Illness name: brucellose
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Brucellose
ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die meist von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen wird. Sie äußert sich durch unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber und Schüttelfrost, kann aber auch schwerwiegende organische Folgen haben. Lesen Sie hier, wie Sie sich vor einer Ansteckung schützen und wie die Brucellose behandelt wird.
Die Brucellose ist eine bakteriell verursachte Infektionskrankheit, die bei Menschen und Tieren gleichermaßen vorkommt (Anthropozoonose). Sie wird meist von Tieren auf den Menschen übertragen.
Eine Brucellose kann durch verschiedene
Bakterien
der Gattung
Brucella
ausgelöst werden. Je nach Erregertyp werden unterschiedliche Arten der Brucellose unterschieden, zum Beispiel das Mittelmeerfieber (undulierendes Fieber), Morbus Bang und die Schweine- und Hundebrucellose.
Beim Menschen ist das Mittelmeerfieber am häufigsten, Schweine- und Hundebrucellose sind sehr selten.
Das Krankheitsbild einer Brucellose kann sehr unterschiedlich ausfallen. In etwa 90 Prozent der Fälle zeigen sich gar keine Anzeichen der Infektion. In den restlichen zehn Prozent variieren die Symptome von unspezifischen Entzündungszeichen wie Fieber oder
Kopfschmerzen
bis hin zu schweren Organschäden.
Die Erreger der Brucellose gelangen über die Schleimhäute oder kleine Hautverletzungen in den menschlichen Körper. Nach dem Eindringen werden sie von Zellen des Immunsystems zu den nächstgelegenen Lymphknoten transportiert. Von hier können sie von der Lymphe in die Blutbahn und weiter zu verschiedenen Organen (wie
Milz
,
Leber
) oder in das Knochenmark gelangen und dort Entzündungsherde verursachen.
Weltweit erkranken jährlich schätzungsweise etwa 500.000 Menschen neu an Brucellose. In Deutschland werden pro Jahr rund 40 Neuerkrankungen gemeldet. Die meisten Betroffenen haben sich im Ausland infiziert. Endemiegebiete sind der Mittelmeerraum (z.B. Türkei), die arabische Halbinsel, Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika.
In Deutschland besteht nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine Meldepflicht für Brucellose: Der Verdacht, die tatsächliche Erkrankung und der Tod an Brucellose müssen vom Arzt an das Gesundheitsamt gemeldet werden.
Auch erkrankte Tiere sind meldepflichtig. Der Bestand an Rindern, Schafen und Ziegen gilt in Deutschland amtlich als brucellosefrei. Erkrankte Tiere werden meist aus dem Ausland importiert. Gelegentlich kommt es auch zu Ausbrüchen bei Schweinen in Freilandhaltung, die sich bei Wildschweinen angesteckt haben.
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Brucellose (Inkubationszeit) ist sehr variabel: Sie kann nur fünf Tage lang sein, aber auch 60 Tage und mehr als zwei Jahre betragen. Im Schnitt beträgt die Inkubationszeit etwa vier Monate, bei Morbus Bang meistens nur eine bis drei Wochen.
Die Erreger können bereits während der Inkubationszeit von Infizierten an andere Menschen weitergegeben werden.
Bei etwa 90 Prozent aller Betroffenen verläuft die Brucellose ohne oder nur mit leichten Symptomen (subklinischer Verlauf). Dass tatsächlich eine Brucellose vorliegt, kann der Arzt dann nur durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen die Erreger im
Blut
erkennen.
In den restlichen Fällen (ca. zehn Prozent) verläuft die Erkrankung entweder akut oder chronisch. Dabei zeigen sich unterschiedliche Symptome:
Die akute Brucellose kann schleichend oder ganz plötzlich beginnen. Einen schleichenden Verlauf nimmt meistens Morbus Bang, einen plötzlichen Beginn beobachtet man beim Mittelmeerfieber. Erste Symptome sind unspezifische Krankheitsanzeichen wie:
Bei der akuten Brucellose kann das Fieber eine bis drei Wochen anhalten. Vor allem beim Mittelmeerfieber treten dazwischen häufig zwei- bis fünftägige Fieberpausen auf. Ein solcher Verlauf wird undulierendes Fieber genannt.
Auch ein verlangsamter
Herzschlag
(Bradykardie) und sichtbar geschwollene Lymphknoten sind Symptome der akuten Brucellose.
Wird eine Brucellose nicht behandelt, kann sich nach dem Auftreten der akuten Symptome eine chronische Brucellose entwickeln, die über ein Jahr andauert. Das passiert in etwa fünf Prozent der Fälle. Allgemeine Symptome einer chronischen Brucellose sind:
Außerdem liegen meist dauerhafte Entzündungsherde in Leber, Milz oder Knochen vor. Ist das Knochenmark betroffen, stört dies die Blutbildung.
Des Weiteren können sich bei Brucellose diverse Organe und Gewebe chronisch entzünden. Möglich sind demnach:
Seltener kommt es zu einer Vergrößerung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie).
Auslöser der Brucellose sind kleine, grammnegative Stäbchenbakterien der Gattung
Brucella
, die sogenannten Brucellen. Je nach der auslösenden Brucellen-Art unterscheidet man folgende Formen von Brucellose:
Die letzten beiden
Brucella
-Arten infizieren Menschen extrem selten - ebenso wie etwa
Brucella neotomae
.
Meist stecken sich Menschen über zwei Wege mit Brucellose an:
In Deutschland sind Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände amtlich brucellosefrei. Die Ansteckung erfolgt daher meist im Ausland, wo die Brucellose mit regionalen Unterschieden noch weit verbreitet ist.
Reisende in den Mittelmeerraum sollten beachten, dass dort Haus- und Nutztiere wie Ziegen, Schafe und Schweine oft mit dem Erreger des Mittelmeerfiebers infiziert sind. Die Schweinebrucellose kommt hauptsächlich in Nordamerika vor, Morbus Bang vor allem in den Rinderzuchtgebieten der tropischen Zone.
In seltenen Fällen findet die Übertragung direkt von Mensch zu Mensch statt. Infizierte Mütter können Brucellose-Erreger über die
Muttermilch
an ihre Kinder weitergeben. Sehr selten kam es in der Vergangenheit durch Knochenmarktransplantationen, Bluttransfusionen und Geschlechtsverkehr zu einer Ansteckung mit Brucellose.
Die Diagnose der Brucellose ist schwierig, da die Symptome sehr unterschiedlich ausfallen oder ganz fehlen können. Zudem müssen zuerst andere Erkrankungen, welche die gleichen unspezifischen Entzündungsanzeichen hervorrufen, ausgeschlossen werden.
Im ersten Schritt erhebt der Arzt die Krankengeschichte (
Anamnese
). Dazu befragt er den Patienten unter anderem zu seinen Symptomen und zu eventuellen Kontakt mit Tieren.
Ergibt sich daraus der Verdacht auf eine Brucellose, kann eine
Blutuntersuchung
Klarheit bringen: Im Blutserum lassen sich bei einer Infektion spezifische Abwehrstoffe (Antikörper) gegen den Erreger nachweisen.
Je nachdem, wo im Körper sich Anzeichen für eine Entzündung zeigen, können Erreger der Brucellose auch in anderen Geweben und Flüssigkeiten nachweisbar sein. Dazu gehören zum Beispiel Rückenmarksflüssigkeit (
Liquor
), Urin, Leber, Milz und Knochenmark.
Die Auswertung der (Blut-)Tests dauert einige Tage.
Bei begründetem Verdacht auf Brucellose muss sofort mit der Therapie begonnen werden.
In aller Regel wird Brucellose mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika behandelt. Bei Gabe eines einzigen Antibiotikums (Monotherapie) ist nämlich die Rückfallquote hoch.
Eine akute Brucellose wird meist mit der Kombination
Doxycyclin
plus
Rifampicin
für sechs bis zwölf Wochen behandelt. Kinder unter neun Jahren sowie Schwangere erhalten anstelle von Doxycyclin das Antibiotikum
Cotrimoxazol
in Kombination mit Rifampicin (über sechs Wochen).
Bei einem chronischen Verlauf verlängert sich die Antibiotika-Therapie auf bis zu sechs Monate. Auch wenn die Brucellose-Erreger schon innere Organe befallen haben, ist eine verlängerte Therapie nötig.
Außerdem können in bestimmten Fällen wie bei einem ausgeprägten Organbefall oder einem Befall des Nervensystems (Neurobrucellose) gegebenenfalls andere Wirkstoffkombinationen zur Anwendung kommen.
In seltenen Fällen befallen die Erreger der Brucellose die Knochen oder
Herzklappen
. Dann ist gegebenenfalls eine Operation notwendig.
Durch die Antibiotika-Therapie kommt es zum massiven Zerfall der Brucellose-Erreger. Als Reaktion darauf schüttet der Körper in ziemlich kurzer Zeit viele Entzündungsbotenstoffe aus. Mögliche Folge sind Symptome wie Fieber und
Schüttelfrost
oder auch eine Verschlimmerung der ursprünglichen Symptome. Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen und Depressionen können ebenfalls auftreten.
Diese Reaktion des Körpers wird Herxheimer-Reaktion, auch Jarisch-Herxheimer-Reaktion oder kurz Herx genannt. Sie kann bei jedem Patienten unterschiedlich stark ausfallen, ist aber normaler Bestandteil der Therapie und keine Verschlimmerung der Erkrankung.
Krankheitsverlauf und Prognose bei der Brucellose sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Je nach Art des Erregers, der Ausprägung der Krankheit und dem Stadium, in dem mit der Brucellose-Therapie begonnen wird, ergibt sich für jeden Betroffenen eine sehr individuelle Prognose.
Beginnt eine Therapie zu spät, kann undulierendes Fieber chronisch werden und sich bis zu 20 Jahre lang hinziehen. Eine Chronifizierung der Brucellose tritt bei etwa fünf Prozent aller Patienten nach dem Abklingen der akuten Symptome auf. Wird eine Brucellose nicht richtig behandelt, ist die Rückfallhäufigkeit (Rezidivrate) sehr hoch; das bedeutet, dass es auch noch nach Jahren plötzlich wieder zu Fieberschüben kommen kann.
Durchschnittlich sterben höchstens zwei Prozent aller Betroffenen an einer Brucellose. Todesfälle treten vor allem bei Patienten mit Mittelmeerfieber auf, bei dem sich, wenn die Erkrankung lange Zeit unbemerkt und unbehandelt bleibt, eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) entwickeln kann.
Wird eine Brucellose frühzeitig erkannt und konsequent behandelt, ist die Prognose günstig, und Betroffene können in der Regel vollständig geheilt werden.
Eine Impfung gegen Brucellose ist für Menschen noch nicht verfügbar. Im Vordergrund steht daher die Bekämpfung des Erregers bei den Tieren. In Deutschland sind alle Tiere nach der sogenannten Brucellose-Verordnung amtlich brucellosefrei. Für viele andere Länder gilt dies nicht.
Vermeiden Sie deshalb in Ländern, in denen der Erreger noch weit verbreitet ist (endemische Gebiete), unbedingt den Verzehr von rohem Fleisch. Trinken Sie nur abgekochte Milch und essen Sie nur Käse und andere Milchprodukte aus pasteurisierter Milch.
Meiden Sie zudem in Endemiegebieten unbedingt den Kontakt zu Tieren.
Personen, die beruflich viel mit Tieren zusammen sind, sollten sich nach jedem Kontakt die Hände gründlich reinigen und desinfizieren und die Kleidung wechseln. Tierärzten wird geraten, bei medizinischen Eingriffen auf jeden Fall Handschuhe zu tragen und eine hautschützende Creme zu verwenden.
An Brucellose erkrankte Frauen dürfen nicht stillen; ihre Milch darf aber in abgekochtem Zustand dem Kind gegeben werden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Brucellose
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