Illness name: conn syndrom
Description:
Das
Conn-Syndrom
– medizinisch auch "primärer Hyperaldosteronismus" genannt – ist eine Erkrankung, bei der die Nebennieren vermehrt das Hormon Aldosteron produzieren. Aldosteron ist daran beteiligt, den Blutdruck auf einem bestimmten Niveau zu halten. Beim Conn-Syndrom ist der Blutdruck der Patienten dauerhaft zu hoch. Hier erfahren Sie mehr.
Das Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus) ist eine Erkrankung der Nebennieren, bei der der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist (Hypertonie). Eine wichtige Rolle spielt dabei das
Aldosteron
– eines der
Hormone
, die die Konzentration von Salzen wie Natrium und Kalium im Blut regulieren. Beim Conn-Syndrom produziert die Nebennierenrinde zu viel Aldosteron.
In der Folge scheidet der Körper mit dem
Urin
weniger Natrium aus, dafür mehr Kalium. Damit verbunden verbleibt auch mehr Wasser im
Blutkreislauf
. Durch das höhere Blutvolumen entsteht ein
Bluthochdruck
, der nur schwer behandelbar ist.
Ein
primärer Hyperaldosteronismus
– also die körpereigene Produktion von zu viel Aldosteron – wurde erstmals 1955 vom US-Mediziner Jerome Conn beschrieben. Lange Zeit hielten Fachleute das Conn-Syndrom für eine sehr seltene Erkrankung. Inzwischen geht man jedoch davon aus, dass es die Ursache für bis zu zehn Prozent aller Bluthochdruck-Fälle ist. Die Diagnose ist jedoch nicht einfach, da viele Betroffene keinen auffällig niedrigen Kaliumspiegel haben.
Mit einem Anteil von zehn Prozent handelt es sich beim Conn-Syndrom um die häufigste Ursache für sekundäre Hypertonie – also für jene Fälle von Bluthochdruck, die mit einer bestimmten Grunderkrankung zusammenhängen. Am weitesten verbreitet ist jedoch nach wie vor die primäre Hypertonie, die auf einen ungünstigen Lebenswandel und erbliche Faktoren zurückgeht.
Das Leitsymptom beim Conn-Syndrom ist ein messbarer Bluthochdruck. Dabei löst ein primärer Hyperaldosteronismus nicht unbedingt spürbare Beschwerden aus. Nur einige der Betroffenen klagen über konkrete Bluthochdruck-Symptome wie:
Durch den permanenten Bluthochdruck ist es allerdings möglich, dass beim Conn-Syndrom verschiedene Organe Schaden nehmen. Dazu zählen vor allem das
Herz
, die Nieren und die Augen. Viele Betroffene entwickeln deshalb mit der Zeit Nierenprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihr Risiko für Arterienverkalkung (Atherosklerose oder
Arteriosklerose
), Herzinfarkte und Schlaganfälle ist noch höher als das von Menschen mit primärer Hypertonie, also „normalem“ Bluthochdruck ohne Erkrankung der Nebennieren.
Viele Patienten berichten von Muskelschwäche, Krämpfen,
Herzrhythmusstörungen
, Verstopfung, vermehrtem Durst (
Polydipsie
) und häufigem Wasserlassen (Polyurie).
Eine
Gewichtszunahme
gehört nicht zu den typischen Symptomen eines Conn-Syndroms, obwohl dies oft von Betroffenen angenommen wird.
Beim Conn-Syndrom steht am Anfang normalerweise die Diagnose des Bluthochdrucks. Nicht selten sind die Betroffenen schon monate- oder jahrelang deswegen in Behandlung, bevor ein Arzt das Conn-Syndrom feststellt. Manchmal erkennt man es daran, dass der Bluthochdruck mit verschiedenen Medikamenten schwierig einzustellen ist.
Meistens diagnostiziert der Arzt einen primären Hyperaldosteronismus, wenn ihm durch typische Symptome oder zufällig bei einer
Blutuntersuchung
ein niedriger Kaliumspiegel auffällt. Etwa jede zehnte Person mit Conn-Syndrom hat einen
Kaliummangel
(Hypokaliämie). Kalium ist ein Mineralstoff, der viele wichtige Aufgaben im Körper erfüllt, unter anderem in den Muskeln, bei der
Verdauung
und bei der Regulation des Herzrhythmus.
Auch andere Blutwerte verschieben sich beim Conn-Syndrom: Der Natriumspiegel steigt, der Magnesiumspiegel sinkt und der
pH-Wert
des Bluts verschiebt sich leicht in den basischen Bereich (Alkalose).
Sicher diagnostizieren lässt sich ein primärer Hyperaldosteronismus erst durch eine gezielte Untersuchung der
Hormonkonzentrationen
im Blutplasma. Beim Conn-Syndrom ist die Aldosteron-Konzentration hier erhöht und der Renin-Anteil reduziert. Auch im Urin ist das Aldosteron beim Conn-Syndrom erhöht.
Mit dem sogenannten Aldosteron/Renin-Quotienten stellt der Arzt die beiden Werte gegenüber. Ein Wert über 50 weist auf ein mögliches Conn-Syndrom hin. Die Werte schwanken allerdings und werden durch Medikamente – auch Bluthochdruckmittel wie Diuretika, Betablocker und ACE-Hemmer – beeinflusst, sodass bei der Diagnostik des Conn-Syndroms oft mehrere Hormontests notwendig sind.
Um die Diagnose Conn-Syndrom zu sichern, ist unter Umständen ein
Kochsalz-Belastungstest
sinnvoll. Hierbei liegt der Betroffene etwa vier Stunden lang ruhig und bekommt in dieser Zeit eine
Infusion
mit einer Kochsalzlösung. Bei Menschen mit einer gesunden
Nebenniere
sorgt dies dafür, dass der Körper die Aldosteronproduktion drosselt und der Hormonwert auf die Hälfte absinkt, während beim Conn-Syndrom die Aldosteronproduktion dadurch kaum beeinflusst wird.
Manchmal testet der Arzt den Effekt von anderen Wirkstoffen auf den Aldosteronspiegel, zum Beispiel mit einem
Fludrocortison-Suppressionstest
und einem
Captopril-Test
.
Die weitere Diagnostik zielt darauf ab, die genauen Ursachen für das Conn-Syndrom herauszufinden, also beispielsweise ein Adenom oder eine Vergrößerung der Nebennierenrinde. Hierzu eignen sich
bildgebende Verfahren
wie eine
Computertomografie
(CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Auf den Schnittbildern erkennt der Arzt eventuelle Tumore und andere Auffälligkeiten der Nebennierenrinde, die das Conn-Syndrom verursachen.
Hilfreich bei der Suche nach dem Auslöser für das Conn-Syndrom ist auch ein
Orthostase-Test
. Bei diesem misst der Arzt, wie sich die Renin- und Aldosteronwerte verändern, wenn der Betroffene Bettruhe einhält oder mehrere Stunden durchgehend in einer aufrechten Körperhaltung (gehend und stehend) verbringt. Bei einer Nebennierenvergrößerung gelingt es dem Körper besser, die Hormonproduktion zu regulieren, als bei einem aldosteronproduzierenden Adenom.
Ursache für das Conn-Syndrom ist eine
Störung der Nebennierenrinde
. Diese ist der äußere Teil der Nebennieren, zwei kleinen Organen, die auf den oberen Enden der beiden Nieren sitzen. Die Nebennierenrinde gehört zu den wichtigsten Produktionsstätten für verschiedene Hormone, also wichtigen Signalstoffen des Körpers. Sie produziert unter anderem das entzündungshemmende und stoffwechselaktive Kortisol sowie verschiedene Geschlechtshormone – und Aldosteron.
Aldosteron ist dafür zuständig, im Zusammenspiel mit anderen Hormonen –
Renin
und Angiotensin – den Blutdruck und den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren. Mediziner sprechen deshalb auch vom
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
, kurz RAAS.
Vereinfacht beschrieben funktioniert das RAAS folgendermaßen: Werden die Nieren aus irgendeinem Grund nicht gut genug durchblutet (etwa bei zu geringem Natriumspiegel, zu geringer Flüssigkeitszufuhr), produzieren bestimmte Zellen in den Nieren Renin, ein Enzym mit Hormonwirkung. Dieses Enzym spaltet in der
Leber
gebildetes Angiotensinogen, sodass das Hormon Angiotensin I entsteht.
Angiotensin I wird von einem weiteren Enzym, dem Angiotensin-Converting-Enzym (ACE), in Angiotensin II umgewandelt. Dieses wiederum bringt die
Blutgefäße
dazu, sich zusammenzuziehen, wodurch der Blutdruck ansteigt. Gleichzeitig regt Angiotensin II die Nebennierenrinde an, Aldosteron zu bilden. Aldosteron sorgt dafür, dass mehr Wasser und Natrium im Körper verbleiben. Dies erhöht den Blutdruck zusätzlich, da das Blutvolumen in den Gefäßen steigt. Die Nieren werden dadurch wieder besser durchblutet und schütten weniger Renin aus.
Beim Conn-Syndrom gerät das RAAS ins Ungleichgewicht, da die Nebenniere zu viel Aldosteron herstellt. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Die unilaterale Hyperplasie und das Nebennieren-Karzinom sind jedoch sehr seltene Ursachen für das Conn-Syndrom. Hauptursachen sind mit einem Anteil von jeweils knapp 50 Prozent eine beidseitige Nebennierenhyperplasie und ein gutartiges Adenom.
Sehr selten steht eine erbliche Ursache hinter dem Conn-Syndrom. Dann sprechen Ärzte von einem
familiären Hyperaldosteronismus
vom Typ I oder Typ II. Bei Typ I liegt eine Veränderung im Erbmaterial vor, in dessen Folge die Hirnanhangdrüse (
Hypophyse
) zu viel von einem anderen Botenstoff herstellt – dem Adrenocorticotropin Hormon (
ACTH
). ACTH regt die Nebennierenrinde dazu an, Aldosteron zu produzieren. Warum es beim familiären Hyperaldosteronismus Typ II zu einer Veränderung des Erbmaterials kommt, ist bislang nicht geklärt.
Beim Conn-Syndrom richtet sich die Therapie im Einzelfall nach der jeweiligen Ursache:
Bei einer bilateralen Nebennierenhyperplasie, also einer beidseitig vergrößerten Nebennierenrinde, sind verschiedene
Medikamente
hilfreich. Dazu gehört vor allem der Aldosteron-Gegenspieler
Spironolacton
. Er blockiert die „Andockstellen“ (Rezeptoren) für Aldosteron und verhindert somit, dass die Nieren vermehrt Kalium ausscheiden und Natrium einbehalten.
So verringert sich auch das Flüssigkeitsvolumen in den Gefäßen, der Kaliumspiegel bleibt konstant und der Blutdruck sinkt. Eventuell kommen ergänzend andere Blutdrucksenker zum Einsatz, um die Hypertonie in den Griff zu bekommen.
Geht das Conn-Syndrom auf ein aldosteronproduzierendes Adenom zurück, entfernen die Ärzte den Tumor in einer
Operation
– meist gleich zusammen mit der ganzen betroffenen Nebenniere. Durch den Eingriff ist das Conn-Syndrom unter Umständen heilbar, zumindest jedoch verbessert sich der Bluthochdruck. Auch bei einer einseitigen Hyperplasie der Nebennierenrinde ist unter Umständen eine Operation sinnvoll. Die gesunde Nebenniere übernimmt in beiden Fällen die Aufgaben der entfernten Nebenniere.
Während der Kaliumhaushalt sich meist sofort normalisiert, sinkt der Blutdruck langfristig in den Monaten nach der Operation. Auch dann, wenn ein bösartiger Tumor der Nebennierenrinde hinter dem Conn-Syndrom steckt, ist normalerweise eine Operation erforderlich.
In seltenen Fällen ist ein familiärer Hyperaldosteronismus Typ I der Auslöser für das Conn-Syndrom. In dem Fall sorgt das Hormon ACTH dafür, dass die Nebennierenrinde mehr Aldosteron produziert. Kortisonähnliche Medikamente (Glucocorticoide) unterdrücken bei Typ I die ACTH-Wirkung; bei Typ II sind sie hingegen wirkungslos.
Der Verlauf und die Prognose beim Conn-Syndrom hängen davon ab, welche Ursache ihm zugrunde liegt, wie gut es sich behandeln lässt und ob es gelingt, den Blutdruck langfristig in einen gesunden Bereich zu senken. Problematisch ist, dass das Conn-Syndrom oft unerkannt bleibt, wenn der Kalium-Spiegel noch im Normalbereich liegt. Dies ist häufig bei einer bilateralen Nebennierenhyperplasie der Fall. Die richtige Diagnose und Behandlung verbessern den Verlauf und die Prognose erheblich. Durch eine Operation lässt sich das Conn-Syndrom unter Umständen sogar heilen.
Das größte Problem beim Conn-Syndrom ist nicht die Erkrankung der Nebennierenrinde selbst, sondern die daraus im Krankheitsverlauf resultierenden Folgeschäden: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arterienverkalkung,
Herzinfarkt
und
Schlaganfall
, aber auch für Augen- und Nierenschäden steigt. Eine Behandlung ist deshalb beim
Conn-Syndrom
wichtig.
Liegt dem Conn-Syndrom ein bösartiger Tumor zugrunde, ist die Prognose ungünstig. Solche Tumore gelten als Ursache des Conn-Syndroms jedoch als Rarität, sie sind also nur selten für die Erkrankung verantwortlich.
Dem Conn-Syndrom lässt sich nicht vorbeugen, da die Ursachen für die zugrunde liegenden Veränderungen an der Niere meist nicht bekannt sind.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Conn-Syndrom
Kurzübersicht
Was ist das Conn-Syndrom?
Was sind die Symptome des Conn-Syndroms?
Wie wird das Conn-Syndrom festgestellt?
Ursachen und Risikofaktoren
Funktionsweise des RAAS
Störungen der Nebennierenrinde
Familiärer Hyperaldosteronismus
Behandlung
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen