Illness name: speichelstein

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Speichelstein

Von Mareike Müller , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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Ein Speichelstein (Sialolithiasis) bildet sich in den großen Kopfspeicheldrüsen und verhindert, dass der produzierte Speichel abfließt. Die Betroffenen klagen über Schmerzen, vor allem beim Kauen. Je nach Größe und Lage stehen verschiedene Therapien zur Verfügung, um den Speichelstein zu entfernen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Speichelsteine.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. K11

Speichelstein: Kurzübersicht

  • Therapie: Meist endoskopisch oder mittels eines kleinen Einschnitts in den Ausführgang der Speicheldrüse, seltener Entfernung der Speicheldrüse
  • Symptome: Durch den Speichelstau kommt es zu einer starken und oft sehr schmerzhaften Schwellung im Bereich der Speicheldrüse
  • Ursachen und Risikofaktoren: Veränderte Speichelzusammensetzung (zum Beispiel durch Erkrankungen und Medikamente), verringerter Speichelfluss, Verengung der Speicheldrüsen-Ausführgänge
  • Diagnostik: Untersuchung der betroffenen Speicheldrüse, zusätzlich Ultraschall oder andere bildgebende Verfahren
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Nach Entfernen des Steins oft gut; erfolgt keine Behandlung, besteht das Risiko von Entzündungen und Abszessen
  • Vorbeugen: Vorbeugen ist unter Umständen möglich, wenn eine Grunderkrankung vorliegt, die Speichelsteine begünstigt.
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Was ist ein Speichelstein?

Bei der Sialolithiasis bilden sich in den Speicheldrüsen Steine (Sialolithen). Da sie die Ausführgänge der betroffenen Speicheldrüse verengen oder vollständig blockieren, fließt der dort produzierte Speichel nicht mehr ab und staut sich insbesondere während oder nach einer Mahlzeit an. Oft schwillt die Speicheldrüse dann vorübergehend stark an. Unter Umständen kommt es zu einer eitrigen Entzündung der Speicheldrüse (Sialdenitis).

In etwa 80 Prozent der Fälle liegen die Steine in der Unterkieferdrüse (Glandula submandibularis). Die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea) und die Unterzungendrüse (Glandula sublingualis) sind seltener von Speichelsteinen betroffen. Besonders häufig treten Speichelsteine im Alter von etwa 30 bis 50 Jahren auf, aber auch bei Kindern kommen gelegentlich Speichelsteine vor.

Speichelsteine bestehen häufig aus Calciumhydrogencarbonat oder Calciumphosphat, auch Magnesium ist manchmal enthalten. Speichelsteine sehen sehr unterschiedlich aus: Ihre Farbe ist häufig gelb oder grau, die Oberfläche glatt oder höckerig und die Form oval oder rund. Die Größe variiert zwischen mehreren Millimetern und etwa zwei Zentimetern.

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Was kann man gegen Speichelsteine tun?

Die Therapie richtet sich bei Sialolithiasis hauptsächlich nach Lage und Größe des Speichelsteins. Kleine Steine lassen sich unter Umständen durch eine Massage vorsichtig über die natürliche Öffnung der Speicheldrüse in die Mundhöhle herausdrücken oder herausstreichen. Bei Steinen, die kurz vor dem Ende des Ausführungsganges sitzen, ist es möglich, diesen Gang unter örtlicher Betäubung zu öffnen (operative Gangschlitzung) und den Stein zu entfernen.

Für größere Steine stehen zwei verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung: die Stoßwellentherapie und die Endoskopie.

Bei der Stoßwellentherapie (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) wirken Ultraschallwellen von außen auf die betroffene Speicheldrüse ein. Sie zerkleinern den Speichelstein. Die zurückbleibenden Trümmer sind meist so klein, dass sie von alleine über den Ausführungsgang abfließen. Das Verfahren eignet sich vor allem für Steine, die nicht größer als acht Millimeter sind.

Bei der Endoskopie schiebt der Arzt eine kleine Kamera in den Ausführungsgang, bis der Stein zu sehen ist. Mithilfe einer kleinen Zange oder eines Körbchens lässt sich der Stein nun bergen. Falls nötig, ist es während des Eingriffs auch möglich, den Gang zu spülen oder aufzuweiten.

In seltenen Fällen sind diese Maßnahmen nicht möglich oder erweisen sich als unzureichend. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn zu viele oder zu große Speichelsteine vorhanden sind oder wenn die Speicheldrüse chronisch entzündet ist. In diesem Fall ist es unter Umständen ratsam, die ganze Speicheldrüse mitsamt den Speichelsteinen operativ zu entfernen. Da es mehrere Speicheldrüsen gibt, wirkt sich die Operation normalerweise nicht negativ auf die Menge des produzierten Speichels aus.

Hausmittel bei Speichelsteinen

Gerade bei kleinen Speichelsteinen führen unter Umständen einfache Maßnahmen und Hausmittel zum Erfolg. So haben Betroffene zum Beispiel die Möglichkeit, den Speichelfluss anzuregen, indem sie saure Bonbons lutschen oder saure Getränke trinken. Eine ähnliche Wirkung hat Kaugummikauen. Letzteres unterstützt gleichzeitig die Mundhygiene und hilft, einer Speicheldrüsenentzündung vorzubeugen. In einigen Fällen lässt sich der Speichelstein auch vorsichtig aus dem Speicheldrüsengang herausmassieren.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

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Symptome

Da die Sialolithiasis den Speichelabfluss aus den Drüsen behindert, schwellen die Speicheldrüsen an. Je nachdem wo der Speichelstein liegt, befindet sich die Schwellung eher im Bereich von Ohr und Wange oder unter der Zunge. Vor allem beim Kauen äußert sich der Speichelstein oft durch starke Schmerzen, da dabei die Speichelproduktion angeregt wird und durch die Abflussblockade die Drüse noch weiter anschwillt. In der Regel klingt die Schwellung nach einigen Stunden wieder ab.

In manchen Fällen kommt es durch den Speichelstein zu einer vorübergehenden oder auch chronischen Entzündung der betroffenen Speicheldrüse. In diesem Fall tritt unter Umständen Eiter aus dem Ausführgang der Speicheldrüse aus.

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Ursachen und Risikofaktoren

Ein Speichelstein entsteht beispielsweise, wenn die Zusammensetzung des Speichels verändert ist. Das kommt etwa bei Entzündungen der Speicheldrüse vor. Aber auch Patienten mit Stoffwechselkrankheiten haben manchmal Speichelveränderungen.

Eine weitere Ursache für Speichelsteine ist eine Verengung der Ausführungsgänge der Speicheldrüse. Solche Verengungen entstehen beispielsweise durch Verletzungen und Entzündungen. Auch eine Mumps-Erkrankung führt in einigen Fällen zu einer Verengung der Ausführungsgänge und erhöht damit das Risiko für einen Speichelstein.

Ein weiterer möglicher Risikofaktor für Speichelsteine ist eine verringerte Speichelproduktion und Mundtrockenheit . Sie beruhen zum Beispiel auf einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr, aber auch auf Faktoren wie Angst , Stress, der Einnahme bestimmter Medikamente oder einer längerfristigen Mundatmung (zum Beispiel bei Erkältungen).

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Diagnostik

Die Diagnose erfolgt bei einem Speichelstein in der Regel durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Ein Verdacht auf Speichelsteine ergibt sich oft bereits aufgrund der typischen Symptome, also Schwellungen und Schmerzen im Bereich der Speicheldrüsen. Manchmal lassen sich die Speichelsteine sogar ertasten. Ist dies nicht der Fall, kommen meist bildgebende Verfahren zum Einsatz.

Bildgebende Verfahren

Für eine sichere Diagnose führt der Arzt oft eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durch. Diese dient auch dazu, andere Krankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen. Dazu zählen ein Abszess oder ein Tumor der Speicheldrüse.

In einigen Fällen ist eine sogenannte Sialografie notwendig. Dabei wird zunächst ein Kontrastmittel in den Ausführungsgang der Drüse gespritzt. Auf einem Röntgenbild lässt sich anschließend nicht nur der Stein erkennen, sondern auch seine genaue Lage bestimmen. Selten sind andere bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) nötig.

Eine weitere Möglichkeit, Speichelsteine zu diagnostizieren, ist die Speichelgangendoskopie. Sie bietet den Vorteil, dass sich der Speichelstein gleichzeitig auch entfernen lässt.

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Krankheitsverlauf und Prognose

Bei rechtzeitiger Therapie und Behandlung des Grundleidens, das zu der Speichelstein-Bildung geführt hat, ist die Prognose gut und die Sialolithiasis heilt folgenlos ab. Ohne Therapie bildet sich unter Umständen eine Eiteransammlung (Abszess). In diesem Fall ist eine operative Behandlung notwendig, um eine Blutvergiftung (Sepsis) zu vermeiden.

Bilden sich wiederholt Speichelsteine, ist es oft empfehlenswert, die betroffene Speicheldrüse zu entfernen.

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Vorbeugen

Speichelsteinen vorzubeugen ist unter Umstände möglich, wenn die Ursache eine behandelbare Grunderkrankung ist. Vor einer Infektion mit dem Mumps-Virus etwa schützt eine Impfung, die normalerweise bereits im Kindesalter erfolgt.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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ICD-Codes:
K11
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Arnold, W. & Ganzer, U.: Checkliste HNO, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2011
  • Boenninghaus, H. G. & Lenarz, T.: HNO, Springer Verlag, 14. Auflage, 2012
  • Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., unter: www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 27.10.2021)
  • Pschyrembel Online: Xerostomie, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 27.10.2021)
  • Uniklinik Köln: Speichelsteine, unter: hno.uk-koeln.de (Abrufdatum: 27.10.2021)
  • Universitätklinikum Düsseldorf: Speichelsteine, unter: www.uniklinik-duesseldorf.de (Abrufdatum: 27.10.2021)
  • Universitätsklinikum Gießen und Marburg, unter: www.ukgm.de (Abrufdatum: 27.10.2021)