Illness name: rotavirus
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Das
Rotavirus
ruft eine Infektionskrankheit des Verdauungstrakts hervor. Es ist die weltweit häufigste Ursache für Durchfall-Erkrankungen bei Kindern. Erkrankte Kinder haben starken Durchfall, Erbrechen und Fieber. Insbesondere für kleine Kinder ist eine Infektion mit dem Rotavirus sehr gefährlich. Unbehandelt ist der Flüssigkeitsverlust lebensbedrohlich. Lesen Sie hier alles Wichtige über das Rotavirus.
Das Rotavirus gehört zur Familie der Reoviridea. Es ist sehr resistent gegenüber Umwelt-Einflüssen und überlebt etwa auf Oberflächen erstaunlich lange. Mit herkömmlichen Desinfektionsmitteln ist das Rotavirus schwer abzutöten. Der häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Ansteckung.
Durch Rotaviren sind vor allem Babys und Kleinkinder gefährdet, da sie zum Beispiel Spielzeug oder andere Gegenstände oft in den
Mund
stecken. Seltener infizieren sich Menschen auch über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser.
Rotaviren stellen in Entwicklungsländern eine der häufigsten Todesursachen für Kinder dar. Für Reisende, insbesondere in Regionen Afrikas und Südamerikas, ist es ratsam vor der Reise die jeweiligen Bestimmungen und Empfehlungen für Trinkwasser und frische Lebensmittel des jeweiligen Reiselandes genau zu studieren.
Für kleine Kinder und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ist die Rotavirus-Infektion gefährlicher, als für ansonsten gesunde erwachsene Personen. Bei kleinen Kindern ist das Immunsystem noch nicht ausgereift.
Eine einmalige Rotavirus-Infektion schützt nicht vor einer erneuten Infektion. Es gibt viele verschiedene Untergruppen des Virus. Deshalb stecken sich Erwachsene und Kinder teilweise auch mehrfach mit dem Rotavirus an.
So lange wie das Virus durch eine infizierte Person mit dem Stuhl ausgeschieden wird, besteht auch eine Infektionsgefahr für andere Personen. Das ist in der Regel vom Zeitpunkt der ersten Symptome bis zu acht Tage danach der Fall. Sehr kleine Kinder und Immungeschwächte scheiden das Virus manchmal aber auch deutlich länger aus.
Bis sich bei einer Ansteckung mit dem Rotavirus Symptome zeigen, vergehen etwa ein bis drei Tage (Rotavirus-Inkubationszeit). In dieser Zeit vermehrt sich das Virus und breitet sich im Körper aus.
Einige Tage nach der Ansteckung sowie bis zu acht Tage nach der Infektion scheiden Betroffene das Rotavirus über den Stuhl aus und es besteht noch Ansteckungsgefahr. Kleine Kinder scheiden das Virus teilweise auch noch länger aus.
In der Regel zeigt sich eine Rotavirus-Infektion zunächst durch einen leichten, manchmal wässrigen, Durchfall. Dieser Durchfall verstärkt sich innerhalb weniger Stunden. Häufig kommen
Übelkeit und Erbrechen
sowie starke
Magenschmerzen
hinzu. Vor allem Kindern haben oft hohes Fieber.
Die Kombination von Durchfall (im Extremfall Brech-Durchfall) und Fieber ist sehr gefährlich. Durch den Durchfall verliert der Körper sehr viel Flüssigkeit und zusätzlich auch wichtige Mineralstoffe wie
Elektrolyte
. Meist haben Betroffene während der Erkrankung überhaupt keinen Appetit und behalten nichts bei sich.
Das Fieber entzieht dem Körper zusätzlich Wasser. Insbesondere, wenn das Rotavirus ein Baby oder Kleinkind betrifft, muss die Flüssigkeitszufuhr streng überwacht werden. Viele Babys und Kleinkinder müssen im Krankenhaus behandelt werden. Todesfälle durch Rotaviren sind in Mitteleuropa aber selten.
Die Symptome einer Rotavirus-Infektion dauern etwa vier bis sieben Tage an, dann lassen sie langsam wieder nach. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen zeigen sich in dieser Zeit auch grippeähnliche Symptome wie
Husten
, Gliederschmerzen oder Atemprobleme. Bei Kindern sind alle Symptome meist stärker als bei Erwachsenen.
Ohne Behandlung sind durch den hohen Flüssigkeitsverlust lebensbedrohliche Verläufe möglich.
Die meisten Erwachsenen unter 60 Jahren haben dagegen gar keine oder nur schwache Symptome. Bei Älteren hingegen treten wieder häufiger Beschwerden auf.
Das Rotavirus löst die sogenannte Rotaviren-Gastroenteritis aus. Dies ist eine Infektionskrankheit von
Magen
und
Darm
. Es befällt vor allem sehr junge und ältere Menschen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist das Rotavirus die häufigste Ursache für schwere Durchfall-Erkrankungen. Durch Erbrechen und Durchfall verlieren sie in kurzer Zeit viel Flüssigkeit. Ohne Behandlung wird der Zustand teilweise lebensbedrohlich.
Das Rotavirus ist hochansteckend und wird leicht übertragen. Es verbreitet sich besonders in den Wintermonaten so rasch, dass es zu einer regelrechten Rotaviren-Epidemie führt. Da es mittlerweile eine Impfung gegen die Erreger gibt, hat sich die Zahl der Neu-Infektionen stark verringert.
Benannt wurde das Rota-Virus wegen seiner optischen Ähnlichkeit mit einem Rad (lateinisch Rota = Rad). Bisher sind sieben Untergruppen der Rotaviren bekannt. Mediziner nennen diese Untergruppen Sero-Typen und teilen sie in Sero-Typen A bis G auf. Sero-Gruppe A hat die größte Bedeutung und ist für die meisten der Krankheitsfälle verantwortlich.
Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sterben jährlich weltweit etwa 453.000 Kinder unter fünf Jahren an einer Infektion mit dem Rotavirus. Etwa 2,4 Millionen Kinder werden pro Jahr wegen Rotaviren stationär behandelt. Besonders häufig sind Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren betroffen.
Die Kinder dieser Altersgruppe haben meist noch keine Antikörper gegen das Rotavirus entwickelt. Im Alter von zwei Jahren haben 90 Prozent aller Kinder eine Rotavirus-Infektion durchgemacht.
Aber auch ältere Kinder und Menschen ab 70 Jahren sind vor einer Ansteckung nicht vollständig geschützt. Bei Erwachsenen unter 70 Jahren ist eine Infektion mit dem Rotavirus seltener. Jüngere Erwachsene erkranken häufiger an einer Infektion durch Noroviren, die ebenfalls schweren Brech-Durchfall auslöst.
Symptome wie Durchfall und Erbrechen sind bei Erwachsenen mit einer Rotavirus-Infektion in der Regel leichter ausgeprägt als bei Kindern.
Die
Viren
werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt meistens über eine Schmier-Infektion. Das bedeutet, die Viren werden bei direktem Kontakt zu Fäkalien oder Erbrochenem übertragen. Seltener infizieren sich Menschen über verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser.
Die Behandlung der Rotavirus-Infektion erfolgt rein symptomatisch. Eine direkte Bekämpfung der Viren mit Medikamenten (
Virostatika
) ist nicht möglich. Sehr wichtig ist, dass Betroffene ausreichend trinken, um den hohen Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen.
Zum Trinken eigenen sich vor allem Wasser und Tee. Generell ist es bei Magen-Darm-Beschwerden ratsam, nur leicht verdauliche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Fetthaltige Speisen und Getränke wie Milch vertragen viele Patienten schlecht. Erwachsene sollten außerdem unbedingt auf Alkohol verzichten.
Babys, die noch gestillt werden, bekommen nach Rücksprache mit dem Arzt zunächst weiter
Muttermilch
.
Der Flüssigkeitsverlust ist für Babys, Kinder und Ältere gefährlich, da der Körper auch wichtige Mineralsalze verliert. Über die Hälfte aller Rotavirus-Patienten wird daher im Krankenhaus behandelt. Dort erhalten die Betroffenen verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte über eine
Infusion
(Venentropf).
Antibiotika helfen nicht bei einer Infektion mit Rotaviren. Sie bekämpfen nur bakterielle Infektionen, nicht aber Virus-Erkrankung. Auch Mittel gegen Durchfall, welche die Darmtätigkeit drosseln, sollten nicht eingenommen werden. Sie verhindern, dass der Körper die Erreger mit dem Stuhl ausscheidet.
Bei Fieber helfen fiebersenkende Medikamente, beispielsweise
Ibuprofen
.
Achten Sie während der Erkrankung auf besondere Hygienemaßnahmen. Es gibt spezielle Desinfektionsmittel, die gegen Rotaviren wirksam sind. Während der akuten Krankheitsphase reinigen Sie regelmäßig Gegenstände wie Spielzeug, Geschirr oder die Wickel-Unterlage. Waschen Sie sich nach jedem Kontakt mit dem Erkrankten die Hände.
Schränken Sie den Kontakt zu anderen Menschen vorrübergehend ein, um eine Übertragung des Rotavirus zu vermeiden.
Die Sterblichkeit aufgrund von Rotaviren ist in Mitteleuropa gering und betrifft fast ausschließlich ältere Patienten. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren müssen im Krankenhaus behandelt werden. Erwachsene, die sich mit Rotaviren infiziert haben, werden in etwa 25 Prozent der Fälle im Krankenhaus behandelt.
Die Zahl der Neu-Infektionen ist durch die Impfung stark zurückgegangen. Trotzdem halten immer noch viele Eltern die Impfung gegen Rotaviren für unnötig. Dadurch kommt es weiterhin zu lokalen Epidemien – insbesondere in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder auch Krankenhäusern.
In Ländern mit weniger entwickeltem Gesundheitssystem ist eine Infektion mit dem Rotavirus viel gefährlicher. Laut Angaben des RKI erkranken in Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika jährlich über 100 Millionen Kinder an Rotaviren. Etwa 350.000 bis 600.000 Kinder unter fünf Jahren sterben hier an einer Infektion mit dem
Rotavirus
.
Langfristige Folgeschäden nach einer überstandenen Rotavirus-Infektion sind nicht bekannt.
Haben Sie den Verdacht, an Rotaviren erkrankt zu sein, so ist für Erwachsene der Hausarzt, für Kinder der Kinderarzt der erste Ansprechpartner. Meist lenken die Symptome den Verdacht auf die Diagnose Rotavirus-Infektion. Zunächst erfragt der Arzt die Krankengeschichte (
Anamnese
). Er stellt möglicherweise Fragen wie:
Nach der Anamnese findet eine körperliche Untersuchung statt. Dabei tastet der Arzt unter anderem den Bauch ab, um andere Ursachen für Magen-Darm-Beschwerden auszuschließen. Eine Abgrenzung zu anderen viralen Infekten ist außerdem notwendig, da eine Erkrankung mit Rotaviren meldepflichtig ist.
Rotaviren lassen sich im Stuhl der Betroffenen nachweisen. Alternativ erfolgt die Diagnose der Rotaviren auch mithilfe eines Elektronen-Mikroskops oder molekular-biologischer Verfahren, wie der PCR-Analyse. Diese Methoden liefern dem Arzt zusätzliche Daten, sind allerdings aufwändiger und werden daher nur selten eingesetzt.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Impfstoffe gegen Rotaviren zugelassen. Eine Rotavirus-Impfung wird für alle Kinder empfohlen. Eine Wirkung der Impfung zeigt bereits einen Rückgang der Krankheitsfälle.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Rotavirus
Kurzübersicht
Was ist das Rotavirus?
Rotavirus: Ansteckung
Welche Symptome treten auf und wie lang ist die Inkubationszeit?
Welche Krankheit verursacht das Rotavirus?
Welche Behandlung bei einer Rotavirus-Infektion?
Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Rotavirus-Infektion?
Wie lässt sich eine Rotavirus-Infektion feststellen?
Rotavirus-Impfung
Autoren- & Quelleninformationen