Illness name: toxoplasmose
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Toxoplasmose
ist eine durch Parasiten verursachte Infektionskrankheit. Infiziert sich eine Frau während der Schwangerschaft mit dem Erreger, ist eine Behandlung dringend erforderlich, um das ungeborene Kind möglichst vor einer Ansteckung zu schützen. Bei Personen mit einem gesunden Immunsystem bleibt die Infektion im Gegensatz zu Immungeschwächten häufig unbemerkt. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Toxoplasmose!
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den
Parasiten
Toxoplasma gondii
verursacht wird. Sie zählt zu den Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragbar ist (Zoonose). So ist es möglich, dass sich der Mensch als Zwischenwirt des Parasiten mit Toxoplasmose infiziert.
Eine Toxoplasmose tritt bei Menschen aller Altersgruppen auf. Die Infektion verläuft
meist unbemerkt
und nur selten treten Beschwerden auf. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem hat Toxoplasmose unter Umständen jedoch ernste Folgen. Das Gleiche gilt bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft.
Bei einer Toxoplasmose-Infektion bildet der Körper spezifische Antikörper gegen den Parasiten. Ein Teil davon zirkuliert auch nach dem Abheilen weiterhin im
Blut
des Betroffenen. So ist dieser künftig vor einer erneuten Toxoplasmose geschützt (
lebenslange Immunität
) – außer, es entwickelt sich irgendwann eine Immunschwäche (etwa durch HIV). Dann ist es möglich, erneut eine Toxoplasmose zu bekommen.
Infektionen mit dem Erreger
Toxoplasma gondii
treten bei Menschen und Tieren weltweit auf. Die Häufigkeit von Toxoplasmose-Infektionen variiert dabei je nach Region (hoher Durchseuchungsgrad, bei Erwachsenen zwischen 50 bis 80 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit, dass die Infektion während einer Schwangerschaft erfolgt, liegt in Europa zwischen 0,4 bis 2,6 Prozent.
Wenn ein Kind mit einer im Mutterleib erworbenen Toxoplasmose geboren wird, ist das dem Robert Koch-Institut (RKI) zu melden. Das RKI ist die zentrale Einrichtung für Krankheitsüberwachung und -prävention in Deutschland.
Wenn sich eine schwangere Frau mit Toxoplasmose infiziert, besteht die Gefahr, dass sie die Toxoplasmen auf das Ungeborene überträgt (kongenitale oder konnatale Toxoplasmose). Dieses sogenannte Transmissionsrisiko nimmt mit der Schwangerschaftsdauer zu. Parallel dazu sinkt aber die Gefahr schwerer Komplikationen.
Die Gefahr für das Ungeborene hängt also unter anderem vom Zeitpunkt der Infektion ab. So beträgt das Transmissionsrisiko der Toxoplasmose im 1. Trimenon/Trimester 15 Prozent, im 2. Trimenon/Trimester 30 Prozent und im 3. Trimenon/Trimester 60 Prozent.
Wie äußert sich Toxoplasmose und welche Folgeerkrankungen gibt es? Zwischen der Ansteckung mit Toxoplasmose und dem Auftreten der ersten Beschwerden vergehen meist zwei bis drei Wochen. Diese Zeitspanne bis zum Ausbruch der Toxoplasmose nennt man
Inkubationszeit
.
Bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem verläuft die Toxoplasmose in etwa neun von zehn Fällen
ohne Symptome
. Selten ruft die Infektion
grippeähnliche Symptome
wie leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie
Müdigkeit
hervor.
Außerdem schwellen bei einer Toxoplasmose gegebenenfalls die Lymphknoten an (meist im Hals- und Nackenbereich, gelegentlich am ganzen Körper). Mediziner sprechen dann von
Lymphknotentoxoplasmose
.
Selten betrifft die Toxoplasmose Augen oder andere Organe. Dann entwickelt sich zum Beispiel eine Entzündung der Netz- und Aderhaut im
Auge
(Retinochorioiditis oder Chorioretinitis) oder eine Gehirnentzündung (
Enzephalitis
).
Eine Toxoplasmose-Infektion verläuft gegebenenfalls auch
chronisch
. Die Betroffenen merken meist nichts davon (latenter Verlauf).
Bei einer Immunschwäche nimmt die Toxoplasmose gegebenenfalls einen schweren Verlauf. Das gilt zum Beispiel für AIDS-Patienten sowie nach einer Organtransplantation. Oft handelt es sich nicht um eine Erstinfektion. Stattdessen haben sich die meisten Betroffenen schon früher mit dem Toxoplasmose-Erreger infiziert.
Dieser schlummerte dann zum Teil jahrelang unbemerkt (latent) im Körper, bevor er reaktiviert wird. Sehr oft entwickelt sich dann eine
Gehirnentzündung
(Enzephalitis).
Die auftretenden Symptome hängen davon ab, welche Hirnregion von der Entzündung betroffen ist. So entwickeln sich beispielsweise
Im Falle einer sogenannten zerebralen Toxoplasmose bleibt die Entzündung auf das Zentralnervensystem (ZNS) beschränkt. Eine reaktivierte zerebrale Toxoplasmose entsteht möglicherweise, wenn es im Rahmen einer HIV-Infektion zu einer Immunschwäche kommt.
Seltener betrifft eine Toxomplasmose bei Immungeschwächten die
Augen
. Der Erreger befällt aber möglicherweise auch alle anderen Organe (
Herz
,
Lunge
,
Leber
et cetera
). Die Folgen sind dann beispielsweise eine bestimmte Art der
Lungenentzündung
(interstitielle Pneumonie) oder eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis).
Eine Toxoplasmose-Infektion im ersten Schwangerschaftsdrittel ist selten. Sie führt entweder zu einer Fehlgeburt beziehungsweise
Totgeburt
oder verursacht schwere Schäden am Ungeborenen. Dazu zählen:
Toxoplasmose-Infektionen in der späteren Schwangerschaft verlaufen anfänglich meist ohne Symptome. Viele der betroffenen Kinder entwickeln aber im Verlauf der nächsten zwanzig Jahre
Folgeschäden
wie Schielen (
Strabismus
),
Taubheit
oder
Epilepsie
. Auch eine psychomotorische Entwicklungsverzögerung (Retardierung) zählt zu den möglichen Spätfolgen einer im Mutterleib erworbenen Toxoplasmose.
Im Falle der Toxoplasmose dienen Menschen dem Parasiten nur als Zwischenwirt (ebenso wie zum Beispiel Schweine, Rinder, Hunde und andere nicht-katzenartige Tiere); die Hauptwirte sind Katzen und katzenartige Raubtiere.
Katzen infizieren sich mit Toxoplasmose, indem sie Oozysten, infizierte Beutetiere (zum Beispiel Mäuse) oder zystenhaltiges Fleisch (zum Beispiel vom Schwein, Schaf) aufnehmen.
Im
Darm
der Katze vermehrt sich der Parasit und entwickelt eierartige Vorstadien (Oozysten). Diese scheiden Katzen nach einer Erstinfektion in großer Zahl mit dem Kot aus. Nach ein bis vier Tagen Reifung an der Luft sind die Oozysten infektiös und bleiben dies einige Monate lang.
Wie wird Toxoplasmose übertragen? Säugetiere, Vögel und Menschen stecken sich meist über verunreinigte Nahrung mit dem Toxoplasmose-Erreger an. Für Toxoplasmose-Infektionen beim Mensch sind hauptsächlich zwei Infektionswege verantwortlich: Aufnahme von Toxoplasma-Zysten oder die Aufnahme von infektiösen Oozysten.
Zu Ersterem zählt der Verzehr von
ungenügend erhitzten oder rohen Fleisch- und Wurstprodukten
, die
Zysten
des Parasiten enthalten. Meist handelt es sich um Schweine-, Schafs- und Ziegenfleisch, manchmal aber auch um Wild und Geflügel.
Bereits das einmalige Abschmecken roher Fleischgerichte reicht für eine Ansteckung mit Toxoplasmose aus!
Lebensmittel, die in der Erde oder in Bodennähe wachsen (
Gemüse, Obst
), sind möglicherweise mit den Oozysten von
Toxoplasma gondii
(etwa durch Katzenkot) verunreinigt und damit infektiös.
Zudem ist eine
Schmierinfektion
möglich, also die direkte Übertragung der Toxoplasmose-Erreger. Wenn man etwa beim Reinigen des Katzenklos mit infektiösem Kot in Kontakt kommt und sich dann mit den ungewaschenen Händen an den
Mund
greift, erfolgt möglicherweise eine Ansteckung mit Toxoplasmose. Auch bei der Gartenarbeit ist es möglich, sich zu infizieren, wenn man in der von Katzenkot verunreinigten Erde wühlt.
Relativ selten überträgt die Mutter die Parasiten im Mutterleib
auf das Ungeborene
. Das passiert möglicherweise, wenn sich die Frau während der Schwangerschaft erstmals mit dem Toxoplasmose-Erreger infiziert. Erfolgte die Ansteckung schon vor der Schwangerschaft, besteht in der Regel keine Gefahr für das Ungeborene: Die Antikörper, die der mütterliche Organismus gegen den Erreger produziert hat, schützen das Kind vor einer Ansteckung.
Zu den ebenfalls recht seltenen Infektionswegen zählt die
Parasitenübertragung bei Transplantationen
– also wenn Ärzte einem Patienten die Organe eines an Toxoplasmose erkrankten Spenders übertragen.
Die genannten Symptome geben dem Arzt erste Hinweise auf eine mögliche Infektion mit Toxoplasmen. Zur Klärung des Verdachts stehen verschiedene Diagnosemethoden zur Verfügung:
Patienten mit
gesundem Immunsystem
entnimmt der Arzt in der Regel eine Blutprobe, um sie auf körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Toxoplasmen zu untersuchen. Die Art und Menge der Antikörper zeigen an, ob der Patient früher schon mit Toxoplasmose infiziert war oder ob es sich um eine aktuelle Infektion handelt. Im zweiten Fall verrät der Antikörpertest auch, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Patient befindet.
Um eine aktive Infektion zweifelsfrei festzustellen, gilt es,
den Erreger selbst oder sein Erbgut (DNA)
in Patientenproben nachzuweisen. Auf diese Weise lässt sich eine Toxoplasmose auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem feststellen. Bei ihnen fällt nämlich der Toxoplasmose-Test auf Antikörper gegebenenfalls negativ aus (durch die Abwehrschwäche bildet der Körper nicht ausreichend Antikörper).
Für den direkten Erregernachweis entnimmt der Arzt dem Patienten möglicherweise eine Gewebeprobe (etwa aus den geschwollenen Lymphknoten), um daraus die Toxoplasmen in Zellkultur oder Tierversuch anzuzüchten.
Die Erregeranzucht kommt heutzutage jedoch nur noch selten zum Einsatz. Um das Erbgut des Parasiten aufzuspüren, untersucht man stattdessen vor allem Gewebeproben oder Körperflüssigkeiten des Patienten mittels eines Verfahrens, das man Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nennt.
Eine Toxoplasmose-Untersuchung ist zum Beispiel bei allen Frauen mit Kinderwunsch oder spätestens in der
Frühschwangerschaft
ratsam. Eventuell wiederholt der Arzt den Toxoplasmose-Test im Laufe der Schwangerschaft, wenn der Verdacht besteht, dass sich die Frau zwischenzeitlich angesteckt hat.
Wenn der Arzt in der Schwangerschaft Toxoplasmose als Erstinfektion feststellt, prüft er anschließend, ob auch das ungeborene Kind infiziert ist. Das geschieht meist über eine
Fruchtwasseruntersuchung
(Amniozentese): Eine Probe des Fruchtwassers untersucht man auf das Erbgut des Erregers.
In Ausnahmefällen diagnostizieren Mediziner eine Toxomplasmose bei Ungeborenen über eine Untersuchung des kindlichen Blutes: Unter Ultraschallsteuerung entnimmt der Arzt mithilfe einer feinen Hohlnadel Blut aus der
Nabelschnur
(
ultraschallgesteuerte Nabelschnurpunktion
). Es wird im Labor auf Erbgut-Schnipsel von Toxoplasmen untersucht.
