Illness name: plazentaabloesung
Description:
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung (auch vorzeitige Plazentalösung oder Abruptio placentae) löst sich der Mutterkuchen (Plazenta) vor der Geburt von der Gebärmutterwand ab. Dabei kommt es zu Symptomen wie starken Schmerzen im Unterbauch, dunkelroten Schmierblutungen, einem harten Bauch bis hin zum Schock. Eine vorzeitige Plazentaablösung ist oft für Mutter und Kind lebensgefährlich. Mehr zu Symptomen, Folgen, Ursachen und Behandlung lesen Sie hier!
Die Symptome einer vorzeitigen Plazentaablösung richten sich danach, wieviel von der Plazenta sich abgelöst hat und wieviel
Blut
die Schwangere verloren hat. Die Ablösung selbst ist schmerzfrei.
Eines der häufigsten Symptome sind krampfartige Schmerzen im Unterleib. Diese werden von der
Gebärmutter
ausgelöst: Sie versucht, die Plazenta durch Kontraktionen (Zusammenziehen der Gebärmutter) vom Körper abzustoßen.
Die Symptome entstehen meist erst, nachdem sich die Plazenta bereits abgelöst hat!
Weitere Symptome treten abhängig davon auf, an welcher Stelle sich die Plazenta abgelöst hat. So löst sich die Plazenta entweder von ihrer Mitte aus oder im Randbereich.
Löst sie sich zunächst am Rand, tritt oft zusätzlich zu den starken
Bauchschmerzen
eine sichtbare, meist dunkelrote Blutung aus der Scheide auf (Randsinusblutung). Grund dafür ist, dass die Gebärmutter an der Stelle blutet, wo sich die Plazenta abgelöst hat. Das Blut läuft durch den
Gebärmutterhals
und die Vagina der Frau ab (äußere Hämorrhagie).
Etwa 30 Prozent der Blutungen, die während einer Schwangerschaft auftreten, entstehen durch eine vorzeitige Plazentaablösung.
Verliert die Schwangere dabei zu viel Blut, kann es zu einem Kreislaufschock kommen. Dieser macht sich zu Beginn durch Unruhe,
Angst
und ein Schwächegefühl bemerkbar; später kommt es zu einem Blutdruckabfall und einem Pulsanstieg bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Diese Blutungen müssen nicht immer aus der Scheide austreten. Beginnt die Plazenta beispielsweise in der Mitte damit, sich abzulösen, kann es sein, dass zunächst kaum oder kein Blut über die Vagina abgeht. Das Blut sammelt sich in diesem Fall größtenteils innerhalb der Gebärmutterwand ohne abzufließen (innere Hämorrhagie) und bleibt zunächst unbemerkt. Die Betroffenen haben dann häufig starke Schmerzen. Meist fühlt sich der Bauch hart wie ein Brett an. Auch Wehen sind möglich. Dieser Zustand ist meist lebensbedrohlich, da die Schwangere nach innen – in die Gebärmutterwand hinein – blutet.
In manchen Fällen bildet sich anschließend hinter der Plazenta (zwischen Plazenta und Gebärmutter) ein Bluterguss (retroplazentäres Hämatom). Je größer dieser Bluterguss ist, desto größer ist auch die Gefahr, dass die
Blutgerinnung
der Schwangeren aus dem Gleichgewicht gerät. Der Körper verbraucht dabei vermehrt Gerinnungssubstanzen wie Blutplättchen (
Thrombozyten
), die er normalerweise benötigt, um Blutungen zum Stillstand zu bringen.
Der Körper kann diese Gerinnungssubstanzen nicht schnell genug nachbilden. Ärzte sprechen dann von einer Verbrauchskoagulopathie oder einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC). Dadurch neigen die Schwangeren dazu, noch mehr zu bluten (verstärkte Blutungsneigung).
Doch nicht immer ist eine vorzeitige Plazentaablösung mit Symptomen verbunden. Löst sich die Plazenta nur teilweise und geringfügig ab, bleibt sie oft unbemerkt. Der Arzt stellt dies häufig erst bei einem Ultraschall im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung fest.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind für die Gesundheit von Mutter und Kind wichtig!
Folgende Warnsignale deuten unter anderem auf eine großflächigere vorzeitige Ablösung der Plazenta hin:
Erkennen Sie eines oder mehrere dieser Symptome, suchen Sie umgehend einen Frauenarzt auf!
Je nachdem, wieviel der Plazenta sich von der Gebärmutterwand ablöst, sind die Folgen für Mutter und Kind unterschiedlich. Ist die Plazenta nur teilweise und in geringem Maß abgelöst, ist es möglich, dass die Schwangere kaum etwas bemerkt und die Ablösung von selbst zum Stillstand kommt. Das Kind ist dann, je nachdem, wieviel vom Mutterkuchen noch an der Gebärmutterwand haftet, ausreichend mit Blut versorgt. Mit strenger Bettruhe und unter ärztlicher Beobachtung kann sich das Baby im Mutterleib in der Regel weiterentwickeln.
Löst sich hingegen mehr als ein Drittel von der Plazenta ab und kommt es zu stärkeren Blutungen, ist dies sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind lebensbedrohlich. Vor allem bei einer kompletten vorzeitigen Plazentaablösung ist es wichtig, dass schnell eine ärztliche Behandlung erfolgt. Denn versorgt die Plazenta das ungeborene Kind nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen, besteht die akute Gefahr, dass das Kind unterversorgt wird und stirbt. Ein Notkaiserschnitt ist dann meist die einzige Chance, dass das Baby überlebt.
Auch für die werdende Mutter kann eine vorzeitige Plazentaablösung gefährlich sein. Löst sich zu viel von der Plazenta ab, entstehen mitunter starke Blutungen. Stoppen Ärzte diese nicht rechtzeitig, verblutet die Mutter innerlich, und es kommt zu einem Kreislaufversagen.
Es ist daher wichtig, dass Schwangere mit einer vorzeitigen Plazentaablösung umgehend behandelt werden. Dies ist entscheidend für den Verlauf. Die Sterblichkeit bei einer Plazentaablösung liegt bei Müttern bei etwa einem Prozent, bei Kindern, abhängig von ihrem Gewicht und der jeweiligen Schwangerschaftswoche, zwischen zehn und 67 Prozent.
Die Plazenta (Mutterkuchen) ist ein Gewebe an der Gebärmutterwand, das sich während der Schwangerschaft bildet und das ungeborene Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Normalerweise löst sich die Plazenta etwa zehn bis 15 Minuten, nachdem die Mutter das Kind geboren hat, als
Nachgeburt
von selbst von der Gebärmutterwand ab und wird vom Körper über den Geburtskanal ausgestoßen.
Manchmal passiert es allerdings, dass sich die Plazenta schon während der Schwangerschaft, also bevor das Kind geboren ist, ablöst. In diesem Fall spricht man von einer vorzeitigen Plazentaablösung (lateinisch: Abruptio placentae). Dabei ist es möglich, dass sich die Plazenta vollständig oder nur teilweise (manchmal nur zu zehn bis 20 Prozent) von der Gebärmutterwand löst.
Die vorzeitige Plazentaablösung gehört zu den schweren Schwangerschaftskomplikationen. Je nachdem, wieviel sich von der Plazenta ablöst, ist der Zustand für Mutter und Kind lebensbedrohlich.
Eine Ablösung der Plazenta ist selten und kommt bei etwa 0,4 bis 1,5 Prozent aller schwangeren Frauen vor. Das bedeutet, dass bei maximal einem von 100 Babys eine vorzeitige Plazentaablösung stattfindet. Die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Plazentaablösung liegt bei 0,002 Prozent, das entspricht einem von 500 Fällen.
Eine Ablösung findet vorwiegend erst nach der 20. Schwangerschaftswoche statt. Statistisch gesehen ist das Risiko für eine vorzeitige Plazentaablösung zwischen der 24. und der 26. Schwangerschaftswoche am höchsten.
Bislang ist nicht eindeutig geklärt, welche Ursachen eine vorzeitige Plazentaablösung auslösen.
Ärzte vermuten jedoch einige Risikofaktoren, die eine vorzeitige Plazentaablösung begünstigen und eventuell auch verursachen. Dazu gehören beispielsweise:
Bei jeder vorzeitigen Plazentalösung ist es wichtig, dass die Schwangere sofort in eine Klinik für Geburtshilfe eingewiesen und stationär aufgenommen wird. Ärzte überwachen dort regelmäßig und intensiv den Gesundheitszustand der Mutter und des ungeborenen Kindes.
Je nachdem, wieviel sich von der Plazenta abgelöst hat und wie der Zustand von Mutter und Kind ist, behandelt der Arzt eine Plazentaablösung unterschiedlich.
Hat sich die Plazenta nur gering abgelöst und sind Mutter und Kind nicht akut gefährdet, setzt der Arzt vor der 35. Schwangerschaftswoche zunächst Medikamente (z.B. Kortikosteroide) ein, um die Lungenreifung des ungeborenen Kindes zu unterstützen.
Dies dient dazu, das Kind auf eine drohende
Frühgeburt
vorzubereiten und die Gefahr eines Atemnotsyndroms (Funktionsstörung der Lungen) des Neugeborenen zu vermindern. Unter intensiver Überwachung versucht der Arzt, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Löst sich die Plazenta nach der 35. Schwangerschaftswoche ab, führt der Arzt in der Regel sofort einen Kaiserschnitt durch. Zu diesem Zeitpunkt ist die
Lunge
des Kindes meist weitgehend ausgereift. Die Schwangerschaft weiterhin aufrechtzuerhalten, wäre dann mit größeren Risiken verbunden, als das Kind zu entbinden.
Löst sich die Plazenta vollständig ab und kommt es zu starken Blutungen (bzw. wenn das Leben der Mutter akut gefährdet ist), führen die Ärzte ebenfalls einen Notkaiserschnitt durch. Wenn das Kind bereits in der Gebärmutter verstorben ist (intrauteriner Fruchttod) leitet der Arzt die Geburt meist mit Medikamenten ein, und die Mutter entbindet das Kind ohne Kaiserschnitt.
In leichteren Fällen (z.B. bei einer Randsinusblutung) ist es oft nur notwendig, dass sich die Schwangere schont und wenig bewegt, bis die Blutung aufgehört hat. Ärzte raten Schwangeren meist zu Bettruhe. Es empfiehlt sich zudem, in dieser Zeit auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.
Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung besteht akute Lebensgefahr für Mutter und Kind. Treten Symptome auf, ist es daher wichtig, umgehend einen Notarzt oder den Rettungswagen zu rufen. Im Krankenhaus führt der Arzt (Gynäkologe) bei der Betroffenen eine ausführliche körperliche Untersuchung (z.B. Abtasten von Bauch und Gebärmutter, Puls- und Blutdruckmessung) durch und befragt sie zu auftretenden Symptomen.
Meist geben dem Arzt schon die Symptome Hinweise darauf, ob es sich um eine vorzeitige Plazentaablösung handelt. Außerdem überprüft der Arzt stetig die Vitalparameter wie Puls, Blutdruck und
Atmung
sowie die Herztöne des Kindes über ein CTG (Kardiotokografie). Dazu legt der Arzt einen Gürtel mit Messsensoren über die Bauchdecke der Mutter, mit dem er mithilfe eines Geräts (Kardiotokograf bzw. Wehenschreiber) die Herztöne des Kindes aufzeichnet.
Eine vorzeitige Plazentaablösung zeigt sich meist dadurch, dass sich die Herztätigkeit des Kindes verändert. Man spricht auch von „fetal distress“. Dabei verändert sich der Puls des Kindes, je nachdem, wieviel sich von der Plazenta abgelöst hat:
Besteht der Verdacht auf eine vorzeitige Plazentalösung, führt der Arzt außerdem eine Ultraschalluntersuchung (
Dopplersonografie
) durch. Dabei kontrolliert er, ob die Plazenta richtig liegt und ob sich das Kind bewegt. Auch einen möglichen Bluterguss (Hämatom) hinter der Plazenta, der unter Umständen eine Plazentaablösung auslöst, kann der Arzt mittels Ultraschalls erkennen.
Bei Frauen, die bereits eine Plazentaablösung hatten, sind bei einer Folgeschwangerschaft ab der 20. Schwangerschaftswoche Ultraschall-Dopplerkontrollen sinnvoll.
Zusätzlich untersucht der Arzt das Blut der Mutter. Dabei spielen vor allem die Gerinnungswerte wie die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten) eine wichtige Rolle, die bei einer vorzeitigen Plazentaablösung meist stark ansteigen. Zudem kontrolliert der Arzt den Hämoglobinwert (roter Blutfarbstoff) im Blut, um abschätzen zu können, ob eventuell eine starke Blutung vorliegt.
Um Komplikationen während der Schwangerschaft vorzubeugen, empfehlen Ärzte werdenden Müttern, auf Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Drogeneinnahme zu verzichten.
Wenn ein anderer medizinischer Risikofaktor wie eine Präeklampsie (erhöhter Blutdruck, Ödeme und
Eiweiß im Urin
) oder ein Schwangerschaftsdiabetes bekannt ist, sollten die ärztlichen Kontrollen während der Schwangerschaft engmaschiger sein.
Grundsätzlich begünstigt ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und ausgewogener Ernährung eine gesunde Schwangerschaft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Plazentaablösung
Kurzübersicht
Wie erkennt man eine vorzeitige Plazentaablösung?
Welche Warnsignale deuten auf eine Plazentaablösung hin?
Was sind die Folgen einer Plazentaablösung?
Was ist eine Plazentaablösung?
Wie häufig kommt es zu einer vorzeitigen Plazentaablösung?
Was sind die Ursachen einer Plazentaablösung?
Wie behandelt man eine Plazentaablösung?
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Wie kann man einer Plazentaablösung vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen