Illness name: brustkrebs
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.
Brustkrebs
(Mamma-Karzinom) ist die häufigste Krebs-Erkrankung bei Frauen. Bei Männern tritt diese nur selten auf. Eine genetische Veranlagung und höheres Lebensalter begünstigen die Entstehung von Brustkrebs. Auch Alkohol, Rauchen, Übergewicht und Hormon-Präparate erhöhen das Erkrankungsrisiko. Lesen Sie hier mehr zum Symptomen, Ursachen, Entstehung und Therapie von Brustkrebs.
Brustkrebs (Mamma-Karzinom, Carcinoma mammae oder kurz Mamma-Ca) ist eine bösartige Geschwulst in der Brust. Mediziner sprechen auch von einem bösartigen (malignen) Tumor der Brust. Bestimmte Zellen in der Brust-Drüse verändern dabei ihre Gene und vermehren sich unkontrolliert. Sie wuchern ins gesunde Gewebe hinein (
invasives Wachstum
) und zerstören es. Brustkrebs verläuft manchmal tödlich.
Brustkrebs ist die
häufigste Krebs-Erkrankung bei Frauen
. In 2020 erkrankten über eine halbe Million Frauen in Europa an Brustkrebs. Aber was viele nicht wissen: Brustkrebs betrifft in einigen Fällen auch Männer! Das passiert allerdings selten. Männer machen nur ein Prozent aller Brustkrebs-Fälle aus.
Mehr über die Entstehung von Mamma-Karzinomen beim Mann, die auftretenden Symptome sowie die Diagnose und Behandlung erfahren Sie im Beitrag
Brustkrebs beim Mann
.
Wenn sich die Zellen eines Gewebes vermehren, sprechen Fachleute von einer Hyperplasie. Bildet sich dadurch eine neue Gewebe-Wucherung, nennen Experten diese Neoplasie. Zunächst lässt sich diese Gewebe-Veränderung nur im Labor feststellen, später bildet sich möglicherweise ein "Knoten" in der Brust.
Die gute Nachricht ist: Die meisten knotigen Veränderungen, die in der Brust entdeckt werden, sind gutartig (benigne) und greifen das gesunde Gewebe nicht an. Aus verdächtigen Gewebe-Veränderungen (Risiko-Läsionen) entsteht hingegen in manchen Fällen Brustkrebs.
Nicht aus jedem
Knoten in der Brust
entwickelt sich Krebs. Der Arzt sagt Ihnen, ob eine Gewebe-Veränderung harmlos oder gefährlich ist.
Verschiedene Zelltypen drohen, in der Brust zu wuchern und Risiko-Läsionen zu verursachen. Dabei handelt es sich nicht zwingend um Krebs-Vorstufen. Vielmehr begünstigen diese Gewebe-Veränderungen, dass Brustkrebs entsteht.
Bei auffälligen Zellen in den Drüsen-Lappen sprechen Ärzte von einer
Lobulären Neoplasie
(LN), auch lobuläre intraepitheliale Neoplasie (LIN) genannt. Eine LN steigert das Risiko für Brustkrebs um das 4- bis 12-fache. Sie lässt sich weiter unterteilen in die weniger gefährliche "atypische lobuläre Hyperplasie" (ALH), bei der das Drüsen-Läppchen seine Form beibehält, und in das "Lobuläre Carcinoma in situ" (LCIS), bei der sich das Drüsen-Läppchen wegen der vielen neuen Zellen aufweitet.
Bein manchen Frauen vermehren sich Zellen der Milchgänge unkontrolliert. Wenn diese Zellen eigentlich "normal" aussehen und nur in einer großen Zahl vorhanden sind, sprechen Ärzte von einer
Gewöhnlichen Duktalen Hyperplasie
(UDH). Sie erhöht das Brustkrebs-Risiko nur geringfügig.
Sind hingegen einige der Zellen verändert, etwa in ihrer Form und Struktur, nennen Ärzte das eine
Atypische Duktale Hyperplasie
(ADH). Bei ihr ist das Brustkrebs-Risiko deutlich erhöht.
Leicht erhöht ist das Risiko bei einer
Flachen Epithelialen Atypie
(FEA). Sie betrifft oft nur eine einzelne Zellschicht mit bestimmten Zellen der "Milchgang-Wände" (Epithel-Zellen). Die FEA ist eng mit der ADH verknüpft und gilt als frühe Form des Duktalen Carcinoma in Situ (
DCIS
) – einer möglichen Vorstufe von Brustkrebs.
Mehr über Diagnose und Therapie dieser möglichen Krebs-Vorstufe lesen Sie im Beitrag
DCIS – Duktales Carcinoma in Situ
.
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Mediziner unterscheiden verschiedene Formen. Die beiden häufigsten sind:
Invasives Mamma-Karzinom ohne speziellen Typ
(IC-NST = no special type): Früher als invasiv-duktales Mamma-Karzinom bezeichnet, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das "duktal" in der aktuellen Klassifikation gestrichen. Demnach zeigen diese Tumore zwar Anteile von Milchgängen, allerdings nicht ausreichend, um als rein invasiv-duktaler Brustkrebs zu gelten. Das invasive Mamma-Karzinom ohne speziellen Typ macht etwa 75 Prozent aller Brustkrebs-Erkrankungen aus.
Invasiv-lobuläres Mamma-Karzinom
(ILC): Etwa 15 Prozent aller Brustkrebs-Tumoren fallen in diese Gruppe. Der Krebs nimmt hier seinen Ausgang von den Drüsen-Lappen.
Daneben kennt man noch einige
seltenere Brustkrebs-Formen
. Dazu zählt zum Beispiel das
Inflammatorische Mamma-Karzinom
("entzündlicher" Brustkrebs). Dieser besonders aggressive Brustkrebs geht mit einer Entzündungsreaktion einher, bei der die
Haut
gerötet und geschwollen ist. Er macht etwa ein Prozent aller Brustkrebs-Erkrankungen aus. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Beitrag "
Inflammatorischer Brustkrebs
".
Es gibt einige mögliche Anzeichen, an denen man Brustkrebs erkennt. Zu den Symptomen gehören:
Erschrecken Sie nicht, wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich entdecken! Oft stecken relativ harmlose Ursachen, zum Beispiel Infektionen, einfache
Zysten
oder verdichtetes Bindegewebe dahinter. Lassen Sie dennoch den Frauenarzt die Symptome abklären!
Schmerzen sind bei vielen Erkrankungen ein wichtiges Alarm-Signal – nicht aber bei Brustkrebs, zumindest nicht im Frühstadium. Bei einem fortgeschrittenen Mamma-Karzinom treten allerdings häufig Tochter-Absiedelungen (Metastasen) auf, die Schmerzen auslösen.
Wie sicher sind Befunde per Mammografie?
Beim Brustkrebs-Screening in Deutschland sind knapp unter vier Prozent der Befunde falsch positiv – schlagen also falschen Alarm. Allerdings werden beim Screening meist Tumore entdeckt, die noch klein sind und nicht gestreut haben. Bei einer Mehrzahl der davon betroffenen Frauen ist dann keine Chemotherapie nötig und es muss keine ausgedehnte Lymphknotenentfernung durchgeführt werden. Insgesamt kann das Screening die Brustkrebssterblichkeit senken.
Bei mir wurde Brustkrebs entdeckt. Muss sofort operiert werden?
Brustkrebs ist in der Regel sehr gut behandelbar! Nehmen Sie sich Zeit, suchen Sie ein zertifiziertes Brustkrebszentrum auf und lassen sich beraten. Eine OP ist stets Teil der Behandlung. Sollte eine Chemotherapie notwendig sein, so wird diese üblicherweise vor der Operation durchgeführt. Hierdurch kann man sehen, wie der Tumor darauf anspricht. Ist er kleiner geworden, weiß man, dass die Therapie wirkt. Ist er nicht verschwunden, kann man eine weitere Therapie folgen lassen.
Kann ich später noch Kinder bekommen und diese auch stillen?
Es ist prinzipiell möglich, nach einer Brustkrebserkrankung Kinder zu bekommen. Allerdings ist nach der Behandlung oft für 5 bis 10 Jahre eine antihormonelle Therapie nötig. Bei Kinderwunsch muss diese unterbrochen werden – Ihr Arzt berät sie da. Stillen ist mit der gesunden Brust möglich. Bei der erkrankten Brust kann es sein, dass, je nach Ausdehnung der OP und den Strahlentherapie-Auswirkungen einer weniger Milch gebildet wird oder Stillen schmerzhaft ist.
Prof. Braun leitet als Chefarzt die Abteilung für Senologie am Rotkreuzklinkum München und Leiter des interdisziplinären Brustzentrums dort. Seine Schwerpunkte sind die Gynäkologische Onkologie und Spezielle operative Gynäkologie.
Wie bei vielen anderen Krebsarten ist auch bei Brustkrebs die eigentliche Ursache nicht bekannt. Man weiß aber, dass eine Reihe von Risikofaktoren Brustkrebs begünstigt:
Mehr über genetische Risikofaktoren für ein Mamma-Karzinom lesen Sie im Beitrag
Brustkrebs-Gene BRCA 1 und BRCA 2
.
Wenn Sie einen Knoten in der Brust oder andere Brustkrebs-Symptome bei sich entdecken, gehen Sie umgehend zum Frauenarzt (Gynäkologen). Er stellt Ihnen zunächst einige Fragen zu Ihrer
Krankengeschichte
(
Anamnese
). Das hilft ihm, der Ursache Ihrer Beschwerden auf den Grund zu gehen. So fragt der Arzt zum Beispiel, wann Sie die Symptome entdeckt haben, ob Sie Hormone einnehmen und ob es Fälle von Brustkrebs oder anderen Krebs-Erkrankungen in Ihrer Familie gibt.
Dann tastet der Arzt Ihre Brust und umliegende Bereiche wie Achselhöhlen oder
Schlüsselbein
ab. Dabei achtet der Arzt auf Schwellungen, Rötungen, Einziehungen sowie Form-Veränderungen der Brust und Brustwarze. Er drückt außerdem vorsichtig auf die Brustwarzen, um festzustellen, ob ein Sekret herausfließt.
Im Rahmen einer Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Brust untersucht der Arzt das Brustgewebe selbst sowie den Bereich bis zur und in der Achselhöhle. Mit Hilfe des Ultraschalls erkennt er das Gewebe unter der Haut und etwaige Veränderungen genauer.
Mit der Mammografie lassen sich Vorstufen und Frühstadien von Brustkrebs zwar noch besser erkennen als mittels Ultraschall. Die Röntgen-Strahlen schädigen allerdings das Gewebe, besonders bei jungen Frauen, da sich ihre Zellen schneller teilen und deshalb mehr Zellen bestrahlt werden. Bei jungen Patientinnen führt der Arzt die Röntgen-Untersuchung deshalb nur durch, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt.
Mehr über Ablauf, Aussagekraft und Risiken des Brust-Röntgens lesen Sie im Beitrag
Mammografie
.
Nicht jede Gewebe-Veränderung in der Brust ist bösartig. Durch eine Gewebe-Entnahme (Biopsie) lässt sich feststellen, ob es sich tatsächlich um Krebs handelt und welche Form vorliegt. Das Gewebe entnimmt der Arzt üblicherweise ambulant, also ohne längeren Krankenhaus-Aufenthalt.
Mehr über den Ablauf lesen Sie in dem Beitrag
Biopsie: Brust
.
In manchen Fällen führt der Arzt zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch. Um Gewebe-Veränderungen besser abzugrenzen, verabreicht er meist auch Kontrastmittel (KM-MRT). Dadurch erhält er sehr detaillierte Bilder des Brustgewebes, auf denen sich schon kleinste Veränderungen erkennen lassen. Diese Untersuchung wird zum Beispiel durchgeführt, wenn Ultraschall-Untersuchung und/oder Mammografie nicht aufschlussreich waren oder ein erhöhtes Risikoprofil bei dem Patienten vorliegt.
Steht fest, dass die Patientin Brustkrebs hat, folgen weitere Untersuchungen. Sie zeigen, ob und wie weit sich der Krebs im Körper ausgebreitet hat. Eine Röntgen-Untersuchung des Brustkorbs (
Röntgen-Thorax
) weist zum Beispiel Tochter-Geschwülste in der
Lunge
(Lungen-Metastasen) nach. Absiedelungen in der
Leber
lassen sich oftmals mittels Ultraschall aufspüren.
Eine nuklearmedizinische Untersuchung der Knochen (Knochen-Szintigrafie) zeigt, ob sich Krebszellen im Skelett angesiedelt haben. Auch eine
Computertomografie
(CT) mit Kontrastmittel ist häufig bei der Suche nach Metastasen hilfreich.
Anhand der verschiedenen Untersuchungs-Ergebnisse erstellt der Arzt einen sogenannten pathologischen Befund. Darin erfasst er die Eigenschaften des Brustkrebses, meist in Form von Abkürzungen.
So gibt zum Beispiel die
TNM-Bezeichnung
an,
Ein Beispiel: T4 N3 M0 bezeichnet einen großen Tumor, der in umliegendes Gewebe eingedrungen ist (T4), in vielen Lymphknoten an Achsel und/oder Schlüsselbein Krebszellen ausgestreut (N3), aber noch keine Fernmetastasen (M0) gebildet hat.
Weitere Kürzel vor der TNM-Bezeichnung geben zusätzliche Hinweise. So bedeutet etwa ein
vorangestelltes "c"
, dass der Arzt den Krebs anhand von klinischen ("clinical") Untersuchungen (zum Beispiel bildgebende Verfahren, Biopsie) klassifiziert hat. Bei einem
vorangestellten "p"
beruht die TNM-Bezeichnung auf feingeweblichen (histopathologischen) Labor-Ergebnissen, die nach einer Operation durchgeführt worden sind.
Ebenfalls wichtig für die Einteilung von Brustkrebs-Stadien ist das
"grading"
– der Entartungs-Grad des Tumors. Er gibt an, wie stark das Gewebe verändert ist. Er umfasst vier Stufen: von G1 (Zellen wenig verändert, Tumor wächst in der Regel langsam und wenig aggressiv) bis G4 (Zellen stark verändert, Tumor wächst meist schnell und neigt dazu, aggressiv in umliegendes Gewebe einzuwachsen).
Im pathologischen Befund ist auch der
Hormon-Rezeptor-Status des Tumors
angegeben. Er gibt an, ob der Brustkrebs der Patientin viele Andockstellen für Östrogen (ER+ oder ER-positiv) und/oder
Progesteron
(PgR+ oder PgR-positiv) besitzt. Oft werden beide zusammengefasst angegeben als Hormon-Rezeptor-positiv (HR+ oder Hr-pos.). Das ist wichtig für die Therapie-Planung: Ein Tumor mit vielen Hormon-Rezeptoren wächst durch Hormone. Entzieht man ihm diese Hormone, bremst das sein Wachstum.
Der
HER2-Rezeptor-Status
gibt an, ob die Tumorzellen auf ihrer Oberfläche viele Andockstellen für Wachstumsfaktoren (HER2/neu-Rezeptoren, auch ERBB2 oder erbB2) haben. Wenn ja (HER2-positiv), nimmt die Erkrankung meist einen aggressiveren Verlauf. Werden die Andockstellen blockiert, hindert das den Brustkrebs am Wachsen.
Wenn Sie an Brustkrebs erkrankt sind, erhalten Sie von Ihren behandelnden Ärzten einen
individuellen Therapie-Plan
. Er richtet sich danach, welcher Brustkrebs vorliegt und wie weit fortgeschritten bzw. in welchem Stadium er ist.
Entscheidend sind dabei auch die Eigenschaften der Krebszellen – etwa, ob sie auf ihrer Oberfläche Rezeptoren für Hormone und/oder Wachstums-Faktoren tragen. Außerdem berücksichtigen die Ärzte bei der Therapie-Planung das Alter, den allgemeinen Gesundheitszustand sowie den Hormon-Status der Patienten.
Meist besteht der Therapie-Plan aus
mehreren Bausteinen
: Die Ärzte kombinieren dabei die Behandlungs-Methoden, die in Ihrem Fall die besten Erfolgschancen versprechen. Prinzipiell stehen folgende Behandlungs-Möglichkeiten beim Mamma-Karzinom zur Verfügung: Operation, Chemo-Therapie, Bestrahlung, (Anti-)Hormon-Therapie und zielgerichtete Therapien wie eine Antikörper-Therapie.
Außerdem richtet sich die Therapie nach unterschiedlichen Zielen:
Brustkrebs entfernt der Arzt fast immer operativ. Wenn irgendwie möglich, wählt er dabei eine
brusterhaltende Therapie (BET)
. In manchen Fällen muss aber auch die gesamte Brust amputiert werden (
Mastektomie
).
Bei der brusterhaltenden Therapie entfernt der Arzt den Tumor, während die Brust selbst (weitgehend) erhalten bleibt. Das ist bei vielen Patientinnen möglich. Allerdings müssen
bestimmte Voraussetzungen
gegeben sein. Beispielsweise ist es Ärzten nur dann möglich, brusterhaltend zu operieren, wenn der Tumor örtlich begrenzt ist. Außerdem darf er im Verhältnis zur Brust nicht zu groß sein und nicht multizentrisch wachsen (also nicht aus mehreren Herden in verschiedenen Quadranten der Brust bestehen).
Zusammen mit der Krebs-Geschwulst entfernt der Arzt einen
Rand-Saum von gesundem Gewebe
. Damit will er sichergehen, dass keine randständigen Krebszellen im Körper zurückbleiben. Auch die unmittelbar benachbarten
Lymphknoten
(Wächter-Lymphknoten, engl. "sentinel nodes") schneidet er heraus. Noch während des Eingriffs untersucht er sie unter dem Mikroskop, um zu prüfen, ob sie bereits von Krebszellen befallen sind. Wenn ja, muss er auch Lymphknoten aus der Achselhöhle herausschneiden.
An eine brusterhaltende Operation schließt sich in der Regel eine Strahlen-Therapie an (adjuvante Bestrahlung).
Bei manchen Brustkrebs-Patientinnen ist der Tumor zu groß für eine brusterhaltende Operation. Dann muss die ganze Brust abgenommen werden. Diesen Eingriff bezeichnen Ärzte als
Brust-Amputation (Mastektomie)
.
Mehr über Ablauf und Risiken einer Brustamputation lesen Sie im Beitrag
Mastektomie
.
An eine Brust-Amputation schließt sich oft eine
Brust-Rekonstruktion
an. Die abgenommene Brust wird dabei mit einem Implantat aus Kunststoff oder mit Eigengewebe wiederaufgebaut.
Mehr zum Thema Wiederaufbau der Brust lesen Sie im Beitrag
Brustaufbau
.
Alternativ lässt sich das Fehlen einer Brust mit einer Brustprothese (Brustepithese) kaschieren. Es stehen verschiedene Modelle zur Verfügung, zum Beispiel BH-Einlagen, Prothesen-BHs oder selbsthaftende Prothesen.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie in dem Artikel über
Brustprothesen
.
Nach einer brusterhaltenden Operation und manchmal auch nach einer Brust-Amputation erhalten die Patientinnen meist eine
(adjuvante) Strahlen-Therapie
: Brustkrebs-Reste, die eventuell im Körper zurückgeblieben sind, werden von den hochenergetischen Strahlen so stark geschädigt, dass sie absterben.
Der Arzt bestrahlt in der Regel die
gesamte Brust
. Oft bestrahlt er zusätzlich
auch die Lymphknoten
unter dem Schlüsselbein und in der Achselhöhle. Nur bei älteren Patientinnen oder wenn das Rückfall-Risiko sehr gering ist, beschränkt er die Bestrahlung auf den Teil der Brust, wo der Tumor lag (Teilbrust-Bestrahlung).
In bestimmten Fällen ist auch eine
neo-adjuvante Strahlen-Therapie
sinnvoll – also die Bestrahlung des Tumors vor der Operation. Das verkleinert den Brustkrebs-Herd, sodass er sich später leichter entfernen lässt. Falls ein Brustkrebs nicht operabel ist oder die Patientin die Operation ablehnt, macht der Arzt eventuell eine alleinige Strahlen-Therapie.
Heutzutage ist es möglich, die Strahlen sehr gezielt nur auf den gewünschten Gewebe-Bereich auszurichten und damit gesunde Zellen beziehungsweise Organe weitgehend zu schonen. Trotzdem lassen sich
Nebenwirkungen
wie schmerzhaften Rötungen bis hin zu Blasen-Bildung sowie Haar-Ausfall nicht völlig vermeiden.
Sehr häufig setzt der Arzt bei Brustkrebs eine Chemo-Therapie ein. Dabei erhalten die Patienten sogenannte
Zytostatika
(meist als
Infusion
, manchmal auch als Tablette): Die Wirkstoffe verteilen sich im Körper und erreichen auch kleinste, bisher unentdeckte Tumor-Nester und einzelne Krebszellen in der Blut- und Lymph-Bahn. Diese Zellen werden von den Zytostatika so stark geschädigt, dass sie absterben.
Eine Chemo-Therapie wird vor (neo-adjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) durchgeführt. Auch als palliative Therapie wenden Ärzte sie an: Ist der Brustkrebs nicht heilbar, verlangsamen die Zytostatika zumindest das Tumor-Wachstum.
Meist erhält der Patient verschiedene Zytostatika in mehreren Zyklen. Welche Medikamente das genau sind und wie viele, legt der Arzt individuell fest. Zwischen den einzelnen Zyklen ist jeweils eine kurze Pause, um die Nebenwirkungen der Chemo-Therapie möglichst gering zu halten.
Zytostatika unterscheiden nicht zwischen gesunden Zellen und Krebszellen. Deshalb hat die Behandlung oft unerwünschte
Nebenwirkungen
wie Haar-Ausfall, Übelkeit und Erbrechen,
Durchfall
,
Appetitlosigkeit
sowie anhaltende Erschöpfung und
Müdigkeit
.
Mehr über die unerwünschten Wirkungen von Zytostatika lesen Sie im Beitrag
Chemo-Therapie: Nebenwirkungen
.
Der Großteil der Mamma-Karzinome besitzt viele Östrogen- und/oder Progesteron-Rezeptoren. Sie wachsen folglich durch die weiblichen Geschlechts-Hormone. Bei solchen Tumoren kommt eine
(Anti-)Hormon-Therapie (endokrine Therapie)
in Frage: Die Patientinnen erhalten Medikamente, die das hormonabhängige Tumor-Wachstum stoppen oder zumindest verlangsamen. Je nach dem genauen Wirkmechanismus handelt es sich dabei um Anti-Östrogene, Aromatase-Hemmer oder GnRH-Analoga.
Eine (Anti-)Hormon-Therapie bei Brustkrebs erstreckt sich über mehrere Jahre. Mögliche Nebenwirkungen der Behandlung sind etwa Wechseljahres-Beschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungs-Schwankungen. Sie treten auch bei Patientinnen auf, die die Wechseljahre schon hinter sich haben.
Zielgerichtete Therapien blockieren gezielt Vorgänge in den Krebszellen, die für das Tumor-Wachstum wichtig sind. Die Medikamente greifen dabei bestimmte Zielstrukturen (engl. "targets") in den Krebszellen an. Nur wenn die Zellen eine solche Zielstruktur besitzen, kommt eine Therapie in Frage mit Medikamenten, die zielgerichtet wirken.
Zu den zielgerichteten Therapien gegen Brustkrebs zählt die
Antikörper-Therapie (Immun-Therapie) mit HER2-Antikörpern
: Manche Mamma-Karzinome tragen auf ihrer Oberfläche sehr viele Andockstellen für Wachstums-Faktoren, sogenannte HER2-Rezeptoren (HER2/neu-Rezeptoren). HER2-Antikörper blockieren die Rezeptoren, sodass keine Wachstums-Faktoren mehr andocken – das Krebs-Wachstum wird verlangsamt oder blockiert.
Zum Wachsen benötigt ein Tumor bestimmte
Enzyme
. Dazu zählen die sogenannten Tyrosinkinasen.
Tyrosinkinase-Hemmer
blockieren die entsprechende Tyrosinkinase-Stelle an den Wachstums-Rezeptoren EGFR und HER2. Daher verabreichen ihn Ärzte nur beim HER2-positiven Brustkrebs. Der Wirkstoff wird als Tablette eingenommen.
Wenn der Tumor eine gewisse Größe überschreitet, braucht er mehr Sauerstoff und Nährstoffe – die vorhandenen
Blutgefäße
reichen ihm nicht mehr aus. Der Tumor selbst regt dann die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) an. Mit sogenannten Angiogenese-Hemmern lässt sich die
Gefäß-Neubildung verhindern
– der Tumor "verhungert".
Bei manchen Mamma-Karzinomen ist das Gen PIK3CA verändert. Dadurch steigt die Aktivität des Enzyms PI3K alpha (Phosphoinositid-3-Kinase, alpha-Isoform), was letztlich das Krebs-Wachstum stimuliert. Sogenannte PI3K-Inhibitoren steuern dagegen, indem sie PI3K-Enzyme hemmen.
Viele der Medikamente, die zur Chemo-Therapie und Anti-Hormon-Therapie verwendet werden, schädigen die Knochen. Sie bauen Knochen-Substanz ab und machen sie instabil und brüchig (
Osteoporose
). Um das zu vermeiden, setzt der Arzt manchmal eine knochengerichtete Therapie ein.
Bisphosphonate
wie Alendronat verhindern den Abbau des Knochens und stärken die noch vorhandene Knochenmasse.
Zusätzlich zur Brustkrebs-Therapie mit Operation, Chemo-Therapie & Co. unterstützen weitere Maßnahmen den Heilungsverlauf oder verringern Nebenwirkungen:
Wenn Sie während Ihrer Brustkrebs-Behandlung Heilpflanzen anwenden möchten, besprechen Sie dies zuerst mit Ihrem Arzt. Er klärt Sie über mögliche Neben- oder Wechselwirkungen auf.
Alternative Heilverfahren allein reichen bei Krebs nicht aus, um die bösartige Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen. Sie unterstützen gegebenenfalls die schulmedizinische Behandlung.
Solange der Brustkrebs nicht fortgeschritten ist, beeinträchtigt er den Stoffwechsel der Patientin nicht unmittelbar. In der Regel ist dann auch keine spezielle Ernährung notwendig. Ebenso wie gesunde Menschen wird Brustkrebs-Patientinnen empfohlen, sich
ausgewogen zu ernähren
. Dann erübrigen sich auch Vitamin-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel.
Außerdem ist es bei Brustkrebs wichtig darauf achten, dem Körper genauso viel Energie zuführen, wie er braucht – nicht mehr und nicht weniger:
Starkes Übergewicht
bei Brustkrebs ist mit einem höheren Rückfall- und Sterbe-Risiko verbunden. Auch
Untergewicht
, das sich vor allem bei fortgeschrittenem Brustkrebs einstellt, ist problematisch. Untergewichtige Patientinnen vertragen die Krebs-Therapie meist nicht so gut.
Nachdem die erste Brustkrebs-Behandlung abgeschlossen ist, folgt die Nachsorge. Brustkrebs führt in einigen Fällen auch noch nach 20 Jahren zu einem Rückfall am ursprünglichen Ort des Tumors (Lokal-Rezidiv) oder zu Metastasen. Daher ist eine konsequente Nachsorge sehr wichtig. Durch regelmäßig stattfindende Nachsorge-Untersuchungen sowie -Therapie ist es möglich:
Brustkrebs lässt sich bei den meisten Frauen heilen, wenn er rechtzeitig erkannt und richtig behandelt wird. Dank Fortschritten in der Behandlung haben sich die Überlebens-Chancen der Patientinnen verbessert.
Mehr über die Prognose bei einem Mamma-Karzinom erfahren Sie im Beitrag
Brustkrebs: Heilungschancen
.
Wird Brustkrebs nicht rechtzeitig erkannt, besteht die Gefahr für Komplikation. So lösen sich gelegentlich Krebszellen vom Haupttumor der Brust ab und werden mit dem Blut- oder Lymphstrom in andere Körper-Regionen geschwemmt. Hier bilden sie neue Geschwülste. Diese Tochter-Geschwülste, sogenannte Metastasen, entstehen bei Brustkrebs zum Beispiel in Knochen, Leber und Lunge. Manchmal findet man sie aber auch in anderen Organen wie dem
Gehirn
.
Metastasierter Brustkrebs lässt sich in der Regel nicht mehr vollständig heilen. Die individuelle Prognose hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Brustkrebs-Typ oder der Lage der Metastasen ab. In einigen Fällen verschlechtert sich der Zustand recht rasch. In anderen Fällen überleben Frauen mit der richtigen Behandlung noch Jahrzehnte, auch wenn der Brustkrebs Metastasen gebildet hat.
Wie lange die Therapie und die Erkrankungszeit dauert und inwieweit die Patienten arbeitsfähig sind, ist ebenfalls individuell verschieden.
Manche Risikofaktoren für Brustkrebs lassen sich vermeiden oder zumindest reduzieren. In diesem Sinne empfehlen Experten folgende Vorbeuge-Maßnahmen:
Sorgen Sie für
regelmäßige Bewegung und Sport
. Bei Frauen, die an mindestens fünf Tagen pro Woche jeweils 30 bis 60 Minuten körperlich aktiv sind, sinkt das Brustkrebs-Risiko um 20 bis 30 Prozent. Das gilt besonders nach den Wechseljahren. Ärzte empfehlen pro Woche mindestens zweieinhalb Stunden moderate Bewegung oder 75 Minuten anstrengenden Sport sowie zweimal die Woche Krafttraining.
Achten Sie auf ein
gesundes Körpergewicht
.
Essen Sie
weniger gesättigte Fettsäuren
, die zum Beispiel in fetter Wurst, Fleisch, Butter und anderen Milchprodukten stecken. Achten Sie hingegen darauf, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, etwa in Fisch oder pflanzlichen Ölen, auf den Speiseplan zu setzen.
Ernähren Sie sich insgesamt ausgewogen
mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen.
Verzichten Sie auf das
Rauchen
, trinken Sie
keinen Alkohol
oder nur in Maßen.
Machen Sie nur dann eine
Hormon-Ersatz-Therapie (HET)
in den Wechseljahren, wenn sich die klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen nicht auf andere Weise lindern lassen oder sehr belastend sind. Vorsicht geboten ist auch bei der Anwendung anderer Hormon-Präparate wie der Anti-Baby-Pille oder pflanzlichen Hormonen.
Besonders, wenn Sie schon einmal ein Mamma-Karzinom hatten, helfen diese Tipps möglicherweise, das Risiko für einen Brustkrebs-Rückfall zu reduzieren.
Frauen wird außerdem empfohlen, einmal im Monat sorgfältig ihre Brust abzutasten sowie regelmäßig die Vorsorge-Untersuchungen wahrzunehmen, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Mehr zum Thema Vorsorge und Früherkennung erfahren Sie im Beitrag
Brustkrebs Vorsorge
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Maria Franz ist seit 2020 freie Autorin der NetDoktor-Redaktion. Nach Abschluss eines Masterstudiums in Biochemie studiert sie derzeit Humanmedizin in München. Mit Ihrer Arbeit bei NetDoktor möchte sie ihr eigenes großes Interesse an medizinischen Themen auch bei den Lesern wecken.
Brustkrebs
Kurzübersicht
Was ist Brustkrebs?
Verdächtige Gewebe-Veränderungen
Brustkrebs: Risiko-Läsionen
Brustkrebs: Verschiedene Formen
Was sind die Symptome von Brustkrebs?
Verursacht Brustkrebs Schmerzen?
„Nehmen Sie sich Zeit!“
Drei Fragen an
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Was verursacht Brustkrebs?
Wie wird Brustkrebs festgestellt?
Tast-Untersuchung der Brust
Ultraschall
Mammografie
Biopsie
Magnetresonanztomografie (MRT)
Untersuchungen bei bestätigtem Brustkrebs
Der pathologische Befund
Wie wird Brustkrebs behandelt?
Brustkrebs: Operation
Brusterhaltende Therapie (BET)
Mastektomie
Brustaufbau
Brustprothesen
Brustkrebs: Bestrahlung
Brustkrebs: Chemo-Therapie
Brustkrebs: Anti-Hormon-Therapie
Brustkrebs: Zielgerichtete Therapien
HER2-Antikörper
Tyrosinkinase-Hemmer
Angiogenese-Hemmer
PI3K-Hemmer
Knochengerichtete Therapie
Brustkrebs: Weitere Therapie-Maßnahmen
Ernährung bei Brustkrebs
Nachsorge bei Brustkrebs
Wie verläuft Brustkrebs?
Wie lässt sich Brustkrebs vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen