Illness name: staublunge
Description:
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Die
Staublunge
(Pneumokoniose) ist eine Erkrankung der Lunge. Sie entsteht durch die Einatmung und Ablagerung von anorganischem Staub in den Atemwegen. Das Lungengewebe kann daraufhin vernarben, was seine Funktionsfähigkeit beeinträchtigt. Man unterscheidet bösartige von gutartigen Staublungenkrankheiten. Sie zählen zu den am häufigsten anerkannten Berufskrankheiten. Lesen Sie alles Wichtige über die Staublunge.
Ärzte bezeichnen die Staublunge als Pneumokoniose (griechisch pneuma = Luft, konis = Staub). Eine Staublunge entsteht, wenn sich das Lungengewebe durch eingeatmeten, anorganischen (mineralischen oder metallischen) Staub krankhaft verändert. Vernarbt und verhärtet sich das Bindegewebe der
Lunge
, sprechen Fachleute von einer Fibrosierung.
Viele Berufsgruppen sind schädlichem Staub ausgesetzt. Daher zählt die Staublunge zu den häufigsten Berufskrankheiten. Je nach Art des eingeatmeten Staubs unterscheidet man gutartige und bösartige Staublungen-Erkrankungen, die sich in ihrer Gefährlichkeit unterscheiden.
Manche Stäube lagern sich lediglich im Lungengewebe ab, lösen dort aber zunächst keine entzündliche Reaktion aus. Im Gegensatz zu bösartigen Stäuben verschlechtert sich die Lungenfunktion bei einer gutartigen Staublunge im Lauf der Zeit nur in Einzelfällen.
gutartige Stäube
Staublungen-Erkrankung
Ruß-, Graphit-, Kohlenstaub
Anthrakose
Eisenstaub
Siderose, Schweißerstaublunge
Bariumstaub
Barytose
Zinnstaub
Stannose
Kaolin (weiße Tonerde zur Porzellanherstellung)
Silikatose (Aluminose)
Antimon (Mineral bspw. für Bleilegierungen)
Antimonose
Talkum (wasserhaltiges Magnesiumsilikat bspw. als Hauptbestandteil des Specksteins)
Talkose
In manchen Fällen sind gutartige Staubarten mit giftigen Stoffen verunreinigt. Ärzte sprechen dabei von einer Mischstaublunge. So lassen sich etwa in Talkum oft Verunreinigungen durch Asbest (Mischstaubasbestose) oder Quarz (Mischstaubsilikose) feststellen. Zusammen mit Kaolin lässt sich manchmal Quarzstaub nachweisen.
Bösartige Stäube führen oft zu gefährlichen Lungenveränderungen. Das Lungengewebe vernarbt zunehmend, wodurch die Sauerstoffaufnahme deutlich eingeschränkt sein kann. Im weiteren Verlauf verhärtet sich das Lungengewebe durch Fibrosierung.
bösartige Stäube
Staublungen-Erkrankung
Quarzstaub (Cristobalit, Tridymit)
Silikose
Asbest
Asbestose
Beryllium
Berylliose
Hartmetalle (Wolfram, Titan, Chrom, Molybdän)
Hartmetallpneumokoniose
Zahntecknikermischstaub
Zahntechnikerpneumokoniose
Aluminium
Aluminose
Staublung (verursacht durch anorganische Stäube) stehen Lungenerkrankungen durch organische Stoffe (wie Vogelkot, Getreideschimmel) gegenüber. Diese fallen unter den Begriff exogen-allergische
Alveolitis
. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Lungenbläschen infolge einer allergischen Reaktion auf eingeatmete tierische Eiweiße oder Pilzsporen. Betroffen sind meist Landwirte (Farmerlunge) oder Vogelzüchter (Vogelhalterlunge).
Außer der Quarz-Staublunge und der Asbest-Staublunge kommen andere Pneumokoniosen nur noch vereinzelt vor. Dies liegt hauptsächlich an den strengen Sicherheits- und Gesundheitsvorkehrungen an gefährdeten Arbeitsplätzen. Für ungefährliche Stäube gilt seit 2018 der allgemeine Staubgrenzwert von 1,25 mg pro Kubikmeter. Überschreiten sie diesen Grenzwert, verstopfen sie die Lungenbläschen vollständig und führen dadurch zu Atemproblemen.
Die Silikose gehört zu den häufigsten Berufskrankheiten der Lunge und findet sich vor allem bei Bergbauarbeitern. Alles Wichtige über Entstehung, Verlauf, Behandlung und Prognose dieser Form der Staublunge lesen Sie im Beitrag
Silikose
!
Eine andere bekannte Variante der Staublunge ensteht durch das Einatmen von Asbestfasern, die früher in großem Stil etwa für feuerfeste Dämmstoffe, Fassadenverkleidungen und feuerfeste Schutzkleidung verwendet wurden - bis man ihre lungenschädigende und krebserzeugende Wirkung entdeckt. Lesen Sie mehr über die
Asbestose
!
Die Anzeichen einer Staublunge können sehr unterschiedlich sein. Insbesondere bei der Ablagerung von gutartigen Stäuben in der Lunge haben Patienten in der Regel keine Beschwerden. Erst nach Jahren entstehen
Husten
und Atemnot bei körperlicher Belastung. Hat sich das Lungengewebe in Folge eingeatmeter giftiger Stoffe verändert, hängen die Staublungen-Symptome vom Ausmaß der Entzündung beziehungsweise der Fibrose ab. Häufige Beschwerden sind:
Bestehen die Lungenveränderungen und die damit einhergehende Sauerstoffarmut des Blutes über einen längeren Zeitraum, werden die Anzeichen einer Staublunge beziehungsweise
Lungenfibrose
auch äußerlich sichtbar: Die Fingerspitzen verdicken sich und ähneln der Form von Trommelschlegeln (
Trommelschlegelfinger
). Die
Haut
, insbesondere die
Mundschleimhaut
, Lippen und Fingerenden, verfärben sich bläulich (
Zyanose
).
Meistens sind Betroffene über Jahre hinweg schädlichen Stäuben ausgesetzt - oft am Arbeitsplatz. Wichtige Tätigkeiten bzw. Berufsfelder, die das Risiko für Staublunge erhöhen, sind zum Beispiel:
Staub
Risikotätigkeiten bzw. -berufe
Ruß-, Graphit-, Kohlenstaub
Bergbau (v.a. Steinkohle), Bewohner von Industriestädten gefährdeter als Landbewohner
Eisenstaub
Schweißarbeiten
Bariumsulfatstaub
Schwerspatgewinnung (abbaubares Mineral), Tiefbohrtechnik (Barium als Bohrspülung), Einsatz in der Automobilindustrie in Kunststoff und Dämmmatten und als Bestandteil von Schwerbeton
Zinnstaub
v.a. in der Glasindustrie
Kaolin
Gewinnung von weißer Tonerde, Porzellanherstellung
Antimon
Bergbau (Antimongewinnung, Erzbergwerk); Herstellung von Kabelisolierungen, Baumaterialien (z.B. Folien), Elektrogeräten, feuerfesten Textilien und Kunststoffen; Flammschutzmittel bei Farben
Talkum (wasserhaltiges Magnesiumsilikat bspw. als Hauptbestandteil des Specksteins)
Reifenindustrie
Quarzstaub (Cristobalit, Tridymit)
Kies- und Sandindustrie, Sandstrahlarbeiten, Zementherstellung, Erz- und Kohlebergbau
Asbest
Verarbeitung von Isolationsmaterial, Asbestzement, feuerfestem Material; Kunststoffverstärkung; Bauarbeiten
Beryllium
Berylliumgewinnung; Herstellung und Bearbeitung von berylliumhaltigen Legierungen in Flugzeug-, Automobil-, und Raumfahrtbau, Zahntechnik, Kernkraftindustrie, Nuklearwaffen
Hartmetalle (Wolfram, Titan, Chrom, Molybdän)
v.a. Hartmetallarbeiten wie Schleifen, Sintern, Gießen (z.B. Werkzeugfabrikation)
Zahntecknikermischstaub
Zahntechnik
Aluminium
Maschinenbau, Verpackungsindustrie, Bauwesen; Zug-, Automobil-, Flugzeugbau; Gasbetonherstellung, Lack- und Farbindustrie; Raketen und Sprengstoffe; Gefährdung insb. bei Aluminiumschweißarbeiten und Aluminiumpulverherstellung
Entscheidend für die Entstehung einer Staublunge sind:
Der zuständige Arzt für Erkrankungen der Lunge ist der Lungenfacharzt (Pneumologe) oder ein Arbeitsmediziner. Der Arzt wird Ihnen zunächst einige Fragen zum Arbeitsplatz und den Beschwerden stellen, um Ihre
Krankengeschichte
zu erheben (
Anamnese
). Mögliche Fragen sind etwa:
Nach dem Arztgespräch folgt eine allgemeine körperliche Untersuchung. Wesentlicher Bestandteil ist dabei das Abhören und Abklopfen der Lunge (
Auskultation
und Perkussion).
Anschließend wird Ihre Lunge geröntgt (
Röntgen-Thorax
): Entzündete Lungenareale sind infolge vermehrter Flüssigkeitsansammlung als weißliche Flächen auf dem Röntgenbild erkennbar. In schweren Fällen sammelt sich besonders viel Flüssigkeit in der Lunge. Ärzte bezeichnen dies als toxisches
Lungenödem
.
Ein
Lungenfunktionstest
mittels
Spirometrie
kann helfen, Lungenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und ihren Verlauf zu beurteilen. Der Test wird an einem speziellen Messgerät mit Mundstück durchgeführt. Es misst die geatmete Luftmenge und den Luftstrom bei Ein- beziehungsweise Ausatmung. Um die Lungenfunktion gut beurteilen zu können, müssen Sie unter Anleitung am Gerät verschiedene Atemmanöver durchführen. Ihre
Nase
wird während der Untersuchung im Normalfall mit einer Klemme verschlossen.
Um die Auswirkungen einer Staublungen-Erkrankung auf die Sauerstoffversorgung herauszufinden, nehmen Ärzte Ihnen
Blut
ab - für eine sogenannte Blutgasanalyse. Dabei werden Sauerstoff- und Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut gemessen. Bei einer ausgeprägten Pneumokoniose ist der Sauerstoff vermindert und das Kohlendioxid erhöht, da der Austausch der beiden Gase in der erkrankten Lunge nur noch eingeschränkt möglich ist.
Da sich Gasaustauschstörungen zu Beginn der Erkrankung vorwiegend bei körperlicher Belastung bemerkbar machen, wird zudem eine
Spiroergometrie
(auf einem Fahrrad-Ergometer) mit Bestimmung der
Blutgaswerte
durchgeführt - eine sehr aussagekräftige Untersuchung, die auch bei gutachterlichen Fragestellungen zur Beurteilung der kardio-pulmonalen Leistungsfähigkeit eingesetzt wird.
Detailliertere Bilder der Lunge als eine Röntgenuntersuchung liefert die
Computertomografie
(CT). Sie ist aber mit einer größeren Strahlenbelastung für den Patienten verbunden ist und wird deshalb meist nur in speziellen Fällen angewendet - etwa bei Verdacht auf Lungenkrebs (mögliche Folge einer Quarzstaublunge).
Für die allgemeine Diagnose einer Staublunge ist die Entnahme und Analyse einer Probe des Lungengewebes (Lungenbiospie) in der Regel nicht notwendig. In bestimmten Fällen kann sie aber angezeigt sein, vor allem bei einer Asbestose und seltenen Pneumokoniosen, die sich im Röntgenbild kaum von anderen Lungenfibrosen unterscheiden lassen.
Die Entnahme der Gewebeprobe aus der Lunge kann auf verschiedenem Wege erfolgen, etwa im Rahmen einer Lungenspiegelung (
Bronchoskopie
). Die Probe wird anschließend im Labor genauer untersucht. So lässt sich zweifelsfrei ein Zusammenhange zwischen Berufstätigkeit/Arbeitsplatz und Staublunge nachweisen.
Im Rahmen einer Bronchoskopie kann zusammen mit einer Lungenbiopsie auch eine bronchoalveoläre Lavage ("Lungenspülung") durchgeführt werden. Dazu wird über das in die Lunge eingeführte Bronchoskop (ein schlauchförmiges Instrument mit Lichtquelle und Kamera an der Spitze) Kochsalzlösung in die
Bronchien
eingetropft. Damit lassen sich Zellen und eingeatmete Fremdstoffe (wie Asbestfasern) ablösen. Anschließend wird die Spüllösung (mit Zellen und Fremdstoffen) über das Bronchoskop abgesaugt und genau untersucht.
Mit diesem Verfahren lässt sich zum Beispiel die Diagnose einer Asbestose absichern. Außerdem eignet sich die bronchoalveoläre Lavage - ebenso wie die Spiroergometrie - für gutachterliche Stellungnahmen.
Eine Staublunge ist nicht heilbar - entstandene Schäden lassen sich nicht rückgängig machen. Bei den meisten Staubarten kann man aber einem Fortschreiten der Erkrankung entgegen wirken, indem man sich nicht mehr den Stäuben aussetzt. Für manche Patienten kann das einen Wechsel der Arbeitsstelle bedeuten.
Manchen Patienten mit Staublunge verschreibt der behandelnde Arzt sogenannte Bronchdilatatoren - Medikamente, welche die Atemwege erweitern, indem sie die Muskelspannung der Bronchien herabsetzen. Das kann den Patienten das Atmen erleichtern.
Bei sehr schweren Verläufen ist der Patient auf eine gesonderte Sauerstoffzufuhr (Sauerstoffflaschen) angewiesen. Unter Umständen braucht er eine neue Lunge (
Lungentransplantation
).
Die Gabe von Glukokortikoiden ("Kortison") oder Immunsuppressiva bei einer entzündlichen Staublunge oder einer Lungenfibrose hat sich als wirkungslos erwiesen.
Das Fortschreiten der meisten Staublungen-Erkrankungen kann verhindert werden, wenn der Patient die gefährlichen Stäube nicht mehr einatmet. Entzündungen heilen meist im Laufe mehrerer Wochen aus, sofern sich Betroffene ausreichend vor massiven Staubbelastungen schützen. Ein bereits erfolgter narbiger Umbau von Lungengewebe lässt sich aber nicht mehr rückgängig machen.
Setzt sich der Patient über weitere Jahre den Schadstoffen aus, kann sich die Krankheit verschlimmern und zu einer schweren Lungenfibrose führen. Außerdem können manche Stäube (wie Quarzstaub) zu Krebs führen.
Hat ein Arzt den Verdacht auf eine Staublungen-Erkrankung, meldet er dies der gesetzlichen Unfallversicherung. Damit die Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt wird, wird ein medizinisches Gutachten erstellt. Auf Grundlage der Untersuchungen entscheidet die Unfallversicherung, ob eine Berufskrankheit vorliegt. Ist das der Fall, werden berufliche und medizinische Maßnahmen eingeleitet, um die Erkrankung zu lindern und Betroffene zu unterstützen. Haben Erkrankte trotz dieser Maßnahmen bleibende körperliche Beeinträchtigungen, wird eine Rente ausgezahlt.
Um der Entstehung einer Staublunge vorzubeugen beziehungsweise eine bestehende Pneumokoniose am Fortschreiten zu hindern, sollten Sie folgende Tipps beherzigen:
Gehen Sie bei Beschwerden rechtzeitig zu Ihrem Hausarzt, Betriebsarzt oder einen Lungenfacharzt. Wird eine Staublunge frühzeitig erkannt, hat man die Möglichkeit, sich mit geeigneten Maßnahmen (Arbeitsplatzanpassung oder -wechsel etc.) vor weiteren Belastungen zu schützen. Das kann schwerwiegende Krankheitsfolgen einer Staublunge (wie Lungenkrebs) verhindern oder zumindest hinauszögern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.
Staublunge
Staublunge: Beschreibung
Gutartige Staublunge
Bösartige Staublunge
Staublunge: Häufigkeit
Silikose
Asbestose
Staublunge: Symptome
Staublunge: Ursachen und Risikofaktoren
Staublunge: Untersuchungen und Diagnose
Körperliche Untersuchung und Röntgen
Lungenfunktionstest
Blutgasanalyse und Spiroergometrie
Computertomografie
Lungenbiopsie
Bronchoalveoläre Lavage
Staublunge: Behandlung
Staublunge: Krankheitsverlauf und Prognose
Berufskrankheit Staublunge
Staublunge: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen