Illness name: scheidenriss
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Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Ein
Scheidenriss
der Frau entsteht in der Regel bei einer Geburt. Vor allem bei Zangen- oder Saugglockengeburten ist das Risiko erhöht. Als Symptome des Scheidenrisses treten Blutungen und Schmerzen auf. Ärzte versorgen den Riss meist durch eine chirurgische Naht gleich nach der Geburt. Lesen Sie hier alles über den Scheidenriss, die Risiken dafür und die Behandlung!
Ein Scheidenriss ist eine blutende Verletzung der Vagina. Er entsteht in der Regel bei einer natürlichen vaginalen Geburt oder einer vaginal-operativen Entbindung.
In letzterem Fall passiert das Kind ebenfalls die Scheide, im Gegensatz zur spontanen Geburt setzen Ärzte aber Hilfsmittel wie die Geburtszange (Forcepsentbindung) oder die Saugglocke (Vakuumextraktion) ein, um dem Kind auf die Welt zu helfen. Diese Instrumente erhöhen das Risiko für die Entstehung eines Scheidenrisses.
Ein Scheidenriss kommt an verschiedenen Abschnitten der Vagina vor. Sie ist ein Muskelschlauch und am oberen Ende über den Muttermund mit dem
Gebärmutterhals
verbunden. In einigen Fällen reißt die Vagina weit oben am Übergang zum Gebärmutterhals. Manchmal reicht der Riss auch in die
Schamlippen
oder in den Damm.
Der Grund für einen Scheidenriss ist am häufigsten eine vaginale Geburt. Auch bei einer Spontangeburt tritt manchmal ein Scheidenriss auf. Häufiger ist er jedoch bei einer Zangen- oder Saugglockengeburt. Weitere Risikofaktoren für einen Scheidenriss sind ein tiefer
Dammriss
oder ein zu kleiner Dammschnitt (Episiotomie).
Auch durch zu starkes Pressen während der Geburt kommt es mitunter zu einem Scheidenriss. Wenn das Gewebe nicht genug dehnbar ist oder verkrampft (zum Beispiel aus
Angst
), steigt ebenfalls das Risiko, dass es reißt. Auf Seiten des Kindes zählen ein großer Kopf und Schultergürtel oder Lageanomalien zu den Ursachen für einen Scheidenriss.
Insgesamt hat der Scheidenriss eine gute Prognose. In der Regel verheilt er innerhalb weniger Tage. Ärzte verwenden meist resorbierbare (selbstauflösende) Fäden für die Naht, sie müssen deshalb später nicht gezogen werden.
Manchmal stören Blutergüsse (Hämatom) die
Wundheilung
. Unter Umständen entfernen Ärzte den Bluterguss, damit der Scheidenriss besser heilt. In bestimmten Fällen heilt die Wunde trotz chirurgischer Versorgung nicht (Nahtdehiszenz), etwa durch folgende Ursachen:
Diese Komplikationen erfordern spezielle Behandlungen, damit der
Scheidenriss
gut heilt. Bei Wundheilungsstörungen kommt es vor, dass das Ergebnis kosmetisch nicht befriedigend ist.
Ärzte behandeln einen Scheidenriss in der Regel chirurgisch. Dabei nähen sie die beiden Wundränder wieder aneinander. Die Nahttechnik ist entweder eine Einzelknopfnaht, das heißt, es werden mehrere einzelne Fäden gesetzt. Alternativ erfolgt eine fortlaufende Naht mit nur einem Knoten.
Vor der Scheidenriss-Naht betäubt der Arzt die entsprechende Stelle (
Lokalanästhesie
). Dabei wird das Anästhetikum entweder unter die Schleimhaut der Scheide gespritzt oder als Spray aufgetragen. Die lokale Betäubung verhindert, dass der Schmerzreiz über die Nervenbahnen weitergeleitet wird.
Nach einer kurzen Einwirkzeit näht der Arzt den Scheidenriss, ohne dass die Frau Schmerzen verspürt. Liegt der Riss tief, nahe der
Gebärmutter
oder reicht ein Labienriss bis in die
Klitoris
, erfolgt die Naht in Vollnarkose.
Ist ein Scheidenriss außerhalb einer klinischen Einrichtung aufgetreten, wird die Patientin in eine Klinik transportiert. Die Frau liegt dabei auf dem Rücken mit überkreuzten Beinen und einer Kompresse in der Vagina, um die Blutung zu stillen.
Handelt es sich nicht um einen einfachen Scheidenriss, sondern um einen Scheidenabriss von der Gebärmutter (Kolporrhexis), ist meist eine chirurgische Versorgung über eine Bauchoperation (
Laparotomie
) nötig. Ein Scheidenabriss blutet häufig sehr stark und ist potenziell lebensbedrohlich.
Da viele Arterien, die die Gebärmutter (Uterus) versorgen, durch den Riss beschädigt werden, ist es mitunter notwendig, den Uterus zu entfernen. Dies ist unter Umständen für die Patientin lebensrettend.
Ein längs verlaufender Labienriss blutet meist nur kurz. Daher vernähen Ärzte ihn nicht immer. Ein querverlaufender Labienriss benötigt hingegen fast immer eine chirurgische Behandlung.
Nach einer Spontangeburt oder auch Zangen- oder Saugglockengeburt bluten Frauen mitunter stark aus der Scheide. Bei einem Scheidenriss läuft das
Blut
unter Umständen ins Körperinnere. Dann ist die Blutung nach außen nur schwach. Der Frauenarzt erkennt den Scheidenriss meist bei der nachgeburtlichen Untersuchung.
Ein Scheidenriss verursacht manchmal starke, in einigen Fällen aber auch nur wenige Schmerzen. Ein Labienriss, also ein Riss der Schamlippen, schmerzt dagegen in der Regel sehr stark, weil die Schamlippen viele Nervenendigungen tragen.
Einen Scheidenriss diagnostiziert und behandelt Ihr Frauenarzt (Gynäkologe). Sollte er den Verdacht auf einen Scheidenriss haben, stellt er – sofern er nicht selbst der entbindende Arzt war – unter anderem folgende Fragen, um Ihre Krankheitsgeschichte (
Anamnese
) zu erheben:
Anschließend untersucht Ihr Arzt die Vagina mithilfe eines sogenannten Spekulums (Scheidenspiegel). Dies ermöglicht es ihm, die gesamte Scheidenschleimhaut zu begutachten und einen Scheidenriss zu erkennen. Diese Spekulumuntersuchung erfolgt routinemäßig nach jeder vaginalen Entbindung.
Außerdem begutachtet der Arzt den Damm, also die Hautbrücke zwischen Scheide und After. Hier liegt begleitend zum Scheidenriss manchmal ein Dammriss vor.
Kommt es nach der Entbindung zu einer Blutung, grenzt der Arzt andere Ursachen von einem möglichen Scheidenriss ab. Dazu zählen unter anderem:
Um das Scheidenriss-Risiko zu senken, sind tägliche Massagen des Damms in den letzten drei bis fünf Wochen vor der Geburt hilfreich. Dies verbessert ein wenig die Gewebeelastizität. Um die Dehnbarkeit des Gewebes zu unterstützen, legen Hebammen unter der Geburt mitunter feucht-warme Kompressen auf den Schambereich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Scheidenriss
Kurzübersicht
Was ist ein Scheidenriss?
Scheidenriss: Erläuterungen anhand der Anatomie
Wann tritt ein Scheidenriss auf?
Wie lange dauert die Heilung bei einem Scheidenriss?
Welche Behandlung erfolgt bei einem Scheidenriss?
Behandlung außerhalb einer Klinik
Behandlung in besonderen Fällen
Wie äußert sich ein Scheidenriss?
Welche Untersuchungen erfolgen bei einem Scheidenriss?
Körperliche Untersuchung
Andere mögliche Erkrankungen
Wie lässt sich einem Scheidenriss vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen