Illness name: listeriose
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Die
Listeriose
ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Typischerweise wird sie durch den Verzehr tierischer Produkte ausgelöst. Bei ansonsten gesunden Menschen verläuft die Infektion meist mild. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist die Listeriose manchmal lebensbedrohlich. Eine Listeriose lässt sich mit Antibiotika behandeln. Hier lesen Sie alles Wichtige zur
Listeriose
.
Die Listeriose ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch das Bakterium Listeria monocytogenes. Eine Infektion tritt fast immer durch den Verzehr mit Listerien verunreinigter Lebensmittel auf. Listerien sind in erster Linie in tierischen Produkten zu finden. Selten finden sich Verunreinigungen aber auch in nicht-tierischen Lebensmitteln wie beispielsweise Salaten.
Listeriose ist eine relativ seltene Krankheit. Etwa 0,1 bis 10 Menschen pro eine Millionen Einwohner erkranken jährlich daran. Die Anzahl der Listeriose-Fälle schwankt allerdings von Land zu Land. In Deutschland registriert das Robert Koch-Institut zwischen 300 und 600 Listeriose-Erkrankungen im Jahr.
Insgesamt erkranken etwas mehr Männer als Frauen an einer Listeriose. Unter jungen Erwachsenen sind jedoch 80 Prozent der Patienten Frauen. Experten gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der gemeldeten Fälle während der Schwangerschaft auftreten. Dabei umfasst diese Angabe sowohl Infektionen der Schwangeren als auch des Babys.
Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Listeriose (Inkubationszeit) beträgt zwischen drei und 70 Tagen (meist etwa drei Wochen). Es gibt allerdings vereinzelt Berichte von sehr kurzen Inkubationszeiten von nur wenigen Stunden. In diesen Fällen wurden große Mengen von Listerien mit der Nahrung aufgenommen.
Bei Listeriose in der Schwangerschaft beträgt die Inkubationszeit zwischen 17 und 67 Tagen.
Ansonsten gesunde Menschen haben durch Listeriose meist milde Symptome wie leichtes Fieber. Die Gefahr einer schweren Erkrankung durch Listerien besteht vor allem für immungeschwächte Patienten. In seltenen Fällen bricht jedoch auch bei Menschen mit normal funktionierendem Immunsystem eine schwere Listeriose aus.
Die Listerien gelangen über das Essen und damit über den Magen-Darm-Trakt in den Körper. Aus diesem Grund ist der Verdauungstrakt als erstes von den Beschwerden betroffen. Die Patienten entwickeln Listeriose-Symptome wie Erbrechen und
Durchfall
, die einer
Magen-Darm-Grippe
entsprechen, und klagen außerdem über folgende allgemeine Symptome:
Bei einem leichten Verlauf klingen diese Beschwerden in der Regel innerhalb weniger Tage von alleine ab.
In seltenen Fällen breiten sich die Listerien jedoch weiter im Körper aus. Erreichen sie die Blutbahn, ist eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich. Diese verläuft in rund einem Fünftel der Fälle tödlich. Besonders gefürchtet ist außerdem ein Übergreifen der Erreger auf das
Gehirn
und die
Hirnhäute
.
Dann besteht das Risiko einer Entzündung des Gehirns (
Enzephalitis
) oder einer Hirnhautentzündung (
Meningitis
). In diesem Fall ist mit schwerwiegenden neurologischen Symptomen wie beispielsweise Störungen des Gleichgewichtssinns oder des Bewusstseins zu rechnen.
Grundsätzlich ist ein Befall mit Listerien für jedes Organ möglich, somit verursachen sie potenziell eitrige Infektionen an praktisch jeder Körperstelle. Beispiele für verschiedene befallene Organe sind Entzündungen der Herzinnenhaut (
Endokarditis
), der
Bindehaut
im
Auge
(Konjunktivitis) oder Gelenkentzündungen (Arthritis).
Schwangere sind besonders häufig von einer Listeriose betroffen. Bei ihnen verläuft die Infektion häufig symptomarm oder die Listeriose-Symptome erinnern an einen grippalen Infekt. Wird die Listeriose in der Schwangerschaft über den Mutterkuchen (
Plazenta
) auf das ungeborene Kind übertragen, besteht die Gefahr der Früh- oder
Totgeburt
.
Auch eine Übertragung der Listeriose während der Geburt ist möglich.
Die Listeriose-Symptome beim Neugeborenen lassen zwei Krankheitsbilder unterscheiden:
Frühinfektion
(auch Granulomatosis infantiseptica): Listeriose-Symptome treten in der ersten Lebenswoche auf. Folgende Symptome beim Neugeborenen sind möglich:
Spätinfektion
: Listeriose-Symptome treten ab der zweiten Lebenswoche auf. Meist kommt es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis).
Es gibt keinen Listeriose-Test, der allgemein während der Schwangerschaft durchgeführt wird. Entsprechende Untersuchungen erfolgen, wenn der Verdacht auf eine Listeriose besteht.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Listeriose ist der Hausarzt oder ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Infektiologie. Zur Diagnosestellung einer Listeriose erkundigt sich der Arzt nach Ihrer Krankengeschichte (
Anamnese
). Er stellt Ihnen dabei unter anderem folgende Fragen:
Beim Verdacht auf eine Listeriose entnimmt der Arzt je nach Erkrankungsverlauf eine Probe aus
Blut
, Stuhl, Rückenmarksflüssigkeit (
Liquor
), Vaginalsekret, Wochenfluss, Eiter oder
Fruchtwasser
. Aus diesem Material wird in einem Labor versucht, den Erreger anzuzüchten und nachzuweisen.
Haben Sie den Verdacht, dass Sie sich über Lebensmittel mit Listeriose infiziert haben, heben Sie die verdächtigen Speisereste auf und lassen Sie diese ebenfalls im Labor untersuchen. So besteht eventuell die Möglichkeit, die Infektionsquelle ausfindig zu machen.
Die Ursache der
Listeriose
sind stäbchenförmige Bakterien, die sogenannten Listerien. Die Erreger kommen weltweit in der Umwelt vor. Die meisten Listerien-Spezies sind für den Menschen jedoch harmlos. Lediglich Listeria monocytogenes führt zu einer Erkrankung des Menschen.
Die Bakterien leben in der Erde, im Wasser, auf Pflanzen, in Tieren sowie in Menschen und vermehren sich dort.
Listerien sind ausgesprochen widerstandsfähig. So überleben sie Temperaturen von -0,5°C bis +45°C problemlos und sind in der Lage, sich im Kühlschrank (Temperatur um +4°C) zu vermehren. Um die Erreger der Listeriose abzutöten, bedarf es hoher Temperaturen wie beim Kochen, Braten, Sterilisieren oder Pasteurisieren.
In Einzelfällen wurde jedoch auch von Infektionen durch pasteurisierte Lebensmittel berichtet. Zu einer Infektion kommt es vor allem durch verunreinigte Nahrungsmittel.
Lebensmittel, bei denen häufig eine Verunreinigung mit Listerien auftritt, sind:
Gesunde Menschen erkranken beim Kontakt mit den Erregern meist nicht. Gefährdet sind vor allem Personen mit einem geschwächten Immunsystem: Dazu gehören etwa Neugeborene, ältere Menschen, Organtransplantierte sowie Patienten, die Immunsystem-dämpfende Medikamente (zum Beispiel Kortison) einnehmen oder an chronischen Erkrankungen (Tumoren, AIDS) leiden.
Außerdem erkranken Schwangere häufiger an einer Listeriose. Das Gesundheitsrisiko trägt hier in erster Linie das Baby: Zum einen besteht die Gefahr, dass die Erreger über den Mutterkuchen (Plazenta) auf das Ungeborene übertragen werden. Zum anderen stecken sich manche Kinder unter der Geburt im Geburtskanal bei der Mutter an.
Bis zu fünf Prozent der Menschen haben Listerien in ihrem Magen-Darm-Trakt, ohne an einer Listeriose zu erkranken. Dadurch scheiden sie die Bakterien unbemerkt im Stuhl aus und stellen so eine weitere Infektionsquelle für ihre Umgebung dar.
Ein Grund zur Panik in der Schwangerschaft an Listeriose zu erkranken, besteht jedoch nicht: Wenn Schwangere sich an die Empfehlungen halten und den Verzehr bestimmter Lebensmittel meiden, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Listeriose während der Schwangerschaft gering.
Die Listeriose wird mit Antibiotika behandelt. Als Mittel der Wahl gilt das Antibiotikum
Ampicillin
in Kombination mit einem Aminoglykosid. Andere Antibiotika wie
Erythromycin
,
Cotrimoxazol
oder Tetrazykline sind ebenfalls gegen Listerien wirksam.
Bei der Listeriose-Therapie ist es wichtig, das Antibiotikum über mindestens drei Wochen einzunehmen. Sonst droht die Listeriose erneut auszubrechen, da vorher noch nicht alle Bakterien abgetötet wurden. Treten Komplikationen wie eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) auf, ist die antibiotische Therapie unter Umständen bis zu sechs Wochen lang erforderlich.
In den meisten Fällen verläuft eine Listeriose mild und heilt innerhalb weniger Tage folgenlos aus. In manchen Fällen, insbesondere bei abwehrgeschwächten Menschen, verläuft die Erkrankung jedoch sehr ernst und führt im Extremfall zum Tod.
Entwickelt sich beispielsweise im Rahmen der Listeriose eine Blutvergiftung (Sepsis), ist diese in etwa 20 Prozent der Fälle tödlich. Im Falle einer Gehirnhautentzündung durch die Listerien sterben etwa 13 Prozent der Betroffenen.
Eine Listerieninfektion geht in fast allen Fällen auf kontaminierte Nahrungsmittel zurück. Da es keine Impfung gibt, besteht die Vorbeugung einer Listeriose in bestimmten Verhaltensregeln bei der Zubereitung und dem Verzehr der Nahrung. Insbesondere für Risikopersonen (Schwangere, Menschen mit geschwächtem Immunsystem) sind diese wichtig:
Personen, die mit Listeriose-Erkrankten Kontakt haben, sollten die üblichen Hygienemaßnahmen wie eine anschließende
Händedesinfektion
einhalten. Eine Isolation des an Listeriose erkrankten Patienten ist nicht notwendig.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Listeriose
Kurzübersicht
Was ist Listeriose?
Wie häufig tritt Listeriose auf?
Listeriose: Symptome
Leichter Verlauf
Schwerer Verlauf
Listeriose-Symptome in der Schwangerschaft
Listeriose-Symptome bei Neugeborenen (neonatale Listeriose)
Gibt es einen Listeriose-Test in der Schwangerschaft?
Was ist die Ursache einer Listeriose?
Wie lässt sich Listeriose behandeln?
Wie ist die Prognose bei einer Listeriose?
Wie lässt sich einer Listeriose vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen