Illness name: zeckenstich
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Einen
Zeckenstich
(umgangssprachlich auch Zeckenbiss) kann sich jeder Mensch holen. Besonders gefährdet sind aber Personen, die sich im Sommer im Wald oder hohen Gras aufhalten. Durch den Stich können Zecken Krankheiten übertragen. Deshalb sollten Sie die Zecke entfernen und den Zeckenstich beobachten. Lesen Sie hier alles Wichtige über Zeckenstich.
Ein Zeckenstich wird umgangssprachlich oft auch Zeckenbiss genannt. Das ist nicht korrekt, da Zecken einen Stechapparat und keinen Beißapparat besitzen. Sie schneiden mit ihren Mundwerkzeugen die
Haut
des Wirtstieres ein. Anschließend stechen sie mit einem zungenähnlichen Apparat zu, um
Blut
zu saugen.
Zecken zählen zu den Spinnentieren. Sie besitzen acht Beine und sind drei bis vier Millimeter groß. Wenn sie sich mit Blut vollsaugen, können sie bis zu anderthalb Zentimeter groß werden. Sie haben einen rundlichen Körper mit einem Rückenschild und einen kleinen Kopf, an dem das Mundwerkzeug sitzt. Damit können sie Blut saugen – als Parasiten (Schmarotzer) benötigen Zecken verschiedene Tierarten oder Menschen als Nahrungsquelle.
Zecken schlüpfen als Larven aus Eiern, wachsen anschließend zu sogenannten Nymphen heran und entwickeln sich schließlich zu erwachsenen Zecken. Sie ernähren sich in allen Stadien von Blut, ausgenommen männliche, ausgewachsenen Zecken – diese saugen kein Blut. Erwachsene Weibchen legen nach der letzten Blutmahlzeit die Eier ab.
Zecken werden an Frühlings- und Sommertagen bei Temperaturen ab etwa 10°C aktiv, in unseren Breitengraden also zwischen März und November. Ihre Hauptaktivität liegt im Mai und Juni sowie im September und Oktober. Sie bevorzugen es, vormittags und am frühen Abend zu stechen.
Zecken leben hauptsächlich am Wegesrand, in hohen Gräsern, im Gestrüpp und Unterholz. Menschen können ihnen sowohl bei einem Aufenthalt im Wald – etwa beim Joggen, Radfahren, Wandern oder Zelten – sowie im Garten beim Spielen oder Arbeiten begegnen.
In welchen Gebieten hierzulande Zecken verbreitet sind, erfahren Sie unter
Zeckengebiete
.
Woran man einen Zeckenstich erkennt, erfahren Sie im Beitrag
Zeckenstich: Symptome
.
Zecken besitzen in ihren vorderen Beinpaaren ein Sinnesorgan, das Hallersche-Organ. Damit können sie ihre Umgebung wahrnehmen und durch Erschütterungen, Körperwärme und Duftstoffe potenzielle Opfer erkennen. Streift ein Tier oder Mensch den Grashalm, an dem die Zecke sitzt, heftet sie sich mit ihrem Klammerapparat an ihm fest. Die weit verbreitete Ansicht, dass sich Zecken von Bäumen herabfallen lassen oder springen können, trifft nicht zu.
Sobald eine Zecke auf die Haut eines Wirts gelangt ist, sticht sie zunächst eine Grube. Diese füllt sich dann mit Blut des Opfers und die Zecke saugt stunden- bis tagelang daraus. Dabei spritzt sie mit ihrem
Speichel
einen schmerzstillenden Stoff in die Haut, sodass Betroffene den Stich nicht bemerken.
Sie können einiges für einen guten Zeckenschutz tun:
Achten Sie darauf, bei Wanderungen oder Spaziergängen im Wald
festes Schuhwerk
mit langen
Socken
zu tragen. Außerdem ist es ratsam, eine
lange Hose
anzuziehen und diese in die Socken zu stecken. Auf diese Weise findet die Zecke keine Haut zum Stechen, kann schneller gefunden und entfernt werden. Getragene Kleidung sollte anschließend bei 60°C gewaschen oder im Trockner behandelt werden.
Nutzen Sie
Insektenschutzmittel
(Repellents), wie es sie auch zum Beispiel gegen Mücken gibt. Sie verändern den Körpergeruch, die Temperatur und Feuchtigkeit der Haut. Zecken können den Menschen dadurch nicht mehr orten. Die Wirkdauer der Repellents ist begrenzt. Außerdem sollten Sie nicht nur freie Hautstellen wie zum Beispiel Ihre Arme mit ihnen benetzen, sondern auch Ihre Kleidung und Ihren Kopf.
Sollten Zecken an Ihrem Wohnort vorkommen, können Sie ihre Vermehrung verhindern, indem Sie Ihre Hunde und Katzen während der gesamten Saison mit
Zeckenmitteln
für Haustiere
behandeln. So können die Zeckenweibchen sich nicht mit Blut vollsaugen und anschließend Eier ablegen.
Außerdem sollten Sie Ihren Garten so gestalten, dass Zecken dort
keine passenden Lebensbedingungen
finden. Schneiden Sie Wiesen, Gräser und Hecken kurz und beseitigen Sie feuchte Stellen.
Da bei einem Zeckenstich Krankheiten übertragen werden können, empfiehlt sich eine Impfung. Mehr dazu erfahren Sie unter
Zeckenimpfung
.
Wenn Sie einen Zeckenstich haben oder vermuten, suchen Sie Ihren Hausarzt auf. Einen Zeckenstich bei Kindern sollten Sie vom Kinderarzt ansehen lassen. Der Arzt wird Sie zunächst zu Ihrer Krankheitsgeschichte (
Anamnese
) befragen. Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:
Anschließend untersucht Ihr Arzt Sie körperlich. Dabei schaut er sich zunächst den Zeckenstich genau an. Er achtet darauf, ob noch eine Zecke oder ein anderes Tier zu sehen ist. Danach schaut er sich die Umgebung des Stichs an und achtet auf Rötungen, Schwellungen, Überwärmung und Schmerzen. Darüber hinaus tastet er unter anderem nahegelegene Lymphknoten ab.
Möglicherweise nimmt Ihr Arzt Ihnen Blut ab. Wenn mit dem Zeckenstich Krankheiten übertragen wurden, können die Erreger in der Blutprobe nachgewiesen werden. Außerdem lassen sich im Blut eventuelle Reaktionen Ihres Immunsystems auf die Krankheitserreger feststellen.
Normalerweise wird die Zecke, die Sie gestochen hat, nicht auf mögliche Krankheitserreger untersucht. Denn auch wenn eine Zecke zum Beispiel Borrelien oder FSME-Viren in sich trägt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie diese Krankheitserreger auch auf Sie übertragen hat.
Wenn Sie sich im Wald oder in hohem Gras aufgehalten haben, etwa bei einem Spaziergang oder Picknick, sollten Sie Ihren Körper anschließend nach Zecken absuchen. Zecken krabbeln meistens an den Beinen hoch, sie können aber auch an allen anderen Körperstellen zu finden sein. Sie bevorzugen geschützte Hautstellen, um von ihrem Wirt nicht gefunden und entfernt zu werden. Deshalb krabbeln sie, wenn nötig, mehrere Stunden auf Ihrem Körper herum, bis sie eine geeignete Stelle gefunden haben. Sie stechen häufig in den Kniekehlen oder unter den Armen zu. Auch ein Zeckenstich am Kopf ist möglich.
Häufig sind von einem Zeckenstich Kleinkinder und Schulkinder betroffen, weil sich die Sprösslinge gerne in Wald und Wiesen aufhalten. Suchen Sie deshalb Ihre Kinder nach möglichen Zeckenstichen ab, wenn sie sich in der warmen Jahreszeit im Freien aufgehalten haben.
Wie Sie tun sollten, wenn Sie eine Zecke an Ihrem Körper entdecken, lesen Sie unter
Zecken entfernen
.
Wie ein Zeckenstich behandelt wird, erfahren Sie unter
Zeckenstich – was tun?
In den meisten Fällen ist die Prognose bei einem Zeckenstich gut. Eine Zecke sollte schnell und schonend entfernt werden. Dass reduziert das Risiko für eine Entzündung und Krankheitsübertragung gleich doppelt.
Einerseits treten längerfristige Folgen bei einem Zeckenstich häufiger auf, je länger die Zecke Zeit hat Blut zu saugen, andererseits wird durch falsches Entfernen der Zecke eine Infektion begünstigt. Durch grobes Herausziehen kann die Zecke zerquetscht werden und der Magensaft der Zecke wird in den
Blutkreislauf
gedrückt. So gelangen auch Borrelien, die sich bei infizierten Zecken im
Magen
vermehren, in den menschlichen Organismus, wo sie
Borreliose
auslösen können.
Nicht jeder Zeckenstich hat eine Erkrankung zur Folge, doch die Tiere können beim Stich Erreger (
Viren
oder
Bakterien
) übertragen. Mögliche durch Zecken übertragbare Krankheiten sind:
In einigen Fällen stellt sich eine Zeckenparalyse ein. Darunter versteht man Lähmungserscheinungen am Körper, die sich oft schnell zurückbilden. Die Ursache: Manche Zeckenarten stellen Nervengifte (Neurotoxine) her und geben sie beim Stich über den Speichel ab. Da diese Zeckenarten aber in anderen Teilen der Welt verbreitet sind, kommt eine solche Paralyse nach einem
Zeckenstich
in Europa nur selten vor.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Zeckenstich
Zeckenstich: Beschreibung
Die Zecke
Zeckenstich: Wo lauern Zecken?
Zeckengebiete
Zeckenstich: Symptome
Zeckenstich: Ursachen und Risikofaktoren
Zeckenstich: Wie kann man sich schützen?
Zeckenimpfung
Zeckenstich: Untersuchungen und Diagnose
Zeckenstich: Darauf sollten Sie selbst achten
Zecke entfernen
Zeckenstich: Behandlung
Zeckenstich: Krankheitsverlauf und Prognose
Zecken-Krankheiten
Autoren- & Quelleninformationen