Illness name: hws syndrom
Description:
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Als HWS-Syndrom – auch Halswirbelsäulen-, Zervikal- oder Cervicalsyndrom – bezeichnet man Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule. Häufig treten dabei Verspannungen, Schwindel sowie Kopfschmerzen auf. Die Beschwerden bestehen wenige Tage bis mehrere Wochen. Zur Therapie kommen gezielte Übungen und Krankengymnastik, selten auch eine Operation infrage. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung!
Welche Symptome bei einem HWS-Syndrom auftreten, ist in erster Linie von der Ursache abhängig. Die häufigsten Anzeichen eines HWS-Syndroms sind Folgende:
Oft strahlen die Schmerzen von den Halswirbeln bis in die Arme und Hände aus. Betroffene berichten zudem von brennenden oder ziehenden
Nackenschmerzen
. Diese gehen häufig mit einem steifen und harten Nacken („verspannter Nacken“, „steifer Nacken“) einher (sogenannte Zervikalneuralgie).
Im Bereich der Halswirbelsäule befinden sich die Nerven dicht an den Kopfgelenken, am Schultergürtel und an den Wirbeln. Drückt ein verspannter Muskel im Nacken dort auf einen Nerv, sendet das
Gehirn
falsche Signale über die Lage des Kopfes an das Gleichgewichtszentrum. Dies löst bei Betroffenen häufig Schwindel (zervikaler Schwindel) und Übelkeit aus. Manchmal treten bei Menschen mit einem HWS-Syndrom auch Ohrgeräusche (
Tinnitus
),
Herzrasen
oder Schluckbeschwerden auf.
Treten die Schmerzen über längere Zeit oder nach einer vorangegangenen Verletzung auf, suchen Sie umgehend einen Arzt auf!
Löst ein
Bandscheibenvorfall
das HWS-Syndrom aus und sind Nervenwurzeln geschädigt, klagen Patienten über Gefühlsstörungen, Missempfindungen sowie Zittern und Schwäche in den Armen. Letzteres äußert sich beispielsweise dadurch, dass Betroffenen ein Gegenstand aus der
Hand
fällt. Bei einem schweren Bandscheibenvorfall haben Menschen mit einem Zervikalsyndrom manchmal auch einen unsicheren Gang und Probleme beim Gehen (Gangstörungen). In seltenen Fällen ist auch die Funktion der Blase beeinträchtigt. Betroffenen fällt es dann meist schwer, ihre Blase zu kontrollieren und ihren Harn zurückzuhalten (Inkontinenz).
Bei Menschen mit einem Zervikalsyndrom ist unter Umständen auch das Sehen beeinträchtigt. Dies passiert unter anderem dann, wenn verspannte Muskeln Nerven im Kopf-Nacken-Bereich einklemmen oder die Durchblutung zu den Sehnerven hemmen. Dies äußert sich dann unter anderem in Form von „Flimmern“ vor den Augen.
Grundsätzlich behandelt der Arzt ein HWS-Syndrom je nach zugrundeliegender Ursache. Lösen etwa verspannte Muskeln oder eine falsche Körperhaltung die Beschwerden aus, setzt der Arzt zunächst meist auf eine konservative Behandlung. Dazu zählen beispielsweise Übungen, um die Muskulatur im Nackenbereich zu kräftigen, Physiotherapie (physikalische und manuelle Therapien) sowie Medikamente, um die Schmerzen zu lindern.
In manchen Fällen rät der Arzt zu einer Operation. Dies ist beispielsweise dann nötig, wenn ein schwerer Bandscheibenvorfall oder eine Verletzung der Halswirbelsäule vorliegt. Vor Beginn der Behandlung ist es jedenfalls wichtig, dass der Arzt gemeinsam mit Ihnen abklärt, was Sie von der Therapie erwarten und was Sie selbst dazu beitragen möchten. Sind Sie motiviert und bringen sich bei der Behandlung ein, wirkt sich dies positiv auf Ihre Therapie aus.
Vor allem bei der Behandlung akuter Nackenschmerzen ist es wichtig, dass Sie sich möglichst früh wieder normal bewegen. Schonhaltungen führen häufig zu zusätzlichen Verspannungen!
Eine Physiotherapie (Krankengymnastik) zielt beim HWS-Syndrom darauf ab, Schmerzen nachhaltig zu lindern und Ihren Körper wieder beweglicher zu machen. Sie umfasst unter anderem Übungen, um Ihre Muskulatur zu stärken, Massagen und physikalische Maßnahmen (z.B. Anwendungen mit Wärme, Kälte, Licht oder elektrischen Reizen). Dabei massiert der Therapeut zum Beispiel die betroffenen Muskeln, bestrahlt sie mit Rotlicht oder legt Wärmepackungen auf. Auf diese Weise lösen sich Verspannungen und Wirbelblockaden, sodass die Wirbelgelenke nicht mehr in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.
Der Physiotherapeut wählt zudem gezielt krankengymnastische Übungen aus, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihren Gesundheitszustand abgestimmt sind. Er leitet Sie genau an, wie Sie diese Übungen durchführen, und korrigiert gegebenenfalls Bewegungsabläufe, die Sie falsch ausführen.
Hier geht es vor allem darum, dass Sie Techniken erlernen, mit denen Sie Ihre Muskeln selbst entspannen und die Beweglichkeit Ihres Kopfes sowie Nackens verbessern. Die Übungen helfen Ihnen außerdem dabei, die Durchblutung im Körper zu fördern, Verspannungen zu lösen und Ihre Muskulatur zu kräftigen. Ziel dabei ist es, dass Ihre Muskeln für die Anforderungen des täglichen Lebens gewappnet sind und Sie langfristig bewegungsfähig bleiben. Ihr Therapeut zeigt Ihnen meistens auch Physio-Übungen, die Sie zu Hause selbstständig durchführen.
Damit die Therapie den gewünschten Erfolg bringt, ist es wichtig, dass Sie Ihre Übungen zu Hause regelmäßig durchführen.
Folgende Übungen helfen Ihnen dabei, Ihren Nacken zu dehnen und Symptome bei einem HWS-Syndrom zu lindern:
Verschlimmern sich die Schmerzen durch die Übungen, fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat.
Treten Beschwerden akut auf oder helfen die Übungen nicht ausreichend, behandelt der Arzt das HWS-Syndrom auch mit Medikamenten.
Bei Bedarf behandelt der Arzt ein HWS-Syndrom mit Schmerzmedikamenten. Dazu verschreibt er beispielsweise entzündungshemmende Substanzen wie
Diclofenac
oder
Ibuprofen
. Diese schalten den Schmerz für eine Weile aus und ermöglichen den Betroffenen, Kopf und Nacken besser zu bewegen.
Bei akuten und/oder besonders schmerzhaften Beschwerden verordnet der Arzt auch kurzfristig Medikamente, die die Muskeln entspannen (sogenannte Muskelrelaxantien).
Schmerzlindernde und muskelentspannende Medikamente sind nicht frei von Nebenwirkungen. Nehmen Sie diese daher nur für kurze Zeit und nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein!
Auch Salben oder Pflaster aus der Apotheke, die wärmend und schmerzstillend wirken (z.B. Wärmepflaster, Gels und Salben mit schmerzstillenden Wirkstoffen), lindern die Beschwerden bei einem Zervikalsyndrom.
In bestimmten Fällen (z.B. bei einem Bandscheibenvorfall) wendet der Arzt eine sogenannte minimal-invasive Injektionstherapie an. Diese Methode (multimodale Schmerztherapie) kommt zum Einsatz, wenn Nerven eingeklemmt sind und dadurch starke Schmerzen auftreten. Dazu spritzt der Arzt ein örtlich wirkendes Betäubungsmittel mit einer Nadel direkt in den betroffenen Teil der
Wirbelsäule
(Infiltration). Dadurch beruhigen sich die gereizten Nerven wieder, der Schmerz lässt nach, und die Muskeln entspannen sich. Je nachdem, wie stark die Beschwerden sind, führt der Arzt die Behandlung zwischen ein bis zehn Mal durch, bei Bedarf auch öfter.
Wenn eine konservative Behandlung beim HWS-Syndrom keinen Erfolg erzielt, zieht der Arzt eine Operation in Erwägung. Dies ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall der Fall, wenn der Betroffene unter sehr starken Schmerzen leidet, Lähmungserscheinungen oder Inkontinenz auftreten. Die Operation erfolgt heutzutage meist mikrochirurgisch, das heißt über einen kleinen Schnitt am Rücken. Dabei entfernt der Arzt (z.B. mit einer Fräse oder einem Laser) das Bandscheibengewebe, das auf die Nerven drückt und die Beschwerden hervorruft. Der Eingriff ist meist kurz (ca. 30 bis 60 Minuten). In der Regel ist der Betroffene während der Operation unter Vollnarkose und bleibt etwa drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus.
Sie haben die Möglichkeit, selbst Ihre Beschwerden zu linden und Verspannungen im Nacken vorzubeugen. Dazu kommen folgende Maßnahmen infrage:
Bewegen Sie sich regelmäßig. Ausdauersport (vor allem Schwimmen) und gezieltes Krafttraining verbessern in vielen Fällen die Beschwerden, die bei einem HWS-Syndrom auftreten. Wichtig dabei ist, dass Sie die Übungen richtig ausführen. Fragen Sie auch Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat. Besonders dann, wenn Ihren Beschwerden ein Bandscheibenvorfall oder eine degenerative Wirbelsäulen-Erkrankung zugrunde liegt, ist ein gezieltes Bewegungsprogramm sinnvoll.
Wärme hilft, Verspannungen bei einem HWS-Syndrom zu lösen und Beschwerden zu lindern. Wickeln Sie dazu eine Wärmflasche in ein Tuch ein, und legen Sie diese für zehn bis 20 Minuten auf Ihren Nacken. Auch eine Rotlichtlampe für zu Hause wirkt sich wohltuend auf Ihre Verspannungen aus. Bestrahlen Sie dazu die betroffene Stelle maximal 15 Minuten bis zu dreimal täglich. Um Verbrennungen zu vermeiden, beachten Sie bitte die Gebrauchsanweisung des Geräteherstellers! Ein warmes Bad (ca. 38 Grad Celsius) hilft ebenso, die verspannten Muskeln zu lockern.
Stress und psychische Belastung begünstigen unter Umständen ein HWS-Syndrom oder verstärken die Beschwerden. Achten Sie daher darauf, stressreiche Situationen zu meiden. Autogenes Training hilft beispielsweise, in Stresssituationen die innere Anspannung zu bewältigen und wieder zur Ruhe zu kommen. Yoga fördert ebenfalls die innere Ruhe und stärkt gleichzeitig Rücken und Nacken. Auch mit der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson bauen Sie Verspannungen im Nackenbereich ab, die durch zu starke Anspannung entstanden sind.
Die Ursachen für ein Zervikalsyndrom sind vielfältig. Auslöser sind häufig verspannte Muskeln und/oder
Faszien
(elastisches Bindegewebe), starke Belastung des Rückens, einseitige Bewegungen und eine falsche Körperhaltung sowie ein Verschleiß an der Wirbelsäule (degeneratives HWS-Syndrom).
Mögliche Ursachen des HWS-Syndroms sind:
Wer ständig auf das Smartphone oder Tablet schaut, neigt häufig zu Nacken- und Kopfschmerzen (sogenannter „
Handynacken
“). Mehr darüber lesen Sie im Beitrag "
Handynacken
".
Bestimmte Risikofaktoren begünstigen zudem, dass ein Zervikalsyndrom entsteht. Dazu gehören:
Chronischer Stress und psychische Anspannung lösen ebenso häufig psychosomatische Beschwerden wie Nacken- oder Rückenschmerzen aus.
Die Dauer eines HWS-Syndroms ist bei jedem unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je nach Ursache und auftretenden Symptomen hält ein akutes Zervikalsyndrom wenige Tage bis zu drei Wochen an. Treten die Beschwerden chronisch auf und dauern länger als drei Monate an, ist die Lebensqualität der Betroffenen oft stark beeinträchtigt.
In den meisten Fällen lässt sich ein HWS-Syndrom jedoch mit konservativen Mitteln gut behandeln. Dazu zählen beispielsweise Übungen zur Kräftigung der Rücken- und Nackenmuskulatur, Physiotherapie oder/und Medikamente zur Schmerzlinderung. Bei chronischen Verläufen des HWS-Syndroms ist manchmal auch eine Operation notwendig, um die Beschwerden langfristig zu bessern.
Führen Betroffene ihre Übungen nicht regelmäßig durch und/oder achten nicht auf ihre Körperhaltung, kehren die Beschwerden häufig wieder zurück.
Als HWS-Syndrom oder Zervikalsyndrom (ICD-10-Code M54.; internationale Klassifikation von Diagnosen) bezeichnet man vielfältige und oft unspezifische Symptome, die im Bereich der Halswirbelsäule, des Nackens, der Schulter und der Arme auftreten.
Das Zervikalsyndrom lässt sich unter anderem danach einteilen,
wo die Schmerzen auftreten:
Ein HWS-Syndrom lässt sich außerdem danach einordnen,
wann die Schmerzen entstehen:
Zudem lässt sich ein Halswirbelsäulen-Syndrom danach gliedern,
wohin die Schmerzen ausstrahlen:
Ein HWS-Syndrom ist zwar sehr unangenehm, hat in den meisten Fällen aber keine Ursache, die sofort medizinisch behandelt werden muss. Suchen Sie jedoch bei Nackenschmerzen möglichst rasch einen Arzt auf, wenn:
Bei Nackenschmerzen ist der erste Ansprechpartner der Hausarzt. Dieser entscheidet nach der Untersuchung, ob er den Betroffenen an einen Spezialisten (z.B. Orthopäden oder Neurologen) überweist. Zunächst führt der Arzt ein ausführliches Gespräch (
Anamnese
) mit dem Patienten. Anschließend führt er bei ihm eine körperliche Untersuchung durch.
Der Arzt stellt im Gespräch zunächst einige Fragen zur Diagnose des HWS-Syndroms, unter anderem:
Häufig stellt der Arzt auch Fragen zu den psychischen und sozialen Begleitumständen (z.B. mögliche Ängste, depressive Verstimmung, berufliche Probleme etc.).
Da der Arzt häufig nicht sofort eine eindeutige Ursache für die Verspannungen und die Schmerzen findet, steht die körperliche Untersuchung bei der Diagnose eines Zervikalsyndroms im Vordergrund. Der Arzt tastet dazu die Schulter- und Nackenmuskulatur ab. Er untersucht, ob Berührungen an den inneren Rändern der Schulterblätter sehr schmerzhaft sind. Außerdem prüft er die Reflexe in den Muskeln und die Beweglichkeit der Gelenke. Dazu legt er beispielsweise einen Daumen auf die Sehne des Bizeps (Muskel im Oberarm) des Betroffenen und schlägt mit einem Reflexhammer darauf. Beugt sich der Unterarm reflexartig, sind Verletzungen der beteiligten Nerven unwahrscheinlich.
Wenn sich die Beschwerden des HWS-Syndroms nicht verbessern oder sehr stark ausgeprägt sind (z.B. andauernde
Taubheit
in den Armen), veranlasst der Arzt Röntgenaufnahmen, eine
Computertomografie
(CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Auf diese Weise schließt der Arzt Erkrankungen wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall oder Multiple Sklerose aus. Außerdem sieht er, ob Verletzungen, Verschleißerscheinungen oder Veränderungen der Wirbelsäule vorliegen. Bei Verdacht auf eine Infektion als Ursache des Zervikalsyndroms führt der Arzt Blutuntersuchungen durch.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
HWS-Syndrom
Kurzübersicht
Welche Symptome treten bei einem HWS-Syndrom auf?
Schluckbeschwerden, Tinnitus, Schwindel
Gefühlsstörungen, Zittern
Probleme beim Sehen
Was kann man gegen ein HWS-Syndrom tun?
Physiotherapie
Übungen
Medikamente
Schmerzmittel
Medikamente zur Muskelentspannung
Salben und Pflaster
Minimal-invasive Injetionstherapie (MIT)
Operation
Selbsthilfe
Bewegung und Sport
Wärme
Stress vermeiden
Was löst ein HWS-Syndrom aus?
Ursachen im Überblick
Wie lange dauert ein HWS-Syndrom?
Was ist ein Zervikalsyndrom?
Wann wird ein Zervikalsyndrom gefährlich?
Wie erkennt man ein HWS-Syndrom?
Gespräch mit dem Arzt
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen
Autoren- & Quelleninformationen