Illness name: furunkel
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Ein
Furunkel
entsteht, wenn sich ein Haarfollikel entzündet. Es beginnt meist mit einem kleinen, roten "Pickel" und entwickelt sich dann zu einem schmerzhaften Knubbel mit Eiterpfropf. Oft heilen Furunkel von allein wieder ab. Manchmal aber ist ein Besuch beim Arzt notwendig. Lesen Sie hier, wie ein Furunkel entsteht – und warum man selbst besser die Finger davon lässt.
Ein
Furunkel
(von lateinisch: furunculus = kleiner Dieb) ist eine tiefe, eitrige Hautentzündung, die sich in einem Haarfollikel bildet – also dort, wo das Haar in der
Haut
wurzelt. So ist jede behaarte Körperstelle ein möglicher Entstehungsort. Häufig findet man Furunkel am Po, im Gesicht oder Nacken, in den Achselhöhlen, im Genitalbereich oder an den Innenseiten der Oberschenkel.
Verursacht werden Furunkel durch eine Infektion mit Bakterien, zumeist Staphylokokken. Dringen diese in den Haarfollikel ein, bildet sich eine schmerzhafte Entzündung, die von außen als praller, eitriger Knoten sichtbar ist. Die umgebende Haut ist oft gerötet.
In den meisten Fällen heilen Furunkel von allein wieder ab. Bei störenden und stark entzündeten Furunkeln empfiehlt sich jedoch ein Besuch beim Hausarzt oder Hautarzt: Dieser beurteilt, ob die Entzündung sich zum Beispiel mit einer Zugsalbe behandeln lässt oder ob es sinnvoll ist, den Knoten zu öffnen.
Furunkel bilden sich überall dort, wo die Haut behaart ist. Besonders oft finden sich Furunkel im Intimbereich, am Po und an den Oberschenkeln. Auch Furunkel am
Ohr
, im Gesicht, im Nacken und in den Achselhöhlen kommen häufig vor.
Die kleinen Eiterknoten äußern sich mit den typischen
Entzündungszeichen
an der betreffenden Stelle:
Die Betroffenen bemerken zunächst eine Entzündung der Haut. Es entsteht ein
schmerzhafter, prall gespannter Knoten
. Nach einiger Zeit entleert sich Eiter aus dem Furunkel. Danach klingen die Beschwerden für gewöhnlich ab.
Wenn sich mehrere Furunkel nebeneinander bilden und zusammenfließen, spricht man von
Karbunkel
. Treten wiederholt Furunkel an verschiedenen Körperstellen auf, handelt es sich um eine
Furunkulose
.
Bei einem starken Entzündungsgeschehen entwickeln manche Furunkel-Patienten leichtes Fieber und fühlen sich insgesamt geschwächt und abgeschlagen. Die meisten haben allerdings keine Allgemeinsymptome.
Die beste Möglichkeit, die Heilung zu unterstützen, ist: die Finger vom Furunkel lassen. Auch wenn es noch so verlockend ist – drückt man an dem Eiterknoten herum oder schneidet ihn sogar auf, breiten sich die Bakterien mit dem austretenden Eiter leicht aus.
Wer eigenhändig Furunkel entfernen oder aufstechen will, riskiert schwerwiegende Komplikationen wie eine Blutvergiftung (Sepsis)!
Sinnvoll ist es dagegen, die betroffene Körperregion
ruhig zu halten
. Das verhindert, dass die Keime verschleppt werden. Bei einem Furunkel im Gesicht bewegt man die betreffende Partie meist automatisch weniger: Ist etwa ein Barthaar-Follikel schmerzhaft entzündet, sind Sprechen und Kauen oft unangenehm.
Mit einer
Rotlicht-Anwendung
lässt sich der Heilungsprozess bei Bedarf unterstützen: Die Wärme beschleunigt das Heranreifen der Furunkel.
Hausmittel
sind ebenfalls in manchen Fällen hilfreich, zum Beispiel eine Ringelblumen-Tinktur: Ihr wird nachgesagt, dass sie äußerlich angewendet gegen Entzündung und Eiterung hilft.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, ist ein Besuch beim Arzt ratsam.
Zu Beginn der Erkrankung ist es außerdem ratsam, feucht-warme Umschläge mit
antiseptischen Mitteln
wie Povidon-Iod auf den Furunkel zu legen.
Achten Sie immer auf
ausreichende Hygiene:
Desinfizieren Sie den Furunkel und waschen Sie sich gründlich die Hände, wenn Sie den Eiterknoten berührt haben. So verhindern Sie, dass Sie die Bakterien auf andere Körperstellen verteilen, wo sie womöglich eine weitere Infektion auslösen.
Ist das Furunkel sehr schmerzhaft oder stark entzündet, empfiehlt sich eine Behandlung durch den Hautarzt. Das gilt auch, wenn Sie mehrere Furunkel haben oder die Eitergeschwüre immer wiederkehren. Dann steckt manchmal eine
Grunderkrankung
dahinter wie
Diabetes mellitus
, chronische Infektionen, Blutkrebs (Leukämie) oder gegebenenfalls HIV/Aids. Die konsequente Therapie der Grunderkrankung unterstützt die Furunkel-Behandlung.
Ist bei einem Furunkel keine Öffnung erkennbar, trägt der Arzt eventuell eine
Zugsalbe
auf. Solche Salben mit dem Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat wirken entzündungshemmend und vermindern die Talgproduktion in den Talgdrüsen. Sie kommen generell bei entzündlichen Hauterkrankungen wie einem Furunkel zum Einsatz.
In schwerwiegenden Fällen verschreibt der Arzt eine Behandlung mit
Antibiotika
. Das verhindert vor allem, dass die Infektion sich über die Blutbahn ausbreitet (Sepsis) und dass es zu weiteren Komplikationen wie einer Hirnhautentzündung (
Meningitis
) kommt.
Wichtig ist die Antibiotika-Behandlung besonders bei einem Furunkel im Gesicht. Patienten mit ausgedehnten Gesichtsfurunkeln werden oft
stationär im Krankenhaus
behandelt. Dort erhalten sie die Antibiotika direkt in eine Vene. Außerdem wird den Patienten geraten, nicht zu sprechen und zu kauen (stattdessen nur Flüssignahrung) und Bettruhe einzuhalten.
Wie erkenne ich den Unterschied zwischen einem Eiterpickel und einem Furunkel?
Das ist gar nicht so leicht. Am Anfang ist jedes Furunkel ein Eiterpickel. Wenn die Entzündung dann eher in die Tiefe geht und an ein Haar gebunden ist, dann spricht man von einem Furunkel. Schmerz dagegen ist kein Kriterium. Ein Eiterpickel an der Nasenspitze kann auch wehtun, auf der anderen Seite liegen Furunkel auch manchmal an Stellen, die nicht schmerzhaft sind – etwa der Oberschenkelinnenseite.
Warum bekommen Männer und Raucher häufiger Furunkel?
Ganz einfach, Männer haben mehr Haare, deswegen ist ihre Wahrscheinlichkeit, ein Furunkel zu bekommen, höher. Raucher wiederum haben eine schlechter durchblutete Haut, was auch eine schlechtere Immunabwehr bedeutet. Übrigens neigen auch Diabetiker und Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu Furunkeln – wenn Sie häufiger Furunkel bekommen, lassen Sie das auf jeden Fall beim Arzt abklären.
Kann ich Furunkeln auch vorbeugen?
Ja, ausreichende Körperhygiene kann helfen. Verwenden Sie beim Rasieren eine scharfe Klinge und desinfizieren die Haut hinterher. Und ganz wichtig: Drücken Sie nicht an eitrigen Hautstellen rum. Wenn man das mit verschmutzten Fingern macht, kann sich schnell eine Infektion bilden, die im schlimmsten Fall sogar zu einer Blutvergiftung führt. Benutzen Sie in frühen Stadien lieber eine Zugsalbe und gehen Sie im Zweifel zum Arzt.
Niedergelassener Dermatologe in Mainz mit einer Spezialsprechstunde für wiederkehrende Abszesse und Hidradenitis suppurativa/ Acne inversa.
Furunkel sind
bakterielle Entzündungen
von Haarfollikeln und des umgebenden Gewebes. Als Haarfollikel bezeichnet man das Gewebe, das die Haarwurzel umgibt und das Haar in der Haut verankert.
Auslöser der tiefen Haarfollikelentzündung sind Bakterien, meist
Staphylococcus aureus
. Diese leben auch bei gesunden Menschen auf Haut und Schleimhäuten, oft ohne sich bemerkbar zu machen. Gelangen sie jedoch in tiefere Gewebeschichten oder ist das Immunsystem geschwächt, lösen sie verschiedene Infektionskrankheiten aus, darunter auch Furunkel.
Konkret entsteht zunächst eine
Follikulitis
. Dabei handelt es sich um eine oberflächliche Entzündung des Haarfollikels. Im weiteren Verlauf breitet sich die Infektion auf die Hautschichten aus, die den Haarfollikel umgeben. Das Gewebe stirbt ab, die Folge ist eine eitrige Einschmelzung (Nekrolyse): Ein Furunkel ist entstanden. Zunächst macht sich diese tiefliegende Entzündung oft in einer pickelähnlichen roten Erhebung auf der Haut bemerkbar. Später entsteht dann ein Pfropf aus gelbem Eiter.
Die Bakterien, die ein Furunkel hervorrufen, leben meist natürlicherweise auf der Haut des Patienten. Wenn diese "eigenen" Bakterien ein Haarfollikel infizieren, handelt es sich um eine
Eigeninfektion
.
In manchen Fällen übertragen sich die Staphylokokken auch über eine
Schmierinfektion
: Die Bakterien gelangen also über direkten Hautkontakt mit Patienten oder über kontaminierte Gegenstände auf die Haut eines Gesunden. Über winzigste Verletzungen an den Schweißdrüsen oder entlang des Haarfollikels dringen sie in den Körper ein und lösen eine Infektion aus.
Bestimmte Faktoren begünstigen die Entstehung von Furunkeln. Dazu zählen:
Meist braucht es einem Furunkel nur ein wenig Geduld: Sobald der Eiter ausgetreten ist, klingt die Entzündung von ganz allein ab. Wenn das Furunkel aber sehr schmerzhaft ist oder im Gesicht sitzt, empfiehlt es sich, Ihren
Hausarzt
oder
Hautarzt
aufzusuchen. Je nach Lage besteht bei Gesichtsfurunkeln ein Risiko, dass die Bakterien ins
Gehirn
gelangen und dort Komplikationen (wie einen Abszess) verursachen.
Ein Arztbesuch ist auch ratsam, wenn mehrere Furunkel gleichzeitig auftreten oder die Eiterknoten immer wiederkehren.
Der Arzt befragt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte (
Anamnese
). Dabei stellt er Ihnen möglicherweise folgende Fragen:
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei begutachtet der Arzt besonders die betroffene Hautstelle. Er sucht dort speziell nach Eiter und Krustenbildung. Danach schaut er sich die übrige Haut an, um weitere mögliche Entzündungen zu entdecken. Außerdem tastet er Ihre Lymphknoten ab, um etwaige Schwellungen festzustellen.
Die Informationen aus dem Anamnesegespräch und die körperliche Untersuchung genügen meist, um die Diagnose Furunkel zu stellen.
In schweren Fällen sowie bei mehreren oder wiederkehrenden Furunkeln sind oft weitere Untersuchungen sinnvoll. Möglicherweise leidet der Betroffene an einer bislang unentdeckten Grunderkrankung wie Diabetes mellitus. Dies lässt sich etwa mit einer
Bestimmung des Blutzuckers
abklären.
Manchmal ist es sinnvoll, einen
Abstrich der Entzündung
zu machen. Im Labor lassen sich die Erreger identifizieren, die sich im Furunkel befinden. Der Arzt wählt dann Antibiotika aus, die speziell gegen diesen Keim gut wirksam sind.
In der Regel heilt ein Furunkel komplikationslos ab. Meist öffnet sich der Knoten und der Eiter fließt ab. Kleinere Furunkel heilen zum Teil auch ab, ohne dass sie sich öffnen. Es bleibt oft eine kleine, eingezogene
Narbe
zurück.
In seltenen Fällen breitet die Entzündung sich aus, besonders bei einem geschwächten Immunsystem. In der Folge entsteht dann möglicherweise eine
Lymphknotenentzündung
(
Lymphadenitis
) oder
Lymphbahnenentzündung
(Lymphangitis).
Selten kommt es zu einer gefährlichen Sepsis (Blutvergiftung), oft infolge von Lippen- oder Nasenfurunkeln. Außerdem ziehen
Furunkel
im Gesicht gelegentlich Entzündungen der
Augenhöhle
(Orbitaphlegmone), eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einen Gefäßverschluss im Gehirn durch ein Blutgerinnsel (Sinus-Cavernosus-Thrombose) nach sich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Furunkel
Kurzübersicht
Was ist ein Furunkel?
Wo kann ein Furunkel entstehen?
Kann man Furunkel selbst behandeln?
Furunkel-Behandlung beim Arzt
„Nicht an Furunkeln rumdrücken“
Drei Fragen an
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Furunkel: Ursachen und Risikofaktoren
Eigen- oder Schmierinfektion
Furunkel: Risikofaktoren
Untersuchungen und Diagnose
Gespräch
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen
Verlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen