Illness name: kontaktallergie
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Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Bei einer
Kontaktallergie
(allergische Kontaktdermatitis, allergisches Kontaktekzem) reagiert die Haut allergisch auf bestimmte Substanzen, die mit ihr in Berührung kommen. Sie ist an den betroffenen Stellen gerötet, juckt und nässt. Zudem können sich Bläschen bilden. Bestimmte Salben können die Beschwerden vermindern. Lesen Sie alles Wichtige über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Kontaktallergie.
Bei der Kontaktallergie handelt es sich um eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eine bestimmte Substanz, mit der die
Haut
in Berührung gekommen ist. Die betroffenen Hautstellen reagieren allergisch, sie entzünden sich und jucken.
Die Kontaktallergie ist relativ häufig. Etwa acht Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind davon betroffen – Frauen häufiger als Männer.
Bei der Kontaktallergie handelt es sich um eine sogenannte Allergie vom verzögerten Typ IV oder Spättyp. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Symptome erst 24 Stunden bis drei Tage nach Kontakt mit dem Allergieauslöser (Allergen) auftreten. Nickel ist das am meisten verbreitete Kontaktallergen. Aber auch andere Metalle, Pflanzen oder Duftstoffe können eine Kontaktallergie auslösen.
Bei einer Allergie richtet sich das körpereigene Abwehrsystem gegen Substanzen, die eigentlich ungefährlich sind. Das können pflanzliche oder tierische Eiweiße, aber auch anorganische Substanzen wie Metalle sein. Wenn solche an sich harmlosen Substanzen eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen, bezeichnet man sie als Allergene. Der Körper versucht dabei, die vermeintlich gefährliche Substanz mit spezifischen Abwehrstoffen (Antikörpern) zu bekämpfen. Dabei kommt es auch zur Ausschüttung von Botenstoffen, welche Entzündungsreaktionen und Allergie-Symptome in Gang setzen.
Eine Kontaktallergie äußert sich in Veränderungen an der Haut, die etwa ein bis drei Tage nach Hautkontakt mit dem Allergen auftreten. An den Stellen, an denen die Haut mit der allergenen Substanz in Berührung kam, können sich folgende Symptome zeigen:
Wenn der Hautkontakt länger besteht, bildet sich ein chronisches Kontaktekzem aus: Die Haut wird gröber, verhornt und bildet Rillen (Lichenifikation).
Jede Substanz, die in der Umwelt vorkommt, kann theoretisch eine Kontaktallergie hervorrufen. Besonders häufige Kontaktallergene sind aber:
Einige Faktoren können das Risiko, an einer Allergie zu erkranken, erhöhen. Dazu zählen eine genetische Vorbelastung, Umweltschadstoffe, fettreiche Ernährung, Rauchen und Alkohol sowie übermäßige Hygiene.
Um die Diagnose "Kontaktallergie" stellen zu können, muss der Arzt zuerst die Krankengeschichte (
Anamnese
) erheben. Dazu fragt er den Patienten zum Beispiel:
Danach begutachtet der Arzt die entsprechenden Hautstellen genauer. Anschließend führt er einen
Epikutantest
(Patch-Test) durch, um mögliche Allergene identifizieren zu können. Dabei wird eine Probe der in Frage kommenden allergenen Substanzen getrennt auf dem Rücken des Patienten aufgetragen und mit Pflastern abgedeckt. Nach ein bis zwei Tagen entfernt der Arzt die Pflaster und schaut, ob tatsächlich eine der aufgetragenen Substanzen eine lokale Überempflindlichkeitsreaktion der Haut (Rötung, Quaddelbildung) hervorgerufen hat.
Im Gegensatz zur allergischen Kontaktdermatitis entstehen die Hautveränderungen bei der toxischen Kontaktdermatitis nicht durch eine allergische Reaktion, sondern durch giftige Substanzen wie Säuren oder Laugen. Reinigungsmittel können zum Beispiel eine toxische Kontaktdermatitis an den Händen auslösen. Die Hautveränderungen ähneln sehr stark einer allergischen Reaktion, was der Arzt bei der Diagnosefindung berücksichtigen muss.
Eine Kontaktallergie kann nicht gänzlich geheilt werden. Die Sensibilisierung des Immunsystems gegen das jeweilige Allergen bleibt meist ein Leben lang bestehen. Man kann aber versuchen, den Hautkontakt mit dem Allergen zu vermeiden. Wenn das nicht (immer) möglich ist, kann man zumindest die Symptome der Kontaktallergie mit Medikamenten oder einer UV-Therapie lindern. Darüber hinaus sollten betroffene Hautstellen gut gesäubert werden, um den Heilungsprozess zu fördern. Feuchtigkeits- und Pflegeprodukte unterstützen die Haut beim Wiederaufbau. Zu empfehlen sind rückfettende Cremes, Öle oder Bäder.
Falls notwendig, kann eine
kortisonhaltige Salbe
auf die Haut aufgetragen werden. Kortison hemmt die überschießende Immunantwort und mildert somit die Entzündungsreaktion in der Haut. Die Art des Kortisons und die Dauer der Anwendung müssen vom Arzt sorgfältig gegen die bekannten Nebenwirkungen der Behandlung abgewogen werden: Kortison kann bei längerer Anwendung unter anderem die Haut dünner und fleckig machen. Deshalb sollten kortisonhaltige Präparate nur kurzzeitig und an kleinen Hautstellen aufgetragen werden.
Wenn die lokale Anwendung der Salben bei einer Kontaktallergie nicht den gewünschten Erfolg bringt, verschreibt der Arzt in manchen Fällen auch
kortisonhaltige Tabletten
zur Einnahme. Auch hier gilt: Die Anwendung sollte nur kurzzeitig un dunter ärztlicher Aufsicht erfolgen, weil das Risiko erheblicher Nebenwirkungen besteht.
Bei einem chronischen Handekzem kann der Arzt den Wirkstoff
Alitretinoin
(ähnliche Struktur wie
Vitamin A
) zur Einnahme verordnen. Er wirkt entzündungshemmend und regulierend auf das Immunsystem. Wegen seiner fruchtschädigenden Wirkung müssen Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung und weitere vier Wochen danach unbedingt für eine effektive Empfängnisverhütung sorgen.
Bei einem chronischen Ekzem (besonders bei einem chronischen Handekzem) kann eine UV-Therapie (Form von Lichttherapie) helfen. Eingesetzt werden entweder Bestrahlungen mit UV-B-Licht (UVB-Therapie) oder aber Bestrahlungen mit UV-A-Licht in Kombination mit dem Wirkstoff Psoralen (
PUVA-Therapie
). Psoralen kann eingenommen oder lokal auf die Haut aufgetragen werden.
Menschen mit einer Kontaktallergie sollten die allergene Substanz so gut es geht meiden. Gegebenenfalls kann man die Haut mit spezieller Kleidung und Handschuhen schützen, etwa wenn man allergisch auf Reinigungsmittel reagiert. Manchmal allerdings müssen gewisse Tätigkeiten beispielsweise im Beruf ganz unterlassen werden.
Wenn Sie eine berufsbedingte Kontaktallergie haben, sollten Sie sich an den Betriebsarzt beziehungsweise die Berufsgenossenschaft wenden. In solchen Fällen ist nämlich eine berufsdermatologische Beratung möglich. Teilweise wird eine Kontaktallergie auch als Berufskrankheit anerkannt.
Eine Kontaktallergie besteht meist ein Leben lang. Je nachdem, auf welche Allergene die Betroffenen reagieren, wie stark das Immunsystem sensibilisiert wurde und wie lange der Kontakt zur allergenen Substanz andauert, können die Beschwerden milder oder heftiger ausfallen. Wenn die auslösenden Substanzen gemieden werden, verschwinden die Symptome häufig innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst.
Wenn eine Kontaktallergie längere Zeit besteht, können die betroffenen Hautstellen durch Pilze oder
Bakterien
infiziert werden. Die Haut wird dann warm, ist stark gerötet oder geschwollen und schmerzt. Eine Infektion wird je nach Erreger mit
Antimykotika
(gegen Pilze) oder Antibiotika (gegen Bakterien) behandelt.
Eine Kontaktallergie tritt meist ohne Vorboten auf, eine Prophylaxe gibt es nicht. Man kann allerdings das
Risiko für Allergien allgemein senken
. Bekannt ist zum Beispiel, dass gestillte Säuglinge weniger häufig unter Allergien leiden. Wenn Kinder in Haushalten mit Tieren aufwachsen, senkt das ebenfalls ihr Risiko, an Allergien wie einer Kontaktallergie zu erkranken.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Kontaktallergie
Kontaktallergie: Beschreibung
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