Illness name: fruktoseintoleranz
Description:
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Menschen mit
Fruktoseintoleranz
vertragen keinen Fruchtzucker. Meist ist diese Stoffwechselstörung erworben, wobei die Betroffenen dann für gewöhnlich zumindest kleine Fruchtzuckermengen essen können. Dann sprechen Mediziner von einer sogenannten Fruktosemalabsorption. Nicht so bei der seltenen angeborenen Fruktoseintoleranz: Die Ernährung muss hier strikt frei von Fruchtzucker sein. Fruchtzucker steckt übrigens nicht nur in Obst, sondern beispielsweise auch in Gemüse, Bier und Süßigkeiten. Lesen Sie hier mehr über Fruktoseintoleranz!
Bei der Fruktoseintoleranz handelt es sich um eine Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit. Betroffene vertragen Fruchtzucker (Fruktose) nur eingeschränkt oder überhaupt nicht. Es gibt zwei Formen der Stoffwechselstörung – die Fruktosemalabsorption und die hereditäre Fruktoseintoleranz:
Sie ist die häufigere Form der Fruchzuckerunverträglichkeit und wird auch
intestinale Fruktoseintoleranz
genannt. Der Begriff Fruktosemalabsorption deutet an, wo das Problem der Betroffenen liegt: Der Fruchtzucker kann nicht richtig aus dem
Dünndarm
ins
Blut
aufgenommen (absorbiert) werden. Stattdessen gelangt er weiter in den
Dickdarm
, wo ihn
Bakterien
zersetzen. Dabei entstehen Gase, die zu
Bauchschmerzen
,
Blähungen
und/oder
Durchfall
führen können.
Laut Allergieinformationsdienst tritt eine Fruktosemalabsorption relativ häufig auf: In Europa und Nordamerika sind davon ungefähr jeder dritte Erwachsene und zwei von drei Kleinkindern betroffen.
Die Fruktosemalabsorption kann im Laufe des Lebens wieder verschwinden. Oder sie lässt sich mit einer angepassten Ernährung in den Griff bekommen (wenig Fruchtzucker je nach individueller Verträglichkeit).
Die hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) ist deutlich seltener. Bei den Betroffenen gelangt der Fruchtzucker zwar aus dem
Darm
ins Blut. Die
Leber
aber kann ihn nicht richtig abbauen, weil das dafür notwendige Enzym (Fruktose-1-Phosphat-Aldolase) nicht in ausreichender Menge vorhanden ist.
Dieser potenziell lebensbedrohliche Defekt des Fruktosestoffwechsels tritt schon im Säuglingsalter auf. Bereits geringe Mengen Fruktose können bei den Betroffenen schwere gesundheitliche Komplikationen (z. B. Nieren- und Leberschäden) verursachen.
Die hereditäre Fruktoseintoleranz bleibt ein Leben lang bestehen und erfordert zeitlebens eine spezielle Diät.
Am häufigsten löst der Verzehr von Fruchtzucker bei Fruktosemalabsorption (intestinaler Fruktoseintoleranz) Blähungen und Durchfall aus. Diese Beschwerden sind unangenehm und für die Betroffenen im Alltag oft belastend, an sich aber harmlos.
Schwerwiegendere Folgen hat die hereditäre Fruktoseintoleranz: Hier kann der Verzehr von Fruchtzucker neben Übelkeit und Erbrechen auch Verwirrtheit,
Schwindel
, Schweißausbrüche und sogar Krampfanfälle und Koma verursachen. Außerdem sind Leber- und Nierenschäden möglich.
Mehr über mögliche Beschwerden bei Fruchtzuckerunverträglichkeit lesen Sie im Beitrag
Fruktoseintoleranz - Symptome
.
Auch Menschen ohne Fruktoseintoleranz vertragen nur eine gewisse Menge an Fruchtzucker. Normalerweise kann der Körper ungefähr 25 Gramm Fruchtzucker auf einmal aufnehmen. Zur Orientierung: 100 Gramm frische Datteln enthalten ungefähr 31 Gramm Fruktose. Ein Apfel mit einem Gewicht von 125 Gramm liefert circa neun Gramm Fruchtzucker.
Wenn man die natürliche Aufnahmekapazität für Fruktose überschreitet, gelangt der überschüssige Fruchtzucker in den Dickdarm. Dort wird er von Bakterien gespalten, wobei Gase (u.a. Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Methan) sowie kurzkettige Fettsäuren entstehen. Diese können zu Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung führen.
Enthält die zugeführte Mahlzeit neben dem Fruchtzucker nur wenig Fette oder Eiweiße, wandert die Fruktose beschleunigt durch den Dünndarm. Dann bliebt weniger Zeit für ihre Aufnahme, sodass mehr Fruchtzucker in den Dickdarm weitertransportiert wird – und dann möglicherweise Beschwerden auslöst.
Eine
intestinale Fruktoseunverträglichkeit
(Fruktosemalabsorption) liegt erst dann vor, wenn jemand schon bei Aufnahme von nur 25 Gramm Fruktose (oder sogar noch weniger) unangenehme Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall entwickelt. Menschen mit einer
hereditären Fruktoseintoleranz
vertragen überhaupt keinen Fruchtzucker.
Fruchtzucker ist ein Einfachzucker. Der Körper muss ihn also nicht erst in seine Bestandteile zerlegen, sondern kann ihn direkt über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufnehmen. Den Transport des Fruchtzuckers aus dem Innere des Darms in die Zellen der Darmwand übernehmen bestimmte Membranproteine – Glukosetransporter 5 (
GLUT 5
) genannt.
Bei Fruktosemalabsorption liegt ein Defekt in diesem Transporter vor. Dadurch ist die Aufnahme von Fruchtzucker aus dem Darm eingeschränkt. In der Folge kann schon eine relativ kleine Menge an Fruchtzucker nicht mehr bewältigt werden und gelangt weiter in den Dickdarm.
Die Transporter-Störung kann vorübergehend bestehen (z.B. bei einer akuten Magen-Darm-Entzündung) oder von Dauer beziehungsweise angeboren sein (etwa bei Menschen mit
Morbus Crohn
).
Fruktose steckt nicht nur als Einzelzucker in Früchten, sondern auch in gewöhnlichem Haushaltszucker (Saccharose): Dieser ist ein Zweifachzucker, bestehend aus Fruktose und Glukose (Traubenzucker).
Wenn wir also
Haushaltszucker
essen, wird dieser im Dünndarm zunächst in Frucht- und Traubenzucker aufgespalten (die Saccharose selbst kann nämlich nicht die Darmwand passieren). Diese Einzelzucker kann der Darm dann aufnehmen. Dabei stimuliert Traubenzucker den Glukosetransporter GLUT 5, wodurch sich auch die Fruchtzuckeraufnahme verbessert. Aus diesem Grund vertragen selbst Menschen mit einer intestinalen Fruchtzuckerunverträglichkeit Haushaltszucker meist gut, obwohl darin Fruchtzucker enthalten ist.
Körperliches Training
hingegen soll die Transportkapazität von GLUT 5 verschlechtern. Eine ungünstige Wirkung hat auch
Sorbit
(Sorbitol) – ein Zuckeralkohol, der oft Lebensmitteln etwa als als Zuckeraustauschstoff oder Feuchthaltemittel zugesetzt wird (E420). Er benutzt für die Passage durch die Darmwand den gleichen Transporter wie die Fruktose und kann ihr deswegen Konkurrenz macht.
Bei der hereditären Fruktoseintoleranz liegt von
Geburt
an ein
Mangel an Fruktose-1-Phosphat-Aldolase
(auch Aldolase-B genannt) vor. Dieses Enzym ist am Fruktosestoffwechsel beteiligt: Der Körper baut die Fruktose schrittweise ab, um daraus Energie zu gewinnen.
Für einen der Abbauschritte ist das Enzym Fruktose-1-Phosphat-Aldolase notwendig. Ist es nicht in ausreichender Menge vorhanden, sammelt sich ein Zwischenprodukt des Fruktoseabbaus an (Fruktose-1-Phosphat). Das hemmt
Enzyme
, die der Körper braucht, um seinen wichtigsten Energieliefernaten – Traubenzucker (Glukose) – zur Energiegewinnung zu verbrennen (Glykolyse) beziehungsweise bei erhöhtem Energiebedarf neue Glukose herzustellen (Glukoneogenese).
Dadurch kann es zu einer Unterzuckerung (
Hypoglykämie
) mit entsprechenden Symptomen wie Schwindel, Kaltschweißigkeit und Zittern kommen. Außerdem schädigen die anfallenden Stoffwechselprodukte Leber,
Niere
und Darmschleimhaut.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Fruktoseintoleranz ist ein Facharzt für Innere Medizin, der auf Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert ist (
Gastroenterologe)
.
Zuerst erhebt der Arzt Ihre
Krankengeschichte
, indem er Sie zu Ihren aktuellen Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen befragt (
Anamnese
). Mögliche Fragen dabei sind zum Beispiel:
Nach diesem Patientengespräch folgt die
körperliche Untersuchung
. Dabei hört der Arzt mit dem Stethoskop Ihren Bauch ab, um die Darmgeräusche zu überprüfen. Außerdem klopft und tastet er den Bauch ab. So kann er gegebenenfalls vermehrte Luftansammlungen im Verdauungstrakt feststellen.
Da der Darm von außen nur eingeschränkt beurteilbar ist, sind für eine Fruktoseintoleranz-Diagnose in der Regel weitere Untersuchungen notwendig. Der
Fruktoseintoleranz-Test,
bei dem der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen wird, ist dabei zentraler Bestandteil der Diagnostik. Außerdem kann eine
Blutentnahme
erfolgen, um eine hereditäre Fruktoseintoleranz zu erkennen und andere Krankheiten auszuschließen.
Vor einem Fruktoseintoleranz-Test muss der Arzt eine hereditäre Fruktoseintoleranz unbedingt ausschließen, da sonst bedrohliche Unterzuckerungszustände entstehen können.
Besteht der Verdacht auf eine intestinale Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktosemalabsorption), führt der Arzt in der Regel einen Fructoseintoleranz-Test durch. Für ein aussagekräftiges Ergebnis muss der Patient nüchtern sein. Zu Testbeginn pustet er in ein Gerät, das die Wasserstoffkonzentration in seiner Ausatemluft misst. Dann trinkt er definierte Fruktose-Lösung (meist: 25 Gramm Fruktose in 250 Milliliter Wasser). Danach erfolgen in halbstündigem Abstand weitere Atemluft-Messungen. Insgesamt sollte der Arzt bei einem Fruktoseintoleranz-Test mindestens zwei Stunden lang Messwerte nehmen.
Was sagt das Testergebnis aus? Eine erhöhte Konzentration an Wasserstoff in der Ausatemluft weist auf eine Fruktosemalabsorption hin. Denn wenn Bakterien im Dickdarm die Fruktose spalten, weil der Transport über den Dünndarm nicht oder nur eingeschränkt funktioniert, entsteht dabei Wasserstoff (H2). Dieser wandert in die
Lunge
und von dort in die Ausatemluft.
Bei manchen Menschen mit intestinaler Fruktoseintoleranz entsteht neben Wasserstoff auch Methan. Das verbraucht Wasserstoff, weshalb er sich in der Atemluft nicht mehr nachweisen lässt. Um auch bei diesen Menschen eine Fruktosemalabsorption diagnostizieren zu können, kann der Arzt zusätzlich den Methangehalt der Ausatemluft messen.
Treten Symptome einer Fruchtzuckerunverträglichkeit schon kurz nach der Geburt auf oder leiden enge Verwandte unter einer hereditären Fruktoseintoleranz, kann der Arzt eine
genetische Untersuchung
anhand einer Blutanalyse durchführen: Charakteristische Genveränderungen belegen eine hereditäre Fruktoseintoleranz.
Mittels
Analyse von Gewebeproben
aus Leber, Niere oder Dünndarm lässt sich der genetisch bedingte Enzymmangel nachweisen.
Die einzig wirksame Ansatzpunkt bei der Therapie von Fructoseintoleranz ist die Ernährung. Betroffene müssen eine gewisse Diät einhalten, um Beschwerden zu vermeiden.
Bei der
hereditären Fruktoseintoleranz
sind Nahrungsmittel mit Fruchtzucker komplett tabu. Das gilt nicht nur für feste Nahrung, sondern auch für Getränke. Beispielsweise muss man bei hereditärer Fructoseintoleranz Alkohol und Limonaden vom Speiseplan streichen, da sie oft Fruchtzucker enthalten.
Bei einer
erworbenen Fruktoseintoleranz (Fruktosemalabsorption)
ist die Diät nicht ganz so streng. In diesem Fall ist es sogar falsch, völlig auf Fruktose zu verzichten. Eine fruktosefreie Kost würde zwar anfänglich die Symptome verbessern. Bei längerer Fruchtzuckerabstinenz vermindert sich allerdings die Zahl der relevanten Zuckertransporter im Darm. Dann können sogar kleine Fruchtzuckermengen, die anfangs noch unproblematisch waren, Symptome verursachen.
Stattdessen wird Menschen mit Fruktosemalabsorption eine mehrstufige Ernährungstherapie in Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater empfohlen:
Was essen Menschen bei dieser Diät? Welche Nahrungsmittel bei einer Fruktoseintoleranz problematisch sind und welche in Ordnung gehen, lesen Sie im Beitrag
Fruktoseintoleranz–Tabelle
.
Die
hereditäre Fruktoseintoleranz
bleibt lebenslang bestehen. Damit keine Symptome und gravierende Schäden (wie Leber- und Nierenschäden) auftreten, müssen Betroffene immer und dauerhaft eine fruktosefreie Diät einhalten. Auch Sorbit und Saccharose (Haushaltszucker) sind verboten.
Die
Fruktosemalabsorption
tritt manchmal nur zeitweise auf beziehungsweise verschwindet von allein wieder. In anderen Fällen bleibt sie lebenslang bestehen. Sie lässt sich aber im Regelfall mit einer individuell angepassten Ernährung in den Griff bekommen: Eine Kost mit je nach Verträglichkeit wenig Fruktose und Sorbit kann die unangenehmen, aber an sich harmlosen Beschwerden der intestinalen Fruktoseintoleranz verhindern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Fruktoseintoleranz
Fruktoseintoleranz: Beschreibung
Unterschiedliche Formen der Fruchtzuckerunverträglichkeit
Fruktosemalabsorption
Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI)
Fruktoseintoleranz: Symptome
Fruktoseintoleranz: Ursachen und Risikofaktoren
Fruktosemalabsorption – gestörter Zuckertransport
Was den Fruktosetransport erleichtert und erschwert
Hereditäre Fruktoseintoleranz – angeborener Enzymmangel
Fruktoseintoleranz: Untersuchungen und Diagnose
Fruktoseintoleranz-Test
Hereditäre-Fruktoseintoleranz-Test
Fruktoseintoleranz: Behandlung
Fruktoseintoleranz - Tabelle
Fruktoseintoleranz: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen