Illness name: sorbitunvertraeglichkeit
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Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Von einer Sorbitunverträglichkeit (Sorbitintoleranz) ist die Rede, wenn die Aufnahme des Zuckeralkohols Sorbit im Dünndarm gestört ist. Das führt bei Betroffenen unter anderem zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Die Behandlung der Sorbitunverträglichkeit erfolgt durch eine reduzierte Sorbit-Aufnahme über die Nahrung. Lesen Sie hier mehr zum Thema Sorbitintoleranz!
Vermeiden Sie es, Light- und zuckerfreie Produkte sowie Diabetikerlebensmittel zu kaufen, da diese meist Sorbit enthalten.
Bei einer Sorbitunverträglichkeit (Sorbitintoleranz, Sorbitol-Malabsorption) ist die Aufnahme (Resorption) des Zuckeralkohols Sorbit im Dünndarm beeinträchtigt.
Sorbit ist ein sogenannter Zuckeralkohol – ein süß schmeckendes Kohlenhydrat, das natürlicherweise hauptsächlich in Früchten (Aprikosen, Pflaumen, Äpfel, Birnen et cetera) und konzentriert in Dörrobst/Trockenfrüchten vorkommt.
Industriell hergestelltes Sorbit darf als Lebensmittelzusatzstoff E420 in beliebig hoher Menge in bestimmten Lebensmitteln enthalten sein. So findet es sich etwa als Zuckeraustauschstoff oder als Feuchthaltemittel in Produkten wie Senf, Mayonnaise, Ketchup, Salatdressing, Toastbrot, Biskuit, Kuchen, Müsli, Muffins, Bonbons, Kaugummi, Schokoladen- und Pralinenfüllungen.
Besonders sogenannte "zuckerfreie" Light-Produkte enthalten oft Sorbit. Denn im Vergleich zu normalem Zucker hat Sorbit eine geringere Süßkraft und einen geringeren Kaloriengehalt.
Eine weitere Produktgruppe, die sehr häufig Sorbit enthält, sind Diabetiker-Lebensmittel. Der Grund dafür ist, dass der Körper Sorbit (im Gegensatz zu normalem Zucker) auch ohne Insulin verwertet. Das heißt, die Zellen nehmen Sorbit aus dem
Blut
ohne die Hilfe von Insulin auf.
Weil Sorbit außerdem keine
Karies
verursacht und auf der Zunge einen leicht kühlenden Effekt entfaltet, findet es sich in vielen Zahncremes und Zahnpflegekaugummis.
Wenn man von einer Sorbitunverträglichkeit betroffen ist, ist es wichtig zu beachten, dass Sorbit darüber hinaus als Trägerstoff in der Pharmazie (etwa für Brausetabletten) und Kosmetikindustrie zum Einsatz kommt.
Bislang gibt es keine zuverlässigen Zahlen darüber, wie viele Menschen in der Bevölkerung eine Sorbitunverträglichkeit aufweisen. Bekannt ist aber, dass die Sorbitintoleranz oft in Kombination mit einer Fruktose-Intoleranz (Fruchtzucker-Unverträglichkeit) und/oder
Laktoseintoleranz
(Milchzucker-Unverträglichkeit) auftritt.
Außerdem vertragen Menschen mit einer reinen Fruktose-Intoleranz indirekt auch kein Sorbit: Einerseits hemmt Sorbit die Aufnahme von Fruchtzucker in den Körper zusätzlich; andererseits wandelt der Körper Sorbit in Fruchtzucker um.
Ab einer gewissen Menge (20 bis 50 Gramm pro Tag) ist Sorbit für jeden Menschen unverträglich, weil die Aufnahmekapazität für den Zuckeralkohol im Dünndarm begrenzt ist. Bei dieser Verzehrmenge kommt es zu Durchfall. Besonders Menschen mit einer Sorbitunverträglichkeit haben aber bereits bei geringeren Dosen Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Aufstoßen und Übelkeit.
Ab welcher Verzehrmenge solche Symptome einer Sorbitintoleranz im Einzelfall auftreten, ist verschieden. Manche Menschen reagieren zum Beispiel ab 15 Gramm Sorbit pro Tag mit Unverträglichkeitssymptomen, andere dagegen schon ab fünf Gramm pro Tag.
Die Symptome einer Sorbitunverträglichkeit lassen sich nur dadurch vermeiden, dass man kein beziehungsweise nur so viel Sorbit, wie man persönlich verträgt, zu sich nimmt. Dabei ist es unter Umständen hilfreich, wenn man nach der Diagnosestellung zuerst einige Zeit möglichst ganz auf sorbithaltige Produkte verzichtet, bis die Beschwerden vollständig abgeklungen sind.
Dann gilt es, langsam die persönliche Toleranzgrenze an Sorbit auszutesten, indem man zuerst kleine und dann steigende Mengen an sorbithaltigen Lebensmitteln (siehe untenstehende Liste) zu sich nimmt. Diese Toleranzgrenze variiert oft recht stark bei einer Sorbitunverträglichkeit.
Nachfolgende Lebensmittelliste ermöglicht es Personen mit einer Sorbitunverträglichkeit, den Sorbitgehalt ausgewählter Lebensmittel zu überschauen.
Lebensmittel
Sorbitgehalt in Gramm pro 100 Gramm Lebensmittel
Diabetikerzucker
99
Diabetikersüßigkeiten
90,0
Diabetikerbrotaufstriche
27,3
Birne, getrocknet
10,5
Marmelade mit Fruchtzucker aus Zitrusfrüchten
9,2
Konfitüre mit Fruchtzucker aus Steinobst
9,1
Konfitüre/Marmelade mit Fruchtzucker für Diabetiker
9,1
Konfitüre mit Fruchtzucker aus Beerenobst
9,0
Pflaumen, getrocknet
7,8
Pflaumenmus
6,0
Pfirsich, getrocknet
5,4
Konfitüre mit Zuckeraustauschstoff und Süßstoff aus Beerenobst
5,3
Aprikosen, getrocknet
4,7
Apfel, geschält, getrocknet
3,2
Apfel, getrocknet
2,8
Birne
2,2
Birnenfurchtsaft
2,0
Trockenfrüchte, gemischt
1,8
Dörrpflaumen-/Birnenkompott
1,5
Pflaumen
1,4
Pflaumenfruchtsaft
1,3
Birne, Konserve
1,2
Pflaumenkompott
1,0
Pfirsiche
0,9
Weinbeeren, getrocknet
0,9
Wer von einer Sorbitunverträglichkeit (Sorbitintoleranz) betroffen ist und die in der Liste genannten Nahrungsmittel selbst in kleinen Mengen nicht verträgt, hat die Möglichkeit, auf Sorten auszuweichen, die nur ganz wenig oder gar kein Sorbit enthalten.
Dazu gehören zum Beispiel Banane, Orange, Mandarine, Zitrone, Ananas, Kiwi, Wassermelone und Zuckermelone. Bei Fertigprodukten empfiehlt es sich, zuerst die Zutatenliste durchzulesen.
Wenn man an einer Sorbitunverträglichkeit leidet, ist es ratsam, auch Produkte zu meiden, die andere Zuckeraustauschstoffe enthalten wie Mannit, Isomaltit, Maltit und Laktit. Sie führen möglicherweise ebenfalls zu Blähungen und Durchfall.
Bei einer Sorbitunverträglichkeit wird das mit der Nahrung aufgenommene Sorbit im Dünndarm nicht oder nur unvollständig verwertet. Es gelangt dann mit den Nahrungsresten weiter in den
Dickdarm
, wo es die dort angesiedelten
Bakterien
verstoffwechseln. Dabei entstehen Gase und Abfallprodukte, die zu Verdauungsbeschwerden führen.
Wie es zu der Verwertungsstörung genau kommt, ist unklar. Auf jeden Fall handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion – der umgangssprachlich verwendete Begriff "Sorbit-Allergie" ist also falsch. Bei einer Allergie richtet sich das Immunsystem gegen den vermeintlichen Feind, was bei einer Sorbitunverträglichkeit nicht der Fall ist.
Eine Sorbitunverträglichkeit weist der Arzt anhand eines bestimmten Tests, dem sogenannten H2-Atemtest nach: Bei Verdacht auf eine Sorbitintoleranz ist es nötig, dass man nüchtern zum Test erscheint. Nun ermittelt der Arzt als erstes den Wasserstoffgehalt der ausgeatmeten Luft, indem er den Patienten in ein Atemtestgerät pusten lässt.
Dann bekommt der Patient eine Sorbitlösung zum Trinken (zum Beispiel fünf Gramm Sorbit gelöst in 200 Milliliter Wasser). Anschließend misst der Arzt mehrmals in bestimmten Zeitabständen die Wasserstoffkonzentration in der ausgeatmeten Luft.
Bei einer Sorbitunverträglichkeit steigt diese Konzentration (im Vergleich zum Nüchternwert) deutlich an: Wenn nämlich die Bakterien das unverdaute Sorbit im Dickdarm verstoffwechseln, entsteht viel Wasserstoff, der nach Aufnahme in den Körper über die Ausatemluft entweicht.
Eine
Sorbitunverträglichkeit
ist nicht heilbar. Wenn man aber den Verzehr sorbitreicher Lebensmittel vermeidet oder einschränkt, lassen sich Beschwerden verhindern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Sorbitunverträglichkeit
Kurzübersicht
Was ist eine Sorbitunverträglichkeit?
Sorbitunverträglichkeit: Häufigkeit
Welche Symptome treten auf?
Wie behandelt man eine Sorbitunverträglichkeit?
Lebensmittelliste: Sorbitgehalt ausgewählter Lebensmittel
Ursachen und Risikofaktoren
Diagnose
Sorbitunverträglichkeit: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen