Illness name: sars

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SARS

Von Mareike Müller , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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SARS (englisch: severe acute respiratory syndrome) ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die manchmal tödlich verläuft. Sie ist 2002 erstmalig in Südchina aufgetreten. Hauptsymptom sind Atembeschwerden. Eine medikamentöse Behandlung der Krankheitsursache gibt es nicht, es lassen sich nur die Symptome lindern. Hier lesen Sie alles Wichtige zu SARS.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. J17 U04

Kurzübersicht

  • Symptome: Zunächst Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen , allgemeines Krankheitsgefühl, dann trockener Husten , Atemnot und Sauerstoffmangel im Blut
  • Ursache: Infektion mit SARS-CoV
  • Untersuchungen und Diagnose: Anamnese , körperliche Untersuchung, eventuell Röntgenbild der Lunge , Virusnachweis oder Antikörpernachweis per Blutuntersuchung
  • Behandlung: Bisher keine ursächliche Behandlung, sondern nur symptomatische Behandlung möglich; z. B. Fiebersenker, Infusionen, Mittel, die das Immunsystem unterstützen
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Inkubationszeit zwischen zwei und zehn Tagen; bei schwerem Verlauf möglicherweise Beatmung notwendig
  • Vorbeugen: Hygienemaßnahmen verringern das Ansteckungsrisiko; Meldepflicht, um eine Ausbreitung in der Bevölkerung zu vermeiden
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Was ist SARS?

SARS ist die Abkürzung für "severe acute respiratory syndrome" – auf Deutsch "schweres akutes Atemwegssyndrom". Verursacht wird die Erkrankung durch das SARS-Coronavirus (SARS-CoV), das sich über eine Tröpfcheninfektion verbreitet.

Wann ist SARS das erste Mal aufgetreten?

Im November 2002 wurde zum ersten Mal von SARS berichtet. Es trat zunächst nur in Südostasien auf. Innerhalb von sechs Monaten hatte sich die Krankheit weltweit ausgebreitet. Dies war die erste Pandemie des durch SARS-CoV hervorgerufenen Atemwegssyndroms.

Insgesamt erkrankten etwa 8.000 Menschen an SARS, 744 von ihnen starben an der Krankheit. Hauptsächlich waren Erwachsene von SARS betroffen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Viren , die zur gleichen Gruppe wie das SARS-Virus gehören (Coronaviren), lediglich als Erreger meist harmloser Erkältungen bei Erwachsenen bekannt.

Seit 2003 sind noch nur wenige Fälle von SARS aufgetreten, die ihren Ursprung in Forschungslabors hatten, die mit dem Virus forschten.

Ähnliche Krankheitsbilder

2012 wurde ein weiteres Coronavirus entdeckt. Vor allem auf der arabischen Halbinsel hatten sich Menschen infiziert, die anschließend an Atemwegsbeschwerden und Nierenversagen litten. Etwa die Hälfte von ihnen starb. Das Virus, das dort entdeckt wurde, wird als MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) bezeichnet.

Im Jahr 2019 breitete sich zunächst in China das neue Virus SARS-CoV-2 aus, das im Verlauf der nächsten Monate zu einer weltweiten Pandemie führte. Die dadurch ausgelöste Erkrankung wird als COVID-19 bezeichnet.

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SARS: Symptome

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der SARS-Krankheit (Inkubationszeit) beträgt etwa zwei bis sieben Tage. In den ersten Tagen der Erkrankung kündigt sich SARS meist an mit den folgenden Symptomen:

  • Schnell ansteigendes Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Starkes allgemeines Krankheitsgefühl

Nach einigen Tagen beginnt die Phase des eigentlichen SARS, in der vor allem die Atmungsorgane betroffen sind (respiratorische Phase). Die Patienten leiden dann unter:

  • Trockenem Husten
  • Atemnot (Dyspnoe)
  • Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxämie) und den Organen

Bis zu 70 Prozent der Patienten leiden zusätzlich unter dünnflüssigem Durchfall. Bei einigen von ihnen tritt dieser bereits in der ersten Krankheitswoche auf.

Wird die Lunge durch das SARS-Virus so stark geschädigt, dass sie nicht mehr für ausreichenden Gasaustausch sorgt, spricht man vom Lungenversagen. Ohne intensive medizinische Hilfe würden die Patienten sterben. Es wurde aber auch von zahlreichen SARS-Fällen berichtet, die mild oder symptomlos verliefen.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für SARS ist eine Ansteckung mit dem SARS-Virus. Viren sind Partikel, die aus einer Hülle und einem sich darin befindenden Erbgut bestehen. Das SARS-Virus zählt zu den Coronaviren und wird korrekt als SARS-Coronavirus bezeichnet. "Corona" nennt man die Hülle dieser Art von Viren, die unter dem Mikroskop wie ein Kranz oder eine Krone aussieht.

Tiere tragen das Virus in sich

Man geht davon aus, dass das SARS-Virus aus einem tierischen Reservoir stammt. Das bedeutet, dass ursprünglich Tiere das Virus in sich trugen und sich die Viren in ihnen vermehrt haben. Es wird angenommen, dass asiatische Fledermäuse dieses Reservoir bildeten. Über andere Tiere wie zum Beispiel Katzen wurde SARS schließlich auf den Menschen übertragen.

Deshalb spricht man im Zusammenhang mit SARS von einer Zoonose. Als Zoonose bezeichnet man Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden und umgekehrt.

So schadet das Virus dem Körper

Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung von SARS findet als Tröpfcheninfektion über die Luft statt. Dabei sind nur Patienten ansteckend, die akut erkrankt sind. Die SARS-Viren befallen anschließend die Zellen, die den Atemtrakt auskleiden.

Diese Zellen in den Bronchien werden als Flimmer-Epithel bezeichnet, da sie kleine, wie Wimpern aussehende Gebilde an ihrer Oberfläche haben (Zilien). Zilien dienen normalerweise der Reinigung der Atemwege, zum Beispiel indem sie Schleim, der sich gebildet hat, durch eine schlagende Bewegung nach außen transportieren.

Die Viren vermehren sich in den Zellen des Flimmer-Epithels und lähmen die Zilien-Bewegungen. Dadurch ist die Abwehr von Krankheitserregern, Schadstoffen und Schleim gehemmt. Auch die Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet, werden durch die Viren geschädigt. Daher funktioniert die Abgabe von Kohlenstoffdioxid sowie die Aufnahme von Sauerstoff (Gasaustausch) in der Lunge ebenfalls nicht mehr richtig.

Wer ist gefährdet?

Eine Ansteckung mit SARS ist grundsätzlich bei jedem möglich, der in Kontakt mit dem Virus kommt. Beobachtungen zeigen jedoch, dass bestimmte Personengruppen besonders gefährdet sind. Während des Ausbruchs 2002 und 2003 wurde festgestellt, dass Kinder nur selten an SARS erkrankten. Männer starben häufiger daran als Frauen, vor allem, wenn sie bereits an anderen, chronischen Krankheiten litten.

Steckten sich Schwangere mit SARS an, kam es während der ersten Monate der Schwangerschaft häufiger zum Tod des ungeborenen Kindes. In der späteren Schwangerschaft erhöhte sich dagegen die Sterblichkeit der werdenden Mütter.

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SARS: Untersuchungen und Diagnose

Um die Diagnose "SARS" zu stellen, befragt Ihr Arzt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte. Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:

  • Seit wann fühlen Sie sich krank?
  • Haben Sie Fieber?
  • Haben Sie Muskelschmerzen?
  • Bekommen Sie gut Luft?
  • Waren Sie in letzter Zeit im Ausland?

Anschließend untersucht Ihr Arzt Sie körperlich. Dabei wird Ihre Temperatur gemessen und die Lunge abgehört. Ein Röntgenbild des Brustkorbs ist eine weitere mögliche Untersuchung, da meist bereits in den ersten Tagen der SARS-Krankheit Veränderungen in der Lunge sichtbar werden.

Alle Ergebnisse aus Anamnesegespräch und körperlicher Untersuchung weisen möglicherweise auch auf eine andere Erkrankung, wie zum Beispiel Grippe , hin. Besteht der Verdacht, dass es sich um SARS handelt, etwa weil erneut eine Vielzahl von Krankheitsfällen aufgetreten ist, wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Nur so lässt sich SARS zweifelsfrei feststellen.

Zur Diagnose wird Ihnen Blut abgenommen und in einem Speziallabor unter hohen Sicherheitsbedingungen untersucht. Dabei verwendet man ein Verfahren, mit dem sich das Erbgut der Viren direkt nachweisen lässt. Alternativ wird das Blut des Patienten auf spezifische Antikörper untersucht. Diese werden im Verlauf der Erkrankung vom Körper gebildet, um die Viren zu bekämpfen.

Wie bei anderen Erkrankungen, bei denen die Gefahr einer Pandemie besteht, gibt es bei SARS eine Meldepflicht, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu vermeiden.

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Behandlung

Eine ursächliche Therapie von SARS gibt es nicht. Es gibt also keine Medikamente, die das SARS-Virus im menschlichen Körper unschädlich machen. Deshalb erfolgt die Behandlung rein symptomatisch. Man behandelt also die einzelnen Krankheitszeichen wie etwa Fieber oder Schmerzen, ohne deren Ursache zu beheben.

Im Fall von SARS nutzt man Atemmasken mit Sauerstoff, um die Atemnot zu lindern, fiebersenkende Mittel wie zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen sowie Infusionen, um den Wasserhaushalt des Körpers insbesondere bei starkem Durchfall aufrecht zu erhalten.

Interferon Alpha (IFNα) unterstützt teilweise den Heilungsprozess bei SARS. Interferone sind Eiweiße, die auch vom Körper selbst gebildet werden und das Immunsystem vor allem bei der Bekämpfung von Viren unterstützen.

Wichtigstes Ziel der Therapie ist es zu verhindern, dass sich die Krankheit in der Bevölkerung ausbreitet. Deshalb werden SARS-Patienten isoliert. Es ist darauf zu achten, dass sich Personen wie medizinisches Personal dem Patienten nur mit Mundschutz und Schutzkittel nähern. Außerdem müssen die Hände nach jedem Kontakt sorgfältig desinfiziert werden.

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SARS: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der SARS-Krankheit (Inkubationszeit) beträgt etwa zwei bis maximal zehn Tage. Anschließend verläuft die Infektion häufig in zwei Phasen. In der ersten Woche treten vor allem grippeähnliche Symptome auf, während sich in der zweiten Krankheitswoche das Vollbild von SARS zeigt.

Etwa zehn Prozent der Patienten verstirbt an SARS. Es wird auch von milden Verlaufsformen berichtet, die fast symptomlos bleiben. Überleben die Patienten eine SARS -Infektion, heilt die Krankheit meist aus. In einigen Fällen sind jedoch langfristige Folgen wie ein Fatigue-Symptom-Komplex möglich, die teilweise auch bei manchen anderen Infektionskrankheiten vorkommen.

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Vorbeugen

Verhindern lässt sich eine Ansteckung mit SARS zwar nicht, aber mit bestimmten Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Ansteckung und der Ausbreitung der Erkrankung reduzieren. Dazu zählen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und grundlegende Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, die Nutzung von Desinfektionsmittel für kontaminierte Oberflächen sowie die Isolierung infizierter Patienten und die Meldung neuer Infektionen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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ICD-Codes:
J17 U04
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bundeministerium der Justiz: Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG). § 7 Meldepflichtige Nachweise von Krankheitserregern; unter: www.gesetze-im-internet.de
  • Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Anzeigepflichtige Krankheiten in Österreich, Stand Januar 2020; unter: www.meduniwien.ac.at
  • Chan-Yeung, M., Xu, R. H.: SARS: epidemiology. Respirology. 2003;8 Suppl(Suppl 1):S9-S14.
  • Corman, V. M. et al.: Coronaviren als Ursache respiratorischer Infektionen. Internist (Berl). 2019;60(11):1136-1145.
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013.
  • Hof, H. & Schlüter, D.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2019.
  • Leitlinie des Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der AWMF: Hygieneanforderungen bei ausgewählten respiratorisch übertragbaren Infektions-Erkrankungen (aerogen und Tröpfchen), Stand: Januar 2016, derzeit in Überarbeitung, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 15.02.2022)
  • Moldofsky, H. et al.: Chronic widespread musculoskeletal pain, fatigue, depression and disordered sleep in chronic post-SARS syndrome; a case-controlled study. BMC Neurol. 2011;11:37.
  • Pschyrembel Online: SARS, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 15.02.2022)
  • Robert Koch-Institut: Krankheitsbeschreibung von SARS, Stand: 23.10.2003, unter: www.rki.de (Abruf: 15.02.2022)
  • Schweizerisches Eidgenössisches Departement des Innern (EDI): Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen (818.101.126), Stand Januar 2022; unter: www.fedlex.admin.ch
  • Zhong, N. S. et al.: Epidemiology of severe acute respiratory syndrome (SARS): adults and children. Paediatr Respir Rev. 2004;5(4):270-274