Bei erwiesener konnataler Toxoplasmose stellt der Arzt mittels
Ultraschall
fest, ob die Infektion beim Kind zu Organveränderungen geführt hat.
Neugeborene testet man auf angeborene Toxoplasmose, indem man im kindlichen Blut nach Antikörpern gegen Toxoplasmen sucht.
Toxoplasmose positiv und jetzt? Die akute Form der Toxoplasmose ist eine selbstlimitierende Erkrankung. Aus diesem Grund ist eine Behandlung bei Patienten mit einem gesunden Immunsystem und nicht-schwangeren Frauen für gewöhnlich nicht nötig. Ob und wie die Infektion im jeweiligen Fall zu behandeln ist, entscheidet der behandelnde Arzt.
Eine Behandlung ist aber zwingend nötig bei:
Die Toxoplasmose-Therapie erfolgt in der Regel mit speziellen Antibiotika und/oder Antiparasitika wie Sulfadiazin, Spiramycin,
Clindamycin
und Pyrimethamin.
Was tun bei einer Toxoplasmose in der Schwangerschaft? Eine Erstinfektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft gilt es
umgehend zu behandeln
. Schwangere bis Ende der 15. Schwangerschaftswoche erhalten das Antibiotikum Spiramycin. Später empfehlen Fachleute in der Regel eine Kombination aus Pyrimethamin (Antiparasitikum) und Sulfadiazin (Antibiotikum). Zusätzlich verordnet der Arzt Folinsäure, um schwere Knochenmarksschäden zu verhindern.
Während der Behandlung überwacht der behandelnde Arzt Blutbild und Leberfunktionswerte der Patientin engmaschig.
Neugeborene, die mit einer Toxoplasmose zur Welt kommen, erhalten ebenfalls die drei Präparate Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure. Die Dauer der Behandlung hängt von der Schwere der Erkrankung ab.
Der Verlauf ist normalerweise günstig. Nur in sehr seltenen Fällen (etwa bei Immunschwäche) entwickeln sich bei einer Toxoplasmose ernste Symptome wie Entzündungen von
Gehirn
, Herz oder
Netzhaut
.
Wenn man eine Toxoplasmose in der Schwangerschaft konsequent behandelt, kommen die Babys oft ohne besondere Symptome auf die Welt. Manche weisen jedoch
Narben
auf der Augennetzhaut auf. Außerdem entwickeln einige der Kinder erst nach Jahren Symptome wie Aufmerksamkeitsstörungen.
Bei einer Ansteckung mit
Toxoplasma gondii
bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen den Erreger. Dadurch sind Betroffene in der Regel lebenslang vor einer erneuten Ansteckung mit
Toxoplasmose
geschützt.
Es gibt eine Reihe von Verhaltensregeln, die das Risiko einer Toxoplasmose-Ansteckung verringern. Dazu zählen:
Während der Schwangerschaft
raten Experten Frauen, die noch keine Toxoplasmose-Infektion durchlebt haben und somit keine Antikörper gegen den Parasiten besitzen, sich besonders an die empfohlenen Vorbeugemaßnahmen (zum Beispiel im Umgang mit Katzen) zu halten. Dabei gelten im Umgang mit Katzen besondere Ratschläge:
Eine vorbeugende Impfung gegen Toxoplasmose steht nicht zur Verfügung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Toxoplasmose
Kurzübersicht
Was ist eine Toxoplasmose?
Toxoplasmose: Häufigkeit
Toxoplasmose in der Schwangerschaft
Wie äußert sich Toxoplasmose?
Toxoplasmose-Symptome bei gesundem Immunsystem
Toxoplasmose-Symptome bei geschwächtem Immunsystem
Toxoplasmose-Symptome in der Schwangerschaft
Toxoplasmose-Infektion in der Frühschwangerschaft
Toxoplasmose-Infektion in der späteren Schwangerschaft
Ursachen und Risikofaktoren
Infektionswege
Toxoplasmose: Untersuchungen und Diagnose
Test auf Antikörper
Direkter Nachweis
Diagnose in der Schwangerschaft
Behandlung
Behandlung in der Schwangerschaft
Behandlung von Neugeborenen
Toxoplasmose: Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugen
Weiterführende Informationen
Autoren- & Quelleninformationen