Illness name: amaurosis
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Eine
Amaurosis
(Amaurose, Blindheit) liegt vor, wenn man mit einem oder beiden Augen kein Licht wahrnehmen kann. Diese Erblindung kann angeboren sein oder die Folge einer Erkrankung. Dementsprechend können je nach Ursache der Amaurosis weitere Beschwerden auftreten. Darüber hinaus kann je nach Ursache die Blindheit dauerhaft oder nur kurzzeitig bestehen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Amaurosis.
Der Fachbegriff Amaurosis (Amaurose) steht für Erblindung, also das vollkommen Unvermögen einer Lichtwahrnehmung, und zwar in einem oder in beiden Augen. Das entspricht der wissenschaftlichen Definition von Blindheit.
Laut Gesetz liegt eine
Blindheit
natürlich bei allen Menschen mit Amaurosis vor. Zusätzlich werden aber auch jene Menschen als blind eingestuft, bei denen die Sehschärfe (Visus) auf dem besseren
Auge
auch mit Brille oder
Kontaktlinsen
weniger als 0,02 beträgt (Normalwert: 1,0) - die Betreffenden sehen also weniger als zwei Prozent von dem, was ein Normalsichtiger wahrnehmen kann.
Ebenfalls als blind laut Gesetz gelten Menschen, deren Gesichtsfeld weniger als fünf Grad beträgt. Als Gesichtsfeld bezeichnen Mediziner jenen Bereich der Umwelt, den man sehen kann, ohne den Kopf zu bewegen.
Dagegen spricht der Gesetzgeber von einer
Sehbehinderung
, wenn jemand trotz
Brillen
oder Kontaktlinsen auf dem besseren Auge eine Sehschärfe von mehr als 0,05 und höchstens 0,30 aufweist. Der Betreffende kann also zwischen fünf und 30 Prozent von dem wahrnehmen, was ein Normalsichtiger sieht. Ist die Sehschärfe auf dem besseren Auge stärker eingeschränkt auf einen Bereich zwischen 0,02 und 0,05 (also zwischen zwei und fünf Prozent), attestiert der Gesetzgeber eine
hochgradige Sehbehinderung
.
Im Unterschied zu einigen anderen Ländern wird in Deutschland nicht zentral erfasst, wie viele Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung es hierzulande gibt. Schätzungen der Weltblindenunion (WBU) gehen von weltweit 253 Millionen blinden und sehbehinderten Menschen aus. Anhand von Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt man, dass in Deutschland 1,2 Millionen Menschen in Deutschland blind oder sehbehindert sind.
Genauere Daten liefert die Schwerbehindertenstatistik: Ende 2021 waren demnach 66.245 schwerbehinderte Menschen hierzulande blind, 43.015 waren hochgradig sehbehindert und 225.340 hatten eine sonstige Sehbehinderung.
Die Häufigkeit der Blindheit in anderen Regionen der Welt ist sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu Industrieländern kommt es in Entwicklungsländern häufiger zur Erblindung, weil hier verschiedene Infektionskrankheiten verbreitet sind, die das Augenlicht bedrohen. Dazu zählen vor allem:
Zwei andere Erkrankungen, die zu einer Amaurose führen, sollen im Weiteren hauptsächlich betrachtet werden:
Leidet ein Patient an einer Amaurosis, sieht er nichts mehr auf dem betroffenen Auge. Je nach Ursache dieser Blindheit können verschiedene weitere Symptome auftreten.
Bei einer Amaurosis fugax wird jemand plötzlich für wenige Minuten blind, und zwar fast immer nur auf einem Auge. Schmerzen treten dabei keine auf. Diese vorübergehende Blindheit kann unter anderem der Vorbote eines
Schlaganfalls
sein und von weiteren neurologischen Ausfällen begleitet werden wie zum Beispiel einer plötzlichen Halbseitenlähmung.
Bei der Leber’schen kongenitalen Amaurose liegt eine Blindheit beziehungsweise starke Sehbehinderung auf beiden Augen vor - bei manchen Betroffenen schon von
Geburt
an, bei anderen entwickelt sich der Sehverlust innerhalb des ersten Lebensjahres. Manchmal drücken Kinder mit Leber'scher kongenitaler Amaurose wiederholt ihre Finger auf die Augen, weil sie so zumindest Lichtblitze wahrnehmen. Das wird als okulodigitales Phänomen bezeichnet.
Zusätzlich leiden die Patienten oft an unwillkürlichem Augenzittern (Nystagmus), Schielen (
Strabismus
) und
Weitsichtigkeit
. Darüber hinaus kann die Leber`sche kongenitale Amaurose mit einem Katarakt (Trübung der Augenlinse, auch
Grauer Star
genannt) oder einem Keratokonus (Vorwölbung der Hornhaut des Auges) einhergehen.
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die einer Amaurosis zugrunde liegen können. Dementsprechend variabel sind auch die Risikofaktoren. Die häufigsten Ursachen für eine Erblindung in Europa sind folgende:
Abgesehen davon gibt es spezifische Gründe, die zu verschiedenen Arten der Amaurosis führen können. Diese werden im Weiteren geschildert.
Meist ist der Grund für die flüchtige Blindheit eine
kurzzeitige Minderdurchblutung der Netzhaut
(Retina): Ein angeschwemmtes Blutgerinnsel kann vorübergehend die Zentralarterie der Netzhaut (Arteria centralis retinae) verschließen. Durch diese Mikroembolie (Verschluss eines kleinen Gefäßes durch ein angeschwemmtes Gerinnsel) kann der Patient am betroffenen Auge für einige Minuten nichts sehen.
Am häufigsten stammt das Blutgerinnsel von durch
Arterienverkalkung
(
Arteriosklerose
) verengten Halsschlagader (Arteria carotis): Bei Arteriosklerose bilden sich fettreiche Ablagerungen (Plaques) an der Gefäßinnenwand. An diesen Plaques können sich leicht Blutgerinnsel bilden, die sich lösen und mit dem Blutstrom in die Zentralarterie der Netzhaut geschwemmt werden können. Wenn sie diese oder ihre Verästelungen verstopfen, resultiert die vorübergehende Erblindung auf dem betroffenen Auge. Sie kann ein Warnsignal für einen
Schlaganfall
oder eine
TIA
(Vorbote eines Schlaganfalls) sein - die losgelösten Blutgerinnsel aus der Halsschlagader können nämlich auch Hirngefäße verstopfen.
Bei Menschen mit
bestimmten Herzerkrankungen
können sich ebenfalls leicht Blutgerinnsel bilden (innerhalb des Herzens), die in weiterer Folge unter anderem Netzhautgefäße verschließen und so einen vorübergehenden Sehverlust auslösen können. Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel Herzklappenerkrankungen und Vorhofflimmern.
Weitere mögliche Ursachen für eine Amaurosis fugax sind zum Beispiel:
Die häufigste Ursache einer Amaurosis fugax - Arteriosklerose mit Mikroembolie in der Netzhaut - kann unter anderem durch folgende Faktoren begünstigt werden:
Wie der Name bereits sagt, ist die Lebersche kongenitale Amaurose angeboren (=kongenital). Sie wird also von den Eltern an das Kind vererbt. Bisher wurden mehrere Gene gefunden, deren Veränderung (Mutation) diese Art von Blindheit verursachen können. In einigen Fällen reicht bereits die Erbinformation eines Elternteils, um beim Kind zu einer Leber'schen kongenitalen Amaurosis zu führen (autosomal-dominanter Erbgang). Meist aber muss ein Kind von beiden Eltern eine Genmutation vererbt bekommen, um daran zu erkranken (autosomal-rezessiver Erbgang).
Der Augenarzt (Ophthalmologe) ist der richtige Ansprechpartner, wenn Sie auf einem oder beiden Augen nichts sehen können. Er erhebt zuerst Ihre Krankengeschichte, indem er Ihnen verschiedene Fragen stellt wie zum Beispiel:
Anschließend untersucht der Arzt Ihre Augen mit verschiedenen Methoden und Geräten. Er bestimmt etwa den Visus (die Sehschärfe) jedes Auges. Dafür müssen Sie bestimmte Buchstaben oder Zahlen in einer vorgegebenen Entfernung an der Wand erkennen, wobei abwechselnd das linke und rechte Auge abgedeckt wird.
Mittels Spaltlampenuntersuchung kann der Arzt verschiedene Abschnitte des Auges genauer unter die Lupe nehmen. Ebenfalls aufschlussreich kann eine Augenspiegelung (
Funduskopie
) sein. Damit lässt sich der Augenhintergrund genauer begutachten. Eine Elektroretinografie (ERG) hilft bei der Diagnose einer kongenitalen Amaurose. Dabei wird die elektrische Antwort der Netzhaut auf Lichtblitze registriert.
Bei einer
Amaurosis fugax
lassen sich häufig kleine, hell schimmernde Einlagerungen in den Gefäßen der Netzhaut erkennen, die diese verstopfen. Um den Verdacht auf diese Form von Blindheit zu bestätigen und eventuell drohende Engpässe in der Blutversorgung des Gehirns rechtzeitig zu erkennen, sollten noch ein Neurologe und ein Gefäßchirurg hinzugezogen werden. Sie untersuchen die Arterien, die das
Gehirn
mit
Blut
versorgen zum einen mit dem Stethoskop und zum anderen mittels
Ultraschall
(Sonografie). So können sie mögliche Verengungen feststellen.
Von einer durchblutungsbedingten Amaurosis müssen andere möglichen Ursachen für die akute Sehverschlechterung abgegrenzt werden (z.B.
Migräne
,
Sehnerventzündung
).
Bei der
Leber'schen kongenitalen Amaurose
kann der Augenarzt in der Untersuchung neben dem Sehverlust meist auch folgende Befunde erheben:
Bei dieser erblichen Blindheit sollten von einem Kinderarzt mögliche weitere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die häufig zusätzlich vorkommen. Dazu zählen unter anderem Nierenerkrankungen,
Epilepsie
und geistige Behinderung.
Blindheit erschwert das Alltagsleben erheblich. Mithilfe von verschiedenen Hilfsmitteln können sich blinde Menschen aber in ihrer Umwelt zurechtfinden. Dazu gehören unter anderem:
Zudem können Blindenhunde die Sicherheit unterwegs erhöhen, weil sie auch höher gelegene Hindernisse wie zum Beispiel hängende Briefkästen erkennen, die ein Blindenstock verfehlt.
Die flüchtige Blindheit (Amaurosis fugax) heilt meist nur wenige Minuten an, bevor sich das Sehen wieder spontan normalisiert. Weil sie immer als Warnsignal für einen drohenden Schlaganfall betrachtet werden muss, gilt es, langfristig die Durchblutung der hirnversorgenden Arterien sicherzustellen. Dafür ist häufig eine sogenannte Blutverdünnung notwendig: Der Patient bekommt Medikamente (wie
Acetylsalicylsäure
), die verhindern, dass das Blut gerinnt und so Gefäße verengt.
Außerdem ist eine gesunde Lebensweise von großer Bedeutung, um einem möglicherweise drohenden Schlaganfall zu entgehen. Sie umfasst unter anderem:
Wird als Ursache der Amaurosis fugax eine Arteriitis temporalis diagnostiziert, muss der Patient umgehend mit einem Kortisonpräparat behandelt werden. Sonst droht eine dauerhafte Erblindung!
Beruht die angeborene Blindheit auf einer Mutation im RPE65-Gen, besteht die Möglichkeit einer Gentherapie: Dabei wird der Wirkstoff Voretigen Neparvovec unterhalb der Netzhaut injiziert. Das soll bewirken, dass sich die Patienten bei schlechten Lichtverhältnissen besser orientieren können.
Weitere Therapiemöglichkeiten (auch gegen anderen Genmutationen) sind noch Gegenstand der Forschung.
Je nach Ursache der Amaurosis kann sie von Dauer sein oder nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Die flüchtige Blindheit (Amaurosis fugax) hält meist nur eine bis fünf Minuten an und klingt dann von allein ab. Als mögliches Warnsignal für einen drohenden Schlaganfall muss sie aber immer ernst genommen werden!
Die
Amaurosis
congenita Leber ist eine unheilbare Erkrankung. Betroffene Kinder kommen oft schon blind zur Welt oder erblinden während ihres ersten Lebensjahres. In einigen Fällen verbleibt ein kleiner Teil des Gesichtsfeldes, sodass die Patienten mit entsprechenden Sehhilfen sogar lesen lernen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Amaurosis
Amaurosis: Beschreibung
Was versteht der Gesetzgeber unter Blindheit und Sehbehinderung?
Blindheit: Häufigkeit
Amaurosis: Symptome
Symptome der Amaurosis fugax
Symptome der Leber’schen kongenitalen Amaurose
Amaurosis: Ursachen und Risikofaktoren
Amaurosis fugax: Ursachen
Risikofaktoren für Amaurosis fugax
Leber'sche kongenitale Amaurose: Ursachen
Amaurosis: Untersuchungen und Diagnose
Befunde bei Amaurosis
Amaurosis: Behandlung
Therapie bei Amaurosis fugax
Therapie bei Leber'scher kongenitaler Amaurose
Amaurosis: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen