Illness name: bisswunden
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Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Bisswunden können einem durch ein Tier oder einem Menschen zugefügt werden. In leichteren Fällen wird nur die Haut verletzt. Bei tiefen Bisswunden dagegen können zusätzlich noch Muskeln, Nerven oder Knochen verletzt werden. Ob tief oder nicht – jede Bisswunde kann sich infizieren, da sich im Speichel von Tieren und Menschen verschiedenste Keime tummeln. Deshalb sollten Bisswunden immer ernst genommen werden. Lesen Sie hier, wie Sie im Fall einer Bisswunde Erste Hilfe leisten.
Achtung!
Bei Bisswunden beeinflusst das Ausmaß der Verletzung, wie man sie richtig versorgt. Prinzipiell unterscheidet man drei Schweregrade:
Allerdings ist es für Laien kaum möglich, den Schweregrad einer Bissverletzung richtig zu beurteilen. Deshalb sollte jede Bisswunde als Notfall betrachtet und von einem Arzt behandelt werden. Zunächst gilt es aber bei Bissverletzungen
Erste Hilfe
zu leisten:
Je nachdem, welches Tier zubeißt, weisen Bissverletzungen meist typische Verletzungsmuster auf. Vom „Täter“ hängt es auch ab, wie groß etwa das Risiko einer Wundinfektion ist.
Beißt ein Mensch zu, bleibt meist ein ringförmiger Abdruck mit Blutergüssen und punktförmigen Hautabschürfungen zurück. Es besteht erhebliche Infektionsgefahr! So kann ein entsprechend infizierter Mensch beim Zubeißen Aids-Erreger (HIV) oder Hepatitis-Viren (B oder C) übertragen.
Auch Katzenbisse sind sehr infektiös. Sie können beispielsweise eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen oder
Tollwut
übertragen. Der Biss einer Katze hinterlässt typischerweise tiefe, punktförmige Wunden, die aber kaum bluten. Die Gewebeverletzungen können bis zum Knochen reichen. Bei Katzenbissen an der
Hand
werden so oft Fingersehnen und -gelenke in Mitleidenschaft gezogen.
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Katzenbiss
.
Hunde beißen einen Menschen meist an Händen und Unterarmen, bei kleinen Kindern auch im Gesicht. Oft handelt es sich um Reiß- bzw. Quetschwunden mit zerfetztem Rand. Da die Tiere spitze
Zähne
und kräftige Kiefer haben, sind tiefergehende Verletzungen an Muskeln, Sehnen, Gefäßen, Nerven und/oder Knochen keine Seltenheit. Mögliche Wundinfektionen nach einem
Hundebiss
sind etwa Blutvergiftung und Tollwut.
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Hundebiss
.
Nagetiere wie Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Eichhörnchen oder Kaninchen fügen einem meist nur oberflächliche Bisswunden zu. Eine Wundinfektion ist hier selten (z.B. Tollwut, Tularämie = Hasenpest, Rattenbissfieber).
Aufgrund der flachen Zähne der Tiere sind hier Quetschverletzungen (u. a. erkennbar am Bluterguss) charakteristisch.
Typisch für eine Schlangenbisswunde sind zwei Bisspunkte, die wenig bluten. Hat eine Giftschlange zugebissen und dabei Gift injiziert, können Vergiftungssymptome unterschiedlicher Art und Schwere auftreten.
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Schlangenbiss
.
Die größte Gefahr bei einer Bisswunde ist das hohe Infektionsrisiko. Außerdem kann der Angreifer dem Opfer schwere Gewebeschäden zugefügt haben. Beim Biss einer Giftschlange besteht zudem das Risiko einer
Vergiftung
.
Bei Katzen- und Menschenbissen liegt die Infektionsrate bei rund 50 Prozent, bei Hundebissen etwas niedriger. Den Ausgang nehmen solche Wundinfektionen von den vielen Keimen, die im
Speichel
der Tiere und Menschen enthalten sind und die beim Zubeißen in die Wunde gelangen können.
Die Infektionsgefahr bei Bisswunden ist aber auch deshalb groß, weil die Verletzungen oft unterschätzt und dann nicht fachgerecht versorgt werden. Besonders hoch ist das Risiko bei sehr tiefen und bei verschmutzten Wunden sowie dann, wenn das Gewebe stark zerstört wurde.
Je nach Erreger kann es einige Stunden bis mehrere Tage dauern, bis sich die Symptome der Infektion zeigen. Das können zum Beispiel eine Rötung, Schwellung und Schmerzen im Wundbereich sein. Eventuell tritt ein eitriges Sekret aus der Wunde aus. Fieber und allgemeines Unwohlsein sind weitere mögliche Anzeichen einer Wundinfektion.
Leichte Bisswunden verletzen oft nur die oberflächliche Hautschicht (
Epidermis
). Dagegen können tiefergehende Bisse erheblich schwerere Schäden verursachen. Beispielsweise kann sich die
Haut
vom Gewebe darunter lösen (Ablederung/Décollement). Oftmals werden auch Nerven,
Blutgefäße
, Sehnen, Muskeln und/oder Knochen verletzt – teils mit entsprechenden Folgen.
So kann es bei Nervenschäden passieren, dass der Patient im betroffenen Körperareal Temperaturreize und Berührungen nicht mehr so gut wahrnehmen kann (Sensibilitätsstörungen). Auch Bewegungseinschränkungen sind möglich. Gefäßverletzungen können Einblutungen ins Gewebe verursachen. Im schlimmsten Fall wird ein Körperteil durch den Biss komplett abgerissen, zum Beispiel die Hand oder ein
Ohr
.
Nicht bei jedem Biss einer Giftschlange wird Gift in die Bisswunde injiziert. Passiert das doch, hängt es von der Art des Schlangengifts und der injizierten Menge ab, welche gesundheitlichen Folgen es für den Patienten haben kann. Beispielsweise können Nerven geschädigt werden (etwa mit Lähmungserscheinungen), starke
Muskelschmerzen
und Blutgerinnungsstörungen auftreten. Oftmals schwillt auch der Bereich rund um die Bissstelle an, und der Patient entwickelt
Kreislaufprobleme
.
Mit einer Bisswunde sollten Sie immer zum Arzt gehen. Zum einen, weil nur er das Ausmaß der Verletzung richtig einschätzen kann. Zum anderen, weil Bisswunden eine Wundinfektion nach sich ziehen können. Falls nötig oder ratsam, kann der Arzt dem Patienten gleich eine Impfung gegen Tetanus oder Tollwut verabreichen.
Im Gespräch mit dem Patienten bzw. Begleitpersonen wird der Arzt zunächst versuchen, sich ein Bild vom Verletzungshergang und der Bisswunde selbst zu machen (
Anamnese
). Er fragt zum Beispiel, ob sich das Tier auffällig verhalten hat (Tollwutverdacht) und – bei Haustieren - ob es gegen Tollwut geimpft ist. Auch über eine bekannte Abwehrschwäche des Patienten (z.B. bei Diabetes oder Kortisontherapie) sowie die Einnahme von Medikamenten (wie Blutverdünnern) sollte der Arzt informiert werden.
Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei prüft der Arzt unter anderem, wie tief und verschmutzt die Wunde ist und ob es Anzeichen einer Entzündung gibt. Oftmals nimmt er auch eine Blutprobe, unter anderem um sie auf Anzeichen einer Infektion untersuchen zu lassen. Auch ein Wundabstrich kann sehr aufschlussreich sein: Im Labor lassen sich eventuelle Wundkeime nachweisen.
Besteht der Verdacht, dass die Bisswunde mit Knochenverletzungen verbunden ist, bringen bildgebende Verfahren Klarheit (z.B. Röntgen).
Der Arzt wird leichte Bisswunden (nochmals) gründlich reinigen und ausspülen. Danach verschließt er sie mit Pflaster, Klammern oder Naht (
primäre
Wundversorgung
).
Tiefe sowie infizierte Wunden werden dagegen meist noch eine Zeitlang offen gehalten und mehrfach gereinigt, bevor man sie verschließt (
sekundäre Wundversorgung
). Damit will man einer Infektion vorbeugen beziehungsweise eine bestehende Infektion zuerst beseitigen.
Falls notwendig, wird der Arzt vor dem Wundverschluss geschädigtes, abgestorbenes oder infiziertes Gewebe aus dem Wundbereich entfernen (
Debridement
).
Patienten mit tieferen Bisswunden verschreibt der Arzt meist vorbeugend ein Antibiotikum. Das senkt das Risiko einer Wundinfektion. Außerdem verabreicht der Arzt eine Tollwut- und/oder Tetanus-Impfung, wenn der Patient über keinen Impfschutz verfügt und eine entsprechende Infektionsgefahr besteht. Da die Tollwutimpfung aufwendig und für den Betroffenen belastend ist, wird für gewöhnlich erst versucht, den Impfstatus des Bissverursachers (Mensch oder Tier) festzustellen.
Bei einem
Schlangenbiss
werden Patienten oftmals stationär behandelt. Der verletzte Körperteil wird ruhiggestellt.
Bissverletzungen kommen häufig vor. Meist sind es Hunde, die zubeißen, seltener auch Katzen, Pferde, Nagetiere oder andere Menschen. Was tierische Angreifer betrifft, können Sie einiges tun, um Bisswunden vorzubeugen:
Wenn Sie diese Maßnahmen beherzigen, können Sie das Risiko von Bisswunden im Umgang mit Tieren reduzieren.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Bisswunden
Kurzübersicht
Bisswunde: Was tun?
Arten von Bissverletzungen
Menschenbiss
Katzenbiss
Hundebiss
Nagerbiss
Pferdebiss
Schlangenbiss
Bisswunde: Risiken
Bisswunde: Infektion
Gewebeschäden
Vergiftung durch Schlangenbiss
Bissverletzungen: Wann zum Arzt?
Bisswunden: Untersuchungen beim Arzt
Bisswunden: Behandlung durch den Arzt
Bisswunden vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen