt der Krankheit aufhalten und neue Schübe vermeiden. Der beste fachärztliche Ansprechpartner für eine Behandlung ist dabei ein Hautarzt (Dermatologe).
Vitiligo-Patienten haben dabei selbst einige Möglichkeiten zur Behandlung. Insbesondere ist es ratsam,
Stress zu reduzieren
, da dieser als einer der Hauptauslöser neuer Schübe gilt. Aufgrund des erhöhten Hautkrebsrisikos raten Ärzte den Betroffenen, die betroffenen Hautpartien vor direkter
Sonneneinstrahlung
zu schützen sowie Sonnenschutzmittel mit besonders hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden.
Mit stark
deckenden Kosmetika
wie Camouflage-Make-up lassen sich die eventuell störenden hellen Flecken wirkungsvoll kaschieren.
Viele Betroffene leiden seelisch unter ihrer Erkrankung. Dann ist es oft hilfreich, sich mit anderen Vitiligo-Patienten auszutauschen, etwa in einer
Selbsthilfegruppe
. Psychische Unterstützung bieten außerdem
Psychologen,
zum Beispiel im Rahmen einer
Gesprächstherapie
. Mittlerweile gibt es allerdings gesellschaftlich einen offeneren Umgang mit der Erkrankung – so stellen mittlerweile etwa mehrere betroffene Models ihre Hautflecken recht offensiv sogar in den Mittelpunkt.
Zusätzlich ist Vitiligo mit speziellen Medikamenten sowie mit einer Phototherapie behandelbar.
In einigen wenigen Fällen verschwinden die Flecken allerdings auch ganz von selbst wieder.
Da es sich bei der Vitiligo vermutlich um eine Autoimmunerkrankung handelt, setzen Mediziner zur Behandlung Medikamente ein, die das Immunsystem dämpfen. Diese sogenannten Immunsuppressiva reduzieren oder verhindern dabei vermutlich den Angriff des Immunsystems auf die Pigmentzellen. Zum Einsatz kommen etwa
Glukokortikoide (Kortison)
und
Calcipotriol
. Beide Wirkstoffe sind als Creme zum Auftragen auf die Haut erhältlich. In bestimmten Fällen verschreibt der Arzt das Immunsuppressivum
Tacrolimus
(als Salbe).
Alternativ oder zusätzlich ist die Phototherapie eine Behandlungsmöglichkeit. Damit lassen sich gute Ergebnisse in der Vitiligo-Therapie erzielen: Die weißen Hautflecken werden gezielt mit
UV-B-Licht
bestimmter Wellenlänge bestrahlt. Man geht davon aus, das dies das Wachstum der Pigmentzellen anregt.
Noch wirksamer ist eine Kombination aus Phototherapie und dem Wirkstoff Psoralen (PUVA = Psoralen plus UV-A-Licht): Der Patient erhält zuerst Psoralen (als Tablette, Creme oder Badezusatz), welches die Haut lichtempfindlicher macht. Dann bestrahlt man die von der Vitiligo betroffenen Hautpartien mit UV-A-Licht. Diese aus der Hautkrebs-Therapie bekannte Methode wird bei Vitiligo aber nur noch selten eingesetzt.
Bei einer sehr stark ausgeprägten, generalisierten Vitiligo ist das
Bleichen
der Haut unter Umständen die letzte Behandlungsoption: Die nicht betroffenen Hautpartien werden chemisch gebleicht, um ihren Farbton dem der weißen Flecken anzupassen. Doch Achtung: Das Ergebnis ist nicht immer einheitlich. Zudem ist es dauerhaft und lässt sich nicht rückgängig machen. Dabei spielt auch der Hauttyp eine Rolle hinsichtlich des Ergebnisses und der Durchführbarkeit.
Auch eine
Transplantation von Melanozyten
ist eine Möglichkeit der Vitiligo-Behandlung. Dabei entnimmt der Arzt dem Patienten gesunde Pigmentzellen, vermehrt sie im Reagenzglas und verpflanzt sie in die betroffenen Hautpartien.
Naturheilkundlich gilt
Ginkgo-Extrakt
als Möglichkeit zur Behandlung der Weißfleckenkrankheit. Einigen Studien zufolge fördert er bei manchen Patienten die Repigmentierung der Haut.
Im Zusammenhang mit der Erkrankung, über die noch vieles nicht erforscht ist, diskutieren manche Kreise auch das Thema Ernährung. So gelten etwa
Vitamin C
, B12 oder
Folsäure
als mögliche wichtige Faktoren in der Nahrung – bislang allerdings ohne erwiesenen Zusammenhang.
Eine weitere eher kosmetische Therapie-Möglichkeit ist das Tätowieren betroffener Stellen. In Absprache mit dem behandelnden Arzt ist auch Selbstbräuner eine Behandlungsoption, die allerdings regelmäßig wiederholt werden muss.
Wie genau und warum die Vitiligo entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Mediziner vermuten jedoch, dass es sich um eine
Autoimmunerkrankung
handelt: Das Immunsystem geht aufgrund einer Fehlsteuerung gegen körpereigene Strukturen vor. Im Fall der Weißfleckenkrankheit handelt es sich dabei um die Pigmentzellen (Melanozyten) in der Haut. Die Melanozyten produzieren das Pigment Melanin und geben es an die umliegenden Hautzellen ab. Je mehr Melanin sich in der Haut befindet, desto dunkler ist sie.
Durch die Zerstörung der Melanozyten bei Vitiligo-Patienten unterbleibt die Melanin-Bildung. So entstehen die typischen pigmentfreien weißen Hautflecken.
Das Risiko für die Weißfleckenkrankheit scheint
genetisch bedingt
zu sein. Diesen Zusammenhang lassen familiäre Häufungen vermuten. Als wichtigster Auslöser für akute Schübe gilt
Stress
: Sowohl physischer (wie ein Infekt) als auch psychischer Stress begünstigen oft das Entstehen weiterer weißer Flecken. Auch
Sonnenbrände
und
lokale Hautreizungen
, wie sie etwa im Rahmen einer Schuppenflechte auftreten, lösen in vielen Fällen eine Vitiligo aus.
Wenn Sie glauben, an der Weißfleckenkrankeit zu leiden, suchen Sie am besten einen
Hautarzt (Dermatologen)
auf. Dieser befragt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer
Krankheitsgeschichte
(
Anamnese
). Mögliche Fragen sind zum Beispiel:
Nach dem Anamnesegespräch wird der Arzt Sie untersuchen: Er begutachtet die Haut am ganzen Körper. In der Regel fotografiert er die betroffenen Hautstellen, um den Verlauf der Erkrankung zu dokumentieren.
Außerdem betrachtet der Arzt die weißen Hautflecken mithilfe einer speziellen UV-Lampe, dem sogenannten
Wood-Licht
(Wellenlänge: 364 nm). In diesem Licht leuchten die Vitiligo-Flecken weiß-gelb auf.
Zur Absicherung der Diagnose lassen sich gesunde Hautpartien mit einem Holzstäbchen mechanisch reizen. Handelt es sich tatsächlich um die Weißfleckenkrankheit, entstehen an der gereizten Stelle neue Pigmentflecken. Dieser Effekt ist unter dem Namen
Köbner-Phänomen
bekannt.
Bei Verdacht auf eine Vitiligo wird zudem meist noch das
Blut
auf spezielle Antikörper (wie Gesamt-IgE, antinukleäre Antikörper = ANA) untersucht. Auch die Schilddrüsenwerte ermittelt der Arzt, weil die Weißfleckenkrankheit oft mit einer Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) einhergeht. Die Zuckerwerte schaut sich der Arzt ebenfalls genauer an: Diabetes ist eine weitere mögliche Begleiterkrankung bei Vitiligo.
Wenn die Laborwerte Auffälligkeiten zeigen, schließen sich weitere Untersuchungen zur Abklärung an.
Die verschiedenen Untersuchungen dienen nicht nur der Vitiligo-Diagnose. Sie helfen auch, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Hautveränderungen verursachen. Zu diesen sogenannten Differenzialdiagnosen bei Weißfleckenkrankheit zählen andere Pigmentstörungen und Hauterkrankungen wie etwa bestimmte Formen von Muttermalen (Naevus depigmentosus, Naevus anaemicus), Piebaldismus, Hypomelanosis guttata sowie
Pityriasis versicolor
alba.
Die Weißfleckenkrankheit ist eine chronische Erkrankung, die unbehandelt immer weiter fortschreitet. Einmal entstandene Flecken bleiben in der Regel dauerhaft bestehen. Nur selten bilden sie sich von selbst zurück. Weitere Schübe lassen sich verhindern durch konsequente Behandlung der
Vitiligo
. Eine Heilung ist derzeit aber nicht möglich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Vitiligo
Kurzübersicht
Was ist Vitiligo?
Verschiedene Typen der Vitiligo
Wie äußert sich Vitiligo (im Anfangsstadium)?
Wie wird Vitiligo behandelt?
Medikamentöse Therapie
Phototherapie und PUVA
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren und Auslöser
Untersuchungen und Diagnose
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen
Differenzialdiagnosen
Krankheitsverlauf und Prognose
Weiterführende Informationen
Selbsthilfe:
Autoren- & Quelleninformationen