Illness name: gebaermutterhalskrebs
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
An
Gebärmutterhalskrebs
(Zervixkarzinom) erkranken Frauen im Schnitt mit 53 Jahren. Auslöser ist in der Regel eine bestimmte Virusinfektion (HPV) im Genitalbereich. In frühen Stadien ist Gebärmutterhalskrebs fast immer heilbar. Mit zunehmender Ausbreitung des Tumors sinken die Heilungschancen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Symptome, Prognose, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs!
Gebärmutterhalskrebs, medizinisch Zervixkarzinom genannt, bezeichnet bösartige Tumoren im unteren Bereich der
Gebärmutter
– maligne Zellwucherungen des Gebärmutterhalses (Zervix).
Das mittlere Erkrankungsalter für hochgradig bösartigen Gebärmutterhalskrebs liegt bei etwa 53 Jahren. Frauen, die an einer Vorstufe des Zervixkarzinoms erkranken (In-situ-Karzinom) oder bei denen ein frühes Stadium vorliegt, sind im Schnitt 34 Jahre alt. Das durchschnittliche Sterbealter beträgt etwa 59 Jahre, wobei diese Altersgrenze in den verschiedenen Ländern sehr schwankt.
Gebärmutterhalskrebs zählt zu den drei häufigsten Krebserkrankung bei Frauen unter 45 Jahren und ist besonders häufig in Regionen mit niedrigerem Einkommen beziehungsweise Sozialstatus. In Europa ist die Neuerkrankungsrate seit Ende der 1990er Jahre weitgehend stabil und sinkt in manchen Ländern sogar aufgrund der umfassenden Früherkennungsmaßnahmen.
Im Jahr 2020 gab es in Europa Schätzungen des Europäischen Netzwerks der Krebsregister (European Network of Cancer Registries, ENCR) zufolge 30.447 Neuerkrankungen.
Der
Gebärmutterhals
(Zervix)
bildet den Übergang zwischen dem Gebärmutterkörper (Uterus) und der Scheide (Vagina). Durch ihn gelangen Spermien beim Geschlechtsverkehr aus der Scheide in die Gebärmutterhöhle im Inneren des Uterus.
Die Öffnung des Gebärmutterhalses zur Scheide hin wird
äußerer Muttermund
genannt. Die Öffnung zum Gebärmutterkörper hin heißt
innerer Muttermund
.
Der Gebärmutterhals ist innen von einer
Schleimhaut
ausgekleidet: Sie besteht aus einem Deckgewebe (Plattenepithel) und darin eingelagerten Schleimdrüsen. Wenn sich die Schleimhaut des Gebärmutterhalses bösartig verändert, sprechen Mediziner von
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
. Er geht in den meisten Fällen vom Plattenepithel aus und zählt dann zu den sogenannten
Plattenepithelkarzinomen
. Seltener entwickelt sich das Zervixkarzinom aus dem Drüsengewebe der Schleimhaut. Dann handelt es sich um ein
Adenokarzinom
.
Bei den meisten Patientinnen entsteht der Gebärmutterhalskrebs im Bereich des äußeren Muttermundes.
Gebärmutterhalskrebs ist nicht zu verwechseln mit
Gebärmutterkrebs
(Gebärmutterkörperkrebs). Letzterer wird in der medizinischen Fachsprache auch "Uteruskarzinom", Endometriumkarzinom" oder "Korpuskarzinom" genannt.
Gebärmutterhalskrebs verursacht
in frühen Stadien meist keine Symptome
. Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen bleiben ebenfalls lange Zeit unbemerkt.
Erst mit der Zeit machen sich die bösartigen Zellveränderungen mit Beschwerden bemerkbar wie zum Beispiel
Scheidenausfluss
(vaginaler Ausfluss) – dieser ist oft blutig oder übel riechend. Auch
Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr
sind ein mögliches Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs. Das Gleiche gilt für
Blutungen nach Belastungen
wie Radfahren, Reiten oder hartem Stuhlgang.
Bei Frauen nach dem 35. Lebensjahr gelten auch
starke Regelblutungen, Zwischen- oder Schmierblutungen
als möglicherweise krebsverdächtig.
Blutungen nach den Wechseljahren
zählen ebenso zu den Gebärmutterhalskrebs-Symptomen.
Die genannten Beschwerden sind keine eindeutigen Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs! Sie haben unter Umständen ganz andere Ursachen. Klären Sie entsprechende Beschwerden daher vorsichtshalber ärztlich ab.
Manche Patientinnen berichten zudem von
Schmerzen im Unterbauch
. Auch eine
unerklärliche
Gewichtsabnahme
zeigt sich oft bei Frauen mit Gebärmutterhalskrebs.
Anzeichen für einen Befall weiterer Organe kommen in fortgeschrittenen Krebsstadien hinzu. Einige Beispiele:
Im letzten Stadium breitet sich der Tumor über den ganzen Körper aus. Es kommt dann zum
Ausfall vieler lebenswichtiger Organe
, was letztendlich zum Tod führt.
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich bei den meisten Frauen über Jahre hinweg. Da anfangs oft keine Beschwerden bestehen, ist eine Früherkennung mit entsprechender Behandlung schwierig. Frühe Stadien sind in der Regel heilbar. Wenn der Tumor schon etwas weiter fortgeschritten ist, sich aber komplett operativ entfernen lässt, ist die Prognose ebenfalls günstig.
In sehr fortgeschrittenen Stadien von Gebärmutterhalskrebs sowie bei einem Rückfall ist eine Heilung deutlich schwieriger, aber immer noch möglich. Hat das Zervixkarzinom bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet und befindet sich bereits im Endstadium, zielt die Behandlung meist nur noch darauf ab, die Beschwerden der Patientin zu lindern und die Lebensdauer möglichst zu verlängern.
Eine Therapie, die auf Heilung abzielt, bezeichnen Mediziner als kurativ. Dient die Behandlung lediglich dazu, die verbleibende Lebenszeit des Patienten so beschwerdefrei wie möglich zu gestalten, handelt es sich um eine palliative Behandlung.
Wie hoch die Lebenserwartung einer Frau mit Gebärmutterhalskrebs letztlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine entscheidende Rolle spielt der Zeitpunkt der Erstdiagnose – je früher die Krebserkrankung entdeckt und therapiert wird, desto besser die Prognose. Außerdem beeinflussen das Alter und der Allgemeinzustand sowie weitere Erkrankungen der Frau den Therapieerfolg.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Heilungschancen bei Gebärmutterhalskrebs deutlich verbessert, was die Lebenserwartung entsprechend gesteigert hat: Heute stirbt pro Jahr nur noch die Hälfte der Frauen an einem Zervixkarzinom als noch vor 30 Jahren.
Das Zervixkarzinom wird in aller Regel durch eine chronische Infektion mit dem
humanen Papillom-Virus
(HPV) ausgelöst. Von diesem Virus existieren etwa 200 verschiedene Typen. Einige davon gelten als besonders aggressiv und gefährlich – Mediziner sprechen daher von "high risk"-Typen. Hierzu gehören HPV 16, 18, 31, 45, 51 und 52. Allein die Typen 16 und 18 sind vermutlich für mehr als 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verantwortlich.
Die "low risk"-HPV-Typen sind zwar nicht an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt, verursachen aber
Warzen
auf den Genitalien des Mannes und der Frau.
HPV
überträgt sich
fast ausschließlich
durch Geschlechtsverkehr
. Selbst Kondome sind kein ausreichender Schutz vor den humanen Papillom-Viren. Es genügt bereist Hautkontakt im Intimbereich, um die
Viren
zu übertragen.
Fast jeder Mensch kommt mindestens einmal in seinem Leben in Kontakt mit HPV. In den meisten Fällen schafft es das Immunsystem, die Viren zu bekämpfen, selbst dann, wenn es sich um einen "high risk"-Virustyp handelt. So erkrankt
weniger als eine von 100 Frauen
, die mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert sind, tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs.
Wer ist besonders gefährdet?
Gebärmutterhalskrebs wird in den meisten Fällen von HP-Viren verursacht. Deswegen sind Frauen, die sich mit HP-Viren vom Typ 16 oder 18 infiziert haben, besonders gefährdet. Insbesondere, wenn bei ihnen ein Vorsorgeabstrich auffällig war. Die Überwachung sollte dann entsprechend engmaschiger erfolgen.
Was schützt vor Gebärmutterhalskrebs?
Da HPV überwiegend sexuell übertragen wird, sind Impfung und Kondome die besten Schutzmaßnahmen. Die Impfung kann auch im Erwachsenenalter noch erfolgen, wenn man nicht schon mit HPV infiziert ist. Sinnvoll sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, auch wenn geimpft wurde, gegebenenfalls mit zusätzlicher Testung bezüglich HPV.
Wird bei Gebärmutterhalskrebs immer die ganze Gebärmutter entfernt?
Bei einem bereits bestehenden Gebärmutterhalskrebs wird die gesamte Gebärmutter entfernt. Bei Vorstufen reicht auch die Entfernung eines Teils des Gebärmutterhalses. Dies wirkt sich normalerweise nicht auf die Hormone aus – denn die Eierstöcke bleiben intakt.
Dr. Christoph Bauer betreibt in München eine Privatpraxis für Gynäkologie, unter anderem mit den Schwerpunkten Präventionsmedizin und Klimakterium.
Ein weiterer großer Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs ist das
Rauchen
. Bestimmte Giftstoffe aus dem Tabak lagern sich spezifisch im Gewebe des Gebärmutterhalses ab. Dadurch ist das Gewebe angreifbarer für Viren wie HPV.
Weitere Risikofaktoren für das Zervixkarzinom sind:
Nach derzeitigem Wissensstand spielen
genetische Faktoren
bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs nur eine untergeordnete Rolle.
Das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs wegen einer HPV-Infektion zu erkranken, steigt, wenn Sie nicht gegen HP-Viren geimpft sind.
Die wichtigste Untersuchung ist die
regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt (Krebsfrüherkennung)
. Dies gilt auch für Frauen, die gegen die wichtigsten HP-Viren geimpft sind: Eine Impfung ersetzt nicht die Vorsorge, sie ergänzt nur das Vorsorgeprogramm.
In Deutschland hat jede Frau
ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich
Anspruch auf eine Vorsorge-/Früherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt – auch Primärscreening genannt. Alle Kassen übernehmen die Kosten dafür. Nähere Infos erhalten Sie bei Ihrem Frauenarzt.
Frauen sollten die Möglichkeit der kostenlosen Krebsfrüherkennungsuntersuchung unbedingt wahrnehmen! Je früher bösartige Zellveränderungen entdeckt und behandelt werden, desto besser die Prognose.
Die routinemäßige Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs läuft genauso ab wie die Untersuchung, die bei einem konkreten Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs (aufgrund von Symptomen wie unregelmäßigen Blutungen) erfolgt:
Zunächst erhebt der Arzt im Gespräch mit der Frau deren Krankengeschichte (Anamnese). Er fragt zum Beispiel, wie regelmäßig und stark die Menstruationsblutungen sind und ob gelegentlich Zwischen- oder Schmierblutungen auftreten. Außerdem erkundigt er sich nach eventuellen Beschwerden und Vorerkrankungen sowie der Anwendung von Verhütungsmitteln.
Nach dem Gespräch folgt die gynäkologische Untersuchung: Der Frauenarzt begutachtet zuerst die äußeren Geschlechtsorgane wie die
Schamlippen
auf eventuelle Auffälligkeiten. Dann spreizt er mit Hilfe eines Metallspatels (Spekulum) die Scheide auf. Er wirft einen Blick auf die Scheidenwände sowie den äußeren Muttermund.
Außerdem entnimmt er mit einer kleinen Bürste oder einem Wattestäbchen eine Zellprobe von der Schleimhautoberfläche am Muttermund und im Gebärmutterhalskanal und untersucht sie unter dem Mikroskop genauer. So erkennt der Arzt, ob sich veränderte Zellformen unter den Schleimhautzellen befinden. Diese Untersuchung bezeichnen Mediziner als
Gebärmutterhals-Abstrich oder Zervixabstrich
(
PAP-Test
).
Manchmal lassen sich der äußere Muttermund und seine Umgebung nicht mit bloßem
Auge
ausreichend beurteilen. Dann ist eine
Scheidenspiegelung
(
Kolposkopie
) nötig: Dabei begutachtet der Frauenarzt das Innere der Scheide und den Muttermund mithilfe eines beleuchteten Vergrößerungsglases. Manchmal betupft er das Gewebe am Muttermund außerdem mit einer Jodlösung: Gesundes und erkranktes Gewebe zeigen daraufhin eine unterschiedliche Färbung. Von verdächtigen Stellen nimmt der Frauenarzt dann eine
Gewebeprobe
(
Biopsie
). Untersuchungen im Labor zeigen, ob es sich tatsächlich um Gebärmutterhalskrebs handelt.
Wenn die verdächtige Gewebeveränderung nur klein ist, führt der Frauenarzt meist eine sogenannte Konisation durch: Dabei schneidet er einen Kegel (Konus) aus dem Gewebe heraus, bestehend aus den krankhaft veränderten Zellen und einem Saum aus gesunden Zellen rundherum. Letzteres soll sicherstellen, dass keine veränderten Zellen zurückbleiben. Im Labor untersucht medizinisches Personal das entnommene Gewebe auf Krebszellen.
Die Konisation dient nicht nur dazu, verdächtiges Gewebe zu entnehmen, um es anschließend im Labor genau zu untersuchen. Sie kommt auch als Therapiemöglichkeit infrage: Ein kleiner, abgegrenzter Tumor lässt sich im Idealfall mittels Konisation vollständig entfernen (siehe unten).
Ebenfalls sinnvoll bei der Abklärung einer möglichen Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung ist ein
Test auf humane Papillom-Viren
(HPV-Test). Dabei untersucht der Frauenarzt einen Abstrich vom Muttermund auf das Vorhandensein von HP-Viren (genauer: auf deren Erbgut).
Der HPV-Test ist seit 2020 für Frauen ab einem bestimmten Alter Teil der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs. Frauen
ab dem 35. Lebensjahr
haben
alle drei Jahre
Anspruch auf einen HPV-Test, der dann im Rahmen eines kombinierten Primärscreenings bestehend aus einer zytologischen (Gewebe-)Untersuchung und dem HPV-Test erfolgt. Die Kosten für den HPV-Test übernimmt in diesen Fällen die jeweilige Krankenkasse.
Bei jüngeren Frauen ist der HPV-Test in der Regel nicht sinnvoll, weil bei ihnen häufig HPV gefunden wird, die Infektion aber meist von allein abklingt.
Unabhängig vom Alter der Frau ist ein HPV-Test angezeigt, wenn der PAP-Abstrich ein unklares Ergebnis liefert. Die Kosten für den Test werden dann von den Krankenkassen übernommen.
Steht die Diagnose Gebärmutterhalskrebs fest, sind weitere Untersuchungen nötig. Sie sollen zeigen, ob der Tumor bereits auf umliegendes Gewebe übergegriffen und an weiter entfernten Stellen Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Dafür eignet sich zum Beispiel eine
Ultraschall-Untersuchung
: Zum einen macht der Arzt einen transvaginalen Ultraschall, indem er die Ultraschallsonde in die Scheide einführt. Zum anderen lassen sich mit einer "normalen" Ultraschalluntersuchung (von außen) die Nieren auf auffällige Veränderungen hin beurteilen.
Manchmal ordnet der Arzt eine Computertomografie (
CT
) und/oder eine
Kernspintomografie
(Magnetresonanztomografie,
MRT
) an. Damit lassen sich etwa Metastasen im Becken, Bauch- oder Brustraum aufspüren. Eine
Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
(
Röntgen-Thorax
) eignet sich, um Metastasen im Brustraum aufzudecken.
Besteht der Verdacht, dass sich der Gebärmutterhalskrebs auf die Blase oder den Enddarm ausgebreitet hat, ist eine
Blasenspiegelung
(Zystoskopie)
beziehungsweise
Enddarmspiegelung (
Rektoskopie
)
nötig. Damit lässt sich ein eventueller Krebsbefall nachweisen.
Eventuell führt der Arzt bei Gebärmutterhalskrebs ein sogenanntes
operatives Staging
durch: Im Rahmen einer Operation wirft er einen Blick auf die Organe im Becken und Unterbauch. So lässt sich eine eventuelle Ausbreitung des Tumors besser beurteilen. Er entnimmt bei Verdacht Gewebeproben von verschiedenen Organen und Lymphknoten, um sie im Labor auf Krebszellen hin untersuchen zu lassen.
Manchmal schließt sich an das operative Staging gleich schon die Behandlung an. So ist der Arzt in der Lage, schon während der Untersuchung zu entscheiden, den Krebstumor (meist mitsamt der ganzen Gebärmutter) herauszuschneiden. Dies geschieht jedoch nur, wenn die Patientin im Vorfeld ihre Einwilligung dazu gegeben hat.
Je nachdem, wie weit sich der Gebärmutterhalskrebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits ausgebreitet hat, unterscheiden Mediziner verschiedene Krebsstadien. Das ist wichtig für die Therapieplanung. Außerdem lassen sich anhand des Stadiums der Verlauf und die Prognose der Krebserkrankung besser abschätzen.
Die Art der Behandlung bei Gebärmutterhalskrebs hängt vor allem davon ab, wie weit fortgeschritten die Erkrankung bereits ist. Aber auch andere Faktoren beeinflussen die Therapieplanung, zum Beispiel der Allgemeinzustand der Patientin und ob sie noch Kinder bekommen möchte oder ewa bereits in den Wechseljahren ist. Auch mögliche Nebenwirkungen und Folgen der einzelnen Therapieverfahren sind zu berücksichtigen.
Prinzipiell gibt es drei Therapiemöglichkeiten bei einem Zervixkarzinom. Sie kommen einzeln oder in Kombination zum Einsatz:
Manche Frauen haben erst eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs (Dysplasie). Wenn diese Zellveränderungen nur leicht sind, warten Ärzte meist zunächst ab, weil sich diese oft von alleine zurückbilden. Dies überprüft der Arzt dann bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.
In frühen Stadien von Gebärmutterhalskrebs ist eine Operation die Therapie der Wahl. Das Ziel ist, den Tumor vollständig herauszuschneiden – zur Sicherheit zusammen mit einem Saum aus gesundem Gewebe. Wie viel Gewebe insgesamt zu entfernen ist, hängt von der Größe und Ausbreitung der Krebsgeschwulst ab.
Für die Operation bei Gebärmutterhalskrebs stehen mehrere Techniken zur Verfügung. Außerdem gibt es verschiedene Zugangswege, um das erkrankte Gewebe zu entfernen, etwa über die Scheide, über einen Bauchschnitt oder eine Bauchspiegelung (=
Laparoskopie
).
Die Konisation kommt bei kleinen Tumoren infrage, die sich gut vom gesunden Gewebe abgrenzen lassen. Hierbei schneidet der Arzt die erkrankten Zellen zusammen mit umgebendem gesundem Gewebe kegelförmig heraus. Eine Schwangerschaft ist dann immer noch möglich, allerdings verbunden mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko. Der Gebärmutterhals ist nämlich nach dem Eingriff meist instabiler – abhängig davon, wie viel Gewebe entfernt werden musste.
Ärzte raten daher, nach einer Konisation vorsichtshalber einige Zeit zu warten, bevor Sie ein Kind bekommen. Genauere Informationen hierzu erhalten Sie bei Ihrem behandelnden Arzt.
Manchmal lässt sich mittels Konisation nicht das ganze Krebsgewebe entfernen – ein größerer Eingriff ist dann nötig. Wenn die Patientin noch einen Kinderwunsch hat, ist eine sogenannte
Trachelektomie
eine mögliche Behandlungsmethode: Dabei entfernt der Chirurg einen Teil des Gebärmutterhalses (bis zu zwei Drittel) sowie die inneren Haltebänder der Gebärmutter. Der innere Muttermund und der Gebärmutterkörper bleiben aber erhalten (den inneren Muttermund verbindet der Chirurg mit der Scheide).
Eine Schwangerschaft nach einer Trachelektomie geht mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen (wie
Frühgeburt
) einher. Zudem ist eine Geburt per
Kaiserschnitt
notwendig. Sobald die Frau die Familienplanung abgeschlossen hat, entfernt der Arzt nachträglich die gesamte Gebärmutter (
Hysterektomie
).
Wenn eine Frau mit Gebärmutterhalskrebs sich keine Kinder mehr wünscht, entfernt der Arzt oft die komplette Gebärmutter. Nötig ist der Eingriff zudem, wenn der Tumor bereits tiefer ins Gewebe hineingewachsen ist. Die Frau ist nach dieser Operation nicht mehr in der Lage, schwanger zu werden.
Entfernt der Arzt bei dem Eingriff nur die Gebärmutter, spricht man von einer
einfachen Hysterektomie
. Ist auch umliegendes Gewebe betroffen und zu entfernen (benachbarte Lymphknoten, der obere Teil der Scheide etc.), handelt es sich um eine
radikale Hysterektomie
. Bei Gebärmutterhalskrebs-Patientinnen nach den Wechseljahren entnimmt der Arzt in der Regel auch die beiden Eierstöcke und
Eileiter
. Bei jüngeren Frauen vermeidet man das nach Möglichkeit, um die Hormonproduktion in den Eierstöcken zu erhalten.
Die
Harnblase
und der Enddarm sind ebenfalls zu entfernen, wenn sich der Gebärmutterhalskrebs bereits auf diese Organe ausgedehnt hat.
Wenn eine umfangreiche Operation nicht möglich ist (etwa bei schlechtem Allgemeinzustand der Patientin) oder die Frau diese ablehnt, ist eine Behandlung des Gebärmutterhalskrebs alternativ mit einer
Bestrahlung
oder einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (
Radiochemotherapie
) möglich. Manchmal kommt die Strahlentherapie auch nach einer Operation zum Einsatz, um eventuell verbliebene Krebszellen abzutöten. Dann sprechen Mediziner von einer
adjuvanten Bestrahlung
.
Bei der Strahlentherapie sind zwei Verfahren möglich: Entweder eine Bestrahlung des Tumors von außen über die Haut (
perkutane Bestrahlung
) oder der Arzt bringt die Strahlenquelle über die Scheide bis zum Tumor heran. Mediziner nennen diese Strahlentherapie von innen
Brachytherapie
.
Eine Bestrahlung bei Gebärmutterhalskrebs löst mitunter
akute Nebenwirkungen
aus. Dazu zählen zum Beispiel eine schmerzhafte Schleimhautreizung in der Scheide, Blase oder im
Darm
sowie Durchfälle und Infektionen. Solche Beschwerden verschwinden meist innerhalb weniger Wochen nach der Bestrahlung wieder.
Außerdem kommt es manchmal Monate oder Jahre nach der Behandlung zu
Spätfolgen
, die zum Teil dauerhaft bestehen bleiben, wie eine gestörte Blasenfunktion, Kontrollverlust bei der Stuhlentleerung, Schleimhautentzündungen mit Blutungen oder eine verengte, trockene Scheide.
Bei der
Chemotherapie
erhält die Patientin in regelmäßigen Abständen Infusionen mit Medikamenten, die den Gebärmutterhalskrebs am Wachsen hindern. Weil diese Chemotherapeutika (Zytostatika) im ganzen Körper wirken, sprechen Ärzte auch von einer systemischen Behandlung.
Die sich schnell teilenden Krebszellen reagieren besonders empfindlich auf diese Medikamente. Allerdings beeinträchtigen Zytostatika auch die Vermehrung von rasch wachsenden gesunden Zellen, etwa von Haarwurzelzellen, Schleimhautzellen sowie blutbildenden Zellen. Daraus erklären sich die möglichen
Nebenwirkungen
der Chemotherapie wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Veränderungen des Blutbildes mit erhöhter
Infektanfälligkeit
.
Die Chemotherapie wenden Ärzte bei Gebärmutterhalskrebs meist mit einer Strahlentherapie in Kombination an. Manchmal kommt sie aber auch allein zum Einsatz, etwa bei einem Rückfall oder bei Tochtergeschwülsten weit entfernt vom Primärtumor im Gebärmutterhals (Fernmetastasen).
Manchmal behandeln Ärzte ein Zervixkarzinom mit einem
künstlich hergestellten Antikörper (
Bevacizumab
)
, der gezielt den Tumor bekämpft: Sobald die Krebsgeschwulst eine gewisse Größe erreicht hat, braucht sie eigene, neu gebildete
Blutgefäße
, um die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen sicherzustellen. Der Antikörper Bevacizumab hemmt einen bestimmten Wachstumsfaktor und damit die Neubildung solcher Blutgefäße. Das hindert den Tumor daran, weiter zu wachsen.
Bevacizumab verabreichen Ärzte
als
Infusion
. Die zielgerichtete Therapie kommt aber
nur in bestimmten Fällen
infrage, nämlich dann, wenn der Gebärmutterhalskrebs:
Bösartige Tumoren wie Gebärmutterhalskrebs verursachen
teils heftige Schmerzen
. Die Betroffenen erhalten dann eine individuell angepasste
Schmerztherapie
.
Viele Patientinnen entwickeln eine
Blutarmut
(Anämie) – entweder durch den Krebs selbst oder durch die Behandlung (wie Chemotherapie). Unter Umständen erhalten die betroffenen Frauen
Bluttransfusionen
.
Auch andere
Nebenwirkungen der Gebärmutterhalskrebs-Therapie
werden so bei Bedarf gezielt behandelt. Einige Beispiele: Übelkeit und Erbrechen, die oft bei einer Chemotherapie auftreten, lassen sich medikamentös lindern. Auch
Durchfall
als Folge einer Chemo- oder Strahlentherapie lässt sich mit einem geeigneten Medikament stoppen.
Eine Strahlentherapie bei Gebärmutterhalskrebs führt mitunter zu einer trockenen, verengten Scheide: Gegen unangenehme Trockenheit beim Geschlechtsverkehr helfen Gleitgele. Einer Verengung lässt sich vorbeugen, indem Sie die Scheide regelmäßig für einige Minuten mit Hilfsmitteln aufdehnen.
Die Diagnose und Behandlung von Gebärmutterhalskrebs (oder anderen Krebserkrankungen) sind für einige Frauen psychisch sehr belastend. Deshalb haben Patientinnen Anspruch auf eine
psychoonkologische Betreuung
. Psychoonkologen sind speziell ausgebildete Ärzte, Psychologen oder Sozialpädagogen, die Krebspatienten und ihre Angehörigen beim Umgang mit der Erkrankung seelisch unterstützen.
Die
Rehabilitation
nach Gebärmutterhalskrebs (oder einer anderen Krebserkrankung) zielt darauf ab, Patientinnen die Rückkehr in ihr soziales und berufliches Leben zu ermöglichen. Verschiedene Therapeuten und Berater (Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten et cetera) helfen den betroffenen Frauen, mit möglichen Folgen der Erkrankungen oder Behandlung zurechtzukommen und körperlich wieder fit zu werden. Alle wichtige Informationen zur Reha erhalten Patientinnen bei ihrem behandelnden Arzt und dem Sozialdienst in der Klinik.
An die Gebärmutterhalskrebs-Behandlung schließt sich die
Nachsorge
an: Sie umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Diese dienen dazu, den Behandlungserfolg zu überprüfen und etwaige Rückfälle frühzeitig zu erkennen. Außerdem erhalten die Frauen Hilfe bei der Bewältigung von Krankheits- oder Therapiefolgen. Experten empfehlen für die Nachsorgeuntersuchungen folgenden Zeitplan:
Die Nachsorgeuntersuchung besteht in der Regel aus folgenden Teilen:
Ergänzend führen Ärzte in bestimmten Abständen einen HPV-Test, eine Ultraschalluntersuchung der Scheide und
Niere
sowie eine Lupenuntersuchung (Kolposkopie) durch.
Eine
Impfung gegen humane Papillom-Viren (HPV)
senkt das Risiko von Gebärmutterhalskrebs – schließlich sind diese Viren für die meisten Erkrankungsfälle verantwortlich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung für alle Mädchen zwischen neun und 14 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten der Impfung auch bei Personen, die älter als 14 Jahre sind. Informationen darüber erhalten Sie bei Ihrer zuständigen Krankenkasse.
Experten raten, dass sich auch Jungen gegen HPV impfen lassen. Wenn sie nicht infiziert sind, besteht auch keine Ansteckungsgefahr für ihre Sexualpartnerinnen – das schützt diese vor Gebärmutterhalskrebs. Außerdem bietet die Impfung den Jungen selbst einen Schutz vor Genitalwarzen sowie Zellveränderungen, die möglicherweise zu Krebs führen (wie Peniskrebs).
Alles Wichtige über Ablauf, Wirkung und Nebenwirkungen der Impfung lesen Sie im Beitrag
HPV-Impfung
.
Einer HPV-Infektion lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch durch "safer sex" vorbeugen: Die Verwendung von
Kondomen
verhindert etwa in der Hälfte aller Fälle eine Ansteckung. Abgesehen davon schützen Kondome noch vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV oder Chlamydien.
Eine
angemessene Genitalhygiene
sowie der
Verzicht auf Rauchen
tragen ebenfalls dazu bei, Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Gebärmutterhalskrebs
Kurzübersicht
Was ist Gebärmutterhalskrebs?
Anatomie
Was sind die Symptome bei Gebärmutterhalskrebs?
Wie ist die Lebenserwartung bei Gebärmutterhalskrebs?
Wie kommt es zu Gebärmutterhalskrebs?
„Impfung und Kondome schützen“
Drei Fragen an
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Weitere Risikofaktoren
Wie wird Gebärmutterhalskrebs festgestellt?
Anamnesegespräch
Gynäkologische Untersuchung & PAP-Test
Konisation
HPV-Test
Weitere Untersuchungen
Stadieneinteilung
Wie sieht die Therapie bei Gebärmutterhalskrebs aus?
Operation bei Gebärmutterhalskrebs
Konisation
Trachelektomie
Hysterektomie
Strahlentherapie bei Gebärmutterhalskrebs
Chemotherapie bei Gebärmutterhalskrebs
Zielgerichtete Therapie bei Gebärmutterhalskrebs
Ergänzende Behandlungen
Reha und Nachsorge bei Gebärmutterhalskrebs
Lässt sich Gebärmutterhalskrebs vorbeugen?
Impfung
Autoren- & Quelleninformationen