Illness name: hodenentzuendung
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Bei der
Hodenentzündung
(Orchitis) handelt es sich um eine schmerzhafte Infektion des Hodens mit Viren oder Bakterien. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Auch sexuell aktive Männer oder Patienten mit Prostataerkrankungen entwickeln häufiger eine Hodenentzündung. Da der Hoden eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielt und Hodenerkrankungen mitunter zum Verlust der Zeugungsfähigkeit führen, sollte bei Beschwerden immer schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Lesen Sie mehr über die Hodenentzündung!
Die Hodenentzündung (Orchitis) ist eine meist durch
Viren
verursachte Entzündung des Hodengewebes. Sie tritt einseitig oder beidseitig auf. In den meisten Fällen erstreckt sich die Entzündung auch auf den/die
Nebenhoden
. Die kombinierte Entzündung der Hoden und Nebenhoden wird Epididymorchitis genannt.
Eine Hodenentzündung tritt vor allem bei Jungen nach der Pubertät und bei Männern auf. Bei Kindern ist sie seltener. In den meisten Fällen lässt sich die Orchitis erfolgreich behandeln.
Je nach Ursache der Hodenentzündung kommt es zu leicht unterschiedlichen Symptomen. Bei einer Virusinfektion treten innerhalb von wenigen Stunden plötzlich Schmerzen und eine Schwellung im Hodenbereich auf. Berührungen, enge Kleidung und Bewegungen sind schmerzhaft. Der Hoden ist gerötet.
Sehr oft sind Mumps-Viren die Verursacher der Hodenentzündung. Die Patienten haben dann meist ebenfalls eine Schwellung der Ohrspeicheldrüsen und Schmerzen im Gesichts- und Halsbereich, insbesondere beim Kauen.
Auch eine bakterielle Hodenentzündung geht mit Symptomen wie starken Schmerzen, Rötung und Schwellung einher. Allerdings entwickeln sich die Symptome im Verlauf einiger Tage und nicht innerhalb von Stunden. Bei einer bakteriellen Entzündung ist meist auch der Nebenhoden betroffen.
Eine Orchitis ist manchmal von Fieber begleitet.
Die Behandlung einer Hodenentzündung richtet sich danach, ob
Bakterien
oder Viren die Auslöser sind.
Bei einer Virus-Infektion wie der Mumps-Orchitis besteht die Therapie in aller Regel in der Linderung der Beschwerden. Zu dieser symptomatischen Therapie gehören besonders folgende Maßnahmen:
Als Hausmittel bei einer Hodenentzündung ist es außerdem wichtig und wohltuend, den Hoden mit feuchten Umschlägen zu kühlen.
Bei Erwachsenen mit einer viralen Hodenentzündung verordnet der Arzt mitunter Kortison, um die Entzündung im Hodengewebe zu mildern.
Wird die Hodenentzündung durch Bakterien verursacht, kommt zur oben beschriebenen symptomatischen Therapie noch eine ursächliche Behandlung mit Antibiotika hinzu. Je nach Patient, Alter und Erregerart gibt es hier unterschiedliche Wirkstoffgruppen, die Verwendung finden. Häufig werden Tetracycline (wie
Doxycyclin
), Fluorchinolone (wie
Ciprofloxacin
) oder Cephalosporine (wie
Ceftriaxon
) eingesetzt.
Unabhängig von der Ursache der Hodenentzündung spritzt der Arzt in manchen Fällen zur Schmerzlinderung ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in die Nähe des Samenstrangs.
Die häufigste Ursache für eine Hodenentzündung ist eine Infektion mit Mumps-Viren. Diese Erreger sind hoch ansteckend und werden ähnlich wie die Grippe-Viren etwa beim Niesen oder
Husten
über kleinste Tröpfchen im Raum übertragen. Eine Hodenentzündung tritt als Folgeerkrankung von Mumps oft bei Jugendlichen und Männern auf. Kinder entwickeln seltener eine Orchitis.
Auch andere Virus-Infektionen gehen manchmal mit einer Hodenentzündung einher. Dazu zählen unter anderem Infektionen mit dem Varizella-Zoster-Virus (Erreger der Windpocken und
Gürtelrose
), dem Ebstein-Barr-Virus (Erreger der Mononukleose = Pfeiffersches Drüsenfieber) oder mit Coxsackie-Viren.
Ebenso zählen bakterielle Infektionen zu den Auslösern einer Orchitis, beispielsweise eine Salmonellose oder
Brucellose
. Auch infolge einer sexuell übertragbaren Krankheit wie Gonorrhö (Tripper) oder Lues (Syphilis) ist eine Entzündung der Hoden möglich.
Manchmal leiden die Patienten zuerst an einer Nebenhodenentzündung (Epididymitis), etwa durch aufsteigende Keime bei einem Harnwegsinfekt. In weiterer Folge breiten sich die Erreger dann von den Nebenhoden auf die Hoden aus.
Eine Hodenentzündung tritt außerdem manchmal als Folge eines Traumas (etwa Gewalteinwirkung auf den Hoden) auf.
Eine Hodenentzündung ist meist sehr schmerzhaft und unangenehm. Sie lässt sich aber im Allgemeinen erfolgreich behandeln.
Bei einer Mumps-Orchitis dauern die Beschwerden ungefähr eine Woche (drei bis zehn Tage). Die Dauer einer bakteriellen Hodenentzündung erstreckt sich je nach Ansprechen auf die Antibiotika-Therapie ebenfalls auf mehrere Tage.
Nach einer viralen Hodenentzündung ist die Spermienproduktion meist für einige Monate beeinträchtigt. In selteneren Fällen wird das Hodengewebe so geschädigt, dass dauerhaft zu wenige oder zu langsame Spermien produziert werden – der Patient bleibt im Extremfall unfruchtbar. Davon betroffen sind ein bis zwei Prozent der Patienten mit einer Mumps-Orchitis.
Als Komplikation einer
Hodenentzündung
entsteht in manchen Fällen ein Abszess (durch Gewebeeinschmelzung entstandene, abgekapselte Eiteransammlung). Er muss operativ ausgeräumt werden.
Aus der Schilderung der Symptome und der vorsichtigen Untersuchung des Hodens schließt der Arzt meist sehr schnell auf eine Hodenentzündung. Einen wichtigen diagnostischen Hinweis liefert das sogenannte Prehn-Zeichen: Bei einer Hodenentzündung lässt der Schmerz oft nach, wenn der Hoden leicht angehoben wird.
Mithilfe einer besonderen Ultraschall-Untersuchung (
Dopplersonografie
) prüft der Arzt außerdem die Durchblutung des Hodens. Bei einer Entzündung ist die Durchblutung gesteigert.
Beide Untersuchungen (Prehn-Zeichen und Dopplersonografie) sind wichtig, um eine Hodentorsion (Hodenverdrehung) als Ursache für die Schmerzen auszuschließen. Hierbei verdreht sich der Hoden am Samenstrang, was die Blutzufuhr unterbricht (sichtbar in der Dopplersonografie).
Außerdem ist das Prehn-Zeichen bei einer Hodentorsion negativ, das heißt die Schmerzen lassen beim Anheben des Hodens nicht nach. Die genaue Unterscheidung zwischen Hodenentzündung und Hodentorsion ist sehr wichtig, denn bei Letzterem handelt es sich um einen Notfall, der sofort operiert werden muss!
Sollte der Verdacht auf eine Mumps-Orchitis bestehen und keine Impfung gegen Mumps stattgefunden haben, hilft ein Bluttest, die Krankheit nachzuweisen. Dazu wird im
Blut
nach spezifischen Antikörpern gegen das Mumps-Virus gesucht.
In einem
Urintest
lassen sich gegebenenfalls begleitende Harnwegsinfekte nachweisen.
Bei Verdacht auf eine sexuell übertragbare Krankheit lassen sich die jeweiligen Erreger in einem Abstrich der
Harnröhre
nachweisen. Bestätigt sich der Verdacht, sollten Sexualpartner in die Behandlung mit eingeschlossen werden, um ein gegenseitiges Infizieren zu vermeiden.
Nicht gegen jede Ursache einer Hodenentzündung ist eine Vorbeugung möglich. Gegen einige Virusinfektionen (wie Mumps, Windpocken), die im Zusammenhang mit einer Entzündung der Hoden stehen, sind aber Schutzimpfungen verfügbar.
Die
Mumps-Impfung
erfolgt meist zusammen mit der Impfung gegen Masern und
Röteln
in einer gemeinsamen Impfung (MMR-Impfung), die Impfung gegen Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) erfolgt separat.
Die Impfung findet normalerweise im Kleinkindalter statt, aber auch für Erwachsene, die nicht geimpft sind oder einmal an den Infektionen erkrankt waren, gilt die Impfung als sinnvoll. Das trifft besonders auf Personen zu, die beruflich einem höheren Infektionsirisko ausgesetzt sind, zum Beispiel Lehrer oder Erzieher.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Hodenentzündung
Kurzübersicht
Was ist eine Hodenentzündung?
Was sind die Symptome bei einer Hodenentzündung?
Was kann man selbst gegen eine Hodenentzündung tun?
Viral bedingte Hodenentzündung behandeln
Bakterielle Hodenentzündung behandeln
Was sind die Ursachen für eine Hodenentzündung?
Hodenentzündung: Dauer und Prognose
Wie lässt sich eine Hodenentzündung feststellen?
Abgrenzung zur Hodentorsion
Laboruntersuchungen
Wie lässt sich einer Hodenentzündung vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen