Illness name: darmpolypen
Description:
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Darmpolypen sind Vorwölbungen der Darmschleimhaut. Sie können bei bestimmten Krankheiten oder auch ohne erkennbare Ursache entstehen. Meistens verursachen Darmpolypen keine Beschwerden. Man entdeckt sie zufällig bei einer Darmspiegelung. Da sie zu Darmkrebs entarten können, entfernen Ärzte Darmpolypen für gewöhnlich. Lesen Sie hier alles Wichtige über Darmpolypen.
Darmpolypen sind Schleimhautstrukturen, die in den Hohlraum des Darms hineinragen. Sie können flach auf der Darmschleimhaut aufsitzen, durch einen Stil mit ihr verbunden sein oder eine "zottige" Form annehmen.
Polypen sind sehr häufig im
Dickdarm
und Enddarm (
Rektum
) zu finden. Sie können aus unterschiedlichem Gewebe bestehen. Meistens entstehen sie aus Drüsengewebe der Darmschleimhaut. Man nennt die Darmpolypen in diesem Fall Adenome. Adenome sind gutartige Strukturen, die aber in bösartiges Krebsgewebe übergehen können.
Etwa 70 Prozent der Darmpolypen sind Adenome!
Nach dem siebzigsten Lebensjahr trägt fast die Hälfte aller Menschen in Deutschland mindestens einen Polypen im Darm. Man unterscheidet einzelne Polypen von Krankheiten mit mehreren oder zahlreichen Dickdarmpolypen. Bei einer sogenannten Polypose befinden sich unzählige Polypen im Darm. Symptome sind meistens Durchfälle und Bauchkrämpfe.
Mediziner unterscheiden Darmpolypen, die sich oft ohne erkennbare Ursache neu im Darm bilden (neoplastische Darmpolypen wie ein Adenom), von Polypen, die beispielsweise entzündlich bedingt sind (nicht-neoplastische Darmpolypen). Zu letzteren zählen auch hamartomatöse Polypen. Sie entstehen aus versprengten Keimzellen und sind in der Regel angeborene Darmpolypen.
Vermehren sich die oberen Schleimhautzellen, sprechen Ärzte auch von hyperplastischen Darmpolypen. Sie sind meist klein. Adenome sind typischerweise größer. Entstehen Darmpolypen aus Fettgewebszellen, heißen sie Lipome. Unter Umständen zeigt sich ein Polyp bereits entartet – dann liegt Darmkrebs vor.
Viele Menschen stellen sich die Fragen: Wie bemerke ich Darmpolypen? Gibt es spezielle Symptome? Polypen im Darm verursachen meist keine Beschwerden. Ärzte entdecken sie stattdessen zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung.
Nutzen Sie die Krebsvorsorgeuntersuchungen! Darmpolypen bleiben nämlich meist symptomlos, erhöhen aber in vielen Fällen das Darmkrebs-Risiko!
Gelegentlich können Darmpolypen bluten. Der Betroffene bemerkt dies manchmal durch rötlich verfärbten Stuhl. Oft ist das
Blut
auch nicht zu sehen und nur durch spezielle Tests nachweisbar (z.B. immunologischer Stuhltest (iFOBT)). Polypen im Darm bluten allerdings nur selten dauerhaft. Allerdings können sie Symptome einer Blutarmut wie
Schwindel
und Schwäche verursachen.
Unter Umständen haben Betroffene auch schleimigen Stuhlgang.
Durchfall
und Bauchkrämpfe sind vereinzelt ebenfalls mögliche Symptome. In wenigen Fällen verursachen Darmpolypen Verstopfungen.
Darmpolypen kommen in der westlichen Welt viel häufiger vor als beispielsweise in den asiatischen Ländern. Daher geht man davon aus, dass der westliche Lebensstil die Entstehung von Darmpolypen fördert. Dazu gehören fett- und zuckerreiche Speisen, Alkoholkonsum und Nikotin.
Auch mangelnde Bewegung spielt wahrscheinlich eine Rolle bei der Entstehung von Darmpolypen. Des Weiteren haben genetische Faktoren einen großen Einfluss.
Die Dickdarmschleimhaut erneuert sich regelmäßig. Dabei werden alte Schleimhautzellen abgebaut und neue Zellen vermehren sich. Sie bilden dann die neue Schleimhaut. Dabei handelt es sich um einen kontinuierlich ablaufenden Vorgang.
Bei der Vermehrung können kleine Fehler (Mutationen) im Erbmaterial entstehen. Natürliche Reparaturmechanismen des Körpers korrigieren diese Fehler in der Regel. Hin und wieder verändern bestimmte Mutationen aber die Wachstumseigenschaften der Schleimhautzellen.
Dann vermehren sie sich beispielsweise übermäßig. Dadurch entstehen Darmpolypen. Wenn Darmpolypen sehr lange bestehen, können die geschädigten Zellen entarten – es entsteht Darmkrebs. Daher entfernen Ärzte Darmpolypen vorbeugend.
Manchmal kann die Tendenz, Polypen im Darm zu bilden, vererbt werden. Mediziner unterscheiden eine
genetische Veranlagung ohne nachweisbare Ursache von tatsächlichen Erbkrankheiten
. Dabei wachsen Darmpolypen schon sehr viel früher im Leben. Auch das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ist erhöht.
Bei der seltenen
familiären adenomatösen Polyposis (FAP)
wachsen im gesamten Darm Polypen aus dem Drüsengewebe (adenomatöse Darmpolypen). Eine erblich bedingte genetische Veränderung ist die Ursache. In einigen Fällen treten die Mutationen aber auch neu auf.
Betroffene haben meist schon im Teenageralter einige Darmpolypen. Bei der FAP gibt es häufig aber auch an anderer Stelle Polypen, etwa im
Magen
. Beschwerden sind eher selten. Dann sind
Bauchschmerzen
, Durchfälle, Gewichtsverlust,
Blähungen
oder blutig-schleimige Stuhlgänge möglich.
Unbehandelt entwickeln sie sich nahezu immer zu Darmkrebs. Menschen, die Angehörige mit dieser Erkrankung haben, sollten regelmäßig ihren Darm kontrollieren lassen. Außerdem sollten sich die Angehörigen im Rahmen einer genetischen Beratung auf FAP testen lassen.
Experten empfehlen Personen mit Verdacht auf FAP eine jährliche Rekto-Sigmoidoskopie ("kleine" Darmspiegelung) ab dem zehnten Lebensjahr!
Findet man in der kleinen Darmspiegelung des Enddarms und des S-förmigen Darmabschnitts unmittelbar davor Darmpolypen, spiegeln Ärzte infolgedessen den ganzen Darm. Anschließend ist eine jährliche komplette Koloskopie ratsam.
Beim FAP kommen überdies unregelmäßige Zahnstrukturen oder Veränderungen der Netzhautpigmentierung im
Auge
vor. Haben Betroffene Geschwulste in Knochen (etwa Osteome) und anderem Gewebe (z.B. Epidermoidzysten), sprechen Mediziner vom sogenannten Gardner-Syndrom, einer Sonderform von FAP.
Auch das Risiko, an
Schilddrüsenkrebs
zu erkranken, ist leicht erhöht. Neben Darmpolypen haben etwa 80 Prozent der FAP-Patienten auch
Schilddrüsenknoten
. Auch Wucherungen in der
Leber
sind möglich.
Auch bei der
MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP)
ist ein vererbter Gendefekt die Ursache für früh und häufig auftretende Dickdarmpolypen. Die Erkrankung verläuft aber milder als die FAP, es entwickeln sich weniger Polypen und sie entwickeln sich später im Leben.
Der Gendefekt wird autosomal rezessiv vererbt. Das bedeutet, Eltern können das mutierte Gen in sich tragen, ohne krank zu sein. Wenn Vater und Mutter jeweils ein mutiertes Gen weitervererben, ist die Gefahr gegeben, dass die Nachkommen erkranken. Betroffene haben ein 80- bis 100-prozentiges Risiko, einmal im Leben an Darmkrebs zu erkranken.
Bei dem seltenen
Cronkhite-Canada-Syndrom
treten Darmpolypen im gesamten Magen-Darm-Trakt auf. Auf der
Haut
zeigen sich zusätzlich bräunliche Flecken. Finger- und Fußnägel können sich in ihrer Struktur verändern, die Kopfhaare ausfallen.
Das Syndrom tritt meist nach dem fünfzigsten Lebensjahr auf. Problematisch sind starke Durchfälle, die
Elektrolyte
und Eiweiße aus dem Körper schwemmen, und bedrohliche Darmblutungen. Im Gegensatz zu anderen genetischen Darmpolypen besteht hier kein höheres Risiko für Darmkrebs.
Es gibt keine spezifische Behandlung für das Cronkhite-Canada-Syndrom. Manchmal spricht es aber auf eine abwehrunterdrückende Therapie an (
Immunsuppression
).
Beim
Birt-Hogg-Dube-Syndrom
treten zahlreiche Darmpolypen im Dickdarm auf, die sich sehr häufig zu Darmkrebs entwickeln können. Zusätzlich treten Tumoren der Haut, Nieren und der
Lunge
auf.
Ein
hamartomatöses Syndrom
kann mit Geschwülsten in nahezu allen Körperregionen einhergehen. Sie entstehen aus versprengtem Keimgewebe. Dabei handelt es sich um Zellen aus der Embryonalentwicklung. Diese Zellen sind nicht wie die normale Darmschleimhaut aufgebaut.
Treten im Rahmen eines solchen Syndroms Darmpolypen auf, ist das Risiko für Darmkrebs erhöht. Meistens tritt die Erkrankung schon in jungen Jahren auf. Beispiele für hamartomatöse Darmpolypen sind:
Erster Ansprechpartner etwa bei Stuhlgangbeschwerden ist der Hausarzt. Er plant meist auch die
Darmkrebsvorsorge
. Hierfür überweist er Sie zu einem Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologe).
Der Arzt stellt zunächst einige Fragen, um Hinweise auf die Darmgesundheit seines Patienten zu erhalten:
Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung. Mit dem Stethoskop kann der Arzt Darmgeräusche hören. Dann tastet er den Bauch nach möglichen Verhärtungen ab. Mit einem Ultraschallgerät können manchmal Darmpolypen im Enddarm dargestellt werden.
Im Enddarm kann der Arzt Darmpolypen auch ertasten. Dafür führt er einen Finger in den After. Diese sogenannte
digital-rektale Untersuchung
(DRU) ist auch zur Prostatakrebs-Vorsorge bei Männern gängig. Blutungszeichen findet der Arzt unter Umständen ebenfalls durch blutige Stuhlreste am Handschuh.
Die Darmspiegelung ist die zuverlässigste Methode, um Darmpolypen zu erkennen. Dabei wird ein flexibler Schlauch mit Kamera (Endoskop, Koloskop) und Lichtquelle in den Darm eingeführt und vorgeschoben. Entdeckt der Arzt einen Polypen im Darm, kann er ihn direkt entfernen.
Anschließend untersuchen Pathologen das Gewebe. Dabei erkennen sie, welcher Darmpolyp genau vorliegt. Adenome unterteilen sich in drei Unterformen. Je nach Typ ist das Risiko unterschiedlich hoch, dass sich aus dem Darmpolyp Krebs entwickelt:
Ist eine Darmspiegelung nicht möglich, können Ärzte auf eine virtuelle Darmspiegelung ausweichen. Dabei machen sie Schnittbilder mittels
Computertomografie
(CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Zu sehen sind aber in der Regel nur Darmpolypen, die größer als ein Zentimeter sind.
Bei der Videokapsel-Endoskopie schlucken Patienten eine kleine Kapsel mit einer Kamera. Während sie durch den Verdauungstrakt wandert, nimmt sie Bilder von der Darmschleimhaut auf. Diese Untersuchung ist sehr zeitaufwendig und teuer. Üblicherweise ist sie nur sinnvoll, wenn andere Untersuchungsmethoden versagen. Wichtig hingegen ist sie bei erblichen Darmpolypen, denn sie macht auch Bilder im Dünndarm, den ein Endoskop nicht erreichen kann.
Darmpolypen und Darmkrebs sind keine seltenen Erkrankungen. Für jeden Menschen in Deutschland zahlen die Krankenkassen ab einem bestimmten Alter Vorsorgeuntersuchungen:
Häufen sich Darmpolypen in der Familie, empfehlen Mediziner die Darmspiegelung häufiger und früher. Wie oft genau, richtet sich nach Art der erblichen Darmpolyp- oder Darmkrebs-Erkrankung.
Haben Verwandte ersten Grades (Kinder, Eltern oder Geschwister) ein Adenom vor dem 50. Lebensjahr, sollten sich Betroffene zehn Jahre vor Alterszeitpunkt, an dem bei dem Verwandten der Darmpolyp aufgetreten ist, spiegeln lassen.
Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen! Nur so können Sie das Risiko für Darmpolypen und letztlich Darmkrebs besser einschätzen!
Haben Sie anschließend den Verdacht auf eine familiäre Häufung oder gar einer Erbkrankheit, reden Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens darüber. Er kann Sie zu Spezialisten weiterleiten. Manchmal ist auch der Besuch einer genetischen Beratung ratsam.
Mehr dazu erfahren Sie in unseren Beiträgen
Darmkrebs
und
Darmkrebsvorsorge
.
Da ein Darmpolyp in Krebs übergehen kann, entfernt ihn der Arzt – meist im Rahmen einer Darmspiegelung (Polypektomie). Wie genau er den Darmpolypen entfernt, hängt letztlich auch von dessen Größe ab:
Darmpolypen unter fünf Millimeter entfernt der Arzt für gewöhnlich mit einer Biopsiezange. Bei größeren Darmpolypen verwendet er eine elektrische Schlinge.
Sitzen die Darmpolypen breit auf der Schleimhaut ist eine Schlingenabtragung kaum möglich. Dann führt der Arzt eine Darmspiegelung mit einer kleinen Operation durch (transanale endoskopische Mikrochirurgie, TEM).
Große Polypen müssen manchmal mit einer Operation durch die Bauchdecke entfernt werden. In seltenen Fällen entfernen die Chirurgen ein ganzes. Bei Menschen, die unter einer genetischen Polypose leiden und ein sehr hohes Risiko für Darmkrebs haben, operiert man den Dickdarm manchmal vorsorglich.
Ein Polyp ist eigentlich ein gutartiger Darmtumor. Bleibt er allerdings über längere Zeit bestehen, kann er sich zu einem Darmkrebs entwickeln. Im Schnitt dauert es fünf bis zehn Jahre, bis aus einem Adenom Darmkrebs entsteht (Adenom-Karzinom-Sequenz).
Je größer die Darmpolypen sind, desto größer ist die Gefahr für Darmkrebs.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Darmpolypen
Kurzübersicht: Darmpolypen
Darmpolypen: Was sind Darmpolypen?
Darmpolyp-Typen
Darmpolypen: Symptome
Blut im Stuhl
Veränderter Stuhlgang
Darmpolypen: Ursachen und Risikofaktoren
Entstehung von Darmpolypen
Darmpolypen: Genetische Faktoren
Darmpolypen bei familiärer adenomatöser Polyposis (FAP)
MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP)
Cronkhite-Canada-Syndrom
Birt-Hogg-Dube-Syndrom
Hamartomatöse Polyposis-Syndrome
Untersuchungen und Diagnose
Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
Körperliche Untersuchung
Koloskopie (Darmspiegelung)
Bauch-CT/-MRT
Videokapsel-Endoskopie
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Behandlung
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Tipps bei Darmpolypen
Autoren- & Quelleninformationen