Illness name: herzinsuffizienz
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Bei der
Herzinsuffizienz
(Herzmuskelschwäche, Herzschwäche, Myokardinsuffizienz) ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und damit Sauerstoff zu versorgen. Die Erkrankung ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Lesen Sie alles Wichtige zum Thema: Was ist Herzinsuffizienz? Welche Ursachen kann sie haben? Welche Symptome treten auf? Wie wird die Herzschwäche diagnostiziert und behandelt?
Bei der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist das Herz nicht mehr so leistungsfähig wie ein gesundes Herz. Es kann das Gewebe des Körpers nicht mehr ausreichend mit
Blut
(und damit Sauerstoff) versorgen. Das kann lebensgefährlich sein. Die Herzinsuffizienz kann auf verschiedene Ursachen zurückgehen:
Die häufigste Ursache der Herzinsuffizienz ist die Verkalkung der Herzkranzgefäße (
Koronare Herzkrankheit, KHK
). Durch die Kalk-Plaques sind die Gefäße, die den Herzmuskel versorgen, verengt, das Blut kann nicht mehr ordentlich hindurchfließen. In der Folge wird der Herzmuskel unterversorgt und ist nicht mehr so leistungsfähig.
Als zweite Hauptursache gilt
Bluthochdruck (Hypertonie)
. Bei Bluthochdruck muss das Herz dauerhaft stärker pumpen, beispielsweise gegen verengte Gefäße im
Blutkreislauf
. Mit der Zeit verdickt sich der Herzmuskel, um mehr Druck aufbauen zu können (Hypertrophie). Auf lange Sicht hält es diese Belastung aber nicht aus - und die Pumpleistung lässt nach.
Weitere Herzinsuffizienz-Ursachen sind
Herzrhythmusstörungen
und
Herzmuskelentzündungen
. Auch
Defekte der Herzscheidewand
und
Herzklappenfehler
(angeboren oder erworben) können zu einer Herzschwäche führen. Das Gleiche gilt für eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Herzbeutelerguss oder
Perikarderguss
, v.a. bei einer Perikarditis).
Ursache einer Herzinsuffizienz können zudem
Herzmuskelerkrankungen
(Kardiomyopathien) sein. Diese wiederum können beispielsweise durch Entzündungen oder übermäßigen Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch entstehen.
Ein Sonderfall ist die sogenannte Stress-Kardiomyopathie. Dabei kommt es nach einem schweren traumatischen Ereignis plötzlich zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche (meist bei Frauen nach der Menopause). Bei dieser auch Tako-Tsubo-Kardiomyopathie genannten Krankheit normalisiert sich die Herzfunktion aber meist wieder. Es entsteht also keine bleibende Herzinsuffizienz. Lebenserwartung und Lebensqualität sind nach einer überstandenen Stress-Kardiomyopathie deshalb nicht beeinträchtigt.
Stoffwechselerkrankungen
können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung einer Herzinsuffizienz spielen. Beispiele sind
Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit) sowie Störungen der Schilddrüsenfunktion (wie die Hyperthyreose =
Schilddrüsenüberfunktion
).
Erkrankungen der Lunge
wie ein
Lungenemphysem
oder
COPD
(chronic obstructive pulmonary disease) sind weitere mögliche Herzinsuffizienz-Ursachen.
Vor allem die seltenere Rechtsherzinsuffizienz (Funktionsschwäche der rechten Herzhälfte) kann auf einer Lungenerkrankung beruhen. Denn in der krankhaften Lunge sind meist auch die Gefäße geschädigt. Durch sie kann das Blut nicht mehr richtig hindurchfließen (pulmonale Hypertonie). Es staut sich in das rechte Herz zurück und belastet dieses.
Bei manchen Menschen entwickelt sich die Herzschwäche als Folge einer
Blutarmut
(
Anämie
) oder anderer
Organerkrankungen
, etwa der
Leber
oder Nieren. In seltenen Fällen führt eine
AV-Fistel
(AV-Shunt) zu einer Herzinsuffizienz. Das ist eine abnorme Kurzschlussverbindung zwischen einer
Arterie
und einer Vene.
Manchmal verursachen auch
Medikamente
eine Herzinsuffizienz. Diese Gefahr besteht zum Beispiel bei bestimmten Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen, gewissen Krebsmedikamenten (antineoplastische Mittel), Appetitzüglern und Migränemitteln (wie
Ergotamin
). Aber auch
Tumore des Herzens
oder
Krebsabsiedlungen
(Metastasen) lösen unter Umständen eine Herzschwäche aus.
Eine Herzinsuffizienz setzt sich allgemein aus zwei Parametern zusammen: systolische und diastolische Herzinsuffizienz.
Mit dem Begriff systolische Herzinsuffizienz (auch kongestive Herzinsuffizienz) wird die verminderte Pumpfähigkeit des Herzens bezeichnet: Die Pumpfunktion und die Auswurfleistung der linken Herzkammer (Ventrikel) sind vermindert.
Das führt dazu, dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Außerdem staut sich das Blut zurück. Dadurch entstehen Ödeme, etwa in Armen und Beinen oder in der Lunge.
Neben der systolischen Herzinsuffizienz tritt meist auch noch eine diastolische Herzinsuffizienz auf. Das bedeutet, dass die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt werden.
Meist ist der linke Ventrikel krankhaft verändert, dadurch weniger dehnbar und kann so nicht mehr ausreichend Blut aufnehmen. In der Folge wird weniger Blut in den Körperkreislauf weitergepumpt. Dies führt zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Die diastolische Herzinsuffizienz tritt vor allem im Alter auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Eine Herzinsuffizienz lässt sich nach verschiedenen Kriterien einteilen:
Die Europäische Herzgesellschaft (ESC) teilt die Herzinsuffizienz zudem nach der
Auswurfleistung
des Herzens ein. Pumpt das linke Herz noch genug Blut weiter, sprechen Ärzte von einer erhaltenen Auswurfmenge (Ejektionsfraktion = EF, Normalwert 60-70 Prozent). Im Gegensatz dazu steht die verminderte Auswurfmenge. Damit ergibt sich folgende Klassifikation:
Bei der
Rechtsherzinsuffizienz
sind vor allem der rechte Vorhof und die rechte Kammer des Herzmuskels von der Herzschwäche betroffen.
Die rechte Seite des Herzens ist die Seite, in die das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zuerst geleitet wird. Von dort pumpt es das Blut weiter in die Lunge, um dort neuen Sauerstoff zu "tanken“. Das angereicherte Blut fließt dann in die linke Herzhälfte und von dort weiter in den Körperkreislauf.
Eine schwache rechte Herzhälfte kann diese Leistung nicht mehr ausreichend aufbringen und das Blut staut sich in den zuführenden Gefäßen (
Venen
). Dadurch steigt der Druck in den Venen und Flüssigkeit wird aus den Venen in das umliegende Gewebe gedrückt. Es entstehen Wasseransammlungen (Ödemen) im Körper, vor allem in den Beinen und im Bauch.
Die Rechtsherzinsuffizienz entwickelt sich meist als Folge einer chronischen Linksherzinsuffizienz.
Bei der
Linksherzinsuffizienz
ist die Pumpleistung der linken Herzhälfte nicht mehr ausreichend. In der Folge staut sich das Blut in die Lungengefäße zurück (Stauungslunge). Dies ist besonders gefährlich, da es zu Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödeme) kommen kann.
Husten
und Atemnot sind typische Symptome.
Wenn eine
globale Herzinsuffizienz
vorliegt, ist die Pumpleistung beider Teile des Herzens vermindert. Es zeigen sich also Symptome einer Rechts- und einer Linksherzinsuffizienz.
Bei einer akuten Herzinsuffizienz treten erste Symptome sehr schnell innerhalb weniger Stunden bis einiger Tage auf. Ursachen sind hierbei meist andere Erkrankungen. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich langsam im Verlauf mehrerer Monate bis Jahre.
Die Begriffe
kompensierte Herzinsuffizienz
und
dekompensierte Herzinsuffizienz
beschreiben, in welchen Fällen Symptome auftreten. Die kompensierte Herzinsuffizienz löst meist nur bei Belastung Symptome aus. In Ruhe kann das Herz dagegen die erforderliche Leistung noch erbringen, sodass sich keine Beschwerden zeigen.
Dagegen ruft die dekompensierte Herzinsuffizienz Symptome wie Wasseransammlungen (Ödeme) oder Atemnot (Dyspnoe) bereits in Ruhe oder bei geringer Belastung hervor.
Ärzte verwenden die Begriffe vor allem, wenn eine Herzschwäche schon bekannt ist. Sind die Symptome unter Kontrolle (beispielsweise durch richtige Medikamente), ist die Herzinsuffizienz kompensiert. Läuft dieser Zustand aber aus dem Ruder (etwa durch akut hinzukommende Krankheiten oder fehlende Tabletteneinnahme), gilt die Herzinsuffizienz als dekompensiert.
Die NYHA (New York Heart Association) hat eine allgemein gültige Klassifikation der Herzinsuffizienz nach den beobachtbaren Symptomen erstellt:
Der linke Teil des Herzens ist derjenige Teil, in den das Blut weitergeleitet wird, nachdem es in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wurde. Wenn diese Herzhälfte nicht mehr richtig funktioniert, staut sich das Blut in die Lunge zurück. Dies führt zu
Husten
und zu
Atemnot
(Dyspnoe).
In den meisten Fällen tritt die Atemnot zunächst nur bei Belastung auf (Belastungs-Dyspnoe) und erst später auch in Ruhe (Ruhe-Dyspnoe). Bei vielen Betroffenen macht sie sich besonders nachts im Liegen bemerkbar, da dann das Blut (und damit Wasser) leichter zum schwachen Herzen zurückströmt.
Schreitet die Linksherzinsuffizienz weiter fort, tritt Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren in die Lungenbläschen über. Dies führt neben Atemnot auch zu vermehrtem Hustenreiz. Gleichzeitig können sich die
Bronchien
verkrampfen. Man nennt diesen Symptomkomplex auch "
Asthma
cardiale
" ("herzbedingtes Asthma").
Tritt weiter Flüssigkeit ins Lungengewebe über, entsteht ein sogenanntes
Lungenödem
. Seine Kennzeichen sind starke Atemnot und "blasige" Atemgeräusche ("Brodeln"). Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff verfärben sich
Haut
und Schleimhäute bläulich (
Zyanose
). Manche Patienten husten schaumiges, teils fleischfarbenes Sekret ab.
Sammelt sich Flüssigkeit um die Lungen herum im Pleuraspalt, sprechen Mediziner von einem
Pleuraerguss
. Er zählt ebenfalls zu möglichen Herzinsuffizienz-Symptomen.
Herzschwäche-Patienten setzen sich aufgrund der Atemprobleme meist instinktiv mit
aufrechtem und erhöhtem Oberkörper
hin. Das lindert die Symptome. Außerdem lässt sich in dieser Haltung die Atemhilfsmuskulatur wirksamer einsetzen.
Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper fließt in den rechten Teil des Herzens. Es wird von der rechten Herzkammer in die Lunge gepumpt, wo es erneut mit Sauerstoff angereichert wird. Wenn die rechte Herzhälfte von der Herzschwäche betroffen ist, staut sich das But in die Körpervenen zurück.
Typische Herzinsuffizienz-Symptome sind in diesem Fall Wasseransammlungen im Körper (
Ödeme
). Sie zeigen sich zuerst üblicherweise in den Beinen (Beinödeme) – vor allem an den Knöcheln oder auf dem Fußrücken, dann auch über den Schienbeinen. Bei bettlägerigen Patienten bilden sich die Ödeme zuerst meist über dem
Kreuzbein
.
Im fortgeschrittenen Stadium der Rechtsherzinsuffizienz lagert sich Wasser auch in die Organe ein. Weitere typische Herzschwäche-Symptome sind daher Beeinträchtigungen der Organfunktionen.
Eine Stauung im
Magen
(Stauungsgastritis) äußert sich etwa durch
Appetitlosigkeit
und Übelkeit, eine Leberstauung durch Schmerzen im rechten Oberbauch. Außerdem kann sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle ansammeln (
Bauchwassersucht
, Aszites).
Die Wassereinlagerungen verursachen oft eine
rasche Gewichtszunahme
, oft mehr als zwei Kilo pro Woche.
Diese Schwellungen können die Haut austrocknen, weil der Druck im Gewebe zu groß wird. Mögliche Folgen sind
Entzündungen (Ekzeme)
, die sich zu offenen,
schlecht heilenden Wunden
entwickeln können.
Sind beide Herzhälften von der Organschwäche betroffen, spricht man von globaler Herzinsuffizienz. Die Symptome beider Erkrankungsformen (Rechts- und Linksherzschwäche) treten dann gemeinsam auf.
Die Herzinsuffizienz verursacht Wassereinlagerungen (Ödeme) im gesamten Körper. Diese werden vor allem nachts, wenn der Betroffene liegt, gelöst (mobilisiert).
Der Körper will die freigesetzte, überschüssige Flüssigkeit über die Nieren ausscheiden. Deshalb müssen Betroffene nachts sehr häufig auf die Toilette. Dieses
gehäufte nächtliche Wasserlassen
wird als
Nykturie
bezeichnet.
Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Herzinsuffizienz kommt es zu einer
gestörten
Atmung
. Eine häufige Form ist die sogenannte Cheyne-Stokes-Atmung. Diese ist daran zu erkennen, dass die Atemtiefe und damit auch das Atemgeräusch periodisch an- und abschwellen.
Sie tritt auf, wenn aufgrund der fortgeschrittenen Herzschwäche das zentrale Nervensystem nicht mehr richtig durchblutet wird.
Bei Belastung schlägt das Herz sehr schnell (
Herzrasen
= Tachykardie). Zudem können
Herzrhythmusstörungen
auftreten, besonders bei einer ausgeprägten Herzschwäche. Die Rhythmusstörungen können lebensbedrohlich werden und müssen dann sofort behandelt werden.
Ein weiteres klassisches Herzschwäche-Anzeichen im Spätstadium ist
niedriger Blutdruck
.
Allgemeine und sehr häufige Herzinsuffizienz-Symptome sind außerdem
verminderte Leistungsfähigkeit
,
Müdigkeit
und
Erschöpfung
.
Die Herzinsuffizienz-Diagnose basiert auf der Erfassung der Krankengeschichte (
Anamnese
) sowie auf körperlichen und apparativen Untersuchungen.
Im
Anamnese
-Gespräch fragt der Arzt den Patienten unter anderem nach seinen Beschwerden und ob bereits Herzerkrankungen in der Familie aufgetreten sind (genetische Prädisposition).
Bei der
körperlichen Untersuchung
gibt es verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedlich aufwändig und aussagekräftig sind. Außerdem dient die körperliche Untersuchung dazu, andere Erkrankungen auszuschließen, die ebenfalls Herzinsuffizienz-Symptome wie Atemnot und Brustschmerzen verursachen (Differentialdiagnosen).
Das
Abhören
der Herzaktivität mit dem Stethoskop liefert dem Arzt erste Hinweise auf einen Herzklappenfehler oder eine Herzmuskelschwäche. Beim Abhören der Lunge ist ein rasselndes Geräusch ein Anzeichen für Herzinsuffizienz. Es weist auf Wassereinlagerungen in der Lunge hin.
Rasselgeräusche treten aber beispielsweise auch bei einer
Lungenentzündung
auf. Unter Umständen hört der Arzt auch einen dritten Herzton (dieser ist sonst nur bei Kindern und Jugendlichen normal).
Bei Ödemen in den Beinen lassen sich sichtbare
Dellen
in die Haut drücken. Misst der Arzt den Puls, wechselt der möglicherweise mit jedem Schlag seine Intensität (
Pulsus alternans
). Ferner erkennt der Untersucher
hervortretende Halsvenen
- Zeichen eines Blutrückstaus.
Die Funktion des Herzens lässt sich mit einem
Herz-Ultraschall
(Echokardiographie) beurteilen. Dabei kann der Arzt sehen, ob Fehler an den Klappen, an der Struktur der Herzwände oder in den Herzinnenräumen vorliegen. Auch eine verdickte Wandstruktur und die Auswurfleistung des Herzens werden so sichtbar gemacht.
Der Blutstrom, der durch das Herz fließt, lässt sich mithilfe der
Farbdoppler-Sonographie
darstellen. Das ist eine besondere Form der Ultraschalluntersuchung. Mit einem Ultraschallgerät sieht der Arzt zudem Flüssigkeitsansammlungen etwa im Bauchraum (Aszites) oder Brustkorb (Pleuraergüsse). Gleichzeitig überprüft er die
Hohlvene
und Organe auf Stauungszeichen.
Herzrhythmusstörungen werden mit einem
Langzeit-EKG
am besten nachgewiesen. Dabei bekommt der Betroffene ein tragbares kleines Gerät mit nach Hause. Es ist mit den Elektroden, die der Arzt über der
Brust
des Patienten anbringt, verbunden und zeichnet kontinuierlich die Herzaktivität auf.
Ein Langzeit-EKG läuft meist über 24 Stunden. Die Untersuchung ist schmerzlos und stellt keine Beeinträchtigung des Patienten dar.
Mit einer
Herzkatheteruntersuchung
kann der Arzt überprüfen, ob verengte Herzkranzgefäße die Herzinsuffizienz verursachen. Die Untersuchung findet meist unter örtlicher Betäubung statt. Werden verengte Stellen entdeckt, können sie sofort aufgedehnt werden.
Unter Umständen werden Stents (Gefäßstützen) eingesetzt, um das Herzkranzgefäß dauerhaft offen zu halten. Ferner helfen
Belastungsuntersuchungen
(etwa auf dem Fahrrad-Ergometer), das Ausmaß einzuschätzen. In manchen Fällen ist das Herz so schwach, dass diese Tests nicht mehr möglich sind.
Auch eine
Blutdruckmessung
wird bei Verdacht auf Herzinsuffizienz durchgeführt.
Außerdem ordnet der Arzt verschiedene
Urin- und Blutuntersuchungen
im Labor an. Unter anderem werden der Urinstatus und ein Blutbild angefertigt. Anhand des Blutbilds erkennt der Arzt beispielsweise eine Blutarmut. Zudem werden die
Elektrolyte
(v.a.
Natrium
und
Kalium
) und der Eisenstatus ermittelt. Der Arzt lässt auch verschiedene Organparameter wie Kreatinin, den Nüchternblutzucker und die Leberenzyme mitsamt Gerinnungswerten im Labor bestimmen.
Besonders relevant bei der Diagnose sind die sogenannten
natriuretischen Peptide
: Brain Natriuretic Peptid (
BNP
), sein Spaltprodukt
NT-proBNP
und das atriale natriuretische Peptid (ANP, wobei Ärzte ebenfalls ein Spaltprodukt, das midregionale pro-atriale natriuretische Peptid, kurz
MR-proANP
, messen). Bei Herzinsuffizienz sind diese Eiweiß-Hormone vermehrt im Blut nachweisbar, da sie bei Überdehnung und Belastung des Herzens freigesetzt werden.
Zusätzlich können
Röntgenaufnahmen
des Brustkorbs und eine
Magnetresonanztomografie
(MRT)
die Herzinsuffizienz-Diagnose unterstützen.
Die Herzinsuffizienz-Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen und hängt vor allem vom Schweregrad der Herzschwäche ab. Grundsätzlich ist neben einer medikamentösen Therapie auch der persönliche Lebensstil ausschlaggebend. In schweren Krankheitsfällen kann ein Schrittmacher oder eine Herztransplantation notwendig sein.
Mit der medikamentösen Herzinsuffizienz-Therapie will man Komplikationen der Erkrankung verhindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Je nach Ursache der Herzinsuffizienz wird auf unterschiedliche Medikamente zurückgegriffen. Einige Medikamente verbessern nachweislich die Prognose, andere lindern vor allem bestehende Beschwerden.
Sehr häufig werden in der Herzinsuffizienz-Therapie Wirkstoffe aus der Gruppe der ACE-Hemmer (erste Wahl) und Betablocker eingesetzt. Laut verschiedener Studien verbessern sie die Prognose einer Herzinsuffizienz. Damit diese und weitere Medikamente aber auch richtig wirken, müssen sie dauerhaft und regelmäßig wie vom Arzt verordnet eingenommen werden.
Insgesamt stehen für die Herzinsuffizienz-Therapie verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Zu den wichtigsten zählen:
ACE-Hemmer:
Sie blockieren ein Protein, das im Körper für die Verengung der
Blutgefäße
verantwortlich ist. Dadurch bleiben die Blutgefäße dauerhaft erweitert, und der Blutdruck sinkt. Das entlastet das Herz und der Umbau des Herzmuskels infolge der Dauerüberlastung wird verlangsamt. ACE-Hemmer verordnet der Arzt in der Regel zuerst (NYHA I).
AT-1-Antagonisten (= Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane):
Sie blockieren die Wirkung eines blutdrucksteigernden Hormons. Eingesetzt werden sie aber nur dann, wenn der Patient ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) nicht verträgt.
Betablocker (Betarezeptoren-Blocker):
Sie senken den Blutdruck und den Puls, beugen lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen vor und verbessern so die Prognose der Herzinsuffizienz. Sie kommen meist ab NYHA-Stadium II zum Einsatz, aber auch schon früher, wenn beispielsweise ein Herzinfarkt stattgefunden hat.
Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA, auch Aldosteron-Antagonisten genannt):
Diese sind zusätzlich indiziert in den NYHA-Stadien II-IV, insbesondere wenn das Herz nicht mehr ausreichend pumpt (EF < 35 Prozent). Sie steigern die Wasserausscheidung aus dem Körper, was letztlich das Herz entlastet. Diese Behandlung soll als "antifibrotische Therapie" zu einer Umkehr des schädlichen Herzmuskelumbaus beitragen.
Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI)
: Hierbei handelt es sich um eine fixe Wirkstoffkombination aus einem Angiotensin-Rezeptorblocker (AR, = AT-1-Antagonist, siehe oben) und einem Neprilysin-Inhibitor (NI). Letzterer hemmt den Abbau von verschiedenen Hormonen im Körper und erweitert so die Gefäße, fördert die Ausscheidung und wirkt Narbengewebe im Herzmuskel entgegen. Bislang verfügbar ist die Kombination der Wirkstoffe Sacubitril (NI) und
Valsartan
(AR). Ärzte verordnen ARNI als Ersatz von ACE-Hemmern oder Sartanen.
Diuretika
: Diuretika sind harntreibende Medikamente. Sie scheiden eingelagerte Flüssigkeit aus, sodass Herz und Gefäße weniger belastet werden. Sie kommen also immer dann zum Einsatz, wenn der Patient an Ödemen leidet.
SGLT2-Inhibitoren (Hemmer des Natrium-Glucose-Cotransporter-2, Gliflozine)
: SGLT2-Hemmer sind aus der Behandlung der Zuckerkrankheit Diabetes bekannt. Sie können aber auch chronisch herzschwachen Patienten helfen - unabhängig davon, ob sie an Diabetes leiden oder nicht. Ärzte verordnen sie neben einer Therapie mit ACE-Hemmern/ARNI, Beta-Blockern und Aldosteron-Antagonisten, insbesondere wenn Patienten darunter immer noch Beschwerden haben.
Ivabradin:
Dieses Medikament senkt die Herzfrequenz. Ärzte verordnen es, wenn der
Herzschlag
auch unter Beta-Blockern zu schnell ist (> 70/min) oder diese nicht vertragen werden.
Digitalis:
Präparate mit Digitalis verbessern die Pumpkraft des Herzens. Es wirkt nicht lebensverlängernd, steigert aber die Lebensqualität und die Belastbarkeit der Betroffenen. Digitalis (
Digitoxin
,
Digoxin
) dient der Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern, einer häufigen Herzrhythmusstörung.
Vericiguat:
Vericiguat stimuliert ein Enzym, das letztlich für eine Erweiterung der Gefäße und damit einen verminderten Blutdruck sorgt. Es wird bei Patienten der NYHA-Stadien II-IV eingesetzt, wenn ACE-Hemmer/ARNI, Betablocker und MRA nicht ausreichen, um zu verhindern, dass sich der Zustand des Patienten verschlechtert.
Die oben genannten Wirkstoffe setzen Ärzte in erster Linie bei Patienten ein, die eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung (HFrEF) haben (und NYHA-Klassen II bis IV). Zur Standardtherapie gehören hier ACE-Hemmer (oder ARNI, bei Unverträglichkeit Sartane) plus Betablocker plus Aldosteron-Antagonisten plus SGLT2-Hemmer (gemäß der Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie).
Bei Patienten mit erhaltener Auswurfleistung (HFpEF) gibt es keine derartige Medikamenten-Empfehlung. Sind Betroffene "überwässert", erhalten sie harntreibende Medikamente. Ähnlich sieht es bei Menschen mit geringgradig verringerter Auswurfleistung (HFmrEF) des Herzens aus. Je nach Fall verschreiben Ärzte Präparate, die auch bei einer Herzinsuffizienz mit verringerter Auswurfleistung (HFrEF) zum Einsatz kommen.
Ärzte empfehlen herzschwachen Patienten Eisen-Infusionen, wenn der Eisenspeicher-Wert
Ferritin
unter 100 Nanogramm pro Liter liegt beziehungsweise die Sättigung von
Transferrin
(Eisentransporter) unter 20 Prozent. Außerdem ist diese Eisensubstitution für Patienten sinnvoll, die Beschwerden haben und kürzlich wegen Herzinsuffizienz in eine Klinik eingewiesen werden mussten.
Mehr
Eisen
im Blut kann letztlich die Atmung erleichtern. Denn Eisen ist ein Grundbaustein des Blutfarbstoffs
Hämoglobin
, dem eine entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport zukommt.
Eisenmangel
führt über kurz oder lang zu einer Blutarmut, die eine Herzschwäche begünstigt.
Die Pflanzenheilkunde empfiehlt bei Herzinsuffizienz
Weißdorn
-Präparate. Sie sollen die Kontraktionskraft und die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessern. Zudem wirken sie Herzrhythmusstörungen entgegen (antiarrhythmische Wirkung).
Aus wissenschaftlicher Sicht konnte bislang keine relevante und gesicherte Wirksamkeit von Weißdorn bei Herzschwäche nachgewiesen werden. Wenn Patienten solche Heilpflanzen-Präparate dennoch versuchen möchten, dann in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker und ergänzend zur schulmedizinischen Herzinsuffizienz-Behandlung.
Bei Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz kann ein sogenannter
biventrikulärer Herzschrittmacher
(CRT = kardiale Resynchronisationstherapie) mit einer medikamentösen Therapie kombiniert werden.
Beide zusammen können die Herzschwäche ausgleichen. Bei der CRT werden Schrittmacherdrähte in die Herzkammern eingebracht, damit diese wieder im gleichen Rhythmus schlagen.
Patienten, die einen Herzstillstand überlebt haben oder unter gefährlichen Herzrhythmusstörungen leiden, profitieren von einem
implantierbaren
Defibrillator
(implantierbarer Cardioverter/Defibrillator, ICD)
. Das Gerät wird wie ein Herzschrittmacher eingesetzt. Es gibt einen Elektroschock ab, wenn es eine gefährliche Rhythmusstörung erkennt.
Manchmal setzen Ärzte ein Kombinationsgerät aus beiden Systemen ein, das sogenannte
CRT-ICD-System
(auch CRT-D-System).
Wenn sich die Herzinsuffizienz trotz einer bestehenden Therapie verschlechtert, kann es nötig werden, das alte gegen ein neues Herz auszutauschen (
Herztransplantation
). Patienten können ein Spenderherz oder auch ein künstliches Herz erhalten. Hierbei kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen wie beispielweise Abstoßungsreaktionen.
Verengte Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit, KHK) zählen zu den häufigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz. Der beeinträchtigte Blutfluss lässt sich operativ verbessern, indem die Gefäße im Rahmen eine
Herzkatheter
-Untersuchung aufgeweitet werden (
Ballondilatation
, eventuell mit Einbau eines
Stents
= Gefäßstütze). Man kann auch einen
Bypass
legen.
Sind defekte Herzklappen der Grund für die Herzinsuffizienz, kann ebenfalls eine Operation notwendig sein. Manchmal ist eine "Reparatur" (
Rekonstruktion) der Herzklappe
möglich. In anderen Fällen wird die defekte Herzklappe ausgetauscht (biologische oder mechanische
Klappen-Prothese
).
Hat der Arzt bei Ihnen eine Herzinsuffizienz festgestellt, sollten Sie unbedingt auf einen gesunden Lebensstil achten. Risikofaktoren werden so minimiert und die Lebensqualität gesteigert. Sie sollten daher Folgendes beherzigen:
Patienten mit einer Herzinsuffizienz wurde lange geraten, sich körperlich zu schonen und körperliche Anstrengung zu vermeiden. Viele wissenschaftliche Studien konnten allerdings einen positiven Effekt von moderatem Ausdauertraining bei Herzinsuffizienz feststellen. Die körperliche Aktivität ist nicht nur sicher, sondern sogar ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Sport bei Herzinsuffizienz verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen. Ob die Aktivität auch eine Auswirkung auf die Lebenserwartung der Patienten hat, ist allerdings noch unklar.
Bei akuten Krankheitszuständen wie zum Beispiel einem akuten Koronarsyndrom, Luftnot im Ruhezustand, Wassereinlagerungen im Gewebe oder einer Herzmuskelentzündung ist Sport tabu. Generell ist bei einer Herzschwäche Vorsicht geboten: Fragen Sie stets Ihre Ärzte, inwieweit Sie sich belasten dürfen.
Bevor der Patient mit dem Training beginnen kann, führt der Arzt einen Belastungstest (meist
Spiroergometrie
) durch. Dadurch kann er die maximale Leistungsfähigkeit des Patienten ermitteln. Entscheidend sind mitunter auch die Ergebnisse aus dem Labor und dem Herzultraschall. Im Anschluss bekommt der Patient einen maßgeschneiderten Trainingsplan.
Für Personen mit Herzinsuffizienz gibt es keinen allgemeingültigen Trainingsplan. Dieser richtet sich nach dem jeweiligen Patienten, dem Herzinsuffizienz-Stadium sowie dem generellen Gesundheits- und Fitnessstatus. Im Allgemeinen umfasst Sport bei Herzinsuffizienz zwei wesentliche Bausteine:
Haben Betroffene überhaupt keine Kondition, kann zunächst ein reines Atemmuskeltraining sinnvoll sein.
Bei moderatem Ausdauertraining bleibt die Trainingsintensität über einen längeren Zeitraum gleich. Am Anfang trainiert der Patient bei 40 bis 50 Prozent seiner maximalen Leistungsfähigkeit (gemessen anhand der sogenannten maximalen Sauerstoffaufnahme). Menschen mit NYHA-Stadium III sollten zunächst unter 40 Prozent bleiben. Wer diese Intensität ungefähr 10 Minuten lang durchhält, kann sie langsam steigern.
Dabei ist eine sinnvolle Möglichkeit die sogenannte ÖLI-Regel (= öfter, länger, intensiver). Das bedeutet, dass zuerst die Trainingshäufigkeit, dann die Dauer und zuletzt die Intensität erhöht werden.
Wenn also das Ausdauertraining 10 Minuten lang absolviert werden kann, wird die Trainingshäufigkeit von beispielsweise drei auf fünf Einheiten pro Woche angehoben. Im nächsten Schritt verlängert man die Trainingseinheiten: Statt 10 Minuten trainiert der Patient dann 15 bis 20 Minuten. Als letztes wird die Intensität gesteigert: Statt 40% der maximalen Leistungsfähigkeit geht er auf 50 bis 60 Prozent.
Im Verlauf können Herzinsuffizienz-Patienten auch Intervalltraining betreiben. Hier sind die Einheiten kürzer, dafür intensiver. Die Intensität liegt dann im moderat-intensiven Bereich bei etwa 60 bis 80 Prozent der Leistungsfähigkeit. Am Tag nach dem Intervalltraining ist eine Pause meist sinnvoll.
Für Personen mit Herzinsuffizienz ist als moderates Ausdauertraining zum Beispiel geeignet:
Im trainierten Zustand sind auch weitere Sportarten wie Joggen oder Ausdauer-Schwimmen möglich. Übrigens: Bei einem moderaten Training ist die Atmung beschleunigt, man kann sich aber noch in ganzen Sätzen unterhalten.
Kraft- und Widerstandstraining ist für Personen mit Herzinsuffizienz ebenfalls wichtig. Denn viele Betroffene zeigen im fortgeschrittenen Stadium das sogenannte Wasting-Syndrom. Dabei kommt es zu einem Abbau von Muskelmasse und Kraftverlust.
Empfohlen wird ein dynamisches Kraft-Ausdauertraining mit wenig Gewicht und vielen Wiederholungen. Um einen Trainingsplan zu erstellen, ist es sinnvoll, zum Beispiel das sogenannte "one repetition maximum" (1-RM), also das Maximalgewicht für eine Wiederholung, zu ermitteln.
Idealerweise beginnt der Patient das Training bei einer geringen Intensität, beispielsweise unter 30 Prozent des 1-RM für fünf bis zehn Wiederholungen. Man steigert sich dann langsam auf 40 bis 60 Prozent des 1-RM mit 10 bis 15 Wiederholungen. Das Training beinhaltet idealerweise acht bis zehn unterschiedliche Ober- und Unterkörperübungen.
Die richtige Atmung ist bei diesem Training besonders wichtig: Trotz Anstrengung ist eine Pressatmung zu vermeiden.
Patienten mit Herzinsuffizienz absolvieren am besten zwei- bis dreimal pro Woche ein dynamisches Krafttraining.
Übrigens: Hochintensives Intervalltraining (HIIT) ist eine mögliche Option für Patienten mit niedrigem Risiko und einer stabilen Herzinsuffizienz. Gemäß der Vereinigung der europäischen Gesellschaften für Sportmedizin (EFSMA) ist hierbei erforderlich, dass geschultes Personal das Training überwacht.
Es ist ratsam, in regelmäßigen Abständen (alle drei bis sechs Monate) Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen und mit ihm neue Belastungsgrenzen zu besprechen.
Herzinsuffizienz ist nicht heilbar. Nur in wenigen Fällen können die Symptome soweit gemindert werden, dass ein vollkommen unbeeinträchtigtes Leben möglich ist. Allerdings kann jeder Patient selbst beeinflussen, inwieweit die Krankheit fortschreitet.
Durch eine
Änderung des Lebensstils
und einen
bewussten Umgang mit der Krankheit
können Betroffene viel dazu beitragen, ihre Prognose zu verbessern.
Neben dem Lebensstil ist es vor allem die
Therapietreue (
Adhärenz
, Compliance)
, die Patienten beachten müssen. Mit Therapietreue oder Compliance bezeichnet der Arzt, in wie weit sich Patienten an die verordnete und besprochene Therapie halten.
Dazu gehört zum Beispiel, dass die verschriebenen Medikamente regelmäßig eingenommen werden, auch wenn zurzeit vielleicht gar keine Symptome bestehen. Komplikationen und Verschlechterungen des Allgemeinzustands lassen sich so im Voraus verhindern.
Zur Compliance zählt auch, dass die Kontrolluntersuchungen beim Hausarzt regelmäßig wahrgenommen werden. Liegen dabei Blutwerte (z.B. Elektrolyte, Nierenwerte) außerhalb des normalen Bereichs, sind häufigere Kontrollen nötig.
Ebenfalls wichtig bei Herzinsuffizienz: Haben Sie den Verdacht, dass sich Ihr Zustand verschlechtert hat, suchen Sie umgehend den Arzt auf!
Statistisch gesehen stirbt die Hälfte aller Patienten innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose "Herzschwäche". Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten sind in den letzten Jahren aber aufgrund der immer besser werdenden medizinischen Versorgung gestiegen.
So haben Betroffene mittlerweile eine bessere Prognose und trotz Erkrankung noch eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Im Einzelfall hängt diese von der Art (Genese) der Erkrankung, dem Alter des Betroffenen, möglichen Begleiterkrankungen und dem persönlichen Lebensstil ab.
Nichtsdestotrotz ist die chronische Herzinsuffizienz eine fortschreitende Erkrankung, an der Betroffene versterben können. Gerade im fortgeschrittenen Stadium kann sich der ohnehin schon wackelige Zustand jederzeit plötzlich verschlechtern und auch tödlich enden. Daher ist wichtig, schon zu Beginn der Krankheit an solche Akutsituationen zu denken.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Maßnahmen dann sinnvoll sind und halten Sie Ihre Wünsche in Form einer
Patientenverfügung
fest. Ebenso sinnvoll ist eine Vorsorgevollmacht. Darin legen Sie fest, wer sich um Ihre Belange kümmern soll, wenn Sie es krankheitsbedingt nicht mehr können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Herzinsuffizienz
Kurzübersicht
Herzinsuffizienz: Ursachen und Risikofaktoren
Systolische und diastolische Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz: Einteilung
Herzinsuffizienz: Links, rechts, global
Akute Herzinsuffizienz und chronische Herzinsuffizienz
Kompensierte und dekompensierte Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz: NYHA-Einteilung
Herzinsuffizienz: Symptome
Herzinsuffizienz: Symptome bei Linksherzschwäche
Herzinsuffizienz-Symptome mit "Asthma cardiale"
Herzinsuffizienz: Symptome bei Rechtsherzschwäche
Globale Herzinsuffizienz: Symptome
Weitere Herzinsuffizienz-Symptome
Herzinsuffizienz: Untersuchungen und Diagnose
Herzinsuffizienz: Behandlung
Herzinsuffizienz: Medikamente
Eisen-Gabe bei Blutarmut und Herzinsuffizienz
Weißdorn bei Herzinsuffizienz
Schrittmacher gegen die Herzinsuffizienz
Chirurgische Maßnahmen
Herzinsuffizienz: Was Sie selbst tun können
Sport bei Herzinsuffizienz
Trainingsbeginn bei Herzinsuffizienz
Welcher Sport bei Herzinsuffizienz?
Moderates Ausdauertraining
Dynamisches Krafttraining
Herzinsuffizienz: Krankheitsverlauf und Prognose
Herzinsuffizienz: Lebenserwartung
Autoren- & Quelleninformationen