Illness name: masern
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Masern
sind eine hochansteckende, fieberhafte Virusinfektion. Sie beginnt meist mit grippeähnlichen Beschwerden, bevor sich der typische Masern-Ausschlag entwickelt. In den meisten Fällen heilen Masern problemlos von allein aus. Manchmal kommt es aber auch zu Komplikationen wie Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder einer gefährlichen Gehirnentzündung. Anfällig dafür sind besonders Kinder unter fünf Jahren und Erwachsene. Lesen Sie hier alles Wichtige über Masern!
Die Übertragung der Masernviren erfolgt zum einen durch
Tröpfcheninfektion
: Infizierte verteilen beim Sprechen,
Husten
und Niesen winzige, virushaltige Speicheltröpfchen in der Umgebungsluft. Andere Menschen können diese einatmen: Sobald die
Viren
in den Speicheltröpfchen Kontakt mit den Schleimhäuten in den Atemwegen haben, können sie das neue "Opfer" infizieren. Übrigens: Masernviren können in der Luft bis zu zwei Stunden überleben!
Zum anderen kann man sich mit Masern auch durch den
direkten Kontakt mit infektiösem Sekret
aus
Nase
und
Rachen
von Infizierten anstecken. Das passiert zum Beispiel, wenn man das Besteck oder Trinkglas von Patienten benützt.
Masernviren sind extrem ansteckend! Von 100 Menschen, die noch keine Masern hatten und nicht dagegen geimpft sind, erkranken 95 nach dem Kontakt mit Masernviren.
Wer sich mit Masern infiziert hat, ist bereits drei bis fünf Tage vor dem Auftreten des typischen Masern-Ausschlags und bis zu vier Tage danach ansteckend. Am größten ist die Ansteckungsfähigkeit unmittelbar vor dem Ausbruch des Ausschlags.
Die Zeit zwischen der Ansteckung mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome wird Inkubationszeit genannt. Sie beträgt bei den Masern normalerweise acht bis zehn Tage. Der typische Masern-Ausschlag (zweites Krankheitsstadium) tritt meist zwei Wochen nach der Ansteckung in Erscheinung.
Masern verlaufen in zwei Krankheitsstadien mit zwei Fieberschüben und weiteren Symptomen:
Die Erkrankung beginnt mit mäßigem Fieber,
Schnupfen
, Halsschmerzen und trockenem Husten. Das Gesicht ist aufgedunsen. Auch Abgeschlagenheit, Kopf- und
Bauchschmerzen
, Verstopfung oder Durchfall sowie
Bindehautentzündung
mit Lichtscheu sind mögliche Symptome. Masern-typisch sind im Frühstadium die sogenannten Koplik-Flecken auf der Mundschleimhaut: Das sind umschriebene, kleine, rote Flecken mit weißem Zentrum ("Kalkspritzer-Flecken"). Sie bilden sich ab dem zweiten oder dritten. Krankheitstag bevorzugt an der Wangenschleimhaut im Bereich der Backenzähne. Ab dem dritten Tag rötet sich die gesamte Mund- und Rachenschleimhaut. Außerdem steigt das Fieber stark an.
Das Vorläuferstadium dauert etwa drei bis vier Tage an. Gegen Ende hin sinkt das Fieber zunächst wieder.
In dieser Krankheitsphase steigt das Fieber erneut steil an. Es entwickelt sich der typischen Masern-Ausschlag: unregelmäßige, drei bis sechs Millimeter große, zunächst hellrote Flecken, die ineinander fließen. Sie bilden sich zuerst hinter den Ohren und breiten sich dann über den ganzen Körper aus. Nur Handflächen und Fußsohlen bleiben ausgespart. Innerhalb von Tagen werden die Flecken dunkler, bräunlich-violett.
Nach vier bis sieben Tagen verblassen die Masen-Flecken wieder, und zwar in der gleichen Reihenfolge, in der sie aufgetreten sind (ausgehend von den Ohren). Dieses Verblassen ist oft mit einer Hautschuppung verbunden. Gleichzeitig klingen auch die anderen Beschwerden ab.
Bis sich der Patient erholt hat, vergehen etwa zwei Wochen. Das Immunsystem ist aber noch länger geschwächt: Etwa sechs Wochen lang besteht eine erhöhte Anfälligkeit für andere Infektionen.
Bei Neugeborenen, die noch Masern-Antikörper der Mutter in sich tragen, verläuft eine Masern-Infektion meist abgeschwächt. Solche "mitigierten Masern" lassen sich manchmal auch bei anderen Menschen beobachten. Dazu zählen etwa Patienten, die nicht die vollständige
Masern-Impfung
erhalten haben und deshalb einen schwachen, unvollständigen Impfschutz aufweisen. Bei mitigierten Masern ist der typische Ausschlag nicht voll ausgebildet. Das kann die Diagnose erschweren. Dennoch sind die Betroffenen ansteckend.
Gelegentlich verläuft eine Masern-Infektion mit Komplikationen. Durch die mehrwöchige Abwehrschwäche haben andere Krankheitserreger wie
Bakterien
leichtes Spiel. Am häufigsten kommt es im Zusammenhang mit den Masern zu
Mittelohrentzündung
(Otitis media),
Bronchitis
,
Lungenentzündung
(Pneumonie) und
Durchfall-Erkrankungen
.
Ebenfalls möglich ist eine starke Entzündung der Kehlkopfschleimhaut. Mediziner sprechen auch vom
Krupp-Syndrom oder
Pseudokrupp
. Die Betroffenen haben besonders nachts Anfälle von trockenem, bellendem Husten und Atembeschwerden (bis hin zu Atemnot).
Selten sind
foudroyant (toxisch) verlaufende Masern
: Die betroffenen Patienten bekommen unter anderem hohes Fieber sowie Haut- und Schleimhautblutungen. Die Sterblichkeit bei dieser Masern-Komplikation ist hoch!
Eine weitere seltene, aber gefürchtete Komplikation ist eine
Gehirnentzündung
(Enzephalitis). Sie macht sich etwa vier bis sieben Tage nach Beginn des Masern-Ausschlags mit Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen (bis hin zu
Koma
) bemerkbar. Rund 10 bis 20 Prozent der Patient versterben. Bei weiteren 20 bis 30 Prozent verursacht die Masern-bedingte Enzephalitis bleibende Schäden am Zentralen Nervensystem.
Sehr selten tritt im Schnitt sechs bis acht Jahre nach der Masern-Infektion eine stets tödlich endende Spätkomplikation in Erscheinung – eine chronische Entzündung des Gehirns, die als
subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
bezeichnet wird: Ins
Gehirn
eingedrungene Masernviren vermehren sich, was irreversible Nervenschäden verursacht. Zunächst zeigen sich Verhaltensänderungen. Im weiteren Verlauf kommen neurologische Störungen wie Muskelzuckungen und Krampfanfälle sowie Nervenausfälle hinzu. Im Endstadium versagen alle Hirnfunktionen – der Patient stirbt.
Von 100.000 Masern-Patienten bekommen vier bis elf eine SSPE. Besonders anfällig für diese tödliche Spätfolge der Masern sind Kinder unter fünf Jahren. In dieser Altersgruppe gibt es schätzungsweise 20 bis 60 SSPE-Fälle pro 100.000 Masern-Patienten.
Bei Menschen, deren Immunsystem durch Medikamente oder eine andere Erkrankung unterdrückt wird (Immunsuppression) oder einen angeborenen Defekt hat, können die Masern äußerlich recht schwach verlaufen. Der Masern-Ausschlag kann fehlen oder untypisch aussehen. Allerdings besteht die
Gefahr schwerer Organkomplikationen
. Dazu gehört ein fortschreitende Form von Lungenentzündung (
Riesenzellpneumonie
). Manchmal entwickelt sich auch eine besondere Art der Gehirnentzündung (
Masern-Einschlusskörper-Enzephalitis, MIBE
): Sie führt bei etwa drei von zehn Patienten zum Tod.
Masern werden durch das hochansteckende Masernvirus hervorgerufen. Der Erreger gehört zur Familie der Paromyxoviren und ist weltweit verbreitet.
Von besonderer Bedeutung ist die Erkrankung in afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern: Masern zählen hier zu den zehn häufigsten Infektionskrankheiten und enden öfters tödlich.
In Deutschland ist die Zahl der Masern-Erkrankung seit Einführung der Masern-Impfung zurückgegangen. Seit einigen Jahren liegt sie meistens bei weniger als 2.000 Fällen pro Jahr. Allerdings kommt es immer wieder zeitlich begrenzt zu regionalen oder bundesweiten Masern-Ausbrüchen. Außerdem beobachtet man seit einigen Jahren, dass zunehmend Jugendliche und (junge) Erwachsene an der "Kinderkrankheit" erkranken.
Die Krankheitssymptome, vor allem der Ausschlag, geben dem Arzt wichtige Hinweise auf Masern. Allerdings gibt es einige Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, nämlich Röteln, Ringelröteln und
Scharlach
. Um eine Verwechslung zu verhindern, muss deshalb eine Laboruntersuchung den Masern-Verdacht bestätigen. Dabei kommen verschiedene Tests in Frage, wobei der nachweis von Antikörpern gegen Masernviren am gebräuchlichsten ist:
Masern gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten. Sobald erste Symptome Masern anzeigen, sollte der Arzt aufgesucht werden. Der Verdacht, die tatsächliche Erkrankung und auch der Tod an Masern müssen vom Arzt an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden (mit dem Namen des Patienten).
Bei Verdacht auf Masern oder einer nachgewiesenen Infektion müssen sich Betroffene von Gemeinschaftseinrichtungen (Schulen, Kindertagesstätten etc.) fernhalten. Das gilt auch für Mitarbeiter solcher Einrichtungen. Frühestens fünf Tage nach Ausbruch des Masern-Ausschlags dürfen Patienten wieder zugelassen werden.
Eine spezifische Therapie gegen Masern gibt es nicht. Sie können aber die Symptome lindern und den Heilungsprozess unterstützen. Dazu gehören
Bettruhe
in der akuten Krankheitsphase und
körperliche Schonung
. Sind die Augen des Patienten lichtempfindlich, sollte das Krankenzimmer etwas
abgedunkelt
sein – direkter Lichteinfall auf den Kranken sollte vermieden werden. Achten Sie auch darafu, dass der Raum
gut gelüftet
und nicht stickig ist.
Experten empfehlen Masern-Patienten,
ausreichend zu trinken
– besonders bei Fieber und
Schwitzen
. Anstelle von wenigen großen Protionen sollten über den Tag verteilt
mehrere kleine Mahlzeiten
verzehrt werden.
Gegen das Fieber helfen zum Beispiel
Wadenwickel
und bei Bedarf
fiebersenkende Medikamente
. Die Anwendung der Medikamente sollten Sie aber zuerst mit einem Arzt besprochen werden. Das Gleiche gilt, wenn man
Hustenmittel
(Hustenlöser oder Hustenblocker) einsetzen möchte.
Das Fieber- und Schmerzmittel
Acetylsalicylsäure
(ASS) ist für Kinder nicht geeignet. In Verbindung mit fieberhaften Infekten kann sich sonst das seltene, aber lebensbedrohliche
Reye-Syndrom
entwickeln!
Bei einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien (etwa in Form von Mittelohr- oder Lungenentzündung), verschreibt der Arzt meist
Antibiotika
.
Lösen die Masern ein Krupp-Syndrom oder eine Gehirnentzündung aus, ist eine
Behandlung im Krankenhaus
nötig!
Masern heilen bei den meisten Patienten problemlos aus. In 10 bis 20 Prozent der Fälle treten allerdings Komplikationen auf. Betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahren sowie Erwachsene über 20 Jahren. Solche Masern-Komplikationen können unter Umständen auch tödlich enden. Das gilt besonders bei Gehirnentzündungen, die sich entweder kurz nach der Infektion oder aber als Spätkomplikationen Jahre danach entwickeln.
Insgesamt liegt die Sterberate bei Masern in den entwickelten Ländern wie Deutschland laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei bis zu 0,1 Prozent (1 Todesfall pro 1.000 Masern-Patienten). In Entwicklungsländern kann sie deutlich höher sein, etwa bedingt durch
Mangelernährung
.
Man kann nur einmal im Leben an Masern erkranken: Wer eine Infektion überstanden hat, ist lebenslang vor einer erneuten Ansteckung mit Masernviren geschützt. Bei der Infektion bildet das Immunsystem nämlich spezifische Antikörper gegen den Erreger. Ein Teil davon verbleibt auch nach der Heilung im Körper. Kommt es später zu einem erneuten Kontakt mit Masernviren, werden die Antikörper sofort aktiv und beseitigen den Eindringling.
Schwangere Frauen, die Antikörper gegen Masern besitzen, übertragen diese über die
Nabelschnur
auch auf das Ungeborene. Die mütterlichen Antikörper bleiben bis wenige Monate nach der Geburt im kindlichen Körper erhalten und verhindern so eine Infektion. Dieser sogenannte Nestschutz hält etwa bis zum sechsten Lebensmonat an.
Eine Masern-Erkrankung kann bleibende Schäden des Nervensystems nach sich ziehen und sogar zum Tode führen – im Jahr 2018 starben weltweit rund 140.000 Menschen an den Masern, darunter vor allem Kinder unter fünf Jahren. Deshalb ist die Masern-Impfung so wichtig:
Empfohlen wird sie grundsätzlich für alle Säuglinge und Kleinkinder: Innerhalb der ersten beiden Lebensjahre sollte zweimal gegen Masern geimpft werden. Soll der Nachwuchs eine Gemeinschaftseinrichtung wie etwa eine Kita besuchen, ist die Masern-Impfung seit dem 1. März 2020 sogar vorgeschrieben (sofern nicht mit einem ärztlichen Zeugnis die durchlebte Masern-Erkrankung nachgewiesen werden kann).
Auch für weitere Personengruppen wird die Masern-Impfung entweder empfohlen oder sogar vorgeschrieben. Mehr darüber sowie über Durchführung und mögliche Nebenwirkungen der Impfung lesen Sie im Beitrag
Masern-Impfung
.
RKI-Ratgeber "
Masern
" des Robert-Koch-Instituts (2014)
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Masern
Kurzübersicht
Masern: Ansteckung
Wie lang sind Masern-Patienten ansteckend?
Masern: Inkubationszeit
Masern: Symptome
Vorläuferstadium (Prodromalstadium)
Hauptstadium (Exanthemstadium)
Mitigierte Masern
Masern: Komplikationen
Masern: Ursachen und Risikofaktoren
Masern: Untersuchungen und Diagnose
Masern sind meldepflichtig!
Masern: Behandlung
Masern: Krankheitsverlauf und Prognose
Lebenslange Immunität
Masern-Impfung
Weiterführende Informationen
Autoren- & Quelleninformationen