Illness name: hiv infektion und aids
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
AIDS ist eine erworbene Immunschwäche-Krankheit und stellt das Endstadium einer HIV-Infektion dar. Das HI-Virus befällt bestimmte Zellen des Immunsystems. Es zeigen sich grippeähnliche Symptome, Gewichtsverlust oder Durchfall, später auch Infektionen wie Lungen-Entzündung. Eine HIV-Infektion ist noch nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Lesen Sie hier alles Wichtige zu HIV und AIDS.
AIDS ist eine erworbene Immunschwäche-Erkrankung (Englisch: acquired immune deficiency syndrome). Auslöser ist das HI-Virus, das bestimmte Zellen des Immunsystems befällt. Der Unterschied zwischen HIV und AIDS ist, dass HIV den Erreger der
Immunschwäche
bezeichnet, AIDS hingegen das Endstadium einer HIV-Infektion.
Bei vielen Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, zeigen sich noch keine Symptome oder sie lassen sich durch Medikamente noch abwenden. Patienten im AIDS-Stadium hingegen leiden aufgrund der ausgeprägten Immunschwäche unter verschiedenen typischen, oft lebensbedrohlichen Folge-Infektionen und Tumoren.
Die meisten Patienten stecken sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV an. Das höchste Risiko für eine Ansteckung haben aber Drogenkonsumenten, die Spritzen von infizierten Personen benutzten. 2019 gab es in Europa 136.449 Menschen, die neu an einer HIV-Infektion erkrankt sind, zum Großteil (79 Prozent) in osteuropäischen Ländern.
In Ländern mit guter gesundheitlicher Versorgung ermöglichen heute moderne Medikamente, dass AIDS oft gar nicht erst ausbricht. Bei den meisten lässt sich die Viruslast im
Blut
so weit herunterdrücken, dass der Erreger nicht mehr nachweisbar ist. Dann ist ein weitgehend normales Leben mit einer normalen Lebenserwartung möglich. Wichtig dafür ist jedoch, dass die Behandlung frühzeitig beginnt.
Wie sicher sind die Selbst-Tests für HIV?
Sie sind – richtig angewandt – fast genauso zuverlässig wie der HIV-Test in der Arztpraxis oder der Teststelle. Wichtig: Erst zwölf Wochen nach dem letzten riskanten Kontakt kann der Test ausschließen, dass man sich infiziert hat. Das Immunsystem muss erst Antikörper gegen HIV bilden, auf die er dann reagiert. Weil der Test äußerst sensibel ist, schlägt er in seltenen Fällen falschen Alarm. Lassen Sie deswegen ein „HIV-positiv“ mit einem anderen Verfahren überprüfen.
Wie weit sind wir noch von einem Impfstoff für HIV entfernt?
Leider noch weit, auch wenn die Forschung zuletzt einige Fortschritte gemacht hat. HIV ist ein sehr wandlungsfähiges Virus. Es ist schwierig, einen Impfstoff zu entwickeln, der bei allen HIV-Varianten funktioniert. Es gibt aber bereits die HIV-Prophylaxe PrEP. Dabei nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente und können sich dann nicht mehr infizieren.
Haben Sie noch einen speziellen Rat für Betroffene?
Jeder Mensch sollte wissen: Mit HIV kann man heute alt werden und leben wie alle anderen. Ob Job, Sexualität, Familienplanung oder Freizeit – die Infektion muss keine Einschränkung mehr bedeuten. HIV-Medikamente verhindern die Vermehrung des Virus im Körper, so dass man gesund bleibt. HIV ist dann auch nicht mehr übertragbar. Wichtig: Die Infektion sollte möglichst früh diagnostiziert und behandelt werden. Im Zweifel sollte man darum lieber einen HIV-Test machen.
Armin Schafberger, Arzt und Gesundheitswissenschaftler, ist Referent für Medizin und Gesundheitspolitik bei der Deutschen Aidshilfe.
HIV steht für "human immunodeficieny virus", übersetzt: humanes Immundefizienz-Virus, also menschliches Immunschwäche-Virus. Es vermehrt sich in speziellen Immunzellen, sogenannten T-Helfer-Zellen. Dazu schleust es seine genetischen Baupläne in die Zelle, nutzt deren Vervielfältigungsstrukturen und zerstört dadurch die T-Zellen. T-Helfer-Zellen spielen jedoch für die Immunabwehr eine zentrale Rolle: Bei der Abwehr von Krankheitserregern koordinieren sie andere Zellen des Immunsystems.
Für eine Weile gelingt es dem Körper, die HI-Viren abzuwehren. Dazu bildet er unter anderem spezielle Antikörper aus, die das HI-Virus aufspüren. Diese sogenannte Latenz-Phase erstreckt sich mitunter über Jahre. Der Patient ist dann zwar infiziert und für andere ansteckend, er spürt aber keine Symptome der Erkrankung.
Irgendwann sind jedoch nicht mehr genügend T-Helfer-Zellen vorhanden. Dann haben im Körper der infizierten Person andere
Viren
sowie
Bakterien
und Pilze leichtes Spiel.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung tauchen oft ganz bestimmte Infektionskrankheiten und Tumore auf, die sonst nur selten vorkommen, aber bei Abwehrschwäche unter Umständen lebensgefährlich sind. Dann ist das Stadium AIDS erreicht.
Im Endstadium einer HIV-Infektion entwickeln die Patienten AIDS. Die Abkürzung AIDS steht für "acquired immune deficiency syndrome". Das bedeutet "erworbenes Immunschwäche-Syndrom".
In diesem Stadium ist die Immunabwehr stark geschwächt. Der Patient erkrankt dann an Infektionen, die sonst eher selten sind, bei ihm aber schnell gefährlich verlaufen. Zudem entwickeln die Patienten ein sogenanntes Wasting-Syndrom mit Fieber, Durchfällen und starkem Gewichtsverlust.
Häufig greifen die Viren jetzt auch das
Gehirn
an, was eine sogenannte HIV-assoziierte Enzephalopathie zur Folge hat. Diese Erkrankung des Gehirns geht mit Störungen der körperlichen aber auch geistigen Leistung einher. In manchen Fällen führt sie zu einer
Demenz
. Auch spezielle bösartige Veränderungen wie das Kaposi-Sarkom sind typisch für AIDS.
Die Symptome der HIV-Infektion bis hin zu AIDS-Stadium unterscheiden sich nach der Phase der Erkrankung.
Bei etwa 30 Prozent tauchen nach der Ansteckung die ersten Symptome einer HIV-Infektion innerhalb von sechs Tagen bis sechs Wochen auf. In dieser akuten Phase ähneln die Beschwerden einem grippalen Infekt oder einem mild verlaufenden
Pfeifferschen Drüsenfieber
. Daher bleibt eine HIV-Infektion im frühen Stadium oft unentdeckt. Erste Anzeichen sind:
Diese erste akute Phase der HIV-Infektion dauert meist nur ein bis zwei Wochen. In vielen Fällen ist diese auch mild im Verlauf, weshalb viele Betroffene hier keinen Arzt aufsuchen. Hier kommt es zu einer starken Virus-Vermehrung, weshalb hier die Ansteckungsgefahr über Körperflüssigkeiten wie
Sperma
, Blut oder über die Schleimhäute groß ist.
Falls Sie Sorge haben, sich beispielsweise durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV angesteckt zu haben, ist es wichtig einen Arzt aufzusuchen. Nehmen Sie Symptome, auch wenn sie wieder abklingen, unbedingt ernst. Nur eine frühe Therapie hilft Ihnen. Ein Test bringt hier Sicherheit für Sie und schützt auch andere vor einer Ansteckung.
Nach Abklingen erster HIV-Symptome bleibt die Virus-Infektion mitunter jahrelang symptomfrei oder symptomarm. Im Durchschnitt sind es zehn Jahre, bei Säuglingen oder Kleinkindern oder bei immungeschwächten Personen durchaus auch kürzer.
Das Virus ist in dieser Zeit aber weiterhin aktiv und schädigt das Immunsystem langfristig. Diese stumme Phase der Infektion (auch Latenz-Phase genannt) endet bei etwa 40 Prozent der HIV-Erkrankten mit einer Schwellung der Lymphknoten am ganzen Körper. Dieser Zustand dauert meist länger als drei Monate an.
Im weiteren Verlauf ist das Immunsystem so weit geschwächt, dass verschiedene Krankheiten auftreten. Die HIV-Infektion ist dann zwar fortgeschritten, aber weist noch keine Erkrankungen auf, die Mediziner dem AIDS-Stadium zuordnen. Typisch sind in dieser Phase unter anderem:
Im fortgeschrittenen Stadium führt eine HIV-Infektion zu AIDS. Vor allem bei unbehandelten oder spät diagnostizierten HIV-Patienten kommt es dann zu AIDS. In dieser Phase ist es dem stark geschwächten Immunsystem dann nicht mehr möglich, den vielen Krankheitserregern standzuhalten. Unbehandelt erkranken zehn Jahre nach der HIV-Ansteckung etwa die Hälfte aller Infizierten an AIDS.
Zu den AIDS-definierenden Erkrankungen gehören:
Symptome des sogenannten Wasting-Syndroms sind:
Die durch HIV-verursachten Veränderungen der Gehirn-Funktion sind unter anderen gekennzeichnet durch:
Bei den sogenannten opportunistischen Infektionen nutzen Erreger die Immunschwäche aus, um sich zu vermehren. Während solche Infektionen bei Menschen mit gesundem Immunsystem selten sind und sich gut bekämpfen lassen, verlaufen sie bei AIDS-Patienten teilweise lebensbedrohlich.
Zu diesen zählen unter anderem folgende Erkrankungen:
In 20 Prozent der Fälle wird AIDS erst im Zusammenhang mit diesen Erkrankungen diagnostiziert. Zu diesen AIDS-definierenden Krebs-Erkrankungen zählen:
Es gibt auch weitere Krebs-Erkrankungen wie das Hodgkin-Lymphom oder das Lungen-Karzinom, die auch bei HIV-Betroffenen auftreten, aber nicht definierend sind für AIDS.
HIV-Infektionen sind zwar immer noch nicht heilbar. Moderne Medikamente ermöglichen den Patienten aber ein weitgehend normales Leben mit durchschnittlicher Lebenserwartung. Es ist notwendig die Medikamente ein Leben lang regelmäßig einzunehmen. Bei einer frühzeitigen Behandlung lassen sich dadurch in vielen Fällen die Symptome lindern oder verhindern und AIDS vermeiden.
Mit den HIV-Medikamenten gelingt es, die Virus-Last im Blut bis unter die Nachweis-Grenze zu drücken. Dadurch lässt sich wieder ein stabiles Immunsystem aufbauen, der Übergang in ein höheres Krankheitsstadium verhindern und die Gefahr andere anzustecken (Infektiosität) ausschalten.
Unbeschwerter Sex und Elternschaft sind dann problemlos möglich. Je früher sich die Krankheit behandeln lässt, desto besser sind die Chancen auf ein unbelastetes Leben. Zusätzliche Erkrankungen wie eine
Hepatitis
erschweren hingegen die Behandlung.
HIV-Patienten erhalten eine hochaktive anti-retrovirale Therapie, kurz: HAART. Sie besteht aus einer individuell angepassten Kombination verschiedener Medikamente. Wichtig ist eine Kombination aus verschiedenen Arzneien, um einer Resistenz-Entwicklung des HI-Virus vorzubeugen. Folgende Medikamente stehen zur Verfügung:
Zudem gibt es seit 2020/2021 weitere neu zugelassene Substanzen (monoklonale Antikörper und Attachment-Inhibitoren), die zur medikamentösen Behandlung von HIV zum Einsatz kommen.
Wann und in welchem Umfang Ärzte eine HAART einleiten, ist von jedem Patienten individuell abhängig. Ausschlaggebend für die Entscheidung sind zum Beispiel die aktuellen Symptome sowie die möglichen Nebenwirkungen der HIV-Behandlung. Auch Labor-Kriterien fließen in die Therapie-Entscheidung mit ein, zum Beispiel die Anzahl an verbliebenen T-Helfer-Zellen.
Neben der lebenslangen, regelmäßigen Einnahme der Medikamente, sind regelmäßige Kontroll-Termine Teil der Behandlung. Ärzte bestimmen die Zahl der HI-Viren (Virus-Last) und T-Helferzellen im Blut und überprüfen so den Erfolg der Therapie. Auch mögliche Langzeit-Nebenwirkungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Nieren-Probleme oder
Osteoporose
behält der Arzt so im Blick.
Warum ist HIV noch nicht heilbar? Obwohl die verfügbaren Medikamente die HIV-Erkrankung gut behandelbar machen, töten die Wirkstoffe nicht alle Viren ab. Gründe dafür sind unter anderem, dass sich das Virus in den Zellen des Patienten verschanzt und dass einige Organe, wie zum Beispiel das zentrale Nervensystem, für Medikamente nicht gut erreichbar sind.
Die medikamentöse Behandlung ist die Basis der AIDS-Therapie. Daneben gibt es im Rahmen der Behandlung folgende Empfehlungen:
Auch ein gesunder Lebensstil ist insbesondere bei HIV-Betroffenen wichtig. Aspekte, auf die Sie als Betroffener selbst Einfluss haben, sind:
Beratung & Selbsthilfe: Wenn Sie an HIV erkrankt sind, ist es oft hilfreich, sich an eine AIDS-Beratungsstelle zu wenden. Hier erhalten Sie umfassende Informationen über das Leben mit HIV, Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfe zur Selbsthilfe. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen eröffnet oft neue Perspektiven. Einen Link zu einer Selbsthilfegruppe finden Sie am Ende des Beitrags.
Wenn Sie befürchten, sich mit dem HI-Virus angesteckt zu haben, ist in der Regel die erste Anlaufstelle der Hausarzt. Er überweist Sie im weiteren Verlauf an einen AIDS-Spezialisten wie zum Beispiel einen Internisten mit Erfahrung für Infektionskrankheiten. Zunächst befragt Ihr Arzt Sie ausführlich zu Ihrer
Krankheitsgeschichte
(
Anamnese
). Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:
Anschließend führt der Arzt eine
körperliche Untersuchung
durch. Dabei achtet er auf einen möglichen Haut-Ausschlag und tastet Ihre Lymph-Knoten nach Vergrößerungen ab. Um eine Infektion mit dem HI-Virus zu bestätigen oder auszuschließen, fragt der Arzt Sie nach Ihrem Einverständnis, ob er eine
Blutuntersuchung
für einen HIV-Test bei Ihnen durchführen darf.
Im nächsten Schritt erfolgt der
HIV-Test
, also eine Blutuntersuchung zum HIV-Nachweis, umgangssprachlich auch als AIDS-Test bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten diesen durchzuführen, als Labortest mit Blut aus der Armbeuge oder als Schnelltest mit Blut aus der Fingerkuppe.
In der Regel entnimmt der Arzt Blut aus der Armbeuge und gibt den Test ins Labor. Dort sucht man nach Antikörpern. Liegen diese vor, erfolgt ein weiterer Test zur Bestätigung. Manchmal ist das Testergebnis nicht eindeutig, dann veranlassen Ärzte weitere bestimmte Untersuchungen. Zu diesen zählt zum Beispiel der Nachweis eines speziellen Bestandteils von HIV (HIV-RNA).
Ausschließen lässt sich die Infektion durch den HIV-Test im Labor erst sechs Wochen nach der vermuteten Ansteckung. Das Ergebnis liegt aber bereits nach ein paar Tagen vor. Beim Schnelltest ist der Zeitraum für den sicheren Ausschluss einer Infektion noch länger und liegt bei zwölf Wochen, dafür liegt das Ergebnis nach nur wenigen Minuten vor.
Der Körper braucht etwa zwei bis zehn Wochen bis Antikörper im Blut nachweisbar sind. Ein negativer HIV-Test drei Monate nach einer möglichen Infektion schließt deshalb in der Regel eine Ansteckung mit hoher Sicherheit aus.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie im Artikel
HIV-Test
.
Ist der HIV-Test nach dem Bestätigungstest positiv, gilt die Diagnose HIV als gesichert. Ist dies der Fall untersuchen Ärzte weitere Blutwerte und versuchen anhand dieser das Stadium, den Verlauf und die Prognose der HIV-Erkrankung festzustellen. Unter anderem wird untersucht:
Der Verursacher von HIV-Infektionen und AIDS ist das HI-Virus. Das HI-Virus zählt zur Familie der Retro-Viren. Das HI-Virus besteht im Wesentlichen aus Erb-Information (RNA), die in einer Protein-Kapsel verpackt und von einer Membran umhüllt ist. Es ist etwa 80 bis 100 Nanometer groß. Es gibt zwei Typen des HI-Virus, wobei Typ 1 weltweit am häufigsten auftritt.
Wie alle Viren ist es auf die Zellen von Organismen (Wirtszellen) angewiesen, um sich zu vermehren. Wirtszellen des HI-Virus sind T-Helfer-Zellen vom Typ D4. In sie schleust es Erbinformationen in Form eines einzelnen RNA-Strangs ein. Zuerst wandelt sich dieser RNA-Strang durch das Enzym Reverse Transkriptase in DNA um, danach erfolgt die Vervielfältigung.
Die meisten Menschen infizieren sich mit dem HI-Virus durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Aber eine Ansteckung ist auch über unsauberes Drogenbesteck, Blut, Stichverletzungen oder von Mutter auf Kind möglich. Sind die Übertragungswege der HIV-Übertragung jedoch bekannt, ist es auch möglich, sich wirksam vor dem AIDS-Erreger zu schützen.
Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr besteht das Risiko, dass sich beide Partner anstecken. In heterosexuellen Beziehungen ist die Frau gefährdeter als der Mann.
Bei ungeschütztem Analverkehr ist das Risiko einer HIV/AIDS-Ansteckung für den aufnehmenden Partner besonders hoch. Zum einen ist durch kleine Verletzungen im Anal-Bereich ein Blutkontakt möglich. Zum anderen erleichtert der Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut die Aufnahme der HI-Viren. Sodass sich in manchen Fällen auch der eindringende Partner ansteckt.
HI-Viren kommen vor allem im Ejakulat und im Blut vor. Wenn beim Oralverkehr Sperma oder Menstruationsblut in den
Mund
gelangt, ist eine Übertragung des HI-Virus möglich, aber eher unwahrscheinlich. Im Scheiden-Sekret oder im sogenannten
Lusttropfen
(Prä-Ejakulat) findet man das Virus nur in geringen Mengen.
Dennoch empfehlen Experten Safer Sex auch beim Oralverkehr: Denn AIDS (beziehungsweise HIV) ist nicht die einzige Geschlechtskrankheit, die sich dabei übertragen lässt.
Teilen Personen beispielsweise das Drogenbesteck (Spritzen) ist eine Ansteckung mit dem HI-Virus möglich, sofern eine Person HIV-positiv ist. Auch im medizinischen Bereich kommt es in seltenen Fällen durch verwendete Spritzen oder Operationsbesteck wie Skalpelle zu HIV-Infektionen.
Prinzipiell besteht die Möglichkeit einer HIV-Übertragung über Blut-Transfusionen und Organ-Transplantationen. Etwa seit Mitte der 1980er Jahre werden Blutprodukte und Spender-Organe in vielen europäischen Ländern auf HIV getestet. Eine HIV-Übertragung auf diesem Wege ist deshalb in Europa heute sehr unwahrscheinlich. Personen, die vor 1985 Blut-Transfusionen erhalten haben, zählen aber zur HIV-Risikogruppe.
Ist eine HIV-positive oder AIDS-kranke Frau schwanger, besteht für das Kind die Gefahr einer HIV-Übertragung. Vor allem durch Verletzungen wie Hautrisse während der
Geburt
ist die Chance relativ hoch, dass das mütterliche und kindliche Blut direkt in Kontakt kommen. In europäischen Ländern ist dies relativ selten der Fall und die Gefahr wird durch bestimmte Maßnahmen reduziert.
Mit folgenden Maßnahmen liegt das Risiko einer Übertragung bei unter einem Prozent:
Ohne diese Maßnahmen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Kind ansteckt, zwischen 15 und 20 Prozent.
HIV-Übertragung durch
Stillen
? Eine HIV-Übertragung beim Stillen ist möglich. Aber HIV-positiven Müttern, die medikamentös gut eingestellt sind, ist es risikolos möglich ihr Kind zu stillen. Ist das nicht der Fall, wird geraten, Flaschennahrung statt
Muttermilch
zu verwenden.
Dank moderner Medikamente gelingt es in vielen Fällen, die sogenannte Viren-Last drastisch zu reduzieren. Ist sie unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze, ist man für andere nicht mehr ansteckend. Allerdings ist es notwendig, das regelmäßig überprüfen zu lassen, falls sich die Virenlast kurzfristig ändert. Voraussetzungen nicht mehr ansteckend zu sein sind:
Manche Menschen sind besonders gefährdet, sich mit HIV anzustecken. Ein erhöhtes Risiko für eine Übertragung haben folgende Gruppen von Menschen:
Eine weitere Risikogruppe ist medizinisches Personal. Durch Nadel-, Schnitt- oder Stich-Verletzungen während chirurgischer Eingriffe hat medizinisches Personal ein höheres Ansteckungsrisiko als andere Berufe. Eine Übertragung des HI-Virus durch eine medizinische Stich-Verletzung findet jedoch relativ selten statt.
Der HIV-Verlauf gliedert sich in verschiedene Stadien:
Die einzelnen HIV-Stadien verlaufen individuell sehr unterschiedlich. Bei allen Patienten kommt es aber zur Schwächung und Zerstörung der zellulären Immunabwehr.
Mit den aktuellen Therapie-Möglichkeiten ist die Lebenserwartung HIV-positiver Menschen in Europa in etwa die gleiche wie die gesunder Personen. Voraussetzung dafür ist, dass die HIV-Infektion früh festgestellt und behandelt wird.
Patienten mit weiteren Erkrankungen wie
Hepatitis B
oder C, ältere Menschen oder Drogenabhängige haben dagegen eine eingeschränkte Lebenserwartung, wenn sie HIV-infiziert sind. In Ländern mit schlechterer Gesundheitsversorgung ist die Überlebensdauer von Menschen mit AIDS deutlich verkürzt.
Die Zeitspanne zwischen der HIV-Übertragung und dem Ausbruch der AIDS-Erkrankung, also die sogenannte Inkubationszeit, beträgt mehrere Jahre. Unbehandelt erkranken zehn Jahre nach der HIV-Ansteckung etwa die Hälfte aller Infizierten an AIDS.
Um sich vor einer HIV-Übertragung zu schützen, minimieren Sie unter anderem mit diesen Maßnahmen das Infektionsrisiko:
Insgesamt ist im alltäglichen – nicht sexuellen – Umgang mit Menschen, die HIV-positiv oder an AIDS erkrankt sind, eine HIV-Übertragung ausgeschlossen.
Bestimmte Medikamente bieten die Möglichkeit das Risiko einer HIV-Infektion zu senken.
Falls Sie befürchten, sich mit dem HI-Virus angesteckt zu haben, suchen Sie unverzüglich einen Arzt auf und besprechen Sie mit ihm, ob eine PEP für Sie möglich oder notwendig sind und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen sollten. Auch für medizinisches Personal, das sich bei der Versorgung von HIV-Infizierten und AIDS-Patienten verletzt hat oder Kontakt mit Blut hatte, gibt es diese Möglichkeit.
Sie erhalten dann über vier Wochen HIV-Medikamente, die die Wahrscheinlichkeit einer Infektion verringern. Häufig verordnen Ärzte eine Dreifach-Kombination aus den Wirkstoffen Raltegravir, Tenofovir und Emtricitabin. Auch andere Kombinationen sind möglich. Die Testung auf HIV findet zum Zeitpunkt der ersten Einnahme der Medikamente sowie nach sechs Wochen sowie drei und sechs Monaten statt.
Enges Zeitfenster: Es ist notwendig, dass die PEP innerhalb von 24 Stunden nach der möglichen Ansteckung beginnt, am besten bereits innerhalb von zwei Stunden.
HIV-negativen Personen mit einem hohen Ansteckungsrisiko empfehlen Ärzte in manchen Fällen die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe. Die Patienten nehmen ein Medikament ein, das auch bei der Behandlung von HIV Einsatz findet und die Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat enthält.
Die Wirksamkeit ist bei homosexuellen Männern mit riskantem Sexleben nachgewiesen und ähnlich hoch wie beim Gebrauch von Kondomen. Allerdings schützt das Medikament nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
Die Prophylaxe ist in der Regel gut verträglich, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie die Nieren schädigt. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass Anwender ihre Nieren-Funktion regelmäßig prüfen lassen. Um eine Ansteckung mit HIV auszuschließen, führt der Arzt alle drei Monate einen HIV-Test durch. Seit September 2019 tragen Krankenkassen in Deutschland die Kosten für die Medikamente.
Trotz intensiver Forschung gibt es bislang noch keine HIV-Impfung. Die wichtigste Schutzmaßnahme vor HIV und AIDS besteht also darin, eine Ansteckung zu vermeiden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
HIV und AIDS
Kurzübersicht
Was ist HIV und AIDS?
„Mit HIV kann man alt werden“
Drei Fragen an
Arzt
Arzt
Wofür steht HIV?
Wofür steht AIDS?
Welche Symptome treten bei HIV und AIDS auf?
Akute HIV-Infektion
Symptomfreie Latenz-Phase
Phase mit Symptomen der HIV-Infektion
Symptome im AIDS-Stadium der HIV-Infektion
Wasting-Syndrom
HIV-assoziierte Enzephalopathie
Opportunistische Infektionen
Bestimmte Krebs-Erkrankungen
Wie kann HIV/AIDS geheilt werden?
Hochaktive anti-retrovirale Therapie (HAART)
HIV und AIDS – Das können Betroffene selbst tun
Wie werden HIV und AIDS festgestellt?
Was sind Ursachen und Risikofaktoren von HIV und AIDS?
HIV – wie steckt man sich an?
HIV-Übertragung: Sex ohne Kondom
Übertragung von HIV beim Oralverkehr
Verunreinigte Spritzen oder scharfe Gegenstände
Blut-Transfusion
HIV-Übertragung in der Schwangerschaft
HIV-Infektion: Bleibt man für immer ansteckend?
Risikogruppen für eine HIV-Infektion
Wie sind der Verlauf und die Prognose von HIV und AIDS?
Prognose von HIV und AIDS
Wie kann man eine HIV-Übertragung vorbeugen?
Wann muss man keine Angst vor einer HIV-Ansteckung haben?
HIV-Infektion medikamentös vorbeugen
Post-Expositions-Prophylaxe (PEP)
Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP)
Gibt es eine HIV-Impfung?
Weiterführende Informationen
Leitlinien:
Selbsthilfegruppen:
Autoren- & Quelleninformationen