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Zysten

Von Dr. med. Felicitas Witte
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Eine Zyste (vom griech. "kystis" = Blase, Harnblase) ist ein mit Flüssigkeit gefüllter, abgekapselter Hohlraum im Gewebe. Er kann aus einer oder mehreren Kammern bestehen, groß oder winzig sein. Die meisten Zysten sind gutartig. Lesen Sie hier, warum sich Zysten bilden, welche Symptome sie auslösen können und wie sie behandelt werden!

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. N43 K76 N60 M71 N83 L72 N28 Q44 Q61 E28

Zysten: Ursachen und Formen

Zysten können an verschiedensten Körperstellen und in jedem Alter entstehen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Manche Zysten entstehen bei Abflussbehinderung aus einem Hohlraum, der Flüssigkeit erzeugt oder enthält. Wenn zum Beispiel der Ausführungsgang einer Talgdrüse in der Haut verstopft ist, kann sich eine Talgdrüsenzysten (eine Art Mitesser) bilden.

In anderen Fällen entstehen Zysten aufgrund von chronischen Krankheiten (zum Beispiel Lungenzysten bei Mukoviszidose ), Erbkrankheiten (etwa Zystennieren oder Zystenleber), Tumoren oder im Rahmen von Entwicklungsstörungen beim Embryo .

Auch Infektionen mit Parasiten (wie dem Hunde- oder Fuchsbandwurm: Echinokokkose ) können Organzysten verursachen. Zudem können sich Zysten unter dem Einfluss von Hormonen bilden, etwa an der weiblichen Brust , den Eierstöcken oder Hoden .

Häufiger auftretende Zysten sind zum Beispiel:

  • Nierenzysten
  • Leberzysten
  • Eierstockzysten (Ovarialzysten)
  • Wasserbruch des Hodens ( Hydrozele )
  • Zyste in der Kniekehle (Bakerzyste)
  • Schilddrüsenzysten
  • Zysten in den Drüsen am Augenlid
  • Talgdrüsenzyste der Haut ( Atherom )
  • Zysten in der Brust
  • Knochenzysten
  • Zahnwurzelzysten

Von einer "echten Zyste" spricht man, wenn sie von Zellen ausgekleidet ist. Eine Pseudozysten ist dagegen von Bindegewebe umgeben.

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Zysten: Symptome und Untersuchungen

Symptome

Welche Beschwerden Zysten verursachen, hängt unter anderem von der Art der Zyste, ihrem Entstehungsort und ihrer Größe ab. Manche Zysten machen sich durch eine sicht- oder tastbare Schwellung bemerkbar, zum Beispiel eine Zyste in der Brust. Auch eine Bakerzyste in der Kniekehle kann ab einer gewissen Größe tastbar sein. Zudem kann sie ein vages Druckgefühl, Schmerzen und sogar Taubheitsgefühle im Unterschenkel auslösen.

Andere Zysten fallen lange Zeit nicht auf, weil sie sich an inneren Organen (wie Niere , Leber ) befinden.

Ob eine Zyste Beschwerden verursacht oder nicht, sagt nichts darüber aus, ob sie gut- oder bösartig ist (die meisten Zysten sind gutartig!).

Untersuchungen

Zysten an inneren Organe, die keine Symptome Beschwerden bereiten, werden oft nur zufällig entdeckt - etwa bei einer Ultraschall-Untersuchung, die routinemäßig oder aufgrund einer anderen Erkrankung gemacht wird.

Manchmal sind weitere Untersuchungen notwendig, um Größe und Ursache der Zyste genauer zu ermitteln. Dazu gehören etwa:

  • Computertomografie (CT)
  • Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT)
  • Röntgenaufnahmen
  • Blutuntersuchungen
  • Zystenpunktion (dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Hohlnadel etwas Flüssigkeit aus dem Inneren der Zyste, um sie im Labor genauer untersuchen zu lassen)
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Nierenzysten

Nierenzysten können einzeln oder zu mehreren an einer oder an beiden Nieren vorkommen. Sie verursachen in der Regel keine Beschwerden und werden deshalb meist nur zufällig entdeckt. Große Zysten können sich allerdings durch Schmerzen im Rücken oder Bauch bemerkbar machen.

Zysten in der Niere können sich entzünden oder platzen, oder es kann in die Zyste einbluten. Selten verändern sich Nierenzysten bösartig. Vereinzelt kommen sie in Kombination mit einem Tumor der Blutgefäße (Hämangioblastom) des Kleinhirns oder der Netzhaut (Retina) vor. Diese Krankheit wird vererbt und heißt Hippel-Lindau-Syndrom .

Bei Menschen unter 30 Jahren sind Nierenzysten selten. Mit zunehmendem Alter treten sie häufiger auf. Mehr als 20 Prozent der über 60-Jährigen haben eine oder mehrere Zysten an den Nieren.

Eine Zyste an der Niere, die keine Probleme verursacht, muss nicht unbedingt behandel werden. Große Zysten, die mit Schmerzen oder Komplikationen einhergehen, kann der Arzt mit einer Nadel anstechen, um die enthaltene Flüssigkeit anzusaugen ( Punktion ). Die Flüssigkeit der Zyste kann er unter dem Mikroskop untersuchen lassen. Unter Umständen kann er die Zyste in einer Operation veröden oder entfernen.

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Zystennieren

Einfache Nierenzysten darf man nicht mit Zystennieren verwechseln. Die Polyzystische Nierenerkrankung (Autosomal Polycystic Kidney Disease, ADPKD) ist eine der häufigsten Erbkrankheiten. Sie kommt etwa bei einem von 1000 Menschen vor. Wegen Veränderungen im Erbgut (PKD1 oder PKD2-Gen) entwickeln die Betroffenen im Laufe ihres Lebens immer mehr Zysten in den Nieren - so lange, bis die Organe nicht mehr funktionieren. Im Alter von 50 bis 60 Jahren leiden die meisten Patienten unter einer Nierenschwäche ( Niereninsuffizienz ).

Die Krankheit betrifft aber nicht nur die Nieren. Auch in anderen Organen (zum Beispiel Bauchspeicheldrüse , Leber, Lunge , Milz , Eierstöcke, Gebärmutter , Hoden oder Schilddrüse ) können sich Zysten bilden. Bei manchen Betroffenen bilden sich außerdem Aussackungen in der Wand der Hauptschlagader ( Aortenaneurysma ) oder der Darmwand ( Divertikulose ).

Die Polyzystische Nierenerkrankung kann zu diversen Komplikationen führen und ist bislang nicht heilbar. Eine Behandlung ist nur dann erforderlich, wenn Symptome wie Harnstauung oder Harnwegsinfektionen auftreten.

Derzeit gibt es kein Medikament, mit dem sich Zystennieren ursächlich behandeln lassen. Die Therapie zielt auf die Linderung der Symptome ab.

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Leberzysten

Eine oder mehrere Zysten in der Leber verursachen in der Regel keine Beschwerden. Meist werden sie im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung zufällig entdeckt. Große Zysten über zehn Zentimeter Durchmesser können dagegen ein Druckgefühl im Oberbauch, Übelkeit oder eine Gelbsucht verursachen.

Eine Behandlung ist bei Leberzysten für gewöhnlich nicht notwendig - außer eine Zyste macht Beschwerden. Dann kann der Arzt sie durch die Haut mit einer feinen Nadel anstechen, ihren Inhalt absaugen und eine Alkohollösung injizieren, welche die Zyste veröden soll. Selten muss der Betroffene die Zyste in einer Operation entfernen lassen (Zystenresektion).

Leberzysten bei Echinokokkose

Nicht alle Leberzysten sind harmlos. Auch eine Infektion mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm kann Zysten in der Leber verursachen. Die Echinokokkose ist eine schwere Erkrankung, die ohne Behandlung tödlich verläuft!

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Zystenleber

Die Zystenleber ist eine Erbkrankheit. Sie entsteht durch Veränderungen am Erbgut (Mutationen), genauer gesagt an den Genen PKD-1 und PKD-2. Die Leber der Betroffenen ist von Geburt an mit Zysten besetzt. Sie kann aber dennoch lange Zeit ihre Arbeit erfüllen.

Die Zysten in der Leber lassen sich gut mittels Ultraschalls erkennen. Sie verursachen je nach Größe ein Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch. Werden die Zysten immer größer, können sie auf Magen und Darm drücken. Die Patienten haben keinen Appetit mehr, müssen eventuell häufiger erbrechen und verlieren an Gewicht.

Die Beschwerden können kurzfristig gelindert werden, wenn der Arzt die Zysten ansticht und die Flüssigkeit absaugt. Nach einer Weile fließt meist jedoch Flüssigkeit nach - die Zysten füllen sich erneut. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Teil der Leber chirurgisch zu entfernen (Leberteilresektion). In einigen Fällen hilft nur eine Lebertransplantation .

Medikamente, die eine Zystenleber ursächlich heilen, gibt es nicht.

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Eierstockzysten (Ovarialzysten)

Zysten am Eierstock können angeboren sein - sie bilden sich durch eine Fehlentwicklung während der Embryonalzeit. Das passiert etwa bei den sogenannten Dermoidzysten. In ihnen können sich andere Gewebearten befinden, zum Beispiel Haare oder Zähne .

Meistens aber sind Eierstockzysten erworben und entstehen aufgrund der normalen Hormonschwankungen während des weiblichen Zyklus. Manche Eierstockzysten bilden sich auch durch die Einnahme von Hormonpräparaten.

Oft bereiten Eierstockzysten keine Beschwerden. Mitunter können aber auch dumpfe Unterbauchschmerzen oder Zyklusstörungen (z. B. ausbleibende oder starke Periode) auftreten. Akute Bauchschmerzen sind zum Beispiel möglich, wenn eine Zyste platzt. Eine Eierstockzyste, die gestielt ist und sich um die eigene Achse verdreht, kann sogar heftige Unterleibsschmerzen auslösen. Außerdem können Eierstockzysten, wenn sie sehr groß sind, auf Blase oder Darm drücken. Handelt es sich um Zysten, die Östrogene produzieren, können Schmierblutungen auftreten.

Die Behandlung hängt von den Beschwerden und der Größe der Zyste bzw. Zysten ab. In vielen Fällen kann man zunächst abwarten. Einigen Frauen helfen Medikamente, die den Eisprung unterdrücken (zum Beispiel die Pille). Bilden sich die Zysten nicht zurück, kann sie der Arzt im Rahmen einer Bauchspiegelung operativ entfernen (laparoskopische Zystenexstirpation).

Polyzystisches Ovarialsyndrom

Acht und mehr Zysten in einem Eierstock können ein Hinweis auf das Syndrom der Polyzystischen Ovarien sein (PCO-Syndrom). Bei dieser Krankheit bilden die Eierstöcke vermehrt männliche Geschlechtshormone. Die Frauen nehmen zu, bekommen Akne, die Stimme wird tiefer, die Körperbehaarung stärker.

Endometriose

Auch bei Endometriose können Eierstock-Zysten auftreten. Bei dieser Erkrankung wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, zum Beispiel im Bauchraum, in den Eierstöcken oder Eileitern. Endometriose-Zysten sind typischerweise mit Abbauprodukten des Blutes gefüllt. Wegen ihrer braunen Farbe heißen sie auch Schokoladenzysten.

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Wasserbruch des Hodens (Hydrozele)

Eine Hydrozele beschreibt eine Ansammlung von Flüssigkeit in den Hodenhüllen. Sie kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden.

Der Hodensack ist bei einem Wasserbruch meist vergrößert und prallelastisch. Im Ultraschall kann der Arzt die Hydrozele gut erkennen und gegenüber anderen Veränderungen am Hoden (zum Beispiel einen Tumor) abgrenzen.

Bei einer angeborenen Hydrozele, die keine Beschwerden bereitet, kann man das erste Lebensjahr des Jungen abwarten - manchmal bildet sich die Hydrozele in dieser Zeit spontan zurück. Ältere Kinder mit einem angeborenen Wasserbruch wird der Arzt operieren, weil sie später sonst einen Leistenbruch (Leistenhernie) bekommen können.

Bei den erworbenen Hydrozelen behandelt der Arzt zunächst die Grundkrankheit (z.B. Entzündungvon Hoden und Nebenhoden ) und trägt danach die Hydrozele in einer Operation ab.

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Zyste in der Kniekehle (Bakerzyste)

Eine Bakerzyste ist eine Zyste, die von der hinteren Gelenkkapsel im Kniegelenk ausgeht. Sie entsteht bei Erkrankungen am Knie, bei denen ein chronischer Gelenkerguss auftritt (z.B. rheumatischen Erkrankungen). Dann kann sich die hintere Gelenkkapsel ausstülpen und eine Zyste entstehen.

In der Kniekehle der Betroffenen ist eine prallelastische Schwellung tastbar. Zudem kann es schmerzen, wenn das Knie gebeugt wird. Bei rheumatischen Erkrankungen kann die Zyste so groß werden, dass sie sich bis in den Unterschenkel fortsetzt. Solche großen Zysten können Blutgefäße zusammendrücken und so Durchblutungsstörungen verursachen. Das äußert sich in Taubheitsgefühlen im Unterschenkel oder Fuß und vielleicht sogar Lähmungserscheinungen.

Kleine Zysten verursachen dagegen kaum Beschwerden und können auch unbehandelt bleiben. Oft bildet sich eine Baker-Zyste sogar spontan zurück, wenn der Arzt die Grunderkrankung erfolgreich therapiert. Große Zysten , die Beschwerden verursachen, lassen sich operativ entfernen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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Dr. med. Felicitas Witte
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N43 K76 N60 M71 N83 L72 N28 Q44 Q61 E28
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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  • Greten H.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 13. Auflage, 2010
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  • Hirner, A. et al.: Chirurgie Schnitt für Schnitt, Thieme Verlag, 2004
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): "Eierstockzysten"; unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 03.08.2020)
  • Kirschbaum, M. et al.: Checkliste Gynäkologie, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2005
  • MSD Manual – Ausgabe für Patienten: "Erworbene Nierenzysten"; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 03.08.2020)
  • MSD Manual – Ausgabe für Patienten: "Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)"; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 03.08.2020)
  • MSD Manual – Ausgabe für Patienten: "Übersicht über Lebertumore"; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 03.08.2020)
  • Niethard, F. U. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2017
  • Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Cyste; unter: www.gesundheit.gv.at (Abruf: 03.08.2020)
  • Portal des Berufsverbands der Frauenärzte e. V.: "Brusterkrankungen (gutartig): Zysten"; unter: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 03.08.2020)
  • Portal des Berufsverbands der Frauenärzte e. V.: "Eierstockzyste/Ovarialzyste"; unter: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 03.08.2020)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 03.08.2020)
  • Riede, U.-N. et al.: Allgemeine und spezielle Pathologie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Echinokokkose (Stand: 25.11.2005); unter: www.rki.de
  • Siewert, J.R. et al.: Praxis der Viszeralchirurgie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2010
  • Universitätsklinikum Erlangen: "Familiäre Zystennierenerkrankungen"; unter: www.medizin4.uk-erlangen.de (Abruf: 03.08.2020)