Illness name: knochenkrebs
Description:
Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.
Knochenkrebs ist eine seltene Erkrankung, von der es verschiedene Arten gibt. Der häufigste bösartige Knochentumor ist das Osteosarkom. Frühzeitig erkannt ist die Mehrzahl dieser Tumoren behandelbar. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Welche Symptome verursacht Knochenkrebs bzw. das Osteosarkom? Wie sehen Diagnose und Behandlung aus? Ist Knochenkrebs tödlich? Wie hoch ist die Lebenserwartung?
Die ersten Knochenkrebs-Symptome sind meist
Schmerzen im Bereich des betroffenen Knochens
. Das gilt für das Osteosarkom ebenso wie für andere Knochenkrebs-Formen. Die Schmerzen können unregelmäßig auftreten und sich verstärken, wenn der Betroffene den Knochen belastet.
Mit der Zeit verursacht der wachsende Knochentumor dann auch eine
sicht- und/oder tastbare Schwellung
. Der angeschwollene Bereich kann
mehr oder weniger schmerzhaft
sein. Er fühlt sich
heiß
an, und die
Haut
in diesem Bereich ist
eventuell gerötet oder gräulich verfärbt
.
Weitere mögliche Osteosarkom- bzw. Knochenkrebs-Symptome sind
Bewegungseinschränkungen
in einem Gelenk, wenn der Tumor und die dadurch bedingte Schwellung in dessen Nähe liegen.
Bei Kindern und Jugendlichen mit Knochenkrebs werden die auftretenden Knochenschmerzen vielfach als Wachstumsschmerzen fehlgedeutet. Auch die Schwellung in der Tumorregion wird oft fälschlicherweise als Folge einer Sportverletzung oder rheumatischen Erkrankung gewertet.
Typisch für das Osteosarkom ist die
erhöhte Brüchigkeit
des betroffenen Knochens: Beim Osteosarkom entarten die Zellen, die normalerweise den Knochen bilden. Sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen und zu wachsen. Dabei entsteht unreifes und kaum stabiles Knochengewebe (Osteoid).
So ein knochenbildender Tumor entwickelt sich hauptsächlich in den langen Röhrenknochen in Armen und Beinen, und zwar am häufigsten in der Nähe des Schulter- und Kniegelenkes. An diesen Stellen ist der instabile Knochen nur wenig belastbar und bricht deshalb leicht. Mediziner sprechen dann von einer pathologischen
Fraktur
. Eine solche ist manchmal das erste Anzeichen eines Osteosarkoms.
Hat der Knochenkrebs bereits gestreut, also Tochterabsiedelungen (Metastasen) gebildet, können zu den oben genannten Knochenkrebs-Symptomen noch Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust, Leistungsschwäche und Müdigkeit hinzukommen.
Entstehen neue Tumornester im gleichen Knochen wie der ursprüngliche (primäre) Tumor oder auf der gegenüberliegenden Seite eines Gelenks, spricht man von Skip-Metastasen.
Egal, ob Osteosarkom oder eine anderen Form von Knochenkrebs – ein bösartiger Knochentumor ist immer eine gefährliche Erkrankung, an der die Betroffenen ohne eine wirksame Therapie innerhalb weniger Jahre sterben.
Doch selbst mit einer Behandlung gilt bei Knochenkrebs: Heilbar im eigentlichen Sinne ist die Erkrankung nicht. Erzielen lässt sich aber eine langfristige Tumorfreiheit. Das heißt: Die richtige Therapie kann den Knochenkrebs zurückdrängen. Allerdings müssen die Patienten ein Leben lang mit Rückfällen und Spätfolgen rechnen.
Im Einzelfall wird die Knochenkrebs-Lebenserwartung wesentlich dadurch beeinflusst, wie weit der Tumor bei seiner Entdeckung schon gestreut hat. Leider wird Knochenkrebs aufgrund der unspezifischen Symptome meist erst spät entdeckt – nämlich dann, wenn er sich schon über Blut- und Lymphbahnen im Körper ausgebreitet und Tochterabsiedelungen (Metastasen) gebildet hat.
Sehr oft sind das Lungenmetastasen. Seltener findet man zum Zeitpunkt der Diagnose zusätzlich oder alternativ Metastasen in anderen Bereichen des Skeletts (Knochenmetastasen). In der Regel ist bei Knochenkrebs-Patienten mit Knochenmetastasen die Lebenserwartung geringer als bei Patienten mit Lungenmetastasen.
Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass die meisten Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits kleinste Metastasen, sogenannte
Mikrometastasen
, aufweisen. Diese lassen sich aber mit den heutigen Bildgebungsverfahren noch nicht sichtbar machen, sondern erst später, wenn sie etwas größer sind.
Es hängt aber nicht nur von der Ausbreitung des Tumors zum Zeitpunkt seiner Entdeckung ab, wie hoch bei Knochenkrebs die Heilungschancen und Lebenserwartung im Einzelfall sind. Einen Einfluss haben auch andere Faktoren. Entscheidend ist zum Beispiel auch:
Der dritte Punkt – die Operabilität von Tumor und eventuell vorhandenen Metastasen – beeinflusst bei Knochenkrebs die Heilungschancen sehr stark: Wenn etwa der Knochentumor im Rumpf liegt, ist die Prognose meist ungünstiger als bei einem Knochentumor, der leichter zugänglich in den Armen oder Beinen sitzt. Ebenfalls schwer zu erreichen sind meist Metastasen im
Schädel
, an der
Wirbelsäule
sowie in den Knochen des Brustkorbs. Sie lassen sich unter Umständen nicht operieren.
Nach feingeweblichen Kriterien lassen sich verschiedene Typen von Osteosarkom unterscheiden. Am häufigsten sind sogenannte
konventionelle Osteosarkome
. Sie entstehen zentral im Markraum eines Knochens und sind sehr bösartig (hochmaligne). Dank großer medizinischer Fortschritte in den letzten Jahrzehnten konnten aber die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich verbessert werden: Wird das konventionelle Osteosarkom mittels Operation und Chemotherapie (vor oder nach der OP) behandelt, leben fünf Jahre nach der Diagnose noch bis etwa 70 Prozent der Patienten (5-Jahres-Überlebensrate).
Seltener als das konventionelle Osteosarkom sind
andere Osteosarkom-Typen
. Manche davon sind ebenfalls sehr bösartig und damit sehr gefährlich (wie das teleangiektatische sowie das kleinzellige Osteosarkom). Bei anderen dagegen ist der Malignitätsgrad mittel bis gering (z.B. periostales Osteosarkom, niedrigmalignes zentrales Osteosarkom). Die Prognose bei letzteren ist daher günstiger.
Überlebensraten sind statistische Erhebungen und deshalb nur Richtwerte. Wie die Überlebenschance für jeden einzelnen Patienten tatsächlich aussieht, lässt sich daraus nicht ablesen.
Kehrt ein Osteosarkom nach der abgeschlossenen Behandlung zurück, ist die Prognose trotz aller Bemühungen eher ungünstig. Sie hängt etwa davon ab, wie schnell es zu dem Rückfall gekommen ist, wie viele neue Tumorherde entstanden sind, wo diese sich befinden und ob sie sich operativ vollständig entfernen lassen.
Die Hauptformen von Knochenkrebs sind das Osteosarkom, das Chondrosarkom und die Ewing-Sarkome.
Das Osteosarkom geht von Zellen aus, die die Knochengrundsubstanz (Knochenmatrix) bilden. Es ist die häufigste Form von Knochenkrebs bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Pro Jahr erkranken zwei bis drei von einer Million Menschen daran. Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zweites Lebensjahrzehnt) auf. Das männliche Geschlecht ist dabei häufiger betroffen als das weibliche.
Das Chondrosarkom ist die zweithäufigste Art von Knochenkrebs. Es tritt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf, und zwar wiederum bei Männern häufiger als bei Frauen.
Das Chondrosarkom entwickelt sich aus embryonalem oder ausgereiftem Knorpelgewebe. Mehr über diese Knochenkrebs-Form erfahren Sie im Beitrag
Knochenkrebs – Chondrosarkom
.
Deutlich seltener als Osteo- und Chondrosarkome sind Ewing-Sarkome. Es erkranken vor allem Kinder und Jugendliche daran.
Ewing-Sarkome entstehen bevorzugt, aber nicht ausschließlich, im Knochengewebe. Ganz selten bilden sie sich in Weichteilgewebe (Binde-, Fett- oder Muskelgewebe oder Gewebe peripherer Nerven) – entweder mit oder ohne Beteiligung von Knochengewebe.
Mehr über diese Knochenkrebs-Formen lesen Sie im Beitrag
Knochenkrebs – Ewing-Sarkome
.
Die Behandlung bei Knochenkrebs (Osteosarkom und anderen Formen) hängt wesentlich vom Schweregrad der Erkrankung ab. Ausschlaggebend sind dabei vor allem die Ausbreitung des Tumors (laut TNM-System) und die Abweichung des Krebsgewebes vom Normalgewebe (Grading).
Die TNM-Klassifikation ist ein international gebräuchliches System, einen Tumor hinsichtlich seiner Ausbreitung zu charakterisieren. Relevant sind dabei die Tumorgröße (T) sowie das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen (N) und weiter entfernten Metastasen (M). Bei einem bösartigen Knochentumor sieht die TNM-Klassifikation wie folgt aus:
Das histopathologische Grading gibt an, wie sehr sich Tumorzellen bereits krankhaft verändert haben. Dazu prüft man unter dem Mikroskop den Differenzierungsgrad des Gewebes: Je weniger eine Tumorzelle ausdifferenziert ist, desto weniger ähnelt sie noch einer normalen Zelle – und desto bösartiger ist sie. Insgesamt gibt es folgende Grade:
Die Stadien-Einteilung beruht meistens auf der TNM-Klassifikation. Zusätzlich wird dabei die Bösartigkeit (Grading) des Tumors berücksichtigt. Demzufolge unterscheidet man vier Knochenkrebsstadien (mit weiterer Untergliederung). Je höher das Stadium, desto weiter fortgeschritten ist die Erkrankung.
>> Knochenkrebs-Stadium I
:
Die Zellen des bösartigen Knochentumors sind niedriggradig bösartig (G1–2). Der Krebs hat noch nicht in Lymphknoten oder andere Organe gestreut (N0, M0). Je nach Tumorgröße unterteilt man dieses erste Krebsstadium noch weiter:
>> Knochenkrebs-Stadium II
:
In diesem Stadium sind die Tumorzellen hochgradig bösartig (G3–4). Es finden sich aber weiterhin noch keine Metastasen, weder in den benachbarten Lymphknoten (N0), noch in anderen Körperregionen (M0). Die weitere Unterteilung richtet sich hier ebenfalls nach der Tumorgröße:
>> Knochenkrebs-Stadium III
:
In diesem Krebsstadium können sowohl niedriggradig als auch hochgradig bösartige Tumorzellen vorhanden sein (jedes G). Auch jede Tumorgröße ist möglich (jedes T). Metastasen finden sich weiterhin noch keine (N0, M0).
>> Knochenkrebs-Stadium IV
:
Wie in Stadium III sind jeglicher Grad der Bösartigkeit (jedes G) und jede Tumorgröße (jedes T) möglich. Was das Vorhandensein von Metastasen betrifft, unterscheidet man:
Die Erhebung der Krankengeschichte (
Anamnese
) und eine allgemeine körperliche Untersuchung sind die ersten Schritte des Arztes, wenn Sie oder Ihr Kind unter ungeklärten Beschwerden wie Knochenschmerzen leiden.
Hält der Arzt die Symptome für mögliche Anzeichen von Knochenkrebs, folgt eine Überweisung in ein Tumorzentrum bzw. eine Klinik für pädiatrische Onkologie/Hämatologie. Dort werden verschiedene Untersuchungen gemacht, um den Verdacht auf Knochenkrebs abzuklären. Welche das sind, hängt teilweise vom Einzelfall ab. Die genannten Untersuchungen können zudem während der laufenden Krebsbehandlung helfen, den Therapieerfolg zu überprüfen.
Es gibt keine bestimmten Merkmale im
Blut
, die nur bei Knochenkrebs zu finden sind (also keine spezifischen
Tumormarker
). Doch können einige Auffälligkeiten den Ärzten erste Hinweise geben.
Beispielsweise sind bei einigen Knochenkrebs-Patienten die
Enzyme
Alkalische Phosphatase
und Laktatdehydrogenase (
LDH
) im Blutserum erhöht. Die Enzymwerte sind auch für die Überwachung des Therapieerfolgs hilfreich: Sie sinken unter der Chemotherapie. Steigen sie danach wieder an, könnte das eventuell bedeuten, dass die Krebserkrankung fortschreitet.
Verschiedene Bildgebungsverfahren unterstützen sowohl die Diagnose als auch die Therapie- und Verlaufskontrolle bei Knochenkrebs.
Sehr wichtig ist zum Beispiel das
Röntgen
: Knochentumoren zeigen beim "Durchleuchten" typische Muster im Knochen. Anhand eines Röntgenbilds lässt sich auch abschätzen, ob Röhrenknochen in Armen und Beinen krebsbedingt anfälliger für Brüche sind. Mittels Röntgen des Brustkorbs (
Röntgen-Thorax
) kann man Lungenmetastasen nachweisen.
Bei der
Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT)
sowie der
Computertomografie
(CT)
werden detaillierte Schnittbilder des Körpers erstellt. Die MRT dient vor allem dazu, die genaue Lage und Größe des Tumors sowie seine Abgrenzung zu umgebenden Strukturen (wie Muskeln, Sehnen) zu erfassen. Dieses Wissen hilft bei der Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) oder der Planung einer Operation.
Auch die CT kann für eine Biopsie genutzt werden. Zudem hilft sie bei der Suche nach Metastasen im Brustkorb und Bauchraum und bei der Einschätzung des erhöhten Bruchrisikos infolge von Knochenkrebs (Wirbelsäule und Becken sind hier besonders gefährdet).
Mittels
Ganzkörper-Skelettszintigrafie (SSC)
- eine Variante der
Knochenszintigrafie
– kann der Arzt prüfen, wie hoch die Stoffwechselaktivität im Knochengewebe ist. In sehr stoffwechselaktiven Bereichen befinden sich möglicherweise Tumorzellen. So kann man zum Beispiel die Tumorausdehnung vor der Operation feststellen und Knochenmetastasen erkennen.
In manchen Fällen wird bei Knochenkrebs auch die
Positronenemissionstomografie
(
PET
) eingesetzt. Sie kann ebenfalls die veränderte Stoffwechselaktivität in Tumorgewebe nachweisen. In Kombination mit einer Computertomografie (PET/CT) lässt sich zugleich die anatomische Struktur des betreffenden Gewebes genau darstellen.
Hat die Bildgebung den Verdacht auf Knochenkrebs erhärtet, muss für die endgültige Diagnose eine Probe aus dem verdächtigen Gewebe entnommen werden (Biopsie). Sie wird im Labor genauestens mit verschiedenen Methoden untersucht, um den Krebs eindeutig zu identifizieren und die richtige Behandlung planen zu können.
Auch während der Knochenkrebs-Behandlung mittels Chemotherapie kann die Analyse einer Gewebeprobe sinnvoll sein, etwa um den Therapieerfolg zu prüfen. Konnte die Chemotherapie die Mehrzahl der entarteten Zellen zerstören, hat der Tumor gut auf die Behandlung angesprochen. Sind es weniger, steigt die Gefahr, dass der Krebs zurückkommt.
Ebenfalls im Labor untersucht wird der in der Krebs-Operation entfernte Tumor. An seinem Rand muss etwas gesundes Gewebe zu finden sein. Nur dann kann man sicher sein, dass wirklich die ganze bösartige Geschwulst entfernt wurde.
Beim Ewing-Sarkom muss zusätzlich das Knochenmark und manchmal auch das Nervenwasser (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) auf Krebsbefall untersucht werden.
Mehr dazu lesen Sie unter
Knochenkrebs – Ewing-Sarkome
.
Knochenkrebs jeglicher Form (Osteosarkom, Chondrosarkom etc.) sollte in einem spezialisierten Zentrum von einem Team aus erfahrenen Ärzten und Therapeuten (Onkologen, Chirurgen, Radiologen etc.) behandelt werden. Dabei erhält jeder Patient eine individuell angepasste Therapie. Sie besteht im Wesentlichen aus Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Operation.
Bei der Chemotherapie erhält der Knochenkrebs-Patient spezielle Medikamente, sogenannte Zytostatika, wie
Methotrexat
, Adriamycin,
Cisplatin
und Ifosfamid. Diese hemmen die Teilung und das Wachstum von schnell wachsenden Zellen, also auch von Krebszellen. So kann sich der Krebs nicht weiter ausbreiten.
Zytostatika können als Spritze,
Infusion
oder Tabletten verabreicht werden. Sie entfalten ihre Wirkung im ganzen Körper, weshalb man auch von einer
systemischen Therapie
spricht.
Damit die Chemotherapie besser wirkt, erhalten Knochenkrebs-Patienten
meist eine Kombination aus mehreren Zytostatika
. Welche Zytostatika das sind und in welcher Dosierung sie gegeben werden, hängt vom Einzelfall ab (etwa von der Art und Ausbreitung des bösartigen Knochentumors).
Die Gabe der Zytostatika erfolgt
in mehrtägigen Zyklen
, und zwar meist im Krankenhaus. In den dazwischen liegenden Behandlungspausen, die Tage bis Wochen dauern können, dürfen die Patienten in der Regel nach Hause gehen. Insgesamt erstreckt sich eine Chemotherapie über mehrere Wochen bis Monate.
Vor allem Knochenkrebs-Patienten mit sehr bösartigen Tumoren erhalten eine Chemotherapie. Weniger bösartige Tumorformen wie einige Osteosarkomtypen oder das Chondrosarkom benötigen diese systemische Therapie nicht in jedem Fall.
Oft wird eine
Chemotherapie vor der Operation
des Tumors durchgeführt. Diese sogenannte neoadjuvante Chemotherapie soll den Tumor verkleinern, damit die anschließende Operation schonender und sicherer verlaufen kann. Außerdem soll sie bereits vorhandene (Mikro-)Metastasen bekämpfen und verhindern, dass der Tumor (weiter) streut.
Alternativ oder zusätzlich kann eine
Chemotherapie nach der Operation
(adjuvante Chemotherapie) sinnvoll sein. Sie soll möglichst jede noch vorhandene Tumorzelle abtöten. Das Ziel ist eine langfristige Tumorkontrolle, also dass der Tumor nicht bzw. nicht so schnell zurückkehrt.
In manchen Fällen (etwa beim Ewing-Sarkom) wird eine
Chemotherapie als Induktionstherapie
durchgeführt – also als hochdosierte Chemotherapie zum Start der Tumorbehandlung. Damit will man auf einen Schlag möglichst viele Krebszellen abtöten.
Bei der operativen Entfernung des Knochentumors wird so viel Gewebe wie nötig und so wenig wie möglich herausgeschnitten. Wichtig ist, auch etwas gesundes Gewebe um den Tumor oder die Metastasen herum zu entfernen, um sicherzugehen, dass keine Krebszellen am Rand zurückbleiben.
Wenn in einem Arm oder Bein ein sehr großer Knochentumor sitzt, muss manchmal die gesamte
Gliedmaße amputiert
werden. Meistens gelingt aber eine "
extremitätenerhaltende" Operation
. Dann muss aber das entfernte Knochengewebe ersetzt werden. Das geschieht entweder durch einen künstlichen Ersatz aus Metall/Kunststoff (z.B. ein künstlicher Gelenkersatz) oder durch einen anderen Knochen (z.B. Wadenbein als Ersatz für ein entferntes Stück Oberarmknochen). In der Regel stammt dieser "Ersatz-Knochen" vom Patienten selbst, seltener von einem anderen Menschen.
Eine Mittelstellung zwischen
Amputation
und extremitätenerhaltender Operation nimmt die
Umkehrplastik
ein: Hat sich etwa am Oberschenkelknochen oberhalb des Knies ein bösartiger Knochentumor entwickelt, wird das Bein oberhalb des Tumors abgenommen. Dann wird der abgenommene Unterschenkel um 180 Grad gedreht und am verbliebenen Teil des Oberschenkels fixiert, und zwar so, dass der
Fuß
auf der Höhe des anderen Knies nach hinten zeigt. So kann das obere
Sprunggelenk
die Funktion des entfernten Kniegelenks übernehmen. Anschließend kann eine Unterschenkelprothese angebracht werden.
Die operative Tumorentfernung ist bei einem Chondrosarkom die entscheidende Therapieform. Auf Chemo- und Strahlentherapie spricht diese Form von Knochenkrebs nämlich nur sehr schlecht an.
Bei der Strahlentherapie werden energiereiche Strahlen von außen durch die Haut auf die Tumorregion gerichtet. Sie schädigen das Erbgut der Tumorzellen, woraufhin diese absterben.
Eine Strahlentherapie kommt bei Knochenkrebs beispielsweise infrage, wenn der Tumor an einer ungünstigen Stelle sitzt, sodass er sich gar nicht oder nur teilweise operativ entfernen lässt (z.B. ein Tumor an Schädel- oder Gesichtsknochen oder an der Wirbelsäule). Auch wenn Knochenkrebs nur schlecht auf eine Chemotherapie anspricht, lässt sich mit einer Bestrahlung oft mehr erreichen.
Die Form von Knochenkrebs spielt auch eine Rolle: Osteosarkome und (wie oben erwähnt) Chondrosarkome sind relativ strahlenresistent, weshalb betroffene Patienten nur selten eine Bestrahlung erhalten – im Unterschied zu Patienten mit einem Ewing-Sarkom, weil dieses wesentlich sensibler auf die Strahlen reagiert.
In der Regel wird die Knochenkrebs-Behandlung aus Operation, Chemo- und/oder Strahlentherapie noch durch eine supportive Therapie (Supportivtherapie) ergänzt. Der Begriff bezeichnet alle Maßnahmen zur gezielten Linderung von Knochenkrebs-Symptomen sowie von eventuellen Nebenwirkungen der Knochenkrebs-Behandlung (also etwa der Chemotherapie). Die supportive Therapie wird auch begleitende oder unterstützende Therapie genannt.
Im Folgenden einige Beschwerden und Nebenwirkungen bei Krebs, die in der Supportivtherapie behandelt werden:
Die Chemotherapie bei Knochenkrebs löst oft Übelkeit und Erbrechen aus. Auch bei einer Strahlentherapie besteht diese Gefahr (in Abhängigkeit von Lage und Größe der bestrahlten Körperregion und der Intensität der Bestrahlung).
Vor und während einer Chemo- und Strahlentherapie kann der Arzt Ihnen deshalb Medikamente geben, die Übelkeit und Erbrechen verhindern. Diese sogenannten Antiemetika können als Infusion oder in Tablettenform verabreicht werden.
Bestrahlung und Chemotherapie können eine Schleimhautentzündung im
Mund
oder in tieferen Abschnitten des Verdauungstraktes verursachen. Eine entzündete
Mundschleimhaut
färbt sich rot, schmerzt und weist oft Bläschen oder andere wunde Stellen auf. Eine Schleimhautentzündung in tieferen Abschnitten des Verdauungstrakts kann Erbrechen und
Durchfall
auslösen.
Tipps gegen eine entzündete Mundschleimhaut:
Wichtig ist, dass Sie selbst Ihre Mundschleimhaut regelmäßig anschauen und bei Veränderungen frühzeitig mit dem Arzt sprechen.
Wenn Sie infolge der Knochenkrebs-Behandlung an schwerem Durchfall leiden, bekommen Sie gegebenenfalls Medikamente dagegen. Manchmal sind auch Infusionen nötig, um den Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei leichtem Durchfall reicht es oft schon, sich darmschonend zu ernähren (z.B. keine scharfen Speisen) und ausreichend zu trinken.
Haben sich die angegriffenen Schleimhäute mit
Bakterien
oder
Viren
infiziert, müssen Sie eventuell Antibiotika oder antivirale Medikamente einnehmen.
Der Knochentumor selbst sowie die Chemo- und Strahlentherapie können eine Blutarmut verursachen. Anzeichen dafür sind Müdigkeit, schnelle Erschöpfung, mangelnde Leistungsfähigkeit, niedriger Blutdruck und blasse Haut. Bestätigt eine
Blutuntersuchung
den Verdacht auf eine Anämie, kann der Arzt blutbildende Mittel verschreiben, eventuell zusammen mit einem Eisenpräparat. In schweren Fällen kann eine
Bluttransfusion
notwendig sein.
Durch eine Chemotherapie sinkt die Anzahl bestimmter weißer Blutzellen, der
neutrophilen Granulozyten
. Diese sogenannte Neutropenie begünstigt Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren. Außerdem kann die Neutropenie von Fieber begleitet werden (febrile Neutropenie), was für Krebspatienten lebensgefährlich werden kann.
Deshalb wird Ihr Arzt, wenn Sie eine Chemotherapie erhalten, Ihre Blutwerte sorgfältig im
Auge
behalten. Um einem Mangel an weißen Blutzellen vorzubeugen, kann er Ihnen sogenannte Granulozyten-Wachstumsfaktoren (G-CSF) oder deren Weiterentwicklung (pegylierte G-CSF) verschreiben. Diese Medikamente werden unter die Haut gespritzt und fördern die Bildung der Granulozyten im Knochenmark.
Eine febrile Neutropenie muss mit Antibiotika behandelt werden.
Achten Sie als Krebspatient besonders sorgfältig auf eine gute Hygiene und halten Sie sich möglichst von großen Menschenansammlungen sowie von Menschen fern, die Fieber oder einen grippalen Infekt haben.
Die für die Behandlung von Knochenkrebs verabreichten Zytostatika können beispielsweise
Herz
, Nieren,
Leber
und Nerven angreifen. Um solche Nebenwirkungen der Chemotherapie frühzeitig entdecken zu können, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen während der Krebsbehandlung notwendig (z.B. Blutuntersuchungen,
Hörtest
, Herz-Ultraschall etc.).
Ergeben sich dabei Hinweise auf Schäden an Organen oder Nerven, wird die Chemotherapie entsprechend angepasst und/oder eine spezifische Therapie eingeleitet.
Beispielsweise ist bei drohenden Nierenschäden eine ausreichende Trinkmenge wichtig. Als zusätzlicher Nierenschutz kann der Arzt Medikamente verordnen, die den
Urin
weniger sauer machen (Urin-Alkalisierung).
Wenn Ihr Knochenkrebs mit dem Zytostatikum Methotrexat in hoher Dosierung behandelt wird, bekommen Sie meist auch
Folsäure
. Dieses B-Vitamin kann Schäden an gesunden Zellen durch die Chemotherapie minimieren.
Chemo- und Strahlentherapie können die Eierstöcke und
Hoden
schädigen. Zusätzlich kann deren übergeordnete Schaltzentrale im
Gehirn
– die
Hypophyse
– in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folge sind Menstruationsstörungen beziehungsweise eine gestörte Spermienbildung. Diese Störungen sind meist nur vorübergehend, in seltenen Fällen auch dauerhaft. Die Betroffenen sind dann eingeschränkt fruchtbar oder sogar unfruchtbar.
Sie sollten deshalb darüber nachdenken, vor dem Beginn Ihrer Knochenkrebs-Behandlung einige Ihrer Ei- bzw. Samenzellen entnehmen und einfrieren zu lassen (
Kryokonservierung
). Dann können Sie sich auch bei eventueller
Unfruchtbarkeit
später noch Ihren Kinderwunsch erfüllen.
Vor einer geplanten Strahlentherapie bei Mädchen/Frauen im Beckenbereich können eventuell die Eierstöcke aus der Bestrahlungsregion heraus operativ verlagert werden. Sie sind dann nicht den energiereichen Strahlen ausgesetzt.
Manchmal kehrt der Knochenkrebs trotz intensiver Behandlung wieder, weil einzelne Tumorzellen die Chemotherapie, Operation und/oder Bestrahlung überlebt haben. Dieses Wiederauftreten eines Tumors wird
Rezidiv
genannt. Dabei unterscheidet man:
Die neuen Krebsherde sollten vollständig operativ entfernt werden. Ist dies nicht möglich, kann manchmal eine Bestrahlung sinnvoll sein. Meist ist auch wieder eine Chemotherapie nötig.
Ist der Knochenkrebs weit fortgeschritten oder an einer unzugänglichen Stelle, lässt er sich oftmals nicht heilen. In dieser Situation können Ärzte zumindest die Beschwerden lindern, die mit dem Krebs einhergehen.
Diese sogenannte Palliativtherapie beim Knochenkrebs umfasst vor allem die Gabe von Schmerzmitteln. Eventuell wird auch eine Strahlentherapie gemacht, um den Tumor zu schrumpfen und so die Schmerzen zu reduzieren. Im Rahmen von Studien kann auch eine Chemotherapie versucht werden.
Nach einer Krebsbehandlung müssen Sie als Patient erst wieder in den Alltag und Ihr soziales, schulisches oder berufliches Leben zurückfinden. Dabei helfen Rehabilitationsprogramme.
Dort lernen Sie zum Beispiel, mit Phantomschmerzen (nach Amputation) umzugehen oder mit einer Prothese oder Umkehrplastik zurechtzukommen. Dabei können Ihnen beispielsweise Physiotherapie und Sportprogramme helfen. Beide Verfahren sind auch sinnvoll, um Funktionseinschränkungen entgegenzuwirken, die durch vernarbte Muskeln entstanden sind.
Die Mediziner kümmern sich aber auch um andere Folgen einer Operation wie Wundheilungsstörungen oder chronische Infektionen.
Zu einer guten Lebensqualität trägt auch eine gesunde Lebensweise bei – besonders nach einer so schweren Erkrankung wie Knochenkrebs. Im Rahmen der Rehabilitation motivieren Sie die Fachkräfte daher zu einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung. Beides sollten Sie auch nach der Reha pflegen.
Nicht zuletzt bietet der Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik Ihnen die Möglichkeit, andere Betroffene kennenzulernen und sich mit diesen über Erfahrungen und Sorgen auszutauschen.
Eine Krebsbehandlung ist eine immense Belastung für den Körper. Gesunde Zellen und Organe können noch lange Zeit unter den Nachwirkungen leiden. Probleme, die bis zu fünf Jahre nach der Therapie weiter bestehen, werden als
Langzeitfolgen
bezeichnet. Gesundheitliche Probleme, die sich erst einige Jahre nach der Behandlung einstellen, sind sogenannte
Spätfolgen
der Krebstherapie.
Zu ihnen gehört auch die Gefahr, dass der Tumor zurückkehrt oder dass sich aufgrund der Behandlung eine neue Krebserkrankung entwickelt (siehe unten). Wichtig sind deshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Diese langfristig notwendigen Nachsorgetermine sollten Sie unbedingt wahrnehmen! Ihr Arzt wird Ihnen sagen, in welchen zeitlichen Abständen die Kontrollen in Ihrem Fall sinnvoll sind und welche Untersuchungen sie beinhalten.
Krebsnachsorge ist gleichzeitig Krankheitsvorsorge. Je früher eine mögliche Spätfolge der Krebserkrankung bemerkt wird, desto besser lässt sie sich therapieren.
Im Folgenden einige wichtige Punkte, die bei der Knochenkrebs-Nachsorge (bzw. allgemein bei der Krebs-Nachsorge) Beachtung finden:
Chemo- und Strahlentherapie bekämpfen zwar den Knochenkrebs, erhöhen aber zugleich das Risiko für andere, sogenannte sekundäre Krebserkrankungen wie zum Beispiel Blutkrebs (Leukämie). Außerdem kann der ursprüngliche Tumor als Rezidiv oder in Form von Metastasen in der Lunge oder im Skelett wiederkehren.
Deshalb untersuchen Sie die Ärzte regelmäßig im Rahmen der Nachsorge auf Tumorherde, etwa mittels Blutuntersuchungen und bildgebender Verfahren wie
Ultraschall
, Computertomografie, Magnetresonanztomografie oder
Szintigrafie
.
Da die Chemo- und die Strahlentherapie Eierstöcke, Hoden und die Hypophyse (als übergeordnete Schaltstelle) schädigen können, überwachen die Mediziner bei Jungen und Mädchen nach einer Krebsbehandlung die Entwicklung der Pubertät.
Bereits vor der Therapie kontrollieren sie bei männlichen Jugendlichen das Hodenvolumen und messen die Konzentration der Sexualhormone im Blut. So lassen sich später eventuelle Störungen als Folge von Krebstherapien besser erkennen. Im Rahmen der Nachsorge schauen sich die Ärzte das Ejakulat unter dem Mikroskop an und erstellen ein sogenanntes
Spermiogramm
.
Weibliche Jugendliche sollten ihre Zyklusblutungen in einem Zykluskalender festhalten und diesen dem Gynäkologen bei der Nachsorge zeigen. Zusätzlich kann der Gynäkologe die Sexualhormone bestimmen und bei Bedarf Störungen medikamentös entgegenwirken.
