Illness name: bulimie
Description:
Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Bulimie ist eine psychische Erkrankung, die zu den Essstörungen gehört. Die Betroffenen haben immer wiederkehrende Heißhungerattacken, in denen sie unkontrolliert essen. Nach solchen "Fressanfälle" haben sie große Angst zuzunehmen. Daher erbrechen sie sich, nehmen Abführmittel oder treiben exzessiv Sport. Lesen Sie hier was Bulimie ist, wie man sie erkennt und wie man sie behandelt.
Die Bulimie (Bulimia nervosa) zählt zu den Essstörungen. Umgangssprachlich wird sie auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet. Typisches Bulimie-Symptome sind Heißhungerattacken, bei denen die Betroffenen unkontrolliert große Mengen an Nahrung verschlingen. Um nicht zuzunehmen, ergreifen sie anschließend drastische Gegenmaßnahmen.
Menschen mit Bulimie streben eine Figur an, die dem herrschenden, überschlanken Schönheitsideal entspricht. Dadurch erhoffen sie sich Anerkennung und Zuneigung. Zuzunehmen erscheint ihnen bedrohlich, da sie sich vor Ausgrenzung fürchten. Häufig ist eine Diät der Einstieg in die Ess-Brech-Sucht.
Eine Bulimie ist für Außenstehende nicht so leicht zu erkennen wie zum Beispiel eine
Magersucht
. Menschen, die an Ess-Brech-Sucht leiden, sind in der Regel normal- oder nur leicht untergewichtig. Manche sind sogar übergewichtig. Die Fress-Brech-Anfälle finden zudem meist im Geheimen statt, sodass lange Zeit niemand etwas bemerkt.
Die meiste Zeit kontrollieren Bulimiker ihr Essverhalten stark. Sie halten Diät und lassen Mahlzeiten ausfallen. Doch dann überkommen sie immer wieder Heißhungerattacken.
Wer ist von Essstörungen besonders betroffen?
Vor allem Frauen erkranken deutlich häufiger an Essstörungen. Ebenso tragen ein geringes Selbstwertgefühl, ein überhöhter Leistungsanspruch sowie problematische familiäre Verhaltensmuster zur Entstehung bei. Auslöser ist jedoch selten ein einziger Faktor, vielmehr wirken verschiedene Faktoren zusammen, dazu kommt oft ein einmaliges auslösendes Ereignis, etwa eine Diät.
Wie spreche ich einen Bulimie-Verdacht am besten an?
Am besten ganz direkt. Sagen Sie, dass Sie sich Sorgen machen. Vermeiden Sie Kritik am Essverhalten und Vorwürfe. Sprechen Sie in der Ich-Form und machen Sie keinen Druck. Signalisieren Sie stattdessen, dass die Person Ihnen viel bedeutet und dass Sie helfen möchten. Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der erste wichtige Schritt in Richtung Veränderung.
Können Bulimie-Kranke wieder ganz gesund werden?
Rückfälle können gerade zu Beginn und im ersten Jahr nach Behandlungsende auftreten, die Wahrscheinlichkeit beträgt ca. 30 Prozent. Hilfreich ist es, ein Verständnis für die Risikosituationen zu entwickeln. Und sich konkrete, gut funktionierende Bewältigungsstrategien zu erarbeiten. Bewerten Sie einen Rückfall außerdem nicht als völligen Misserfolg, sondern als Vorfall, aus dem Sie etwas für die Zukunft lernen können.
Dr. med. Robert Doerr ist Chefarzt der Schön Klinik Berchtesgadener Land im Bereich der Psychosomatischen Medizin.
Während einer Heißhungerattacke verlieren Bulimie-Kranke jegliche Kontrolle. Sie verschlingen große Mengen sehr kalorienreicher Lebensmittel in kurzer Zeit. Der Kontrollverlust kann so stark sein, dass ihnen ihr Handeln zunächst nicht bewusst ist. In etwa einer bis zwei Stunden nehmen Bulimiker manchmal bis zu 10000 Kalorien zu sich. Das ist mehr als das Vierfache dessen, was ein gesunder Mensch an einem ganzen Tag benötigt. Frauen haben einen Bedarf von etwa 1900 Kilokalorien pro Tag.
Die Fressattacken werden oft durch Stress ausgelöst und dauern so lange an, bis ein unangenehmes
Völlegefühl
entsteht. Während sie das Essen verschlingen, spüren manche Betroffene eine kurzzeitige Entspannung. Nach den Essattacken aber schämen sie sich meist für ihr Verhalten, ekeln sich oder machen sich Vorwürfe.
Um nicht zuzunehmen, versuchen Menschen mit Bulimie, die Nahrung möglichst wieder unverdaut aus dem Körper zu bekommen oder anderweitig gegenzusteuern. Man unterscheidet zwei Typen von Bulimikern:
Gegenmaßnahme Erbrechen (Purging-Typ):
Etwa 70 bis 90 Prozent der Bulimiker gehören dem "Purging-Typ" an. Sie erbrechen das Verzehrte in den meisten Fällen sofort wieder. Dazu provozieren sie Brechreiz mit dem Finger. Manche Patienten setzen auch Hilfsmittel ein, wie zum Beispiel Holzlöffel, deren Stiel sie sich den Hals stecken. Einige versuchen, ihr Gewicht stattdessen (oder außerdem) auch durch Fasten, Abführmittel oder extreme sportliche Aktivitäten zu halten.
Um zu kontrollieren, ob sie die gesamte Nahrung erbrochen haben, verzehren viele Bulimiepatienten zu Beginn der Essanfälle ein farbiges Nahrungsmittel wie zum Beispiel Tomaten.
Manche Bulimiker vom Purging-Typ setzen auch Abführmittel ein oder machen sich Einläufe.
Gegenmaßnahme Fasten und Sport (Nicht-Purging-Typ):
Patienten vom "Nicht-Purging-Typ" reduzieren ihr Gewicht nicht durch Erbrechen, sondern durch strenges Fasten und übermäßige sportliche Aktivität. Dieser Typ ist jedoch seltener als der Purging-Typus.
Ähnlich wie Magersüchtige achten auch Menschen, die an Bulimie leiden, sehr auf ihr Gewicht und haben große
Angst
davor zuzunehmen. Die äußerliche Erscheinung ist entscheidend für ihr Selbstwertgefühl. Nur schlanke Körper finden sie schön. Die übertriebene Fixierung auf Figur und Ernährung ist oft das Symptom, das Außenstehenden als erstes auffällt.
Bulimie und Magersucht (Anorexia nervosa) sind nicht immer leicht zu unterscheiden. Tatsächlich beginnt eine Bulimie häufig mit einer Phase starken Gewichtsverlustes, bevor die Essattacken und Erbrechen einsetzen. Die psychischen Hintergründe der Erkrankungen sind aber grundverschieden.
Bulimie
Magersucht
Angestrebt wird eine sehr schlanke Figur (leichtes
Untergewicht
)
Als ideal empfunden wird starkes Untergewicht, das von anderen als ungesund und unattraktiv betrachtet wird.
Sehnsucht nach Anerkennung und Zugehörigkeit
Streben nach Abgrenzung, Selbstkontrolle
Gewichtsabnahme
, um das herrschende Schönheitsideal zu erfüllen
Gewichtsabnahme und Essensverweigerung als Ausdruck der Selbstkontrolle, Askese
Angst vorm Verlassenwerden, Ausgrenzung
Angst vor Kontrollverlust und Vereinnahmung
Scham für die Erkrankung
Stolz auf die Fähigkeit zur Askese
Pflegt sexuelle Partnerschaften
Nur selten sexuelle Partnerschaften
Gravierende Folgeerkrankungen möglich, tödliche Komplikationen selten
Hohes Risiko tödlicher Verläufe
Eine ausgeprägte Bulimie richtet im Körper großen Schaden an.
Warum ein Mensch an Bulimie erkrankt, ist noch nicht endgültig geklärt. Wenn die Krankheit ausbricht, kommen oft mehrere Faktoren zusammen. Zu den Risikofaktoren gehören:
Menschen mit Bulimie haben häufig ein negatives Selbstbild. Zwischen dem Anspruch "wie ich sein will" und der Wahrnehmung "wie ich wirklich bin" besteht eine tiefe Kluft. Das gilt insbesondere für den eigenen Körper. Das Selbstwertgefühl hängt stark von der Figur ab. Bulimikerinnen streben meist ein extrem schlankes Ideal an, das sie nur durch massive Einschränkung beim Essen – oder eben durch Erbrechen – erreichen können.
Das Selbstwertgefühl der Patienten hängt stark vom Erfolg beim Erreichen hochgesteckter Ziele ab. Gleichzeitig sind sie extrem selbstkritisch, was zu ständiger Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen führt.
Der Konflikt zwischen überzogenen Erwartungen an sich selbst und Versagensängsten und -gefühlen erzeugt starke Spannungszustände. Die Fressanfälle können diese Anspannung für kurze Zeit mildern.
Wie innerhalb der Familie mit Essen umgegangen wird, kann zu Essstörungen beitragen. Kritisch ist insbesondere, wenn Essen dazu dient sich abzulenken, zu belohnen oder zu entspannen.
Einen negativen Einfluss scheinen auch ein gezügeltes Essverhalten und häufige Diäten der Mütter zu haben, ebenso eine kritische Einstellung zum eigenen Körper innerhalb der Familie.
Häufig finden sich Probleme im Umgang der Familienmitglieder untereinander. So stammen Bulimiker manchen Experten zufolge häufiger aus Familien, die besonders ehrgeizig und leistungsorientiert sind oder die ihre Konflikte impulsiv und heftig austragen.
Auch beschreiben manche Experten einen Mangel an Wärme, Zuwendung und Anerkennung im familiären Umgang miteinander.
All das kann, muss aber nicht der Fall sein. Ob solche familiären Konstellationen tatsächlich speziell zu einer Bulimie beitragen, oder ganz allgemein eine seelische Labilität fördern, ist zudem unklar.
Bulimie wird oft durch den Wunsch begünstigt, den Schönheitsidealen der Gesellschaft zu entsprechen. Das derzeitige Ideal geht stark in Richtung Untergewicht. Es motiviert auch normalgewichtige Menschen, Diäten zu machen.
Häufig sind Patienten mit Bulimie vor dem Beginn der Ess-Brech-Sucht leicht übergewichtig. Sie fühlen sich dann unattraktiv und es fällt ihnen schwer, ihren Körper zu akzeptieren. Durch Diäten versuchen sie, dem Schönheitsideal näherzukommen. Häufig ist das der Einstieg in eine Bulimie.
Durch das ständige Hungern wird das Verlangen nach Essen stark befeuert. Schließlich können sie dem Druck nicht mehr standhalten und der Teufelskreis der Ess-Brech-Sucht beginnt. Die Eigendynamik der Bulimie kann dann nur noch mit professioneller Hilfe gestoppt werden.
Serotonin
:
Dieser Botenstoff erzeugt Glücksgefühle, er beeinflusst aber auch das Sättigungsgefühl im
Gehirn
. Man hat herausgefunden, dass Menschen mit Bulimie weniger Serotonin produzieren.
Da der Körper kohlenhydratreiche Nahrung für die Bildung des Botenstoffs benötigt, ist das eine mögliche Erklärung für die Fressanfälle: Über die massive Aufnahme von Kohlenhydraten versuchen Menschen, mit Bulimie negative Gefühle zu regulieren. Unklar ist jedoch, ob die Störung im Botenstoffsystem tatsächlich Ursache einer Bulimie ist oder vielmehr im Verlauf der Bulimie auftritt und diese stabilisiert.
Körpereigene Opioide:
Körpereigene Opioide scheinen bei Bulimie ebenfalls eine Rolle zu spielen. Es handelt sich um Substanzen, die die Schmerzempfindung und den Appetit vermindern, beziehungsweise unterdrücken können.
Man geht davon aus, dass hohe Opioidwerte in Hungerphasen das Fasten erleichtern und gleichzeitig die Stimmung heben. Forscher haben bei Bulimikern sehr niedrige Werte endogenen Opioids gefunden. Dies löst
Heißhunger
und somit auch die Fressanfälle aus. Auf diese Weise könnten niedrige Opioidwerte eine Bulimie mitverursachen.
Es gibt auch eine erbliche Veranlagung für die Essstörung. Darauf weisen insbesondere Zwillingsstudien hin. Erkrankt ein Zwilling, so hat der andere bei eineiigen Zwillingspaaren ein sehr viel höheres Risiko, ebenfalls eine Bulimie zu entwickeln als bei zweieiigen Zwillingen.
Wie groß der Einfluss der Gene tatsächlich ist, ist allerdings noch nicht gesichert. Insgesamt scheint er bei Bulimie jedoch nicht so groß wie bei einer Anorexie (Magersucht).
Besteht der Verdacht auf eine Bulimie, ist es sinnvoll, zunächst den Hausarzt aufzusuchen. Er kann Sie an spezialisierte Ärzte und Psychologen weiterleiten.
Ob ein Patient unter Bulimie leidet, kann der Arzt im Rahmen eines Anamnesegesprächs herausfinden. Folgende Fragen könnte der Arzt dem Patienten bei Verdacht auf Bulimie stellen:
Die meisten Betroffenen verheimlichen ihr Ess-Brech-Verhalten. Viele sind sich nicht sicher, ob dies überhaupt krankhaft ist. Andere glauben fälschlicherweise, das krankhafte Verhalten selbst in den Griff zu bekommen. Es ist für den Patienten und den Arzt gleichermaßen eine große Herausforderung, ein so großes Vertrauen aufzubauen, dass der Betroffene sich dem Arzt öffnen kann und sich helfen lässt.
Stellt der Hausarzt eine Bulimie fest, so wird er dem Betroffenen psychotherapeutische Hilfe vermitteln. Da die Bulimie überwiegend psychische Ursachen hat, ist eine Behandlung der körperlichen Beschwerden nicht ausreichend.
Der Psychotherapeut kann mithilfe eines klinischen Interviews die spezifischen psychischen Beschwerden erfassen. Er kann zudem bestimmen, ob der Patient an weiteren Störungen leidet. Menschen mit Bulimie leiden häufig auch an
Depression
, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen.
Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-V) gelten folgende Merkmale als Bulimie-Anzeichen.
Zur Erfassung der Diagnosekriterien hat man spezielle Fragebögen entwickelt, die durch Interviews ergänzt werden. Dazu gehört das umfangreiche Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV (SKIB-Interview). Es umfasst neben der Essstörung auch andere psychische Erkrankungen.
Das Strukturierte Interview für Anorexie und Bulimie (SIAB) besteht aus einem Fragebogen zur Selbsteinschätzung sowie einem Interviewteil mit 87 Fragen, die der Arzt oder Psychologe zusammen mit dem Patienten durchgeht.
Neben der psychologischen Diagnostik ist auch eine körperliche Untersuchung notwendig.
Der Arzt untersucht auch das Blut, das aufgrund des Erbrechens oft arm an lebenswichtigen Salzen ist. Weiter prüft er, ob Magen, Speiseröhre und Zähne verletzt oder durch Magensäure angegriffen sind.
Zeigen sich durch den Mangel an Salzen bereits Nierenschäden oder Herzrhythmusstörungen, testet der Arzt die Funktion dieser Organe über
EKG
, Herzecho und einen
Ultraschall
der Nieren.
Im Internet gibt es eine ganze Reihe von Onlineangeboten zum Bulimie-Test. Solche Tests orientieren sich an den Fragen, die auch ein Arzt stellen würde, beispielsweise
Eine sichere Diagnose für Bulimie kann zwar nur ein Experte stellen, die Onlinetests bieten jedoch eine Orientierungshilfe. So kann ein Bulimie-Test im Internet den Betroffenen dazu anregen, sich über sein Essverhalten Gedanken zu machen und sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen.
Die Bulimie ist eine ernstzunehmende psychische Störung. Menschen mit Bulimie fällt es jedoch meist schwer, ihr Essverhalten realistisch einzuschätzen, oder sie möchten nicht wahrhaben, dass dieses gestört ist. Daher ist die professionelle Hilfe bei Bulimie unverzichtbar. Ziele bei der Behandlung von Bulimie sind vor allem,
In leichteren Fällen ist eine Bulimie auch ambulant behandelbar. In schweren Fällen muss jedoch die Ernährung kontrolliert werden, damit die Patienten zu einem gesunden Essverhalten zurückfinden können. Das ist in der Regel nur in einem stationären Rahmen möglich.
Zu Beginn der Behandlung wird zusammen mit dem Patienten ein ausgewogener Essensplan erstellt, den dieser dann einhalten muss. Dazu gehört es, regelmäßig Mahlzeiten zu sich zu nehmen – mindestens drei am Tag. Es geht darum zu essen, ohne in eine Essattacke zu verfallen oder das Essen zu erbrechen.
Die Patienten lernen, auch kalorienreichere Lebensmittel, die sie außerhalb der Ess-Brech-Attacken vermieden haben, ohne Angst zu sich zu nehmen. Sie werden auch bei der Zubereitung des Essens mit eingebunden. Der Umgang mit Lebensmitteln soll für sie zu einer positiven, entspannten Erfahrung werden.
Durch die regelmäßige und abwechslungsreiche Ernährung wird der körperliche Mangelzustand beendet. Da der Patient nun keine Hungerphasen mehr durchmacht, wird auch der Drang geringer, sich große Nahrungsmengen einzuverleiben.
Häufig wird eine kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung von Bulimie eingesetzt.
Realistisches Körperbild:
Die Patienten sollen eine realistischere Einstellung zu ihrem Körper und ihrem Gewicht entwickeln. Dabei geht es auch darum, die gesellschaftlichen Idealvorstellungen von Schönheit und Schlankheit zu hinterfragen.
Auslöser suchen:
In Zusammenarbeit mit dem Therapeuten ergründen die Bulimie-Patienten, welche Situationen einen Ess-Brech-Anfall hervorrufen. Dabei kann ein Ernährungstagebuch helfen. Daraufhin versucht der Therapeut zusammen mit dem Patienten alternative Wege und Verhaltensweisen zu finden, mit belastenden Situationen umzugehen.
Konfrontationstherapie:
In der Bulimie-Therapie wird häufig mit sogenannten Konfrontationen gearbeitet, die dazu dienen, Ängste abzubauen. Der Therapeut ermutigt die Patienten, sich Situationen auszusetzen oder Lebensmittel zu sich zu nehmen, die ihnen Angst bereiten und die sonst einen Fressanfall ausgelöst haben. Die therapeutisch begleitete Auseinandersetzung führt zu einem stetigen Abbau der Ängste und steigert das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Bulimiker.
Bei einem stationären Aufenthalt wird in der Regel ein breites Spektrum an Therapien zur ganzheitlichen Behandlung genutzt. Dazu gehören:
Zu Beginn der Bulimie-Therapie und in Krisen erhalten manche Patienten vorübergehend antidepressive Substanzen. Vor allem wird hierzu das Medikament
Fluoxetin
eingesetzt. Es hat nicht nur eine antidepressive Wirkung, sondern reduziert auch die Ess-Brech-Anfälle. Als alleinige Therapie bei Bulimie sind Medikamente nicht geeignet.
Die Bulimie beginnt meistens in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Vor allem Frauen im Alter zwischen 18 und 30 erkranken, in zunehmender Zahl jedoch auch junge Männer. Der Bulimie kann eine Phase starker Gewichtsabnahme vorausgehen, die dann in Ess-Brechanfälle umschlägt. Häufig sind Diäten der Einstieg in die Ess-Brech-Sucht.
Im Verlauf der Erkrankung gibt es immer wieder auch Zeiten, in denen Bulimie-Betroffene normal essen. Die Anzahl der Ess-Brech-Anfälle schwankt individuell. In belastenden Phasen, in denen die Patienten besonders gestresst sind, treten Ess-Brech-Anfälle gehäuft auf.
Oft wird die Bulimie erst im dritten Lebensjahrzehnt der Patienten – also nach längerer Krankheitsdauer – behandelt. Immerhin wird etwa die Hälfte der Patienten, die an Bulimie litten, gesund, wenn auch meist erst nach mehrjährigem Krankheitsverlauf.
S3 Leitlinie "
Essstörungen, Diagnostik und Therapie
" der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie
(DGPM)
Cinderella - Beratungsstelle für Essstörungen des Aktionskreises für Ess- und Magersucht e.V.
https://www.cinderella-beratung.de/
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Bulimie
Kurzübersicht
Bulimie: Beschreibung
Psychische Hintergründe
Bulimie: Symptome
Bulimie: „Bieten Sie Hilfe an“
Drei Fragen an
Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie
Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie
Wiederholte Episoden von Fressattacken
Maßnahmen gegen Gewichtszunahme
Achten auf Figur und Gewicht
Unterschiede zwischen Bulimie und Magersucht
Bulimie: Folgen
Bulimie: Ursachen und Risikofaktoren
Extremer Leistungsanspruch
Problematische familiäre Verhaltensmuster
Westliches Schönheitsideal
Biologische Faktoren
Genetische Ursachen
Bulimie: Untersuchungen und Diagnose
Psychologische Diagnostik
Diagnosekriterien der Bulimie
Körperliche Untersuchung
Bulimie-Test
Bulimie: Behandlung
Normalisierung des Essverhaltens
Nicht zu viel und ohne Erbrechen
Angst vor Kalorien nehmen
Normalisierter Essdrang
Psychotherapie
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Bulimie: Krankheitsverlauf und Prognose
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