Illness name: ulcus molle

Description:

Ulcus molle

Von Pascale Huber , Medizinredakteurin
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

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Das Ulcus molle (Ulcus, lat. = Geschwür; molle = weich) zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Geschlechtskrankheit kommt in Europa relativ selten vor. Mitunter stecken sich aber Reisende in Ländern an, in denen die Krankheit verbreitet ist. Synonyme für das Ulcus molle sind die Begriffe weicher Schanker oder Chancroid. Lesen Sie, woran Sie die Krankheit erkennen und wie Sie sich davor schützen können.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. A57

Kurzübersicht

  • Symptome: Zu Beginn rötliche Papeln, später Bläschen, dann schmerzhafte Geschwüre, bei Männern meist unter der Vorhaut , bei Frauen an den Schamlippen , im Harnröhrenbereich, in der Scheide oder am Muttermund; Entzündung der Lymphknoten, mitunter Lmphknoten-Abszesse
  • Ursachen und Risikofaktoren: Infektion mit Bakterium Haemophilus ducreyi, Übertragung durch ungeschützte sexuelle Kontakte
  • Untersuchungen und Diagnose: Abstrich von dem veränderten Bereich, Erreger-Nachweis im Labor
  • Behandlung: Antibiotika-Therapie
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Vollständige Heilung bei entsprechender Therapie
  • Vorbeugen: Anwendung von Kondomen (Safer Sex)
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Was ist ein Ulcus molle?

Das Ulcus molle (auch weicher Schanker oder Chancroid) zählt den sexuell übertragbaren Krankheiten, kurz STD (sexually transmitted disease) – im Volksmund werden sie als Geschlechtskrankheit bezeichnet. Zu den STDs zählen zum Beispiel Syphilis (harter Schanker), Gonorrhoe, besser bekannt als "Tripper", Herpes genitalis sowie auch HIV.

Der weiche Schanker ähnelt zwar im Aussehen dem harten Schanker, der Krankheitsverlauf und die verursachenden Erreger sind jedoch völlig verschieden. Daher ist es wichtig, die beiden Erkrankungen voneinander zu unterscheiden.

Das Ulcus molle kommt überwiegend in den Ländern Südamerikas, Südostasiens sowie in Afrika vor. Gelegentlich sind Infektionen mit dem bakteriellen Erreger aber auch in den westlichen Industriestaaten zu beobachten. Männer sind etwa zehnmal häufiger von der Erkrankung betroffen als Frauen.

Allerdings bemerken nicht alle Frauen die Infektion, während bei Männern meist typische Symptome auftreten. Als offensichtliche Krankheitszeichen bilden sich Geschwüre an den Genitalien. Das Ulcus molle heilt nicht von allein aus, es lässt sich jedoch gut durch Antibiotika behandeln.

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Welche Symptome verursacht ein Ulcus molle?

Das Ulcus molle verursacht recht charakteristische Symptome. Etwa zwei bis zehn Tage nach dem Sexual-Kontakt mit einem infizierten Partner treten die ersten Krankheitszeichen auf:

  • Zu Beginn kleine, rötliche Papeln
  • Aus Papeln entwickeln sich Bläschen
  • An der Stelle der Bläschen entsteht ein Geschwür (Ulcus) mit einem roten, leicht aufgeworfenen Saum und einer graugelben Grube

Zu Beginn haben die Geschwüre nur wenige Millimeter Durchmesser. Erfolgt keine Behandlung, vergrößern sie sich im weiteren Verlauf mitunter auf einen Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern.

Das Ulcus fühlt sich beim Betasten weich an (daher der lateinische Begriff molle = weich) und verursacht Schmerzen. Beim Mann treten die Geschwüre des Ulcus molle typischerweise an der Innenseite der Vorhaut, am Eichelrand sowie am Vorhaut-Bändchen auf. Etwas seltener sind die Haut-Veränderungen auf der Eichel, am Penis-Schaft oder am Schamhügel anzutreffen.

Bei Frauen erscheinen die Geschwüre vor allem an den großen und kleinen Schamlippen sowie in der Umgebung der Harnröhrenmündung. Auch an den inneren Geschlechtsorganen wie der Scheiden-Schleimhaut und dem Muttermund kommen die typischen Veränderungen vor. Da sie an diesen Stellen normalerweise keine Schmerzen hervorrufen, bemerken betroffene Frauen die Infektion meist nicht.

Die geschwürigen Hautveränderungen dienen auch anderen Erregern als Eintrittspforte. Daher besteht die Gefahr, dass der weiche Schanker Wegbereiter für Infektionen mit HIV, Herpes genitalis oder Syphilis ist.

Je nach sexueller Praktik treten die Geschwüre des weichen Schankers in seltenen Fällen auch an der Mundschleimhaut oder im Anal-Bereich auf.

Wenn das Ulcus molle nicht behandelt wird, schreitet die Infektion weiter voran. Die Bakterien breiten sich dann in manchen Fällen entlang der nahegelegenen Lymph-Bahnen aus und rufen dort eine Entzündung hervor (Ulcus-molle-Lymphangitis). Beim Mann macht sich dies durch kleine, etwa kirschkerngroße Abszesse im Bereich der Peniswurzel bemerkbar.

Etwa ein bis zwei Wochen nach den ersten Krankheitszeichen erreichen die Erreger die Leisten-Lymphknoten. Diese sind dann schmerzhaft geschwollen und auch hier bilden sich mitunter Abszesse, die der Arzt als Ulcus-molle-Bubo bezeichnet. Im Extremfall bricht ein solcher Abszess auf und der Eiter entleert sich nach außen.

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Was ist die Ursache für ein Ulcus molle?

Auslöser des Ulcus molle ist das Bakterium Haemophilus ducreyi. Die Ansteckung erfolgt fast immer durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, das heißt, wenn beim Sex keine Kondome verwendet werden. Durch den direkten Hautkontakt dringen die Bakterien dann über kleinste, meist nicht sichtbare Verletzungen in die Haut oder Schleimhaut der Genitalien ein.

Im Unterschied zu beschnittenen Männern tritt die Geschlechtskrankheit häufiger bei Männern mit erhaltener Vorhaut auf. Daher gilt das Vorhandensein der Vorhaut als Risikofaktor für eine Infektion mit dem Ulcus molle.

Eine unzureichende medizinische Versorgung in den Verbreitungsgebieten des weichen Schankers sowie mangelnde hygienische Verhältnisse tragen maßgeblich zur Ausbreitung der Krankheit bei. Zusätzlich begünstigen Prostitution und Sex-Tourismus, dass der Erreger auch in andere Regionen der Welt vordringt.

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Wie lässt sich ein Ulcus molle erkennen?

Die äußerlich sichtbaren Veränderungen an Haut und Schleimhaut bei Ulcus molle ähneln anderen Geschlechtskrankheiten wie Syphilis oder Herpes genitalis. Diese gilt es bei der Diagnose des Ulcus molle voneinander abzugrenzen.

Der Arzt – in der Regel ein Spezialist für Haut- und Geschlechtskrankheiten – erkundigt sich in einem ausführlichen Gespräch zunächst darüber, seit wann die Beschwerden bestehen und wie sich diese äußern. Auch Auskünfte über sexuelle Gewohnheiten sind für den Arzt hilfreich – zum Beispiel, wenn der Betroffene ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Partnern hatte, deren Gesundheitszustand ungewiss ist.

Im Anschluss erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei betrachtet der Arzt das äußere Genital und tastet die Lymphknoten der Leistenregion ab. Bei unbeschnittenen Männern achtet er besonders auf den Bereich unter der Vorhaut.

Bei Frauen stellt häufig ein Gynäkologe die Diagnose des Ulcus molle. Neben der äußeren Genitalregion, untersucht er auch das Innere der Scheide sowie den Muttermund. Zeigen sich hier die typischen geschwürigen Haut-Veränderungen, entnimmt er mit einem Watte-Tupfer eine Probe aus den betroffenen Bereichen (Abstrich).

Die Probe wird anschließend im Labor auf Bakterien untersucht. Weist das Labor den Erreger Haemophilus ducreyi nach, steht die Diagnose des Ulcus molle fest.

Das Ulcus molle dient oftmals auch als Eintrittspforte für andere Geschlechtskrankheiten. Meistens veranlasst der Arzt daher weitere Tests, um zusätzliche Infektionen, etwa mit Syphilis, Herpes-simplex-Viren oder HIV, auszuschließen.

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Wie lässt sich ein Ulcus molle behandeln?

Die Therapie bei einem Ulcus molle ist meistens recht unkompliziert. Der Erreger, Haemophilus ducreyi, lässt sich normalerweise gut durch ein Antibiotikum bekämpfen. Das Mittel der Wahl ist das Antibiotikum Azithromycin , welches der Infizierte einmalig einnimmt. Alternativ spritzt der Arzt einmalig in die Muskulatur das Antibiotikum Ceftriaxon . Andere mögliche Antibiotika sind Ciprofloxacin oder Erythromycin .

Allerdings ist der Erreger gegenüber älteren Antibiotika häufiger resistent. Falls sich im Zuge der Infektion ein Lymphknoten-Abszess gebildet hat, muss der Arzt diesen gegebenenfalls chirurgisch eröffnen, um den Eiter abzulassen. Um eine erneute Ansteckung zu verhindern, ist es erforderlich den betreffenden Partner in jedem Fall mitzubehandeln.

Es empfiehlt sich zudem, solange auf sexuelle Kontakte zu verzichten, bis das Ulcus molle vollständig abgeheilt ist.

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Ist ein Ulcus molle heilbar?

Das Ulcus molle hat normalerweise eine gute Prognose, da die Behandlung meist relativ einfach gelingt. Ohne Therapie schreitet die Erkrankung allerdings weiter voran und es sind Komplikationen wie Lymphknoten-Abszesse möglich. Zudem besteht bei unbehandelten Personen das Risiko, dass sie weitere Sexualpartner anstecken.

Eine bestehende Infektion mit Haemophilus ducreyi steigert außerdem das Risiko sich mit weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV zu infizieren.

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Wie lässt sich einem Ulcus molle vorbeugen?

Es ist relativ einfach sich vor Geschlechtskrankheiten wie Ulcus molle zu schützen. Verwenden Sie stets Kondome beim Geschlechtsverkehr mit Personen, über deren Gesundheitszustand Sie keine Gewissheit haben. Wenden Sie die Kondome konsequent an, das heißt vor Beginn des ersten Sexual-Kontakts, bis zu seinem Ende und für jegliche Sexual-Praktik.

Wurde eine Infektion bei Ihnen festgestellt, informieren Sie unbedingt alle Personen, mit denen Sie in den letzten Wochen Sex hatten.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

Mehr über die NetDoktor-Experten
ICD-Codes:
A57
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG): Leitfaden STI-Therapie und -Prävention, Stand: November 2019, unter: www.dstig.de (Abrufdatum: 02.02.22)
  • Leitlinie der Dt. STI-Gesellschaft: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie, Stand: August 2018, unter www.awmf.org (Abrufdatum: 02.02.2022)
  • Plewig G. et al.: Braun-Falco´s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Verlag. 7. Auflage 2018
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 25.02.2022)
  • Robert Koch-Institut, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 02.02.22)