Illness name: dammriss
Description:
Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.
Der
Dammriss
ist eine häufige Verletzung während der Geburt. Betroffen ist der Bereich zwischen Scheidenrückseite und Darmausgang. Ein großes Kind oder eine schnelle Geburt erhöhen das Risiko, dass die Haut übermäßig stark gedehnt wird und einreißt. Je nach Ausmaß der Verletzung lassen sich vier verschiedene Schweregrade bei einem Dammriss unterscheiden. Lesen Sie hier alles Wichtige über den Dammriss.
Der Damm liegt zwischen Scheideneingang und Darmausgang (After). Während der Geburt werden
Haut
und Muskulatur in diesem Bereich stark beansprucht. Insbesondere, wenn der Kopf des Kindes während der Austreibungsphase durch den Geburtskanal tritt, ist die Dehnung sehr stark.
Manchmal stößt das Gewebe dabei an seine Grenzen – ein Dammriss ist die Folge. Neben dem Damm reißen während der Geburt manchmal auch andere Regionen ein, etwa Scheidenhaut,
Schamlippen
,
Gebärmutterhals
(Zervix) oder
Klitoris
.
Ein Dammriss wird in verschiedene Schweregrade unterteilt:
Manchmal vergrößert der Arzt den Beckenausgang gezielt durch einen Dammschnitt (Episiotomie). Ist dieser Schnitt nicht groß genug, kommt es mitunter ebenfalls zum Dammriss während der Geburt.
Auch die Richtung, in die der Arzt den Dammschnitt ausführt, spielt für das Risiko eines Dammrisses eine Rolle. Verläuft der Schnitt senkrecht in der Mitte des Damms in Richtung auf den After zu (medial), steigt das Risiko für einen Dammriss.
Hingegen reduziert ein seitlicher Schnitt (mediolateral), etwa vor einem geburtshilflichen Eingriff wie der Anwendung einer Geburtszange oder einer Saugglocke, das Risiko eines Dammrisses.
Ob es während der Geburt zu einem Dammriss kommt oder nicht, lässt sich nicht generell vorhersagen.
Das Risiko ist jedoch bei folgenden Faktoren erhöht:
Ein Dammriss macht sich durch Schmerzen und eine Blutung bemerkbar, manchmal entsteht ein Bluterguss an der verletzten Stelle.
Viele Frauen nehmen die Symptome aufgrund der Periduralanästhesie (PDA) oder einer herabgesetzten Schmerzempfindlichkeit nach dem Geburtstrauma selbst oft nicht wahr. Hier ist die genaue Untersuchung durch die Hebamme oder den Gynäkologen nötig.
Direkt nach der Geburt untersucht der Gynäkologe Scheide und Damm der Mutter sehr sorgfältig. Falls ein Dammriss vorliegt, beurteilt er genau den Ort und das Ausmaß, das heißt den Grad der Verletzung. Dabei gilt es unter anderem, folgende Fragen zu klären:
Kleinere Risse der Haut heilen von alleine und müssen nicht genäht werden. Die Behandlung von Dammrissen ersten und zweiten Grades ist in der Regel unkompliziert.
Falls erforderlich, versorgt der Arzt den Dammriss mit einer Naht. Dazu verwendet er selbstauflösendes Nahtmaterial. Daher müssen später keine Fäden gezogen werden. Bevor der Arzt am Dammriss eine Naht anlegt, erhält die Frau eine örtliche Betäubung.
Frauen, die eine Periduralanästhesie unter der Geburt erhalten haben, benötigen keine zusätzlichen Schmerzmittel. Je nach Ausmaß der Verletzung sind Schmerzen, Schwellung, ein Spannungsgefühl und Beschwerden beim Sitzen möglich.
Bis zur Heilung des Dammrisses ist der Stuhlgang oft unangenehm. Manchmal brennt die Wunde beim Wasserlassen. Um solche Beschwerden zu lindern, verordnet der Arzt oft ein Mittel, das den Stuhl weich macht (sogenannte Laxantien).
Bei schwerwiegenderen Verletzungen wie einem Dammriss dritten oder vierten Grades ist es empfehlenswert, Laxantien über einen Zeitraum von zwei Wochen einzunehmen.
Zudem ist es hilfreich, den Dammriss nach jedem Toilettengang mit lauwarmem Wasser zu spülen. Sitzbäder und Wundsalben sind zur Behandlung eines Dammrisses nicht erforderlich und beschleunigen die Heilung nicht.
Kühlende Auflagen tragen dazu bei, Schwellung und Schmerzen zu lindern. Bei Bedarf kommen Schmerzmittel zum Einsatz.
Dammrisse dritten und vierten Grades bedürfen immer einer Behandlung. Wichtig ist hier vor allem, die Dammuskulatur und den Schließmuskel des Darms durch eine Naht wiederherzustellen.
Bei einem ausgeprägten und komplizierten Dammriss ist mitunter eine Versorgung unter Vollnarkose erforderlich. Nach der chirurgischen Versorgung von Muskulatur und Darm vernäht der Arzt den Damm schichtweise.
Oftmals dauert es nach dem Abheilen der Wunde noch einige Wochen, mitunter auch Monate, bis der Schließmuskel wieder normal funktioniert.
Die Prognose bei einem Dammriss hängt vom Schweregrad ab, ist aber in der Regel gut. Durchschnittlich dauert die Heilung bei einem Dammriss etwa zehn Tage. Komplikationen wie Entzündungen oder Infektionen der Wunde sind sehr selten.
Sowohl beim Dammschnitt als auch beim Dammriss bleibt eine Narbe als Folge der Verletzung zurück. Bei oberflächlichen Verletzungen ist die Narbe meist klein und weich, bei einem schwerwiegenden Dammriss fühlt sich die Narbe manchmal verhärtet an, wie ein Knubbel.
In einigen Fällen entstehen durch die Vernarbung Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. War durch den Dammriss der Schließmuskel verletzt, besteht ein gewisses Risiko, dass Luft oder Stuhl nicht mehr zuverlässig angehalten werden.
Physiotherapie
mit einem gezielten Beckenbodentraining hilft meist, die Funktion des Schließmuskels zu verbessern. Bleibt eine Stuhlinkontinenz bestehen, kommt unter Umständen eine operative Behandlung infrage.
Mit einfachen Maßnahmen lässt sich der Heilungsprozess bei einem Dammriss positiv beeinflussen:
Die Frage, wann Sex nach der Geburt und einem Dammriss wieder möglich ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich sollten Geburtsverletzungen abgeheilt und der Wochenfluss versiegt sein – dies ist normalerweise etwa vier Wochen nach der Geburt der Fall.
Bei Dammrissen dritten oder vierten Grades ist es sinnvoll, den Frauenarzt um Rat zu fragen, wann die Heilung so weit abgeschlossen ist, dass Geschlechtsverkehr problemlos möglich ist.
Für viele Frauen spielt auch das psychische Empfinden in Bezug auf Sexualität eine wichtige Rolle. So ist es möglich, dass sich die Lust auf Sex nicht einstellt, auch wenn sich der Körper von der Geburt bereits gut erholt hat.
Es ist individuell verschieden und dauert manchmal nur wenige Wochen, mitunter aber auch Monate, bis sich nach der Geburt das sexuelle Verlangen wieder einstellt.
Ob es unter der Geburt zu einem Dammriss kommt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab – und diesen lässt sich nicht generell vorbeugen. Es gibt daher keine bestimmte Maßnahme, durch die sich ein Dammriss zuverlässig vermeiden lässt.
Studien haben aber gezeigt, dass die Anwendung warmer, feuchter Kompressen am Damm während der Geburt sowie vorbereitende Dammmassagen das Risiko von Dammrissen dritten und vierten Grades reduzierten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.
Dammriss
Kurzübersicht
Was ist ein Dammriss?
Welche Grade gibt es?
Dammschnitt
Wie kommt es zu einem Dammriss?
Symptome
Untersuchungen und Diagnose
Behandlung
Prognose und Verlauf
Wann ist Sex nach der Geburt möglich?
Dammriss vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen