Illness name: ulcus cruris

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Ulcus cruris

Von Sophie Matzik , Studentin der Humanmedizin
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Ein Ulcus cruris (offenes Bein) ist eine tiefe und meist schlecht heilende Wunde am Unterschenkel. Sie entsteht infolge von Durchblutungsstörungen. Behandelt wird ein Ulcus cruris, indem die Ursache für die Durchblutungsstörungen möglichst beseitigt und die Wunde ärztlich versorgt wird. Unbehandelt kann ein "offenes Bein" chronisch werden. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Ulcus cruris.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. I83 L97

Ulcus cruris: Beschreibung

Als Ulcus cruris ("offenes Bein") werden tiefe und schlecht heilende Wunden am Unterschenkel bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet auf Deutsch Unterschenkelgeschwür (Ulcus = Geschwür, cruris = Unterschenkel).

Ein Ulcus cruris entsteht als Folge einer Durchblutungsstörung in den Beinen. Je nach deren Entstehung unterscheiden Mediziner verschiedene Formen von "offenem Bein". Die häufigsten sind:

  • Ulcus cruris venosum : Dieser weitaus häufigsten Form von "offenem Bein" liegt eine gestörte Venendurchblutung zugrunde, genauer gesagt eine chronischen Venenschwäche (chronisch venöse Insiffizienz). Vor allem im unteren Bereich des Unterschenkels bilden sich solche Gescchwüre. Sie sind meist sehr ausgedehnt.
  • Ulcus cruris arteriosum : Hier liegt eine gestörte arterielle Durchblutung vor (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). Die Minderversorgung mit sauerstoffreichem Blut führt dazu, dass selbst einfache Wunden nicht richtig abheilen und sich entzünden können. Meist tritt ein Ulcus cruris arteriosum an den Zehen oder der Fußsohle auf.
  • Ulcus cruris mixtum : Davon sprechen Mediziner, wenn ein "offenes Bein" durch eine gleichzeitige Verengung beider Blutkreisläufe – des venösen und des arteriellen Gefäßsystems – entstanden ist.

Seltener sind Durchblutungsstörungen anderer Ursache der Auslöser für ein Ulcus cruris wie etwa ein Tumor ( Ulcus cruris neoplasticum ). Mehr darüber lesen Sie weiter unten im Abschnitt "Ursachen und Risikofaktoren".

Ulcus cruris: Häufigkeit

Ein Unterschenkelgeschwür infolge von Durchblutungsstörungen tritt relativ häufig auf. Dabei nimmt die Gefahr, ein Ulcus cruris zu entwickeln, mit dem Alter deutlich zu. Menschen unter 40 Jahren sind sehr selten betroffen, ab dem 75. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit von Ulcus cruris dagegen deutlich zu. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer.

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Ulcus cruris: Symptome

Die Symptome bei einem Ulcus cruris können sich je nach Art seiner Entstehung geringfügig unterscheiden. Klassischerweise treten bei einem Ulcus cruris tiefe Wunden auf, die nicht wie andere Verletzungen von selbst wieder verheilen. Sie durchdringen mehrere Hautschichten und können sogar bis auf die Knochen reichen. In den meisten Fällen sind die Wunden feucht und nässen dauerhaft. Das bedeutet, dass aus dem Inneren eine klare, etwas schleimige Flüssigkeit austritt. Diese Flüssigkeit weicht die Wundränder auf, was Mediziner als Mazeration bezeichnen.

Ein Ulcus cruris venosum bildet sich meist im Bereich der Knöchel und vergrößert sich in Richtung Unterschenkel. So ein venöses Unterschenkelgeschwür nimmt oft eine sogenannte Galoschenform an, bei der die Wunde sich einmal rund um das Bein windet. In den meisten Fällen besteht ein konstantes Spannungsgefühl in der betroffenen Extremität. Schmerzen treten bei einem venösen "offenen Bein" hingegen eher selten auf. Durch die Auswanderung roter Blutkörperchen aus der Umgebung des Ulcus cruris verfärbt sich die Haut um die Wunde herum häufig bräunlich.

Arteriell bedingte offene Beine befinden sich entgegen ihrer Bezeichnung eher an den Füßen als an den Schenkeln. Oft häufig treten arterielle Geschwüre an den Zehen und der Fußsohle auf. Im Unterschied zum Ulcus cruris venosum geht ein Ulcus cruris arteriosum mit starken Schmerzen in den Beinen einher. Diese machen sich besonders Bewegung oder wenn das Bein hochgelagert wird, bemerkbar. Außerdem sind bei einem Ulcus cruris arteriosum die Füße meist kalt und blass.

Bei allen Formen von Ulcus cruris kann das Nagelwachstum gestört sein. Auch können die Zehennägel verfärbt oder brüchig sein.

Symptome bei unsachgemäßer Versorgung

Die Wunden bei einem Ulcus cruris können sich sehr leicht infizieren , vor allem, wenn sie nicht fachmännisch versorgt werden. Eine Wunde, die offen liegt und in die leicht Schmutz oder Staub hineingelangen kann, wird oft von Bakterien (oder anderen Erregern) befallen. Daraufhin entwickelt sich in der Regel eine Entzündung. Ein stechender, fauliger Geruch kann auf ein solches entzündetes Ulcus cruris hinweisen.

Ein Ulcus cruris kann sich auch dann verschlimmern, wenn Betroffene (oder Angehörige) auf eigene Faust die Wunden mit verschiedenen Cremes oder Salben zu behandeln versuchen. Oft entwickelt sich als Folge ein sogenanntes Kontaktekzem – eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut auf bestimmte Inhaltsstoffe der Creme bzw. Salbe. Ein Kontaktekzem geht mit Rötung, Jucken und/oder Brennen der betroffenen Hautstellen einher.

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Ulcus cruris: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Ulcus cruris entsteht durch eine Durchblutungsstörung im betroffenen Körperbereich. Betroffene sind in den meisten Fällen die Venen (= Gefäße, die das Blut aus dem Körper zum Herzen zurückleiten) oder die Arterien (= Gefäße, die das Blut vom Herzen in den Körper leiten) oder sowohl Venen als auch Arterien. Manchmal sind auch andere bzw. weitere Faktoren an der Entstehung eines Ulcus cruris beteiligt.

Als Venen werden Blutgefäße bezeichnet, die das Blut aus derm Körper wieder zum Herzen zurückleiten. Arterien dagegen transportieren das Blut vom Herzen in den Körper.

Venöse Ursachen

Die häufigste Form von "offenem Bein" – Ulcus cruris venosum – entsteht auf dem Boden einer chronischen Venenschwäche (chronisch venöse Insuffizienz, CVI):

Hierbei erweitern und verlängern sich die Venen – es entstehen Krampfadern ( Varizen ). Die Erweiterung bewirkt, dass das Blut nicht mehr so gut zum Herzen transportiert werden kann, sondern sich abschnittsweise staut. Aus diesem Blutstau tritt vermehrt Wasser ins umliegende Gewebe über. Wenn solche Wasseransammlungen im Gewebe ( Ödeme ) über eine längere Zeit bestehen, kann es zu einer Verhärtung des umliegenden Bindegewebes kommen. Mediziner nennen dies eine Sklerose . Sie hat zur Folge, dass das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, die normalerweise über das Blut herantransportiert werden. Diese Unterversorgung führt nach längerer Zeit zu Fuß- und Beingeschwüren.

Krampfadern erhöhen zudem das Risiko für eine Venenthrombose , also die Verengung oder den Verschluss einer Vene durch ein vor Ort gebildetes Blutgerinnsel. Als Spätfolge einer tiefen Venenthrombose kann sich ein postthrombostisches Syndrom entwickeln – mit Ödembildung, chronischen Schmerzen und einer Funktionsminderung der betroffenen Extremität. Im Endstadium kann sich auch hier ein Ulcus cruris entwickeln ( Ulcus cruris postthromboticum ).

Arterielle Ursachen

Ein Ulcus cruris arteriosum beruht auf einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) – in der Umgangssprache auch Raucherbein oder Schaufensterkrankheit genannt. Hierbei ist die Durchblutung peripherer Arterien beeinträchtigt, meist infolge von Arterienverkalkung ( Arteriosklerose ). Dabei lagern sich Kalk und andere Substanzen an den Gefäßwänden ab, sodass sich der Innendurchmesser der Arterien verringert. In der Folge kann weniger Blut hindurchfließen, wodurch das nachgeschaltete Gewebe schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Diese Unterversorgung begünstigt die Entstehung von einem "offenen Bein".

Der wichtigste Risikofaktor für Arterienverkalkung ist Rauchen . Es fördert die Bildung von Ablagerungen in allen Gefäßen des Körpers. Weitere Risikofaktoren für ein durch Arteriosklerose bedingtes Ulcus cruris sind Bluthochdruck ( Hypertonie ) und hohe Blutfettwerte ( Hyperlipidämie ).

Sind sowohl eine chronische Venenschwäche als auch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) an der Eintstehung eines "offenen Beines" beteiligt, sprechen Mediziner von einem Ulcus cruris mixtum.

Weitere Ursachen für Ulcus cruris

Weitere Faktoren können zur Entstehung eines Ulcus cruris beitragen. Besonders wichtig ist die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus . Es sind dabei mehrere Faktoren, die ein "offenes Bein" fördern:

  • Arteriosklerose: Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Gefäße und tragen so zu Arteriosklerose bei. Diese wiederum kann die Grundlage eines Ulcus cruris arteriosum bilden.
  • Diabetes-bedingte Nervenschädigung (Diabetische Polyneuropathie ): Sie betrifft vor allem die Nerven in den Füßen und bewirkt, dass die Betroffenen in den Füßen weniger spüren (Druckbelastung, Schmerzen, Kälte etc.). Daraus resultieren oft Fehlbelastungen der Füße. Zudem werden kleine Verletzungen oft nicht wahrgenommen. Zusammen mit der bei Diabetes bestehenden schlechten Wundheilung begünstigt dies die Entstehung von Ulcus cruris.

Der Begriff "diabetisches Fußsyndrom" (kurz: diabetischer Fuß ) bezeichnet alle Symptome und Probleme an den Füßen / Beinen, die sich infolge der zuckerbedingten Gefäß- und Nervenschäden ergeben (wie mangelndes Kälte- und Schmerzempfinden, Ameisenlaufen, Kribbeln , blasse oder bläuliche Haut, Ulcus cruris).

Selten beruht ein "offenes Bein" auf einer Tumorerkrankung (Ulcus cruris neoplasticum): Die tiefe, schlecht heilende Wunde wird hier zum Beispiel durch Basalzellkrebs oder Stachelzellkrebs (zwei Formen von Hautkrebs ) verursacht.

Weitere mögliche Faktoren, die zu einem "offenen Bein" führen können, sind zum Beispiel Infektionen (Ulcus cruris infectiosum) und Unfälle (Ulcus cruris traumaticum).

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Ulcus cruris: Untersuchungen und Diagnose

Haben Sie den Verdacht, dass sich bei Ihnen ein Ulcus cruris entwickelt oder bereits besteht? Dann wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder einen Hautarzt. Meist erkennt dieser ein Ulcus cruris auf den ersten Blick. Für die Wahl der richtigen Therapie ist es jedoch wichtig zu wissen, was die genaue Ursache der nicht heilenden Wunde ist. Daher findet zuallererst eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte ( Anamnese ) statt. Dabei sollten Sie dem Arzt Ihre Beschwerden und körperliche Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind, möglichst genau schildern. Der Arzt kann auch Fragen stellen wie:

  • Hatten Sie in der Vergangenheit schon einmal ähnliche Symptome?
  • Sind Sie weniger leistungsfähig als gewohnt? Müssen Sie zum Beispiel beim Gehen häufiger stehen bleiben als früher?
  • Haben Sie den Eindruck, dass die Wunde größer oder kleiner geworden? Oder hat sich ihre Größe kaum verändert?

Nach einer eingehenden Untersuchung der wunden Stelle kann der Arzt eine spezielle Ultraschalluntersuchung durchführen – eine sogenannte Dopplersonografie . Damit lassen sich die venösen und arteriellen Durchblutungsverhältnisse in der betroffenen Körperregion bildlich darstellen. Liegt die Ursache für das Ulcus cruris in einem verminderten Blutfluss, kann der Arzt dies in der Dopplersonografie direkt erkennen.

Der Grund für einen verminderten Blutfluss kann unterschiedlich sein. In vielen Fällen beruht die Durchblutungsstörung auf einer Venenthrombose (Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel). Diese kann der Arzt mithilfe einer Phlebografie ( Angiografie der Venen) erkennen. Das ist eine Röntgendarstellung der Venen nach Verabreichung eines Kontrastmittels.

Eine solche Röntgenkontrastuntersuchung ist ungefährlich. Nach dem Spritzen des Kontrastmittels kann es eventuell zu Kältegefühlen kommen. Auch Übelkeit tritt vereinzelt auf. Diese Symptome verschwinden aber innerhalb weniger Stunden wieder.

Zur Routine gehören auch Blutuntersuchungen . Mit ihrer Hilfe kann zum Beispiel geklärt werden, ob eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Gerinnungsstörung besteht. Die Auswertung der Blutprobe dauert in der Regel einige Tage. Deuten alle anderen Untersuchungen auf ein "offenes Bein" hin, wird aber schon vor der endgültigen Auswertung der Blutprobe mit der Behandlung begonnen.

Gegebenenfalls werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt. Besteht zum Beispiel der Verdacht auf eine Infektion des Ulcus cruris, nimmt der Arzt einen Abstrich aus der Wunde. Diese Probe wird im Labor auf Infektionserreger (wie Bakterien) untersucht. Könnte ein Stachelzellkrebs das nicht heilenden Geschwür verursachen, kann eine Gewebeprobe ( Biopsie ) Gewissheit bringen.

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Ulcus cruris: Behandlung

Die Behandlung eines Ulcus cruris ist oft schwierig und langwierig. Das primäre Ziel dabei ist es, die Ursachen für das Ulcus cruris zu beseitigen, also etwa den gestörten Blutfluss in den Venen zu verbessern. Außerdem muss die Wunde so versorgt werden, dass sie rasch wieder abheilt. Nicht zuletzt muss einer zusätzlichen Infektion vorgebeugt werden. Die Therapie des Ulcus cruris dauert meist mehrere Wochen. Auch nach Abschluss der Therapie sollten weiterhin regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Arzt erfolgen.

Die Wundbehandlung richtet sich nach dem MOIST-Schema :

  • M = Moisture balance (Exsudatmanagement): trockene Wunden befeuchten, nässende Wunden trocknen
  • O = Oxygen balance (Sauerstoffzufuhr): Wenn dazu die Kompressionstherapie nicht ausreicht, kann lokal angewendetes (topisches) Hämoglobin eingesetzt werden.
  • I = Infection control (Infektionskontrolle): Vorbeugen einer Infektion durch Wundtoilette/antiseptische Wundauflagen
  • S = Support (Unterstützung des Heilungsprozesses): Dazu dienen "Wundstarter" oder Produkte, die das Wundmilieu beeinflussen.
  • T = Tissue management (Gewebemanagement)

Verbesserung des Blutflusses

Die Verbesserung des Blutdurchflusses wird in den meisten Fällen zunächst durch komprimierende Verbände versucht. Diese erhöhen den Druck in den Gefäßen und sorgen dafür, dass das Blut wieder schneller fließt. Diese Verbände können regelmäßig von einem Arzt oder einem Arzthelfer angelegt werden. Auch der Patient selbst kann das übernehmen, sobald er gelernt hat, wie es geht.

Zusätzlich sollten sich Menschen mit einem Ulcus cruris viel bewegen . Auch so wird der Blutfluss angeregt und verhindert, dass sich das Blut staut.

Wundreinigung

Die offene Wunde wird vom Arzt behandelt. Sie muss regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Dies erfolgt entweder mit speziellen Salben, welche die Beläge auf der Wunde auflösen ( fibrinolytische Salben ), oder mittels der sogenannten Kürettage . Bei der Kürettage trägt der Arzt die Beläge mit einem scharfen Löffel ab und reinigt die Wunde. Anschließend werden Umschläge mit antiseptischen Mitteln angelegt. Sie sollen die Wunde keimfrei halten. Bei stark nässenden Wunden werden feuchte Umschläge mit Kochsalzlösung verwendet.

Bei chronischen Wunden erfolgt eine sogenannte feuchte Wundbehandlung (feuchte Wundversorgung ). Es stehen dafür verschiedene Auflagen zur Verfügung. Sie halten die Wunde frei von Krankheitserregern und Schmutz und fördern die Regeneration der Haut.

Die Wundheilung lässt sich durch feuchte Wundauflagen eher fördern als durch eine vollkommen trockene Wundversorgung.

Wundreinigung mit Fliegenlarven

Eine sehr effektive Behandlung des Ulcus cruris ist die bio-enzymatische Wundreinigung mit Fliegenlarven (Madentherapie). Hier werden für zwei bis drei Tage 100 bis 200 Fliegenlarven in einem porösen Säckchen auf das Geschwür gesetzt. Die Larven ernähren sich von abgestorbenem Gewebe, das sie zuvor durch ihren Speichel angedaut haben. Lebendes Gewebe greifen die Larven nicht an. Vor allem bei schlecht heilenden, infizierten Wunden, die auf eine antibiotische Therapie nicht ansprechen, wird diese Methode empfohlen.

Operative Maßnahmen

Bei einem Ulcus cruris können auch operative Methoden genutzt werden, um die Wunde zu reinigen, Beläge abzutragen, den venösen Blutfluss zu verbessern und die Wundheilung zu beschleunigen. So lassen sich zum Beispiel Krampfadern, die auf das Beingeschwür zulaufen, operativ entfernen. Alternativ können sie auch verödet werden (Sklerosierungstherapie).

Bei arteriellen Beingeschwüren kann eine chirurgische Behandlung in Form einer Bypass-Operation helfen. Der verengte beziehungsweise verschlossene Gefäßabschnitt wird überbrückt, indem ein Gefäßstück von einem anderen Ort im Körper, das dort nicht zwingend benötigt wird, an den verengten Abschnitt versetzt wird.

Einige Beingeschwüre lassen sich auch durch eine operative Hautverpflanzung schneller zur Abheilung bringen.

Medikamente

Bei einem besonders hartnäckigen Geschwür kann ergänzend eine medikamentöse Ulcus-cruris-Therapie erfolgen. Zum Einsatz kommen Medikamente, die Wachstumsfaktoren enthalten und so die Wundregeneration unterstützen. Antibiotika werden verschrieben, wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegt.

Kortison bei Kontaktekzem

Häufig versorgen Patienten ihr "offenes Bein" selbst mithilfe verschiedener Cremes. Nicht selten entsteht so eine allergische Reaktion (ein sogenanntes allergisches Kontaktekzem). Sie lässt sich mithilfe einer lokalen Kortisontherapie (Kortison-Creme) innerhalb weniger Tage lindern.

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Ulcus cruris: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Prognose eines Ulcus cruris richtet sich nach der Schwere der Symptome, der Art des Geschwürs und individuellen Faktoren. Generell heilt ein venöses "offenes Bein" besser ab als ein arterielles Ulcus cruris. Allerdings besteht bei einem Ulcus cruris venosum auch eher die Gefahr, dass es sich innerhalb kürzester Zeit wieder neu bildet. Das Rückfallrisiko lässt sich durch eine konsequente Nachbehandlung des Ulcus cruris senken. Insbesondere zählt hierzu, dass sich betroffene Personen mehr bewegen und die Kompressionstherapie auch nach Abheilen des Ulcus cruris weiterführen.

Mit einer konsequenten Therapie heilt ein Ulcus cruris oft innerhalb weniger Monate komplett ab. Insbesondere bei älteren Menschen kann sich die Heilung aber auch über viele Jahre hinziehen. Die Gründe: Ältere Menschen weisen im Allgemeinen mehr Risikofaktoren für ein Ulcus cruris auf als jüngere. Außerdem ist bei Älteren die Regenerationsfähigkeit der Haut oft eingeschränkt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele ältere Menschen sich nicht konsequent an eine Therapie halten, was die Heilung zusätzlich verzögert.

Mögliche Komplikationen

Je länger ein Ulcus cruris unbehandelt bleibt, desto größer wird die Gefahr schwerwiegender Folgen. Vor allem bei einem arteriellen Ulcus cruris besteht die Gefahr, dass das Gewebe abstirbt (Nekrose). In schweren Fällen kann es nötig werden, betroffene Zehen oder Beine zu amputieren, um eine sich ausbreitende Nekrose zu verhindern. Bestimmte individuelle Voraussetzungen erhöhen zusätzlich das Risiko für eine Amputation infolge eines Ulcus cruris. Dazu zählen in erster Linie Rauchen und ein schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes.

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Wie Sie Ulcus cruris vorbeugen und die Prognose verbessern

Sie können einem Ulcus cruris auf verschiedene Weise vorbeugen beziehungsweise die Prognose bei einem bestehenden Ulcus cruris verbessern:

Ulcus cruris venosum

Bei einem Ulcus cruris venosum sollten Sie vor allem die Kompressionstherapie gewissenhaft durchführen . Das Tragen von Kompressionsverbänden oder Kompressionsstrümpfen verbessert die Fließfähigkeit des Blutes und die Prognose beträchtlich.

Außerdem sollten Sie sich viel bewegen , um die Blutzirkulation anzukurbeln. Bei sitzenden Tätigkeiten sollten Sie regelmäßig kleine Pausen einlegen, um sich zu bewegen. Wenn es möglich ist, können Sie im Sitzen die Beine über der Herzebene lagern. Auch das verbessert den Blutrückfluss. Bei stehenden Tätigkeiten sollten Sie von Zeit zu Zeit die Position wechseln.

Sie haben Übergewicht? Dann sollten Sie dringend die überschüssigen Kilos abbauen .

Ulcus cruris arteriosum

Bei einem arteriellen Ulcus cruris ist das Rauchen der wichtigste Einflussfaktor. Es erhöht das Risiko, ein Ulcus cruris zu entwickeln, erheblich. Bei bereits betroffenen Personen verzögert Nikotinkonsum die Heilung und steigert die Rückfallrate. Deshalb der dringende Tipp: Verzichten Sie auf das Rauchen!

Auch bei einem arteriellen Ulcus cruris sollten Sie bestehendes Übergewicht abbauen und sich regelmäßig bewegen . Außerdem ist passendes Schuhwerk wichtig: Die Füße sollte nicht eingezwängt sein.

Seien Sie bei der Fußpflege vorsichtig , um Verletzungen zu vermeiden. Insbesondere Diabetiker sollten regelmäßig zur medizinischen Fußpflege gehen, um das Risiko für ein Ulcus cruris zu senken.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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ICD-Codes:
I83 L97
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bostelaar, R. et al.: Wundmanagement in der Klinik, Schlütersche Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Cissarek, T. et al.: Gefäßmedizin - Therapie und Praxis, ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft, 2. Auflage, 2013
  • Dissemond, J.: Ulcus cruris - Genese, Diagnostik und Therapie, UNI-MED Verlag, 4. Auflage, 2012
  • Krüger, M. & Klein, B.: Farbatlas Ulcus Cruris, Bernhard Klein, Schlütersche Verlag, 2. Auflage, 2000
  • Protz, K.: Moderne Wundversorgung, Elsevier, 9. Auflage, 2019
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 16.04.2021)