Illness name: nierensteine
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Nierensteine sind auskristallisierte Bestandteile des Urins, die sich in den Nieren, im Nierenbecken und in den ableitenden Harnwegen bilden. Erst wenn sie in den Harnleiter wandern, verursachen Nierensteine Schmerzen – starke Krämpfe an den Flanken, begleitet von Übelkeit und Erbrechen (Nierenkolik). Ursache ist eine Übersättigung des Harns mit steinbildenden Substanzen. Erfahren Sie hier, was bei Nierensteinen hilft.
Nierensteine (Nierengrieß oder Nephrolithiasis) zählen zu den Harnsteinen und sind Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Sie entstehen in den Kanälchen der
Niere
, im
Nierenbecken
sowie in den ableitenden Harnwegen (zum Beispiel in den Harnleitern oder in der Blase). Manche sind so klein wie Reiskörner, andere füllen unter Umständen das ganze Nierenbecken aus (Ausgusssteine).
Nierensteine gelten als Wohlstandskrankheit, deren Entstehung durch eiweißreiche Ernährung, Überernährung, Fettleibigkeit (
Adipositas
) und Bewegungsmangel gefördert wird.
Die Nephrolithiasis tritt entsprechend der Lage der Nieren sowohl auf der rechten wie auch der linken Seite auf. Der größte jemals diagnostizierte Nierenstein soll ein Gewicht von 1,36 Kilogramm gehabt haben.
Je nach Zusammensetzung unterscheiden Mediziner verschiedene Nierenstein-Arten:
Das Aussehen von Nierensteinen variiert je nach Art des Steins. Kalziumoxalate sind beispielsweise klein und haben eine glatte oder stachelige Oberfläche. Kalziumphosphate sind etwas größer. Diese Nierensteine erkennt man anhand ihrer bröckeligen Struktur. Zystinsteine sind Nierensteine von hellgelber Farbe und werden mitunter groß. Ebenfalls groß werden gegebenenfalls Steine aus
Harnsäure
. Struvitsteine sind typischerweise geweihförmig.
Meist treten Nierensteine zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf und bei Männern etwa doppelt so häufig wie bei Frauen.
Nicht in allen Fällen nehmen Patienten bei Nierensteinen Beschwerden wahr. Schmerzen treten auf, wenn Nierensteine aus den Nieren in den Harnleiter gelangen und dort langsam abwandern. Diese sogenannten Harnleitersteine verursachen je nach Größe unterschiedlich starke Beschwerden. Nierensteine (Nephrolithiasis) machen sich bei Frauen und Männern durch folgende Symptome bemerkbar:
Nierengrieß und sehr kleine Steine gelangen in den Urin und werden mit dem Harn ausgeschieden – der Betroffene verspürt dabei höchstens einen kleinen, stechenden Schmerz beim Wasserlassen.
Problematischer sind größere Nierensteine. Symptome wie starke, kolikartige Schmerzen, die sich innerhalb von 15 bis 30 Minuten fast bis zur Unerträglichkeit steigern und je nach Lage des Steins in andere Körperteile ausstrahlen, begleiten den akuten Steinabgang.
Mediziner sprechen dann von einer Nierenkolik (Harnleiterkolik). Sie zählt zu den am intensivsten empfundenen Schmerzarten des Menschen und beruht auf einer Reizung (Irritation) und Überdehnung des Harnleiters durch den abgehenden Nierenstein.
Anzeichen, die auf eine Nierenkolik und somit auf Nierensteine hinweisen, sind:
Sobald der abgehende Nierenstein die
Harnblase
erreicht, verschwindet die Nierenkolik spontan. Wie schnell das passiert, hängt von der Größe des Steins ab. Bei kleineren Nierensteinen dauert eine Nierenkolik manchmal nur Minuten.
Nierenkoliken, die von Nierensteinen mit einer Größe von etwa einem halben Zentimeter hervorgerufen werden, enden meist nach einigen Stunden. In schweren Fällen, wenn ein Nierenstein im Harnleiter festsitzt, dauert der Abgang unter Umständen mehrere Tage.
Nierensteine größeren Ausmaßes gelangen nur schwer in den Harnleiter. Sie bleiben häufig im Nierenbecken liegen und wachsen zu einem Ausgussstein heran, also einem das ganze Nierenbecken ausfüllenden Nierenstein. Die dabei auftretenden Symptome sind oft wenig ausgeprägt; häufig stellt sich ein dumpfer Druck in der Nierengegend ein. Daneben rufen solche Nierensteine unter Umständen Symptome eines Harnstaus und einer chronischen Entzündung des Nierenbeckens mit Schwund des Nierengewebes hervor (Schrumpfnieren).
Nierensteine entstehen, wenn bestimmte Substanzen im Urin in zu hoher Konzentration vorliegen. Sie fallen in anfangs kleinen Kristallen aus, die sich im Lauf der Zeit zusammenschließen und zu Nierensteinen anwachsen – zuerst bildet sich Nierengrieß, dann entstehen schließlich Nierensteine.
Die Ursachen der Übersättigung des Harns mit steinbildenden Substanzen sind:
Warum man Nierensteine bekommt, hat unterschiedliche Gründe. Zudem begünstigen verschiedene Faktoren die Bildung von Nierensteinen:
In vielen Fällen gibt bereits die Krankengeschichte des Patienten Hinweise auf Nierensteine. Die eigentliche Diagnose stellt der Arzt anhand bildgebender Verfahren.
Zum Beispiel lassen sich Nierensteine mittels Ultraschall feststellen. Die
Ultraschalluntersuchung
des Urogenitaltrakts stellt somit eine gängige Methode zur Diagnose von Nierensteinen dar, die häufig mit einer
Röntgenuntersuchung
von Nieren, Harnleitern und der Blase kombiniert wird.
Ein weiteres Diagnoseverfahren ist die
Ausscheidungsurografie
von Niere und ableitenden Harnwegen mit Röntgenkontrastmittel. Die Kontrastmittelgabe ist bei Menschen mit Kontrastmittelallergie oder vorbestehender Nierenfunktionseinschränkung ohne aufwändige Schutzmaßnahmen nicht möglich.
Deshalb wird zur Diagnose von Nierensteinen immer häufiger das
Spiral-CT
empfohlen, eine moderne Form der Computertomografie (CT). Diese Technik kommt ohne Kontrastmittel aus und wird alternativ zur
Urografie
eingesetzt.
Je nach Einzelfall sind weiterführende Untersuchungen zur Nierenstein-Diagnose notwendig, so zum Beispiel eine Blasenspiegelung mit Röntgendarstellung der ableitenden Harnwege von der Blase aus (retrograde Ureteropyelografie) oder eine Szintigrafie (ein nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren).
In der Schwangerschaft stellt die Bildgebung mittels Ultraschall die Methode der Wahl zur Diagnose von Nierensteinen dar. Auf eine Röntgenuntersuchung gilt es im ersten Trimenon nach Möglichkeit zu verzichten.
Bei Verdacht auf ein Nierenleiden wird der Urin auf Blut, Infektionen und chemische Veränderungen untersucht. Dabei wird auch mindestens einmal Urin über 24 Stunden gesammelt, um die Tagesausscheidung bestimmter Stoffe zu berechnen. Die Erhebung von Blutwerten (
Blutuntersuchung
) hilft, die
Nierenfunktion
einzuschätzen sowie Begleitentzündungen und mögliche Stoffwechselerkrankungen als Ursache der Nierensteine zu erkennen.
Menschen mit Nierensteinen wird empfohlen, beim Urinieren ein Sieb zu verwenden, um Steine oder Teile davon beim Wasserlassen aufzufangen. Eine Untersuchung der Ablagerungen im Labor gibt möglicherweise Aufschluss über die genaue Ursache der Steinbildung.
Alles Wichtige zur Therapie von Nierensteinen lesen Sie im Beitrag
Nierensteine – Behandlung
.
Nierensteine treten unter Umständen immer wieder auf. Nach erfolgreicher Behandlung kommt es bei 50 Prozent der Patienten innerhalb von zehn Jahren zu erneuter Steinbildung. Diese hohe Rückfallquote lässt sich jedoch durch eine gute Steinprophylaxe deutlich vermindern.
Wie lange man im Falle von Nierensteinen krank ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Steine im Harnleiter, die vier Millimeter oder kleiner sind, gehen in der Regel bei einer konservativen Therapie mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 95 Prozent innerhalb von 40 Tagen spontan ab.
Nierensteine führen in einigen Fällen zu Entzündungen des Nierenbeckens (Pyelonephritis), zu einer
Blutvergiftung
durch Entzündung der ableitenden Harnwege (Urosepsis) sowie zu Einengungen in den Harnwegen. In sehr schwerwiegenden Fällen lösen
Nierensteine
ein akutes Nierenversagen aus. Somit handelt es sich bei Nierensteinen um eine potenziell gefährliche Erkrankung.
Wenn ein Nierenstein (Harnleiterstein) den Harnleiter komplett verschließt, fließt der in der betroffenen Niere produzierte Urin womöglich nicht mehr ab. Mediziner nennen dies einen Harnstau. Der Harn sammelt sich dabei in der Niere und mit ihm die aus dem Blut gefilterten Giftstoffe. Diese schädigen mit der Zeit das Nierengewebe.
Außerdem haben es
Bakterien
durch den Harnstau leichter, in die Harnwege einzudringen und sich dort festzusetzen – es kommt zu einer Harnwegsinfektion. Die Kombination aus Harnstau und Infektion begünstigt das Übertreten von Bakterien aus den Harnwegen in den
Blutkreislauf
. Die Folge ist eine Urosepsis, also eine Blutvergiftung durch Bakterien, die vom Urogenitaltrakt (Harn- und Geschlechtstrakt) in die Blutbahn gelangt sind.
Um dem wiederholten Auftreten von Harnsteinen bei Erwachsenen vorzubeugen (Rezidivprophylaxe), werden allgemein folgende Maßnahmen empfohlen:
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) empfiehlt in ihrer Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis, die tägliche Trinkmenge auf mindestens 2,5 bis 3 Liter zu erhöhen und gleichmäßig über 24 Stunden zu verteilen.
Allerdings ist bei bestimmten Risikogruppen zu beachten, dass die zulässige Menge der täglichen Flüssigkeitsaufnahme möglicherweise begrenzt ist. Dies gilt zum Beispiel für Dialysepatienten oder für Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Blutgefäßerkrankungen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich Patienten von ihrem Arzt über die in ihrem Fall empfohlene tägliche Trinkmenge beraten lassen.
Mit Zucker gesüßte Erfrischungsgetränke (zum Beispiel Limonade, Cola, Apfelsaft) eignen sich nicht, um dem Wiederauftreten von Nierensteinen vorzubeugen, da diese das Steinbildungsrisiko erhöhen.
Weiterhin wird empfohlen, auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zu achten. Diese sollte viele pflanzliche Lebensmittel (Obst, Gemüse, Salat) und Getreideprodukte enthalten sowie Fleisch, Fisch und Wurstwaren in moderaten Mengen.
Oxalatreiche Nahrungsmittel (zum Beispiel Tomaten, Spinat, Rhabarber) wirken sich jedoch möglicherweise begünstigend auf die Bildung bestimmter Nierensteine – sogenannte Kalziumoxalatsteine – aus.
Zu körperlicher Aktivität und einer Normalisierung des Körpergewichts wird ebenfalls geraten. Auch weniger Stress trägt möglicherweise dazu bei, der erneuten Bildung von Nierensteinen vorzubeugen.
Sofern bekannt ist, an welcher Art von Nierensteinen der Patient erkrankt war, ist es unter Umständen möglich, der Entstehung neuer Nierensteine ganz gezielt vorzubeugen (zum Beispiel durch Ernährung oder Medikamente).
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Nierensteine
Kurzübersicht:
Was sind Nierensteine?
Zusammensetzung der Nierensteine
Welche Symptome verursachen Nierensteine?
Chronische Nierensteine: Symptome
Wodurch entstehen Nierensteine?
Risikofaktoren der Nierenstein-Bildung
Nierensteine: Untersuchungen und Diagnose
Zusatzuntersuchungen
Nierensteine: Behandlung
Krankheitsverlauf und Prognose
Komplikationen
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen