Illness name: kephalhaematom
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Das
Kephalhämatom
(auch Cephalhämatom oder Kopfblutgeschwulst) ist eine Blutansammlung am Kopf eines Neugeborenen. Es entsteht vor allem bei schwierigen Geburten und einem engen Geburtskanal. Das Kephalhämatom ist nach der Geburt am Kopf des Neugeborenen zunächst meist als schlaffe, später als pralle Geschwulst tastbar. In der Regel verschwindet es innerhalb einiger Wochen von allein wieder. Lesen Sie hier alles über das Kephalhämatom!
Das Wort Kephalhämatom beschreibt eine Blutansammlung am Kopf eines Neugeborenen. "Kephal" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "dem Kopf zugehörig". Als Hämatom bezeichnen Mediziner einen Bluterguss beziehungsweise eine kompakte Blutansammlung im Gewebe.
Das Kephalhämatom bildet sich bei der natürlichen Geburt durch Zerreißung kleiner
Blutgefäße
zwischen dem äußeren Schädelknochen und seiner Knochenhaut (Periost). Dies geschieht etwa, wenn der kindliche Kopf im Geburtskanal großen Kräften (Scherkräften) ausgesetzt ist.
Der
Schädel
des Neugeborenen ist noch weich und verformbar. Außen sitzt die sogenannte Kopfschwarte. Dazu zählen die Kopfhaut mit ihren Haaren und dem Unterhautfettgewebe sowie die haubenartige Muskel-Sehnen-Platte (Galea aponeurotica).
Darunter liegt der Schädelknochen, der aus mehreren Teilen besteht. Diese sind beim Neugeborenen noch nicht fest miteinander verwachsen. Den Schädelknochen überzieht auf seiner Innen- wie Außenseite die sogenannte Knochenhaut (Periost). Sie schützt und ernährt den Knochen.
Das Kephalhämatom bildet sich zwischen Periost und Knochen. Es wird von den Rändern des Schädelknochens begrenzt. Dadurch lässt es sich gut von einer anderen typischen Kopfschwellung beim Neugeborenen unterscheiden, der sogenannten Geburtsgeschwulst.
Im Unterschied zum Kephalhämatom überschreitet eine Geburtsgeschwulst die Grenzen der einzelnen Schädelknochen und die Knochenhaut liegt dem Knochen weiterhin an.
Laut medizinischer Fachliteratur tritt bei einer bis zwei von 100 Geburten ein Kephalhämatom auf. Es ist möglich, dass gleichzeitig der Schädelknochen unvollständig gebrochen (angebrochen) ist. Ärzte nennen dies "Infraktion".
Vor allem Zangengeburten (Forcepsentbindungen) oder Saugglockenentbindungen (Vakuumextraktionen) stehen mit der Entstehung eines Kephalhämatoms in Verbindung. Dabei setzt der Arzt entweder sogenannte Zangenlöffel oder eine Saugglocke am Kopf des Kindes an, um ihm auf die Welt zu helfen.
Die Prognose beim Kephalhämatom ist insgesamt sehr gut. In den ersten Tagen nach der Geburt nimmt es oft an Größe zu und verändert sich in der Beschaffenheit. Das anfangs geronnene
Blut
des Hämatoms verflüssigt sich im Abbauprozess im Laufe der Zeit. Innerhalb weniger Wochen bis Monate verschwindet das Hämatom schließlich.
In manchen Fälle verkalken jedoch die Ränder des Kephalhämatoms entlang der Schädelnähte und bleiben als knöcherner Vorsprung für längere Zeit tastbar. Dieser Knochenwall bildet sich im Laufe der Knochenentwicklung später zurück. Selten infiziert sich ein Kephalhämatom. Diese Situation ist potenziell lebensbedrohlich.
Ein Kephalhämatom macht sich oft gleich nach der Geburt bemerkbar. Typisch ist anfangs eine teigig-weiche, später prall-elastische, meist einseitige Schwellung am Kopf des Neugeborenen. Am häufigsten entsteht es an einem der beiden Scheitelbeine (Os parietale), das die Ober- und Hinterseite des knöchernen Hirnschädels formt.
Das Kephalhämatom hat eine halbkugelige Form und erreicht mitunter die Größe eines Hühnereis. Die Knochenhaut ist schmerzempfindlich. Deshalb sind Neugeborene mit einem Kephalhämatom unter Umständen unruhiger und weinen mehr, vor allem, wenn von außen Druck auf das Kephalhämatom einwirkt.
Bildet sich ein Kephalhämatom nicht zurück oder ist es sehr groß, gilt dies als möglicher Hinweis auf eine gestörte
Blutgerinnung
des Neugeborenen. In manchen Fällen verstärkt sich durch den Abbau des Kephalhämatoms eine Neugeborenengelbsucht (Neugeborenenikterus).
Der Grund für die Entstehung eines Kephalhämatoms sind Scherkräfte, die in der Enge des Geburtskanals auf den Kopf des Neugeborenen wirken. Durch diese Kräfte verschieben sich die Weichteile des Kopfes und die Knochenhaut wird vom Knochen abgeschert.
Unter der Knochenhaut gelegene Gefäße reißen dabei ein und beginnen zu bluten. Die Knochenhaut ist gut durchblutet, daher ist die Blutung mitunter relativ stark. Ist der Raum zwischen der wenig dehnbaren Knochenhaut und dem Knochen gefüllt (Anzeichen: prallelastische Schwellung), kommt die Blutung zum Stillstand.
Als Risikofaktoren für die Entstehung eines Kephalhämatoms gelten vor allem die
Saugglockengeburt
und die
Zangengeburt
. Aber auch ein besonders schneller Durchtritt des kindlichen Kopfes durch das mütterliche Becken oder ein sehr enger Geburtskanal verursachen Scherkräfte, die manchmal zu einem Kephalhämatom führen.
Ein weiterer Risikofaktor ist die sogenannte Hinterhauptslage oder Scheitelbeinstellung. Dabei liegt der kindliche Kopf nicht mit der Stirn voran im Beckeneingang der Mutter, sodass der Eintritt in den Geburtskanal erschwert ist.
Oft entdeckt die Hebamme oder der Kinderarzt das Kephalhämatom kurz nach der Geburt. Manchmal überlagert die sehr häufige, sogenannte Geburtsschwellung am Kopf des Neugeborenen zunächst das Kephalhämatom. Erst wenn es sich nach einigen Tagen zurückbildet, lässt sich das Kephalhämatom erkennen.
Falls Sie das Kephalhämatom selbst bemerkt haben, sind ebenfalls Hebamme oder Kinderarzt Ihre Ansprechpartner. Mögliche Fragen im einleitenden Gespräch (Anamneseerhebung) sind zum Beispiel folgende:
Bei der Untersuchung prüft der Arzt, ob die Nähte zwischen den Schädelknochen die Geschwulst begrenzen oder ob die Schwellung darüber hinaus reicht. Ersteres wäre ein typisches Anzeichen für das Kephalhämatom. Er prüft zudem die Konsistenz der Schwellung.
Selten überlagert ein Kephalhämatom eine Verletzung am Schädelknochen. Um dies auszuschließen, erfolgt meist eine Ultraschalluntersuchung am Kopf des Neugeborenen.
Unter Umständen untersucht der Kinderarzt das Kind auf eventuelle neurologische (= das Nervensystem betreffende) Auffälligkeiten. Unter anderem leuchtet er dafür in die Augen Ihres Kindes (Prüfung der Pupillen-Lichtreaktion) und überprüft, ob Ihr Kind zum Beispiel auf akustische Reize (Geräusche) reagiert.
Für die sichere Diagnose "Kephalhämatom" muss Ihr Kinderarzt andere Krankheiten ausschließen. Dazu gehören:
Das Kephalhämatom bedarf in der Regel keiner besonderen Behandlung. Es bildet sich innerhalb einiger Wochen von selbst zurück. Eine Punktion zum Absaugen des Hämatoms sollte unterbleiben: Sie stellt ein Infektionsrisiko für das Neugeborene dar.
Die Gabe von
Vitamin K
ist bei Kindern mit einem Kephalhämatom empfohlen, um ein weiteres Wachstum des Blutergusses zu verhindern. Vitamin K spielt eine entscheidende Rolle in der Blutgerinnung. Allerdings erhalten ohnehin alle Neugeborenen, unabhängig von einem bestehenden Kephalhämatom, vorsorglich Vitamin K.
Besteht neben dem Kephalhämatom zusätzlich eine offene Wunde der Kopfschwarte, ist ein steriler Verband erforderlich, um einer Infektion des Hämatoms vorzubeugen. Bei großen Hämatomen überwachen Ärzte die Konzentration von
Bilirubin
im Blut.
Neugeborene bauen direkt nach der Geburt verstärkt rote Blutkörperchen ab. Dabei entsteht Bilirubin, das von der
Leber
umgewandelt werden muss, bevor der Körper es ausscheidet. Ist die Konzentration von Bilirubin sehr hoch, wirkt es schädigend auf das Nervensystem des Neugeborenen (Kernikterus).
Manchmal steigt bei Babys mit einem Kephalhämatom die Bilirubinkonzentration stärker an, weil die Leber es nicht schnell genug abbaut. Eine spezielle Lichttherapie (Blaulicht-Fototherapie) hilft, die Bilirubinkonzentration zu senken.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Kephalhämatom
Kurzübersicht
Was ist ein Kephalhämatom?
Der Schädelaufbau bei Neugeborenen
Kephalhämatom: Vorkommen
Kephalhämatom: Gibt es Spätfolgen?
Welche Symptome treten beim Kephalhämatom auf?
Was sind Ursachen und Risikofaktoren eines Kephalhämatoms?
Kephalhämatom: Risikofaktoren
Woran erkennt man ein Kephalhämatom?
Kephalhämatom: Körperliche Untersuchung
Kephalhämatom: Ähnliche Erkrankungen
Wie lässt sich ein Kephalhämatom behandeln?
Autoren- & Quelleninformationen