Vor allem das Chemotherapeutikum (Zytostatikum) Doxorubicin kann die Herzmuskelzellen angreifen. Auch eine Strahlenbehandlung kann das Herz schädigen. Schon während der Krebstherapie, aber auch erst Jahre danach können sich so Störungen der Herzfunktion entwickeln. Sie lassen sich mit regelmäßigen Herz-Untersuchungen – Elektrokardiografie (
EKG
) und Herz-Ultraschall (
Echokardiografie
) – frühzeitig erkennen.
Chemotherapeutika wie Cisplatin oder Methotrexat können die Nieren schädigen. Deshalb sollten Ärzte regelmäßig die
Nierenfunktion
nach einer Chemotherapie anhand von Blut- und Urinproben überprüfen. Lassen sich über mehrere Jahre keine Anzeichen einer gestörten Nierenfunktion erkennen, kann man auf weitere Kontrollen verzichten.
Platin, das unter anderem im Zytostatikum Cisplatin enthalten ist, greift die Haarzellen im
Innenohr
an. In der Folge können einige Krebspatienten hohe Töne nicht mehr hören (Hochtonschwerhörigkeit) oder vorübergehend oder langanhaltend störende Ohrgeräusche (
Tinnitus
) entwickeln.
Ebenso wie eine Chemotherapie kann auch eine Bestrahlung im Kopfbereich das Gehör schädigen.
Mittels Hörtests lassen sich solche Hörstörungen schnell erkennen. Das ist besonders bei Kindern und Jugendlichen wichtig, damit sie bei Bedarf frühzeitig ein Hörgerät erhalten (wichtig für die normale Entwicklung!).
Eine Bestrahlung im Brustkorb-Bereich (etwa bei Lungenmetastasen) kann eine
Lungenentzündung
nach sich ziehen. Diese kann beim Abheilen Vernarbungen im Lungengewebe hinterlassen, was die Lungenfunktion einschränken kann. Die Betroffenen sind dann zum Beispiel beim Sport weniger leistungsfähig. Körperliches Training kann die Lungenfunktion verbessern.
Rauchen kann die Lungenfunktion zusätzlich einschränken. Verzichten Sie also darauf.
Knochenkrebs bei Kindern kann das Wachstum beeinträchtigen. So können zum Beispiel das Wuchern und die Behandlung eines Knochentumors in einem Bein zu unterschiedlichen Beinlängen führen. Über regelmäßige Längenmessungen im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen kann der Arzt frühzeitig erkennen, ob ein Bein des Kindes kürzer ist als das andere. Eine solche Differenz lässt sich orthopädisch ausgleichen, etwa mit Schuh-Einlagen. Dies ist nötig, um Fehlhaltungen und Gelenküberlastungen aufgrund der verschiedenen Beinlängen zu vermeiden.
Orthopädische Probleme können sich auch durch eine Prothese ergeben, die im Zuge der Krebsoperation eingesetzt wurde. Wenn Sie als Beinprothesenträger zum Beispiel Schmerzen oder ein Gefühl von Instabilität beim Laufen verspüren, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Dann hat sich womöglich der Prothesenschaft gelockert, mit dem die Prothese im Knochen verankert ist. Er muss dann ausgewechselt werden.
Zusätzlich kann sich die Prothese entzünden, zum Beispiel durch Krankheitserreger im Blut nach chirurgischen Eingriffen. Auch Piercings und Rauchen erhöhen die Infektionsgefahr. Wenn sich die Region um die Prothese rötet, anschwillt, sich heißt anfühlt oder schmerzt, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen!
Informieren Sie Ihren Arzt oder Zahnarzt über eine Prothese, wenn eine Operation geplant ist. Dann kann dieser einer Infektion mit Antibiotika vorbeugen.
Zwei bis drei Monate nach dem Ende der Knochenkrebs-Behandlung sollten Sie Ihren Impfschutz überprüfen lassen. Denn durch die Chemotherapie kann es sein, dass der vorher vorhandene Impfschutz gegen verschiedene Krankheiten verloren gegangen ist. Ihr Arzt wird Sie hierzu genauer informieren.
Bei den Nachsorge-Terminen interessiert sich Ihr Arzt nicht nur dafür, wie es Ihnen körperlich geht. Er möchte auch feststellen, ob Sie Hilfe brauchen, um die Krebserkrankung zu verarbeiten oder um Ihr Leben generell zu meistern. Denn eine Krebserkrankung und -therapie können psychosoziale Spätfolgen haben.
Beispielsweise verändern Amputationen und Prothesen das Körperbild, was das Selbstbewusstsein der Betroffenen negativ beeinflussen kann. Auch
Schlafstörungen
, Depressionen, quälende
Angst
vor einem Rückfall sowie das sogenannte Fatigue-Syndrom sind mögliche Spätfolgen einer Knochenkrebs-Erkrankung und ihrer Behandlung.
Nicht zuletzt kann sich das soziale Umfeld verändern. Manchmal zerbrechen Partnerschaften und Freundschaften, vielleicht ist ein Jobwechsel nötig oder die schulischen Leistungen sinken. Die finanzielle Situation von Krebspatienten kann sich ebenfalls verschlechtern.
Ihr Arzt kann Ihnen in allen Fällen die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Wichtig ist, dass Sie über Ihre Probleme sprechen und die Unterstützung annehmen.
Warum sich Knochentumoren entwickeln, ist noch nicht vollständig geklärt. Beim
Osteosarkom
vermuten Forscher allerdings einen kausalen Zusammenhang zwischen der Tumorerkrankung und dem
raschen Knochenwachstum in Kindheit und Pubertät
. Denn in der Pubertät wächst der Knochen besonders schnell – und genau in dieser Zeit tritt das Osteosarkom häufig auf. Das würde auch erklären, warum Jungen häufiger betroffen sind. Denn bei ihnen wird über einen längeren Zeitraum als bei Mädchen ein größeres Knochenvolumen gebildet.
Zusätzlich spielen beim Osteosarkom höchstwahrscheinlich
genetische Veränderungen
eine große Rolle. Zumindest haben Kinder und Jugendliche mit bestimmten Erbkrankheiten ein erhöhtes Risiko für diese Form von Knochenkrebs. Beispiel für solche Erbkrankheiten sind das beidseitige Retinoblastom und das Li-Fraumeni-Syndrom.
Daneben steigt das Risiko für ein Osteosarkom, wenn bestimmte
chronische Knochenerkrankungen
vorliegen, zum Beispiel
Morbus Paget
.
Darüber hinaus können bestimmte
Umweltfaktoren
, die Bildung eines Osteosarkoms forcieren. So kann noch Jahre bis Jahrzehnte nach einer Strahlentherapie ein Osteosarkom auftreten. Dieses wird dann als sekundäres Osteosarkom bezeichnet, weil es aufgrund der Behandlung einer ersten Krebserkrankung entstanden ist. Auch eine Chemotherapie kann die knochenbildenden Zellen so schädigen, dass die Bildung eines sekundären Osteosarkoms wahrscheinlicher wird.
Bei den meisten Osteosarkom-Patienten findet sich jedoch keiner der genannten Risikofaktoren.
Für
Ewing-Sarkome
sind keine Risikofaktoren bekannt. Auch beim
Chondrosarkom
ist die genaue Ursache unklar. Manchmal entwickelt sich diese Form von Knochenkrebs aus einer gutartigen knorpeligen Geschwulst, die von Knorpel, Knochen oder knorpelfreiem Gewebe ausgeht (sekundäres Chondrosarkom).
>> Deutschland
:
Deutsche Krebshilfe:
https://www.krebshilfe.de
Deutsches Krebsinformationszentrum:
https://www.krebsinformationsdienst.de
COSS (Cooperative OsteoSarkom Studiengruppe):
https://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/paediatrie-5-onkologie-haematologie-und-immunologie/studienzentralen/coss/ueber-uns
Kinderkrebsinfo.de – Informationsportal zu Krebs- und Bluterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen:
https://www.kinderkrebsinfo.de
Zentrum für Knochen- und Weichteiltumoren (SarKUM) Sarkomzentrum des LMU Klinikums, München:
https://www.lmu-klinikum.de/ccc/patientenportal/sarkomzentrum/c9ea15777a5b6c4e
Berliner Centrum für Seltene Erkrankungen (BCSE) der Charité:
https://bcse.charite.de/
Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster:
https://www.ukm.de/kliniken/orthopaedie
Late Effect Surveillance System (LESS):
https://www.nachsorge-ist-vorsorge.de/
>> Österreich
:
Österreichische Krebshilfe:
https://www.krebshilfe.net/
St. Anna Kinderkrebsforschung, Wien:
https://kinderkrebsforschung.at/
Comprehensive Cancer Center Vienna:
https://www.ccc.ac.at
>> Schweiz
:
Krebsliga Schweiz:
https://www.krebsliga.ch/
Krebsforschung Schweiz:
https://www.krebsforschung.ch/
Kinderkrebshilfe Schweiz:
https://www.kinderkrebshilfe.ch/de
Schweizerische Gesellschaft für Psychoonkologie:
https://www.psychoonkologie.ch/
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sabrina Kempe ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Biologie studiert und sich dabei besonders in die Molekularbiologie, Humangenetik und Pharmakologie vertieft. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinredakteurin in einem renommierten Fachverlag hat sie Fachzeitschriften und eine Patientenzeitschrift betreut. Jetzt verfasst sie Beiträge zu Medizin- und Wissenschaftsthemen für Experten und Laien und redigiert wissenschaftliche Fachbeiträge von Ärzten.
Knochenkrebs
Kurzübersicht
Knochenkrebs - Osteosarkom: Symptome
Metastasen beim Knochenkrebs
Knochenkrebs – Osteosarkom: Lebenserwartung
Knochenkrebs-Lebenserwartung: Metastasen haben Einfluss
Knochenkrebs-Lebenserwartung: Weitere Einflussfaktoren
Prognose beim Osteosarkom
Prognose bei Rückfall (Rezidiv)
Osteosarkom und andere Knochenkrebs-Formen: Häufigkeit
Osteosarkom
Chondrosarkom
Ewing-Sarkome
Knochenkrebs: Stadien
TNM-Klassifikation
Grading
Knochenkrebs-Stadien
Knochenkrebs: Untersuchungen und Diagnose
Laboruntersuchungen
Bildgebende Verfahren
Untersuchung von Tumorgewebe
Untersuchung von Knochenmark und Nervenwasser
Knochenkrebs: Behandlung
Chemotherapie
Operation
Strahlentherapie
Supportive Therapie
Übelkeit und Erbrechen
Schleimhautentzündung (Mukositis)
Blutarmut (Anämie)
Mangel an weißen Blutzellen
Schäden an Organen und Nerven
Unfruchtbarkeit
Knochenkrebs: Behandlung bei Rückfall und im Endstadium
Knochenkrebs im Endstadium: Palliative Behandlung
Knochenkrebs: Rehabilitation
Knochenkrebs: Nachsorge
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Fruchtbarkeit
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Nierenfunktion
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Orthopädische Probleme
Impfschutz nach einer Krebserkrankung
Psychosoziale Spätfolgen
Knochenkrebs: Ursachen
Knochenkrebs: Weiterführende Informationen
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