Illness name: makuladegeneration
Description:
Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Die Makuladegeneration ist eine der häufigsten Ursachen für Sehstörungen im höheren Lebensalter. Der wichtigste Teil der Netzhaut geht hierbei zugrunde, sodass das scharfe Sehen nicht mehr möglich ist. Die Makuladegeneration ist nicht heilbar. Es gibt jedoch Behandlungsmöglichkeiten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Sehschärfe verbessern. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Behandlung der Makuladegeneration.
Als Makuladegeneration bezeichnen Ärzte eine fortschreitende Erkrankung des Auges, die vorwiegend im höheren Lebensalter auftritt. Dabei werden die
Sinneszellen
in einem bestimmten Netzhautbereich,
der Makula, geschädigt und gehen zugrunde
.
Betroffene können infolgedessen nicht mehr scharf sehen. Linien erscheinen verzerrt oder gebogen. Im fortgeschrittenen Stadium sehen Erkrankte in der Mitte des Sichtfelds einen grauen Fleck. AMD kann die Lebensqualität stark einschränken. Zu einer vollständigen Erblindung kommt es in der Regel nicht, wohl aber zu einer starken Sehbehinderung (die je nach gesetzlicher Definition als Erblindung gelten kann).
Es gibt verschiedene Formen der Makuladegeneration. Am
weitaus häufigsten ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
, die als trockene oder als feuchte Variante auftreten kann. Seltener sind andere Formen von Makuladegeneration, bei denen Gendefekte oder andere Faktoren die Ursache sind.
Die altersbedingte, auch altersbezogene, senile oder altersabhängige Makuladegeneration genannt, ist die Folge von natürlichen Alterungsprozessen. Üblicherweise erkranken Menschen nach ihrem 60. Lebensjahr.
In den westlichen Industrieländern ist diese Krankheit insgesamt die häufigste Ursache für eine erhebliche Sehschwäche im höheren Lebensalter. Schätzungen zufolge sind in der Europäischen Union etwa 67 Millionen Menschen von einer altersbedingten Makuladegeneration betroffen. Jährlich kommen in Europa ca. 400000 Neuerkrankungen dazu.
In etwa 80 Prozent aller Fälle von altersbedingter Makuladegeneration (AMD) handelt es sich um die trockene Form, auch trockene AMD oder nicht-exsudative AMD genannt. Dabei lagern sich die nicht abtransportierten Abfallprodukte der Sinneszellen ab und bilden an manchen Stellen größere Verbände, die man „Drusen“ nennt. Sie stören die Blutversorgung der Sinneszellen, die im weiteren Verlauf der Erkrankung absterben.
Da die trockene Makuladegeneration nur langsam über Jahre hinweg voranschreitet, beeinträchtigt sie das Sehvermögen zunächst nur wenig. Allerdings kann sie jederzeit in eine feuchte Makuladegeneration übergehen. Diese schreitet schneller voran.
Die feuchte Makuladegeneration (exsudative AMD) entsteht fast immer als Folge einer trockenen Makuladegeneration. Die krankhaften Ablagerungen in der
Netzhaut
zerstören nach und nach Sinneszellen und erzeugen Lücken unter der Netzhautschicht. Außerdem wird die Blutversorgung gestört, wodurch die Netzhaut an den betroffenen Stellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
Als Reaktion darauf versucht der Körper, die Blutversorgung wiederherzustellen. Er bildet bestimmte Botenstoffe, sogenannte Wachstumsfaktoren (VEGF-A). Sie regen die Neubildung von kleinen Blutgefäßen an. Die neuen Gefäße wachsen aber auch durch die Lücken unter die Netzhaut, wo sie eigentlich nicht hingehören.
Dadurch kann sich die Netzhaut ablösen, was erhebliche
Sehstörungen
verursacht. Zudem sind die Wände der neu gebildeten Gefäße nicht so dicht wie die normaler
Blutgefäße
. Deshalb tritt ständig ein wenig Flüssigkeit in die Umgebung aus“. Dies erklärt auch die Bezeichnung „feuchte Makuladegeneration“. Die instabilen Gefäße können zudem leicht einreißen, sodass es in die Netzhaut blutet.
Die feuchte Makuladegeneration verläuft wesentlich schneller und gefährlicher als die trockene Form.
Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.
Im frühen Stadium bemerken Betroffene oftmals noch keine Seheinschränkung. Ist zunächst nur ein
Auge
betroffen, gleicht das gesunde Auge die beginnende Sehschwäche des erkrankten Auges aus. Lediglich bei der Augenuntersuchung zeigen sich erste typische Veränderungen an der Netzhaut.
Oft ist die Makuladegeneration im Frühstadium ein Zufallsbefund beim Augenarzt, zumal sie keine Schmerzen verursacht.
Erste Symptome zeigen sich, wenn die AMD fortschreitet und beide Augen betroffen sind. Das ist etwa beim Lesen der Fall: Die Mitte des Textes erscheint leicht
verschwommen
oder von einem
grauen Schatten
überlagert.
Die
Sehschärfe nimmt zunehmend ab
, vor allem in der Mitte des Sichtfelds. Da nur der zentrale Bereich der Netzhaut (Makula) betroffen ist, bleibt die Sehfähigkeit am Rand des Sichtfelds erhalten.
Darüber hinaus nehmen Betroffene ihre Umgebung teilweise verzerrt wahr (
Metamorphopsie
). Das zeigt sich besonders deutlich beim Betrachten von geraden Linien, etwa bei Gittermustern oder Fliesenfugen. Die geraden Linien erscheinen plötzlich verzerrt oder gebogen.
Durch die abnehmende Sehschärfe des zentralen Blickfeldes können Betroffene Helligkeitsunterschiede nicht mehr so gut erkennen. Das
Kontrastempfinden sinkt
. Weil die Anpassung an veränderte Lichtverhältnisse (Adaption) ebenfalls eingeschränkt ist, fühlen sich die Betroffenen bei hellem Licht schnell geblendet.
Zudem
leidet das Farbensehen
, da bei einer Makuladegeneration ein großer Teil der Zapfen (Sehsinneszellen für die Farbwahrnehmung) in der Netzhaut zerstört wird. Farben verblassen allmählich, Betroffene sehen zunehmend nur noch in Schwarz-Weiß.
Im späteren Stadium erscheint in der Mitte des Gesichtsfelds ein heller, grauer oder schwarzer Fleck, der mit der Zeit immer größer wird. Diesen Fleck bezeichnet man in der Augenheilkunde als „
zentrales
Skotom
“. Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen, zu lesen oder fernzusehen. Auto zu fahren, ist im Grunde nicht mehr möglich.
Gelangt die AMD in ihr „feuchtes“, exsudatives Stadium, nimmt die Sehschärfe rasch ab. Zudem können
plötzliche Sehstörungen bis hin zum Sehverlust
auftreten, etwa bei Blutungen aus den instabilen Gefäßen.
Bei der Makuladegeneration ist der Stoffwechsel im Bereich der Makula gestört. Anfallende Abbauprodukte werden nicht mehr abtransportiert und häufen sich an. In der Folge gehen auch die Sinneszellen zu Grunde – die Makula degeneriert. Sind sie beziehungsweise Teile davon zerstört, hat das eine massive Einschränkung des Sehvermögens zur Folge.
Da allerdings die Netzhaut um den gelben Fleck herum oft intakt bleibt, erblindet man bei dieser Erkrankung nicht komplett. Dementsprechend werden bei der Makuladegeneration die Ränder des Sichtfeldes noch wahrgenommen, aber nicht das, was man im Zentrum des Sehfeldes fixiert.
Die Makula ist ein rundlicher, etwa fünf Millimeter großer Bereich im Zentrum der Netzhaut, in dem sich besonders viele Sinneszellen (Fotorezeptoren) befinden. In der Makulamitte liegt die Sehgrube, die sogenannte Fovea centralis, der Ort des schärfsten Sehens.
Nur mit einer intakten Makula ist es möglich, etwas zu fixieren und scharf zu sehen. Ohne Makula könnte man nicht lesen, keine Gesichter erkennen und die Umwelt nur schemenhaft wahrnehmen. Da sich die Makula aufgrund der vielen Sinneszellen auch farblich von der übrigen Netzhaut abhebt, wird sie auch als „gelber Fleck“ bezeichnet.
Da sich im Bereich der Makula besonders viele Sinneszellen befinden, herrscht dort ein reger Stoffwechsel. Normalerweise unterliegen die Stäbchen einem natürlichen Zyklus aus Verbrauch und Regeneration: Sie befinden sich in der tiefsten Schicht der Netzhaut, sodass das Licht zunächst durch alle anderen Schichten hindurch muss.
Ist das Licht bei den Sinneszellen angekommen, wird der Sehfarbstoff (Rhodopsin) verbraucht. Zudem spalten sich kleinste Teilchen (Membranscheibchen) von den Stäbchen ab. Um für den nächsten Lichtreiz gewappnet zu sein, müssen sich die Stäbchen zunächst regenerieren.
Für die Regeneration der Stäbchen ist die äußerste Schicht der Netzhaut zuständig. Ärzte sprechen auch vom retinalen Pigmentepithel (RPD) oder der Pigmentschicht der Netzhaut. Sie transportiert die entstandenen Abfallprodukte (Membranscheibchen) ab und baut den Sehfarbstoff wieder auf.
Mehrere Risikofaktoren können begünstigen, dass eine altersbedingte Makuladegeneration entsteht. Dazu gehören insbesondere:
Höheres Lebensalter
: Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Lebensalter. Wie jedes Gewebe unterliegt auch die Netzhaut einem normalen Alterungsprozess. Bei den 65- bis 74-Jährigen leiden etwa 20 Prozent an AMD, bei den 75- bis 84-Jährigen bereits 35 Prozent. Da die Gesellschaft in den westlichen Industrienationen insgesamt immer älter wird, tritt auch die Makuladegeneration häufiger auf.
Rauchen
: Nikotinkonsum verschlechtert die Durchblutung, auch am Auge. Dadurch bekommt die Netzhaut nicht genügend Sauerstoff. Zudem werden Stoffwechselprodukte in der Netzhaut durch das Rauchen schlechter abtransportiert. Wer über viele Jahre raucht, ist daher anfälliger für eine Makuladegeneration.
Genetische Veranlagung
: Wie bei vielen Erkrankungen lässt sich auch bei der Makuladegeneration eine familiäre Häufung feststellen. In mehreren Studien haben Wissenschaftler einige Genvarianten gefunden, die offenbar das Risiko für eine (altersbedingte) Makuladegeneration erhöhen.
Möglicherweise begünstigen auch
hoher Blutdruck
(Hypertonie),
Arterienverkalkung
(
Arteriosklerose
) und ein
erhöhter BMI
(Body-Mass-Index) eine Makuladegeneration. Auch
häufige Sonnenlichtexposition
bei ungeschützten Augen steht als Risikofaktor im Verdacht.
Manchmal entwickeln Patienten, die das Medikament
Chloroquin
zur
Malariaprophylaxe
oder Behandlung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen einnehmen, im Verlauf eine Makuladegeneration. Es handelt sich dabei aber um Ausnahmefälle.
Eine
Katarakt-Operation
- also ein operativer Eingriff bei Grauem Star - wird zunehmend als weitere Ursache für das spätere Auftreten einer Makuladegeneration angesehen. Einer australischen Studie zufolge ist das Risiko, nach einer Katarakt-Operation eine Makuladegeneration zu bekommen, um das Fünffache erhöht.
Manche Menschen entwickeln aufgrund eines Gendefekts die typischen Symptome einer Makuladegeneration, und zwar bereits im Kindes- und Jugendalter. Beispiele für solche Gendefekte sind die Best-Krankheit (vitelliforme Makuladegeneration) und Morbus Stargardt. Im Falle von Morbus Stargardt gehen die Fotorezeptoren durch giftige Abbauprodukte zugrunde.
In seltenen Fällen kann eine starke
Kurzsichtigkeit
(Myopie) zu einer Makuladegeneration führen. Die Kurzsichtigkeit ist meist die Folge eines zu langen Augapfels. Durch das anatomische Missverhältnis wird Zug auf die Netzhaut ausgeübt. Dieser lässt auf die Dauer die Aderhaut unter der Makula ausdünnen, sodass die Blutversorgung irgendwann nicht mehr ausreicht. So entsteht eine feuchte Makuladegeneration.
Erster Ansprechpartner bei Sehstörungen ist der Augenarzt. Die typischen Veränderungen des Sehvermögens geben dem Arzt Hinweise auf eine AMD, reichen allein aber für eine Diagnose nicht aus. Auch andere Erkrankungen des Auges können ähnliche Beschwerden hervorrufen. Nachdem sich der Arzt nach der Krankengeschichte, Risikofaktoren und aktuellen Symptomen erkundigt hat, folgen daher eingehende Untersuchungen des Auges:
Das
Amsler-Gitter
ist nach einem Schweizer Augenarzt benannt. Es handelt sich dabei um ein aufgezeichnetes, feinmaschiges Gitter mit einem kleinen, schwarzen Punkt in der Mitte. Der Patient befindet sich einen halben Meter entfernt vom Amsler-Gitter. Nun visiert er abwechselnd mit dem rechten und linken Auge den schwarzen Punkt an, wobei das jeweils andere Auge geschlossen wird. Menschen mit Makuladegeneration sehen im Gitter Löcher oder unscharfe dunkle Stellen oder nehmen die Gitterlinien verzerrt und wellenförmig wahr.
Ein auffälliger Befund ist noch kein Beweis für eine Makuladegeneration, sondern zunächst nur ein allgemeiner Hinweis für eine Netzhautschädigung!
Das Amsler-Gitter ist auch im Internet verfügbar. Wer möchte, kann sich bei Verdacht auf eine Makuladegeneration (oder allgemein Netzhautschädigung) zunächst selbst testen.
Mithilfe einer Augenspiegelung (Ophthalmoskopie,
Funduskopie
) ist es dem Arzt möglich, den Augenhintergrund – also die Netzhaut und die dortige Makula – genau zu betrachten. Dabei blickt er mit einer speziellen Lupe (Ophthalmoskop) in das Augeninnere.
Bei einer Makuladegeneration zeigen sich oftmals typische Strukturen wie Drusen und degeneriertes, ausgedünntes Gewebe. Bei der feuchten Makuladegeneration sind auch einsprießende Gefäße, ausgetretene Flüssigkeit (Exsudat) und Einblutungen sichtbar.
Meist fotografiert der Untersuchende den Augenhintergrund bei der Augenspiegelung, um den Zustand mit späteren Aufnahmen vergleichen zu können. So lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung dokumentieren.
Mittels Fluoreszenzangiografie (FAG) kann der Arzt die Makuladegeneration eindeutig diagnostizieren. Dafür wird dem Patienten ein spezieller fluoreszierender („leuchtender“) Farbstoff in eine Vene gespritzt. Er verteilt sich über das Blutkreislaufsystem im Körper und gelangt dabei auch in die Netzhautgefäße. Wenn nun der Augenhintergrund mit kurzwelligem Licht bestrahlt wird, leuchtet der Farbstoff in den Gefäßen und macht sie so sichtbar. So lassen sich zum Beispiel neu gebildete Gefäße bei der feuchten Makuladegeneration gut erkennen.
Die optische Kohärenztomografie (OTC) ist ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Netzhaut. Mithilfe eines schwachen und unschädlichen Laserlichts erstellt der Arzt hochauflösende Schichtbilder der Netzhaut. So ist es möglich, deren Dicke oder Feinstruktur zu beurteilen. Die Untersuchung ist einfacher durchzuführen als die Fluoreszenzangiografie (keine Injektion notwendig) und für den Patienten schmerzfrei.
Um den Grad des Sehverlustes objektiv angeben zu können, bestimmt der Arzt beim Patienten die Sehschärfe (Visus). Ein gesunder junger Mensch hat einen Visus zwischen 1 und 1,6. Bei älteren Menschen sinkt er auf bis zu 0,6 ab. Liegt jedoch eine altersbedingte Makuladegeneration im Endstadium vor, kann der Visus bis unter 0,02 fallen.
Die AMD ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung, die nicht ursächlich geheilt werden kann. Mithilfe spezieller Therapien ist es aber möglich, das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Wie der Arzt eine Makuladegeneration behandelt, hängt davon ab, ob es sich um eine feuchte oder trockene AMD handelt und wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.
Um die Sehschwäche zumindest anfänglich zu kompensieren, gibt es spezielle Lesebrillen und Lupengläser.
Für die trockene Makuladegeneration gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. An erster Stelle steht die
Kontrolle jener Risikofaktoren
, die die Erkrankung zusätzlich verschlechtern. Ärzte empfehlen daher, mit dem Rauchen aufzuhören und
Bluthochdruck
sowie Übergewicht in den Griff zu bekommen.
Im frühen Stadium und/oder wenn nur ein Auge betroffen ist, können bestimmte Substanzen eine fortschreitende Makuladegeneration eindämmen. Dazu zählen vor allem Zink- und Kupferoxid sowie sogenannte Antioxidantien wie
Vitamin C
und E oder Beta-Carotin. Lutein ist eine Substanz, die sich auch natürlicherweise in der Makula findet und dort mithilft, das Makulapigment zu bilden. Dieser natürliche „Farbstoff“ schützt ähnlich wie Antioxidantien die Fotorezeptoren in der Netzhaut vor Schäden durch kurzwelliges Licht oder freie Radikale (aggressive Sauerstoffverbindungen, die Zellen und Erbmaterial schädigen können). Außerdem haben neuere Studien gezeigt, dass die Gabe von
Vitamin B6
, B12 und
Folsäure
einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf der Makuladegeneration hat.
Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig von einem Augenarzt untersuchen! Nur so gelingt es, den Übergang von der trockenen zur feuchten AMD rechtzeitig zu erkennen!
Die Behandlung der feuchten Makuladegeneration hat zum Ziel, die Neubildung von Gefäßen im Bereich der Makula zu verhindern. Gefäßneubildungen sind der Grund dafür, dass die feuchte AMD in der Regel schnell voranschreitet. Dabei stehen unterschiedlichen Behandlungsmethoden zur Verfügung.
Bei einigen Patienten hilft eine Laserbehandlung: Neu aussprossende oder undichte Gefäße werden mit Laserstrahlen verödet. Dies funktioniert aber nur, wenn sich die Gefäße nicht direkt in der Sehgrube befinden. Außerdem muss der Arzt die betreffenden Gefäße darstellen können. Ein Nachteil: Bei der Makuladegeneration-Behandlung mittels Laser entstehen auch im intakten Gewebe
Narben
, die das Sehvermögen beeinträchtigen können. Die Laserbehandlung am Auge ist schmerzfrei und kann ambulant durchgeführt werden. In einigen Fällen flammt die AMD jedoch innerhalb weniger Jahre nach der Behandlung erneut auf.
Bei der photodynamischen Therapie spritzt der Arzt dem Patienten einen ungiftigen Farbstoff in die Armvene. Dieser reichert sich in den krankhaften Gefäßen an. Anschließend bestrahlt der Arzt die Gefäße mit einem speziellen Laser. Das Laserlicht aktiviert den Farbstoff und löst eine chemische Reaktion aus, wodurch die Gefäße in der Netzhaut gezielt verödet werden. Umliegendes gesundes Gewebe wie Sinneszellen, Nervenfasern und gesunde Gefäße bleiben dadurch erhalten.
Monoklonale Antikörper sind spezielle Medikamente, die den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Sehschärfe verbessern können. Sie binden an und blockieren damit jene Eiweißstoffe (VEGF-A), die das Wachstum der neuen Netzhautgefäße anregen. Ohne den Wachstumsreiz bilden sich keine oder zumindest weniger neue Blutgefäße. Ärzte bezeichnen diese Antikörper als „VEGF-Inhibitoren“.
Derzeit sind in Deutschland drei unterschiedliche Antikörper zur Behandlung von feuchter AMD zugelassen. Das sind Ranibizumab, Aflibercept und Brolucizumab. Ohne Zulassung für die AMD, aber ebenfalls wirksam, setzen Ärzte "
off label
" manchmal auch
Bevacizumab
ein (ein Antikörper, der aus der Krebsbehandlung bekannt ist).
Der Arzt spritzt die Antikörper mit einer feinen Nadel direkt in den Augapfel (intravitreale operative Medikamentenapplikation = IVOM). Da die Wirkung abhängig vom Präparat nur eine bestimmte Zeit anhält, sind regelmäßige Injektionen notwendig.
Die Durchführung selbst dauert nur wenige Minuten. Der Arzt betäubt das Auge lokal und injiziert das Medikament unter sterilen Bedingungen im OP-Raum in den Augapfel. Der Stichkanal durch das Auge ist so klein, dass dieser sofort wieder dicht ist. Nach der Injektion und einen Tag danach kontrolliert der Arzt das betreffende Auge.
Chirurgische Verfahren wie die „subretinale Chirurgie“ oder die „Netzhautrotation“ (Netzhautdrehung) mit Verlagerung der Makula sind nur in seltenen Fällen sinnvoll. Sie befinden sich zum Teil noch in der Erprobung oder Weiterentwicklung.
Bei der sogenannten Rheophorese werden bestimmte Eiweiße aus dem
Blut
herausgefiltert. Die Methode ähnelt einer
Dialyse
und verbessert die Fließeigenschaften des Bluts. Allerdings ist ihre Wirksamkeit bei Makuladegeneration bislang nicht belegt.
Manche Menschen nutzen alternative Behandlungsmöglichkeiten bei Makuladegeneration: Akupunktur zum Beispiel kann im Einzelfall besonders bei der trockenen Makuladegeneration positive Effekte erzielen.
Maßnahmen, die keine gesicherte Wirksamkeit haben und deren wissenschaftlicher Hintergrund fraglich ist, eignen sich höchstens ergänzend zu einer Behandlung mit gesicherter Wirksamkeit.
Wie eine Makuladegeneration verläuft, ist
individuell sehr unterschiedlich
. In jedem Fall handelt es sich um eine
chronisch fortschreitende
Erkrankung, die bislang nicht heilbar ist.
Eine trockene Makuladegeneration schreitet meist langsam voran. Manchmal kann sie sogar für längere Zeit zum Stillstand kommen. Dann stellen die Patienten für Monate, manchmal auch Jahre keine Verschlechterung der Symptome fest. Ein völliger Stillstand ist jedoch sehr unwahrscheinlich, obwohl vereinzelt auch solche Fälle beschrieben wurden.
In etwa zehn bis 20 Prozent der Fälle entsteht aus einer trockenen eine feuchte Makuladegeneration. Diese Form schreitet sehr rasch voran. Wenn eines der krankhaften Gefäße reißt, kann die resultierende Einblutung in die Makula zu einem plötzlichen starken Sehverlust führen.
Die Wahrscheinlichkeit, an AMD zu erkranken steigt mit dem Lebensalter. Daher ist es sinnvoll, ab einem Alter von 40 Jahren
regelmäßig zum Augenarzt
zu gehen. So kann er eine altersbedingte Makuladegeneration frühzeitig erkennen und behandeln.
Nikotinkonsum gilt überdies als sicherer Risikofaktor. Daher ist ein kompletter Rauchstopp ratsam! Ähnliches gilt für Bluthochdruck und Übergewicht: Versuchen Sie, Ihren Blutdruck auf normalem Niveau zu halten und Normalgewicht zu erreichen!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Makuladegeneration
Kurzübersicht
Was ist eine Makuladegeneration?
Altersbedingte Makuladegeneration
Trockene Makuladegeneration
Feuchte Makuladegeneration
Welche Symptome treten bei einer Makuladegeneration auf?
Symptome im Frühstadium
Symptome im weiteren Verlauf
Ursachen und Risikofaktoren
Was ist die Makula?
Stoffwechsel und Abbauvorgänge in der Netzhaut
Risikofaktoren für eine AMD
Makuladegeneration als Folge eines Gendefekts
Makuladegeneration als Folge von Kurzsichtigkeit
Untersuchungen und Diagnose
Amsler-Gitter
Untersuchung des Augenhintergrundes (Augenspiegelung)
Fluoreszenzangiografie
Optische Kohärenztomografie
Bestimmung der Sehschärfe
Behandlung
Behandlung der trockenen Makuladegeneration
Behandlung der feuchten Makuladegeneration
Laserbehandlung
Photodynamische Therapie
Monoklonale Antikörper
Chirurgische Verfahren
Therapieansätze ohne gesicherte Wirksamkeit
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen