Illness name: kuhmilchallergie
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Bei einer
Kuhmilchallergie
(KMA) reagieren Betroffene allergisch auf Eiweiße in der Kuhmilch. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder entwickeln diese Nahrungsmittelallergie. Sie bekommen meist Bauchschmerzen, Durchfall oder Nesselsucht nach dem Genuss von Kuhmilch. Lesen Sie hier, wie die Kuhmilchallergie (KMA) zu behandeln ist, wie sie überhaupt entsteht und diagnostiziert wird und wie man ihr vorbeugen kann.
Menschen mit Kuhmilchallergie (KMA) – auch Kuhmilchproteinallergie (KMPA) genannt – reagieren allergisch auf Eiweiße (Proteine) in der Kuhmilch.
Bei einer Allergie handelt es sich um eine überschießende Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems. Das Immunsystem richtet sich dabei gegen sogenannte Allergene. Das sind eigentlich harmlose Substanzen aus der Umwelt (z.B. Eiweiße bestimmter Pollen oder Nahrungsmittel, bestimmte Aroma- oder Farbstoffe, gewisse Medikamente), die das Immunsystem fälschlicherweise als gefährlich ansieht und deshalb bekämpft. Das äußert sich in einer allergischen Reaktion.
Beim ersten Kontakt des Immunsystems mit einem Allergen erfolgt die Sensibilisierung: Das Immunsystem stuft das Allergen als gefährlich ein. Beim nächsten Kontakt geht es dann massiv dagegen vor: Der Betroffene zeigt erstmals eine allergische Reaktion auf das Allergen – im Falle der Kuhmilchallergie auf die enthaltenen Eiweiße.
Auch Milcheiweiße anderer Säugetiere wie zum Beispiel in Ziegen- oder Stutenmilch haben das Potenzial, Allergien auszulösen.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen zwei Arten von Kuhmilchunverträglichkeit: Kuhmilchallergie und
Laktoseintoleranz
. Die Kuhmilchallergie tritt seltener auf und ist gekennzeichnet – wie oben beschrieben – durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf die Eiweiße der Kuhmilch.
Die Laktoseintoleranz hingegen ist keine Allergie (das Immunsystem ist hier nicht beteiligt). Stattdessen fehlt den Betroffenen eine ausreichende Menge jenes Enzyms, das der Körper zum Verdauen von Milchzucker braucht: die Laktase. Dieses Enzym spaltet den Milchzucker (Laktose) im
Dünndarm
auf. Die entstehenden Bausteine können dann über die Darmwand ins
Blut
aufgenommen werden.
Bei Laktoseintoleranz gelangt die Laktose aufgrund des Laktasemangels unverdaut in den
Dickdarm
. Dort wird sie von Darmbakterien verstoffwechselt. Die anfallenden Abfallprodukte lösen die typischen Beschwerden der Laktoseintoleranz wie Übelkeit,
Blähungen
oder
Durchfall
aus.
Mehr zu dieser Form von Nahrungsmittelunverträglichkeit lesen Sie im Beitrag
Laktoseintoleranz
.
Die häufigste Form von Kuhmilchunverträglichkeit beim Baby und bei Kindern unter drei Jahren ist die Kuhmilchallergie. Insgesamt sind etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung im Säuglings- und Kleinkindalter betroffen.
Die Kuhmilchallergie zeigt sich meist bei Babys in den ersten Monaten, sobald Milchpulver die
Muttermilch
nach und nach ersetzt oder Kuhmilch eingeführt wird. Selten bekommen auch voll gestillte Babys eine Kuhmilchallergie, weil über die Muttermilch Kuhmilcheiweiße aus der mütterlichen Nahrung in den kindlichen Körper gelangen können.
Häufig endet die Kuhmilchallergie im dritten Lebensjahr, weil der kindliche Körper die Milcheiweiße dann toleriert.
Ab einem Alter von sechs Jahren sinkt die Häufigkeit einer Kuhmilchallergie auf unter ein Prozent. Nur wenige Erwachsene sind von dieser Allergie betroffen: Sie ist entweder neu im Erwachsenenalter entstanden oder besteht schon seit der Kindheit. Wesentlich häufiger liegt es aber an einer Laktoseintoleranz, wenn Erwachsene keine Kuhmilch vertragen.
Das Beschwerdebild bei Kuhmilchallergie ist sehr vielfältig. Die Symptome können erheblich in Art und Schweregrad variieren.
Oft äußert sich eine Kuhmilchallergie als
Hautausschlag
. Das Baby entwickelt Hautrötungen,
Juckreiz
und Quaddeln (Nesselschlag). Eine
Neurodermitis
(atopische Dermatitis) kann neu auftreten oder sich verschlimmern.
Ebenfalls möglich sind plötzliche
Schwellungen
im Gesicht (Angioödeme), zum Beispiel im Bereich von Lippen oder
Kehlkopf
.
Neben der
Haut
ist oft auch der
Verdauungstrakt
betroffen. So kann sich eine Kuhmilchallergie beim Baby auf den Stuhlgang auswirken: Er kann blutig/schleimig sein oder als Durchfall auftreten. Andere Kinder entwickeln eine Verstopfung. Auch
Bauchschmerzen
, Übelkeit und Erbrechen können allergische Reaktionen auf Kuhmilcheiweiß sein.
Gelegentlich verursacht eine Kuhmilchallergie beim Baby Symptome im Bereich der
Atemwege
, etwa allergischen
Schnupfen
,
Husten
oder asthmatische Beschwerden.
Ganz selten ruft die Zufuhr von Kuhmilcheiweiß bei Betroffenen einen
schweren allergischen Schock
(
anaphylaktischen Schock
) mit Atemnot und Kreislaufstillstand) hervor.
Bei einer Kuhmilchallergie können Symptome sofort nach dem Allergenkontakt auftreten (meist innerhalb von Minuten). Diese
Sofortsymptome
werden in der Regel von Antikörpern der Klasse
IgE
vermittelt: Es handelt sich dann um
allergische Reaktionen vom Typ I
.
Sie betreffen meist Haut und Magen-Darm-Trakt, zum Beispiel in Form von
Nesselsucht
, Lippenschwellung, Angioödemen, blutigem Stuhlgang, Durchfall oder Erbrechen. Gelegentlich zeigen sich Symptome im Bereich der Atemwege. Selten münden die IgE-vermittelten Symptome in einen anaphylaktischen Schock.
Daneben kann Kuhmilchallergie auch Beschwerden hervorrufen, die nicht durch IgE vermittelt sind, sondern meist durch T-Zellen (
allergische Reaktionen vom Typ IV
). Dabei handelt es sich meist um
zeitverzögert auftretende Symptome
: Sie zeigen sich für gewöhnlich mehrere Stunden, teils auch erst einige Tage nach der Zufuhr von Kuhmilcheiweiß.
Im Vordergrund stehen hier Magen-Darm-Symptome wie Erbrechen beziehungsweise Spucken (Reflux), Koliken, Durchfall, Verstopfung oder blutiger Stuhlgang.
Zudem kann ein Baby mit Kuhmilchallergie in seinem Wachstum beeinträchtigt sein (Gedeihstörung).
Eine Kuhmilchallergie geht bei gestillten Säuglingen bevorzugt mit Hautsymptomen und blutig-schleimigen Stühlen ein. Die Kinder gedeihen aber gut. Im Unterschied dazu zeigen sich bei nicht gestillten Babys mit Kuhmilchallergie neben Hautsymptomen schwerwiegendere blutige Durchfälle und eine Gedeihstörung infolge des chronischen Durchfalls.
Wie bei anderen Allergien muss auch bei einer Kuhmilchallergie der Kontakt mit dem auslösenden Allergen (Kuhmilcheiweiß) vermieden werden.
Das strikte Meiden bedeutet aber auch den Verzicht auf wichtige Nährstoffe in Kuhmilch stecken wie
Kalzium
, B-Vitaminen und
Jod
. Deshalb muss sichergestellt werden, dass der Körper ausreichende Mengen dieser Nährstoffe über andere Nahrungsquellen erhält. Das ist bei Kindern besonders wichtig, weil sie sich noch im Wachstum befinden.
Bei Kuhmilchallergie ist eine Beratung durch eine allergologisch erfahrene Ernährungsfachkraft ratsam. So lässt sich ein individuell passender Speiseplan erstellen, bei Kindern in Anpassung an die altersabhängigen Nährstoffbedürfnisse.
Für betroffene Säuglinge bedeutet dies: Normale Säuglingsnahrung (besteht meist aus Kuhmilch) ist für sie tabu. Stattdessen erhalten sie eine
therapeutische Spezialnahrung
:
Bei
partiell hydrolysierter Säuglingsnahrung
ist das enthaltene Eiweiß teilweise aufgespalten. Sie eignet sich im Allgemeinen nicht für Babys mit Kuhmilchallergie. Wenn ein Kind sie aber doch verträgt, kann sie durchaus verwendet werden.
Von
Säuglingsnahrung auf Sojaeiweißbasis
(Sojaformula) raten Experten bei Babys unter 12 Monaten grundsätzlich ab. Einer der Gründe dafür sind die natürlichen Inhaltsstoffe Phytoöstrogene und Phytat. Phytoöstrogene sind pflanzliche Substanzen, die eine hormonähnliche Wirkung haben können. Und Phytat kann die Aufnahme von Mineralstoffen in den Körper beeinträchtigen.
Ziegen- und Schafsmilch
eignen sich ebenfalls nicht zur Behandlung einer Kuhmilchallergie. Die enthaltenen Eiweißen ähneln denen in der Kuhmilch.
Auch
Getreide- und andere pflanzenbasierten Drinks
(wie Hafer-, Reis- oder Mandelmilch) sind kein geeigneter Ersatz für Kuhmilch.
Sind Beschwerden bei gestillten Kindern eindeutig darauf zurückzuführen, dass die Mutter Kuhmilch(-produkte) konsumiert, sollte diese künftig darauf verzichten. Dafür ist eine Rücksprache mit einem Ernährungsberater ratsam. Das gilt besonders dann, wenn die Stillende längerfristig Milch und Milchprodukte von ihrem Speiseplan streicht.
Der Berater kann Tipps geben, wie die Frau trotzdem ihren Nährstoffbedarf decken kann, zum Beispiel hinsichtlich Kalzium (siehe unten). Möglicherweise ist dafür auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nötig.
Ein
Abstillen
ist bei Kindern mit Kuhmilchallergie nur sehr selten notwendig.
Ab dem Einführen der Beikost bei Kindern mit Kuhmilchallergie gilt es, den passenden Speiseplan zu finden.
Manche Betroffene müssen strikt auf Milch und Milchprodukte verzichten, etwa auf Mager-, Voll- und H-Milch, Joghurt, Käse, Quark, Buttermilch und Sahne. Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten ist Vorsicht geboten, weil sie ebenfalls oft Milcheiweiß enthalten. Das erkennt man an der Zutatenliste an folgenden Bezeichnungen:
Ein strikter Verzicht ist allerdings oftmals gar nicht notwendig. Viele Kinder mit Kuhmilchallergie vertragen
Kuhmilch in verbackener Form
: Milchprodukte, die bei der Verarbeitung für mindestens 30 Minuten auf mindestens 180 Grad Celsius erhitzt wurden, sind oftmals kein Problem. Durch die hohe Temperatur werden die Allergie auslösenden Milcheiweiße so verändert, dass sie keine oder nur eine abgemilderte allergische Reaktion auslösen.
Es gilt also herauszufinden, ob ein Kuhmilchallergiker gewisse Milchprodukte in einer bestimmten Menge verträgt. Diese tolerablen Mengen sollten in Absprache mit dem Arzt oder Ernährungsberater regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Das kann beim Betroffenen die Entwicklung einer Toleranz gegenüber Milcheiweiß fördern.
Außerdem macht es den persönlichen Speiseplan vielfältiger und macht dem Betroffenen die übrigen Inhaltsstoffe der Kuhmilch zugänglich (wie Kalzium).
Welche Nahrungsmittel eignen sich besonders gut als Alternative zu Kuhmilch und -produkten (Käse, Joghurt etc.), damit nicht wichtige Nährstoffe fehlen? Die Antwort darauf ist zum einen für stillende Mütter relevant, die wegen Kuhmilchallergie beim Baby auf Milch und Milchprodukte verzichten müssen. Zum anderen natürlich für betroffene Kinder selbst, sobald Beikost eingeführt wird.
Im Fokus stehen hinter besonders Eiweiße (Proteine), Kalzium, B-Vitamine und Jod:
Eine schwere Kuhmilchallergie behandelt man im Akutfall mit Medikamenten. Besteht die Möglichkeit eines anaphylaktischen Schocks sollten Betroffene beziehungsweise Eltern immer ein Notfallset zur
Hand
haben. Es enthält etwa einen Adrenalin-Autoinjektor (Adrenalin-Pen). Damit lässt sich die lebensrettende Substanz ganz einfach spritzen.
Eine Kuhmilchallergie bei Babys klingt mit der Zeit meist ab. Deshalb überprüfen Mediziner in der Regel nach einiger Zeit, ob der (weitgehende) Verzicht auf Kuhmilch- und -produkte noch notwendig ist. Das geschieht mittels Provokationstest (siehe unten). Bei einer Kuhmilchallergie im Kleinkind-Alter empfehlen Experten eine Überprüfung im Abstand von (sechs bis) zwölf Monaten, bei älteren Kindern im Abstand von 12 bis 18 Monaten.
Mit der Überprüfung will man sicherstellen, dass Betroffene auf Kuhmilch/-produkte nur so lange und in dem Umfang verzichten, wie es notwendig ist.
Eine Kuhmilchallergie entsteht, wenn das Immunsystem Eiweiße der Kuhmilch als vermeintlich gefährlich ansieht und in der Folge bekämpft. Insgesamt gibt es über 20 verschiedene Proteine in der Kuhmilch, und jedes hat das Potenzial, eine Allergie zu verursachen. Die meisten Betroffenen reagieren allergisch auf Kaseine und die Molke-Eiweiße β-Laktoglobin und α-Lactalbumin.
Auch Schafs- und Ziegenmilch können eine Allergie verursachen, weil die Milcheiweiße ähnlich sind. In seltenen Fällen kommt es auch durch Muttermilch zu allergischen Beschwerden. In diesem Fall liegt es an den Milcheiweißen, die die Mutter zu sich genommen hat und dann in die Muttermilch übergegangen sind.
Oft sind die Symptome bei Kuhmilchallergie IgE-vermittelt (allergische Reaktionen vom Typ I): Das Immunsystem spezifische
Antikörper der Klasse IgE
gegen Kuhmilcheiweiß. Diese vernetzen sich durch die Kuhmilchproteine miteinander und lösen so die allergische Reaktion aus.
Hinter Kuhmilchallergie-Symptomen können aber auch T-Zell-vermittelte Reaktionen stehen: Hier treten spezielle Immunzellen (T-Zellen) in Aktion, die zuvor gegen Kuhmilcheiweiße sensibilisiert wurden. Sie locken dann weitere Entzündungszellen an, welche die allergische Reaktion verstärken.
Manchmal lassen sich auch andere allergische Reaktionstypen bei Kuhmilchallergie beobachten wie immunkomplexvermittelte Reaktionen (allergische Reaktionen vom Typ III).
Mehr zu den verschiedenen allergischen Reaktionstypen lesen Sie auf unser Allergie-Übersichtsseite im Abschnitt
Allergietypen
.
Warum genau einige Menschen eine Kuhmilchallergie (oder andere Allergie) entwickeln, ist nicht abschließend geklärt. Vermutlich spielen hier mehrere Faktoren zusammen.
Grundsätzlich gehen Experten davon aus, dass die Bereitschaft, eine Allergie zu entwickeln (
Atopie
), vererbbar ist. Treten in der Familie bereits Kuhmilchallergien oder andere allergische beziehungsweise atopische Erkrankungen (wie
Heuschnupfen
oder Neurodermitis) auf, hat ein Kind eine höhere Wahrscheinlichkeit, selbst ebenfalls eine Allergie zu bekommen.
Außerdem führt in manchen Fällen eine zu frühe Gabe von Kuhmilcheiweiß zu einer Kuhmilchallergie: Der
Darm
ist bei der
Geburt
noch nicht voll ausgereift, die Darmwand ist durchlässiger als im späteren Leben. So können relativ große Moleküle wie Kuhmilcheiweiße in den Körper gelangen und unter Umständen eine Allergie hervorrufen.
Darüber hinaus scheint die Darmbesiedelung durch
Bakterien
eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Allergien zu spielen. Stillen fördert die Besiedlung des Darmes mit hilfreichen Laktobazillen und Bifidobakterien. Gestillte Kinder leiden seltener an Allergien als andere.
Rauchen in der Schwangerschaft
begünstigt ebenfalls Allergien bei Kindern. Das Gleiche gilt, wenn ein Kind nach der Geburt Tabakrauch ausgesetzt ist.
Aufgrund der zahlreichen Symptome, die eine Kuhmilchallergie unter Umständen verursacht, ist die Diagnose nicht einfach. Um eine Kuhmilchallergie sicher zu diagnostizieren, ist es deshalb ratsam, einen (Kinder-)Arzt aufzusuchen, der sich auf Allergien spezialisiert hat, also einen (pädiatrischen) Allergologen.
Zuerst befragt der Arzt Sie (als Betroffenen) beziehungsweise die Eltern (bei betroffenen Kindern) ausführlich zur Krankheitsgeschichte (
Anamnese
). Mögliche Fragen sind etwa:
Anhand von
Allergie-Tests
lässt sich der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie wie eine Kuhmilchallergie abklären. Mediziner führen dafür einen Prick-Test und/oder eine IgE-Bestimmung durch. Unter Umständen sind auch eine Auslassdiät und ein Provokationstest angezeigt.
Es hängt unter anderem vom Alter des Betroffenen ab, in welcher Reihenfolge Mediziner die Tests durchführen und welche Testreagenzien sie verwenden. So können bei (vermuteter) Nahrungsmittelallergie (wie Kuhmilchallergie) beim Baby die Tests in anderer Reihenfolge und Weise erfolgen, als wenn ältere Kinder oder sogar Erwachsene die Betroffenen sind.
Der
Prick-Test
ist ein
Allergietest
auf der Haut: Hier prüft man, ob auf die angeritzte Haut aufgebrachte Allergen-Lösungen – in diesem Fall mit möglichen Auslösern einer Kuhmilchallergie – tatsächlich eine lokale allergische Reaktion (mit Rötung, Quaddelbildung etc.) hervorrufen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag
Pricktest
.
Bei der
IgE-Bestimmung
untersucht man das Blut des Betroffenen auf IgE-Antikörper, die sich spezifisch gegen Kuhmilcheiweiße gerichtet sind. Wie das genau funktioniert, lesen Sie im Beitrag
Allergietest
.
Das Problem beim Prick-Test sowie bei der Testung auf IgE-Antikörper: Treten bei einem Betroffenen keine IgE-vermittelten Sofortreaktionen auf, sondern nur andere allergische Reaktionstypen (wie Typ-IV-Reaktionen), fallen dieses Tests trotz bestehender Allergie negativ aus.
Bei einer diagnostischen
Auslassdiät (Eliminationsdiät)
vermeidet man kontrolliert für eine bestimmte Zeit jene Nahrungsmittel, die man als Auslöser einer Nahrungsmittelallergie verdächtigt – im vorliegenden Fall auf alles, was Kuhmilch(-eiweiße) enthält.
Nichtgestillte Babys bekommen für die Zeit der Auslassdiät eine extensiv hydrolysierte Säuglingsnahrung oder eine Aminosäurenformula. Diese sollte individuell für jedes Kind ausgewählt werden.
Liegt tatsächlich eine Kuhmilchallergie vor, bessern sich die Symptome der Betroffenen dank der Auslassdiät in der Regel oder verschwinden sogar ganz. Dann sollte unter ärztlicher Aufsicht eine
Nahrungsmittelprovokation
erfolgen – also die kontrollierte Zufuhr von Kuhmilcheiweiß über den
Mund
. Ruft das die allergischen Symptome hervor, ist das eine sichere Bestätigung der Diagnose Kuhmilchallergie. Mehr zum oralen Provokationstest lesen Sie im Beitrag
Allergietest
.
Eine Kuhmilchallergie kann unterschiedlich schwerwiegend ausfallen. Manche Betroffenen reagieren auf kleinste Mengen an Kuhmilcheiweiß mit allergischen Symptomen, andere vertragen das Allergen zumindest in kleiner Dosis und gewisser "Verpackung" (etwa Kuhmilch in gebackener Form).
Die Prognose ist im Allgemeinen gut. Eine Kuhmilchallergie beim Baby vergeht meist von allein wieder. Doch wann ist mit einer Besserung zu rechnen?
Etwa die Hälfte der betroffenen Kinder entwickeln bis zum Alter von einem Jahr eine Toleranz gegenüber Kuhmilcheiweißen. Bis zum Alter von drei Jahren vertragen rund drei Viertel der Kinder Kuhmilcheiweiße. Bis zum Alter von sechs Jahren sind es schon über 90 Prozent.
Eine Kuhmilchallergie bleibt also nur selten über die Kindheit hinaus bis ins Erwachsenenalter bestehen. Ebenfalls selten entsteht sie neu bei Erwachsenen.
Eine Kuhmilchallergie ist zum Teil genetisch bedingt: Der Neigung zu Allergien (Atopie) kann man nicht vorbeugen. Beeinflussen lassen sich aber andere Faktoren, die zur Entstehung einer Allergie beitragen können:
Mehr über diese und weitere Tipps zur Vorbeugung allergischer Erkrankungen wie Kuhmilchallergie lesen Sie im Beitrag
Allergie - Prävention
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Kuhmilchallergie
Kurzübersicht
Was ist eine Kuhmilchallergie?
Kuhmilchallergie oder Laktoseintoleranz?
Kuhmilchallergie betrifft meist Babys und Kleinkinder
Welche Symptome zeigen Babys und Erwachsene mit Kuhmilchallergie?
Wie schnell treten Kuhmilchallergie-Symptome auf?
Wie behandelt man eine Kuhmilchallergie?
Spezielle Säuglingsnahrung
Nicht geeignet bei Kuhmilchallergie
Kuhmilchallergie bei gestillten Babys
Individuelle Toleranz bestimmt den Speiseplan
Nahrungsalternativen bei Kuhmilchallergie
Notfall-Behandlung mit Medikamenten
Prüfung, ob Allergie noch besteht
Was verursacht eine Kuhmilchallergie?
Erklärungsansätze für die Allergie-Entstehung
Wie stellt man eine Kuhmilchallergie fest?
Anamnese
Tests auf Kuhmilchallergie
Prick-Test und IgE-Bestimmung
Auslassdiät und Provokationstest
Wie verläuft eine Kuhmilchallergie?
Lässt sich einer Kuhmilchallergie vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen