Illness name: typhus
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Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.
Typhus
ist eine Infektionskrankheit, die unbehandelt gefährlich werden kann. Auslöser sind Bakterien vom Typ Salmonellen. Man unterscheidet Bauchtyphus (Typhus abdominalis) und die typhusähnliche Krankheit (Paratyphus) - sie ist die abgeschwächte Krankheitsform. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Was ist Typhus / Paratyphus genau? Welche Symptome treten auf? Wie sehen Therapie und Prognose aus? Wie kann man Typhus und Paratyphus vorbeugen?
Typhus ist eine schwere Durchfallerkrankung, die durch
Bakterien
hervorgerufen wird. Ärzte unterscheiden zwischen dem Bauchtyphus (Typhus abdominalis) und der typhusähnlichen Krankheit (Paratyphus). Jährlich erkranken weltweit etwa 22 Millionen Menschen an Typhus; die Anzahl der Todesfälle wird auf 200.000 pro Jahr geschätzt. Am häufigsten sind Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren betroffen. Für Paratyphus geht man von 5,5 Millionen Erkrankungsfällen pro Jahr aus.
Die Krankheit kommt weltweit vor, ist aber vor allem in Ländern verbreitet, in denen schlechte hygienische Bedingungen herrschen (Afrika, Südamerika, Südostasien).
Typhus-Fälle in Deutschland, Osterreich und der Schweiz werden in der Regel durch Reisende eingeschleppt. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 86 Typhus- und 36 Paratyphus-Erkrankungen registriert. In Österreich betragen die jährlichen Fallzahlen insgesamt weniger als zehn, in der Schweiz zwischen 20 und 50.
In allen drei Ländern besteht eine Meldepflicht für Typhus bzw. Paratyphus.
Das Wort Typhus kommt aus dem Griechischen: typhos bedeutet so viel wie "Dunst", "Nebel", "
Schwindel
". Gemeint sind damit die neurologischen Typhus-Symptome, die ein Patient möglicherweise entwickeln kann.
Beim Bauchtyphus und Paratyphus können folgende Symptome auftreten:
Es beginnt mit unspezifischen Beschwerden wie allgemeinem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen sowie
Bauchschmerzen
und Verstopfung. Die Körpertemperatur steigt langsam an. Unbehandelt kann sich innerhalb von zwei bis drei Tagen hohes Fieber zwischen 39°C und 41°C einstellen. Das Fieber kann bis zu drei Wochen anhalten.
Ab der zweiten Krankheitswoche kommen starke Benommenheit und die "Typhuszunge" (dicker, weißlicher oder grauweißer Belag auf dem Hauptteil der Zunge, Spitze und Ränder himbeerrot) hinzu. Charakteristich, aber selten ist eine flüchtige, kleinfleckige, rosafarbene Hautrötung am Rumpf (mit dem Spatel wegdrückbar). Bei einigen Patienten vergrößern sich
Leber
und
Milz
, eventuell verbunden mit Gelbsucht (Ikterus).
Das Vollbild der Typhus-Erkrankung (ab der 3. Krankheitswoche) geht mit einer Verstärkung der Allgemeinsymptome,
Husten
und erbsbreiartigem
Durchfall
einher.
Muskelschmerzen
und (selten) Gelenkschmerzen können sich hinzugesellen.
Der Krankheitsverlauf des Paratyphus ist ähnlich wie beim Typhus abdominalis, die Symptome sind allerdings meist schwächer ausgeprägt. Im Vordergrund stehen häufiger Übelkeit und Erbrechen, wässriger Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber bis 39 °C. Die Krankheit dauert zwischen vier und zehn Tagen.
Wer eine Paratyphus-Erkrankung überstanden hat, ist etwa ein Jahr lang immun. Werden Betroffene allerdings einer hohen Erregerdosis ausgesetzt, kann die Immunität wieder verloren gehen.
Die Auslöser von Typhus-Erkrankungen sind Salmonellen. Typhus abdominalis wird durch das Bakterium
Salmonella enterica typhi
und Paratyphus durch
Salmonella enterica paratyphi
verursacht. Diese Bakterien sind weltweit verbreitet.
Menschen infizieren sich vor allem durch die Aufnahme von kontaminiertem Wasser und Lebensmitteln, die durch infektiöse Fäkalien (Stuhl,
Urin
) verunreinigt sind - zum Beispiel mit Fäkalien gedüngtes Gemüse, wenn es roh verzehrt wird. Schalentiere aus Gebieten, in denen das Wasser verseucht ist, sind ebenfalls eine wichtige Infektionsquelle. Auch Fliegen können die Erreger auf Lebensmittel übertragen. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist ebenfalls möglich, vor allem über die Hände.
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) beträgt bei Typhus abdominalis etwa 3 bis 60 Tage (meistens acht bis 14 Tage) und bei Paratyphus ungefähr ein bis 10 Tage.
Eine Ansteckungsgefahr für andere Menschen besteht etwa eine Woche nach Krankheitsbeginn, weil dann die Keime mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Auch noch Wochen, nachdem die Typhus-Symptome abgeklungen sind, scheiden manche Personen Salmonellen aus. In zwei bis fünf Prozent der Fälle scheiden Infizierte sogar lebenslang Erreger aus, ohne dass sie Symptome verspüren. Mediziner bezeichnen diese Personen als Dauerausscheider. Diese können auch eine Infektionsquelle für andere sein.
Am Anfang der Typhus-Diagnostik steht das Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (
Anamnese
). Besonders wichtige Informationen für den Arzt sind beispielsweise Reisen in Typhus-Gebiete oder längere Auslandaufenthalte des Patienten.
Typhus- und Paratyphus-Erkrankungen werden zu Beginn häufig mit grippalen Infekten verwechselt. Bei Rückreisenden aus den Tropen besteht auch eine Verwechslungsgefahr mit
Malaria
und anderen Tropenkrankheiten.
Eine
Blutuntersuchung
hilft, Typhus oder Paratyphus zu diagnostizieren. Im Blutbild zeigen sich bestimmte Veränderungen, zum Beispiel eine Verminderung der weißen Blutkörperchen. Zudem lässt sich der Erreger bei Infizierten im
Blut
direkt nachweisen. Nach einiger Zeit finden sich die Bakterien auch im Urin und im Stuhl.
Bei einer Untersuchung des Knochenmarks sind Typhus oder Paratyphus sogar noch nach dem Ausheilen der Erkrankung nachweisbar.
Typhus und Paratyphus sind sehr ernst zu nehmende Erkrankungen, die schwer verlaufen können. Infizierte sollten deshalb in jedem Fall mit
Antibiotika
behandelt werden. Gut wirksam ist der Wirkstoff
Ciprofloxacin
, der allerdings nur für Erwachsene geeignet ist. Andere Antibiotika, die in Betracht kommen, sind
Ceftriaxon
,
Cotrimoxazol
und
Amoxicillin
. Die klassische Therapie mit
Chloramphenicol
hat bei gleicher oder geringerer Wirksamkeit mehr mögliche Nebenwirkungen - sie ist deshalb nicht mehr Mittel der Wahl.
Ein großes Problem ist, dass sich in den Typhus-Gebieten zunehmend resistente Keime entwickeln, gegen die gängige Antibiotika wie Cotrimoxazol oder Amoxicillin nicht mehr wirken. Experten empfehlen deshalb, vor der Behandlung eine Prüfung der Wirksamkeit an isolierten Erregern.
Die Antibiotika werden normalerweise als Tabletten eingenommen. Bei besonders schweren Krankheitsverläufen erhalten die stationär im Krankenhaus behandelten Patienten die Medikamente in Form von Infusionen. Die Therapie dauert in der Regel zwei Wochen, wobei nach vier bis fünf Tagen mit einem Rückgang des Fiebers zu rechnen ist.
Neben der Antibiotika-Therapie ist auch eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr
sehr wichtig: Patienten mit Typhus sollten viel trinken, um den Wasserverlust auszugleichen. Auch der Elektrolythaushalt (Blutsalze) muss wieder in die Balance gebracht werden.
Außerdem ist
Hygiene
ratsam, um eine Infektion von Kontaktpersonen zu verhindern.
Dauerausscheidern
wird die Einnahme des Antibiotikums Ciprofloxacin über einen Zeitraum von vier Wochen empfohlen. Gute Erfolge lassen sich auch durch eine zweiwöchige Therapie mit Ceftriaxon erzielen.
Bei
Typhus-Patienten mit Gallensteinen
können sich die Typhus-Bakterien in der
Gallenblase
ansiedeln. In solchen Fällen muss man eine Entfernung der Gallenblase in Betracht ziehen.
Bei einer frühzeitigen Therapie mit Antibiotika ist die Prognose bei Typhus und Paratyphus sehr gut. Auch ein Ausgleich des großen Flüssigkeitsverlusts trägt zu einer schnellen Erholung bei. Die Sterblichkeit bei behandelten Patienten beträgt weniger als ein Prozent.
Allerdings können einige der Patienten zu sogenannten Dauerausscheidern werden. Sie scheiden den Erreger also über lange Zeit aus, obwohl die Symptome bereits abgeklungen sind. Sie müssen entsprechend weiterbehandelt werden, da sonst permanent eine gewisse Infektionsgefahr für ihre Mitmenschen besteht.
Bleibt eine Typhus- bzw. Paratyphus-Erkrankung unbehandelt, ist die Prognose sehr viel kritischer. Bevor es Antibiotika dagegen gab, verstarben etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten.
Mit
hygienischen Maßnahmen
lässt sich einer Ansteckung mit Typhus-Bakterien vorbeugen.
Typhus-Erreger werden in den meisten Fällen über Trinkwasser übertragen. Lassen Sie also am besten in den Risikogebieten die Finger von Leitungswasser sowie Brunnenwasser. Auch Eiswürfel aus Leitungswasser sollten tabu sein.
Verzichten Sie zudem auf rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen. Dazu zählen beispielsweise Blatt- und Feinkostsalate, Meeresfrüchte, ungeschältes Obst oder Säfte - sie könnten mit Typhus- bzw. Paratyphus-Erregern verunreinigt sein. Beherzigen Sie am besten die Regel: "Peel it, cook it, or forget it!" – "Schäle es, koche es oder vergiss es!".
Wenn Sie Kontakt mit Typhus-Patienten oder bekannten Dauerausscheidern haben, sollten Sie sich häufig die Hände waschen und desinfizieren.
Gegen Bauchtyphus (Typhus abdominalis) - nicht aber gegen Paratyphus - kann man sich impfen lassen, was besonders vor Reisen in Risikogebiete ratsam ist. Verfügbar ist zum einen ein Totimpfstoff, der als Spritze verabreicht wird (einmalig). Diese
Typhus-Impfung
bietet Schutz für etwa zwei bis drei Jahre.
Zum anderen gibt es einen Lebendimpfstoff gegen Typhus-Bakterien, der als Schluckimpfung verabreicht wird. Der Impfstoff wird dreimal im Abstand von je zwei Tagen eingenommen und schützt für etwa ein Jahr.
Für beiden Arten von Typhus-Impfung gilt aber: Sie bieten keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Bauchtyphus-Erkrankung. Trotz Impfung kann man also erkranken. Der Bauchtyphus verläuft dann aber meist milder als ohne Impfung.
Mehr zum Thema lesen Sie im Beitrag
Typhus-Impfung
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.
Typhus
Typhus: Beschreibung
Typhus: Symptome
Bauchtyphus (Typhus abdominalis)
Typhusähnliche Krankheit (Paratyphus)
Typhus: Ursachen und Risikofaktoren
Typhus: Untersuchungen und Diagnose
Typhus: Behandlung
Typhus: Krankheitsverlauf und Prognose
Typhus: Vorbeugung
Typhus-Impfung
Autoren- & Quelleninformationen